steffeinhorn
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steffeinhorns Bücher
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Bewertung zu "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand" von Sibylle Berg
Vor ein paar Jahren hatte ich entschlossen, Bücher zu schreiben und vor meinem vierzigsten Geburtstag auf eine bedeutende Buchmesse in Deutschland eingeladen zu werden. Die Erfahrungen, die ich auf der Leipziger Buchmesse im März 2015 gemacht habe, haben mir in aller erster Linie gelernt, dass man sehr vorsichtig sein sollte, wenn man Wünsche formuliert und wenn man das schon wagt, dann muss man dabei sehr genau sein und wenn möglich, das Wenigste dem Zufall überlassen.
Erfahrungen müssen gemacht werden und anschließend geht man die Dinge anders an.
Eine sehr erfrischende Erfahrung auf der Leipziger Buchmesse war meine kurze Begegnung mit Sybille Berg. Ich war schon seit einiger Zeit von ihren bestechenden Texten und Bemerkungen im Internet begeistert, und da ich mich mit verträumten Augen im März auf dem Stand des Verlags einer meiner Lieblingsschriftsteller verirrt hatte (Peter Handke – Suhrkamp Verlag – oder eben Carl Hanser Verlag ... ), wurde das neuste Buch von Sybille Berg hoch gefeiert und ich habe die nette Verkäuferin gefragt, ob die Autorin noch anzutreffen sei. Ja, sagte die, in der Nähe des 3Sat-Fernsehen-Stands. Ich bin sofort dorthin geeilt und habe mich riesig gefreut, ihr wirklich zu begegnen. Einfach ein paar Worte austauschen, von wegen, ich würde schon länger in Frankreich leben und es sei gar nicht so einfach mit den Deutschen, sie könnte das gut verstehen. Sie hat mir das Buch signiert und ich habe es kürzlich auf meine Reise in den Süden von Frankreich mit heller Begeisterung gelesen.
Ich habe mich entschlossen, eine neue Webseite zu erstellen, und meine Präsenz im Netz nach meinem Belieben zu handhaben. Das Bewerten von Büchern im Netz finde ich abartig. Da werden kreuz und quer von irgendwelchen Menschen Punkte vergeben oder Kritiken geschrieben, wozu soll das gut sein? Ich gebe jedem Buch, welches ich zu Ende gelesen habe 5 Sterne, was lange nicht bedeutet, dass ich es gut gefunden habe. Allein der Respekt dafür, dass da einer den langen Weg zu einer nennenswerten Veröffentlichung geschafft hat, verlangt nach 5 Sternen, alles andere dürft von Normalos nicht bewertet werden.
Aber ich schreibe mir meine Gedanken zu diversen Büchern gerne auf, damit ich sie später nachlesen kann.
Was habe ich also nach dem Lesen von dem Buch von Sybille Berg empfunden? „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“ bringt genau auf dem Punkt, warum ich mich aus diesem Land zurückgezogen habe. Da erzählt die Autorin haargenau das Leben von einem deutschen Paar, kinderlos, aus dem Mittelstand, gehobenen Mittelstand, anmaßend, von sich selbst überzeugt, die Kultur in andere Länder überbringen zu müssen, als stünde Deutschland noch immer im Mittelpunkt des Geschehens. Ich denke, so etwas kann man nur glauben, wenn man in Deutschland lebt und nichts anderes kennt. Das Merkwürdige an dieser Geschichte ist, wie sich die Protagonisten selbst verachten, missachten, sich selbst zu kennen glauben und dabei völlig daneben liegen. Sie bewerten alles und jeden und wollen Sex, obwohl sie denselben insgeheim verabscheuen. Am Ende des Buches wird sehr klar deutlich, dass für diese Leute die heile, enge Welt doch wieder zu funktionieren scheint und ihnen im Grunde ganz egal ist, welche Menschen verenden und welche am Leben bleiben.
Im Grunde genommen sind die Hauptpersonen in diesem Roman gegen Leben, Liebe und Abenteuer im universellen Sinne geimpft und genau das ist es, warum ich nie Heimweh habe.
Merkwürdig ist doch, dass so ein messerscharfes Buch wie dieses so hoch gefeiert wird. Soll das bedeuten, dass die Leute, die das lesen, Lust auf eine Veränderung haben? Sind sie dazu imstande? Ehrlich gesagt ist das mir momentan gleichgültig, mittlerweile denke ich mir meine Geschichten und Texte in Französisch aus und versuche sie so genau wie möglich in Deutsch auszudrücken. Ob das immer gelingt, ist eine andere Frage. Ich weiß nur, dass ich mit Menschen, die sich selbst so verachten und hassen, wie Sybilles Protagonisten, nicht gut klarkommen kann.
In diesem Sinne: Hut ab vor diesem schriftstellerischen Meisterwerk und Danke für das Lesevergnügen!
Was meine Texte anbetrifft – je vous emmerde !
Bewertung zu "Die Herren von Winterfell" von George R. R. Martin
Bewertung zu "Shim Chong, fille vendue" von Hwang Sok-yong
Shim Chong ist eine Person aus der koreanischen Mythologie. Tragisch und pathetisch wurde diese Legende mündlich von Generation zu Generation überliefert, bevor sie zu einem literarischen Kulturgut wurde.
Shim Chong wird extrem arm geboren, ein blinder Vater und eine kurz nach ihrer Geburt verstorbene Mutter, eine miserable Kindheit. Mit sechzehn Jahren akzeptiert sie, an Seeleute verkauft zu werden, welche eine Jungfrau den Dämonen des Meeres opfern wollen. Die Götter sind barmherzig mit ihr und lassen sie in die Welt der Unsterblichen ein, wo sie ihre Mutter wiederfindet.
...
In diesem Buch umschreibt die Autorin diese klassische Geschichte auf einem historische Hintergrund, in dem, die Industrie und die Prostitution zu dieser Epoche (Ende 19. Jhd) in Asien eine gewaltige Rolle spielen. Die Protagonistin behält trotz aller Demütigungen ihren Stolz, gerät zunächst an einen reichen Alten, dann an ein Bordell, wird von Menschenhändlern entführt, bis nach Singapur, wo ein britischer Geschäftsmann sie ersteht.
Hwang Sok-Yong schafft es, die vorherrschenden Regeln und Gesetze von sexueller Versklavung und menschlichen Beziehungen in diesen Gefilden zu schildern, ohne einen belehrenden Zeigefinger zu heben. Ich persönlich empfand diese Geschichte als sehr bereichernd, denn jeder von uns in einer scheinbar heilen Welt, dürfte hin und wieder einen gewissen Abstand von eigenen, festgefahrenen Gewissheiten nehmen und neu überdenken.
Bewertung zu "Cent ans de solitude" von Gabriel García Márquez
Der Schritftsteller Sandy Blair verstrickt sich in eine fesselnde Suche nach dem Mörder des Managers einer legendären Rockgruppe aus den 70er Jahren. Dabei vertieft er sich in ein leidenschaftliches Projekt, diese Gruppe wieder aufleben zu lassen und ist konftontiert mit der Entwicklung der Musik, ihren Fans und den Einfluss auf die Gesellschaft.
Ich bin begeistert vom Schreibstil von Georg R.R. Martin !!! Einziges B-moll : ich empfand die Beschreibungen der Konzerte am Ende des Romans etwas lang und wiederholend, was allerdings eine persönliche Empfindung bleibt.
Bewertung zu "L'Idiot, volume 1, livres 1 et 2" von Fédor Dostoïevski
"l'idiot" zu übersetzen ist wie ein Jahr lang unter einer unablässigen Spannung zu stehen, während der man nicht richtig tief durch atmet, immer etwas hechelt, um die Spannung von jedem Augenblick, dem Auf und Ab des Erlebens zu schreiben (...)"
Ich habe das Buch auf französisch gelesen und bin fasziniert, wie lebendig und aktuell die Protagonisten in dieser reichen Geschichte sind. Für Leseliebhaber ein absolutes Muss !
... denn ich denke, dass es nicht nötig ist, dieses Buch zu rezensieren. Nijinski, ein Mensch, der einen verwirrt und leidenschaftlich verloren erscheint. Ständig mischt er Gott in seine Gedanken. Er glaubt fest an ein Überwesen, was für mein Verständnis keine Gottheit ist, sondern ein anerzogenes Über-Ich.
Er versucht seine Gedanken und seine unermessliche Liebe zur Kunst des Tanzens mit dem Willen dieses Gottes gleichzusetzen.
Ich wollte lesen, was im Kopf eines grossen Tänzers vorgeht. Offensichtlich war er ebenso einsam wie die meisten grossen Künstler. Absolut und unabhängig will er anderen von seinen persönlichen Absichten überzeugen und wird wütend, wenn man ihm nicht die richtige Beachtung schenkt.
Über mich
- weiblich
- 10.08.1975
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