progues avatar

progue

  • Mitglied seit 22.05.2013
  • 22 Freund*innen
  • 386 Bücher
  • 210 Rezensionen
  • 258 Bewertungen (Ø 3,37)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne54
  • 4 Sterne57
  • 3 Sterne94
  • 2 Sterne37
  • 1 Stern16
Sortieren:
Cover des Buches Changers - Band 1, Drew (ISBN: 9783440143629)

Bewertung zu "Changers - Band 1, Drew" von T Cooper

Changers - Band 1, Drew
proguevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch, das mit einer originellen Idee stark beginnt, aber nicht völlig durchdacht ist und mit zu vielen Fragen unbefriedigt zurücklässt.
Sie sind unter uns

Stell dir vor, du erwachst eines Morgens und bist nicht mehr du selbst.
Stell dir vor, du schläfst als Junge ein und erwachst als Mädchen.
Stell dir vor, du musstest deshalb die Schule wechseln und ein gänzlich neues Leben anfangen.
Stell dir vor, plötzlich wird dir mitgeteilt, dass du zu einer uralten Menschenrasse - den Changers - gehörst.
Und stell dir vor, der Rat der Changer schreibt dir alles vor und du musst sogar aufpassen, mit wem du dich anfreundest.

All dies ist Ethan passiert. Nur dass Ethan jetzt nicht mehr Ethan ist, sondern Drew. Klingt komisch? Ist aber so.

Als der vierzehnjährige Ethan an dem Tag, an dem er in seine neue Schule in einer neuen Stadt kommt, die Augen aufschlägt, fällt er aus allen Wolken. Er ist plötzlich ein blondes Mädchen. Seine Eltern sind aus dem Häuschen und erklären ihm, dass er wie sein Vater ein Changer ist, jemand, der im Alter zwischen 14 und 18 viermal seine Identität wechselt. Angeblich gehören sie einer uralten Rasse an, die dazu bestimmt ist, die Menschheit zu retten. Mindestens. Deshalb gibt's für die frischgebackene Drew jetzt ganz viele neue Regeln - unter anderem die der Mädchen, die Menstruation. Das ergibt jede Menge Komplikationen, denn wie soll sich jemand, der sein ganzes Leben als Junge verbracht hat, plötzlich als Mädchen verhalten? Dann ist da der Rat der Changer, der ihr ständig Vorschriften macht, sogar über Freunde bestimmen will. Natürlich spielen gerade jetzt auch die Hormone verrückt, so dass Ethan/Drew kaum noch geradeaus denken kann. Verliebt er sich gerade als Drew in Chase, diesen netten, sexy Jungen, oder als Ethan in Audrey, dem einzigen Mädchen, das sich nicht wie eine Zicke aufführt?

All das erzählt uns Drew in lässiger, manchmal schnoddriger Jugendsprache, die sehr gut zu dem Alter passt. Da Changer mit einer Art Nanotechnik gezwungen werden, in ihrem Kopf Tagebuch zu führen, sind wir immer sehr nah dran am Geschehen - oder auch nicht. Denn zwischendurch wird auch gern mal ein Sprung von Monaten gemacht: zwischen Tag 27 und 84 ist Sendepause. Was ist passiert? Wie ist es Drew gerade in dieser komplizierten Zeit ergangen? Keine Ahnung. Die Autoren wahrscheinlich auch nicht, denn das passiert später noch einmal. Immer dann, wenn sich gerade eine Situation extrem zuspitzt und man wissen möchte, was passiert ist, ist Schluss. Auch ohne irgendwelchen Erklärungen. Jetzt könnte man argumentieren, dass eben in der Zeit nichts Spannendes passiert ist und nur das Wichtigste erzählt wird, aber dazu ist das, was ansonsten mitgeteilt wird, oft zu banal, um wirklich wichtig zu sein. Das frustriert, das nimmt Fahrt aus der Handlung und Spaß am Lesen. Hinzu kommen Logiklücken, die einfach mit "Ist eben so" abgetan werden und so viele unbeantwortete Fragen, dass man allein mit ihnen ein neues Buch schreiben könnte. Natürlich soll in einer Tetralogie nicht alles im ersten Buch aufgedeckt werden, aber die Leser einfach so im Regen stehen zu lassen, ist auch nicht die feine englische Art.

Fazit: Starker Anfang, tolle Idee, aber erscheint nicht bis zum Ende durchdacht und lässt zu viele Fragen offen.

Cover des Buches Talisker Blues (ISBN: 9783940258168)

Bewertung zu "Talisker Blues" von Mara Laue

Talisker Blues
proguevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Leider konnte die Spannung nicht bis zum Ende gehalten werden und zum Schluss gab es mir zu viel Friede-Freude-Eierkuchen.
Tha mi neo-chiontach!

Tha mi neo-chiontach ist Gälisch und heißt "Ich bin unschuldig!". Doch unschuldig ist Kieran MacKinnon sicherlich nicht, denn er saß 20 Jahre wegen des Mordes an seiner damaligen Freundin hinter Gittern. An den Mord selbst konnte und kann er sich nicht erinnern, denn er war so sturztrunken wie nie zuvor. Jetzt ist er wieder frei und er kehrt zurück in seine Heimat, auf die Insel Skye, und hofft auf eine zweite Chance im Leben. Seine Eltern wollen von ihm nichts mehr wissen, sein Bruder Paddy ist hin- und hergerissen, ein alter Mann bekommt vor lauter Schreck gar einen Herzinfarkt, als er ihn erkennt. Das Leben in Freiheit ist also alles andere als angenehm, doch dann scheint er endlich wieder einmal Glück zu haben. Paddy besorgt ihm einen Job bei Talisker, der Whisky-Destillerie, und er begegnet Catriona, einer offenen, herzlichen Frau, die nicht auf Gerüchte hören will, sondern Kieran als den Mann kennenlernen, der er jetzt ist.

Doch dann scheint ihn die Vergangenheit wieder einzuholen. Es spricht sich herum, wer Kieran ist, er wird von Arbeitskollegen angegriffen, verliert seinen Arbeitsplatz und dann findet man am Strand eine Leiche. Sie wurde genauso ermordet wie das Mädchen vor 20 Jahren und alle Spuren deuten wieder auf Kieran, der kein Alibi und kaum eine Chance hat, sich zu verteidigen, zumal der Polizist, der ihn damals festgenommen und ins Gefängnis gebracht hat, fest entschlossen ist, ihn ein für alle Male wegzusperren.

Das ist mein zweites Buch von Mara Laue, und wie schon bei Singleton Soul gelingt es ihr gut, die Athmosphäre in Schottland festzuhalten. Die Schreibweise ist gut und routiniert und der Einstieg ins Buch gelingt gut. Es wird auf zwei Ebenen erzählt, einmal in der Jetztzeit, einmal von 1991, als der erste Mord stattfand. Bis zur Hälfte gefiel mir das Buch auch sehr gut, aber spätestens, als es mit Catriona losging, nahm die Spannung ab und der extreme Edelmut des geläuterten Häftlings begann zu langweilen. Auch wurde es zu klischeemäßig mit der Bosheit der Leute auf der einen Seite und dem Gutmenschentum Catrionas und einiger anderer auf der anderen. Was ich richtig schlimm finde, ist der Schluss, wo sich die wichtigsten Leute alles verzeihen und geradezu einander in die Arme fallen. Ich finde es nicht authentisch, dass ein Mann, dem Jahrzehnte seines Lebens gestohlen wurden, so mild und gut ist, dass er alles auf sich beruhen lässt oder gar ein für alle Male seinen Hass begräbt. Das hat mir die zweite Hälfte des Buches tatsächlich recht verleidet.

Fazit: Ein Buch, das interessant mit der Aufarbeitung eines Mordes beginnt, aber leider die Spannung nicht halten kann, zumal der wahre Tathergang recht vorhersehbar war.

Cover des Buches Rialla - Die Sklavin (ISBN: 9783404207701)

Bewertung zu "Rialla - Die Sklavin" von Patricia Briggs

Rialla - Die Sklavin
proguevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Was war das denn? Wo blieb die Spannung, die Originalität und der gute Stil, der die Mercy-Thompson-Bücher auszeichnete?
Kein magischer Funke

Lasst mich euch Folgendes sagen: Ich finde die Mercy-Thompson-Reihe von Patricia Briggs hervorragend. Also landete dieses Buch hier natürlich auf meinem Sub, wo es eine Weile vor sich hindümpelte. Leider muss ich noch etwas sagen: Hindümpeln ist ein gutes Wort, um dieses Buch zu beschreiben. Ich bin nicht gerade enttäuscht - oder doch. Eigentlich schon. Ich bin enttäuscht, weil ich von der Autorin einfach Besseres gewohnt war. Das hier kommt mir vor, als hätte sie es mal in ihrer Teenagerzeit als Fanfiction zu irgendwas geschrieben und sich nach ihrem Erfolg gedacht "Warum nicht? Hat doch bei E. L. James auch funktioniert".

Wir befinden uns in einer eher mittelalterlichen Welt, in der Magie in einigen Staaten erlaubt und in anderen verboten ist. Als der Meisterspion von Sianim davon erfährt, dass in den Nachbarstaaten Kräfte am Werk sind, die einen neuen Krieg entfachen wollen, indem sie dafür sorgen, dass ein wichtiger Adliger umgebracht wird, schickt er nicht nur den Bruder des möglichen Opfers zurück in seine Heimat, sondern auch Rialla. Rialla ist entgegen des Klappentexts keine ausgebildete Spionin, aber sie beherrscht die Sprache des Nachbars, weil sie dort jahrelang als Sklavin gehalten wurde, bevor ihr die Flucht gelang. Der Meisterspion überredet sie, seinen Auftrag anzunehmen mit dem Versprechen, dass durch ihre Hilfe die Sklaverei drüben abgeschafft wird. So vage, wie ich es hier beschreibe, so vage bleibt übrigens auch diese ganze politische Angelegenheit.
Bei einem Anschlag auf den Adligen, den sie beschützen sollen, lernt sie den Heiler Tris kennen (mit dem Namen hatte ich übrigens die ganze Zeit Probleme, weil Tris für mich ein Frauenname ist). Tris verfügt über besondere Heilkräfte und Magie, doch Rialla entdeckt, dass sie ebenso über besondere Kräfte verfügt. Sie ist eine Empathin und kann von fast allen Menschen nicht nur Gefühle wahrnehmen, sondern diese Gefühle auch gegen diese Menschen wenden.

Trotz all ihrer Maßnahmen werden ihre Bemühungen boykottiert und sie findet sich wieder in der Gewalt des Mannes, der sie einst versklavt hat. Er ist intrigant und grausam und außerdem ein sehr, sehr mächtiger Zauberer. Als er Rialla auf seine Burg verschleppt, bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, um herauszufinden, was eigentlich passiert ist - doch sie hat noch immer Hilfe von Tris.

Eigentlich gibt der Plot jede Menge Handlung und Action her. Doch leider ist das Ganze meistens so spannend wie der Abspann eines Rosamunde-Pilcher-Filmes. Jegliche Gefahr, die bestehen könnte, wird durch die Superkräfte von Tris und Rialla schnell gebannt. Nicht einmal die Szenen im Kerker waren besonders bewegend, weil Tris auch mal eben durch Wände gehen kann, um Rialla zur Seite zu stehen. Die sich zwischen ihnen entwickelnde Liebe war alles andere als glaubwürdig und überhaupt war die Geschichte so lieblos heruntergeschrieben, dass es eher zum Gähnen war. Im Übrigen war ich auch von der Übersetzung nicht sonderlich angetan. Sätze wie "Sie machte ihn lachen" mögen vielleicht im Englischen ok sein, in unserer Sprache klingen sie grausam nach Babbelfish.

Fazit: Um der alten Mercy-Thompson-Bücher-Zeiten noch 2 Punkte. Aber seien wir ehrlich - das war eher nichts.  

Cover des Buches Kalte Fährte (ISBN: 9783827012487)

Bewertung zu "Kalte Fährte" von Susanne Mischke

Kalte Fährte
proguevor 9 Jahren
Cold Case

Alles beginnt mit einer Gespenstergeschichte: Die Kinder eines kleines Ortes erzählen sich etwas über einen Geist, der gruselige Laute aus einem verlassenen Brunnen ausstößt. Als Erwachsene der Sache auf den Grund gehen, finden sie zwar keinen Geist, aber etwas, das wirklich gruselig ist. Einen Toten, der von Ratten so zerfressen ist, dass man ihn kaum noch sehen kann. Und damit wird es zu einem Fall für Francesca Dante, die italienische Wurzeln und eine teilweise nervige Großfamilie hat, und Carolus Jessen, den nordisch kühlen Kommissar, der gleichzeitig ihr Chef ist. Es stellt sich heraus, dass der Mann im Brunnen ermordet wurde - auf grausame Art und Weise. Und dass er außerdem in einen ungelösten Mordfall verwickelt ist. Doch damit nicht genug. Alle Mitglieder seiner ehemaligen Clique scheinen zumindest verdächtigen Todesfällen zum Opfer gefallen zu sein. Ist es möglich, dass ein Serienkiller am Werk ist?

Francesca und Jessen müssen den alten Mordfall neu aufrollen, um hinter das Motiv zu kommen. Doch ist Jessen wirklich interessiert daran, diese Morde aufzuklären? Je tiefer Francesca gräbt, desto mehr Leichen im Keller verschiedener Leute finden sich, und auch die Polizei hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Als Francesca nicht mehr weiß, wem sie überhaupt noch trauen kann, lässt sie sich beurlauben und ermittelt auf eigene Faust weiter, ohne zu ahnen, dass sie einer gefährlichen Person geradewegs in die Arme läuft ...

Dieser Krimi hat Spaß gemacht mit seinen so verschiedenartigen Protagonisten, die man recht gut kennenlernen durfte, da die Perspektiven der einzelnen Ermittler immer mal gewechselt wurden. Der Schreibstil der Autorin nimmt gefangen, und auch, wenn man anfangs darüber stolpert, dass es keine Kapitel gibt, sondern die Handlungsstränge nur durch Leerzeilen abgetrennt werden, gewöhnt man sich schnell daran und es stellt kein Problem dar. Der Fall nimmt verschiedene Wendungen, so dass ein geradliniges Ermitteln nicht möglich ist, zumal immer mal wieder verschiedene Leute ihre eigene Agenda verfolgen. Manchmal hat mich gestört, dass Jessen oder auch Dante das ein oder andere Mal begriffsstutzig wirkten. Das kann allerdings auch der Tatsache geschuldet sein, dass sie im Gegensatz zum Leser nicht das ganze Bild präsentiert bekommen haben. Interessant fand ich das Verwenden von indirekter Redeweise und die Auflösung des Falles, die darin gipfelte, dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war.

Fazit: Ein spannender erster Fall von Dante und Jessen, der Lust auf weitere Ermittlungen des Teams macht.

Cover des Buches Wer die Lilie träumt (ISBN: 9783839001547)

Bewertung zu "Wer die Lilie träumt" von Maggie Stiefvater

Wer die Lilie träumt
proguevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Was für eine Geschichte! Was für Protagonisten! Was für ein Schreibstil! Abenteuer, Ideen, Originalität - besser geht's nicht.
Von gefährlichen Tagträumern und sympathischen Auftragsmördern

Magie, Magie, das Buch besteht aus purer Magie. Ich lasse mich ja nur selten zu Begeisterungsstürmen hinreißen, und bei Mehrteilern noch seltener, doch Ma(g)gie Stiefvater scheint mir zu dieser raren Spezies Autoren zu gehören, die mit müheloser Leichtigkeit komplexe Geschichten erzählen, die einen in den Bann ziehen. Da, ich habe es getan und eine leere Worthülse benutzt: in den Bann ziehen. Wie schnöde. Und wie wahr.

Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Raven Boys und auch hier geht es wieder um Blue Sargent, dem einzigen Mädchen in einer Frauenfamilie aus Wahrsagerinnen, der eben diese Fähigkeit nicht gegeben ist, und ihren Freunden von der Snobschule Aglionby Gansey, Ronan, Adam und Noah. Sie sind noch immer auf der Suche nach den Ley Lines oder besser noch nach dem, was sich irgendwo auf irgendeiner Ley Line verbirgt: das Geheimnis um den mysteriösen König Glendower. Nach dem Opfer, das Adam im ersten Buch vollbrachte, scheinen diese Ley Lines instabil zu werden und der magische Wald verschwindet. Doch das ist nur eines ihrer Probleme. Ronan entwickelt sich zum Tagträumer, der Dinge aus seinen Träumen mitnehmen kann, geheimnisvolle Einbrüche scheinen mit den instabilen Ley Lines in Verbindung zu stehen, Adam wird von Visionen geplagt, Blue darf noch immer nicht ihre wahre Liebe küssen und dann kommt auch noch ein Auftragmörder in die Stadt. Einen gefährlicheren Killer als den grauen Mister Gray hat die Welt kaum vorher gesehen - und ich liebe ihn.

Ihn und eigentlich fast alle anderen Protagonisten, die in diesem Buch vorkommen. Denn das ist eine der Stärken der Autorin: Sie erschafft für uns nicht nur einen völlig neuartigen Plot, sie gibt uns Bezugspersonen, die so dreidimensional, so präsent, so sympathisch und voller Schwächen und Stärken sind, die man in einem Augenblick schütteln und im nächsten Moment in den Arm nehmen möchte. Stiefvater beschränkt sich dabei nicht allein auf die Hauptpersonen, nein, selbst ihre Nebendarsteller werden mit wenigen Pinselstrichen so ins Bild gerückt, dass man sie zu kennen vermeint. Ich habe sogar Sympathien für einige der Antagonisten empfunden, wie zum Beispiel Kavinsky, weil sie eben diese Leute nicht einfach nur dumm oder böse handeln lässt um des Dumm- oder Böseseins Willen. Hinzu kommt ein Schreibstil, der einfach nur umhaut, Dialoge, die abseits von kitschigem oder mainstreamigen Teeniefantasyschrott sind und trotz aller Magie eine Authenzität im Erzählstrang, dass ich ihr sogar abgenommen hätte, wenn sie ihre Helden auf lilafarbenen Einhörnern in den Sonnenuntergang hätte reiten lassen.

Fazit: Der zweite Band der Raven Boys steht dem ersten in nichts nach und macht einfach nur Lust auf mehr. Her mit dem dritten Buch der Reihe!

Cover des Buches Vegan! (ISBN: 9783000284045)

Bewertung zu "Vegan!" von Marc Pierschel

Vegan!
proguevor 9 Jahren
Das Handbuch für Veganer

Entgegen all den Medienberichten ist die Entscheidung für ein veganes Leben in der Regel kein Trend, nicht das Bedürfnis, in sein zu wollen oder gar irgendwo dazuzugehören. Es ist normalerweise eine Entscheidung, die man bewusst und durch langwierige Überlegungen trifft, und dabei spielt es eigentlich keine Rolle, ob man es macht, weil man sich für den Tierschutz einsetzen möchte, wegen gesundheitlicher Bedenken, weil man gegen den Hunger der Welt ist oder aus allen drei Gründen. Wer sich dafür entscheidet, beschäftigt sich also in den meisten Fällen auch stark damit, denn vegan zu leben bedeutet nicht nur eine Umstellung in der Küche, auch wenn es sich dort am stärksten auswirkt.

Marc Pierschel hat hier also eine Lektüre erschaffen, die tatsächlich so etwas wie ein Handbuch ist. Zu Beginn mag es ein bisschen trocken und theoretisch sein, denn er geht auf die Anfänge nicht nur des Veganismus zurück, sondern auch zu den frühen Überlegungen von Philosophen und Denkern, denn damit ist der Einstieg geschaffen. Ist der Mensch die Krone der Schöpfung und damit berechtigt, andere Lebewesen nicht nur zu unterdrücken, sondern auch zu töten? Rechtfertig ein kurzzeitiger lukullischer Genuss das endlose Tiersterben und -leid? Doch keine Panik, Pierschel hält sich nicht lange mit solchen Überlegungen auf - es ist schließlich Sache der Leser, selbst über sein Leben nachzudenken. Vielmehr gibt er einen praktischen Ratgeber an die Hand für diejenigen, die sich entschlossen haben, auf Tierprodukte zu verzichten. Und obwohl es nie einfacher war als jetzt, gibt es dabei noch immer so einige Fallen.

Äußerst praktisch dabei fand ich gerade zum Schluss die Nährstofftabelle und eine E-Nummernliste sowie Links zu Tierschutz- und veganen Seiten. Tatsächlich ist in einer Menge dieser E-Nummern noch jede Menge Tierliches enthalten - und da die meisten wohl kaum alle chemischen Zusätze auswendig lernen, ist es von Vorteil, dass das Buch so handlich ist, dass man es problemlos in der Jackeninnentasche mit sich herumtragen kann.

Fazit: Ein nützlicher Ratgeber mit Hintergrundinformationen, nützlichen Tipps, ein bisschen Philosophie und sehr viel Menschlichkeit.

Cover des Buches Ich bin dann mal vegan (ISBN: 9783596031047)

Bewertung zu "Ich bin dann mal vegan" von Bettina Hennig

Ich bin dann mal vegan
proguevor 9 Jahren
Wären Schlachthöfe aus Glas, wären die meisten Menschen Vegetarier

Ganz ehrlich? Ich habe eigentlich nicht viel von diesem Buch erwartet, schon gar nicht mit diesem Untertitel "Glücklich und fit und nebenbei die Welt retten". Ich dachte, hier könnte es sich um eine Art "Moppel-Ich" für Veganer handeln, nur eben von Bettina Hennig statt Susanne Fröhlich. Und tatsächlich sind ein paar Parallelen vorhanden. Beide sind Journalistinnen, beide verfügen über einen locker-luftig-lustigen Schreibstil. Beide haben sie eine Agenda (gehabt) - über eine Sache ein Buch zu schreiben, die ihnen gerade irgendwie am Herzen lag, wobei auch gelegentliche Ausflüge ins Privatleben unternommen wurden.

Was mir hier jedoch gefallen hat, war, dass sich die Autorin die ganze Sache mit dem veganen Leben nicht einfach gemacht hat. Natürlich ging es anfangs nur um ein Interview mit dem bekanntesten Vertreter der veganen Lebensweise (ich nenne jetzt seinen Namen nicht, ihr wisst schon, wer gemeint ist, und er bekommt wirklich genügend Aufmerksamkeit), doch irgendwie und plötzlich rutschte die Journalistin hinein, mittendrin statt nur dabei, sozusagen. Sie folgte einem Trend und bemerkte, dass es nicht nur ein Trend sein muss, dass es, wenn man es konsequent zu Ende denkt, eigentlich nur diesen Weg geben kann. Sie versuchte, sich kundig zu machen, mit der Materie zu beschäftigen und hat dafür Nachforschungen angestellt. Hat sich in Foren angemeldet und Fragen gestellt, Bücher gelesen, Filme gesehen. (Diese Filme sollten Schulpflicht werden, finde ich.) Sie hat mit Freunden und Bekannten geredet, diskutiert und manchmal auch gestritten, hat sich mit Veganern getroffen, die aktiv für Menschen- und Tierrechte eintreten und dort nicht gestoppt. Etwas, das ich ihr hoch anrechne, ist, dass sie irgendwann gesagt hat, sie möchte selbst auch etwas tun, und egal, ob sie es hier medienwirksam vermarktet oder nicht, sie hat es getan. Ob es sich um einen kaum beachteten Flashmob mit weniger als 50 Menschen handelt oder um eine Kundgebung mit mehr als 30.000 Demonstraten, Hennig hat nicht einfach bei der Theorie aufgehört. Sie ist engagiert und sie bringt Dinge zur Sprache.

In diesem Buch finden sich Alltagssituationen, die komisch sein könnten und sich auch so lesen, wobei einem schon manchmal das Lachen im Hals stecken bleibt, denn gerade das Idiotenbingo erlebt jeder und bei viel Pech andauernd. Menschen, die "ihr Fleisch brauchen" wollen nichts hören von Massentierhaltung. Sie wollen nichts davon hören, dass männliche Küken nach ihrer Geburt bei lebendigen Leib geschreddert werden, sie wollen nichts davon hören, dass Schweine in den Masten auf so engen Raum vegetieren müssen, dass sie sich gegenseitig schwer verletzen, dass Tiere in Massentierhaltungen mit so viel Chemie vollgepumpt werden, damit sie größere Leistungen bringen, dass diese Chemie sich auch durch Kochen oder Braten nicht entfernen lässt und somit konsumiert wird. Sie wollen nichts hören vom Bienensterben, sie wollen nichts davon hören, dass Kälber ihren Müttern entrissen werden, denn nur kalbende Kühe geben Milch. Wer ihnen so etwas erzählt, ist ein Radikaler, ein Ökoterrorist, ein Naturschützerfanatiker, ein grüner Faschist.

Hennig erzählt von all dem auf eine leichte Weise, die es selbst für Leute, die gern Fleisch essen angenehm macht, über ihre Erfahrungen zu lesen. Das Einzige, was wirklich nervt, ist ihr ewiges Betonen, dass Veganer viel jünger aussehen. Das könnt ihr getrost zum Veganerbingo hinzufügen, denn das ist genauso Quatsch wie die Behauptung, dass Veganer unter Mangelerscheinungen leiden. Ob man jünger oder älter aussieht ist einem Zusammenspiel vieler Komponenten geschuldet, nicht allein seinem Wunsch, die Welt zu retten, so schön es auch wäre. Wer darüber hinwegliest, wird ein kluges, meist reflektiertes Buch vorfinden, das einerseits Spaß macht, andererseits auch zum Nachdenken anregt und Fragen und Antworten liefert.

Fazit: Lesen. Nachdenken. Umsetzen.

Cover des Buches Die Entführung der Delia Wright (ISBN: 9783423260435)

Bewertung zu "Die Entführung der Delia Wright" von Lyndsay Faye

Die Entführung der Delia Wright
proguevor 9 Jahren
Kurzmeinung: Die Ganeffs und die Schucker lassen diese Geschichte leben - mittendrin statt nur dabei ist hier keine leere Worthülse. Absolute Empfehlung!
Der Schucker von New York

Fast ein Jahr hat es gedauert, bis die nächsten Abenteuer von Timothy Wilde, dem Kupfersternträger der ersten Stunde, weitergehen und was soll ich sagen: Das fast fiebrige Warten hat sich gelohnt. Es gibt im Moment meiner Meinung nach niemanden, der Lindsay Faye im Bereich des historischen Kriminalromans das Wasser auch nur annähernd reichen könnte. Wieder denkt sie nicht daran, einfach ein Buch zu schreiben, nein: Sie nimmt uns mit, reißt uns durch die Zeit, wirft uns in das Gotham City der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - New York. Bevölkert von hunderttausenden Armen, dazu kommen die verhungernden irischen Auswanderer, schwarze Sklaven, machtgierige Politikern, korrupte Polizisten, mörderische Bordellbesitzerinnen, hasserfüllte Sklavenjäger, Feuerwehrschlägertruppen und mittendrin Timothy Wilde, der Sonderermittler von Matsell, dem obersten Polizeichef der Stadt.

Dieses Mal bekommt er es mit skrupellosen Sklavenjägern zu tun. Als eines Nachts eine wunderschöne Frau auf der Schwelle seines Kabuffs in den Tombs steht und ihn bittet, ihre entführte Schwester und ihren Sohn zu retten, kann er nicht ahnen, welche Katastrophen es nicht nur für ihn bedeuten werden. Lucy Adams, so stellt sich die Frau vor, sieht fast aus wie eine weiße Frau. Aber eben nur fast. Aus diesem Grund hat sie keine Rechte - jeder Sklavenjäger darf behaupten, sie wäre eine entflohene Sklavin aus dem Süden und darf sie entführen. Genau das ist ihrer Schwester und ihrem Sohn passiert, und sie fleht Timothy an, ihr zu helfen. Der Kupfersternträger gerät in einen Strudel unvorstellbarer Gewalt. Nicht nur, dass mehrere seiner schwarzen Freunde gequält und missbraucht werden, auch er gerät immer wieder in die Hände brutaler Schläger - erschreckenderweise sind viele Polizisten darunter. Gierig, skrupellos, nahezu geschützt vom Gesetz gehen diese Menschen gegen jeden vor, der sich ihnen in den Weg stellt. Und Timothy hat so wenige Freunde, die überhaupt in der Lage und Willens sind, sich diesen Machenschaften in den Weg zu stellen, so dass sein Leben schließlich genauso wenig wert ist wie das der schwarzen Bevölkerung.

Was habe ich wieder mitgelitten! Die Autorin hat die große Begabung, Menschen zu kreieren, die so authentisch sind, dass man sich geradezu unter ihnen wähnt. Man kann sie direkt aus den Augenwinkeln neben sich entdecken, erkennt ihre Schwächen und Stärken, beobachtet, wie sie nach Geld, Macht, Überleben streben. Man verliebt sich gnadenlos in die "Guten", weil die bei all ihren Fehlern immer versuchen, das Richtige zu tun, man hasst die Antagonisten, die aber auch nicht Schwarz-Weiß gezeichnet werden, sondern bei aller Boshaftigkeit immer ihre Gründe und Ziele haben. Faye lässt ein enges Band zu den Protagonisten entstehen, um es irgendwann auf grausame Art zu durchtrennen und Tränen in die Augen des Lesers zu treiben. Nicht, wegen des Herzschmerzes an sich, sondern weil diese kalte Grausamkeit ein Teil des Lebens war und wahrscheinlich auch noch ist. Nie habe ich tieferen Einblick in die Sklavenzeit erhalten als in diesem Krimi, selten zuvor habe ich so geflucht, gelacht, geliebt, gehasst.

Fazit: Eine der besten Reihen historischer Krimis, die ich kenne, und ich kann es kaum erwarten, den dritten Teil in den Händen zu halten.

Cover des Buches Mädchenmeute (ISBN: 9783871347641)

Bewertung zu "Mädchenmeute" von Kirsten Fuchs

Mädchenmeute
proguevor 9 Jahren
Cover des Buches Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek (ISBN: 9783608501483)

Bewertung zu "Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek" von David Whitehouse

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
proguevor 9 Jahren
Ein grausames Buch, das mich deprimiert hat

Ich sehe schon jetzt, dass diese Rezension einen empörten Aufschrei auslösen wird, weil es ja so ein "wunderbares" und "bezauberndes" Buch ist, aber ich sehe mich trotzdem nicht in der Lage, anders zu beurteilen, denn das ist es, was ich empfunden habe. Und ich sag's gleich vorneweg: Ich bin froh, dass ich durch bin.

Worum geht's? Erst einmal: Es geht nicht um eine "Reise". Eine Reise suggeriert normalerweise etwas, das man freiwillig, vielleicht sogar gern tut. Das ist hier nicht der Fall. Besser wäre der Titel "Die Flucht mit der gestohlenen Bibliothek", denn nichts anderes haben wir hier. Alle in diesem Buch sind auf der Flucht.

Bobby Nusku, der 12jährige Junge, vor seinem brutalem Vater.
Val Reed, die Frau, samt ihrer Tochter vor den bösartigen Nachbarn und deren noch bösartigeren Gerüchten.
Joe Wiles, der Exsoldat,  vor dem Schicksal und dem Gefängnis.
Doch sie sind nicht die Einzigen, die ihr Päckchen zu tragen haben. In dieser Lektüre gibt es keinen einzigen Menschen, dem es nicht irgendwie schlecht geht. Glücklich sind hier nur der Hund und vielleicht der Papagei.

Bobby Nusku ist ein seltsamer Junge. Seit seine Mutter verschwunden ist, lebt er bei seinem Vater und dessen wasserstoffblonder Freundin. Sein Vater ist extrem brutal, der schlägt ihn auch schon mal mit dem Gürtel so grün und blau, dass er Bobby eine Woche lang nicht zur Schule gehen lässt, damit niemand die Spuren sieht. Bobby hat einen besten Freund, Sunny, der ihn beschützen und sich deshalb zum Cyborg umbauen will. Um das zu erreichen, lässt er Bobby auf sein ausgestrecktes Bein springen und es brechen, er lässt ihn mit dem Vorschlaghammer seinen Arm zerschmettern, er lässt sich von Bobby ein Gerüst runterstürzen und den Schädel zermalmen. Ist das krank oder ist das krank? Ich meine, mit 12 ist man kein Baby mehr und glaubt garantiert nicht daran, dass man zum Cyborg umgebaut werden kann. Mir haben diese Stellen mehr als nur Unbehagen bereitet, mir ist regelrecht schlecht geworden. Genauso, als Bobby flüchtet und dafür sorgt, dass sein Vater sich eine Schere in den Oberschenkel rammt oder sich mit Spiritus an drei Mobbern rächt. Das ganze Buch trieft nur so vor (nicht sonderlich unterschwelliger) Brutalität und Grausamkeit. Vielleicht bin ich ja zu sensibel für diese Art von Lektüre.

Bobby hat sich mit Rosa, einem autistischem Mädchen, und deren Mutter Val angefreundet. Als das Gerücht aufkommt, dass Val ihn missbraucht (zur selben Zeit, als Bobby mal wieder halb totgeschlagen wird), beschließen sie, mit dem Bücherbus abzuhauen, in dem Val als Putzfrau arbeitet. Sie machen sich also auf einen Roadtrip quer durch England und bis nach Schottland, immer auf der Flucht vor der Polizei, die Val als Kidnapperin sucht. Sie treffen auf einen weiteren Flüchtling, Joe, und machen einen auf Familie. Wie es endet, ist kein Geheimnis, denn das Ende ist zugleich auch der Beginn des Buches.

Die erste Hälfte des Buches war für mich fast unerträglich zu lesen. Da werden Knochen gebrochen und Schädel zerschmettert, da werden Kinder geprügelt, da wird mit Spiritus einem Jungen fast das Augenlicht geraubt, Scheren in Oberschenkel gerammt, Unfälle sorgen für blutdurchtränkte Kleidung, eine einzige Aneinanderreihung von Gewalt. Die zweite Hälfte wurde in der Hinsicht besser. Allerdings fragte ich mich ständig, wie blöd die Polizei war, dass sie den Bus nicht finden konnte. Mal davon abgesehen, dass er erst später übermalt wurde, musste Val ja regelmäßig tanken (und wie bitte konnte sie sich das überhaupt leisten mit ihrem Putzfrauenlohn?). Die haben genügend Geld zum Tanken des riesigen Busses, die gehen regelmäßig essen, kaufen Essen, besorgen sich Sachen ... in England müssen Putzfrauen, die einmal pro Woche einen Bus reinigen, echt unermesslich gut verdienen.

Der Schreibstil selbst war hervorragend. Der Autor ist in der Lage, mit Worten zu spielen, ihnen Bedeutung zu verleihen, sie zu benutzen, ohne in Phrasen zu fallen. Das ändert allerdings nichts daran, dass der Inhalt der Geschichte keineswegs Hoffnung vermittelt, denn jeder kann sich denken, wie es ausgeht, ganz egal, was suggeriert wird.

Fazit: Eine Geschichte, deren außergewöhnliche Sprache nicht über den deprimierenden und teilweise absurden Inhalt hinwegtäuschen kann.


Über mich

  • 24.05.2013

Lieblingsgenres

Krimis und Thriller, Historische Romane, Fantasy, Jugendbücher, Science-Fiction, Literatur, Unterhaltung

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks