readingmias avatar

readingmia

  • Mitglied seit 10.08.2015
  • 5 Freund*innen
  • 132 Bücher
  • 118 Rezensionen
  • 131 Bewertungen (Ø 3,73)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne37
  • 4 Sterne42
  • 3 Sterne33
  • 2 Sterne17
  • 1 Stern2
Sortieren:
Cover des Buches Klara und die Sonne (ISBN: 9783896676931)

Bewertung zu "Klara und die Sonne" von Kazuo Ishiguro

Klara und die Sonne
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Klug und interessant, jedoch bleibt der packende und besondere Plot leider aus..
Ein kluges Buch, bei dem am Ende zu viel offen bleibt

„Glaubst du an das menschliche Herz? Ich meine natürlich nicht einfach das Organ, sondern spreche im poetischen Sinn. Das Herz des Menschen. Glaubst du, dass es so etwas gibt? Etwas, dass jedes Individuum besonders und einmalig macht?” 

[…]

“Das Herz, von dem Sie sprechen […]. Das könnte tatsächlich das Schwierigste sein, das ich zu lernen habe.” 


Klara ist eine sogenannte KF, eine solarbetriebene künstliche Intelligenz, die geschaffen wurde, um Teenagern beim Erwachsenwerden zu unterstützen. Sie steht lange Zeit im Laden und beobachtet die Welt fernab des Schaufensters und trifft dabei auf Josie, die sich ohne zu zögern für sie entscheidet. 


“Klara und die Sonne” hat mich mit einigen Fragezeichen zurückgelassen…

Nach dem spannenden und ungewohnten Einstieg bin ich sehr positiv an das Buch herangegangen. 

Wir erleben das Geschehen aus Klaras Sicht, was sehr besonders und einzigartig ist. Klara als Erzählstimme bietet einen ganz neuen Blickwinkel auf die Welt - Sie ist im ständigen Lernprozess und mit jeder neuen Beobachtung wächst Ihre Erkenntnis und sie beginnt ihr Wissen miteinander zu verknüpfen und zu erweitern. Auch wenn ihre Sichtweise manchmal vielleicht etwas naiv und einfältig wirkt, war ich davon sehr begeistert. Zunächst begleiten wir sie in ihrer Zeit im Laden und lernen viel über die einzelnen KFs, die verschiedenen Modelle und über Klara selbst. Anschließend durchleben wir ihre Eingewöhnungsphase und das Leben mit Josie und ihrer Familie. 


Ishiguro findet für diese überschaubare Handlung einen ganz eigenen, stillen und leichten Ton. Jedoch kam die Handlung mMn nicht in Gang - was anfangs total interessant ist, zieht sich unnötig in die Länge. Und obwohl interessante Themen und Fragestellungen, wie bspw der Bezug zwischen Mensch und Maschine , in der Handlung Platz finden, bleibt sie banal, etliches wird nur vage beschrieben, das Potenzial nicht ausgeschöpft und auch der Schluss ist eher enttäuschend. 


“Klara und die Sonne” von Ishiguro beschäftigt sich zwar mit einem unglaublich interessanten Thema und ist ein kluges Buch, jedoch wurde mMn das Potenzial nicht ausgeschöpft und am Ende sind mir zu viele Fragen offen geblieben. Man wartet die gesamte Zeit über auf den packenden und besonderen Plot, aber dieser bleibt bedauerlicherweise aus..

Cover des Buches Bluets (ISBN: 9783442718535)

Bewertung zu "Bluets" von Maggie Nelson

Bluets
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein ganz besonderes Leseerlebnis!
So viel mehr, als man denkt...

„Und so verliebte ich mich in eine Farbe - in diesem Fall in die Farbe Blau -, wie durch eine Verzauberung, eine Verzauberung, die ich verteidigte und gegen die ich mich wehrte - immer im Wechsel.”

Maggie Nelson ist der Farbe Blau so sehr verfallen, dass sie ihr sogar ein ganzes Werk geschenkt hat. In 240 notizartigen Gedanken, die alle unterschiedlich lang sind, schreibt sie über ihre Faszination oder eher schon unbeherrschbare Besessenheit für die Farbe Blau. Gleichzeitig beinhaltet dieses kleine Büchlein aber noch viel, viel mehr. Sie öffnet ihr Innerstes und lässt uns an ihren Gefühlen teilhaben, die manchmal unglaublich berühren, manchmal fremd erscheinen und manchmal auch bei mir die Faszination des Blaues erweckt haben. Sie hangelt sich am Blau entlang und nimmt uns mit auf ihre persönliche Geschichte über eine verlorene Liebe und den Schmerz, den sie dadurch gefühlt hat. Sie verbindet ihre Gedanken mit Literatur, Philosophie, Kultur und Kunst und nimmt dabei Bezug auf verschiedene Künstler*innen, die ebenfalls der Farbe Blau verfallen sind.

„Dies ist, wie sehr ich es vermisse, wenn du sprichst. Dies ist das tiefste Blau, das spricht, immerzu zu dir spricht.“

Maggie Nelson verfasst in ‘Bluets’ eine Liebeserklärung an die Farbe Blau. Mit träumerischer und poetischer Sprache nimmt sie uns mit auf ihre Reise am Blau entlang, die wunderschön, manchmal melancholisch und zweifellos beeindruckend und außergewöhnlich ist.
‘Bluets’ ist ein kurzes, sehr persönliches Buch, welches mir ein ganz besonderes Leseerlebnis beschert hat!

Cover des Buches Aufregende Zeiten (ISBN: 9783498002176)

Bewertung zu "Aufregende Zeiten" von Naoise Dolan

Aufregende Zeiten
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein unaufgeregter Roman über Liebe und Nähe und die verschiedenen Auffassungen von Beziehungen.
Gar nicht mal so aufregenden Zeiten...

Nach dem Studium flüchtet die 22-jährige Ava von Dublin nach Hongkong, wo sie einen Job als Englischlehrerin annimmt. Sie hat keine Ahnung, was sie mit ihrem Leben anstellen soll - ganz anders als Julian, ein Banker, den sie in Hongkong kennenlernt, bald schon bei ihm einzieht und mit ihm etwas anfängt. Die beiden haben keine großen Gemeinsamkeiten, denn Julian ist unabhängig, hat einen gut bezahlten Job und ist sich darüber klar, dass er keine Beziehung möchte - dennoch landen die beiden im Bett, können ihre Gefühle aber nicht füreinander definieren. Doch dann verreist Julian für einen längeren Zeitraum und Ava lernt Edith kennen, für die ihr Herz ganz plötzlich schlägt. Als Julian unerwartet zurückkommt muss Ava eine Entscheidung treffen…


Im Buch begleiten wir die “aufregenden Zeiten” der 22-jährigen, vermeintlich politischen und feministischen, Ava, die in ihrem Leben noch lange nicht angekommen ist und nicht weiß, welche Rolle sie darin einnehmen möchte. Sie ist keine sympathische Protagonistin, sondern sehr unsicher, widersprüchlich und naiv. Man beobachtet, wie sie eine schlechte bzw. widersprüchliche Entscheidung nach der Anderen trifft und würde sie manchmal gerne wachrütteln.


Aus diesem Grund hat mich auch die erste Hälfte des Buches sehr ermüdet und fast dazu gebracht, das Buch abzubrechen. Denn die Handlung dreht sich hauptsächlich darum, dass sich Ava für eine engagierte Feministin hält und sich dennoch ihr komplettes Leben vom reichen Banker Julian finanzieren lässt, der sie eigentlich abschreckt („denn sie kann ja nicht anders”). Und das wiederholt sich leider erstmal fortlaufend…


Zum Glück muss Julian dann für einen längeren Zeitraum auf eine Reise und Ava bleibt alleine zurück, denn erst dann taucht Edith auf der Bildfläche auf und die “aufregenden Zeiten” des Romans beginnen.

Ava und Edith entwickeln schnell Gefühle füreinander - das einzige Problem: Edith weiß nichts von Julian und umgekehrt genauso.


Dieses Problem führt zum letzten Teil des Buches, den ich persönlich am spannendsten fand, denn es geht um die verschiedenen Auffassungen von Beziehungen und Liebe, um die Definition von Beziehung(-en) und darum, wer wir in Beziehungen sein wollen und können.

Dabei mochte ich sehr, wie Naoise Dolan einen anderen Blickwinkel auf die Themen Liebe und zwischenmenschliche Beziehungen wirft und aufzeigt, wie unterschiedlich diese sein können.


Mit ihrem Debütroman hat Naoise Dolan einen eher unaufgeregten Roman über Nähe, Distanz und verschiedene Auffassungen von Liebe geschrieben, der die Unsicherheit vieler (junger) Menschen einfängt, die sich im Leben noch nicht gefunden haben.

Mich hat das Buch, trotz des letzten Abschnittes, dem dynamischen Schreibstil und den klugen Gedanken, leider nicht überzeugen können, was vielleicht auch an der Ähnlichkeit zu den Büchern von Sally Rooney lag (mit denen ich bisher noch nicht wirklich viel anfangen konnte).

Cover des Buches Das Land der Anderen (ISBN: 9783630876467)

Bewertung zu "Das Land der Anderen" von Leïla Slimani

Das Land der Anderen
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein völlig anderes Werk, als die üblichen Bücher von Slimani, welches mich leider nicht überzeugen konnte
Konflikte zwischen verschiedenen Kulturen..

CN: Gewalt (häuslich und sexualisiert), Vergewaltigung, Rassismus, Reproduktion rassistischer Sprache

Die Vorfreude war groß, als Ich erfuhr, dass ein neuer Roman von Leïla Slimani erscheinen wird. Und dann handelt es sich dabei auch noch um den Auftakt einer Trilogie, indem die Autorin von ihrer eigenen Familiengeschichte erzählt! Leider hat die gewohnte Slimani-Begeisterung beim Lesen jedoch nicht angehalten.

In ihrem neuen Roman “Das Land der Anderen”, der von Amelia Thoma übersetzt wurde, erzählt Slimani von Mathilde, einer jungen Elsässerin, die sich am Ende des zweiten Weltkriegs in Amine, einen marokkanischen Offizier, verliebt und Frankreich verlässt, um ihrem Mann nach Marokko zu folgen. Dort versucht sie Fuß zu fassen und bewirtschaftet mit ihrem Mann den Bauernhof der Familie. Jedoch begegnet ihr in Marokko nicht das erwartete Abenteuer. Denn das Leben ist hart, ihr Mann plötzlich ein ganz anderer und die Traditionen sind sehr patriarchalisch geprägt. Zudem muss sie feststellen, dass die französische Kolonialgesellschaft eine Ehe zwischen einer Französin und einem Marokkaner nicht befürwortet…

Slimani kreiert eine Familiengeschichte voller interessanter und spannender Themen. So geht es um Religion und Kultur, um die Rolle der Frau und patriarchale Unterordnung, um Kolonialisierung und um Unverständnis.
Und hierbei begleiten wir, als lesende Person, nicht nur Mathilde, sondern springen häufig in der Perspektive und folgen zahlreichen weiteren Figuren. Die vielen Sprünge in der Perspektive haben mich beim lesen zwar nicht gestört, allerdings kommt man dadurch nicht nah an die Figuren ran. Beispielsweise fand ich Aïcha’s Gedanken, Tochter des Paares, sehr interessant (wenn auch vielleicht schon zu erwachsen für eine Sechsjährige) und hätte gerne noch mehr über sie erfahren. Die Figuren werden jedoch schnell abgehandelt und es wird unmittelbar zur nächsten Figur übergegangen. Hier hätte ich mir in der Handlung mehr Tiefe gewünscht.

Hinzu kommt, dass im Buch oft rassistische Sprache reproduziert wird - ohne TW - was ich ziemlich schade finde, da sie nicht relevant für den Kontext ist. 

Außerdem finde ich es sehr problematisch und gewaltverherrlichend, dass die Protagonistin aufgrund eines Gewaltausbruch ihres Mannes erregt ist.. → S. 330 „Und ihren Körper, diesen Körper den er verwüstet, den er gebrochen hatte, wollte sie ihm hingeben.”

“Das Land der Anderen” von Leïla Slimani ist ein völlig anderes Werk, als ihre vorherigen Bücher, dass in nüchterner und klarer Sprache über Konflikte zwischen unterschiedlichen Kulturen, über die Geschichte Marokkos und über das Schicksal einer Familie erzählt.

Mich konnte die Umsetzung leider nicht überzeugen und ich hoffe, dass mich Leïla Slimani mit ihren nächsten Büchern wieder mehr begeistern kann.


Cover des Buches All das zu verlieren (ISBN: 9783442719693)

Bewertung zu "All das zu verlieren" von Leïla Slimani

All das zu verlieren
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Eindringlich und hautnah wird die Geschichte von Adèle erzählt
All das zu verlieren

CN: gewaltvolle sexuelle Handlungen, toxische Menschen und Beziehungen 


Adèle lebt mit ihrem Mann Richard und ihrem Sohn Lucien in einer schicken Pariser Wohnung und arbeitet als Journalistin bei einer Zeitung. Ihr Leben scheint perfekt, aber sie ist nicht glücklich. Sie ist gelangweilt und einsam und um ihrer Realität zu entkommen trifft sie sich mit zahlreichen Männern, die ihre Sucht nach Aufmerksamkeit stillen. Sie ist sich bewusst, dass sie damit ihr Familienglück riskiert, kann aber einfach nicht aufhören. 


Leïla Slimani hat mit „All das zu verlieren“ einen eindringlichen und intensiven Roman über sexuelle Selbstbestimmung und Gleichberechtigung von Frauen geschrieben und stellt dabei sämtliche Normen und Werte auf den Kopf.


Die scheinbar gefühlskalte Adèle scheint im Leben nirgends anzukommen und wir begleiten sie dabei, wie sie sich immer mehr in diesem verrennt. Und obwohl man sie häufig gerne wachrütteln würde, schafft es Slimani ihre (Gedanken)Welt und ihre Zerrissenheit plausibel, spürbar und glaubhaft darzustellen. 


Slimani besitzt ein unglaublich eindringliches und klares Sprachvermögen, welches das Begehren von Adèle und ihren Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung klug und hautnah zeichnet. 

Daher möchte ich hier auch ein dickes Lob an Amelie Thoma aussprechen, die das Buch ganz fantastisch übersetzt und diese Emotionen und Gedanken perfekt eingefangen hat! 


„All das zu verlieren“ ist ein eindringlicher Roman, vom Leben einer, vom Leben ernüchternden, Frau. Leïla Slimani schildert Adèles Geschichte heftig und hautnah und ihre Zerrissenheit zwischen der Abhängigkeit und Selbstbestimmung ist unglaublich gut und glaubhaft dargestellt.

Cover des Buches Was man sät (ISBN: 9783518471654)

Bewertung zu "Was man sät" von Marieke Lucas Rijneveld

Was man sät
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein unglaublich finsteres und sprachgewaltiges Debüt!
Hat mich sprachlos zurückgelassen...

Tw: physische und psychische Gewalt, Tod, suizidale-Gedanken, Depression, (sexueller) Missbrauch, Tierquälerei

Wie geht man mit dem Tod (eines Familienmitglieds) um?

Schon vor ein paar Wochen habe ich “Was man sät” von Marieke Lucas Rijneveld beendet. Seitdem hallt es in mir nach und es fällt mir schwer, eine vollkommene Empfehlung für dieses Debüt auszusprechen.

Im Buch begleiten wir die zwölfjährige Jas, die in einer streng religiösen Familie auf einem Bauernhof irgendwo in den Niederlanden wohnt. Ihr Leben lief bisher nahezu normal ab, bis sie kurz vor Weihnachten ahnt, dass ihr Vater ihr Kaninchen mästet und schlachten möchte. Kurz entschlossen betet sie zu Gott und bittet ihn, doch lieber ihren Bruder anstelle des Kaninchen zu sich zu nehmen. Und Gott erhört Jas, denn noch am selben Tag bricht dieser ins Eis ein und ertrinkt.

So steigen wir in die abgrundtiefe Handlung dieser Geschichte ein. Rijneveld schreibt in ihrem Debüt über die tiefsten Abgründe des Menschseins, über das Erwachsenwerden und über strengen Glauben, über Leere, Trauer und Zerissenheit. Und während des Lesens durchlebt man die verschiedensten Emotionen: Verstörtheit, Fremdheit, Ekel, Trauer, Fassungslosigkeit, aber auch Mitleid.

Jedes Familienmitglied geht mit dem Verlust anders um, über den Tod wird jedoch nicht gesprochen, denn der Glaube verbietet dies. Letztlich zerbricht die Familie daran, woran vor allem die kindhafte Jas leidet, aus deren Perspektive wir die Handlung durchgängig verfolgen. Es ist bemerkenswert, was für Worte und Sätze die Autorin für die Gedanken der verstörten Zwölfjährigen findet. Durch den distanzierten und finsteren Schreibstil nimmt man die Geschichte unglaublich intensiv wahr und der Schreibstil festigt die Entfremdung der Protagonistin.
Zu aller erst wirkt es so, als wäre die Tragödie der Auslöser für den Untergang der Familie. Nach und nach fällt einem jedoch auf, dass der Unfall die ungesunden bzw. schrecklichen Beziehungen nur schneller enthüllt. 


Obwohl das Buch verstörend und schwer zu ertragen ist und mich sprachlos zurückgelassen hat, bin ich dennoch zutiefst berührt und beeindruckt von diesem finsteren und sprachgewaltigen Debüt, welches definitiv nichts für schwache Nerven ist!

 

Cover des Buches Vom Ende der Einsamkeit (ISBN: 9783257261554)

Bewertung zu "Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells

Vom Ende der Einsamkeit
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Eine bittersüße Geschichte!
Traurig und schön zugleich..

„Das Gegengift zu Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Leuten. Das Gegengift zu Einsamkeit ist Geborgenheit.” - aus “Vom Ende der Einsamkeit” von Benedict Wells

Jules und seine beiden Geschwister haben eine schöne Kindheit und wachsen geborgen auf - bis sie viel zu früh ihre Eltern bei einem Autounfall verlieren. Ab da gerät ihr Leben aus den Fugen, sie kommen auf ein Internat und leben sich auseinander, da jeder von ihnen anders mit dem Verlust umgeht. Im Erwachsenenalter glauben sie dieses schlimme Schicksal bewältigt zu haben - Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein.

Benedict Wells hat mit „Vom Ende der Einsamkeit” eine wunderbare Geschichte geschrieben, die eine ungeheure Melancholie in sich birgt. Verlust und Tod und wie man damit umgeht, sind die zentralsten Themen des Buches. Es handelt aber auch von Familie und Liebe, von Zusammenhalt und Hoffnung und vor allem vom Lebenssinn.

Das Buch wird aus der Sicht von Jules geschrieben, dem jüngsten der drei Geschwister und ich habe es total genossen, in seine klugen und tiefgründigen Gedanken einzutauchen. Die Figuren im Buch sind in ihrem Sein nicht beschönigt, sondern menschlich und facettenreich. Ab und zu hätte ich mir jedoch gewünscht, noch mehr über Liz und Marty (Jules Geschwister) und ihr Leben zu erfahren.

Wells schreibt mit viel Gefühl, mit wunderbar poetischen Sätzen und nah am echten Leben. Die Geschichte holt einen ab und nimmt einen mit in die Welt von Jules, dessen Leben aus einem Kommen und Gehen besteht. Andauernd verliert er geliebte Menschen und muss lernen, damit umzugehen.

Während es in dem Buch viele bedrückende und schwere Momente gibt, gibt es auch allerlei schöne, hoffnungsvolle und ermutigende Momente, die das Buch ein wenig erträglicher machen.

Benedict Wells hat mich mit “Vom Ende der Einsamkeit” tief berührt und mitgerissen. Das Buch beherbergt so viel Melancholie, dennoch schafft er es, dass es nie zu schwer wird. Eine unglaublich schöne und gleichzeitig traurige Geschichte, die eine wahre literarische Bereicherung ist!

Cover des Buches Noah – Von einem, der überlebte (ISBN: 9783328601678)

Bewertung zu "Noah – Von einem, der überlebte" von Takis Würger

Noah – Von einem, der überlebte
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Eine Geschichte, die nicht vergessen werden darf!
Ein Überlebender, ein Kämpfer, ein Retter

„Ich weiß, es ist schwer zu ertragen, aber es war so.“ - aus „Noah“ von Takis Würger und Noah Klieger


„Noah“ erzählt die Lebensgeschichte von Noah Klieger, die niemals vergessen werden darf. 

Noah Klieger war Jude und überlebte Auschwitz und die sogenannten „Todesmärsche“. Zudem war er ein Schmuggler und Verfolgter, ein Häftling und Matrose - vor allem aber war er ein Kämpfer, ein Überlebender und ein Retter. 


Um dieses Buch zu schreiben, reiste Würger für mehrere Monate nach Tel Aviv um sich Kliegers Geschichte anzuhören und um diese, mit ihm gemeinsam, in Erinnerung zu halten. 


Seine Geschichte ist grausam und emotional und Würger verleiht dieser, durch seinen schonungslos ehrlichen und klaren Schreibstil, genau den richtigen Ton. 


Das Buch „Noah“ enthält die Erinnerung eines Menschen, der die Hölle überlebt hat und danach trotzdem ein beeindruckendes Leben geführt hat. Es enthält die Geschichte eines Helden, aus der wir lernen müssen und die niemals vergessen werden darf. 


Trotz allem finde ich es schade, dass auf dem Cover des Buches nur Würger als Autor kenntlich gemacht wird, da es sich in dem Buch um das Autorenduo Noah Klieger/Takis Würger handelt. 

Cover des Buches Die Nickel Boys (ISBN: 9783446262768)

Bewertung zu "Die Nickel Boys" von Colson Whitehead

Die Nickel Boys
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Eine grausame und hochaktuelle Geschichte..
Keine leichte Kost

In dem, auf wahren Begebenheiten beruhenden, Roman “die Nickel Boys” von Colson Whitehead begleiten wir den sechzehnjährigen Elwood, der mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee wohnt. Er ist ein kluger Junge und als er einen Platz am College ergattert, scheint sein größter Traum in Erfüllung zu gehen. Jedoch setzt er sich unwissentlich, als er zum College trampen möchte, in ein gestohlenes Auto und wird verhaftet. Kurz darauf muss er in die Besserungsanstalt Nickel Academy, bei der Entmenschlichung auf der Tagesordnung steht.

Das Buch beginnt damit, dass während eines Archäologie-Projekts die Skelette einiger gequälter Jungen auf einem ehemaligen Gelände einer Erziehungsanstalt gefunden wurden - dies beruht auf einer wahren Begebenheit und geschah wirklich im Jahr 2014. Whitehead hat sich ausführlich mit den Ereignissen der Erziehungsanstalt auseinandergesetzt und daraus eine fiktive Geschichte konstruiert, die sich sehr nah auf die Geschehnisse bezieht.

Die Nickel Academy ist ein grausamer Ort, an dem strickte Rassentrennung herrscht. Die schwarzen Jungs werden in der Academy von den weißen Insassen und Wärtern als „zweite Klasse” und Tiere angesehen. Misshandlung steht auf der Tagesordnung.

Ein allgegenwärtiges Thema im Buch ist Rassismus. Es geht aber auch um Diskriminierung, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit und Machtstrukturen. Zudem spielen die Hoffnung und die Freundschaft ein großes Thema in der Geschichte, was mich sehr berührt hat.
Der Fokus liegt dabei auf Elwoods Gedankengängen und neben diesen, erfährt man auch immer wieder etwas über weitere Insassen und Wärter. Dies jedoch nicht so ausführlich, was mich persönlich nicht gestört und auch nicht der Geschichte geschadet hat.

Colson Whitehead beschreibt alles sehr nüchtern und bedacht und hat dabei nichts beschönigt, was das ganze noch schwerer zu ertragen macht. Ich musste das Buch während des Lesens öfter zur Seite legen, um das Gelesene zu verarbeiten und am Ende kam nochmal eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet hätte. 


„Die Nickel Boys” ist keine leichte Geschichte, die sich mit einem leider immer noch hochaktuellen Thema auseinandersetzt, über das sich jeder informieren sollte.

Daher möchte ich euch allen dieses unglaublich wichtige und ehrliche Buch ans Herz legen! Absolute Leseempfehlung

Cover des Buches Hard Land (ISBN: 9783257071481)

Bewertung zu "Hard Land" von Benedict Wells

Hard Land
readingmiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Hat mich mitten ins Herz getroffen
Ein Sommer, nach dem nichts mehr so ist, wie es einmal war.

„Das liebe ich so an der Nacht [...] Sie ist wie das Negativ des Tages, alles ist umgedreht. Die einen, die laut sind, werden leiser, und die, die Tagsüber schweigen, hört man plötzlich.“


Sommer 1985: Sam ist fünfzehn und gehört nicht gerade zu den beliebten Jugendlichen aus Missouri - kurz gesagt: er ist ein Außenseiter. Er hat es in seinem Leben nicht leicht, seine Mutter ist schwerkrank und er sorgt sich dauerhaft um ihr Leben. Um sich von seinen Sorgen etwas abzulenken, nimmt er einen Ferienjob in einem alten Kino an und schlagartig wird dieser Sommer, zu einem Abenteuer, das sein Leben verändert.


„In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb.“ - Der erste Satz des neuen Romans von Benedict Wells liefert uns bereits einen groben Überblick über die kommende Handlung. Und obwohl man weiß was auf einen zukommt, hat mich dieses Buch mitten ins Herz getroffen.


In „Hard Land“ begleiten wir den Protagonisten Sam durch seinen Sommer der Freude und des bodenlosen Schmerzes. Beim Lesen fühlt man sich wie ein Teil der Clique und begleitet sie bei vielen Erfahrungen, die während des schwierigen Erwachsenwerdens aufkommen. In dem Buch geht es also hauptsächlich um das Erwachsenwerden, aber auch darum, aus sich hinaus zu wachsen und um Freundschaft, Familie, Trauer und Veränderung.


Wells kreiert in „Hard Land“ fein ausgearbeitete Charaktere. Vor allem mit dem Außenseiter Sam konnte ich mich gut identifizieren - Er hat viele kluge und tiefgründige Gedanken und sehnt sich ein anderer zu sein und das bringt Benedict Wells, in einer wunderbaren Sprache, sehr authentisch, ehrlich und lebensnah rüber.

Dazu hat er mich sehr berührt, wie er in dem Buch mit den Themen Trauer und Tod umgeht.


Auch wenn das Buch viele Klischees bedient, hat mich das überhaupt nicht gestört - Zumal ich mich in der Popkultur der 80er-Jahre viel zu wenig auskenne, um zu behaupten, dass das Buch davon sehr inspiriert ist. Ich denke Coming-of-age Geschichten sind oftmals von der Handlung sehr ähnlich.

Ich persönlich habe das Buch sehr, sehr gerne gelesen.


In „Hard Land“ begeben wir uns auf eine Zeitreise in die 80er und erleben mit Sam einen magischen, lebendigen und unvergesslichen Sommer, nach dem nichts mehr so ist, wie es einmal war.

Ein Buch, das Lust auf den Sommer macht und mit seinem Ernst und Witz überzeugt.

Reine ‚Euphancholie‘!

Über mich

Lieblingsgenres

Biografien, Liebesromane, Historische Romane, Sachbücher, Jugendbücher, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks