Tatsächlich hatte ich davor noch kein Buch von Sophie Passmann gelesen, aber ich wusste so ungefähr, um was es in den Büchern geht, weil ich einige Interviews gesehen hatte und eventuell auch ihren Instagram Auftritt aktiv mitverfolge - an dieser Stelle mit einem Fangirl-Ton lesen, danke.
Jedenfalls geht Sophie Passmann in diesem Buch auf das "Erwachsenwerden" ein oder was auch immer wir damit verbinden. Vielleicht auch das Älterwerden? Schwierig es zu beschreiben, wenn man sich selbst gerade in so einer Phase befindet. Aber es ist nicht alles, worüber sie schreibt. Vielleicht kann man es einen Bruchteil davon nennen? Auf jeden Fall, werden verschiedene Themen in dem Buch angesprochen, die Lesende eventuell auch aus ihrem Leben kennen - unabhängig von Geschlecht tatsächlich, denn durch Gespräche mit Männern habe ich erfahren, dass sie einige Momente ebenfalls wieder erkannt haben.
Der Schreibstil ist humorvoll und bringt es auf den Punkt. Besonders gefallen haben mir die Kommentare. Obwohl ich das Thema jetzt nicht als leicht bezeichnen würde - denn immerhin geht es um das Leben - würde ich es als eine Lektüre bezeichnen, die leicht zu lesen und zu verstehen ist, aber dennoch viel Raum zum Nachdenken gibt. Langweilig war mir nie, vielmehr habe ich die verschiedensten Emotionen beim Lesen empfunden und hat sehr viel Freude beim Lesen. Es ist wirklich schön mal etwas über eine Person zu lesen, die nicht von Anfang an in einem Palast aufgewachsen ist oder aber eine besonders traumatische Kindheit hatte . Es hat gut getan über eine Person zu lesen, die zum Greifen nah ist, weil ähnliche Erfahrungen verbinden. Jedenfalls beschreibt es die Seite des Verlags sehr gut: "Zornig und böse, sanft und lustig zugleich zieht sie uns mit rein ins tiefe Tal der bürgerlichen Langeweile im westdeutschen Mittelstand."
Eine Sache, die ich auszusetzen hätte wäre folgendes: es war leider viel zu schnell vorbei und ich hätte gerne mehr gelesen, Gerade, weil es schön war.
Es folgen einige Zitate aus dem Buch, die ich erwähnenswert finde:
"Jedes Badezimmer, das man neu bewohnt, könnte das erste Badezimmer sein, in dem man in einer Dusche versucht, Sex zu haben, nur um dann festzustellen, dass Sex unter der Dusche genau wie Schneeballschlachten und Überstunden eine von diesen Sachen ist, die wirklich nur in Filmen gut aussehen, man wird trotzdem froh sein, dass man es ausprobiert hat, wird die meiste Zeit Wasser im Auge haben und Dreckpartikel in unzugänglich verfugten Fliesen entdecken, außerdem ungewöhnlich lange da, na ja, sagen wir einfach mal Design der Duschschaum-Flasche anstarren." (S.40f.)
"Natürlich steht in meinem Wohnzimmer ein Plattenspieler, einfach, weil ich gerne alte Menschen beeindrucke." (S.50)
"Das Bürgertum ist fürchterlich subtil, die meisten Ressentiments werden nie angesprochen, sondern nur angedeutet, mit hochgezogenen Augenbrauen oder überraschten Nachfragen auf Stehempfängen." (S.93)
"Und irgendwann wohnt man in der Stadt, in der man das Wichtigste überlebt hat, dann kann man im Nachhinein von der Jugend erzählen, aber das ist noch ein wenig hin." (S.164)
Ich vergebe 4 von 5 Sternen und muss gestehen, dass ich mich freue mehr von Sophie Passmann zu lesen.