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sapperlot

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Der Nebelmann (ISBN: 9783855350162)

Bewertung zu "Der Nebelmann" von Donato Carrisi

Der Nebelmann
sapperlotvor 6 Jahren
Kleine Gemeinde, grosse Geheimnisse

Dieses Buch habe ich mir wieder einmal in gedruckter Ausgabe gekauft da mir das frostig anmutende Umschlagbild richtig gut gefällt und ich Gebundene Bücher gerne mag. Aber wichtig ist natürlich der Inhalt, eine spannende Geschichte die so gut erzählt ist, dass sich das "ich will unbedingt weiterlesen" Gefühl einstellt. Und dieses Kriterium erfüllt die Geschichte voll und ganz. Als Vielleser bin ich angetan vom konzeptionellen Aufbau der leicht von den üblichen Schemata von Krimis abweicht. So eine Abwandlung ist erfrischend wie eiskalte Dezemberluft und setzt neue Reizpunkte.

Ein schillernder Sonderermittler mit exzentrischen Allüren namens Vogel der im Fall eines verschwundenen Mädchens in einem ruhigen Bergdörfchen ermittelt. An und für sich kein spektakulärer Fall aber es gelingt ihm die nationale Presse in diesen Fall einzubinden und es entsteht ein beachtliches mediales Interesse an diesem Fall. Wie das so mit abgelegen Orten inmitten von Wäldern in einem langgefurchten Tal ist, hat man das Gefühl, dass die Zeit irgendwann beschlossen hat Still zu stehen. Verschlossen vor den Neuerungen der Städte verändert sich das Leben seit Jahren und Jahrzehnten nur marginal. In diesen kleinen Siedlungen entwickelt die Bewohner eine ganz eigenwüchsige Gesellschaft mit eigenen Umgangsregeln. Dieses Klüngel zu entwirren und zu verstehen ist für Aussenstehende schwierig. Und manchmal bergen diese kleinen Gemeinden unter ihrem langweilig anmutenden Schein kleine und grössere Geheimnisse.

Ich will inhaltlich nicht mehr verraten, da dieser Krimi mit knapp 330 Seiten relativ kurz ist. Der Autor Donato Carrisi hat einen wohltuend feinen und kultivierten Schreibstil. Dieser wertet die ruhig erzählte Geschichte auf und führt die Leser gewandt durch Passagen, in denen nicht all zu viel geschieht. Er kreiert dabei eine atmosphärische Dichte die den Verstand der Leser schleichend aber stetig umhüllt und ihn die abgeschiedene Bergwelt entführt.

Für ungeduldige Thriller-Leser die Spektakel und Rambazamba brauchen ist dieses Buch nix. Das würde auch gar nicht zum ruhigen Setting passen. Für mich hingegen ist Donato Carrisi eine beachtenswerte Neuentdeckung der sich mit diesem feinen Kriminalroman zurecht viel Lob eingeheimst hat.

Cover des Buches Kalte Stille (ISBN: 9783453434035)

Bewertung zu "Kalte Stille" von Wulf Dorn

Kalte Stille
sapperlotvor 6 Jahren
Drei und ein halber Stern für den Psychiatriewahnsinn

Vor ewigen Zeiten habe ich Wulf Dorns Debüt "Trigger" gelesen und fand es ganz okay. Nun ist "Kalte Stille" auf meinem Kindle gelandet und nach der Lektüre kann ich das kurze Fazit ziehen: Guter Thriller aber mit einigen Einschränkungen.

Der Beginn und das erste Drittel des Buches vermögen mich zu überzeugen. Der Autor erweist sich als gewandter Erzähler und fädelt die düstere Geschichte rund um eine Nervenheilanstalt in kleinstädtischer, leicht ländlich angehauchter Umgebung geschickt ein, so dass beim Leser der Drang zum unbedingten Weiterlesen entsteht. Die geschürten Erwartungen kann Wulf Dorn, zumindest meiner Meinung nach, im Mittelteil nicht ganz befriedigen. Die Handlung rund um die Hauptfigur Jan Forstner erscheint mir zunehmend konstruiert und die augenfällige Häufung der Unglücksfälle ein Stück zu viel des Guten. Es ist ohne Frage unterhaltsam und es geschieht viel, was gerade Thrillerleser ja unbedingt wollen, aber für mich entfernt sich die Kerngeschichte ein gutes Stück von dem was ich in der Realität für möglich halte. Routinierte Leser dürften mit ihrem Buchgefühl recht schnell eine höchst verdächtige Person ausmachen aber ist sie am Schluss auch wirklich die Figur, die für das jahrzehntelange Lebensdrama von Jan Forstner verantwortlich ist? Oder gibt es da eine(n) unentdeckte(n) Strippenzieher(-in) im Hintergrund?

Erwähnenswert ist die latent vorhandene dämmrig-zwielichtige Atmosphäre rund um die psychiatrische Klinik, deren Insassen aus Pflegefällen und Doktoren. Als Leser traut man weder den einen noch den anderen und diese Skepsis hält bis zum Schluss an. Der Text ist zudem mit ein paar markierungswerten Zitaten oder Weisheiten aus dem Bereich der Psychologie angereichert und ist ein Pluspunkt für das Buch.

Mit "Dunkler Wahn" liegt die Fortsetzung von Jan Forstner auf meinem Kindle und ich habe vor, dieses Buch in naher Zukunft zu lesen und dann auch kurz meine Meinung dazu zu schreiben.

Cover des Buches Dark Matter. Der Zeitenläufer (ISBN: 9783442205127)

Bewertung zu "Dark Matter. Der Zeitenläufer" von Blake Crouch

Dark Matter. Der Zeitenläufer
sapperlotvor 6 Jahren
Realitätenknäuel

Die Werbung des Verlags und die guten Beschreibungen zur Gestaltung und Fertigung des Buches haben mich veranlasst, das "echte Buch" gedruckt auf Papier zu kaufen und nicht das E-Book. Dieses leicht glänzende schwarz ist wirklich schön geworden. Eine Qualitätsarbeit. Gefällt mir. Kompliment. Wirklich wichtig ist aber Inhalt und der ist speziell, verwirrend und ich war gespannt, wie der Autor sich bis zum Schluss aus diesem Realitätenknäuel befreien und uns Leser einen plausiblen Schluss präsentieren will.

Jason Dessen ist ein junger und viel versprechender Wissenschaftler dem eine grosse, wirklich grosse Zukunft in der Forschung bevorstehen könnte. Ihm kommt aber das Leben in die Quere, sprich die Liebe, und er gründet eine Familie. Statt selbst bahnbrechende Entdeckungen zu machen, lehrt er an einer Universität Physik und formt so zukünftige Wissenschaftler. Jason ist mit sich und seinem beschaulichen Leben im Reinen. Die verpasste Karriere mit Ruhm und Ehre nur noch ein verblasstes Hirngespinst der Vergangenheit. Eines Abends wird er entführt und es wird ihm ein unbekanntes Mittel gespritzt und er erwacht aus dem Delirium in einer Forschungsanstalt. Ist er der Leiter dieser Anstalt? Was wollen die Menschen von ihm? Er flieht und in der bekannten Realität ist nichts mehr so, wie es vor ein paar Stunden noch gewesen ist. Als wäre es ein komplett anderes Leben. Was hat es mit dem geheimnisvollen Präparat und dem mysteriösen Kubus auf sich?

Nicht nur Jason wird der Boden unter den Füssen wegzogen sondern auch uns Lesern. Wir müssen uns mit der Hauptfigur mit alternativen Realitäten auseinandersetzen die räumlich und zeitlich parallel ablaufen. Machen neue wissenschaftliche Erkenntnisse es tatsächlich möglich, mehrere Versionen eines Lebens im selben Augenblick zu erleben? Die Gegenwart wird Multidimensional. Ich muss sagen, diese Gedankenspiele haben mich gefordert und der Autor Blake Crouch versucht diese komplexen Verkettungen so gut und wahrscheinlich so einfach wie möglich zu erklären. Ich empfehle diese physikalischen Erklärungen zu akzeptieren und den verzahnten Existenzen und Wirklichkeiten zu folgen.

Ein gutes Buch das einerseits spannende Lesestunden und gute Unterhaltung bietet und anderseits einem durch seine Thematik aktives Mitdenken abverlangt und über alternative Lebensverläufe nachdenken lässt. Dennoch ist es meiner Meinung kein fünf Sterne Buch aber deren vier hat es allemal verdient.

Cover des Buches Die Nadel (ISBN: 9783898970983)

Bewertung zu "Die Nadel" von Ken Follett

Die Nadel
sapperlotvor 7 Jahren
Ein zeitlos guter Kriminalroman

Kindle und den diversen Kindle Deals sei Dank, können sich die Leser an gewissen Tagen Bücher zum stark vergünstigten Preis herunterladen und lesen. So ist dieses E-Book für kleines Geld bei mir eingezogen. Beim Buch "Die Nadel" handelt es sich um eines der frühen Werke von Follett, es ist 1978 erschienen, aber es zeigt sich, dass dieser Mann sowohl das Schreibhandwerk wie auch das Geschichten erzählen von Karrierebeginn an beherrscht. Kein Wunder wurden seine Bücher bisher weltweit über 160 Millionen Mal verkauft (Quelle Wikipedia) und er gehört zur absoluten Spitzenklasse der Schriftsteller.

Bei Lesebeginn habe ich nicht mal viel von diesem Kriminalroman erwartet. Die Geschichte hat mich aber schnell in ihren Bann gezogen und ich habe gemerkt, dass hier Qualität drin steckt. Es handelt sich um eine Spionagegeschichte die in England während des 2. Weltkriegs spielt. Die Engländer bereiten mit den Amerikanern die Landung in der Normandie vor und versuchen die Deutschen mit einer fiktiven Armee aus Pappe und Kunststoff an einem falschen Küstenabschnitt zu täuschen. Einem deutscher Spion mit den Codenamen "Die Nadel" kann der englische Geheimdienst nicht habhaft werden. Er schafft es jahrelang immer wieder Informationen und Geheimnisse nach Deutschland zu senden. Als die Engländer bemerken, dass dieser Agent Fotos von der vorgetäuschten Armee schiessen konnte und nun versucht die Negative nach Deutschland zu bringen, beginnt eine fieberhafte Jagd nach dem Mann. Ein Katz und Maus Spiel bei dem "Die Nadel" seinen Verfolgern immer wieder knapp entrinnen kann. Bis ihn ein heftiger Sturm auf einer kleinen Insel gefangen setzt. Das dramatische Finale kann beginnen ...

Vor knapp 10 Jahren habe ich Folletts "Die Säulen der Erde" gelesen und fand es gut. Komischerweise habe ich bis zu diesem Werk dann kein einziges Buch mehr von ihm gelesen. Warum? Keine Ahnung. Nach der Lektüre muss ich für mich feststellen, dass die Romane von Ken Follett zeitlos gut sind und man sie offensichtlich jederzeit lesen und weiterempfehlen kann. Gut, so wie Krimis heutzutage geschrieben werden würden einige Szenen deutlich ausführlicher und mit viel mehr Dramatik geschildert. Dies hebt sich Follett für die letzten 50 bis 60 Seiten auf. Ganz nach dem Motto: Das Finale muss sich von der restlichen Geschichte in Sachen Spannung und Nervenkitzel nochmals ein Stück absetzen.

Meine Erkenntnis und Schlussfazit: Gut geschriebene Romane mit inhaltlicher Substanz werden nicht schlechter nur weil Jahre und Jahrzehnte ins Land ziehen. Man sollte nicht immer den Neuerscheinungen nachrennen sondern sich ab und zu ein älteres Werk gönnen. (Das muss ich ehrlicherweise aber auch mir hinter die Ohren schreiben)

Cover des Buches American War (ISBN: 9783103973198)

Bewertung zu "American War" von Omar El Akkad

American War
sapperlotvor 7 Jahren
Drei bis dreieinhalb Sterne für Omar El Akkads düstere Zukunftsvision

An diesem Buch kam ich in den letzten paar Monaten nicht vorbei. Egal ob in der Buchhandlung oder im Internet, das Buch war omnipräsent und wurde mir laufend zum Kauf vorgeschlagen. Die guten Bewertungen haben mich dann schussendlich zum Erwerb bewogen. Jetzt nach der Lektüre bin ich in meiner Meinung etwas unschlüssig und alles andere als sicher wie ich es bewerten soll. Ich habe ein paar wirklich gute und fundierte Rezensionen anderer Leser gelesen. Nun frage ich mich, warum die Geschichte mich nicht restlos überzeugen konnte. Es ist zweifellos ein gutes Buch aber zu einem hymnischen Meinungsäusserung lasse ich mich nicht verleiten.

Die Idee einen Endzeit Roman zu schreiben, der fünfzig Jahre in der Zukunft angesiedelt ist, der während und nach dem zweiten amerikanischen Bürgerkrieg spielt finde ich interessant. Wieder sind es ein paar Staaten im Süden die mit dem Norden im Krieg stehen. Die Klimaveränderungen haben das ihre zu dieser misslichen Lage beigetragen. Die Geschichte baut sich rund um Sarat Chestnut auf, die als kleines Mädchen mit ihrer Familie in ein Flüchtlingslager ziehen muss. Dort trifft sie auf mehrere Personen die mal nur eine kleine Episode in ihrem Leben spielen und mal auf Figuren die sie in ihrer Entwicklung und Gesinnung nachhaltig beeinflussen. Und das nicht unbedingt zu ihrem Guten, denn sie radikalisiert sich zusehends und als Leser spürt man, dass dieser Roman auf einen dramatischen Schluss zusteuert.

Der Roman beginnt für mich erst ab Seite 99 richtig interessant zu werden. Die vorherigen Seiten benötigt der Autor um sein Schreckensszenario den Lesern begreiflich zu machen. Für mich zieht sich dieser Teil etwas langsam dahin und meine Vorfreude wurde da etwas gedämpft. Die Zeit mit Sarat im Flüchtlingscamp ist dann spannend und man merkt wie sie sich Leitpersonen sucht und an ihnen orientiert. Sie ganz Kind in einer desaströsen Lage, gefangen in der Eintönigkeit des Alltags. Soweit alles in Ordnung. Die grossen Zeitsprünge innerhalb der Geschichte verhindern, dass es ein Entwicklungsroman wird. Mit zunehmender Lesedauer erscheinen mir die Figuren mehr und mehr nur als Mittel zum Zweck vom Omar El Akkads düsterer Zukunftsvision. Und das ist mein zweiter Dämpfer. Die Bindung zu den Protagonisten bleibt irgendwie auf der Strecke. Mein Drang in diesem Buch zu lesen köchelt zusehends auf kleiner Flamme dahin. Ich habe mehr als 10 Tage gebraucht um diesen Roman zu lesen und das ist für mich als Vielleser eine verdammt lange Zeitspanne.

Fazit: Eine Geschichte mit interessanter Thematik die aber stellenweise etwas unausgegoren wirkt. Schade das primär nur mein Kopf und Verstand angesprochen wird aber mein Bauchgefühl aussen vor bleiben muss. Die, zugegebenermassen sehr hohe, Erwartungshaltung konnte die Geschichte nicht erfüllen. Deshalb die ehrliche drei bis dreieinhalb Sterne-Wertung.

Cover des Buches Sechs mal zwei (ISBN: 9783492058117)

Bewertung zu "Sechs mal zwei" von Arne Dahl

Sechs mal zwei
sapperlotvor 7 Jahren
Erneut Drei plus ein halber Stern für die Sechs mal zwei

Da ich den ersten Band der Berger & Blohm Reihe von Arne Dahl erst vor zwei Wochen gelesen habe, habe ich den Vorteil, dass mir die Personen und der vorhergehende Fall noch ganz frisch im Gedächtnis sind. Und ich bin sehr froh darüber, dass mir noch vieles in Erinnerung ist weil der Beginn in diesen zweiten Band sehr verwirrend ist und Arne Dahl den Lesern den sicheren Boden unter den Füssen wegzieht. Irgendwie ist alles wie im Delirium und vieles spielt sich wie in Traumsequenzen ab. Vollkommen konfus und wie hinter einem einem nebulösen Schleier verborgen spielen sich Szene für Szene ab und ich habe versucht herauszufinden, was zum Teufel mir der Autor da zum Lesen vorsetzt. Nach und nach klären sich die Nebelschleier auf und als Leser fasst man festen Tritt und kann sich ganz dem Geschehen widmen.

Sam Berger und Molly Blom sind nicht mehr im Polizeidienst bzw. beim Geheimdienst und sie müssen erstmal von der Bildfläche verschwinden und untertauchen. (Das hat mit dem üblen Cliffhanger ganz am Ende des ersten Bandes zu tun) Der Geheimdienst fahndet nach den Beiden und dank Mollys spezifischem Wissen können sie sich unbemerkt in die klirrend kalte schwedischen Einöde zurückziehen. Sie stehen dennoch in Kontakt mit Deer (Desiree Rosenqvist) die einen komischen Brief erhält der mit eindeutig zweideutigen Textpassagen gespickt ist der auf Sam, seine aktuelle vertrackte Lage sowie einen alten Kriminalfall Bezug nimmt. Molly und Sam besuchen die Verfasserin des Briefes und geraten in eine desaströse Lage und sind fest als Hauptverdächtige in einen Mordfall verstrickt. Ganz so wie das eine unbekannte und bösartige Person geplant hat. Nun müssen sie sich aus ihrem geheimen Versteck selbst aus der misslichen Situation helfen. Sie werden bei ihren Unternehmungen aber genau beobachtet ...

Ganz ehrlich, dieser Kriminalfall und das Handlungsgerüst wirken auf mich arg konstruiert. Deer, Molly und Sam müssen sehr intelligente Protagonisten sein, sie kommen im Verlauf der Geschichte auf Entscheidungen / Gedankengänge / Lösungen deren Grundlage mir manchmal verborgen blieb und Stellenweise habe ich den Überblick nach dem "Warum jetzt gerade das geschieht was geschieht" verloren. Um alles gedanklich halbwegs einsortieren zu können, musste ich ab und zu zurückblättern und Passagen mehrfach lesen. Vieles ist nicht so wie es scheint aber bis zum Schluss ergibt aber dennoch ein ganzheitliches Gebilde.

Meine Vermutung: Diese beiden ersten Bände sind nur Etappen auf einem Weg zu einer grossen Sauerei die wahrscheinlich bis in höchste schwedische Kreise reicht. (Geheimdienst/Polizei? Wirtschaft? Politik?) Arne Dahl hat ein den jetzigen Fällen übergeordnetes Konstrukt geplant und führt uns Leser nun Stück für Stück an die skandalträchtige Wahrheit heran. Und nur weil ich das vermute und wissen will was Dahl da für ein richtig grosses Wespennest in petto hat bleibe ich an der Serie dran. Wäre es nur lose Aneinanderreihung von Kriminalfällen würde das Handtuch werfen und aus der Serie aussteigen.

Cover des Buches Rain Dogs (ISBN: 9783518467473)

Bewertung zu "Rain Dogs" von Adrian McKinty

Rain Dogs
sapperlotvor 7 Jahren
Mitreissend!

Eine der derzeit besten Hardboiled-Krimireihe auf dem Markt geht in die fünfte Runde und wo andere Serien mal schwächere Bände haben, bleibt die Sean Duffy Reihe geschrieben vom Schriftsteller Adrian McKinty auf sehr hohem Niveau. Dieser fünfte Band bringt primär den mysteriösen Todesfall einer Journalistin dessen Umstände (Mord oder Selbstmord) es aufzuklären gilt. Privat läuft es Sean Duffy gar nicht gut. Er wird von seiner jüngeren Freundin verlassen und sein Leben entwickelt sich gezwungenermassen in anderen Bahnen weiter und der Roman endet mit einer formidablen Überraschung.

Ungefähr nach dem ersten Drittel des Buches dachte ich, dass der Autor diesmal das Augenmerk stark auf den Kriminalfall legt. Die üblichen Passagen die das schwierige Leben eines katholischen Inspektors mitten im brodelnden Nordirland Konflikt schildern sind diesmal nur kleine Anspielungen. Ich musste aber lernen, dass der Autor dieses delikate und leidvolle Thema für die zweite Hälfte des Romans aufgespart hat.

Wie immer bei einer Krimireihe die Frage, ob die Leser die den Einstieg in die Serie verpasst haben dieses Buch trotzdem lesen können. Ich würde davon abraten, da es etliche inhaltliche Bezüge zu Ereignissen der Vergangenheit gibt. Man versteht einige Dialoge und diesmal sogar den Kriminalfall an sich besser wenn man die jeweiligen Vorgeschichten auf die Bezug genommen wird kennt.

Der gebürtige Nordire Adrian McKinty ist ein souveräner Erzähler der die terrorgeschwängerte Atmosphäre der Achziger Jahre in und rund um Belfast authentisch schildert. Die knallharte Realität unspektakulär zu Papier gebracht und mit vielschichtigen aber bodenständigen Figuren bestückt wird diese Geschichte zum Pageturner. Alkoholismus, Kriminalität jeglicher Couleur und Gewalt sind an der Tagesordnung und das legendäre irische Mistwetter trägt seinen Teil zur gefühlskalten Umgebung bei. Ein Buch für Leser die auf narrative Weichzeichnungen verzichten können und einen Krimi mit politischem Hintergrund mögen. Absolut empfehlenswert!

Cover des Buches Der zweite Reiter (ISBN: 9783809026754)

Bewertung zu "Der zweite Reiter" von Alex Beer

Der zweite Reiter
sapperlotvor 7 Jahren
Die vier apokalyptischen Reiter

Dieser Historischer Kriminalroman spielt in Wien unmittelbar nach Beendigung des 1. Weltkriegs. Die Folgen der katastrophalen knapp vier Jahre sind deutlich zu spüren. Die Bevölkerung leidet immens und für viele Menschen heisst die Devise: irgendwie Überleben. Leben kann man dieses existieren in bitterer Armut kaum bezeichnen. In dieser schwierigen Zeit versuchen staatliche Organe Recht und Ordnung, so gut wie es möglich ist, aufrecht zu erhalten und durchzusetzen. In diese dramatischen Jahre der unmittelbaren Nachkriegszeit setzt die Autorin Alex Beer die Handlung einer Kriminalgeschichte. Dreh- und Angelpunkt ist Rayoninspektor August Emmerich dessen primäre Aufgabe die Bekämpfung des grassierenden Schwarzmarktes ist. Er stösst bei einem Einsatz auf die Leiche eines verarmten Kriegsinvaliden. Obwohl die Aufklärung der Umstände die zum Tode des Mannes nicht in sein Zuständigkeitsgebiet fällt, versucht er diesbezüglich etwas herauszufinden. Ein zweiter Toter der in Verbindung zum ersten steht lässt ihn Schlimmes vermuten ...

Was von Beginn an auffällt, ist die Besonnenheit mit der die Autorin die Geschichte erzählt. Da ist ein dramatisches Setting mit Nachkriegswirren und ein todbringendes Verbrechen aber der Tonfall bleibt stets ruhig und gefasst. Dieses kontrollierte erzählen weiss grundsätzlich zu gefallen. Es gibt aber ein paar Szenen, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass die Autorin etwas aus sich herausgekommen wäre und mit der Kraft der Sprache etwas mehr Dramatik in die Geschichte gebracht hätte. Die Story, die man erst gegen Schluss in seiner Gesamtheit erfasst, ist klug ausgedacht und überzeugt voll und ganz. Das sich die Hauptfigur August Emmerich nicht immer Mustergültig verhält ist plausibel. In dieser schweren Zeit ist Schlitzohrigkeit gefragt, auch wenn das heisst, kleinere Vergehen gegen Gesetze zu begehen. Seinen grundsätzlichen Prinzipien bleibt er hingegen treu und setzt sie auf Teufel komm Raus auch gegen die Obrigkeit und seine eigenen Gefühle durch. Ein absolut glaubwürdiger Mensch der die Hauptrolle in einer mehrteiligen Krimiserie sehr gut ausfüllen und auf seinen Schultern tragen kann.

Fazit: Ein bemerkenswert guter Historischer Kriminalroman mit viel Zeit- und Lokalkolorit. Dass die Geschichte mit einem argen Cliffhanger endet hätte nicht unbedingt sein müssen. Der Krimi hat mich auch so überzeugt und ich hätte die Fortsetzung, sprich 2. Band der Serie, auch ohne diese kleine Anspielung gekauft.

Cover des Buches Housesitter (ISBN: 9783805251020)

Bewertung zu "Housesitter" von Andreas Winkelmann

Housesitter
sapperlotvor 7 Jahren
Liebe Leser, gebt gut acht. Der Andreas hat euch etwas Böses mitgebracht!

Den neuesten Thriller von Andreas Winkelmann habe ich mir einen Tag nach Erscheinen auf den Kindle geladen und über das vergangene Wochenende gelesen. Da ich mittlerweile schon ein paar seiner Bücher gelesen habe, kann ich sagen, dass es ein paar für ihn typische Figuren und Textpassagen hat. Wenn wir schon im Genre der Thriller sind könnte man sagen, dass nicht nur ein Serientäter einen Modus Operandi hat sondern auch ein Schriftsteller.

Das Setting ist düster und ein Unbekannter beobachtet im Dunkeln von Aussen ein Pärchen im Haus. Diesbezüglich macht das in meinen Augen unansehnliche und nicht gerade verkaufsfördernde Umschlagbild Sinn. Es weckt in uns Lesern ein Unbehagen. Niemand mag es von Fremden beobachtet oder als perfide Steigerung sogar ausspioniert zu werden. Wenn der mysteriöse Fremdling dann noch Böses im Schilde führt, so wie in diesem Buch, dann wird aus den unbehaglichen Gefühl Beklommenheit, Einschüchterung und die beginnende Furcht wächst zur Angst und Panik. Für Andreas Winkelmann sind diese bangen Gefühle nur der Ausgangspunkt der Handlung und er treibt die bösartige Geschichte weiter, viiieeelll weiter und lässt uns Leser an den Gedanken und Taten eines skrupellosen Psychopathen teilhaben. Aber ist er tatsächlich so ein gefühlskaltes Monster? Welche Lebenserfahrungen haben ihn zu dem gemacht, der er heute ist? Eine ganz andere Seite in ihm ist gierig auf ein verklärt romantisches Zusammenleben. Eine tiefe Sehnsucht nach Zweisamkeit die im Hirn einen komplett falschen Weg einschlägt und mangels sozialen Kontakten, die ihn zurück auf den rechten Weg bringen könnten, zu einem fatalen Wahn ausartet.

Eine gute Geschichte, auch im Genre der Thriller, lebt von glaubhaften Protagonisten und von diesen überzeugenden Figuren gibt es in diesem Thriller gleich mehrere. In der Personengestaltung hat sich Andreas Winkelmann viel Mühe gegeben und dies zahlt sich für uns Leser aus. Aus abwechselnder Sichtweise nehmen wir an den Ermittlungen zweier Kommissare und einem Freund des Opfers teil. Jede Perspektive hat seine spezielle Charakteristik und nimmt auf ihre Art einen nachvollziehbaren Fortgang. Der ganze Fall ist für uns Leser gedanklich fassbar und über die fast 500 Seiten musste ich mich nie Fragen oder zurückblättern und nachlesen, warum Personen zu gewissen Entscheidungen / Gedankengänge / Lösungen gekommen sind. Es ist alles von A bis Z nachvollziehbar. (Das ist leider längst nicht bei jedem Krimi/Thriller so) Selbst die abstruse Denkweise des Bösewichts ist irgendwie auf verquere Weise plausibel.

Zu Bemängeln gibt es für mich neben dem schauderhaften Cover nur die Sache, dass es für uns Leser nicht viel zum Rätseln gibt. Das finde ich sehr schade. Ohne gross zu spekulieren oder eigene Gedankenkonstrukte aufzubauen kann man dem Geschehen folgen. Da wir Leser stets mehrere Sichtweisen kennen, sind wir gegenüber den Protagonisten wissensmässig im Vorteil. Dieser Umstand führt dazu, dass der Spannungsbogen ein stetes auf und ab ist. Allerdings auf ansprechendem Niveau. Hat man einmal mit Lesen angefangen, will man auch Wissen was als nächstes Geschieht und wie die bitterböse Geschichte ausgeht. Der "ich will ums verrecken weiterlesen Effekt" ist da und die 500 Seiten sind ratzfatz gelesen. Genau so wie es bei einem guten Thriller sein soll.

In der Wertung schwanke ich zwischen vier und fünf Sternen. Vier oder Fünf? Fünf oder Vier?

Cover des Buches Sieben minus eins (ISBN: 9783492311816)

Bewertung zu "Sieben minus eins" von Arne Dahl

Sieben minus eins
sapperlotvor 7 Jahren
Drei plus ein halber Stern für die Sieben minus eins

Von Arne Dahl habe ich vor ewigen Zeiten, bevor ich angefangen habe kurze Rezensionen zu schreiben, einen Band der Serie rund um das "A-Team" gelesen und war nur mittelmässig zufrieden. Seither habe ich bis zu diesem Buch keinen Krimi mehr von ihm gelesen. Der Kindle-Deal der Woche hat mir die Möglichkeit gegeben, für kleines Geld Dahls Auftakt zur "Berger & Blohm" Reihe zu lesen. Das Buch ist gut, wenn auch mit zwei oder drei Einschränkungen.

Dass die Geschichte mitten in einem dramatischen Polizeieinsatz beginnt stört mich nicht. Die Handlung und die involvierten Figuren lassen sich gut merken und einsortieren. Relativ schnell kristallisieren sich die wichtigen Protagonisten heraus. Das Augenmerk liegt erstmal auf der Polizeiarbeit und der Jagd nach einem unbekannten Kidnapper. Nach rund einem Drittel wird eine mysteriöse Frau zum Brennpunkt der Ermittlungen, kann identifiziert und zum Polizeiverhör vorgeladen werden. Dort nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung und stellt sicher geglaubte Fakten auf den Kopf. Ich darf natürlich nicht verraten was dies ist aber als übertölpelter Leser glaube dem Autoren von nun nichts mehr. Wer einen solch heftigen Haken in der Handlung schlägt, tut dies auch ein zweites oder drittes Mal. So nach zwei Drittel sind mir zwei oder drei Schritte der Hauptfiguren nicht ganz klar. Warum sind sie zu diesen Entscheidungen gekommen? Für etwa 50 Seiten Seiten erscheint mir das Geschehen etwas wirr. Der Täter ist dann relativ früh bekannt und es folgt die Jagd auf ihn und ein dramatisches Finale. Das die Geschichte mit einem bösen, gaaaaaaaanz bösen Cliffhanger endet findet ich gar nicht gut.

Die Hauptfigur Sam Berger ist richtiggehend in den Fall verbissen bleibt aber lange eine eindimensionale Figur. Er ist ganz klar Dreh- und Angelpunkt der Geschichte aber echte Konturen und Tiefe hat er nicht. Ich vermute mal, das ist vom Autoren so geplant, da im zweiten Teil seine Vergangenheit wichtig wird. In diesem Part soll er wohl für die Leser greifbarer werden. Dies ist meiner Meinung nach nur mittelprächtig gelungen. Von der zweiten Hauptfigur Molly Blom müssen wir gar nicht erst sprechen. Sie taucht erst gegen Mitte des Buches auf und hier liegt in der der Personengestaltung noch viel Potential brach.

Das Buch wird vom Verlag in die Gattung "Kriminalroman" einsortiert. Ich persönlich würde es als „Thriller“ bezeichnen. Für mich ist ein Kriminalroman im Handlungsablauf etwas ruhiger und er hat etwas mehr literarisches "Drumherum" bzw. themenspezifischen Tiefgang in der Handlung. Hier geht es Schlag auf Schlag was die Leser dazu verleitet, sich rasend schnell durch die Geschichte zu pflügen. (So gings mir auch).

Da ich den Auftakt der "Berger & Blohm"Reihe erst knapp ein Jahr nach erscheinen gelesen habe, kann ich in zwei Wochen den zweiten Band umgehend lesen und mein Vorteil ist, dass das Figuren- und Handlungswissen noch ganz frisch im Gedächtnis ist. Ich werde das zweite Buch definitiv zeitnah nach der Veröffentlichung lesen und dann entscheiden, ob ich an der Serie dran bleibe oder aussteige. Mit der Wertung für dieses Buch tue ich mich schwer. Drei oder vier Sterne gehen in Ordnung.

Über mich

  • männlich
  • 15.03.1974

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Krimis und Thriller, Fantasy, Historische Romane, Science-Fiction, Literatur, Unterhaltung

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