Bewertung zu "Geistkrieger - Feuertaufe" von Sonja Rüther
Ich mag ja „Was-wäre-wenn-Geschichten“, Romane wie „Vaterland“ von Robert Harris, die Germanicus-Trilogie von Kirk Mitchell (das Römische Reich hat die letzten 2000 Jahre überdauert und ist immer noch die Weltmacht Nr. 1) oder die auf dem gleichnamigen Roman von Philip K. Dick basierende Serie „The Man in the High Castle“, in der die Achsenmächte Nazi-Deutschland und Japan den 2. Weltkrieg gewonnen und Nordamerika unter sich aufgeteilt haben.
Und auch Sonja Rüther entführt uns mit dem ersten Band ihrer (noch) zweiteiligen Geistkrieger-Reihe, „Geistkrieger: Feuertaufe“, in ein fiktives Nordamerika, in dem die Ureinwohner alle Eroberungsversuche der Europäer abgewehrt und einen eigenen Staat namens Powtanka gegründet haben, der auch zur Weltmacht aufgestiegen ist.
Die Powtankaner haben sich in den letzten Jahrhunderten technisch erheblich weiterentwickelt und sind in einigen Bereichen dem Rest der Welt sogar überlegen, trotzdem haben sie sich ihre Spiritualität und Naturverbundenheit bewahrt. Allerdings sind sie wegen ihrer Geschichte allem Fremden gegenüber besonders misstrauisch und machen es Nicht-Powtakanern nicht gerade leicht, in ihrer Gesellschaft Fuß zu fassen.
Der Held des Romans, Finnley, ist solch ein Fremder, den es der Liebe wegen aus seiner schottischen Heimat nach Powtanka verschlagen hat und der nun versucht, seinen Platz in der komplexen und traditionsbehafteten powtankischen Gesellschaft zu finden.
Aufgrund seiner Ausbildung und seiner besonderen Fähigkeiten, die sich im vollen Umfang erst im Verlauf des Romans herausstellen, wird Finnley Mitglied der Geistkrieger, einer Spezialeinheit der Polizei, und landet gleich in einer Mordserie, die so grausam und mysteriös ist, dass sie an den Urängsten der LeserInnen rüttelt.
Die Charaktere müssen im Verlauf der Handlung etliche (Rück)Schläge einstecken, was das Team der Geistkrieger aber nur enger zusammenschweißt und die Entwicklung jedes einzelnen Teammitglieds vorantreibt, während sie versuchen, den Fall aufzuklären, bevor es zu neuen Morden kommt.
Sonja Rüther serviert mit ihrem Roman einen phantastischen Cocktail, der die verschiedensten Ingredienzien enthält: Science Fiction, wenn es um die Beschreibung der technischen Errungenschaften der Powtankaner geht; Fantasy, was den Umgang der Einwohner mit ihrer Umwelt und der Natur angeht; Krimi, weil einem Serienmörder das Handwerk gelegt werden soll und auch ein Stück weit Politthriller, weil in dem ganzen Fall (stammes)politische Ränkespiele eine große Rolle spielen, alles garniert mit einer gehörigen Portion Spiritualität.
Das alles ist äußerst faszinierend beschrieben, in einem bildhaften Stil, der mich von der ersten Seite an gepackt hat. Nachdem die Handlung so richtig Fahrt aufgenommen hatte, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Was für mich immer ein Zeichen für ein wirklich gutes Buch ist.
Ich bin schon sehr auf den zweiten Band, „Geistkrieger: Libellenfeuer“, gespannt, der in Kürze erscheinen soll.