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sternblut

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Cover des Buches Ein geschenkter Tag (ISBN: 9783596512171)

Bewertung zu "Ein geschenkter Tag" von Anna Gavalda

Ein geschenkter Tag
sternblutvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Herzlich, fröhlich, menschlich. Eine Geschichte über Veränderungen und das Leben.
Über die Entwicklungen des Lebens und von Beziehungen

Als Simon, Lola und Garance erfahren, dass ihr Bruder Vincent nicht zur Hochzeit ihrer Cousine kommen würde, beschließen sie, zu türmen und ihn zu besuchen, um noch einmal einen Tag zu viert zu verbringen und die Zeit ihrer Kindheit nochmal Revue passieren zu lassen. 


In Leihwirtschaft von meiner Mutter in die Hand gedrückt bekommen - weil es sich so leicht und locker lesen lässt. Ein bisschen sentimental, aber schön. Da konnte ich nicht nein sagen. Auch, weil Gavalda einen nicht unerheblichen Teil meines Bücherregals ausmacht. Warum also nicht?

Eine gute Entscheidung. Nicht nur, dass das Buch in Pocket Format herrlich leicht herumzutragen ist (sogar in der kleinen Handtasche!), sondern weil es ein Werk ist, dessen Handlung quasi das Leben schreibt. Meiner Meinung nach etwas, das unheimlich viel wert ist. Das Identifikationspotenzial eben.

Im Zentrum stehen die vier Geschwister Garance, Lola, Simon und Vincent, alle vier mit einer besonderen Affinität zu Kultur, Literatur, Musik - allem was für sie das Leben ausmacht. Dagegen stehen Personen wie Simons Frau Carine, die peinlich genau und akribisch analysiert oder die Hochzeitsgesellschaft. Während die Geschwister lebendig und emotional wirken, sind es die anderen, die einen eher kühlen und distanzierten Eindruck hinterlassen. Freiheit vs. Statik. Es ist wenig verwunderlich, dass die Geschwister aus dieser Umgebung ausbrechen, um sich für einen Tag ihre eigene heile Welt zu erschaffe. Zu leben. Sich zu erinnern. Gemeinsam zu sein. Bevor sie in ihr jeweiliges Leben zurückkehren müssen. 

Die Botschaft dieses kleinen Büchleins ist klar: jeder Mensch verändert sich. Jede zwischenmenschliche Beziehung verändert sich. Man wird erwachsen, lebt sein Leben, entwickelt sich. Das macht auch vor Geschwistern nicht Halt. Was mich hier besonders beeindruckt hat, ist, dass diese Gedanken besonders Garance beschäftigten. Während der gesamten Geschichte machte sie am ehesten den Eindruck, "noch Kind zu sein". In den Tag hineinzuleben. Erst in diesem Moment wird klar, dass das mehr Farce zu sein scheint. Etwas in ihr möchte diese Entwicklung nicht, auch wenn sie weiß, dass sie nichts dagegen tun kann. Dass auch sie erwachsen werden muss. Ein Zwiespalt. Und für mich die wohl interessanteste Persönlichkeit in dem Buch. Was nicht zuletzt vermutlich daran liegt, dass das alles mehr oder minder aus ihrer Perspektive spielt. 

Die Sprache, die Gavalda dabei verwendet, ist blumig, leicht verständlich und voller Witz. Das Buch liest sich so ohne weiteres mit einem Schmunzeln im Gesicht herunter, wobei ich gestehe, dass ich das Lesen mehr als einmal unterbrechen musste, um meinem Freund eine Stelle vorzulesen, die mich körstlich amüsiert hat. Ihr Stil ist herrlich ironisch und ehrlich zugleich - ein roter Faden, der sich durch das Buch zu ziehen scheint.

Persönlich als spannend empfand ich die vielen Referenzen zur Literatur, zu Film und Musik, die die Autorin in das Werk einfließen lässt. Da sind zahlreiche Titel, Textfragmente und kurze Handlungssequenzen, die die Liebe der vieren zu kulturellen Erzeugnissen belegen. Nicht weniger faszinierend, als dass vieles davon mir überhaupt nicht geläufig war. Zumindest zwei Dinge werden darin deutlich: zum einen wie breit gefasst das Feld und damit das Interesse gestreut ist und zum anderen welchen Stellenwert es in ihrem Leben einnimmt. Zugleich zu sehen, wie intensiv die Autorin selbst vermutlich damit verwurzelt ist... Beeindruckend!

Eine schöne Ergänzung sind im Übringen die Seiten am Ende des Buches, in welchen Gavalda selbst noch ein paar Worte an die Leser richtet, um von der Entstehung des Büchleins zu berichten. Zu lesen, dass die Unnachgiebigkeit ihrer Leser ihr das Versprechen abgerungen hat, diese kleine Geschichte der Öffentlichkeit zugägnlich zu machen, erfüllt mich mit Dankbarkeit, denn ich bin der Meinung: das hat sie mehr als verdient!


Gavalda ist es gelungen, eine Geschichte zu kreieren, die Leichtigkeit und Wehmut miteinander verbindet. Das ganze Buch scheint von einer Gegensätzlichkeit zu leben, die sich in den Charakteren, der Handlung und dem Schreibstil wiederspiegelt. Eine Empfehlung an alle Menschen, die gerne Geschichten lesen, die auf vielseitige und liebenswürdige Art und Weise vom Leben erzählen.

Cover des Buches Stinkreich (ISBN: B004AC9ZOG)

Bewertung zu "Stinkreich" von Munro Alice

Stinkreich
sternblutvor 4 Jahren
Kurzmeinung: Etwas wirr und ziemlich abstrakt. Sicher mit Hintergrundgedanken, ich hab sie allerdings nicht erkannt und kam nicht richtig mit bzw. rein.
Kurzgeschichte mit leichtem Verwirrungsfaktor

Es sind Sommerferien. Karin besucht ihre Mutter, wie immer in den Sommerferien. Doch schon bei ihrer Ankunft erfährt sie: alles hat sich verändert... 


Über diese Kurzgeschichte bin ich in der Stadt gestolpert. In einer "Zu verschenken Kiste" hat es mich besonders durch sein Format überzegt - das Pocket Book lässt sich leicht und jederzeit herumtragen. Dazu freute es mich, das Büchlein einer Literaturnobelpreisträgerin (2013) in der Hand halten zu dürfen. Und so ging ich auf Schnupperkurs.

Übergreifend muss ich sagen: Trotz der Kürze des Werkes ist es nichts, das sich einfach so herunterlesen und anschließend weglegen lässt - womöglich braucht es auch einen zweiten Ansatz mit anderen Augen. Aber fangen wir vorne an.

Die Geschichte handelt von einem jungen Mädchen namens Karin. Es wird schon am Anfang klar, dass sie ein bestimmtes Ziel verfolgt - ohne dass dieses bis zum Ende explizit genannt würde. Immer wieder fliegen Gedankenfetzen durch den Text, die alles sagen - und nichts. Mir wurde bis zum Schluss nicht wirklich klar, was Karin bezweckt, obwohl angedeutet wird, dass ihr Ziel erreicht wurde. Vielleicht sollte so in irgendeiner Form die teils absurde Verwirrtheit und Verunsicherung in Karins Alter dargestellt werden?

Generell schien mir die Handung etwas inkonsistent, teilweise sprunghaft. Es gibt auf den wenigen Seiten keine richtige Perpektive, keiner der Charaktere wird richtig ins Visir genommen, wenngleich ein Fokus auf Karin liegt. Das macht den Inhalt teilweise verwirrend, weil nicht immer gleich ersichtlich ist, wer "sie" im Dialog jetzt eigentlich ist. Gleichzeitig ist das Beziehungsgeflecht in der Handlung etwas irritierend - vielleicht aber auch einfach... "modern". Die Versuche, die Personen in aller Tiefe zu beschreiben, funktioniert mal besser, mal schlechter. Dabei ist es besonders die Figur der Karin, die Fragen offen lässt.

Bewundernswert empfand ich den Stil, mit dem Munro arbeitet und den ihre Übersetzerin an den Tag legt. Die von ihr konzipierten Sätze klingen klug und sind für sich genommen künstlerisch wertvoll. Diverse Aussagen, die sie in der Geschichte formuliert, sind klug und beschreiben genau die Gedanken und Gefühle, die Menschen in ihrem Leben entwickeln können. Der Wunsch nach Anerkennung bestimmter Personen. Die Rebellion der Jugend. Die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen. Wo es der Handlung an Stingenz fehlt und teilweise Verwirrung hinterlässt, sind es besonders diese Aussagen und das Gefühl der Umtriebigkeit, der Absurdität des frühjugendlichen Denkens, die hier zum Tragen kommen und das Werk ausmachen.

Dennoch wurde ich beim ersten Ansatz nicht wirklich warm mit der Geschichte. Zu groß die Verwirrung. Und zu stark die Frage nach dem Warum. Immer wieder wurde ich aus dem Lesefluss gerissen, um nachvollziehen zu können, wer welche Rolle in einem Dialog eingenommen hat. Oder welche Gedanken nun verfolgt wurden. Und am Ende: das große Fragezeichen, das sich vermutlich nie so ganz auflösen wird.

Vermutlich hat die Handlung so wie sie ist einen Grund. Eine Berechtigung. Mit dem erstem Lesen bin ich allerdings nicht wirklich dahintergestiegen und war danach verwirrter als zuvor. 


"Stinkreich" ist eine Kurzgeschichte, die vermutlich viel Zeit und Zuwendung braucht, um Gedanken zu sammeln, Hintergründe nachvollziehen zu können und den Sinn, seine Essenz herausfiltern zu können. Nicht umsonst ist Munro Literaturnobelpreisträgerin. Das Werk hat eine ganz bestimmte Note. Kann als kulturell wertvoll erachtet werden. Und ist deswegen, trotz allem, für jeden zu empfehlen, der eine Vorliebe für das nicht sofort Ersichtliche hat. Für mich ist auf jeden Fall klar: es hat eine zweite Chance verdient und wird, mit etwas Abstand, bestimmt nochmal in meinen Händen landen. 

Über mich

sternblut ist ein Mysterium. 🕵️‍♂️

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