steijner12s avatar

steijner12

  • Mitglied seit 08.05.2015
  • 28 Bücher
  • 27 Rezensionen
  • 28 Bewertungen (Ø 3,96)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne7
  • 4 Sterne14
  • 3 Sterne6
  • 2 Sterne1
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches 2084 (ISBN: 9783875363210)

Bewertung zu "2084" von Boualem Sansal

2084
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: "2084" ist sehr gut, kommt aber nicht ganz an "1984" ran
"2084" ist sehr gut, kommt aber nicht ganz an "1984" ran

In Abistan, Reich der fernen Zukunft, bestimmen die Verehrung eines einzigen Gottes und das Leugnen der Vergangenheit das Herrschaftssystem. Individuelles Denken ist abgeschafft: eine allgegenwärtige Elite unter Führung von Abi dem Entsandten steuert die Ideen und verhindert abweichendes Handeln.

Offiziell heißt es, die Bevölkerung lebt einvernehmlich und im guten Glauben.
Doch Ati, der Protagonist dieses Romans, der ausdrücklich anknüpft an Orwells Klassiker „1984“, hinterfragt die vorgegebenen Direktiven: Er macht sich auf die Suche nach einem Volk von Abtrünnigen, das in einem Ghetto lebt, ohne in der Religion Halt zu suchen ...
In seinem Roman entwirft Boualem Sansal ein Regime, das auf der religiösen Überhöhung einer Ideologie beruht und sich die Suche des Individuums nach persönlichem Glück auf erschreckende Weise zunutze macht: Das vom System auferlegte Streben nach spiritueller Erleuchtung diktiert das Leben eines jeden Bürgers und wird zum Motor der Gemeinschaft.

Sansals Vision ist zugleich faszinierend und beunruhigend – in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche mahnt sie zu gelebter Brüderlichkeit, toleranter Demokratie und einsichtiger Freiheit.


Abistan, das „Land der Gläubigen“, ist nach dem Propheten Abi genannt, dem Abgesandten Yölahs auf Erden. „Gkabul“ oder „Hinnahme“ heißt das Heilige Buch, verfasst in „abilang“, der einzigen Sprache, die in Abistan benutzt werden darf. „Die Unterwerfung ist der Glaube und der Glaube ist die Wahrheit“ lautet einer der 99 Schlüsselsätze, die Abistans Jugend lernen muss. Neun Mal am Tag muss gebetet werden. Ansonsten werden die Massen mit Pilgerfahrten und Exekutionen von Ungläubigen beschäftigt.

Sind es radikale Islamisten, die in Abistan herrschen? Das Werk spielt in ferner Zukunft, und Boualem Sansal behauptet im Vorwort, alles frei erfunden zu haben. Parallelen mit aktuellen Ereignissen tun sich dennoch auf: So gibt es in Abistan keine Vergangenheit, keine Geschichte. Der Leser denkt an die reale Zerstörung der Tempel in Palmyra...

Ati, Anfang Dreißig, ein kleiner Beamter, steht vor der Entlassung aus einem Sanatorium in den Bergen der Provinz Sîn, wo er seine Tuberkulose ausgeheilt hat. Sorgsam befolgt er alle Gebote und Riten, um nicht als Mitglied der Sekte der „makoufs“ verdächtigt zu werden, den Propagandisten des „Großen Unglaubens“. Und doch wachsen Zweifel in ihm: Vom Sanatorium führt eine verbotene Straße zur „Grenze“.

Wenn es eine Grenze gibt, muss es auch ein Jenseits der Grenze geben. Wie ist dies möglich, wenn nichts existiert als Abistan? Ein Jahr lang dauert Atis Rückkehr in die Hauptstadt Qodsabad, vorbei an endlosen Pilgerzügen: „Auf der Erde laufen wir, in den Himmel wollen wir, lasst fahren dahin das Leben“. Seine Zweifel am Gottesstaat wachsen...


Das Thema mag bekannt vorkommen: Die Islamisierung behandelte auch Michel Houellebecq in seinem Roman Unterwerfung. Der Roman war am am 7. Januar 2015 erschienen, dem Tag des Anschlags auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo.


Und es gibt eine zweite literarische Parallele: “2084” – das erinnert an “1984”, dem berühmten Roman von George Orwell. Der Sozialist beschrieb ebenfalls eine Diktatur – die des totalitären Überwachungsstaats, des “Big Brother”. Boualem Sansal sieht seinen Roman als dessen Fortsetzung. Sansal kommt aber nicht an das große Vorbild ran - zu kompliziert ist die Sprache zu Beginn. Sie wirkt besonders zum Einstieg starr, scheint nicht zu fließen.Vielleicht spielt der Autor aber auch auf die "novlang" an: Denn Sansal geht  so weit, das Orwell’sche „Neusprech“, die „novlang“, wie sie in 2084 heißt, als Basis des abistanischen Systems auszugeben, eine Sprache, die den Willen und die Neugierde der Sprecher vernichte und zu Pflichterfüllung und Gehorsam anleite. Dann ist es genial! (Aber ich musste anfangs kämpfen...)


Dann ändert Sansal seinen Stil, spricht in Petahpern, zaubert Bilder in die Köpfe des Lesers - einfach nur gut. Boualem Sansal hat mit 2084 Das Ende der Welt einen großartigen Roman geschrieben, der im französischen Original – 2084 La fin du monde – bereits im Erscheinungsjahr 2015 mit dem Grand prix du roman de l'Académie française ausgezeichnet wurde; ein politisches Werk und ein Werk über die Schönheit der Sprache, das uns eindringlich warnt vor einem Ende der Geschichtlichkeit und einer Abilangisierung der Sprache - und schreibt damit ein Plädoyer für die Freiheit.

Cover des Buches Die Phileasson-Saga - Himmelsturm (ISBN: 9783453317529)

Bewertung zu "Die Phileasson-Saga - Himmelsturm" von Bernhard Hennen

Die Phileasson-Saga - Himmelsturm
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: So muss Fantasy sein - ich hätte noch Stunden im Himmelsturm verbringen können.
Die Phileasson-Saga: Himmelsturm --- unglaublich gut!

Sagen und Mythen ranken sich um die legendäre Rivalität zwischen Asleif Phileasson, den sie nur den Foggwolf nennen, und Beorn dem Blender. Nun soll eine Wettfahrt entscheiden, wer von beiden der größte Seefahrer aller Zeiten ist und sich König der Meere nennen darf. In achtzig Wochen müssen die beiden Krieger den Kontinent Aventurien umrunden und sich dabei zwölf riskanten Abenteuern stellen. Abenteuern, die nur die abgebrühtesten Helden zu bestehen vermögen. Es ist der Beginn des größten und gefährlichsten Wettlaufs aller Zeiten ...
Das Rennen um den Titel "König der Meere" geht in die zweite Runde. Asleif Phileasson und Beorn der Blender schenken sich im äußersten Norden Aventuriens nur nichts, sondern bringen ihre Schiffsmannschaften, die Ottojaskos, an den Ran des Zumutbaren - und des Begreifbaren.
Unsichtbare Rampen, im Eis konservierte Mumien von vor Tausenden Jahren verstorbener Elfen-Könige, schemenhafte Bestien, Chimären, Nachtalben....
Gerne weitere Stunden dort verbracht
Ich hätte als Leser noch zig weitere Stunden im Himmelsturm zubringen können - und Bernhard Hennen wären die Ideen dafür wohl auch nicht ausgegangen, aber die Reise muss ja weitergehen. Die Fantasiefülle des Autors tropft regelrecht aus jeder Seite, ist allgegenwärtig, bildhaft greifbar. Hennen beschreibt den Himmelsturm, als wäre er selbst schon zigmal dort gewesen, hätte die Abenteuer selbst erlebt. Klasse!
Tolle Charaktere
Die Charaktere werden noch schärfer gezeichnet, Geheimnisse aufgelöst, neue Spannungsfelder geschaffen - stark, welche Tiefe Hennen seinen Protagonisten gibt. Er ist sich auch nicht zu schade, lieb gewonnenen Charaktere sterben zu lassen und dafür auch neue in die Geschichte aufzunehmen.
Fazit
Mehr davon und zwar schnell! Das war mein erster Gedanke, als ich die letzte Seite von Himmelsturm aufgeschlagen hatte. Mein zweiter: Leider gibt's nur noch ein Buch - da ich von einer Trilogie ausging. Umso höher war der innerliche Luftsprung, als ich bei der Suche nach dem Veröffentlichungstermin des dritten Bandes merkte, dass es zwölf Romane sein werden. Die Phileasson-Saga kann es ohne Weiteres mit "Das Lied von Eis und Feuer" oder der "Enwor"-Reihe aufnehmen. Bleibt nur zu hoffen, dass Hennen schneller schreibt und publiziert als George R. R. Martin...
Schaut doch mal in meinen Blog: Bennis Wühlkiste

Cover des Buches Generation Putin (ISBN: 9783421047441)

Bewertung zu "Generation Putin" von Benjamin Bidder

Generation Putin
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: Lesenswerte Lektüre!
Lesenswerte Lektüre!

Als sie auf die Welt kamen, war die Sowjetunion bereits Geschichte. Lena aus Smolensk zum Beispiel, die Putin verehrt und von einer Karriere in der Politik träumt. Die Kreml-kritische Journalistin Wera, die sich nach mehr Demokratie sehnt. Alexander, der im Rollstuhl sitzt und darauf hofft, irgendwann ein selbständiges Leben führen zu können. Sie alle eint, dass sie zur »Generation Putin« gehören, dass sie Kinder des derzeitigen Systems sind.

Diese Generation der nach 1991 Geborenen wuchs in politisch wie ökonomisch turbulente Zeiten hinein. Viele junge Russen sind heute hin- und hergerissen zwischen Ost und West, der Sehnsucht nach einem starken Führer und dem Traum von einem anderen, freieren Leben. In ihren Geschichten spiegelt sich die dramatische Entwicklung Russlands in den letzten 25 Jahren, vom Ende der sowjetischen Weltmacht bis zum Wiedererstarken unter Wladimir Putin. 

SPIEGEL-ONLINE-Korrespondent Benjamin Bidder zeichnet in seinen eindrucksvollen Porträts ein überraschend anderes Bild des heutigen Russlands und zeigt, wie eine junge Generation sich aufmacht, ihr Land zu verändern.


Abbildung: DVA 
Russland – ein Land, auf das sich viel projizieren lässt: von Angst bis Hoffnung, das Geheimnisvolle allemal – ist heute interessanter denn je für die deutsche Öffentlichkeit. In den vergangenen Jahren, getrieben von Russlands nach innen und außen imperialer Politik, erschien eine unüberschaubare Anzahl von Büchern, zumeist mit dem Vorhaben, Russland erklären oder sogar verstehen zu können. Doch wie kann man ein ganzes Land „erklären“, dessen gut 140 Millionen Einwohner „verstehen“?

Bidder lässt diejenigen zu Wort kommen, die das heutige Russland prägen und prägen werden. Dies sind die jungen Russinnen und Russen, die um 1991 geboren wurden, als die Sowjetunion zerfiel. Bidder begleitete seine Protagonisten über Jahre. So ergibt sich aus den persönlichen Geschichten, Orten und Karrieren ein mit den sonst zu oft ungehörten Zwischentönen gespicktes Panorama eines Landes, das so heterogen und umtriebig ist wie seine Menschen und für Beobachter von außen deshalb verwirrend wirken mag.

Erschreckend realitätsnah zeichnet er Bild um Bild, geht ins Detail, beschreibt - und immer ist für den Leser erkennbar, das Bidder das Land eigentlich mag, das er da skizziert."Generation Putin ist erfrischend anders, Bidder packt das Thema, das so viele Menschen bewegt anders an. Und so wie er es tut, nickt man nicht nur einmal mit dem Kopf - obwohl man das eigentlich ja gar nicht will... Lesenswerte Lektüre!

Cover des Buches Der letzte Stern (ISBN: 9783442313365)

Bewertung zu "Der letzte Stern" von Rick Yancey

Der letzte Stern
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: Guter Abschluss, aber nicht mehr als 3 1/2 Sterne...
Das Ende entschädigt für den schwierigen Start


Sie kamen, um uns zu vernichten: die 'Anderen', eine fremde feindliche Macht. Vier Wellen der Zerstörung haben sie bereits über die Erde gebracht. Sie töteten unzählige Menschen, zerstörten Häuser und Städte, verwüsteten ganze Landstriche. Sie verbreiteten ein tödliches Virus und schickten gefährliche Silencer, um jedes noch lebende Wesen aufzuspüren. Jetzt ist die Zeit der fünften Welle gekommen, die Vollendung ihres Plans, alles Menschliche auszurotten. Doch noch gibt es Überlebende: Cassie, Ben und Evan werden weiterkämpfen.Sie wollen die Menschheit nicht aufgeben. Und wenn sie sich selbst dafür opfern müssen...


Mir ging es bei der Lektüre von "Der letzte Stern" nicht viel anders als anderen Lesern: Ich fand nur schwer zurück in die Geschichte. Der Auftakt des Abschlussbandes ist schwierig, meine Erinnerungen aus Band 2 waren wohl nicht mehr frisch genug. Da hätten ein paar mehr Rückblicke nicht geschadet - aber das ist immer ein schmaler Grat.Der Plot nimmt langsam fahrt auf, legt dann im Mittelteil enorm an Geschwindigkeit und Spannung zu, um dann kurzzeitig wieder abzuflachen. Etwas zu sehr abzuflachen. Letztlich ist das wohl aber nur das Luftholen vor dem Sturm.  Denn das Ende ist stark. Anders als erwartet, aber typisch für die Reihe.
Wechselnde Perspektive/Protagonisten
Yancey wirft in seinem Roman die Frage auf: Was ist man bereit zu opfern, um einen geliebten Menschen zu retten und was ist man bereit zu opfern, um das Überleben der Menschheit zu retten? Diese Fragestellung spiegelt sich in den Protagonisten - klar, irgendwie logisch! - wieder. Deren Hoffnungslosigkeit, die ständige Erinnerung an die  Vergänglichkeit des Lebens aber auch die kleinen Lichtblicke oder emotionalen Momente sorgen beim Leser für ein Wechselbad der Gefühle. Wer Einfühlungsvermögen besitzt, wird tief in die Story gezogen - dabei ist die ich-Perspektive, in der Yancey den Roman mittels wechselnden Protagonisten erzählt, eine gute Wahl.
Fazit
Der Finalband überzeigte mich letztlich nicht restlos, ist aber ein durchaus würdiger Abschluss der Trilogie - und die will man schließlich komplett gelesen haben. Zusammen mit den anderen beiden Bänden ein klare Leseempfehlung: Klasse All-Age-Romane mit mal mehr, mal weniger Tiefgang!

Cover des Buches Risiko (ISBN: 9783453419568)

Bewertung zu "Risiko" von Steffen Kopetzky

Risiko
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein Bildungs- und Abenteuerroman im besten Sinne, ein höchst unterhaltsames und trotz einiger Längen sehr spannendes Buch. Ein toller Roman.
RISIKO - was für ein Roman!!!


Steffen Kopetzkys Roman "Risiko" erzählt die abenteuerliche Geschichte einer deutschen Orient-Expedition im Ersten Weltkrieg. Dabei schafft der Autor wunderbare Bilder und behält seine Erzählfäden sicher in der Hand. Als Leser sollte man trotzdem sehr ausgeschlafen sein, um den vielen akribisch recherchierten Fakten folgen zu können.

Die deutschen Orient-Aktivitäten während des Ersten Weltkrieges sind kein Geheimnis und doch stand zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges im vergangenen Jahr anderes im Vordergrund. Um so schöner, dass sich Steffen Kopetzky dem fantastisch anmutenden Stoff angenommen hat. Auf mehr als 700 Seiten begleitet er die Afghanistan-Expedition in ferne Weltgegenden. Dabei hält er sich an die Fakten und nimmt sich alle Freiheiten, die ein Schriftsteller hat.

Ein bayerischer Protagonist
Den jungen Marinefunker Sebastian Stichnote - seines Zeichens Bayer - kürt Kopetzky zum Protagonisten, für die Leser wird er nicht selten zum Leuchtturm in einem Meer aus Namen, Orten und Ereignissen. Im Prolog lernen wir ihn kennen, da ist er bereits im Orient. Der Roman erzählt dann im Rückblick, was davor geschah. Die Geschichte Stichnotes beginnt auf dem Marinekreuzer Breslau, der vor der Küste Albaniens liegt, genauer gesagt vor Durazzo.Stichnote ist die einzige Figur, die so ganz der Fantasie Kopetzkys entstammt. Er ist von der ersten bis zur letzten Seite mit dabei, erlebt den Krieg und die Expedition nach Afghanistan am eigenen Leib und erweist sich als begnadeter Funker, ist ein schlaues Kerlchen und ein smarter Typ, und das, obwohl er das Leben und die Liebe noch gar nicht kennengelernt hat.
Vergnügliches Leseerlebnis
"Risiko" ist ein Roman, der mit nichts geizt, was es braucht, um eminente geschichtliche Unternehmungen zu einem vergnüglichen Leseerlebnis zu machen und en passant höchst aktuelle Begriffe wie den Jihad historisch zu fundieren. Da begegnet man einem Mann namens Adolph Zickler, der als Sonderkorrespondent für die «Neue Zürcher Zeitung» arbeitet und nur knapp dem Tod entgeht; da gibt es eine meisterhafte Szene, in der halb verdurstete Männer sich nicht um die Blutegel-Invasion in einem Tümpel kümmern; da tummeln sich Doppelagenten und Waffenhändler; da nehmen wir an einem frühen Fussballspiel zwischen Istanbuler Mannschaften teil und wundern uns über den Anachronismus, dass die hitzige Atmosphäre des Spiels mit gelben Karten beruhigt wird, und da kommt natürlich auch die leidenschaftliche und nicht leicht zu realisierende Liebe nicht zu kurz, wenn sich Stichnote in die schöne Arjona verliebt.

Fazit
Mit „Risiko“ ist Kopetzky ein ebenso komplexes wie famoses Werk gelungen. Ein Bildungs- und Abenteuerroman im besten Sinne, ein höchst unterhaltsames und trotz einiger Längen sehr spannendes Buch. Ein toller Roman. Chapeau Herr Kopetzky!

Cover des Buches Die Bibliothek der besonderen Kinder (ISBN: 9783426520277)

Bewertung zu "Die Bibliothek der besonderen Kinder" von Ransom Riggs

Die Bibliothek der besonderen Kinder
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: Flüssig zu lesen, schön erzählt, mal schauerig, mal fröhlich - sehr gut!
Schöner Abschluss der Trilogie

Nachdem ihre Freunde von den feindlichen Wights entführt wurden, machen Jacob und Emma sich auf eine gefährliche Suche, um sie und die gefangenen Ymbrynen – so nennen sich die Schutzpatroninnen besonderer Kinder – zu befreien.
Die Spurt führt sie in die Zeitschleife Devil’s Acre, wo der Abschaum der Gesellschaft der Besonderen lebt, und schließlich zur geheimen Festung der Wights. Dort decken sie ein noch größeres Geheimnis auf: Caul, Miss Peregrines böser Bruder, will die sagenumwobene „Seelenbibliothek“ Abaton finden und sich mithilfe der dort verborgenen Kräfte zum Herrscher der Besonderenwelt aufzuschwingen. Und Jacob ist der Schlüssel dazu …
"Die Bibliothek der besonderen Kinder" - der lang erwartete Abschluss der Trilogie -  wartet mit einem schaurig-spannenden Finale auf, in dem Jacob über sich hinauswächst und mit seinen verbliebenen Freunden die Gemeinschaft der Besonderen zu retten versucht. Jacob hat hierbei eine ungeheure Wandlung durchgemacht. Der kleine eher schüchterne Junge avanciert zum dramatischen Helden, wird zum Gestrandeten, Verwundeten, Beinahetoten. Auf seiner aufregenden Reise hat gefunden, wonach er immer gesucht hat: Liebe, Freundschaft, ein aufregendes Dasein. 
Dabei tauchen er und Emma tief in die Abgründe der Besonderen-Welt hinab, und nehmen den Leser mit. Der kann sich niemals sicher sein, wer nun Freund oder Feind ist, wer hinter welchen Intrigen steckt, wen der Größenwahn packt und ob sich das Blatt doch noch zum Guten wendet. 

Sicher, die Handlung ist schaurig, durchaus brutal (zumindest für einen All-Age-Roman) und so manches Mal kann es dem Leser die Haare aufstellen, andererseits voller Ereignisse und ruhigen Momenten in denen die Protagonisten (und damit auch der Leser) viel über die Welt der besonderen erfahren -  und genau diese Mischung macht's.
Ransom Riggs ist mit die "Bibliothek der besonderen Kinder" (diese Bibliothek kommt dabei beinahe zu kurz...) ein wunderbarer Abschluss einer wunderbaren Trilogie gelungen. Flüssig zu lesen, schön erzählt, mal schauerig, mal fröhlich - sehr gut!
Schauen Sie doch mal in meinen Blog: Bennis Wühlkiste

Cover des Buches Konklave (ISBN: 9783453270725)

Bewertung zu "Konklave" von Robert Harris

Konklave
steijner12vor 7 Jahren
Kurzmeinung: Ein etwas anderer Thriller, letztlich aber überraschend und gut!
Robert Harris: Konklave - gut, einfach gut!

Der Papst ist tot. Die um den Heiligen Stuhl buhlenden Gegner formieren sich: Traditionalisten, Modernisten, Schwarzafrikaner, Südamerikaner ... Kardinal Lomeli, den eine Glaubenskrise plagt, leitet das schwierige Konklave. Als sich die Pforten hinter den 117 Kardinälen schließen, trifft ein allen unbekannter Nachzügler ein. Der verstorbene Papst hatte den Bischof von Bagdad im Geheimen zum Kardinal ernannt. Ist der aufrechte Kirchenmann der neue Hoffnungsträger in Zeiten von Krieg und Terror – oder ein unerbittlicher Rivale mit ganz eigenen Plänen? Die Welt wartet, dass weißer Rauch aufsteigt ...
Robert Harris ist bekannt für seine Thriller, in denen er spannende Geschichten vor dem Hintergrund machtpolitischer Konflikte erzählt. In seinem neuen Roman "Konklave" spielt er mit einem besonderen Rahmen - einer Papstwahl. Dramatischer MomentAm Anfang steht ein dramatischer Moment. Der Papst ist gestorben, und nun ist eine der mächtigsten Positionen der Welt nicht besetzt. Dieser Zustand darf nicht lange dauern, immerhin ist der Papst die höchste Autorität für mehr als eine Milliarde Katholiken auf allenKontinenten. Aber es gibt eine seit Jahrhunderten festgelegte Regelung, wie diese Machtvakuum kurzfristig aufgehoben werden soll.Von der Außenwelt abgeschottet
An diesem Punkt setzt der neue Roman des britischen Erfolgsautors Robert Harris (59) ein. In einem Konklave wählen die Kardinäle von der Außenwelt abgeschottet einen aus ihrer Mitte zum neuen Führer der Katholischen Kirche. Nichts darf in diese Versammlung mächtiger alter Männer hineinkommen und nichts darf herauskommen, bis der neue Papst gewählt ist.Seit Jahrhunderten blühen die Spekulationen darüber, was bei einer solchen Papstwahl vor sich geht. Harris geht in "Konklave" mitten hinein in die Papstwahl. Hauptfigur seines Romans ist Jacopo Lomeli, Kardinal im Vatikan und durch sein Amt dafür zuständig, die Papstwahl zu organisieren und zu leiten. Der bescheidene Mann, selbst ohne jegliche Ambitionen auf das Amt, geht in seiner Aufgabe auf, die er als persönliche Pflicht dem verstorbenen Papst ebenso wie der Kirche im Allgemeinen gegenüber empfindet. Neutraler Beobachter
Lomeli ist der neutrale Beobachter, der mehr weiß als alle anderen. So kann er ganz genau die Favoriten benennen und ihre Chancen einschätzen. Aber er weiß auch um ihre dunklen Seiten. Und daher beginnt er 
schon bald, sich Sorgen um die Entscheidung der Versammlung zu machen. Die 
Favoriten entsprechen den klassischen Klischees über die Kurie. Einer ist italienischer Traditionalist, ein anderer ein nordamerikanischer Modernisierer, ein Dritter vertritt die Kirche der Dritten Welt. Nur einer wird sich durchsetzen können, und es sieht nach einen langwierigen Auswahlverfahren aus. Viele Hintergrundinformationen
Der Roman, der so ganz nebenbei viele Hintergrundinformationen über Vatikan und Papsttum vermittelt, nimmt Fahrt auf, als Lomeli Gewissensbisse bekommt und meint, den Entwicklungen nicht einfach zusehen zu können. "Ist es nur meine Pflicht, die Beratungen meiner Kollegen zu organisieren", fragt er sich. "Oder liegt es auch in meiner Verantwortung, mich einzumischen und das Ergebnis zu beeinflussen?"Mysteriöser Kardinal
Hinzu kommt, dass er Vieles von dem, was er weiß, eigentlich gar nicht wissen dürfte, zumal dann auch noch ein mysteriöser Kardinal auftaucht, den niemand kennt oder einschätzen könnte. Hat auch der von Lomeli verehrte verstorbene Papst merkwürdige Spielchen mit den Kardinälen gespielt? Und was hat es auf sich mit den Gerüchten über die Favoriten? Nur ein paar Tage, aber vollgepackt
Die Handlung von "Konklave" nimmt nur ein paar Tage ein, aber diese sind erstaunlich vollgepackt mit Intrigen, Machtpoker und Finten. Die Kandidaten bekämpfen einander mit großer Härte, aber immer innerhalb des Rahmens der offiziellen Regeln. Die Doppeldeutigkeit vieler Aussagen und Fakten macht Lomeli zu einem Detektiv auf der Suche nach der Wahrheit im Konklave. Bis ganz zum Schluss hält 
Harris die Spannung in "Konklave" aufrecht. Es bleibt lange Zeit offen, wer sich durchsetzt und wie es ihm gelingt. Und ganz zum Schluss bringt Harris noch einen besonderen Clou unter - grandios, denn das Ende war irgendwie absehbar, doch was Harris daraus zaubert, ist genial! Fazit"Konklave" ist mit seinem ungewöhnlichen Rahmen und Personal ein Thriller ganz eigener Art. Aber der Roman unterhält vorzüglich.
Lesen Sie weitere Rezensionen in meinem Blog auf Bennis Wühlkiste

Cover des Buches Centurio (ISBN: 9783453435056)

Bewertung zu "Centurio" von Simon Scarrow

Centurio
steijner12vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Eines der besseren Bücher der Adler-Serie - und das will durchaus etwas heißen!
Centurio - Macro und Cato wieder mal in Bedrängnis



[Lesen Sie auch meinen Blog: Bennis Wühlkiste]

Im ersten Jahrhundert nach Christus steht nur das kleine Königreich Palmyra zwischen dem römischen Imperium und seinem Erzfeind, dem Reich der Parther. Als die Parther in Palmyra einfallen, um eine Invasion vorzubereiten, werden die beiden Veteranen Macro und Cato mit der Aufgabe betraut, die scheinbar unbesiegbare Übermacht aufzuhalten.


Abbildung: Heyne 

Im Mittelpunkt von Simon Scarrows "Centurio" steht das kleine Königreich Palmyra, das als Pufferstaat zwischen dem römischen Imperium und dem Partherreich liegt. Als in Palmyra ein Bürgerkrieg ausbricht, werden die Kohorten von Macro und Cato als schnelle Vorauseinheit nach Palmyra geschickt, um die römischen Interessen zu wahren und den amtierenden König zu schützen. Da gleichzeitig eine Armee der Parther unterwegs ist, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Zumal die Verbündeten Roms in der dortigen Zitadelle eingeschlossen sind.

Jede Menge Konfliktpotenzial

Natürlich verwickeln sich die beiden römischen Centurionen dabei wieder in allerhand Ränke von Adligen, einen Thronfolgestreit und auch innerhalb ihrer Truppen gibt es ernsthafte Probleme. Dazu kommt, dass der syrische Statthalter Longinus die beiden eher heute als morgen vom Antlitz der Erde getilgt sehen möchte. Eine Menge Konfliktpotential also, zu dem sich auch noch eine geheime und gefährliche Liebe gesellt...

Scarrow bleibt seinem schnellen, spannenden und informativen Schreibstil treu, beschreibt malerisch wenn es angebracht ist, spart aber an Adjektiven, wenn es dem  Handlungsfortschritt dient und bringt so Drive in die Story.  Auch die militärische Taktik und politische Ränkespiele bekommen mehr Platz als in den Vorgängerromanen - ein Ansatz der fruchtet. 

Kurz gesagt: Eines der besseren Bücher der Adler-Serie - und das will durchaus etwas heißen!

[Lesen Sie auch meinen Blog: Bennis Wühlkiste]


Simon Scarrow: Centurio; Taschenbuch, Broschur, 608 Seiten, Heyne, 9,95 Euro;
ISBN: 978-3-453-43505-6


[Lesen Sie auch meinen Blog: Bennis Wühlkiste]


Cover des Buches x (ISBN: 9783944422121)

Bewertung zu "x" von Anonymus

x
steijner12vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Erschreckend klar und realitätsnah gezeichnet, nicht verwoben, wie ich es erwartet hatte.
Das Heerlager der Heiligen - erschreckend realistisch erzählt


Die „Armada der letzten Chance“, eine Flotte aus rostigen Schiffen mit einer Million verhungernder Inder an Bord sticht in See, um im reichen Europa Rettung und eine neue Heimat zu suchen. Sie bildet die Vorhut weiterer unzähliger Massen aus der Dritten Welt, die denselben Weg aus dem Elend wählen werden. Das realitätsblind gewordene Abendland reagiert auf diese drohende, waffenlose Invasion mit einem utopisch-humanitären Taumel, der letztlich seinen Untergang zur Folge hat: innerlich zerfressen von Selbstverachtung, schlechtem Gewissen und schwindendem Selbstbehauptungswillen ist der europäische Kontinent nicht mehr imstande, das Eigene zu verteidigen.

Der legendäre, bitterböse, prophetische Kultroman von Jean Raspail aus dem Jahr 1973, in Frankreich ein bis heute vieldiskutierter Bestseller. Die über das Mittelmeer verlaufenden Schlepperrouten und die Bilder überfüllter Boote, die "Willkommenskultur", die keine persönliche, sondern eine institutionell-opportune ist – all das ist im Heerlager der Heiligen dystopisch vorweggenommen und in Szenen von starker Präsenz umgesetzt.

Raspails Roman war in Deutschland lange vergriffen und ist nun endlich wieder erhältlich – in einer neuen, erstmals vollständigen Übersetzung von Martin Lichtmesz.

Abbildung: Antaios  

Das Heerlager der Heiligen von Jean Raspail ist kein Buch, das man mal so schnell im Vorbeigehen liest. Es enthält Zündstoff - der wurde zwar schon 1973 zwischen zwei Buchdeckel gepresst, mit der Flüchtlingswelle bekommt der fantastische Roman allerdings wieder "Aktualität".
Eine Flotte von Hunderttausenden
In Form einer Swift’schen Satire schildert Raspail, wie eine Flotte mit Hundertausenden hungernden, leprakranken, verzweifelten Indern an Bord auf die Festung Europa zusteuert.Deren Medienmacher, Kleriker, Intellektuelle und Politiker verfallen angesichts dieser bevorstehenden Invasion in einen von postkolonialen Schuldkomplexen angestachelten „Humanitäts“-Rausch, der sich zunehmend mit apokalyptischen Heilserwartungen auflädt.Eine allgemeine Mobilmachung wird ausgerufen, nicht um sich zu verteidigen, sondern um die unterdrückten „Brüder“ aus dem Osten mit offenen Armen zu empfangen. Inzwischen glauben die Millionen in Frankreich lebenden Menschen mit Migrationshintergrund, den Glockenschlag des revolutionären Umsturzes zu vernehmen, der sie zu den neuen Herren des weißen Kontinents machen wird. 

Raspails Roman ist grotesk-apokalyptisch bis zur Obszönität, er schwelgt im Häßlichen, Grausamen, ist aber überdies von starker visionärer Kraft. Der Autor verlängerte, wie Orwell in der negativen Utopie "1984", die Linien seiner Gegenwart. Die traurigste Rolle spielen die Gutgläubigen der multikulturellen Gesellschaft - jene, die an Dialog glauben, aber gleich vom ersten Ansturm am Strand überrannt werden.

Fesselnd, visionär, aktuell
Das Heerlager der Heiligen: fesselnd, visionär, aktuell. Ein Buch, das lange vergessen war, nun wieder auflebt und das man gelesen haben sollte.
Mein Blog: www.live.mittelbayerische.de/Event/bennis_wuehlkiste

Cover des Buches Brandstifter und Biedermänner (ISBN: 9783608949162)

Bewertung zu "Brandstifter und Biedermänner" von Michael Grüttner

Brandstifter und Biedermänner
steijner12vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ja, kann man lesen. Nur für Geschichtsinteressierte!
Breite Darstellung eines großen Themas


Michael Grüttner bietet für die ersten Jahre des Dritten Reiches eine breit angelegte Darstellung zu Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Militär und Kultur bis hin zum Geschlechterverhältnis auf der Grundlage aktuellster internationaler Forschung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der offenkundigen Popularität des NS-Regimes, ihren Ursachen und ihren Grenzen. Die Analyse zeigt, dass Hitler einen weiteren großen Krieg schon Mitte der 1930er Jahre auch als Chance verstand, die Juden und andere unerwünschte Minderheiten gewaltsam zu beseitigen.


Dieses Buch interpretiert die Geschichte des Nationalsozialismus in Anlehnung an Max Frisch als Zusammenspiel von »Brandstiftern« und »Biedermännern«. Als »Brandstifter« werden diejenigen bezeichnet, die die ideologischen Kernziele der Nationalsozialisten – Eroberung von »Lebensraum« und die Rassenideologie – aktiv vertraten. Ihre Politik steuerte von Anfang an auf einen neuen Krieg zu. Doch die Massenbasis des NS-Regimes bildeten die »Biedermänner«, nicht die »Brandstifter«. Die »Biedermänner« – und auch die »Biederfrauen« – empfanden die Jahre von 1933 bis 1939 als die lang ersehnte Rückkehr zu Normalität, Prosperität und Stabilität. Sie freuten sich über die Wiederherstellung von »Ruhe und Ordnung«, während die Zerstörung des Rechtsstaats von ihnen nur beiläufig registriert wurde. Die »Biedermänner« bejubelten Hitlers außenpolitische Erfolge, verdrängten aber lange Zeit die gleichzeitig stattfindenden Kriegsvorbereitungen. Als Hitler und seine Paladine 1938 zu einer Politik des »alles oder nichts« übergingen, zeigte sich jedoch, dass dauerhafte Stabilität mit den langfristigen Zielen der nationalsozialistischen Führung unvereinbar war. (Quelle: Klett-Cotta)



Abbildung: Klett-Cotta 

Die Geschichte des Dritten Reichs ist beinahe lückenlos erforscht un dennoch  bleibt die Frage: Warum nur konnte sich ein brutales Regime derart ungehemmt entfalten, ohne nennenswerten Widerspruch der Mehrheit der Deutschen? Michael Grüttner geht in seinem vielseitigen Werk "Brandstifter und Biedermänner"  auch dieser zentralen Frage nach.

"Ein wesentlicher Grund ist auf jeden Fall die Tatsache, dass die Weimarer Republik in den Augen der meisten Deutschen 1933/34 vollkommen diskreditiert war. Es gab dann einen zweiten Punkt, der wichtig war: dass viele Menschen 1932/33 das Gefühl hatten, dass man eigentlich nur die Alternative hatte zwischen Nazis und Kommunisten. Und da erschien auch vielen, die keine Nazis im engeren Sinne waren, die NDSAP als das kleinere Übel."

Grüttner bietet seinen Leserinnen und Lesern eine umfangreiche und vielseitige Einführung in die sogenannte "Friedenszeit" des "Dritten Reichs", zudem resümiert er immer wieder anschaulich die großen akademischen Kontroversen, etwa über den Nationalsozialismus als politische Religion oder über Hitlers charismatische Herrschaft.

Für den breiten Leserkreis, an den sich Michael Grüttner – Professor am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin – wendet, ist die Verbindung von erzählender Darstellung und Forschungsbericht Gewinn bringend. Sein Buch ist nicht einfach nur eine weitere Analyse der NS-Diktatur. Es gibt einen Überblick, bilanziert die bisherigen Forschungen und ist anschaulich erzählt, greift etwa immer wieder zeitgenössische Quellen auf, zum Beispiel die Deutschland-Berichte der Exil-SPD oder auch Tagebücher wie die des Dresdener Romanisten Viktor Klemperer oder des amerikanischen Journalisten William L.Shirer. Zudem lenkt Grüttner das Augenmerk auf gesellschaftliche Themen, zum Beispiel auf den Sport in der NS-Diktatur.

Zahlreiche Themen dargestellt

Michael Grüttner gelingt es, nahezu alle Themenfelder in der Geschichte des "Dritten Reichs" darzustellen. Und immer wieder zieht er den Bogen über die zentrale Zäsur des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939 hinaus, schildert Kontinuitäten in der nationalsozialistischen Politik vor und nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Für die letzten zwei Jahre vor Kriegsbeginn verzeichnet er beispielsweise eine nochmalige Radikalisierung der NS-Diktatur, innen- und außenpolitisch.

Die umfangreiche, meist tiefschürfende und eine riesige Menge an Forschungsliteratur überblickende Darstellung ein empfehlenswertes Buch. Es eignet sich als eine viele Perspektiven eröffnende Einführung in die komplexe Geschichte des nationalsozialistischen Deutschland. Wer dieses Werk aufmerksam studiert, hat am Ende eine klare Vorstellung davon,  was in jener Zeit in Deutschland geschah, weshalb das Zusammenspiel von Biedermänner  und Brandstiftern perfekt funktionierte.

Michael GrüttnerBrandstifter und Biedermänner - Deutschland 1933 - 1939; 1. Aufl. 2015, 607 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 32,95 Euro;ISBN: 978-3-608-94916-2

Über mich

Lieblingsgenres

Fantasy, Historische Romane, Science-Fiction, Sachbücher, Literatur

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks