Bewertung zu "Ich verspreche, dich zu finden" von Melanie Dobson
Ein fesselnder und sehr berührender Roman! Dietmar und Brigitte sind noch Kinder, als sie 1940 aus Deutschland fliehen müssen und versuchen sich nach England zu einer Verwandten durchzuschlagen. Dabei verlieren sie sich allerdings aus den Augen. Jahrzehntelang versucht Dietmar verzweifelt Brigitte wiederzufinden. Inzwischen ist er allerdings 90 Jahre alt, die Hoffnung hat er aber nie aufgegeben. Seine letzte Chance ist Quenby, eine junge Journalistin mit Empathie und Weitblick, die in ihrer Vergangenheit selbst Verluste ertragen musste. Kann sie das schaffen, wodran so viele vor ihr gescheitert sind?
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Stück für Stück wird die bewegende Flucht und die Trennung von Dietmar und Brigitte erzählt, eingeflochten darin sind die aktuellen Ereignisse, die neue Suche, die diesmal Quenby übernimmt. Dabei hat sie sich lange gegen diesen Auftrag gewährt, ist sie doch eher Journalistin und keine Detektivin. Zudem hat sie mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen und hat Angst vor zu viel emotionaler Nähe zu dieser Geschichte. Allerdings schaffen es Daniel Knight (so heißt Dietmar inzwischen) und sein junger Advokat Lucas sie zu überreden. Für Quenby gibt es nur ein "ganz oder gar nicht", also geht sie, nachdem sie sich für den Auftrag entschieden hat, mit vollem Elan in die Spurensuche. Und ihr Emphatie lässt sie auch Spuren finden, die viele andere vor ihr bislang übersehen hatten. Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu. Und während sie sich immer tiefer in den Fall verstrickt, geraten auch ihre Gefühle immer mehr in Aufruht. Denn nicht nur Lucas Nähe bringt ihre Gefühlwelt gehörig durcheinander, sondern auch, dass immer mehr aus ihrer Vergangenheit wieder ans Tageslicht kommt.
Ein Roman voller Hoffnung, auch wenn (oder gerade weil) die Protagonisten so viel Schweres erlebt haben. Ein Roman, der Mut schenkt, auch wenn es aussichtslos erscheint . Melanie Dobson hat mich vor Jahren schon mit ihrem Roman "Erinnerungen aus Glas" gefesselt, ihr neuer Roman steckt wieder voller Gefühle und auch so einigen Überraschungen, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Durch die immer wieder sich auch abwechselnden Zeitebenen wurde die Spannung weiter aufgebaut. Der Roman hat Tiefgang und ist Vielschichtig, bietet neben den Themen Flucht und Vertreibung, Verrat und Verlust, Hoffnung und Mut, auch Raum für eine kleine Liebesgeschichte. Rundherum gelungen und eine klare Leseempfehlung.