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tinstamp

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Halbwertszeit von Glück (ISBN: 9783757700225)

Bewertung zu "Die Halbwertszeit von Glück" von Louise Pelt

Die Halbwertszeit von Glück
tinstampvor 16 Stunden
Kurzmeinung: Ein wunderbarer Roman auf drei Zeitebenen in drei Ländern...ein Highlight!
Glück ist vergänglich

Der Roman beginnt mit einer kurzen Einführung in den November 1938. In der Progromnacht oder Reichskristallnacht ist die junge Margarthe unterwegs zu ihrem Verlobten Max Goldberg, als sie mitten in die gewaltsamen Ausschreitungen gerät.....

Danach begleiten wir drei Frauen auf drei Zeitebenen.
In Paris 2019 steht Mylène kurz vor ihrer Hochzeit mit den Sunnyboy Frédéric. Sie ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die Lippenstifte aus Naturmaterialien herstellt und ihre eigene Firma besitzt. Ihre Zukunft ist rosig, als sie eines Tages Besuch von einem Anwalt bekommt. Sie erfährt, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat. Als sie ihren Eltern davon erzählt, hört sie Unglaubliches. Von einem Tag auf den anderen wird ihre Welt total auf den Kopf gestellt und sie beginnt ihr ganzes Leben und ihre eigene Person in Frage zu stellen.

DDR 1987. Johanna lebt in einer einsamen Hütte im Wald an der deutsch-deutschen Grenze. Sie hat nach einem schlimmen persönlichen Ereignis Dresden verlassen und lebt seitdem als Einsiedlerin in der Datscha ihrer Eltern. Als sie in der Nähe ein junges verletztes Mädchen findet, welches nach Westdeutschland flüchten und angeschossen wurde, versteckt sie sie in ihrer Hütte. 

Los Angeles 2003. Holly träumt von einer Karriere als Drehbuchautorin. Doch die Wirklichkeit sieht anderes aus. Sie lebt gemeinsam mit einer Freundin in einer kleinen WG und arbeitet als besseres Laufmädchen in einer Produktionsfirma. Als eine berühmte Regisseurin mit ihr über ihr Drehbuch sprechen möchte, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch ihre launische Chefin hat vergessen, dass sie deswegen eine längere Mittagspause macht und verweigert ihr diese. Jay, eine Kollegin springt für Holly ein und zahlt mit dem Leben. Holly ist entsetzt und untröstlich. Sie fühlt sich schuldig und macht sich auf die Suche nach Jays Familie, um diese ein bisschen glücklich zu machen.

Louise Pelt erzählt abwechselnd aus der Sicht der drei Frauen, die durch ein großes Unglück oder einem Geheimnis aus ihrer momentanen Lebensphase gerissen wurden. Das Glück hat sie verlassen und alle drei müssen feststellen, wie flüchtig diese Momente sein können.

Johanna ist die unnahbarste der drei Frauen. Sie ist die Älteste und hat sich nach einem schmerzlichen Ereignis vollkommen zurückgezogen. Die ehemalige Physikerin erkennt auch die „Halbwertszeit von Glück“, die titelgebend ist und bereits einiges über den roten Faden des Romans aussagt.
Durch die Hilfe, die sie dem Mädchen gewährt, öffnet sich ihr Herz ein klein bisschen und lässt sie über ihr momentanes Leben nachdenken. Nach langer Zeit offenbart sie sich ihrem Gast, den sie Fluchthilfe geben möchte.

Mylène ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, doch die Neuigkeit, die sie erfährt bringt ihre gesamte Welt ins Schwanken. Als toughe Erfolgsfrau war sie mir manchmal privat etwas zu naiv. Doch für sie ist nichts mehr, wie es war und ihr bleibt nichts anderes übrig, als die Vergangenheit ans Licht zu bringen und sich selbst zu finden.

 Mit Holly konnte ich mich am wenigstens identifizieren, auch wenn ich ihre anfänglichen Schuldgefühle  verstehen konnte. Sie wirkte jedoch etwas unreif auf mich und mit der Zeit nervte ihr Selbstmitleid. Dennoch ist auch sie eine Frau, die sich dem Leben stellen muss. Lange Zeit war nicht ersichtlich, in welcher Beziehung Holly zu den beiden anderen Frauen steht.

Mich hat der Roman von Beginn an mitgenommen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe vorallem mit Johanna am meisten mitgefühlt. Ihre Abschnitte habe ich besonders gerne gelesen.
Der Schreibstil ist einnehmend und bildhaft. Über jedem Kapitel steht der Name, Monat und Jahr, damit wir als Leser wissen, wessen Geschichte wir gerade lesen werden. Meistens endet der Abschnitt mit einen kleinen Cliffhanger und man möchte sofort weiterlesen, um mehr zu erfahren.
Lange habe ich gerätselt, wie diese drei Frauen in Verbindung stehen können. Louise Pelt hat die einzelnen Puzzlesteinchen nach und nach zusammengeführt und am Ende ein Gesamtbild erschaffen, das mich sehr berührt hat.

Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte um die Vergänglichkeit des Glücks und um Neuanfänge - von der Autorin gefühlvoll erzählt. Ihren Namen muss ich mir merken, denn mit "Die Halbwertszeit von Glück" hat sie für mich ein fünf Sterne Buch geschrieben, welches ich sehr gerne weiterempfehle!

Cover des Buches Gestehe (ISBN: 9783423263801)

Bewertung zu "Gestehe" von Henri Faber

Gestehe
tinstampvor 3 Tagen
Kurzmeinung: Für mich der schlechteste der drei Thriller des Autors.
Zu überzogen

Mit "Gestehe" habe ich den neuersten Thriller vom österreichischen Autor Henri Faber, der in Hamburg lebt, gelesen. Seine beiden bereits erschienen Bücher "Kaltherz" und "Ausweglos" (hier fehlt meine Rezi noch immer) fand ich gelungen. Deshalb war die Neugierde auf sein neuerstes Werk groß.

Obwohl "Gestehe" nun in Wien spielt, fand ich die Geschichte sehr konstruiert und teilweise auch abgedreht. Der Plot liest sich nämlich wirklich gut! Ein Autor, der an seinem nächsten Thriller schreibt und dem seine erfundenen Morde in der Realität einholen. Wie genial!
Johann "Jacket" Winkler, Wiener Chefermittler, ist seit der Veröffentlichung seines Buches "Blutnacht" ein Medienstar und gefeierter Held, was ihn bei seinen Kollegen nicht wirklich beliebter macht. Er ist prahlerisch und unprofessionell. Als "Werbe-Testimonial" der Polizei tingelt er durch die österreichische Medienlandschaft. und ruht sich lieber auf seinen Lorbeeren aus, als tatsächlich bei Mordermittlungen präsent zu sein.
Das ändert sich schlagartig, als er zufällig bei einem Tatort in der näheren Umgebung seiner Wohnung eintrifft. Alles kommt ihm irgendwie bekannt vor, doch wirklich zuordnen kann er den Mord und den Tatort anfangs nicht. Dann erkennt er jedoch mit Entsetzen eine Szene aus seinem noch unveröffentlichten Manuskript und reißt den Fall an sich. Ihm zur Seite gestellt wird der ebenfalls "unbeliebte" Mohammad Moghaddam, der endlich seinen ersten Fall bearbeiten darf, anstatt angestaubte Akten zu sortieren.

Es hat etwas gedauert bis ich in die Geschichte gefunden habe, denn mir fehlte es anfangs an Spannung. Doch nachdem die Figuren mit allen Ecken und Kanten vorgestellt wurden, nahm der Thriller Fahrt auf.
Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Wir begleiten gedanklich, sowohl Jacket, als auch Mo und einen Unbekannten, der mit "ER" betitelt wird. Durch die kurzen Kapitel und den einfachen Schreibstil ist man schnell mittendrin. War der Anfang noch etwas sperrig, so wird der Triller immer mehr zum Pageturner.
Der Autor spart bei seinen Geschichten auch nie mit genauen Tatortbeschreibungen und blutrünstigen Morden, die genau beschrieben werden. Für Zartbesaitete ist der Thriller deshalb eher weniger geeignet.

Faber spielt oftmals auf typische wiener oder österreichische Charaktereigenschaften an, lässt auch politische und gesellschaftliche Themen einfließen und hat mit Mo, Mohammad Moghaddam, den typischen in Wien geborenen "Ausländer" miteinbezogen. Man erkennt deutlich den Alltagsrassismus, der Mo immer wieder entgegenschlägt. Auch Anspielungen auf Jörg Haider oder ähnlich ausgerichteten Parteikonsorten erkannte ich in seiner populistischen Parteigröße Schneider und seiner SHÖ wieder.
Als Österreicherin hatte ich allerdings manchmal das Gefühl, dass der Autor sich eher gegen seine Heimat ausspricht. 

Die Figuren fand ich wieder teilweise sehr überzeichnet. Mit "Jacket" konnte ich mich nicht wirklich anfreunden, was aber der Geschichte keinen Abbruch tat. Er ist sicher ein Ermittler, der im Gedächtnis bleibt. Mit Mo hatte ich weniger Probleme, auch wenn er mich oftmals mit seinen sich im Kreis drehenden Gedankenschleifen nervte. Er ist ein intelligenter Ermittler, der sich durch seinen Migrationshintergrund benachteiligt fühlt. Ihm fallen sämtliche Ungereimtheiten sofort auf und mit seiner akribischen Genauigkeit sieht er auch Dinge, die andere im Team übersehen.

Wer gerne miträtselt wird enttäuscht sein, denn der Täter ist für den Leser nicht erkennbar, auch wenn er als "ER" seine eigenen Kapitel hat.

Zum Ende hin gibt es den üblichen Faber-Showdown, der eher an einen Action Film erinnert. Genau diese Art von überzogenen Action-Thrillern hat mich für längerer Zeit vom Lesen dieses Genres abgehalten, welches eigentlich zu meinen liebsten gehört. Ob ich zum nächsten Faber Buch greifen werde, weiß ich noch nicht.

Fazit:
Ein genialer Plot, der mich in der Umsetzung jedoch nicht ganz überzeugen konnte. Man fliegt zwar schnell durch die Seiten, aber vorallem das überzogene actionsreiche Ende konnte mich nicht erreichen.  Für mich ist "Gestehe" im Vergleich zu den vorherigen Thrillern des Autors doch um einiges schwächer. 

Cover des Buches Föhr in Flammen (ISBN: 9783740819132)

Bewertung zu "Föhr in Flammen" von Eva-Maria Silber

Föhr in Flammen
tinstampvor 5 Tagen
Kurzmeinung: Ein toller Inselkrimi - sehr atmosphärisch und spannend
Fünffachmord auf Föhr

Auf der Insel Föhr werden in einem Ferienhaus fünf Mitglieder einer Familie erschossen aufgefunden. Jan Andretta von der Mordkommission Flensburg wird für den Fall vom Festland angefordert. Vor kurzem ist er der Vormund seiner Nichte Lisa geworden, nachdem seine Schwester verstorben ist. Gleichzeitig ist er auch Anwärter auf den Chefposten in Flensburg, um den er mit einem Kollegen kämpft. Als plötzlicher Alleinerzieher stellt ihm diese, wie auch seine neue "Vaterrolle", vor eine große Herausforderung. Deshalb mietet er sich mit Lisa auf Föhr ein, um beide Aufgaben besser verbinden zu können.

Zum selben Zeitpunkt sind fünf, frisch von der Polizeischule kommende Polizeianwärter:innen zum sogenannten "Bäderdienst" auf der Insel. Mit dabei ist Polizeianwärterin Maja Storm. Sie wurde strafversetzt, nachdem sie einen Kollegen wegen sexuellen Übergriffes angezeigt hat. Ihre neuen männlichen Kollegen verhalten sich dementsprechend und grenzen Maja aus. Jan erkennt jedoch sofort ihren Scharfsinn und ihren Ehrgeiz und nimmt sie in sein Team auf. Als Ermittler Duo ergänzen sich die Beiden perfekt. Außerdem war Maja diejenige, die die Leichen gefunden hat.
Vorallem aber fragen sich Jan und Maja, wer von den fünf Toten eigentlich das Ziel des Täters war. Der Fall ist ziemlich verzwickt und man muss sich bei den Familienverhältnissen der Opfer und Verdächtigen ordentlich konzentrieren. Als nach einem Brand ein weiterer Tote gefunden wird, setzen sich die Puzzleteilchen nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen....

Eva-Maria Silber hat einen sehr spannenden Regionalkrimi geschrieben, den man von der ersten Seite an kaum weglegen kann. Man rätselt mit und wird immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Die Beschreibung der Landschaft und den Einwohnern der Insel ist ebenfalls sehr gelungen. Man bekommt Einblicke in das Leben und in die Gemeinschaft der Inselbewohner.Generell sind alle Figuren sind sehr lebendig gezeichnt.

Der Mordfall und die persönliche Belange von Jan, Maja und Jans Konkurrent Adickes sind gut aufgeteilt und überlappen nicht zu viel. So erfahren wir genug über deren Privatleben, aber auch über den Fall, der doch komplexer ist, als gedacht.
Jan Andretta ist eine sehr sympathischer und menschlicher Ermittler, der versucht seinen Job mit seiner neuen Familie unter einem Hut zu bringen. Maja ist intelligent und zieht schnell die richtigen Schlüsse. Sie ist die perfekte kriminalistische Ergänzung.
Auch Lisa bekommt ihre Seiten und wir erhalten das Bild eines sehr traurigen Mädchens, die ihre Mutter vermisst. Andretta bemüht sich jedoch wirklich sehr um sie und schleicht sich schnell in das Herz des Lesers.

Ich hoffe, es wird noch weitere Bände rund um dieses sympathische neue Team geben.

Fazit:
Ein sehr atmosphärischer und dichter Krimi mit Inselflair, der komplexer ist, als gedacht. Spannung von der ersten Seite und ein sympathisches Ermittlerteam. Ich empfehle diesen Inselkrimi sehr gerne weiter!

Cover des Buches Wir werden jung sein (ISBN: 9783462003758)

Bewertung zu "Wir werden jung sein" von Maxim Leo

Wir werden jung sein
tinstampvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Bewertung: 4 1/2 Sterne...wären 5 gewesen, wenn nicht das letzte Viertel etwas nachgelassen hätte
Ewig leben?

Schon der Klappentext des neuen dystopischen Romans von Maxim Leo hat mich sofort angesprochen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass der KiWi Verlag mir den Wunsch eines Rezensionsexemplares erfüllt hat.

Professor Martin Mosländer ist Wissenschaftler und Nerd. Er arbeitet zur Zeit an einem neuen Medikament gegen Herzinsuffizienz an der Charité in Berlin. Dafür hat er neben sich und seinem altersschwachen Hund Charles auch vier Proband:innen ausgewählt, die seine neuen Pillen erhalten.

Einer davon ist der sechzehnjährige Jakob, der aufgrund seiner angeborenen Herzmuskelschwäche seit seiner Kindheit sein Leben nur sehr eingeschränkt leben kann. Er schreibt Songs am Computer und ist zum ersten Mal verliebt - in Marie, eine Klassenkameradin. Marie ist ebenfalls eine Außenseiterin und fühlt sich ebenso zu Jakob hingezogen. Doch wenn es um körperliche Nähe geht, versagt Jakob total.
Die ehemalige olympische Schwimmerin Verena nimmt an einem Benefizschwimmen teil und bricht plötzlich ihren alten Rekord. Sie wird daraufhin des Dopings verdächtigt.
Jenny versucht seit Jahren endlich schwanger zu werden. Nachdem alle durchgeführten Kinderwunschbehandlungen erfolglos blieben und ihre Ehe daraufhin zerbricht, wird sie plötzlich auf natürlichem Wege schwanger.
Karl Wenger ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, jedoch schwer krank. Er möchte sein Firmenimperium in die Hände seiner Kinder geben und plant seinen Tod in der Schweiz, als er sich plötzlich wieder fitter und gesünder fühlt. 

Alle vier haben Mosländers Pillen geschluckt und werden immer jünger. Diese Verjüngung verläuft jedoch unkontrolliert und scheint nicht zu stoppen zu sein. Was wird passieren, wenn die jungen Probanden unter Null angelangt sind?
Während Wenger seinem Leben nochmals einen richtigen Kick geben möchte, wird Jakob innerlich immer mehr zum Kind und verzweifelt langsam an seiner Liebe zu Marie. Verena ist plötzlich Anfeindungen ausgesetzt und Jenny bleibt immer länger schwanger....

Als bekannt wird, dass es ein neues Medikament gibt, welches die Menschen stark verjüngt und diese vielleicht ewig leben können, kommt es zu Tumulten. Machtgierige Konzerne, Politiker, Neider, Weltverbesserer und Ethiker...alle wollen mitmischen und stellen sich für oder gegen eine Weiterentwicklung des Medikamentes. Dabei wollte Martin Mosländer nur herzkranken Menschen helfen...

Der Autor hat dieses Szenario sehr realistisch dargestellt, welches nicht gar so weit hergeholt ist. Während jüngere Menschen sich noch nicht wirklich mit dem Thema auseinandersetzen, sehen ältere Menschen eine Möglichkeit länger zu leben. 

Mich hat die Auswirkung des Medikamentes auf das Leben der vier Probanden gefesselt. Jeder von ihnen geht anders mit seiner innerlichen Veränderung um. Abwechselnd wird aus der Sicht von Jakob, Jenny, Verena, Karl, aber auch aus der Sicht von Martin und der wissenschaftlichen Ethikberaterin der Regierung, Miriam Holstein, erzählt. Die Namen der Erzählenden sind am Kapitelanfang vermerkt.

Maxim Leo wiegt jede Menge Vor- und Nachteile ab und setzt sich mit dem Thema auseinander. Schreibstil und vorallem die Charakterdarstellung seiner Figuren fand ich richtig toll. Man befasst sich beim Lesen mit den Auswirkungen eines ewigen Lebens auf die Weltbevölkerung. Themen wie: Wer erhält die verjüngenden Pillen? Wie sieht es mit Chancengleichheit und Missbrauch aus? Soll sich die Menschheit überhaupt weiterhin vermehren oder kommt es zur kompletten Geburtenkontrolle?
Der Autor hat sich mit den Vor- und Nachteilen diesers Szenario auseinandergesetzt und ethische Bedenken durchdacht.
Man fragt sich selbst immer wieder, wie man sich verhalten würde, wenn es die Möglichkeit für eine Verjüngung oder ein ewiges Leben geben würde.

Die Gedanken und Sichtweisen sind mega interessant. Der Spannungsbogen ist hoch und man will wissen, was weiter passieren wird. Bis zum letzten Viertel hätte ich der Geschichte 5 Sterne gegeben, doch auf den letzten hundert Seiten gab es eine Wendung, die mir weniger gefallen hat und zur Folge hat, dass das Ende etwas unausgegoren wirkt. Auch die wichtige Figur der wissenschaftlichen Beraterin scheint plötzlich nicht mehr auf und verschwindet einfach in der Bedeutungslosigkeit. Sehr schade!

Mit einem Schmunzeln habe ich die Idee des Autors, ein Foto seines jüngeren Ichs auf der Innenklappe abzubilden, reagiert. Ein cooler Gedanke!

Fazit:
Ein Roman, der einen kleinen Einblick in eine mögliche Zukunft bietet. Tolle Ideen, ein fesselnder Schreibstil, aber zum Ende hin blieb die Geschichte dann leider ein bisschen hinter meinen Erwartungen zurück. Trotzdem empfehle ich diesen leicht angehauchten dystopischen Roman sehr gerne weiter!

Cover des Buches Zeit der Schwestern (ISBN: 9783404193196)

Bewertung zu "Zeit der Schwestern" von Tanja Huthmacher

Zeit der Schwestern
tinstampvor 10 Tagen
Kurzmeinung: 4 1/2 Sterne für einen tollen Auftakt einer Trilogie um drei Schwestern
Über Neuanfänge und Familienbande

"Apfelblütentage" ist der Auftaktband einer Trilogie um die Schwestern Carolin, Romy und Veronika. Im ersten Band ist Carolin, die mittlere der drei Frauen, die Hauptprotagonistin. Nach dem Biologiestudium hat die Weltenbummlerin nichts mehr in der Heimat gehalten und reist seitdem in der Weltgeschichte herum. Im Moment lebt am anderen Ende der Welt, in Neuseeland. Zum 70. Geburtstag ihrer Mutter Lotte reist sie nach vier Jahren wieder in ihre alte Heimat Überlingen am Bodensee. Im Garten unter blühenden Apfelbäumen soll die Feier stattfinden. Carolin freut sich auf die zwei Wochen Urlaub zuhause, die sie mit ihrer Familie verbringen möchte. Doch das Geburtstagsfest endet nach einem Vorfall früher als erwartet, denn Lotte hat für ihre Gäste eine unerwartet Neuigkeit. Während Carolin versucht ihre Eltern, sowie ihre beiden Schwestern - insbesonders die alleinerziehende und chaotische Romy mit ihren zwei Kindern - zu unterstützen, trifft sie auf einen alten Studienkollegen. Dieser lässt ihr Herz schneller schlagen, während ihre unverbindliche Affäre Jacob in Christchurch auf ihre Heimkehr wartet.

Tanja Huthmacher hat einen amüsanten und atmosphärischen Roman geschaffen, der manchmal etwas vorhersehbar ist, aber auch so einige Überraschungen birgt. Die Geschichte behandelt aber auch tiefgehende Probleme, wobei es hauptsächlich um Familienbande, Liebe und einen Neuanfang im Alter geht.
Die Charaktere sind bis hin in zu den Nebenfiguren wunderbar vielschichtig und peppen die Geschichte wirklich auf.

Carolin ist Schmetterlingsforscherin und Naturfotografin. Sie ist eine rastlose junge Frau, die sich weder beruflich, noch privat binden möchte. Sie braucht immer wieder etwas Neues und Abwechslung.

Romy ist alleinerziehend und mit ihrer Cateringfirma und ihren beiden Kindern etwas überfordert. Sie liebt es zu kochen und neue Köstlichkeiten zu kreieren. Ihr Sohn Vincent und ihre Tochter Luna sind von zwei verschiedenen Vätern. Sie ist herzlich und temperamentvoll.

Veronika, die ältere Schwester, ist das genaue Gegenteil von Romy. Sie ist die Konservativste der drei Schwestern. Veri ist begeisterte Winzerin und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann ein Weingut. Die Beiden haben eine sechzehnjährige Tochter, Rosalie.


Die Autorin hat mit ihren bildhaften Beschreibungen rund um den Bodensee und der Blumeninsel Mainau ein tolles Ambiente geschaffen.
Umso beeindruckender war es für mich, dass passend zur Lektüre, die Apfelbäume auch bei mir zuhause geblüht haben.
Auf den letzten Seiten befinden sich noch ein paar Rezepte zum Nachmachen.
 

Ich habe mich beim Lesen sehr wohlgefühlt und werde auf jeden Fall auch noch die beiden Folgebände um Romy und Veronika lesen.

Fazit:
Ein sehr atmosphärischer und netter Auftakt dieser Trilogie um drei sehr unterschiedliche Schwestern. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und freue mich auf die weiteren Geschichten.

Cover des Buches Eddas Aufbruch (ISBN: 9783746639291)

Bewertung zu "Eddas Aufbruch" von Beate Rösler

Eddas Aufbruch
tinstampvor 14 Tagen
Kurzmeinung: Zeitgeschichte spannend verpackt - von der Krieg- bis hin zur 68iger Generation
Generationenkonflikte und Geheimnisse

Aufgrund des Klappentextes war ich zu Beginn des Romans etwas irritiert, dass sich die Geschichte auf den ersten 200 Seiten fast ausschließlich um die Studentenbewegung der späten Sechziger Jahre und den Beginn der RAF drehte. Ich hatte angenommen, bereits von der ersten Seite über die Schuld und Vergangenheitsbewältigung der Kriegssgeneration zu lesen. Doch dieser Roman ist sehr viel mehr...

Wir sind im Jahhre 1968, als Edda an der Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin demonstriert, der bekanntlich völlig aus dem Ruder läuft. Edda ist entsetzt, wie brutal die Polizei gegen die Demonstraten vorgeht. Gemeinsam mit ihren Freundin Ariane und ihrem Freund Kai möchte sie in Zukunft weiter gegen die Willkür des Staates ankämpfen. Eddas politische Ansichten und ihr Aufbegehren wird von ihren Eltern alles andere als gut aufgenommen. Als sie nach dem Abitur als Au Pair nach Frankreich gehen will, ist vorallem ihr Vater dagegen. Doch Edda möchte weg aus ihrem konservativen Elternhaus - dem autoritären Vater und der gefühlskalten Mutter. Nach einigen Widerständen stimmen sie Eddas Wunsch zu, die ihre Stelle in Paris antritt. Dort lernt sie den Studenten Marcel kennen und verliebt sich in ihn. Doch Marcels Mutter wurde im Kampf gegen die Deutschen im Zweiten Weltkrieg getötet und er will keine Freundschaft oder Beziehung zu einer Deutschen eingehen. Durch Marcel beginnt Edda über die Rolle ihrer Eltern während des Krieges nachzudenken. Sie versucht mehr aus ihnen herauszubekommen, stößt jedoch auf Schweigen und Ignoranz. Doch dann findet Edda alte Feldpostbriefe und ein Foto ihres Vaters, der ihn nicht in Polen zeigt, wo er angeblich stationiert war....
Edda beginnt nachzuforschen und ihre neue Liebe wird auf eine große Probe gestellt.

Der Roman bietet eine perfekte Mischung aus historischen Ereignissen mit real existierenden Personen und Fiktion. Politik spielt ebenfalls eine große Rolle. Wir sind dabei, als Benno Ohnesorg getötet wird und Schüsse auf Rudi Dutschke fallen. Edda lernt Andreas Bader und Gudrun Ensslin noch vor ihrer endgültigen Radikalisierung kennen, während die Franzosen vorallem gegen den Vietnamkrieg demonstrieren. Die junge 68er Generation stellt sich gegen die Kriegsgeneration und verändert nachhältig das Weltbild.
Mit Eddas Eltern haben wir eine typische gutsituierte Familie vor uns, die über die vergangen Jahrzehnte schweigt. Sie verurteilen die Jungen, die sich gegen ihre Ignoranz und ihre Konservativität auflehnen.

Die Figuren sind sehr vielschichtig dargestellt. Edda ist eine sympathische junge Frau. Sie reagiert aber in ihrem jugendlichen Überschwang oft unüberlegt, was zu neuen Problemen führt. Das beginnt bei der Kinderbetreuung bei ihrer Gastfamilie und endet bei den Demonstrationen und ihrem Verhalten gegenüber ihren Eltern. Im Laufe des Romans entwickelt sich Edda aber sehr weiter.
Mit Kai hatte ich anfangs meine Probleme, doch auch er findet in seinem Leben endlich Halt und einen Sinn. Im Gegensatz dazu wird aus dem anfangs sympathischen Marcel ein junger Mann, der mich am Ende sehr enttäuscht hat. 

Der Schreibstil von Beate Rösler ist bildhaft. Die damalige Stimmung und Atmosphäre ist fantastisch eingefangen. Man erkennt die penible Recherche der Autorin auf allen Seiten.

Interessant finde ich, dass ich trotz jahrelanger Lektüre zum Thema Zweiten Weltkrieg, immer wieder etwas (schreckliches) Neues erfahre. Hier ist es das grauenhafte Massaker der SS an den Einwohnern des Ortes Oradur-sur-Glane, welches im Roman eine große Rolle spielt.

Fazit:
"Eddas Aufbruch" ist ein Stück Zeitgeschichte und eine Reflektion der 68iger Generation, die in einem spannenden Roman verpackt wurde. 

Cover des Buches Blankenese - Zwei Familien: Schwere Entscheidungen (ISBN: 9783785728611)

Bewertung zu "Blankenese - Zwei Familien: Schwere Entscheidungen" von Michaela Grünig

Blankenese - Zwei Familien: Schwere Entscheidungen
tinstampvor 15 Tagen
Kurzmeinung: 4 1/2 Sterne für eine emotionale Fortsetzung
Schwere Zeiten

Der zweite Band der Reihe schließt nahtlos an den Vorgänger an. Wir sind im Jahr 1939 und obwohl Band eins schon eine Weile her ist, war ich sehr schnell wieder in der Geschichte und hatte die einzelnen Charaktere sofort präsent.
Ich empfehle auf jeden Fall den ersten Band zuerst zu lesen, denn man bekommt dadurch mehr Bezug zu den einzelnen Figuren und kann das Geschehen besser einordnen.

Die Situation in Deutschland spitzt sich immer mehr zu. Die Familien Casparius und Jacobson einigen sich darauf, die Kinder nach Großbritannien zu verschicken. Max, der bereits Anfeindungen in der Schule erfährt, ist sofort damit einverstanden, während seine Zwillingsschwester Sonja in Hamburg bleiben möchte. Der erst zweijährige Michael bleibt indessen bei seiner Mutter Felicitas, während Schwester Charlotte ebenfalls mit dem Kindertransport nach London gebracht wird.

 Gemeinsam mit Max und Charlotte macht sich auch Kurt Jacobson schweren Herzens auf die Reise, denn seine große Liebe Fanni hat keine jüdischen Wurzeln und arbeitet weiterhin als Kinderkrankenschwester. Dabei ist sie Kinderarzt Otto Casparius bald unabkömmlich, für den Fanni schon lange heimlich schwärmt.

Nach der Ankunft in London findet Charlotte bei einer vermögenden Familie ein neues Zuhause, währendessen werden Max und Kurt in einem Kinderheim untergebracht. Nach der Bombardierung Londons werden die beiden Jungen jedoch getrennt.
Kurt muss sich in England neuen Herausforderungen stellen und wächst bald über sich selbst hinaus. Seine Charakterentwicklung hat mir sehr gut gefallen und ich habe oft mit ihm mitgefiebert, wenn er in luftigen Höhen unterwegs war. Von Max und Charlotte erfährt man im Zuge des Romans leider kaum mehr etwas, was sich sehr schade fand.

Aber auch Sonja steht vor schweren Entscheidungen. Sie möchte die Reederei weiterführen, doch der normale Schiffsverkehr kommt während des Krieges bald zu erliegen und es kommt zu Zwangsenteignungen durch das NS-Regime. Um die Reederei halten zu können, muss Sonja einige Kompromisse eingehen...

Mehr möchte ich gar nicht verraten, denn es passiert noch so unglaublich viel in diesem zweiten Band, dass man oftmals kaum zum Luft holen kommt.

Der Schreibstil der Autorin ist wieder wunderbar bildhaft und lebendig. Das damalige Zeitgeschehen ist  perfekt eingefangen. Man merkt, wie viel Michaela Grünig recherchiert haben muss, um authentische historische Begebenheiten miteinbeziehen zu können. Überraschende Wendungen lassen die Leser:innen auf den mehr als 500 Seiten kaum Luft holen.
Die Charakterentwicklung ist absolut gelungen. Man fühlt mit den Figuren mit. Besonders gut hat mir diesmal Kurt gefallen, der vom kleinen Jungen zu einem charakterstarken Mann wird, der vor großen Entscheidungen gestellt wird...

Einige Handlungsstränge haben großes Potential für den kommenden dritten Band, auf dem ich mich schon freue.

Fazit:
Eine packende Fortsetzung, die bereits Vorfreude auf den dritten Teil auslöst. Wieder eine gelungene Familiensaga mit historischen Hintergrund. 

Cover des Buches Keine Reue (ISBN: 9783328603139)

Bewertung zu "Keine Reue" von Ellen Sandberg

Keine Reue
tinstampvor 17 Tagen
Kurzmeinung: Dieser Roman der Autorin konnte mich diesmal nicht richtig abholen
War nicht wirklich meins

Nachdem mir der letzte Roman von Ellen Sandberg ganz ausgezeichnet gefiel und ich 5 Sterne vergeben habe, war ich schon auf ihr neues Buch gespannt. Leider hat mich nun "Keine Reue" nicht so ganz überzeugt.

Auch dieser Roman wird wieder auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir sind einmal in der Gegenwart und blenden zurück in die Achziger Jahre.

Barbara und Gernot Maienfeld sind gutsituiert und leben in einer Altbauwohnung in Stuttgart. Sie ist RAF-Anwältin und er Journalist, der einen kleinen Verlag hat. Beide sind RAF-Anhänger der 3. Generation. Ihre drei Kinder Benjamin, Leon und Luise sind erwachsen und ausgezogen. Als jedoch Georgs Verlag und ihre luxuriöse  Wohnung kurz vor der Zwangsversteigeurng steht, wollen sich die an Wohlstand gewöhnten Maienfelds, Geld von den Kindern pumpen. Doch die denken nicht wirklich daran, denn das Verhältnis zu den Eltern war nie besonders gut. Deshalb sollen alte Kontakte aushelfen, die sie aus ihrer Studentenzeit kennen und mit denen sie ein dunkles Geheimnis verbindet.
In den Achziger Jahren lebte die Familie mit den Kindern in einem einsamen Haus in der Eifel, um sich vor den Verfassungsschutz zu verstecken. Die angebliche antiautoritäre Erziehung, die Ben, Luisa und Leon genossen, war Desinteresse und die Kinder waren fast ausschließlich sich selbst überlassen. Diese Gleichgültigkeits ihren Kindern gegenüber, hat mich richtig entsetzt. Umso weniger erstaunlich ist es, dass diese nicht wirklich daran denken, ihre Eltern nun zu unterstützen.

Vorallem Ben hat ganz andere Sorgen. Er wird beim Joggen Zeuge einer Bluttat. Er sieht, wie ein Mann eine Frau ersticht und als er ihr zu Hilfe eilen will, wird er ebenfalls niedergestochen und verletzt. Dieser Mord an der Ehefrau eines Clanchefs wurde von einer verfeindeten Organisation verübt. Obwohl sich Ben, der schon immer Gedächtnislücken hatte, sich nicht an den Tathergang erinnern kann, schwebt er als Zeuge in tödlicher Gefahr.
Ihm zur Seite steht die zuständige Kriminalkommissarin Charlotte (Charlie) Bodmer, die noch eine persönliche Rechnung mit dem mutmaßlichen Täter offen hat. Sie wird allerdings nach einem Vorfall vom Dienst suspendiert und drängt sich Ben als seinen persönlichen Personenschtz auf. Ben ist nicht erfreut, doch mit der Zeit beginnt er sich immer mehr zu erinnern. Auch Bilder aus seiner Kindheit scheinen plötzlich immer mehr an die Oberfläche zu kommen und dabei ein ganz bestimmtes Geheimnis.

Das Thema RAF hatte ich nun schon einige Male in Büchern und ich muss zugeben, dass es mich nun nicht so sehr interessiert bzw. ich vielleicht auch zu kurz hintereinander darübergelesen hatte. Trotzdem war es interessant, wie weitreichend und bis in die Gegenwart diese politische Radikalität wirken kann.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Ben, der Polizistin Charlie, Barbara und Lukas Isensee, Gernots verschwundener Bruder, erzählt. Durch die vielen Perspektiven und Zeitenwechsel muss man sehr konzentriert lesen. Leider sind auch viele der Figuren alles andere als sympathisch. Ich muss nicht von Sympathieträgern umgeben sein, aber wenn es fast keinen gibt, ist es etwas schwierig.

Mit ihrem Schreibstil konnte mich Ellen Sandberg wieder überzeugen. Sie schreibt sehr lebendig und hat sich auch hier wieder den Themen Rache, Moral und Verrat gewidmet. Die Autorin hat ein sehr komplexes Netz gespannt und konnte am Ende wieder mit einem Twist überraschen. Manches ist mir trotzdem etwas zu offen geblieben.

Fazit:
Nachdem mich Ellen Sandbergs letzter Roman wahnsinnig gut gefallen hat, war "Keine Reue" diesmal nicht so meins. Mich konnte die Geschichte nicht richtig packen, obwohl Ellen Sandberg sich wieder ein heißes Thema ausgesucht hat. Der Schreibstil war wie immer toll, aber das Thema nicht ganz meins.

Cover des Buches Mexikoplatz (ISBN: 9783740814489)

Bewertung zu "Mexikoplatz" von Mina Albich

Mexikoplatz
tinstampvor 18 Tagen
Kurzmeinung: Wo ist die Leich?
Verstörender Mord

Dies ist der erste Teil der Reihe um Gruppeninspektor Felix Grohsmann. Ich habe letztes Jahr irrtümlich den zweiten Teil zuerst gelesen. Weil mir dieser sehr gut gefallen hat, wollte ich auch den Beginn der Reihe lesen und erfahren, wie sich Grohsmann und die Psychologin Nicky Witt kennenlernen.

Auch der Beginn des ersten Teils ist rasant. Nicky Witt ist um 3 Uhr morgends auf dem Heimweg von einem Date, als sie im Park eine tote junge Frau findet. Sie ist vollkommen verstört und findet in ihrer Panik ihr Handy nicht in ihrer Tasche, um die Polizei zu rufen. Erst später gelingt ihr der Anruf, doch als die Polizei eintrifft, findet man keine Leiche. Gruppeninspektor Felix Grohsmann und seine junge Kollegin Joe Kettler erscheint Nickys Verhalten sehr verdächtig. Ohne Leiche gibt es jedoch keine Ermittlungen, obwohl die Psychologin nicht locker lässt und darauf beharrt eine tote Frau auf der Parkbank gefunden zu haben. Erst als eine Studentin vermisst und später ihre Leiche gefunden wird, beginnen die Ermittlungen, denn die Tote ist diejenige, die Nicky Witt auf der Parkbank entdeckt hatte. Wohin wurde ihre Leiche gebracht und warum wurde sie überhaupt entfernt?

Der Fokus des Krimis liegt bei der Ermittlungsarbeit der Polizei, aber auch bei den geheimen Nachforschungen von Psychologin Nicky Witt, die es nicht lassen kann und selbst nach dem Mörder sucht. Wir erhalten ebenso Einblicke in ihre tägliche Arbeit mit psychisch kranken Menschen, was an sich sehr interessant war.
Das sympathische Ermittlerteam ist ein gut eingespieltes Team und Felix Grohsmann und Joe Kettler ergänzen sich perfekt. Während Grohsmann seine Routine ausspielen kann, übernimmt Joe die modernen Techniken, die dem Chefermittler oftmals Schwierigkeiten bereiten.

Mina Albich schreibt lebendig, humorvoll und kurzweilig. Sie hat ein Händchen, ihre Figuren sehr lebendig darzustellen. Der Autorin gelingt es perfekt falsche Fährten zu legen und das Netz um den Täter immer enger zu ziehen.

Der Krimi bietet jede Menge Lokalkolorit und als Wien-Kenner bewegt man sich laufend auf bekannten Plätzen und Straßen. Der Wiener Schmäh kommt dabei auch nicht zu kurz.

Fazit:
Ein gelungener Wien-Krimi mit viel Lokalkolorit und einem symapthsichen Ermittlerteam, von dem man mehr lesen möchte.

Cover des Buches Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee (ISBN: 9783740816858)

Bewertung zu "Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee" von Mathias Berg

Die Kriminalistinnen. Acht Schüsse im Schnee
tinstampvor 19 Tagen
Kurzmeinung: Auch ein toller zweiter Band rund um die Anfänge weiblicher Kriminalbeamten
Tolle Fortsetzung

Im zweiten Band sind wir ein Jahr später, nämlich 1970, angelangt. Die Polizeianwärterinnen Lucia, Ruth, Lilli, Petra, Renate und Mieze sind im zweiten Jahr ihrer Ausbildung. Ruth ist gemeinsam mit Lilli von der Mordkomission zur Sitte gewechselt, wo ihr nächster Ausbildungsweg ansteht.
In einem Club greifen die beiden Frauen einige Jugendliche auf, die minderjährig sind und nicht mehr unterwegs sein dürfen. Lucia bringt die junge Michaela Ellerbeck nach Hause, die nachweislich ihren Ausweis gefälscht hat. Am nächsten Tag erfährt sie, dass der Millionär Theo Ellerbeck, der Vater von Michaela, hinterrücks mit acht Schüssen erschossen wurde. Lucia wird deshalb in das Mordermittlungsteam miteingebunden, denn Michaela möchte nur mit ihr sprechen. Sie hat den Mord vom Küchenfenster aus beobachtet....
Charlotte Ellerbeck, die Witwe des Ermordeten, und auch ihre Tochter Michaela, halten sich sehr bedeckt und die Polizei tappt lange im Dunkeln.

Das Wiedersehen mit den sechs weiblichen Kommissaranwärterinnen hat wieder richtig Spaß gemacht. Wirklich viel hat sich jedoch für die Frauen nicht geändert, denn die männlichen Kollegen sind nach wie vor herblassend unterwegs. Sie sind weiterhin sexuellen Belästigungen ausgesetzt und haben es alles andere als leicht. Immer wieder gibt es anzügliche Bemerkungen oder sie werden einfach nicht für voll genommen. Lilli beginnt deshalb mit einem Boxtraining und Lucia ist eine der Besten am Schießstand. Außerdem ist sie nicht auf den Mund gefallen und hat es bislang geschafft ihre Widersacher verbal niederzuringen. Doch anonyme Botschaften auf ihren Schreibtsich hinterlassen auch bei Lucia ein mulmiges Gefühl.
Neben dem aktuellen Mordfall versucht sie auch mehr über den gewaltsamen Tod ihrer Mutter zu erfahren und nutzt ihre Möglichkeiten im Job, um weiter nachzuforschen.
Auch Petra hat Probleme, denn ihr Ehemann, ein Staatsanwalt, möchte seine Erlaubnis, dass sie arbeiten darf, wieder zurückziehen. Zu dieser Zeit durften Frauen nur mit dem Einverständnis ihrer Väter oder Ehemänner arbeiten, ein eigenes Konto haben oder den Führerschein machen.

Der Autor fängt das Zeitgeschehen wieder großartig ein. Mode, Musik oder die gesellschaftlichen Konventionen (Homosexuallität) spielen auf jeder Seite eine Rolle. Ich hatte die erwähnten Songs im Ohr und spürte wieder das Siebziger Jahre Feeling durch die Seiten.


Die Charaktere werden interessant und vielschichtig  weiterentwickelt und bekommen viel Raum zur Entfaltung. Ich mag die Mädels sehr und hoffe, dass sie auch weiterhin ermitteln dürfen, denn der Autor hat diesen Band mit einem fiesen Cliffhanger enden lassen, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ....

Fazit:
Auch der zweite Band dieser tollen Reihe hat wieder das Flair der Siebziger Jahre versprüht. Die Zeitreise zu den Anfängen der weiblichen Kriminalbeamtinnen hat mir wieder sehr gut gefallen und ich hoffe es gibt ein Wiedersehen mit den sechs Polizeianwärterinnen.

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