Bewertung zu "Scythe – Der Zorn der Gerechten" von Neal Shusterman
Zum Inhalt:
Dies ist der zweite Band der „Scythe-Reihe“ von Neal Shusterman. Dabei handelt es sich um eine dystopische Trilogie.
Weit in der Zukunft ist die Menschheit unsterblich geworden. Krankheiten und Tod sind besiegt; ein Computerprogramm, der sogenannte „Thunderhead“ sorgt für das Wohlergehen der ganzen Welt. Damit es aber zu keiner Überbevölkerung auf der Erde kommen kann, gibt es die „Scythe“. Sie sind auserwählt, um zu entscheiden, wer lebt und wer stirbt. Eine relativ geringe Quote wird von ihnen getötet; das ist die sogenannte „Nachlese“. Das Scythtum steht jedoch nicht unter Kontrolle des Thunderhead, sondert agiert vollkommen autonom.
Protagonisten sind die Teenager Citra und Rowan. Citra ist eine ausgebildete Scythe, die mittlerweile als Scythe Anastasia ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Rowan hingegen wurde nach seiner Lehre nicht auserwählt, und so geht er in den Untergrund, um als „Scythe Lucifer“ korrupte Scythe „nachzulesen“, die sich nicht an die Regeln halten. Doch die skrupellosen Scythe übernehmen mehr und mehr die Macht. Und so müssen Citra und ihre große Liebe Rowan gemeinsam versuchen, die alte Ordnung wieder herzustellen.
Meine Meinung:
Wie bereits im ersten Band ist auch dieses Buch in verschiedene Handlungsstränge unterteilt, die aus den unterschiedlichen Sichten von beispielsweise Citra, Marie, Rowan oder Faraday erzählt werden. Viel Raum erhält auch ein neuer Charakter: Greyson Tolliver. Da der Thunderhead nicht direkt mit den Scythe kommunizieren darf, nimmt er über Greyson Einfluss auf den Weitergang der Geschichte. Der Thunderhead bekommt zudem zwischen den einzelnen Kapiteln jeweils Platz, um seine Gedankengänge zu den Ereignissen mitzuteilen.
Der Schreibstil das Autors ist sehr dynamisch und lebendig. Das Buch fesselt seinen Leser regelrecht an sich; der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut. Und immer wieder gibt es vollkommen unerwartete Wendungen; als Leser möchte man manchmal einfach nur aufschreien: DAS DARF DOCH JETZT NICHT WAHR SEIN!!! Shusterman führt den Leser wahrlich durch ein Wechselbad der Gefühle, doch gerade deswegen möchte man immer weiterlesen, um zu wissen, was er sich als nächstes ausgedacht hat.
Die Charaktere der Protagonisten werden präzise und durchaus vielschichtig dargestellt. Man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen. Und sogar der Thunderhead nimmt über das ganze Buch hinweg immer mehr menschliche Züge an, so dass er einem manchmal gar nicht mehr wie ein Computerprogramm erscheint.
Ich muss gestehen, dass mir das Buch durchaus einige schlaflose Nächte beschert hat. Es war nicht einfach, abzuschalten, wenn man abends im Bett noch darin gelesen hat. Unwillkürlich macht man sich Gedanken, wie sich diese Welt weiter entwickeln wird. Ist Unsterblichkeit wirklich ein erstrebenswerter Zustand? Kann man sich über Dinge wirklich noch freuen, wenn man weiß, dass man ewig Zeit hat? Weiß man Liebe, Freundschaft, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und ähnliches noch zu schätzen? Und sollte wirklich ein Computerprogramm über die Welt herrschen? Shusterman stellt da tatsächlich philosophische Thesen auf, die mich teilweise sehr aufgewühlt haben.
Das Ende des Buches hat mich dann fassungslos zurückgelassen. Das war einfach nur krass. Und nach diesem wahnsinnigen Cliffhanger wird das Warten auf Band 3 einfach unerträglich. Kaum zu glauben, dass ich jetzt noch 10 Monate auf die Fortsetzung warten soll.
Zum Cover:
Das Cover finde ich einfach nur wunderschön. Ich liebe diesen Metallic-Effekt. Und genauso wie auf dem Bild habe ich mir Citra vorgestellt. Sie sieht total cool aus. Trotz der Bewaffnung kommt sie aber nicht böse und gewalttätig rüber, sondern eher aufrecht und mutig. Es passt auch sehr gut zum ersten Band; man sieht sofort, dass diese beiden Bücher zusammengehören. Ich bin schon sehr gespannt, wie der dritte Band aussehen wird! Wer wird vorne drauf zu sehen sein? Da ich davon ausgehe, dass auf dem ersten Band Rowan zu sehen ist, wäre es in meine Augen logisch, wenn beim dritten beide, also Rowan und Citra, erscheinen würden.
Ich hoffe sehr, dass der Verlag die Covergestaltung beibehalten wird. Ich hasse nichts mehr, als wenn mitten in einer Reihe das Cover auf einmal ganz anders aussieht und überhaupt nicht mehr zu den anderen passt.
Fazit:
"Scythe - Die Hüter des Todes" war schon ein ein Highlight für mich in 2017. Vermutlich wird Band 2 mein absolutes Lesehighlight 2018 werden; ich weiß nicht, wie man das noch toppen soll.
Ich fiebere ungeduldig dem finalen Band entgegen und bin so was von gespannt, wie der Autor seine phantasievolle Geschichte weitererzählen und wie das alles enden wird.