Bewertung zu "Das Erbe derer von Thurn und Taxis" von Johanna von Wild
Im Dreißigjährigen Krieg kreuzen sich die Wege von Gräfin Alexandrine von Taxis, Ehefrau des Generalerbpostmeisters Ferdinand II. von Taxis und von Silas von Maringer, Sohn des Oberstallmeisters des Kurfürsten von Mainz. Sie fühlen sich sofort zueinander hingezogen und beide verbindet die Liebe zu den Pferden.
Als Alexandrines Mann stirbt wird sie zur Generalpostmeisterin ernannt, darf aber bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes nicht wieder heiraten.
Die Gräfin führt das Unternehmen durch die Wirren des 30jährigen Krieges und ist immer wieder gezwungen Ausweichrouten für die Postreiter zu finden und neue Poststationen zu eröffnen.
Silas von Maringer tritt in ihre Dienste und beide sind sich ihrer Liebe zueinander bewusst, aber ihrer beider Zukunft ist ungewiss.
Johanna von Wild schildert in ihrem Roman das Leben der Gräfin Alexandrine von Taxis und der fiktiven Figur Silas von Maringer vor dem Hintergrund des 30jährigen Krieges. Vor der Lektüre des Romans war mir die Person Alexandrine von Taxis völlig unbekannt. Umso interessanter war es von dieser bewundernswerten Frau zu lesen und etwas über sie zu erfahren. Es ist sicherlich kaum bekannt, dass das Unternehmen von Taxis (der Name von Thurn und Taxis durfte erst später geführt werden) jahrzehntelang von einer Frau geleitet wurde. Sie ist die einzige weibliche Generalpostmeisterin in der Geschichte der Kaiserlichen Reichspost, die es bis 1806 gab.
Johanna von Wild gelingt es auch in diesem Roman das Leben einer historischen Frauengestalt eindrucksvoll zu schildern. Das hat mir schon bei Mechthild von der Pfalz im Roman „Die Erleuchtung der Welt“ gefallen. Von der ersten Seite an fühlt man sich der Person Alexandrine verbunden und liest mit Spannung, wie sie die persönlichen und geschäftlichen Herausforderungen meistert. Durch die Liebesgeschichte bleibt der Spannungsbogen bis zum Schluss erhalten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Frau von Wild bringt den Leserinnen und Lesern mit einem flüssigen, gut lesbaren Schreibstil die Zeit des 30jährigen Krieges näher. Es war sicherlich eine sehr umfangreiche Recherchearbeit notwendig um diese Epoche, mit den verschiedenen Kriegsparteien, den Schauplätzen und handelnden Personen so eindrucksvoll zu schildern. So wird das Buch auch zu einer aufschlussreichen und gar nicht trockenen Geschichtsexkursion.
Frau von Wild hat wieder einmal ihre Figuren mit viel Herzblut ausgestattet, sodass man mit ihnen fühlt, sich freut und leidet. Es ist, als wäre man vor Ort und säße mit im Kontor derer von Taxis oder bei Silas im Pferdestall.
Quasi so ganz nebenbei erfährt man auch, welche wichtige Rolle die Postreiter in der damaligen Zeit gespielt haben. Das Strecken- und Kettensystem der Familie Taxis beschleunigte die Korrespondenz enorm.
Die Postreiter derer von Taxis waren es auch, die Nachrichten zwischen den beiden Verhandlungsorten des Westfälschen Friedens (Münster und Osnabrück) hin und her beförderten. Das war vor 375 Jahren.
