Bewertung zu "Die Macht am Rhein" von Maren Friedlaender
Rezension
Die Macht am Rhein
Von Maren Friedlander und Olaf Müller
Wir hatten es einigermaßen schwer, zu entscheiden, wer das Buch liest. Ein Kommentar war: »Bin schon beinah beim Titel eingeschlafen.« Die Rezensenten, die ansonsten Thriller und Krimis lesen, waren nicht zu begeistern. Auch das Titelbild wirkt kalt und trist und zeigt die Kranhäuser, die ich noch nie live gesehen habe, weil ich als Altbiertrinker kein Visum für Köln bekomme. Und selbst wenn, wären sie – meiner Meinung nach – keine Reise wert.
Ich habe das Buch durch Zufall bei Facebook entdeckt. Mich erinnerten die Häuser auf dem Titelbild an AT-ATs und hatte daher einen minimalen Kontakt mit dem Autor. Unter dem Titel »Die Macht am Rhein« stelle ich mir – als Fantasy und Science-Fiction Leser und Autor – auch etwas anderes vor.
Aber selbst in meiner Büchersammlung findet man Krimi-Autoren wie Horst Eckert. Also warum nicht? Ein Cover sagt ja nichts über den Inhalt (regt aber zum Kauf an) und letztendlich sind Namen wie Science-Fiction, Westen oder Steampunk nur Settings für die Protagonisten.
Und ich muss sagen, dass ich die ersten Seiten bereits recht zügig lesen konnte. Zu Beginn werden vier Politiker vorgestellt, von denen mir noch die Namen Peter Pastor (Typischer Marvel Alliterationsname wie Bruce Banner) und Johannes Trompeter (was für ein genialer Name!) im Gedächtnis geblieben sind. Charmant ist auch, dass mehrfach darauf eingegangen wird, dass von der Politik zu viel Geld in populäre Großprojekte gesteckt wird, anstatt die Toiletten in den Schulen zu sanieren.
Erst danach geschieht der Mord auf der Rennbahn. Also viele Seiten später. Die Kölner Kommissarin Rosenthal ermittelt. Und weil das Opfer ein selbstzufriedener Aachener Verleger war, kommt auch Kommissar Fett hinzu. Diese beiden Protagonisten gibt es wohl schon länger, ich konnte aber problemlos folgen, ohne die Vorgänger gelesen zu haben.
Ich fand es sehr angenehm, dass es sich bei den Ermittlern um normale Menschen ohne die heute erforderlichen großen Probleme handelt. Also keiner nimmt Drogen oder hat eine psychische Störung. Die beiden wirken auch so äußerst menschlich.
Und vor allem haben sie Humor (also die Autoren ebenfalls). Auch die Wortwahl war erfrischend.
„Fett war an diesem Morgen sehr schwer aus dem Bett gekommen. Der letzte Crémant wurde schuldig gesprochen.“
Ein Kapitel endet mit „Niemand hatte ihm einen Kaffee angeboten.“ Was mir Tränen vor Lachen in die Augen getrieben hat. Der Kommissar redet mit der Witwe und denkt dabei nur an seinen Kaffee.
Sehr gut war auch die Zusammenfassung des Tathergangs von Fetts Kollegen: „Pferd tritt aus. Tot. Pferd sonst lieb.“
An einigen Stellen haben die beiden Verfasser auch ihre Autorenmuskeln spielen lassen. Wörter wie Lamoryanz, kolportieren und Nepotimus habe ich zu meinem Wortschatz hinzufügen dürfen. Danke.
Bis zu etwa siebzig Prozent des Buches wollte ich fünf Sterne vergeben, weil es wirklich (Trotz des Themas Politik, wo ich mich überhaupt nicht auskenne) sehr unterhaltsam war. Aber das Ende habe ich nicht verstanden. Das wirkt doch schon sehr konstruiert. Der Täter liefert, ohne für mich ersichtlichen Grund, eine Show ab und … aber das wäre zu viel verraten. Es war zwar geschichtlich interessant (ich habe daraufhin auch recherchiert), aber unnötig. Vielleicht sehen das aber Menschen, die sich mit Politik auskennen, ganz anders.
Es ist ein wenig wie bei Indiana Jones. Da wären die Bösen auch umgekommen, wenn Indy nicht mitgewirkt hätte. Dafür ziehe ich einen Punkt ab. Ansonsten eine solide Geschichte, die flüssig zu lesen war. Die könnte auch am Sonntag um 20.15 Uhr im Fernsehen laufen.
Martin von www.my-next-book.de