Die Biographie thematisiert das Leben von Elizabeth von Kindheitstagen an und lässt uns an ihrem mit Kummer und Schmerz und Leid gepflasterten Lebensweg teilhaben. Sei es die grässliche Trennung der Eltern oder das plötzliche Verschwinden des Vaters aus ihrem Leben, ihr nervenzerfetzender Kampf mit den Depressionen oder der Borderline-Persönlichkeitsstörung - Lizzie gibt uns einen verdammt tiefen Einblick in ihr verqueres, angeschlagenes und komplett auf den Kopf gestelltes Seelenleben. Dabei ist es ihr völlig egal, wie selbstsüchtig und weinerlich wir sie an der ein oder anderen Stelle finden. Ihre Erzählstimme ist von Wut erfüllt und schonungslos ehrlich. Sie denkt gar nicht erst daran, sich dem Klischee zu beugen, Menschen - und vor allem Frauen - müssten ihre Biographien irgendwie so gestalten, dass sie am Ende noch irgendwie sympathisch sind. Lizzie will uns zeigen, wie das tagtägliche Leben in der Hölle der Depression ist und wie man langsam, aber sicher daran vergeht. Gut finde ich, dass sie erstaunliche viele popkulturelle Anspielungen und Referenzen in den Handlungsverlauf einwebt, die sich mühelos ins Gesamtgeschehen eingliedern, auch wenn nicht jede Anmerkung mehr als 20 Jahre später bei einem ein Licht aufgehen lässt. Allgemein lässt sich zur Handlung sagen, dass sie an und für sich relativ linear verläuft und nur ab und zu von Kommentaren der Jetzt-Lizzie unterbrochen wird, was ich für eine nette, wenn auch nicht allzu berauschende Abwechslung halte. Außerdem soll ihr Versuch Erwähnung finden, etwas weitaus Größeres mit diesem Tatsachenbericht zu schaffen. Denn die Generation X und die Medikamentenabhängigkeit einer ganzen Nationen - wie bereits der Originaltitel andeutet - sind weitere große Themen in ihrem Werk. Letzteres hätte sie aber definitiv noch etwas ausbauen können, erst zum Schluss nimmt diese thematische Komponente langsam Fahrt auf. Stilistisch ist ihr Schreiben nicht wirklich herausragend. Die ein oder andere ironische Spitze war vorhanden, es hätten aber ruhig noch mehr sein können, ohne irgendwie gekünstelt oder das Thema verratend zu wirken. Vor allem über Elizabeth und ihre Mutter und deren angespannte Beziehung erfahren wir einiges, die anderen Charaktere werden ebenfalls ganz gut beleuchtet. Ich lege jedem dieses Buch ans Herz, der einmal in die Gefühls- und Gedankenwelt einer zutiefst angeschlagenen Seele vordringen und diese voll und ganz verstehen möchte.
stef_99
- Mitglied seit 12.05.2019
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Rezensionen und Bewertungen
Der letzte Teil der Mardock-Trilogie kombiniert knallharte Action, Vergangenheitsaufarbeitung der härteren Gangart und einen tosenden Wirbelsturm widerstrebender Gefühle, die letzten Endes doch ein gut zusammenpassendes Ganzes bilden - und beinhaltet somit alles, was ich persönlich an dieser Trilogie schätzen und ebenso lieben gelernt habe. Rune Balot wird mit ihrer verstörender Vergangenheit auf eine solche Art und Weise konfrontiert, dass es einen den Atem raubt, das Herz zerbricht, voll und ganz fertig macht - und dennoch zum sofortigen Weiterlesen anspornt. Alles in allem eine mehr als nur lesenswerte Sci-Fi-Trilogie, die ich definitiv zu einer meiner liebsten Roman-Reihen zähle!
Der zweite Teil der Mardock-Trilogie weist zwar nicht mehr den nervenaufreibenden Action-Anteil des ersten auf, dafür aber eine philosophische Komponente, der man sich nur schwer entziehen kann. (Ab hier wird etwas gespoilert.) Der anfangs etwas oberflächlichen Buchreihe wird ein tiefgründiges Unterbau verliehen, der allem eine neue Dimension verleiht und ziemlich zum Nachdenken anregt. Dieser großartige Ansatz verwässert etwas später im Casino, wartet dort aber mit dem ein oder anderen Psychoduell und erstaunlich gut beobachteten Spielmechanismen auf. Rune Balot selbst hat einiges auf ihrem Weg durch den ersten Teil gelernt und wendet nun dieses neue Wissen an, um auch in diesem Band gegenüber ihren Feinden zu bestehen und letztlich ihr Überleben zu sichern. Sprachlich ist alles beim Alten geblieben, keine wirklichen Ausschläge nach oben oder unten und somit auf dem selben soliden Niveau wie davor.
Der erste Teil der sogenannten Mardock-Trilogie wartet mit nichts Neuem oder noch nie Dagewesenen auf, bietet aber - wie ich finde - beste Unterhaltung, die nicht nur Fans der fernöstlichen Kultur zu empfehlen ist. Zwar ist die Handlung, die sich am klassischen Kronzeugenplot orientiert, oft schon behandelt worden und man hätte sicherlich das ein oder andere Thema tiefgreifender behandeln können, aber dennoch bin ich noch immer wie elektrisiert von diesem Roman in bester Cyberpunk-Manier. Mit Rune Balot haben wir eine zwar kindliche und manchmal etwas naive, aber dennoch liebenswerte und grundsympathische Protagonistin, der man nach allem, was sie erlebt und durchlitten hat, einfach das Beste und den glorreichen Sieg über ihre fiesen Gegner wünscht. Der Schreibstil ist an und für sich einfach gehalten, wartet aber besonders in den emotionalen und actionhaltigen Passagen mit wunderbaren Beschreibungen und großartigen Formulierungen auf. Selten habe ich mir Kämpfe so gut bildlich vorstellen können wie in Ubukatas Werk.
Ein - meiner bescheidenen Meinung nach - hervorragendes Buch und ein erstaunlicher Seelenstripteas einer bestimmt nicht perfekten, aber dennoch inspirierenden wie auch gebrochenen Frau, die lernt, ihr gebrochenes Herz wieder zu flicken und zu heilen. ,,Der große Trip" hat mir nicht nur die Bedeutung der Natur für uns als menschliche Wesen näher gebracht, er hat auch meine Liebe zur Reiseliteratur entfacht, auch wenn dieser Roman jetzt nicht das Paradebeispiel für diese ist. Zwar ist die Reise Cheryls sprachlich wunderschön bebildert und tangierte zumindest mich über die Maßen, aber es ist mehr die Vorgeschichte der Autorin, die einen in Beschlag nimmt und einfach nicht mehr loslässt. Vater-Probleme, eine tote Mutter, Drogen, Sex als Betäubungsmittel, eine gescheiterte Ehe - das sind nur ein paar Dinge, mit denen Cheryl in jungen Jahren zu kämpfen hatte. Für viele wird ihr manchmal sprunghaftes wie auch emotionsgesteuertes Verhalten sie nicht gerade zu einer Sympathie-Bombe machen, doch je mehr man sie kennen lernt, desto mehr lernt man sie mögen und ihre Ecken und Kanten zu verstehen. Was die Handlung anbelangt muss gesagt werden, dass sich die ein oder andere Länge einschleicht, welche aber von Cheryl Strayed durch den geschickten Einsatz von Erinnerungssequenzen weitestgehend ausgebügelt wird. Von den Charakteren sind vor allem Cheryl selbst - was bei einer Biografie auch zu erwarten ist - und ihre Mutter Bobbi und deren komplexe Beziehung zueinander gut ausgearbeitet. Ebenfalls ihr wirklich großartiger Schreibstil soll hier Erwähnung finden, der vielleicht nicht die anspruchvollsten oder,,phantasievollsten" Satzkonstruktionen aufweist, aber eine Emotionalität mit sich bringt, der man sich wirklich nur schwer entziehen kann.