Zur Handlung: Lost Places erzählt die Geschichte von Lennart und seinen Freunden, die eines Abends, nach einem Clubbesuch, bei dem sie mit Eddie dem Türsteher aneinander gerieten, zuerst auf der Straße und dann in einem in der Nähe befindlichen, alten Fabrikgebäude landen, das sie mit viel Spaß gemeinsam erkunden. So wird die Neugierde der Jugendlichen für die verlassenen Plätze der Stadt geweckt, die Lost Places, die sie in Berlin zuhauf finden. Doch schon beim zweiten Besuch in „ihrer“ Fabrik läuft ihnen Eddie wieder über den Weg, der Anwärter bei den „Bandidos“ ist und den verlassenen Platz als Drogenversteck missbraucht. Und dann taucht auch noch eine Leiche auf.
Zu den Figuren: Die Hauptfiguren, wie Lennart oder die schüchterne Moe, in die er hoffnungslos verliebt ist, wirken authentisch, ebenso wie die Sprache, derer sie sich bedienen. Gewöhnlich störe ich mich an „Umgangssprachvergewaltigungen“, doch hier passte es immer in den Kontext. Da sich Johannes Groschupf ansonsten sehr gut auszudrücken weiß, sehe ich es ihm gerne nach.
Die restlichen Figuren bleiben im Vergleich dazu etwas blass, allerdings kann man aus dem wenigen Privaten, das man über den Schurken Eddie erfährt, durchaus viel schließen.
Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch, auch für Erwachsene Leser, die es nicht ultra-hart, aber spannend mögen. Als Jugendbuch hervorragend geeignet und absolut empfehlenswert. Einer der besonderen Reize des Buches liegt in den realen Schauplätzen, die man, so man einen Hang zu Urban Exploration hat, sich auch (noch) selbst ansehen könnte. Mir persönlich war die Auflösung ein wenig zu seicht, und ich gestehe: Ja, ich mag es noch dreckiger und härter, aber ich bin auch keine Jugendliche mehr und nicht leicht zu schocken. Gefesselt hat es mich dennoch, genaugenommen so sehr, dass ich mir eine halbe Nacht um die Ohren schlug, um das Ende zu erfahren - und das schafft bei weitem nicht jedes Buch! Ich gelange nicht zur absoluten Höchstwertung, aber zu soliden 4 Sternen mit angeschlossener Leseempfehlung!