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tob82

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Cover des Buches Der Stich der Biene (ISBN: 9783956145810)

Bewertung zu "Der Stich der Biene" von Paul Murray

Der Stich der Biene
tob82vor einem Monat
Kurzmeinung: Kann die Lobeshymnen auf diesen Roman nicht nachvollziehen
Kann die Lobeshymnen auf diesen Roman nicht nachvollziehen

"Der Stich der Biene" des irischen Autors Paul Murray handelt von der Familie Barnes, die einige wenige Stunden von Dublin entfernt auf dem Land lebt und durch einen Autohandel zu Wohlstand gelangt ist. Nach der Finanzkrise von 2008 geht es mit der irischen Wirtschaft stark bergab und auch das Barnesche Geschäft gerät zunehmend in Schwierigkeiten. Dickie Barnes hat den Betrieb erst vor kurzer Zeit von seinem sehr erfolgreichen und angesehenen Vater übernommen und zeigt kein großes Talent als Verkäufer. Von seiner Familie wirkt er isoliert. Seine Frau Imelda ist sehr materialistisch orientiert und schiebt Dicke die Schuld am finanziellen Niedergang in die Schuhe. Ihre Tochter Cassie ist zu Beginn des Romans im letzten Jahr der Schule und hofft auf einen Studienplatz am renommierten Trinity College in Dublin. Cassies Bruder PJ ist zwölf Jahre alt und muss sich in zunehmendem Maße mit den Auswirkungen des sozialen Abstiegs seiner Familie auseinandersetzen. In der Schule wird er gemobbt und verprügelt und von einem Schlägertypen verfolgt, der von ihm eine Rückzahlung für eine vermeintliche Abzocke seiner Mutter in der Werkstatt der Barnes verlangt.

Das Buch hat einen Umfang von 700 Seiten und erzählt die Geschichte der Barnes über einen Zeitraum von wenigen Jahren. Zwischen der Handlung in der Gegenwart gibt es umfangreiche Kapitel zu den Lebensgeschichten von Dickie und Imelda. Der Autor wechselt zwischen verschiedenen Erzählstilen, nutzt dabei aber keine Ich-Perspektive.

Die offenbar sehr positive Rezeption in der Fachpresse sowie die gewonnenen Preise kann ich mir persönlich nur so erklären, dass der Autor und/oder auch die irische Literatur geboostet werden soll(en). Ich selbst habe mich leider durch den Großteil des Textes eher hindurchgequält. Einen Teil der Geschichte würde ich als Coming-of-Age beschreiben. Cassies Anteil daran erschien mir als ziemlich banal, PJs Kapitel hat mich deutlich mehr angesprochen. Generell ist er für mich der einzige Charakter, der meine Sympathie erlangen und dessen Entwicklung wirklich mein Interesse wecken konnte.
Ein langes Kapitel über Imeldas Hintergrund ist fast komplett ohne Satzzeichen verfasst. Dies wird von einigen Rezensenten als "Bewusstseinsstrom" gelesen, was für mich aber so nicht passt, weil die Handlung nicht aus ihrer Sicht geschildert wird und sich die Erzählweise nicht von anderen Kapiteln abhebt.
Der Autor neigt vor allem in den Rückblenden zu sehr ausufernden Darstellungen, erstaunlicherweise habe ich trotzdem kaum eine Verbindung zu den Charakteren entwickeln können. Es werden viele Themen angesprochen (u.a. Homosexualität und Identität, Gewalt und Entfremdung in der Familie, gesellschaftliche Rollenbilder, Zerstörung der Umwelt), aber nur in wenigen Passagen konnten mich die Schilderungen und Aussagen wirklich packen (Highlight ist für mich die Rede über den Umgang des Menschen mit der Umwelt auf S.550ff). Erst auf den letzten etwa 150 Seiten nimmt die Handlung an Fahrt auf, spannend und originell würde ich sie aber auch hier nicht bezeichnen.


2,5 Sterne

Cover des Buches Relic (ISBN: 9783426411025)

Bewertung zu "Relic" von Douglas Preston

Relic
tob82vor einem Monat
Cover des Buches Eugen – Der 7. Splitter (ISBN: 9783384019486)

Bewertung zu "Eugen – Der 7. Splitter" von Christian Kässmayer

Eugen – Der 7. Splitter
tob82vor 3 Monaten
Kurzmeinung: Viel Action, wenig Stimmung
Viel Action, wenig Stimmung

Im actionlastigen Fantasy-Horror-Thriller "Eugen – Der 7. Splitter" von Christian Kässmayer geht es um mysteriöse, magische Splitter, die ihrem Träger bestimmte übernatürliche Fähigkeiten verleihen. Protagonist der Geschichte ist der Frankfurter Paläontologe Eugen, der von einem Milliardär beauftragt wird, eine große Ausgrabung in der kanadischen Wildnis zu leiten. Bereits in den ersten Tagen verschwindet eine Arbeiterin spurlos und nach dem ersten bedeutenden Fund taucht eine übernatürliche, todbringende Wolke über dem Gelände auf. Eugen wird zum Gejagten und auch seine Familie schwebt plötzlich in höchster Gefahr.
Neben Eugen gibt es noch einen weiteren Charakter, der in der Geschichte einen größeren Platz einnimmt: Raffael ist Handlanger eines geheimen Ordens und hat eine außergewöhnlich starke Gabe zur Beschwörung von "Dschinns". Darüberhinaus ist er vulgär, krankhaft sexualfeindlich und ein sadistischer Killer. Im Auftrag des Ordens reist auch er zur Ausgrabung, um einem mächtigen Dschinn Seelen zuzuführen.

Grundsätzlich interessieren mich Geschichten um mächtige, magische Artefakte und die Angaben im Klappentext (Brutalität/Gewalt: 2 von 5, Anspruch: 4 von 5, Obszönität: 1 von 5) haben mich zusätzlich neugierig gemacht. Leider musste ich schnell feststellen, dass für mich diese Einschätzungen kaum nachvollziehbar sind. Bereits zu Beginn wird Eugen von einem Neo-Nazi heftig zusammengeschlagen, anschließend folgt eine explizite Folter-Szene durch Raffael. Später kann Eugen Menschen die Seele aus dem Körper reißen (Fatality?! :-). Obszönitäten sind bei Raffael Teil seines Denkens. Der Anspruch ist vergleichbar mit anderen Geschichten in diesem Genre.

Das Setting der Ausgrabung fand ich interessant. Ich hatte ein Szenario mit zunehmender Bedrohung und mysteriösem Hintergrund erwartet, dass sich im Rahmen der Abgeschiedenheit der Ausgrabung entwickelt. Dies ist leider nicht der Fall. Die Ereignisse eskalieren innerhalb kurzer Zeit. Alles wird schnell und straight geschildert. Der Autor legt den Fokus eindeutig auf Action und Geschwindigkeit. Die Actionszenen sind sehr detailliert und graphisch geschildert.

Insgesamt konnte mich die Geschichte leider gar nicht packen. Durch das letzte Drittel habe ich mich eher durchkämpfen müssen. Die Hintergrundstory wirkt auf mich zu konstruiert und kann die vielen, bereits aus zahlreichen Büchern und Filmen bekannten Elemente nicht auf eine originelle und frische Weise neu kombinieren. Eugen ist mir sympathisch, jedoch konnte ich - vom Beginn abgesehen - keine tiefere Beziehung zu ihm aufbauen. Raffael und andere Gegenspieler wirken auf mich sehr eindimensional und ziemlich klischeehaft. Die "Bösewichte" werden oft nur mit Spitznamen bezeichnet (z.B. der "Entbeiner" oder das "Chamäleon"). Das ist zwar nicht ungewöhnlich bei Thrillern, für mich aber trotzdem eher gewöhnungsbedürftig.

Cover des Buches Die Welt der Träume (ISBN: 9783534276417)

Bewertung zu "Die Welt der Träume" von Christiane Solte-Gresser

Die Welt der Träume
tob82vor 3 Monaten
Kurzmeinung: Über Träume und ihre Darstellungen von der Antike bis heute
Über Träume und ihre Darstellungen von der Antike bis heute

"Der Weise macht den Traum zum Gegenstand seiner Betrachtungen, um die Natur des Wesens zu erforschen, was in ihm denkt, und träumt; um durch den Unterschied zwischen Traum und Wahrheit die Wahrheit selbst auf festere Stützen zu stellen, um dem Gange der Phantasie und dem Gange des wohlgeordneten Denkens bis in seine verborgensten Schlupfwinkel nachzuspähen." (Karl Philipp Moritz, S.202)

In ihrem Buch "Die Welt der Träume" führt die Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft Christiane Solte-Gresser den Leser durch die Kulturgeschichte des Traums. Das Buch besteht aus einer umfangreichen Auswahl verschiedenster Quellen (Texte, Bilder, Musikstücke, Filme, Comics uvm.), die Träume oder traumartige Zustände zum Thema haben. Die Darstellung erstreckt sich über einen Zeitraum von fast 4000 Jahren (von etwa 18. Jh. v. Chr. bis zu den 10er Jahren des 21. Jahrhunderts) und ist chronologisch nach Epochen geordnet. Das zusammengetragene Material ist extrem vielfältig und bezieht auch Quellen außerhalb des europäischen Kulturraums mit ein (u.a. Naher Osten, China, Japan).

Das Buch hat ein Format von etwa 28,5 x 22cm und ein Gewicht von um die 2kg. Es ist 439 Seiten dick und enthält zahlreiche farbige Abbildungen. Neben den Traumdarstellungen in 6 Kapiteln gibt es eine Einleitung der Herausgeberin und einen Anhang mit Nachweisen und Literaturempfehlungen. Alle Texte wurden zum besseren Verständnis in aktuelles Hochdeutsch übertragen.

Den Quellen ist jeweils ein kurzer Abschnitt vorangestellt, der die Leser in Entstehung und Inhalt einführt und gelegentlich Verbindungen zu Epoche und anderen Werken thematisiert. Da ich viele Autoren nicht kannte und mir Texte oft sehr fremdartig vorkamen, empfand ich diese einleitenden Worte als sehr hilfreich. Aus demselben Grund hätte ich mir zum besseren Verständnis auch in den Texten zusätzliche Erläuterungen und Anmerkungen gewünscht (z.B. in Form von Fußnoten).

In der Einleitung geht die Herausgeberin auf viele Aspekte von Traumdarstellungen ein und zeigt diverse Perspektiven für eine Beschäftigung mit ihnen. Diese beinhalten u.a. religiöse, philosophische, psychologische, politische und künstlerische Betrachtungsweisen, die sich durch die Auswahl der Quellen auch in den Kapiteln erkennen lassen. Ich selbst war bspw. erstaunt zu lesen, dass sich in allen Epochen Autoren finden, die sich an rationalen Erklärungen des Traums samt Theorie- und Modellbildungen versucht haben.

Cover des Buches Reuter (ISBN: 9783982417431)

Bewertung zu "Reuter" von Jan C. Behmann

Reuter
tob82vor 3 Monaten
Kurzmeinung: Erfüllt nicht die Erwartungen, die ich aufgrund des Klappentextes hatte
Erfüllt nicht die Erwartungen, die ich aufgrund des Klappentextes hatte

Im Zusammenhang mit Jan C. Behmanns Buch "Reuter. Ein rettendes Drama" fällt zunächst das Format ins Auge. Es ist mit etwa 15 x 10,5 cm bewusst handlich gehalten. Durch eine Länge von 435 Seiten ist es recht dick. Leider ist der Rücken ungewöhnlich starr, wodurch das Aufhalten des Buches vergleichsweise anstrengend ist. Die Schrift ist etwas kleiner als bei den meisten Taschenbüchern mit größerem Format.

Der Klappentext des Buches ist aus meiner Sicht eher problematisch, da er die ersten 240 Seiten auslässt und dann aber den Rest der Handlung zu einem großen Teil vorwegnimmt. Der Roman handelt von Reuter, einem intelligenten Frankfurter Verlagsmitarbeiter, der ein routiniertes und solides Leben ohne große Aufregungen oder Herausforderungen führt. Dies ändert sich schlagartig, als seine attraktive und freigeistige Arbeitskollegin Tabea sehr aktiv um ihn wirbt und beide sogar für einen Kurz-Trip nach Berlin reisen (Reuter reist eigentlich nur sehr ungern). Reuter genießt die Zeit mit Tabea ungemein, ist aber nicht in der Lage, sich gänzlich auf die "Beziehung" einzulassen und auch Tabea ist in ihrem Verhalten widersprüchlich. Während sie sich zur Kontemplation eine Auszeit in einem Kloster nimmt, erhält Reuter für ihn vollkommen unerwartet eine betriebsbedingte Kündigung, welche ihn in eine schwere, akute Krise stürzt. Kurz darauf verkündet ihm Tabea per Brief das Ende ihrer "Beziehung"...Neben Reuter folgt die Handlung in der ersten Hälfte des Romans noch einer weiteren Person: Alba ist eine langjährige und sehr gute Freundin von Reuter, deren Karriere als selbstständige Künstlerin gerade richtig Fahrt aufnimmt. Sie erhält ein Arbeitsstipendium für einen Aufenthalt in Brasilien und muss Reuter für diese Zeit in der "Obhut" ihres gemeinsamen Freundes Mangold zurücklassen.

Während meiner Lektüre fühlte ich mich oft hin- und hergerissen. Reuter ist ein sympathischer Charakter, mit dem ich mich auch gut identifizieren konnte. Die "Liebesgeschichte" war zwar (in diesem Ausmaß) unerwartet, hat mich aber emotional überzeugen können. Sowohl Reuters Aufblühen als auch seine Zweifel wirken auf mich authentisch. Nicht überzeugen konnte mich der spätere Teil des Buches. Reuters "Zusammenbruch" wirkt sehr übertrieben (was auch sein Therapeut anmerkt) und auf seinen "Genesungsprozess" wird nie wirklich und detailliert eingegangen. Das "sich selbst entdecken", das am Ende des Klappentextes angekündigt wird, kann ich aus dem Text so nicht erkennen. Viel mehr hatte ich den Eindruck, dass sich alles automatisch (allerdings mit Hilfe seiner Freunde) und über die Zeit einfach wieder gibt. Der von mir erwartete Fokus auf Reuters emotionalem Wachstum ist nicht vorhanden.
Der Schreibstil des Autors ist ungewöhnlich und eigen. Dies finde ich prinzipiell gut, an manchen Stellen gibt es allerdings Satz-Konstruktionen und Begrifflichkeiten, bei denen ich nicht mehr mitgehen konnte. Die philosophischen und gesellschaftlichen Gedanken Reuters fand ich meist sehr interessant (und auch schön formuliert), die explizite Erwähnung von Autoren in der ersten Hälfte war für meinen Geschmack für einen Roman etwas zu häufig (auch wenn ich gut verstehen kann, dass man seine Lieblingsautoren bzw. ihre Gedanken würdigen möchte).

Cover des Buches Vavedi (ISBN: 9783750418332)

Bewertung zu "Vavedi" von M. C. Poets

Vavedi
tob82vor 3 Monaten
Kurzmeinung: Wie viel Mensch verträgt die Erde?
Wie viel Mensch verträgt die Erde?

In ihrem Roman "Vavedi" entwirft die Autorin M.C. Poets ein Szenario, in dem die Menschheit aufgrund ihres katastrophalen, zerstörerischen Handelns als Spezies ausgelöscht wird. Die Handlung beginnt in der heutigen Zeit mit einer Botschaft, die den Menschen den Beschluss eines kosmischen Rates mitteilt: seit Jahrtausenden werden die Entwicklungen auf der Erde von fortgeschrittenen, außerirdischen Intelligenzen beobachtet. Nach deren Bericht ist es zum Schutz des Lebens auf der Erde und auf anderen Planeten unumgänglich, dem Wirken des Menschen ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Viele nehmen die Nachricht zunächst nicht ernst und halten die Bedrohung und die Aliens - die sich nie in Person, sondern immer nur über Technik offenbaren - für einen schlechten Scherz, doch nach dem Auftauchen eines neuartigen Virus, welches nur Menschen infiziert und sie unfruchtbar macht, sinken die Geburtenzahlen von Jahr zu Jahr. Dies führt mit zunehmender Zeit zu immer gravierenderen Auswirkungen in allen Bereichen des modernen Lebens.

Die Geschichte folgt einigen verwandten Charakteren zu verschiedenen Zeiten. Da ist zunächst "Malou", die sich während der Zeit der ersten Nachricht gerade in der Oberstufe befindet und sich aktiv im Umweltschutz engagiert. Sie beschäftigt sich intensiv mit den Auswirkungen des menschlichen Wirtschaftens und führt immer wieder hitzige Debatten mit ihrem Vater "Talbert". Dieser ist Ingenieur bei BMW, Auto-Fan und vertritt eine wirtschaftsliberale Weltanschauung. Eine persönliche Verantwortung für den Zustand der Welt sieht er nicht und auch bezweifelt er, dass eine einzelne Person einen Unterschied machen kann. Die Dritte im Bunde ist Malous Tante "Kira". Sie ist eine fähige Mikrobiologin, die als Erste die Wirkung des Virus auf die menschliche Reproduktionsfähigkeit entdeckt und lange Zeit an der Entwicklung eines Gegenmittels arbeitet. Zusätzlich zu den dreien erfährt der Leser noch Informationen und Hintergründe von zwei Aliens (die sich selbst als "Ranger" bezeichnen) namens "Vavedi" und "Xarix". Sie betreiben eine Website, auf der die Menschen Fragen stellen und Kommentare hinterlassen können. Ausschnitte aus diesen Texten, die vor allem die unterschiedlichen Reaktionen der Menschen zeigen, sind in den Ranger-Kapiteln zu lesen.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Es ist sehr kurzweilig zu lesen und hat mich auf intelligente Weise unterhalten. Die Charaktere scheinen mir vor allem in Bezug auf ihre Funktion bzw. Weltanschauung ausgelegt zu sein, wirken aber dennoch stimmig und authentisch. Die Schilderungen des Niedergangs werden zwar nicht detailliert ausgeführt, sie sind aus meiner Sicht aber ausreichend und durchaus plausibel. Emotional angesprochen hat mich die "menschliche Komponente" in Form von Malous Schicksal. Auch hier empfand ich die Darstellung als gut ausgewogen. Ein weiteres Highlight sind die moralischen Fragestellungen, die in den Diskussionen von Malou und ihrem Vater und auch an anderen Stellen thematisiert werden. In diesem Zusammenhang - und auch mit den Schilderungen der Reaktionen der Menschen und Entscheidungsträger - beweist die Autorin ein sehr feines Gespür für die Herausforderungen unserer Zeit und die Gräben in den aktuellen Diskussionen. An den metaphysischen Erklärungen und Hintergründen könnte man sicherlich noch feilen, sie haben für mich hier aber keine entscheidende Rolle gespielt.

Zum Abschluss noch ein Ausschnitt, der Malous Gefühlslage in jungen Jahren zusammenfasst (S.112): "Ich erinnere mich noch gut an meine Verzweiflung; an das Gefühl der Hilflosigkeit, wenn die Erwachsenen uns nicht zu verstehen oder ernstzunehmen schienen; an meine Wut, wenn mein Vater mit nicht mehr als einem Achselzucken auf meine Vorhaltungen reagierte. Sahen sie denn nicht, was sie anrichteten? Was sie diesem Planeten, was sie anderen Menschen antaten? Es gab Momente, da hätte ich, wenn mir jemand eine Waffe in die Hand gedrückt hätte, blindlings um mich schießen können; mehr als einmal hätte ich meinen Vater am liebsten gepackt und geschüttelt: Sieh hin! Mach endlich die Augen auf!"

Cover des Buches Shiny Days: Science Fiction Thriller (Future Days 1) (ISBN: B0CKXX8ZBZ)

Bewertung zu "Shiny Days: Science Fiction Thriller (Future Days 1)" von Rainer Wekwerth

Shiny Days: Science Fiction Thriller (Future Days 1)
tob82vor 3 Monaten
Kurzmeinung: Kriminalroman in einem Science-Fiction-Setting, der für mich in allen Details zu wenig ausgearbeitet ist
Kriminalroman in einem Science-Fiction-Setting, der für mich in allen Details zu wenig ausgearbeitet ist

Der Science-Fiction-Krimi "Shiny Days" von Heike Wahrheit und Rainer Wekwerth spielt in einer nicht näher datierten Zukunft in der Stadt "Antipolis" an der Côte d'Azur. Nach einem apokalyptischen Event ist die Gesellschaft in drei Gruppen, sogenannte "Tribes" gespalten: Menschen, Cyborgs (Menschen mit technischer Ausrüstung im/am Körper) und "Arties" (künstliche Intelligenzen). Sowohl zwischen als auch innerhalb der Gruppen bestehen ernsthafte Spannungen. Protagonistin des Romans ist die Trendjägerin Cat Perret, die für einen großen Konzern arbeitet und als Ersatz für einen Kollegen eine große Gala im Rahmen der "Shiny Days", einem Festival zur Verständigung zwischen den Tribes, co-moderieren muss. Während der Veranstaltung erleidet der bekannte und geliebte weibliche Cyborg "Blues Hummingbird" einen Systemcrash und muss in ein künstliches Koma versetzt werden. Als die Schuld für diesen Vorfall einem ehemaligen Auszubildenden von Cat zugeschoben werden soll, fängt sie mit eigenständigen Ermittlungen an.

Ich brauchte lange, um mit der Geschichte einigermaßen warm zu werden. Der Stil und die Beschreibungen zu Beginn erinnerten mich mehr an einen hippen Manga als an ernsthafte Science-Fiction. Zwischenzeitlich nahm die Handlung etwas an Fahrt auf und es entwickelte sich eine krimiartige Thematik mit verschiedenen Verdächtigen und Interessensgruppen. Spannung kam bei mir aber nur sehr wenig auf. Cat ist mir im Laufe der Handlung sympathischer geworden, aber allgemein sind mir die Charaktere zu wenig ausgearbeitet. Dies gilt auch für andere Aspekte des Romans. Es wird viel Technik erwähnt, aber so gut wie gar nichts weiter ausgeführt. Ereignisse aus der Vergangenheit werden immer wieder mal kurz angesprochen, aber auch hier gibt es viel zu wenig Details, die einem als Leser ein kohärentes Bild der Gegenwart liefern könnten. Ich hatte mir - auch aufgrund des spannenden, düster-bedrohlichen, mysteriösen Covers - deutlich mehr erwartet.

Cover des Buches Kosmos ohne Gott?: Warum Glaube und Wissenschaft zusammengehören (ISBN: 9783863533229)

Bewertung zu "Kosmos ohne Gott?: Warum Glaube und Wissenschaft zusammengehören" von John Lennox

Kosmos ohne Gott?: Warum Glaube und Wissenschaft zusammengehören
tob82vor 3 Monaten
Kurzmeinung: Ein sehr lesenswertes Buch für Personen, die sich für Wissenschaftstheorie und Religionsphilosophie interessieren
Ein sehr lesenswertes Buch für Personen, die sich für Wissenschaftstheorie und Religionsphilosophie interessieren

John Lennox ist ein emeritierter Professor für Mathematik der University of Oxford, der sich seit Jahrzehnten mit den Fragestellungen und Zusammenhängen von Wissenschaftstheorie und Religionsphilosophie beschäftigt. In der Debatte Theismus vs. Atheismus hat er sich wiederholt öffentliche Diskussionen mit Anhängern des Neo-Darwinismus wie Richard Dawkins geliefert. In seinem Buch "Kosmos ohne Gott. Warum Glaube und Wissenschaft zusammengehören" (OT: "Cosmic Chemistry. Do God and Science mix?") befasst er sich intensiv mit der Frage, ob ein theistisches Weltbild mit der Naturwissenschaft und dem aktuellen Stand von Physik, Chemie und Biologie in Einklang zu bringen ist. Im weiteren Verlauf des Buches geht er dann auf seinen persönlichen Glauben, das Christentum, ein und schaut auch hier, inwiefern dessen Aussagen mit Naturwissenschaft und rationalem Denken vereinbar sind.

Aufgeteilt ist das Buch in fünf Abschnitte, welche jeweils aus mehreren Kapiteln bestehen. Es hat einen Umfang von 442 Seiten, wozu noch etwa 45 Seiten Quellenangaben und Index kommen.
Abschnitt Eins beinhaltet die Einführung ins Thema. Zu seinem zentralen Anliegen schreibt der Autor (S.19): "...ist im Wesentlichen eine Frage der Weltanschauung. Welche Weltanschauung verträgt sich am besten mit der Wissenschaft: Theismus oder Atheismus? Hat die Wissenschaft Gott begraben oder nicht?" Er führt den Leser durch eine kurze Geschichte von Wissenschaft und Philosophie und zeigt, dass viele große Denker und Wissenschaftler Anhänger eines Glaubens an Gott waren.
In Abschnitt Zwei erklärt er Grundlagen und Grenzen der Naturwissenschaft und erläutert die vorherrschenden Paradigmen (Naturalismus bzw. Materialismus und Physikalismus). Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Existenz eines Gottes, der das Universum geschaffen hat und aufrechterhält, nicht von der Wissenschaft ausgeschlossen werden und im Gegenteil sogar besser die Existenz von Naturgesetzen erklären kann.
In Abschnitt Drei geht es um die Feinabstimmung des Universums und um die Entstehung von Leben mit Bezug auf die neuesten Entwicklungen der Zellbiologie. Zentraler Begriff ist hier die "Information" und damit verbunden die Frage, wie in einem unbelebten Universum Information entstehen kann. Die aktuell bestehenden physikalisch-chemischen Theorien können diese Frage nicht wirklich beantworten. Danach geht es darum, ob Mechanismen im Universum überhaupt neue Information hervorbringen können oder ob dies evtl. nur von "außen" geschehen kann (übernatürliches Einwirken).
Abschnitt Vier widmet der Autor intensiv der (Neo-)Darwinschen Evolutionstheorie. Dabei kommt der Autor zu dem Schluss, dass sie in vielfacher Hinsicht erweitert und ergänzt werden muss. Aus seiner Sicht sind biochemische Prozesse so komplex, dass die von einer höheren Intelligenz geplant sein müssen (Gott). Zufällige Prozesse kommen nicht für die Entstehung komplexer informationshaltiger Systeme infrage.
Im abschließenden fünften Abschnitt geht es um die Systembiologie, die Auswirkungen der bisherigen Erkenntnisse zu Information, um Geist und Materie, Gehirn und die Quantentheorie. Der Logos als das steuernde Prinzip des Universums kommt vor Masse und Energie und erinnert mehr an ein Sprachwerk wie im Neuen Testament bei Johannes 1,1. Der Logos ist Gott und das Universum "wortbasiert". Dabei ist die Schöpfung kein einzelner Akt, sondern eine Abfolge von Sprechakten, durch die Gott neue Informationen ins (laufende) Universum gebracht hat. Dies führte jeweils zu einer Singularität, von denen es mind. drei gibt: Ursprung...des Universums, des Lebens und des Menschen. Gott ist Geist, Information ist immateriell. Geist lässt sich nicht auf Materie reduzieren. Das Universum scheint eher der Ausdruck einer Idee als ein physisches Ding zu sein. Alles beginnt mit Bewusstsein, also dem Geist Gottes.

"Kosmos ohne Gott" ist ein äußerst interessantes Buch, das mir eine Reihe von neuen Erkenntnissen und Ideen nahegebracht hat. Lennox' Darstellungen wirken sehr fundiert (er bezieht sich in vielen Fällen auf Veröffentlichungen von Nobelpreisträgern und anderen renommierten Forschern auf ihren Gebieten), sind für mich als Laien aber auch teilweise nur bedingt nachvollziehbar, so dass ich an manchen Stellen seine Interpretationen und Schlussfolgerungen nicht abschließend bewerten kann. Generell habe ich den Eindruck, dass er "der Suche nach Wahrheit verpflichtet" ist, bei seinen biblischen Ausführungen scheint er mir aber dennoch durch sein eigenes Weltbild geleitet zu sein (was nicht automatisch zu falschen Annahmen führt; allerdings kann ich ihm persönlich dort nicht folgen, obwohl sich meine Sicht auf Theologie und Intelligenz im Universum durch die Lektüre ohne Zweifel verändert hat). Dessen ist er sich aber auch bewusst.
Aus meiner Sicht kann man das Buch auch so verstehen, dass der Autor zeigen will, dass die christliche Theologie mit Naturwissenschaft sehr gut vereinbar ist bzw. sich beide sogar optimal ergänzen. Diesen Ansatz kannte ich bisher nur von Büchern, die sich mit moderner Physik und östlichen Philosophien und Religionen befassen. Ich musste immer wieder an "Das Tao der Physik" von Fritjof Capra denken. Lennox schreibt dazu (S.88): "Die Hauptaussage dieses Buches ist, dass die Wissenschaft Gott nicht begraben hat, sondern dass Theologie und Wissenschaft sich in einer kombinierten Erklärung vereinen, die mehr Aussagekraft hat als jede für sich allein." Auf S. 434 zitiert er Thomas H. Huxley: "Setze dich wie ein kleines Kind vor die Tatsachen, sei bereit, jede vorgefasste Meinung aufzugeben, folge demütig, wohin und zu welchen Abgründen die Natur auch immer führt, oder du wirst nichts lernen."

Leider ist das Buch nicht besonders "leserfreundlich" gestaltet. Der Autor reiht gefühlt oft ein Zitat an das nächste und geht nicht immer auf Basics der behandelten Themen ein. Teilweise verwendet er Begriffe, bevor sie im Text näher erläutert werden oder man sie aus dem Kontext auslesen oder erschließen kann. Mehr Vorwissen wäre hier sicherlich hilfreich (und zur Vertiefung findet man in den Quellen auch mehr als zahlreiche Literatur). Auf der anderen Seite hatte ich grundsätzlich den Eindruck eines roten Fadens, da der Autor seine Schlussfolgerungen immer wieder auf meist nachvollziehbare Weise zusammenfasst.

Cover des Buches Farbige 2D und 3D Labyrinthe für Kinder 8-12: Ein buntes Labyrinth-Aktivitätsbuch für abwechslungsreichen Rätselspaß mit einfachem bis herausforderndem Schwierigkeitsgrad (ISBN: 9798868493720)

Bewertung zu "Farbige 2D und 3D Labyrinthe für Kinder 8-12: Ein buntes Labyrinth-Aktivitätsbuch für abwechslungsreichen Rätselspaß mit einfachem bis herausforderndem Schwierigkeitsgrad" von Benedikt Beron

Farbige 2D und 3D Labyrinthe für Kinder 8-12: Ein buntes Labyrinth-Aktivitätsbuch für abwechslungsreichen Rätselspaß mit einfachem bis herausforderndem Schwierigkeitsgrad
tob82vor 4 Monaten
Kurzmeinung: Empfehlenswertes Buch für kleine und große Freunde von Labyrinthen
Empfehlenswertes Buch für kleine und große Freunde von Labyrinthen

"Farbige 2D und 3D Labyrinthe" von Benedikt Beron ist ein Buch im Din A4-Format mit insgesamt 50 farbigen Labyrinthen, das primär für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren gedacht ist, aber auch bei Erwachsenen für eine kurzweilige Zeit sorgen kann. Die Labyrinthe haben 5 unterschiedliche Schwierigkeitsstufen und sind teilweise mit einer kleinen Hintergrundstory versehen. Am Ende des Buches befinden sich die Lösungen.

Mich überzeugt vor allem die Vielfalt der Labyrinthe mit den verschiedenen Themen, Stilen und Ansichten. Die meisten Labyrinthe sind zweidimensional gezeichnet, einige sind aber auch dreidimensional gestaltet. Beispiele dafür sind u.a. eine Pyramide mit Leitern oder eine Ansammlung von Leitungen. Die 3D-Versionen haben mich besonders angesprochen.

Die Designs der Labyrinthe sind aus meiner Sicht sehr ansprechend, kreativ und abwechslungsreich. Man erkennt auf den ersten Blick, dass der Autor viel Zeit und Mühe in sie gesteckt hat. Der Großteil der Labyrinthe ist für mich so gestaltet, dass man sie angenehm bearbeiten kann. Probleme hatte ich, wenn die Darstellungen sehr klein wurden oder die Farben sehr intensiv waren, was aber nur bei ganz wenigen Varianten der Fall war. Für Erwachsene sind die meisten Labyrinthe erwartungsgemäß eher leicht, gleichzeitig empfand ich die Varianten mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad als richtig knifflig.

4,5 Sterne

Cover des Buches Das strömende Grab (ISBN: 9783764508654)

Bewertung zu "Das strömende Grab" von Robert Galbraith

Das strömende Grab
tob82vor 4 Monaten

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