sturlu
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sturlus Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Wie die Frauen zu ihren Kurven kamen" von David P. Barash
Eines der besten Sachbücher, die mir bisher untergekommen sind -- mitreißend, intelligent, gut aufgebaut und verständlich geschrieben, hochinteressantes Thema. (Nur die Einleitung hat etwas Längen -- also davon nicht abschrecken lassen.) Absolute Kauf- und Leseempfehlung!
Bewertung zu "Der Untergang der islamischen Welt" von Hamed Abdel-Samad
Spannender, gut geschriebener Jugend-Thriller mit SF- und Fantasy-Elementen; trotz einer weiblichen Hauptperson problemlos auch für Jungs geeignet. Ich habe den Eindruck, dass die Story bei genauerem Hinsehen ein paar Lücken offenbaren könnte, aber möglicherweise habe ich den Roman auch etwas zu flott gelesen (das nächste meiner Kinder wollte endlich damit anfangen). Überraschendes Ende, sowohl witzig als auch geeignet für eine Fortsetzung.
Schönes Buch! Gut geschrieben, leicht zu lesen auch ohne große Kenntnisse in Mathematik und Logik. Mit interessanten geschichlichen Informationen, Biographien interessanter Persönlichkeiten und insgesamt ein guter, allgemeinverständlicher Einblick in die sonst so abgehoben erscheinende Welt der Mathematik und der Mathematiker.
Bewertung zu "Gesammelte Werke 2" von Arkadi und Boris Strugatzki
Wie bewertet und bespricht man einen Sammelband mit drei Romanen, die zudem so unterschiedlich sind? Am besten in Form von Einzelwertungen:
"PICKNICK AM WEGESRAND": ***
Wenn es sechs Sterne gäbe, würde ich sechs vergeben. Gehört meines Erachtens zum Besten, was im Genre SF je geschrieben wurde, zu recht ein absoluter Klassiker. Deshalb habe ich mir dieses Trio mit in den Urlaub genommen, in der Hoffnung, dass die anderen beiden Romane, die man diesem zur Seite gestellt hat, mich ähnlich packen würden.
"EINE MILLIARDE JAHRE VOR DEM WELTUNTERGANG": ***
Sehr kurzer Roman, auch inhaltlich näher an einer Kurzgeschichte, denn es wird eigentlich nur eine einzige Idee ausgearbeitet. Diese ist zwar ganz originell, zündet aber eigentlich nur als geistreiche Parodie auf das intellektuelle Klima im Stalinismus.
"DAS EXPERIMENT": ***
Die beschriebene Stadt ist eine faszinierende Vision, in dieser Hinsicht vergleichbar mit dem "Picknick". Inhaltlich wird mir leider nicht klar, was die Autoren mir damit sagen wollten. Natürlich sind wieder politische Anspielungen auf das damalige politische System zu erkennen (für Insider sicher noch viel mehr als für mich), aber darüber hinaus ist die Aussage des Romans für mich nicht recht greifbar.
GESAMTEINDRUCK: Ich werde mit dem Gesamtwerk der Strugatzkis wohl nicht mehr warm. Bereits zu früheren Zeitpunkten hatte ich es z.B. mit der "Schnecke am Hang" oder der "zweiten Invasion der Marsianer" versucht, aber das ist anscheinend einfach nicht meine Art der SF. Nichts gegen Gesellschaftskritik und literarische Experimente, aber das scheint mir eher Stoff für Leser zu sein, die bewusst kafkaeske bis undurchdringliche Geschichten schätzen. Vielleicht sticht das "Picknick" aus meiner Sicht daraus nur deshalb hervor, weil mich das geschilderte Szenario so fasziniert.
Bewertung zu "Die Stadt und die Sterne" von Arthur C. Clarke
OK, die Kern-Idee einer völlig statisch gewordenen Zivilisation ist eine nicht uninteressante Vision, dafür gebe ich einen Stern. Und einen zweiten dafür, dass man dem Roman inhaltlich sein Alter (Jahrgang 1956!) nicht direkt anmerkt, wie das ja sonst häufig durch aus heutiger Sicht nur noch drollig wirkende Anachronismen der Fall ist.
Davon abgesehen ist das Ganze zwar besser als im Zug gar nichts zu Lesen zu haben (wofür ich das Buch gekauft habe), aber weder literarischer Genuss (dem man von Clarke eh nicht erwarten sollte) noch geistige Anregung (die ich mir von einem seiner älteren Werken durchaus erhofft hätte). Eine über weite Strecken danhinplätschernde sense-of-wonder-Erzählung, der nach einem Drittel die technologischen Ideen ausgehen, so dass sie mehr und mehr in uninspiriert erscheinende, unplausible Fantasy abgleitet.
Da macht sich dann halt doch das Alter des Romans bemerkbar: Zu seiner Zeit mag das noch originell gewesen sein und gereicht haben, um bei den Lesern einen "sense of wonder" auszulösen. Aber selbst wenn ich mich noch so bemühe, bei der Lektüre eine nostalgische Brille aufzusetzen: Seither ist einfach zu viel ähnliches, besseres geschrieben worden.
Bewertung zu "Die Erfindung des jüdischen Volkes" von Shlomo Sand
Man könnte meinen, SF- und Fantasyliteratur würde nach Heizwert oder über die Eignung als Briefbeschwerer oder Türstopper verkauft: Oder woran liegt es sonst, dass in diesen Genres das Format oft dermaßen ausufert? Hier sind es über 1450 Seiten, ursprünglich erschienen in zwei Bänden, aber dies nur wegen des Umfangs: Man kann keinen der Teile sinnvoll ohne den anderen lesen. Eine "Space Opera" von wahrhaft wagerianischen Ausmaßen also.
Man kann Simmons allerdings nicht vorwerfen, die vielen Seiten ungenutzt zu lassen. Eher hat man den Eindruck, das Werk sei entstanden als "SF novel to end all SF novels", als der ultimativen SF-Roman, der für die Liebhaber aller denkbaren Unter-Genres etwas bietet: Cyberpunks und Raumkrieger finden sich darin ebenso wieder wie Freunde von Erstkontakten, Zeit-Paradoxa, künstlicher Intelligenz, Exodus-Szenarien oder "sense of wonder"-Visionen; philosophische, religiöse und vor allem literarische Bezüge sind ebenso geboten wie Liebe und Sex, Krieg und Frieden, exotische Welten und fremde Gesellschaftssysteme ...
Auch wenn durch dieses "Für-jeden-was" ein bisschen der Eindruck entsteht, ein eher konstruiertes als inspiriertes Werk vor sich zu haben: Es zeugt vom schriftstellerischen Können des Autors, dass er all das in eine Geschichte packen kann, ohne dass diese dadurch unlesbar oder undurchdringlich geworden wäre. Die Entwicklung bleibt weitehend nachvollziehbar und die längste Zeit über auch spannend, ganz sicher kommt keine Langeweile auf. Bei diesem Umfang ist das durchaus eine bemerkenswerte Leistung, die beispielsweise Frank Schätzings "Limit" (eine Schwarte ähnlichen Umfangs) so nicht zustande bringt.
Gegen Ende rächt sich dieser aus derart vielen Fäden bestehende Aufbau allerdings etwas, denn dadurch bleiben auch nach der eigentlichen Auflösung so viele lose Enden aufzusammeln, dass auch das flache Ende des Spannungsbogens noch einmal gut 100 Seiten erfordert. Schwerer wiegt, dass die Auflösung auch inhaltlich recht flach daherkommt: Etwas originelleres als (vorsicht Spoiler!) "künstliche Intelligenzen können Gefühle nicht verstehen" hätte ich mir ehrlich gesagt schon erhofft.
Fazit: Eine gut geschriebene und erzählte Geschichte; die einzelnen Elemente sind selten neu und originell, aber gut zusammengestellt und miteinander verwoben. Insgesamt spannend und gut zu lesen, aber zu lang: Hätte ich nicht im Urlaub so viel Zeit zum Lesen gehabt, hätte ich möglicherweise irgendwann den Faden verloren und die Lektüre abgebrochen.
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