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stefka_lu

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Kaiserstuhl (ISBN: 9783471360118)

Bewertung zu "Kaiserstuhl" von Brigitte Glaser

Kaiserstuhl
stefka_luvor 2 Jahren
Kurzmeinung: "Kaiserstuhl" von Brigitte Glaser ist ein historischer Roman, der angesichts der weltpolitischen Lage erschreckend aktuell ist.
Historischer Roman - erschreckend aktuell

WECHSELVOLLE GESCHICHTE DER SÜDBADISCHEN GRENZREGION

In „Kaiserstuhl“ von Brigitte Glaser steht eine ganze Reihe an Protagonisten im Fokus. Ihnen allen ist gemein, dass sie in der südbadischen und elsässischen Grenzregion aufgewachsen sind und sich ihre Wege am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit zum ersten Mal gekreuzt haben.

In den 1960iger Jahren hält ein Besuch des französischen Präsidenten de Gaulle in Ludwigsburg und seine Rede an die deutsche Jugend die Bundesrepublik in Atem. Ein deutsch-französischer Freundschaftsvertrag soll geschlossen werden und einen dauerhaften Frieden im Herzen Europas sichern. Ein löblicher Plan, der jedoch sowohl transatlantisch als auch in der deutschen und französischen Innenpolitik kritisch beäugt wird.

Auf den ersten Blick mag man sich fragen, was die Freiburger Weinhändlerin Henny und der Elsässer Kinoenthusiast Paul mit diesen Entscheidungen der großen Weltpolitik zu tun haben. Henny war jedoch einst im Besitz einer besonderen Flasche Champagner, die nach der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrags geköpft werden soll. Deshalb befindet sie sich unversehens gemeinsam mit Paul auf der Jagd nach dieser Flasche. Ausgerechnet mit Paul, dem Mann, den sie einst vor dem Traualtar stehen ließ. Nicht nur die beiden müssen sich im Laufe der Geschichte den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen.



WELTGESCHEHEN UND PRIVATE DRAMEN

Was für eine grandiose Geschichte, die sowohl die jüngere mitteleuropäische Geschichte als auch die kleinen, privaten Liebesdramen vereint. Ich wurde beim Lesen nicht nur wunderbar unterhalten sondern habe auch etwas gelernt. So lebe ich zwar aktuell in der Nähe von Ludwigsburg, mir war jedoch nicht bekannt, dass de Gaulle einst die wichtige „Rede an die Jugend“ im Innenhof von Schloss Ludwigsburg gehalten hat. Auch wusste ich rudimentär über die wechselvolle Geschichte des Elsass Bescheid, ich dachte jedoch, dass die Bewohner sich schon immer eindeutig mit Frankreich identifiziert haben. Dass das erst seit der Nazi-Zeit der Fall ist, war neu für mich.



GESCHICHTE – AKTUELL WIE NIE

Angesichts der aktuell sehr angespannten politischen Lage in Europa zeigt „Kaiserstuhl“ am Beispiel der Entwicklung des deutsch-französischen Verhältnisses wunderbar auf, wie wichtig es ist, nationalistisches Gedankengut zugunsten eines Miteinanders hinter sich zu lassen. Quasi Schüleraustausch statt Erbfeindschaft.

Irgendwie war „Kaiserstuhl“ deshalb auch ein kleiner Funken Hoffnung für mich. Zeigt es doch, dass auch zwei Länder, die sich seit Jahrhunderten in kriegerischen Auseinandersetzungen aufgerieben haben, mit gutem Willen auf beiden Seiten zu einer friedlichen Koexistenz finden können.



SCHRECKLICH UND REALISTISCH

Wann immer Alt-Nazis in Büchern nach 1945 auftauchen und einflussreiche Seilschaften bilden, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Zu schrecklich ist die Vorstellung, wie diese sich trotz begangener Gräueltaten schnell wieder etablieren konnten. Leider eine nicht nur schreckliche sondern auch realistische Vorstellung. Die Brigitte Glaser im gesamten Roman realitätsnah umsetzt. Das hat mir gut gefallen. Dass am Ende eben nicht alle Fragen beantwortet werden. Sondern wie im echten Leben Raum für Spekulation bleibt.



FAZIT

Wie auch mit ihren beiden anderen Romanen „Rheinblick“ und „Bühlerhöhe“ konnte mich Brigitte Glaser mit „Kaiserstuhl“ überzeugen. Sie bleibt für mich die deutsche Königin der historisch-politischen Romane der Nachkriegszeit. Ich freue mich jetzt schon auf ihren nächsten Titel und eine neuerliche Geschichtsstunde.

Cover des Buches Der Agent, meine Tochter & Ich (ISBN: 9783426216217)

Bewertung zu "Der Agent, meine Tochter & Ich" von Jana Herbst

Der Agent, meine Tochter & Ich
stefka_luvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Kurzweilige Mischung aus Love & Crime
Kurzweilige Mischung aus Love & Crime

Sarah ist Kuratorin und alleinerziehende Mutter. Sie hat sich gemeinsam mit ihrer schlauen Tochter Lilly perfekt in ihrem streng geregelten Alltag zwischen Museum, Grundschule und viel rosa Glitzer arrangiert. Vor Lillys Geburt hatte jedoch auch die auf den ersten Blick so konservativ erscheinende Sarah eine wilde Phase und als eine alte Freundin aus diesem Lebensabschnitt Sarah zu einer Diskonacht nötigt, kommt diese hemmungslose Seite an Sarah wieder zum Vorschein, und sie verbringt eine ausgelassene Nacht mit Lars, von dem sie weder den echt Namen noch seinen Beruf zu kennen glaubt. Heimlich stiehlt sich Sarah davon, in der Überzeugung, dass sie diesen One Night Stand nie wieder sehen wird. Das Sprichwort "man sieht sich immer zweimal im Leben" bewahrheitet sich jedoch und plötzlich steht Sarah nicht nur Lars-Kai-"wie auch immer er heißen mag" gegenüber sondern sie befindet sich auch mitten in einem Kriminalfall und sogar das Leben ihrer Tochter gerät in Gefahr...


Bereits an "Highheels, Herz und Handschellen", dem ersten Buch von Jana Herbst, hat mir super gefallen, dass sie sich deutlich von allen anderen deutschen Verfasserinnen von "Chick Lit"/Frauenromanen abhebt, weil sie viel frecher und mit mehr Situationskomik schreibt. Sie verwendet viele pointierte Formulierungen (wie etwa wenn Sarah sich und ihr Leben mit einem langweiligen Baumwollschlüpfer vergleicht) ohne in Albernheiten abzurutschen. 
Auch mochte ich Sarah und Lars als Hauptpersonen sehr, denn Sarah ist eine starke Frau und kein verhuschtes Mädchen, das auf die Rettung durch ihren Traumprinzen wartet. Lars hat Ecken und Kanten und wirkt auf den ersten Blick wie der typische männliche Hauptdarsteller in der Version "dunkel und nachdenklich" (auf Englisch viel treffender und einfacher als "dark brooding male" zu bezeichnen), der jedoch eine große Portion Humor mitbringt, was ihn sehr liebenswert und viel weniger klischeehaft macht. 
Mein einziger Kritikpunkt sind die Kapitel, die aus Sicht der kriminellen Gegenspieler und anderer Nebendarsteller geschrieben wurden. Hier fällt es durch die großen Abstände zwischen diesen Abschnitten und der Vielzahl der Personen, die zu Wort kommen, schwer, diese auseinanderzuhalten und gleichzeitig die gelieferten Informationen für die Lösung des Kriminalfalls im Hinterkopf zu behalten. 
Ich empfehle "Der Agent, meine Tochter und ich" allen, die auf der Suche nach einer kurzweiligen, spannenden Geschichte mit viel Herz und Humor sind. Mich hat diese Geschichte wunderbar unterhalten, und ich freue mich bereits auf den neuen Roman von Jana Herbst, der voraussichtlich Ende des Jahres erscheinen wird. 

Cover des Buches Schandfleck (ISBN: 9783492308526)

Bewertung zu "Schandfleck" von Jürgen Seibold

Schandfleck
stefka_luvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Kommissar Hansen ermittelt wieder im ländlichen Allgäu. Unterhaltsamer Regionalkrimi rund um die angebliche, dörfliche Idylle.
Unterhaltsamer Allgäu-Krimi

Im kleinen Dorf Obergassen im Allgäu wird Manfred Garzinger von seiner Tante tot in seinem Sessel aufgefunden. Die Todesursache scheint auf ominöse Weise mit der roten Farbe zusammenzuhängen, mit der sein Körper bedeckt ist. Von den anderen Dorfbewohnern will niemand etwas gesehen haben und auch Schlechtes über den Toten will keiner erzählen, obwohl sein verwahrloster Hof genau wie seine an Faulheit grenzende Antriebslosigkeit schon lange überdeutlich aus der ansonsten perfekt scheinenden ländlichen Idylle herausgestochen haben. 


Kommissar Hansen und sein Team stehen vor der mühseligen Aufgabe, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und das enge, ländliche Beziehungsgeflecht zu entwirren. Dabei sorgt wie in den Vorgängerbänden Kater Ignaz für die nötige Portion Humor. 


Mich hat „Schandfleck“ gut unterhalten. Das lag zum einen an der unaufgeregten aber trotzdem spannenden Krimihandlung und zum anderen am sympathischen und erfrischend normalen Ermittlerteam rund um Kommissar Hansen. Es tut einfach gut, wenn der Kommissar in einem Krimi an keiner Psychose leidet, weder ein Alkohol- noch Drogenproblem hat und auch nicht durch einen Gehirntumor beeinträchtigt wird - und stattdessen sein exzentrischer Kater sein einziges, größeres Problem darstellt. 


Die Eigenheiten des Dorflebens wurden ebenfalls plastisch geschildert, obgleich zu hoffen bleibt, dass die Ereignisse in Obergassen überzeichnet  beschrieben wurden und nicht der Realität entsprechen. 


Am Ende haben sich für meinen Geschmack die Ereignisse bei der Tätersuche etwas zu sehr überschlagen, aber davon abgesehen liefert „Schandfleck“ gute  Regionalkrimi-Unterhaltung. 

Cover des Buches Annähernd Alex (ISBN: 9783551560353)

Bewertung zu "Annähernd Alex" von Jenn Bennett

Annähernd Alex
stefka_luvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein wundervoll leichtes und sommerliches Jugendbuch rundum die erste große Liebe - inklusive einer großen Leidenschaft für Filme.
"Annähernd Alex" - ein gelungenes Buch aus dem Bereich "Young Adult"

Die 17jährige Bailey (a.k.a. "Mink") steht auf Hollywood-Blockbuster aus der großen Ära der Schwarz-Weiß-Filme. Seit einem traumatischen Erlebnis geht sie Problemen lieber aus dem Weg, anstatt sich diesen zu stellen. So verschweigt sie auch ihrem Chat-Freund und ebenfalls Filmliebhaber Alex, dass sie in seine Heimatstadt an der Westküste der USA ziehen wird, um dort bei ihrem Vater zu leben. 

In Kalifornien angekommen, lebt sie sich besser als erwartet bei ihrem nerdigen Vater ein. Da gerade Sommerferien sind, vermittelt der ihr einen Nebenjob in der "Höhle", einem Pseudo-Museum in dem Touristen eher abgezockt denn gebildet werden. Nach einer holprigen Anfangsphase findet sich Bailey schnell im Team ein, nur der Security-Mitarbeiter und Surfer-Boy Porter bringt sie durch seine Sticheleien regelmäßig auf die Palme. 

Außerdem begibt sie sich mit Hilfe einer Karte und allen Hinweisen, die sie im Laufe ihrer Chats gesammelt hat, auf die Suche nach Alex. Immer in der Hoffnung, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen Jungen in ihrem Alter und nicht um einen glatzköpfigen Rentner, der sich als Teenager ausgegeben hat, handelt. 

Im Laufe der Zeit lernt Bailey Porter und dessen Familie besser kennen und muss feststellen, dass mehr in ihm steckt als ein oberflächlicher Surfer-Boy. Dadurch wird ihre Suche nach Alex in den Hintergrund gedrängt. Und ist es nicht sowieso viel besser, sich mit echten Freunden als mit virtuellen Bekannten zu beschäftigen?!

"Annähernd Alex" hat mich von der ersten Sekunde an in seinen Bann gezogen. Das liegt zum einen daran, dass es Jenn Bennett meisterhaft gelingt, eine sommerliche Strandatmosphäre zu schaffen, die einen als Leser auch im kältesten Winter zumindest gedanklich direkt an einen kalifornischen Strand versetzt. Auch die "Höhle" wird so wunderbar skurril beschrieben, dass ich diesen Ort von Anfang an geliebt habe. Außerdem zeichnet sie all ihre Charaktere äußerst liebevoll und facettenreich, so dass man diesen gerne an die Westküste der USA folgt. Besonders gilt das natürlich für Bailey, die zentrale Figur von "Annähernd Alex". Sie ist weder die typische Außenseiterin noch ein super beliebtes It-Girl. Vielmehr ist sie auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und lernt im Laufe der Geschichte, dass sie gar nicht so "nerdig" und alleine ist, wie sie denkt. Porter ist als auf den ersten Blick eindimensionaler Nachwuchssurfer, der jedoch einiges an Tiefgang besitzt, der perfekte Gegenpart, was in spritzigen Dialogen zwischen den beiden mündet. Ans Herz gewachsen sind mir aber auch die ganzen Nebendarsteller wie Baileys neue Freundin und Arbeitskollegin Grace oder ihr Vater, von dem sie das Interesse für Themen abseits der Norm geerbt zu haben scheint. 

Der Schreibstil von Jenn Bennett ist perfekt zu einem Jugendbuch passend leicht und flüssig, weshalb man als Leser geradezu durch die Seiten fliegt, denn man möchte unbedingt wissen, wie es mit Bailey, Porter und Alex weitergeht. 

An der Stelle möchte ich auch nicht vergessen, das Cover und die Gestaltung des gesamten Buches (inklusive der Überschriften der einzelnen Kapitel, die aus Filmzitaten bestehen) lobend zu erwähnen. Der "Königskinder"-Verlag hat hier seine bekannt gute Arbeit geleistet. 

Es gibt eigentlich nur einen Punkt, der mir an dem Buch nicht gefallen hat: der Klappentext. Dieser nimmt einen entscheidenden Teil von "Annähernd Alex“ vorweg und setzt daneben einen falschen Schwerpunkt, denn die Szene, die dort als zentral herausgestellt wird, ist tatsächlich nur eine von mehreren gleichwertigen Vorkommnissen. Ich würde folglich jedem künftigen Leser raten, den Klappentext links liegen zu lassen und direkt mit der Lektüre zu beginnen. So umgeht man sowohl Spoiler als auch falsche Erwartungen. 

Ansonsten kann ich dieses wundervolle Buch allen ans Herz legen, die in eine gut konstruierte und herzliche Coming-of-Age-Geschichte abtauchen möchten. Mir hat dieses Buch ein echtes Lesevergnügen bereitet. 

Cover des Buches Winterrosenzeit (ISBN: 9783426440452)

Bewertung zu "Winterrosenzeit" von Ricarda Martin

Winterrosenzeit
stefka_luvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Mitreißende deutsch-englische Liebesgeschichte, die in der Nachkriegszeit spielt und viel Drama bietet.
Dramatische deutsch-englische Liebesgeschichte in der Nachkriegszeit

Es fällt mich nicht ganz leicht, "Winterrosenzeit" in ein geeignetes Genre einzuordnen. Ich würde das Buch am ehesten als historischen Liebesroman beschreiben.

Hans-Peter wächst nach dem Zweiten Weltkrieg in ländlicher Umgebung bei seiner Mutter und seinem Stiefvater auf der Schwäbischen Alb auf. Mittlerweile studiert er in Tübingen Jura, und als er erfährt, dass die von ihm verehrten Beatles in Blackpool ein Konzert geben werden, kratzt er das nötige Kleingeld zusammen und macht sich ohne Ticket aber mit viel Zuversicht im Herzen auf den Weg nach England. 

Kurz vor dem Ziel seiner Reise trifft er auf Ginny und ihre Freunde, die ebenfalls die Beatles live in Blackpool sehen möchten. Ginny und Hans-Peter sind sofort voneinander fasziniert, denn die quirlige und offene Ginny ist so ganz anders als die Mädchen, die Hans-Peter aus Deutschland kennt. Ginny hingegen ist von Hans-Peters ernsthafter und zurückhaltender Art angetan. Die beiden setzen alle Hebel in Bewegung, um auch nach dem Konzert in Kontakt zu bleiben, obwohl ihnen klar ist, dass sie als Paar so kurz nach dem Krieg sowohl in Deutschland als auch in England auf viel Widerstand stoßen werden. Zu diesem Zeitpunkt ahnen sie nicht, welch weitreichende Konsequenzen ihre Verbindung hat und welche Lawine an Ereignissen sie damit lostreten... 

Ich gebe es zu, an manchen Stellen wurde für meinen Geschmack in der "Winterrosenzeit" etwas zu dick aufgetragen (oder um es zu England passend auszudrücken: es war mir ein "touch too much"). Da häufen sich die schicksalshaften Wendungen und Zufälle, und es wird auch vor Waffengewalt nicht zurückgeschreckt. Deshalb hat insbesondere das Setting in England, wonach Ginnys Familie auf einem schlossartigen Anwesen eine Rosenzucht betreibt, bei mir Assoziationen zu Rosamunde Pilcher wachgerufen. 

Trotzdem habe ich mich keine Sekunde gelangweilt und der Roman hat mich mit all seiner Dramatik in seinen Bann gezogen. Das liegt zum einen am mitreißenden und flüssigen Schreibstil von Ricarda Martin, zum anderen am spannenden historischen Hintergrund der Geschichte. Diese ist gut recherchiert und deshalb fühlt man sich als Leser direkt in die deutsche und englische Nachkriegszeit versetzt. Insbesondere der deutsche Teil hat mir sehr gut gefallen, denn da wird sowohl die dörfliche Enge auf der Schwäbischen Alb (Beatles? Brauchen wir nicht, uns reicht Rex Gildo...) als auch die beginnende Aufmüpfigkeit der viel aufgeschlosseneren Tübinger Studenten treffend beschrieben. Mich hat das Buch ein bisschen an die ZDF-Serie "Ku'damm 56" erinnert.

Folglich vergebe ich trotz der kleinen Schwächen im Aufbau der Geschichte 4 Sterne, denn ich habe mich durch "Winterrosenzeit" wunderbar unterhalten gefühlt.

Cover des Buches Clown Under (ISBN: 9783404609130)

Bewertung zu "Clown Under" von Andreas Schaible

Clown Under
stefka_luvor 7 Jahren
Kurzmeinung: Spannender Blick hinter die Zirkuskulissen und auf ein Jahr Work & Travel in Australien. Macht Mut zur Veränderung!
Work & Travel im australischen Zirkus

Der Autor Andreas Schaible lebt den Traum vieler Schulabgänger und fliegt nach dem Abitur für ein Jahr nach Australien. Allerdings entscheidet er sich für kein gewöhnliches "Work & Travel", bei dem man z.B. auf Farmen Äpfel pflückt, sondern schließt sich einem der größten Zirkusse Australiens an. Neben dem üblichen Heimweh fällt es ihm zunächst schwer, sich an die körperliche Schwerstarbeit und den rauen Umgangston zu gewöhnen. Doch er gibt nicht auf und seine positive, fröhliche Art kommen gut an, so dass er den Zirkusdirektor nachhaltig beeindruckt und sich über eine Assistenz beim Zauberer bis zu seiner Traumrolle als Clown in die Manege hocharbeitet.

Die einschlägigen Dokumentationen über Jugendliche, die für ein Austauschjahr, Work & Travel oder als Au pair ins Ausland gehen, fand ich schon immer spannend. In Kombination mit dem faszinierenden Kontinent Australien, den ich gerne einmal bereisen würde, hat mich das Buch direkt angesprochen. Trotzdem bin ich nicht mit überhöhten Erwartungen herangegangen, da ich mit von Quereinsteigern verfassten Erstlingswerken auch schon schlechte Erfahrungen bezüglich des Schreibstils, Rechtschreibfehlern und des Aufbaus einer Geschichte gemacht habe. In der Hinsicht kann ich bei "Clown Under" jedoch Entwarnung geben: das Buch liest sich super, ist logisch aufgebaut und hat ein kompetentes Lektorat durchlaufen.


Mir hat das Lesen dieses Buches viel Spaß bereitet, denn Andreas Schaible schildert sowohl die schönen als auch die tragischen Seiten des Zirkuslebens - so z.B. den Adrenalinschub, den man erlebt, wenn man in der Manege stehen darf, aber auch die Unfälle und Verletzungen, die damit einhergehen. Mich hat besonders beeindruckt, wie viel knallharte, körperliche Arbeit hinter der glitzernden Zirkusfassade steckt. Außerdem hat mir dieses Buch wieder einmal gezeigt, dass man seine Komfortzone verlassen muss, wenn man im Leben vorankommen und neue, spannende Dinge erleben möchte. Der Autor beschreibt sich selbst bis zu dem Australien-Abenteuer als sehr sicherheitsbedürftigen und eher zurückhaltenden Menschen, dem es viel Überwindung gekostet hat, das heimische Nest und die dörfliche Idylle zu verlassen. Aus diesem Grund war auch der Anfang in Australien nicht leicht, aber rückblickend war es genau der richtige Schritt, der ihn reifen ließ.


Das Ende des Buches und des Australien-Trips nach Verlassen des Zirkus kam für meinen Geschmack einen Tick zu schnell. Die enthaltenen QR-Codes hätte ich - im Gegensatz zu den Fotos - nicht unbedingt gebraucht. Wenn ich lese, möchte ich irgendwie nicht wirklich in die - ansonsten von mir geliebten - sozialen Medien eintauchen.

Das sind jedoch nur kleine Kritikpunkte, weshalb ich das Buch allen, die sich für Australien, Work & Travel oder die Zirkuswelt interessieren, ans Herz lege. Und auch all jenen, die daran zweifeln, ob es sich wirklich lohnt, seine Komfortzone zu verlassen. Klar, am Anfang mag man ab und zu denken, "warum habe ich mich dazu nur hinreißen lassen", aber am Ende hat jede neue Erfahrung ihren Mehrwert. In diesem Zusammenhang möchte ich den zentralen Satz des Buches erwähnen, der auf neue Abenteuer genauso zutrifft wie auf einen Schicksalsschlag, in dessen Verbindung er im Buch eigentlich steht: "Du wirst eine verbesserte Version deiner selbst werden. Hab nur Geduld." 

Cover des Buches Sieben Nächte in Tokio (ISBN: 9783423761499)

Bewertung zu "Sieben Nächte in Tokio" von Cecilia Vinesse

Sieben Nächte in Tokio
stefka_luvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Zu viel Teenie-Drama, zu wenig Japan.
Teenie-Drama in Tokio

Abschiede sind nie einfach, aber als Teenie die besten Freunde und seine alte Schule verlassen zu müssen, um in einem anderen Land einen Neuanfang zu wagen, ist besonders hart. Sophia hat die letzten vier Jahre mit ihrer Mutter das typische Leben eines "Expats" in Tokio geführt: sie hat dort die internationale Schule besucht und Freundschaften mit anderen Kindern von in Japan lebenden Ausländern wie ihrer besten Freundin Mika und ihrem heimlichen Schwarm David geschlossen. Nun steht Sophias Rückkehr in die USA an und ihr verbleiben 7 Nächte, um sich von Tokio und ihrem Leben dort zu verabschieden. Ausgerechnet in dieser Woche des Abschieds kommt es zu einem Wiedersehen, denn Jamie, mit dem Sophia vor zwei Jahren im Streit auseinander gegangen ist, kehrt vom Internat in den USA zurück zu seinen Eltern nach Tokio.


Von diesem Jugendbuch hatte ich mir einen Einblick in den japanischen Alltag und am Rande eine kleine Liebesgeschichte versprochen. Bekommen habe ich ein bisschen "Tokio für Expats" und ganz viel Teenie-Drama.


Tokio wurde trotz der Tatsache, dass Sophia kaum Kontakt zu Einheimischen hat, spannend beschrieben. Vor allem die Schilderungen der "Kombinis" (so etwas wie die Berliner "Spätis", also minikleine Supermärkte, die in Tokio rund um die Uhr geöffnet sind) haben mich als Landkind, das es in eine provinzielle Großstadt verschlagen hat, fasziniert. Ansonsten hätte es für meinen Geschmack durchaus etwas mehr Insiderwissen über Japan sein können. Und dafür weniger Teenie-Drama.


Hierzu muss ich anmerken, dass ich niemand bin, der Jugendbücher generell für Erwachsene ungeeignet oder für schlechter als Erwachsenenliteratur hält. Im Gegenteil, ich lese in meinem fortgeschrittenen Alter sehr gerne Bücher aus dem Bereich "Young Adult" oder "New Adult" und finde, da sind echte Perlen darunter, die den Vergleich mit anderen Genres nicht scheuen müssen. Außerdem mag ich dieses Schubladendenken im Bereich Literatur sowieso nicht. Trotzdem bin ich mit "Sieben Nächte in Tokio" nicht warm geworden.


Das liegt zum einen daran, dass ich aus Sophia, obwohl die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, nicht schlau geworden bin. Sie verhält sich manchmal gegen jede Logik und das kann man auch durch eine für Teenager typische verzerrte Selbstwahrnehmung à la "keiner mag mich, obwohl mich in echt alle cool finden" nicht erklären. Dieses Verhalten führt in der Folge dazu, dass man als Leser von den ständigen Streitereien und kleinen Dramen in ihrer Clique genervt ist und innerlich die Augen verdreht. Hinzu kommt, dass mir mit wenigen Ausnahmen keiner der Charaktere im Buch wirklich sympathisch war. Dazu waren sie einfach zu kindisch und nervig.


Außerdem häuft die Autorin für meinen Geschmack zu viele Probleme an (Eifersucht, gekränkte Eitelkeit, Adoption, Scheidungskind etc.), was dazu führt, dass alles nur oberflächlich angerissen werden kann. Beim Thema Eifersucht sei noch erwähnt, dass man im Laufe des Buches das Gefühl bekommt, dass jeder in Sophias Freundeskreis sich irgendwann zu jedem hingezogen gefühlt hat. Fast so schlimm wie in mancher Soap.


Die größte Krux war für mich, dass Sophia sich im Laufe der Geschichte für einen Jungen entscheidet, diese eigentlich schön beschriebene sanfte Annäherung aber keinerlei Chemie hatte, da ich schlicht ahnungslos war, warum plötzlich so felsenfest feststand, dass dies der "Junge ihrer Träume" sein soll. Wo sie sich doch mehrere Jahre zuvor unentschlossen gezeigt hat.


Leider hat mir dieses Buch keinen großen Lesespaß bereitet. Zum Schluss war ich froh, dass die Geschichte zu Ende war.


Cover des Buches Nicht ganz mein Typ (ISBN: 9783458361466)

Bewertung zu "Nicht ganz mein Typ" von Björg Magnúsdóttir

Nicht ganz mein Typ
stefka_luvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Amüsanter und trotzdem tiefgründiger EInblick in die isländische Seele.
"Sex and the City" meets Island

Im Mittelpunkt dieses Buches stehen vier junge Frauen, die in der isländischen Hauptstadt Reykjavik und Umgebung leben. Jede hat ihr Päckchen zu tragen: Bryndis ist hochintelligent, kann sich jedoch gegen ihre Kollegen nicht durchsetzen, da sie noch immer mit ihrer Vergangenheit als Alkoholikertochter kämpft. Inga ist beruflich erfolgreich und als einzige in einer langjährigen Beziehung, muss sich aber genau deswegen mit ihrem "Schwiegermonster" auseinandersetzen. Die Bankerin Regina neigt dazu, im Nachtleben von Reykjavik zu viel zu trinken, was in äußerst merkwürdigen Männerbekanntschaften mündet. Tinna ist beinahe verzweifelt auf der Suche nach dem perfekten Mann und lebt in einer symbiotischen Beziehung mit ihrer Politikerinnen-Mutter.

Dieses Buch hat mich direkt angesprochen, da Island zu meinen Lieblingsländern gehört. Ich wollte gerne mehr über das Alltagsleben auf Island erfahren. In dieser Hinsicht hat mich das Buch nicht enttäuscht. Die junge Autorin gibt einen gelungenen Einblick in das Gefühls- und Berufsleben ihrer isländischen Altersgenossen. Auch brisante Themen wie die isländische Bankenkrise werden angesprochen. Außerdem schildert sie sehr plastisch das ausufernde Partyleben in der isländischen Hauptstadt und welche Rolle Alkohol hierbei spielt. Es scheint kein Klischee zu sein, dass der durchschnittliche Isländer einen gewissen Alkoholpegel benötigt, um in Flirtlaune zu kommen. Die Konstellation erinnert etwas an "Sex & the City" (vier Mädels, die sich über alles austauschen, was sie bewegt), jedoch würde ich diesem Buch mehr Tiefgang bescheinigen, denn Themen wie Zwangsprostitution oder Fremdenfeindlichkeit spielen in der amerikanischen Serie keine Rolle.

Mir hat am besten an diesem Buch gefallen, dass der Schauplatz der Geschichte auf Island und nicht an einer der üblichen Locations wie Deutschland, USA oder Großbritannien war. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Nicht-Krimis gibt, die in Nordeuropa spielen.

Cover des Buches Meer geht nicht (ISBN: 9783426517314)

Bewertung zu "Meer geht nicht" von Claudius Pläging

Meer geht nicht
stefka_luvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Drei Vollchaoten auf einem atemberaubenden Roadtrip gen Osten. Lachanfälle garantiert!
Witziger Roadtrip mit drei Vollchaoten auf dem Weg gen Osten

Jonathan mag keine Veränderungen und hat sich deshalb im Alltag zwischen seinem Job bei der Stadtverwaltung und seiner eingefahrenen Beziehung prima eingerichtet. Als die Liebe zu seiner Freundin nur noch an einer seidenen Krawatte (Achtung, Kalaueralarm!) zu hängen scheint, begibt er sich gemeinsam mit seinen beiden besten Freunden (der eine ein Möchtegern-Unternehmer und ewiger Jurastudent mit Hang zur Großkotzigkeit, der andere ein gutmütiger Computernerd) auf einen atemberaubenden Roadtrip Richtung Osteuropa - immer auf der Jagd nach der ominösen Krawatte. Unterwegs springen die drei Chaoten beidbeinig in jedes sich präsentierente Fettnäpfchen und gabeln nebenbei die lebenslustige Studentin Pauline auf.

Bei Büchern aus dem Genre Humor besteht für mich die Gefahr, dass ich nach einigen Seiten davon genervt bin, dass der Hauptdarsteller IMMER die dämlichst mögliche Entscheidung trifft. Das war bei diesem Buch nicht der Fall, trotz dass ich Jonathan keineswegs als totalen Sympathieträger wahrgenommen habe. Außerdem hat mir gut gefallen, dass das Buch zwar mit Übertreibungen arbeitet, aber nicht völlig abgedreht daher kommt. Im Gegenteil, an der einen oder anderen Stelle werden Lebensweisheiten eingestreut, die ich voll und ganz unterschreiben kann.

Ich empfehle dieses Buch allen, die eine locker, leichte Sommerlektüre suchen und mal wieder herzlich lachen möchten.

Cover des Buches High Carb Vegan (ISBN: 9783800103119)

Bewertung zu "High Carb Vegan" von Julia Lechner

High Carb Vegan
stefka_luvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ungewöhnliches Koch- und Backbuch mit veganen Rezepten mit hohem Kohlenhydrat-Anteil.
Gesundes Koch-und Backbuch mit veganen Rezepten mit hohem Kohlenhydrat-Anteil

Das Koch-und Backbuch „High Carb vegan“ beschäftigt sich mit einer Ernährung ohne Tierprodukte (also sowohl ohne Fleisch als auch z.B. ohne Milcherzeugnisse), dafür mit einem hohen Kohlenhydrat-Anteil und wenig Fett. Daneben wird u.a. auch auf Industriezucker und Gluten verzichtet. Dies führt dazu, dass die Rezepte für Leute mit Laktose- oder Glutenunverträglichkeit gut geeignet sind. Das Buch ist übersichtlich in verschiedene Kapitel wie z.B. Frühstück, Hauptmahlzeit oder Smoothies gegliedert. Auch enthält es einen Theorieteil, in dem die Grundprinzipien der dahinterstehenden Ernährungsform erklärt werden.

Mein Interesse für das Buch wurde durch verschiedene Faktoren geweckt. Zum einen bin ich laktoseintolerant, weshalb ich immer dankbar bin, wenn in einem Buch keine Rezepte mit Milchprodukten enthalten sind. Außerdem würde ich mich selbst als Flexitarier bezeichnen, was bedeutet, dass ich so gut wie kein Fleisch esse. Mit Kochbüchern, die viele Fleisch- oder Fischrezepte beinhalten, kann ich somit ebenfalls wenig anfangen. Da ich das „Low Carb“-Prinzip für mich selbst ausschließe, fand ich es spannend, etwas zum Thema „High Carb“ zu erfahren.

Das Ernährungsprinzip wird im Theorieteil des Buches kurz aber durchaus erschöpfend erläutert.

Die Rezepte aus dem Buch, die ich bislang ausprobiert habe, sind mir alle gut gelungen.

Ein kleiner Schwachpunkt des Buches ist, dass viele sehr spezielle Zutaten verwendet werden, die der Durchschnittsbürger zu Hause nicht vorrätig hat. Bei Nichtgefallen eines Rezepts besteht hier die Gefahr, dass man später eine Riesenpackung von einem Produkt zu Hause stehen hat, das man in der Folgezeit nie wieder verwendet. Außerdem ist es selbst mir, die diverse Bioläden und gut ausgestattete Supermärkte in der Großstadt zur Verfügung hat, nicht gelungen, alle Produkte, die verwendet werden, aufzutreiben.

Grundsätzlich wird in den Rezepten auf Zutaten, die zu einem hohen Grad verarbeitet wurden, verzichtet. Stattdessen basieren die meisten Rezepte auf frischem Gemüse und Obst. Was diesem Grundprinzip im Buch leider widerspricht: bei einigen Rezepten werden Sojaprodukte verwendet, die industriell stark verarbeitet sind. Hinzu kommt die Genproblematik, weshalb ich eher ungern zu Sojaprodukten greife.

Sicherlich kein Koch- und Backbuch für jedermann, aber ich würde es allen empfehlen, die experimentierfreudig und an einer gesunden und vegetarischen oder veganen Lebensweise interessiert sind.

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