Die flotte Rentnerin Bärbel, dreimal geschiedene Ex-Bibliothekarin, und ihr Neffe Malte, ein Philosophiestudent, ahnen zu Anfang noch nicht, in welches Abenteuer sie geraten sollen, als sie versuchen, Bärbels Schulfreund Uwe aufzustöbern. Uwe seinerseits ist auf heißer Spur: Er versucht, das Rätsel um seinen vor mehr als fünf Jahrzehnten verschwundenen Vater zu lösen. Die Verwicklungen sind vielfältig und spannend, und der Stoff, der in die Zeit der deutsch-deutschen Spionage in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn zurückführt, ist hoch interessant und brillant erzählt. Ich kenne fast alle Bücher der Autorin und bin auch diesmal wieder begeistert. Hoffentlich gehen Bärbel und Malte in eine weitere Runde!
schattenleser
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Endlich ist er da, der neue Band der Krimi-Serie mit Pilar Álvarez-Scholz und Freddy Stieger, ich habe schon drauf gewartet! Der Stil von Alexa Thiesmeyer gefällt mir nämlich ausnehmend gut, davon wollte ich unbedingt noch mehr lesen. Und in diesem Roman läuft es wieder mal ganz anders: Pilar will partout nicht mehr in düstere Angelegenheiten hinein geraten, sie ist noch völlig erledigt vom letzten Fall. Sie fliegt zur Erholung nach Island, weil sie meint, auf der Insel am nördlichen Polarkreis am besten abschalten zu können. Was für ein Irrtum! Es macht Spaß zu erleben, wie Pilar durch Anrufe einer Freundin aus der Heimat immer mehr in Konflikte hineingezogen wird, die sich gefährlich zuspitzen. Schließlich bittet Freddy sie sogar, nach einer gewissen Gerda zu forschen, die einstmals Sympathisantin der Roten Armee Fraktion war und terroristischen Mördern Unterschlupf gewährte. Obwohl Pilar ablehnt, kann man sich schon denken, dass sie es trotzdem tut. Und schon steckt sie mittendrin in einem verwickelten Fall! Die Geschichte ist sehr spannend, und die Verknüpfung zwischen der isländischen Landschaft und der Stadt Bonn in Deutschland hat mir gut gefallen. Auch die neuen Figuren sind richtig gut, zum Beispiel die alte Dame Margot Mohn, die es Miss Marple gleich tun möchte, und deshalb von Pilars Schwiegermutter eine gehörige Portion Spott erntet. Oder der verliebte Ansgar und sein Bruder Ludger, die durchgeknallte Dörte und der scheinheilige Rechtsanwalt ... Mehr will ich nicht verraten!
Bewertung zu "Sonnenblumen zum Selberschneiden" von Alexa Thiesmeyer
Ein überaus spannend erzählter, interessanter Bonn-Krimi, der ein originelles Thema mit verblüffenden Wendungen amüsant behandelt. Bei den lebendig wirkenden Figuren verstärkt sich beim Lesen vor allem das Bedürfnis, den naiven Björn - der sich von seiner Tante Marie überreden
lässt ihrem Liebhaber ein falsches Alibi zu geben -, wachzurütteln. Und das noch bevor die Katastrophe auf ihn zukommt und er sich im Netz der finsteren Machenschaften einer ominösen Alibi-Vermittlungsagentur verstrickt. Denn wer sich als Entlastungszeuge kaufen lässt und einen Meineid schwört, wird erpressbar. Durch die treffsicheren Dialoge lässt es sich nicht verheimlichen, dass die Autorin auch Theaterstücke verfasst. Ein flott zu lesender Krimi, den man nur weiterempfehlen kann.
Der neue Krimi von Alexa Thiesmeyer hat mich ungeheuer begeistert. Ich lese sonst nie bis drei Uhr nachts, aber diesmal konnte ich einfach nicht aufhören!
Die Geschichte beginnt mit einem Vermisstenfall, der den Leser in Bonns Vergangenheit als deutsche Bundeshauptstadt führt, wozu auch das damalige Problem des Kalten Kriegs gehört, mit dem ich bisher nicht sonderlich vertraut war. Die Autorin beschreibt gerade so viel davon, wie für die Geschichte wichtig ist. Dafür entwickelt sich die spannende Story in der Jetztzeit äußerst zügig. Es gibt eine Menge Konflikte, knifflige Probleme, Scheinheiligkeit und natürlich Gefahren für die sympathischen Ermittler Pilar und Freddy, die nach und nach in den Fall hineingeraten, ohne sonderlich scharf darauf zu sein - es lässt sie eben nicht mehr los. Ebenso wenig wie den Leser!
Auch die übrigen Figuren mit ihren menschlichen Schwächen und Eigenschaften wirkten auf mich anschaulich und unterhaltsam. Beispielsweise Pilars Halbschwester Isabell, der etwas jüngere Thomas mit seiner zwielichtigen Ehefrau, Freddys jähzorniger Freund Achim und seine schrille Valerie, sowie der Nachbar Winter und die Rheinländerin Rita, die ich beide schon aus "Melbtal" kannte. Kurz gesagt: der Krimi war sehr spannend, vom Thema her interessant und das Lesen hat großen Spaß gemacht.
Einen guten Roman wie diesen, von einer deutschsprachigen Autorin, sollte man vielleicht vor den zahlreichen Übersetzungen am Markt bevorzugt lesen.
Dieser Krimi hat mich gepackt, habe ihn in einem Rutsch gelesen. Die beiden ungeklärten Fälle aus den achtziger Jahren und ihre Folgen für eine Betroffene sind geschickt in die Gegenwartsgeschichte eingewoben, bis sich alles zu einer überzeugenden Lösung vereint. Angenehm zu lesender Schreibstil und sehr spannend! Die etw3as ungewöhnlichen Hauptpersonen Pilar und Freddy sind für mich absolute Sympathieträger. Sie sind liebenswert, haben ihre Fehler und werden dann doch zu Helden. Auch die Nebenfiguren fand ich recht witzig. Eine runde, sehr befriedigende Story, in der alle Details ineinander greifen.
Die Schilderung des beklemmenden Themas wirkt äußerst realitätsnah. Beim Lesen will man nur widerwillig wahrhaben, dass Menschen Kinder jahrelang unbemerkt als Sex-Sklaven gefangen halten könnten, - und dies nicht in einem fernen, exotischen Land, sondern in der heutigen Zeit, mitten in Europa. Dennoch passiert derartiges tatsächlich, gewissermaßen vor unserer Haustüre. Leider gab es auch bei uns in Wien einen erschreckend ähnlichen Fall. Obwohl die Autorin im Vorwort betont sich nicht darauf zu beziehen, sondern Handlung und Personen frei erfunden zu haben, erläutert sie einige Hintergründe der bestürzenden Geschehnisse sehr anschaulich und verständnisvoll. Dadurch liegt die Vermutung nahe, genau so könnte es sich auch in der Realität abgespielt haben. Dieses Buch zeigt drastisch wovor wir vielleicht die Augen verschlossen haben, weil wir derartiges nicht sehen wollten und nicht glauben konnten. Das Mitgefühl mit den Mädchen, die von Opfern zu Täterinnen werden, nimmt zu. Diesen spannenden Roman aus der Hand zu legen fällt zunehmend schwerer. Gleichzeitig steigert sich aber auch das Entsetzen.
Die einzelnen Charaktere sind nicht nur lebendig, sondern auch sehr stimmig beschrieben. Die Mädchen, vor allem Carmen, anfangs mit einer kindlichen Gedankenwelt, werden reifer, selbstbewusster, bleiben dabei aber stets wirklichkeitsnah in ihrer Sprache, im Denken und Handeln. Das macht etliche der Ereignisse in diesem Thriller gedanklich nachvollziehbar und deshalb erschreckend gnadenlos.