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Kurzmeinung: Ein abenteuerlicher Sommertag im Dämmerwald, der Lust auf mehr macht!
MÖÖÖÖP!

Von Jordis Lank habe ich schon ihre "Raukland Trilogie" und ihr Einzelband "Königswächter" sehr gerne gelesen. Als sie mir angekündigt hat, dass sie eine neue Kinderbuchreihe für Kinder von etwa 6 bis 9 Jahren herausbringt, war ich sofort begeistert. "Federohr und Flitzepfote" lautet der Reihentitel der mehrbändigen geplanten Reihe, dessen vierter Band, "Das sprechende Huhn" dieses Wochenende erscheint. Schon mit Band 1, "Der Kopfwärmer", Band 2, "Der maskierte Dieb" und Band 3, "Der verborgene Gang" hatte ich großen Spaß.

In "Das sprechende Huhn" erleben wir das bisher spannendste Abenteuer der cleveren Freunde Federohr und Flitzepfote. Diesmal ist nicht der Dämmerwald, sondern ein Bauernhof auf der gegenüberliegenden Seite des großen Sees Schauplatz für viele aufregende Momente. Denn als beim Abkühlen in der sommerlichen Hitze ein Hund die Abenteurermütze der beiden klaut und in seine Hundehütte verschleppt, stolpert das dynamische Eulen-Eichhörnchen-Duo kopfüber in ein neues Abenteuer. Um ihr Fluggerät zurückzuerobern, muss ein Plan her und der beinhaltet kuriose Menschendingen auf einem staubigen Speicher. Das sorgt für viel Verwirrung und schallendes Lachen, wenn die tierischen Abenteurer versuchen, diese seltsamen Objekte zu verstehen. Können Flumm und Tuff ihre Mütze zurückerobern und könnt Ihr beim Lesen ebenfalls alle Objekte erraten? Findet es heraus!

Zwei echte Höhepunkte der Geschichte sind darüber hinaus das Wiedersehen mit einem Publikumsliebling aus Band 2 - die aufgeweckte Waschbärdame Piri - und natürlich das sprechende Huhn, das für jede Menge Lacher sorgt. MÖÖÖÖP! Ein besonderes Schmankerl sind auch wieder die am Ende des Buches aufgelisteten Schreibpannen, die das Ganze noch persönlicher und humorvoller machen. Insgesamt also: Ein abenteuerlicher Sommertag im Dämmerwald, der Lust auf mehr macht!


"Abenteuer?" Flumm schmunzelte und hüpfte ebenfalls hinunter. "Gestern war noch von einem Ausflug die Rede. Ein Ausflug, Tuff! Das ist nicht das Gleiche wie ein Abenteuer." "Aaach." Tuff machte eine wegwerfende Pfotenbewegung. "Du weißt doch, wie das ist. Die Abenteuer warten nur darauf, sich auf uns zu stürzen …"



Fazit:
Die Kinderbuchreihe "Federohr und Flitzepfote" von Jordis Lank begeistert mit liebevoll gestalteten Charakteren, charmantem Humor, süßen Illustrationen und spannenden Abenteuern im Dämmerwald. Die kurzweiligen Geschichten bieten für Kinder wie Erwachsene ein abenteuerliches Lesevergnügen!


Kurzmeinung: Begeistert mit liebevoll gestalteten Charakteren, charmantem Humor, süßen Illustrationen und spannenden Abenteuern im Dämmerwald.
Ein abenteuerliches Lesevergnügen für Kinder wie Erwachsene!

Von Jordis Lank habe ich schon ihre "Raukland Trilogie" und ihr Einzelband "Königswächter" sehr gerne gelesen. Als sie mir angekündigt hat, dass sie eine neue Kinderbuchreihe für Kinder von etwa 6 bis 9 Jahren herausbringt, war ich sofort begeistert. "Federohr und Flitzepfote" lautet der Reihentitel der mehrbändigen Reihe, dessen sechster und (vorerst) letzter Band, "Die verflixte Falle" heute erscheint. Schon mit Band 1, "Der Kopfwärmer", Band 2, "Der maskierte Dieb", Band 3, "Der verborgene Gang", Band 4, "Das sprechende Huhn" und Band 5, "Der blaue Geist" hatte ich großen Spaß.

Nachdem Federohr und Flitzepfote im fünften Teil mit der Stinktierdame Odora, Freundschaft mit einer Bewohnerin des Tierparks geknüpft haben, wagen sich die beiden wagemutigen Abenteurer immer näher an die Menschen heran. Doch auch im Wald gibt es plötzlich immer mehr Spuren von ihnen. Erst zertrampeln sie eine Lichtung, dann führt eine Spur aus Nüssen und orangen Wurzeln zu einem seltsamen Gitterkasten. Ist das etwa eine Falle? Flumm und Tuff beschließen, sie unschädlich zu machen. Doch ihr Plan geht ordentlich nach hinten los...

Der sechste und vorerst letzte Band wartet abermals mit lustigen Rätseln, kniffligen Herausforderungen und nicht zuletzt einem großen Showdown im Tierpark auf, bei dem die Waldtiere zum ersten Mal direkt Kontakt mit den Menschen haben. Und dann wird das Abenteurerpaar sogar noch richtig berühmt... Wie die zwei das anstellen? Lest unbedingt selbst in "Die verflixte Falle"! Insgesamt habe ich den Dämmerwald und seine quirligen Bewohner sehr ins Herz geschlossen und finde es super schade, dass die sechs Ausflüge schon wieder vorbei sind. Ich habe aber große Hoffnung, dass die Autorin auch noch nicht genug hat von ihren Abenteurern und uns nochmal mit einem neuen Schwung Geschichten verzücken wird.


"Hat sie gerade wirklich Federohr und Flitzepfote gesagt?", fragte Tiff und zwirbelte seine Schnurrhaare. "Huh-huuh!" Flumm lachte. "Hat sie! Jetzt sind wir ja auch berühmt! Schlag ein, Flitzepfote, auf zum nächsten Abenteuer!"




  Fazit:


Die Kinderbuchreihe "Federohr und Flitzepfote" von Jordis Lank begeistert mit liebevoll gestalteten Charakteren, charmantem Humor, süßen Illustrationen und spannenden Abenteuern im Dämmerwald. Die kurzweiligen Geschichten bieten für Kinder wie Erwachsene ein abenteuerliches Lesevergnügen!

Übrigens: Falls Ihr lieber hört als lest, kann ich Euch die Reihe auch als Hörbücher empfehlen - eingelesen von Jan Terstiege. Außerdem Fans von gebundenen Büchern aufgepasst: jeweils drei erschienene Geschichten könnt Ihr auch zusammengefasst in einem Print-Sammelband erwerben!




Cover des Buches Beklaute Frauen (ISBN: 9783328603238)

Bewertung zu "Beklaute Frauen" von Leonie Schöler

wordworldvor 12 Tagen
Kurzmeinung: Ein wertvolles Sachbuch, das historische Ungerechtigkeiten nicht nur aufzeigt, sondern auch erklärt und kontextualisiert!
Eine inspirierende und notwendige Lektüre, die längst überfällige Fragen stellt!

Denkt man an große Helden, Künstler, Pioniere, Denker und Forscher der Geschichte, kommen einem automatisch Namen wie Shakespeare, Galileo, Newton, Nietzsche, Picasso, Mozart oder Columbus in den Sinn. Nach diesen sind Schulen, Straßen und Sendungen benannt, wir sehen ihr Konterfei in Schulbüchern, Sendungen und im Internet. Was haben diese Namen alle gemeinsam: es sind alles weiße europäische Männer. Fragt man Passanten hingegen nach den Namen großer Frauen, die Kunst, Wissenschaft und Politik in den letzten Jahrhunderten geprägt haben, werden die Antworten deutlich dünner. Umso wichtiger ist der aktuelle Trend, sich die Geschichte Deutschlands und Europas aus anderer Perspektive nochmal vorzunehmen und übersehene, untergegangene oder ausgelöschte Narrative und Biografien ins Rampenlicht zu stellen. Dieses Ziel geht auch die Historikerin Leonie Schöler in "Beklaute Frauen" mit scharfem Blick, umfassender Recherche und einer klaren Haltung an. In ihrem ersten Sachbuch macht es sich die Autorin die Diskrepanz zwischen Schaffen und öffentlicher Anerkennung von Frauen nicht nur zu benennen, sondern zu erklären. Aus meiner Sicht ein Muss für alle, die den Blick auf  historische Lücken werfen möchten, die dringend geschlossen werden müssen!

Das Buch gliedert sich in sechs thematische Überkapitel, die systematisch aufzeigen, wie Frauen als Bürgerinnen, Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen von gesellschaftlichen und kulturellen Mechanismen ausgeschlossen, um Anerkennung und Preise gebracht und unsichtbar gemacht wurden. In Kapiteln wie "Künstler wird mit Er geschrieben" oder "Vergessen und ausgelöscht" greift die Autorin dafür sorgfältig ausgewählte Lebensgeschichten auf. Trotz des Umfangs des Buches kann die Autorin leider nur eine begrenzte Auswahl prominenter Beispiele aus Wissenschaft, Kunst, Literatur und Politik ausführlich vorstellen, was sie allerdings bereits in der Einleitung begründet. Zunächst sind die präsentierten Schicksale aufgrund ihrer eigenen thematischen Expertise begrenzt auf Europa der letzten 200 Jahre. Zusätzlich wird betont, dass "Beklaute Frauen" trotz des engen Fokus´ nur die Spitze des Eisbergs zeigen kann. Denn trotz ausführlicher Recherche und der gesellschaftlichen Bestrebung, Geschichte neu zu denken, bleiben unzählige Lebenswerke für immer unauffindbar und es lässt sich nur erahnen, wie viele ähnliche Fälle sich hinter den genannten verbergen, deren Spuren aber für immer verwischt sind... 

Was "Beklaute Frauen" von anderen Sachbüchern dieser inhaltlichen Schlagrichtung abhebt, ist dass sie weit über  die reine Auflistung von Biografien hinausgeht und vielmehr nur unter Zuhilfenahme exemplarischer Fälle erklärt, welche Hintergründe des Systems dazu geführt haben, dass die Frauen in diesem Feld übergangen wurden und vor allem auch wie diese Strukturen bis heute andauern und Einfluss nehmen. Wie kommt es, dass noch immer Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, weniger wissenschaftliche Preise gewinnen, weniger Geld verdienen, weniger Grundbesitz haben und seltener in Museen, Galerien, Schulbüchern oder Reportagen erwähnt werden? Die klare Antwort: 

"Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält." 

So machen die Schicksale von Betrug, Diebstahl und Machtmissbrauch einerseits wütend, sensibilisieren aber auch dafür, welche Strukturen es heute noch gibt. Dadurch hatte ich beim Lesen den ein oder anderen "Aha-Effekt" und bin über viele Misskonzeptionen gestolpert, die mein bisheriges Wissen geprägt haben und die ich zunächst kaum glauben konnte. Dass die fachliche Expertise der Autorin aber nicht anzuzweifeln ist, zeigt unter anderem das sehr ausführliche Literaturverzeichnis, das sich mit über 700 Fußnoten über 70 Seiten erstreckt und für alle Zweifler die solide Recherche der Autorin untermauert. Für LeserInnen, die sich tiefer mit dem Thema befassen möchten, bietet sie zudem zahlreiche weiterführende Literaturempfehlungen an. 

Besonders stark finde ich auch, dass die Autorin außerdem immer im Sinne der Intersektionalität auf die Verschränkung von sexistischer Diskriminierung mit anderen Faktoren wie Ethnie oder sexueller Orientierung eingeht und den "weißen Feminismus" explizit kritisiert. Für diese und andere Stellungnahmen, durchbricht sie allerdings immer wieder ihre klare Kapitelstruktur und ergänzt sie durch essayistische Elemente, in denen sie ihre persönliche Meinung äußert, autobiografische Elemente hinzufügt oder subjektiv kommentiert. Diese Passagen verleihen dem Buch eine zusätzliche Tiefe, könnten aber für LeserInnen, die ein reines Sachbuch erwarten, als zu subjektiv empfunden werden. Mich hat dies nicht gestört, da stärkere Aussagen an vielen Stellen aus meiner Sicht angebracht sind und die Autorin dafür ein angemessenes Maß findet. Für was ich allerdings einen halben Stern abziehe, ist dass der rote Faden durch diese Abschweifungen leider etwas schwächelt. 

Zuletzt noch ein paar kurze Worte zur Gestaltung des Buches, die mit ihren bunten Farben und dem Pop-Art-Stil ins Auge sticht. Das Cover zeigt eine stilisierte Frauenfigur in kräftigen Rot- und Orangetönen, die entschlossen ihr Profil zeigt. Der Titel "Beklaute Frauen" ist dabei in großen weißen Buchstaben extra polemisch gewählt, um die inhaltliche Dringlichkeit hervorzuheben. Auch die Innenaufmachung ist minimalistisch und einfach zugänglich mit Infokästen und Fotografien gestaltet, die den Lesefluss auflockern und zusätzliche Einblicke bieten. Insgesamt gelingt es der Gestaltung also, den Anspruch und die Relevanz des Buches optisch zu transportieren: eine Hommage an die Stärke, Intelligenz und Entschlossenheit von Frauen, die eigentlich ihren Platz in der Geschichte mehr als verdient haben und zugleich ein Aufruf für mehr Gerechtigkeit in der Erinnerungskultur und für ein Umdenken, das die unsichtbaren Heldinnen der Vergangenheit endlich sichtbar macht.

"Wir alle sind Teil einer Gesellschaft, die wir gemeinsam gestalten. Manche Menschen verfügen jedoch historisch gewachsen über deutlich mehr Ressourcen als andere, um sich Gehör zu verschaffen, eigene Interessen durchzusetzen und die gesellschaftlichen Regeln dadurch zum eigenen Vorteil mitzubestimmen."


Fazit

"Beklaute Frauen" ist ein wertvolles Sachbuch, das historische Ungerechtigkeiten nicht nur aufzeigt, sondern auch erklärt und kontextualisiert. Trotz kleiner Schwächen – etwa beim roten Faden und gelegentlicher Subjektivität – ist es eine inspirierende und notwendige Lektüre, die längst überfällige Fragen stellt!

 

Cover des Buches Rumo & die Wunder im Dunkeln (ISBN: 9783328601906)

Bewertung zu "Rumo & die Wunder im Dunkeln" von Walter Moers

wordworldvor 17 Tagen
Kurzmeinung: Vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk!
"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört. 

Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.

Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."

Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.

"Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."

Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht  "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest. 

"Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben? 

"Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."

Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer,  ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten,  einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt. 

"Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."

Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück. 

"Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“

Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.

"Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“

 


Fazit

"Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.

Cover des Buches Wer, wenn nicht wir (ISBN: 9783426529706)

Bewertung zu "Wer, wenn nicht wir" von Alicia Zett

wordworldvor 18 Tagen
Kurzmeinung: Eine feinfühlige Erzählung über Identitätsfindung, Lebensentscheidungen und den Mut, Neues zu wagen.
Ein ruhiges, aber intensives Buch!

Mit „Wer, wenn nicht wir“ startet Alicia Zetts neue New-Adult-Dilogie, in der es um das Thema Bisexualität geht. Nachdem ich bereits ihre dreibändige Love-is-Reihe gelesen und geliebt habe, war ich sehr gespannt auf dieses neue Projekt – und wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte von Lena, Leo und Kate bietet eine feinfühlige Erzählung über Identitätsfindung, Lebensentscheidungen und die Suche nach einem erfüllten Leben.

Zuerst wie immer ein paar Worte zum Cover. Mit dem warmen Farbverlauf der Bi-Flagge und den sanft gezeichneten Charakterskizzen passt das Cover perfekt zur ruhigen, warmherzigen Stimmung des Buches. Besonders toll ist natürlich, dass die Figurenkonstellation des Buches durch die Abbildung der Figuren widergespiegelt wird. Indem Lena zwar sehr nah bei ihrem Freund Leo steht, aber Blickkontakt mit Lena aufbaut, wird die Entwicklung der Beziehungsdynamiken hier schon angedeutet. Auf Band 2 wird das dann fortgesetzt, indem Lena zögernd nach Kates Händen greift, während Leo abseits zusieht. Bei der Gestaltung wurde sich also definitiv wieder Gedanken gemacht und ein optisch ansprechendes wie inhaltlich passendes Cover entworfen. 

Erster Satz: "Seien wir ehrlich: Hochzeiten sind nichts anderes als ausufernde Besäufnisse"

Nach einem kurzen Ausschnitt aus Lenas anonymem Fotografie-Blog, steigen wir in das Leben der Anfang zwanzigjährigen Lena ein, das ganz schön durcheinanderkommt, als ihre ehemals beste Freundin Kate nach fünf Jahren Funkstille wieder zurück in die Stadt kommt. Auf den folgenden 400 Seiten wird die Beziehung der beiden in der Gegenwart und Vergangenheit kunstvoll entwirrt und zu einer Dreiecksgeschichte gesponnen. Dabei wird abwechselnd aus der Perspektive von Kate, Lena und deren Freund Leo erzählt. Zu Beginn dachte ich noch, dass Leos Perspektive unnötig ist, fand seine Sicht dann im Laufe der Zeit aber eine sehr gute Ergänzung, um seine Wahrnehmung der Beziehung der beiden besser zu verstehen. Zusätzlich zum Perspektivwechsel gibt es regelmäßig Rückblicke sowie Ausschnitte aus Lenas Blog, die ich ebenfalls nicht zwingend gebraucht hätte, da wir auch durch die Dialoge und in ihrer Perspektive genügend Einblicke in ihre Reflexionen und ihr Innenleben erhalten. In den Rückblicken springt die Autorin mehrere Jahre zurück in die Zeit vor und während des Abiturs, um die Freundschaft der drei, ihre Zukunftspläne und schließlich die schicksalshaften Ereignisse in der Nacht des Abiballs zu schildern. So erfahren wir langsam, was tatsächlich vorgefallen ist und zur Ausgangssituation geführt hat. 

Auf diese Art und Weise benötigt die Geschichte einige Zeit, um anzulaufen und bleibt auch später ein sehr ruhiges Buch. Auf der reinen Handlungsebene passiert erstmal nicht besonders viel und auch der im Klapptext groß angeteaserte Roadtrip nimmt nur einen Bruchteil der Geschichte ein, sodass die Figuren, Themen und die Atmosphäre klar im Vordergrund stehen. Bei einer Reihe, die sich auf eine queere Themen und die Beziehung der Figuren fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für die Entwicklung ihrer Figuren und die behandelten Themen nehmen. Denn anders als gedacht, handelt es sich hier gar nicht um eine klassische Liebesgeschichte. Vielmehr erzählt "Wer, wenn nicht wir" erstmal eher vom Ende einer Liebesgeschichte, davon sich einzugestehen, dass man unglücklich ist, mehr will und von der Schwierigkeit, sich von einem Leben zu lösen, das zwar wundervoll ist, aber langfristig doch nicht ausreicht. 

"Was wäre, wenn? Das ist die alles entscheidende Frage. Was wäre, wenn ich all die ängstlichen Stimmen in mir einmal ausschalte und nur auf mein Herz höre?"

Kurzum: Es geht um die Quarter-Life-Crisis, dieses nostalgisch-verzweifelte Gefühl in der Mitte der Zwanziger, noch nicht das geschafft zu haben, was man als Kind unbedingt wollte, irgendwo im Leben stecken geblieben oder falsch abgebogen zu sein. Lena, Kate und Leo sind alle in einer ganz anderen Lebenssituation, als sie das als Teenager erwartet oder geplant hatten und anlässlich des Jahrgangstreffens kommen viele Fragen auf. Mit dem Thema der Rückkehr nach der Studienzeit in den Heimatort, dem Wiedersehen mit alten Freunden, das irgendetwas zwischen Nostalgie und Fortschritt auslöst, das Hinterfragen und Vergleichen der eigenen Lebenslage mit der von anderen.... - damit konnte ich mich extrem gut identifizieren, da ich mich gerade ebenfalls circa 6 Jahre nach meinem Abitur befinde und eine erste innere Bestandsaufnahme über meine seitdem getroffenen Entscheidungen und wohin sie mich geführt haben, durchführe, um herauszufinden, wohin ich weiterhin gehen möchte. 

Zusätzlich zum Thema Lebensentscheidung und Zukunftsplanung steckt Lena noch in einem zweiten Gefühlschaos, da sie angesichts der Nähe zu Kate nicht nur ihre Beziehung und Zukunft mit Leo, sondern auch ihre Sexualität hinterfragt. Das Gefühlschaos, das sich dadurch in allen drei Perspektiven ergibt, erzählt Alicia Zett extrem empathisch und sensible, sodass man jederzeit allen Figuren ihre Gefühle abnimmt. Obwohl sich Kate und Lena fünf Jahre nicht gesehen haben und in kurzer Zeit ein sehr weiter emotionaler Weg zurückgelegt wird, hat sie mich kein einziges Mal verloren. Das liegt vor allem daran, dass die Figuren Großteils sehr erwachsen und reflektiert handeln und trotz der schwierigen Situation fair miteinander umgehen. Statt in aufgebauschtem Drama zu versinken, geben sie sich gegenseitig Raum, zeigen ihre Emotionen offen und sind trotz aller Fehler, die sie machen, schlussendlich immer ehrlich zueinander. 

"Leo hat es nicht verdient, dass ihm das Herz gebrochen wird. Aber hat er es verdient, dass ich mit ihm zusammenbleibe obwohl ich das gar nicht will?"

Abgerundet wird der Leseeindruck durch den Schreibstil der Autorin. Egal ob im Alltag auf dem Hof von Leos Eltern, bei Fotoshootings, im Camper auf dem Weg nach Portugal oder in der Vergangenheit im Kinderzimmer - die Autorin schafft es immer aus alltäglichen Situationen eine nostalgische, magische Leseerfahrung zu machen, sodass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. 

Als nach 400 Seiten dann das Ende kam, habe ich lange überlegt, ob die Geschichte für mich abgeschlossen ist, oder ob ich Band 2 noch lesen muss. Denn auch wenn einiges offenbleibt, könnte man "Wer, wenn nicht wir" problemlos so stehen lassen, da alle wichtigen Entscheidungen getroffen sind und eine Richtung eingeschlagen ist. Da ich die Figuren aber wirklich sehr ans Herz geschlossen habe, freue ich mich aber auch auf "Wer, wenn nicht du", das sich dann ganz Kate und Lena widmet.


Fazit

„Wer, wenn nicht wir“ ist ein ruhiges, aber intensives Buch, das weniger eine klassische Liebesgeschichte erzählt als vielmehr von deren Ende und den Mut, Neues zu wagen. Alicia Zetts außergewöhnlicher Schreibstil, die authentischen Figuren und die sensible Auseinandersetzung mit queeren Themen machen diese Geschichte zu einem echten Highlight.

Cover des Buches WANT (ISBN: 9783423284448)

Bewertung zu "WANT" von Gillian Anderson

wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Eine erfrischend enttabuisierende Lektüre, die durch Authentizität fesselt und befreiende Offenheit über weibliche Sexualität vermittelt.
Ein offenes, faszinierendes Panorama der weiblichen Sexualität!

In "Want" versammelt die Aktivistin und Schauspielerin Gillian Anderson (zum Beispiel bekannt für ihre Rolle der Jean Milburn aus der Serie "Sex Education") anonyme Sexfantasien von Frauen aus der ganzen Welt und knüpft damit an Nancy Fridays "My Secret Garden" (1973) an, um zu beleuchten, was sich seit diesem epochalen Werk in der weiblichen Sexualität verändert hat – und was nicht. 

Die eingesendeten Berichte stammen von Frauen verschiedenen Alters mit den unterschiedlichsten ethnischen, sozioökonomischen, kulturellen und religiösen Hintergründen, aus verschiedenen Lebensphasen und -formen, in unterschiedlichsten Partnerschaften mit und ohne Kinder. Man erkennt sofort, dass sich große Mühe gegeben wurde, die gesamte Bandbreite an weiblich gelesenen Personen abzudecken und kann nicht umhin, den Mut der Frauen zu bewundern, die auf Andersons Aufruf reagiert haben. Die Briefe selbst bieten intime Einblicke in das Innenleben der Frauen, insbesondere dort, wo reflektiert wird, warum bestimmte Fantasien bestehen und wie die Autorinnen selbst dazu stehen. Besonders spannend waren zum Beispiel auch die zahlreichen Perspektiven von queeren Menschen in homophoben Ländern oder behinderten Frauen, die im Alltag oft infantilisiert werden.

Naturgemäß sind die einzelnen Berichte in unterschiedlichem Stil, Umfang und literarischer Qualität verfasst. Während manche Frauen seitenweise in die Tiefe gehen, ausführliche Szenarien bildhaft beschreiben, konzentrieren sich manche Beiträge auf die Gefühlsebene und wieder andere Autorinnen beschränken sich auf wenige Sätze. Doch das spielt im Endeffekt keine Rolle, denn statt um literarische Qualität geht es hier vielmehr um die authentische und unzensierte Darstellung weiblicher Sehnsüchte, die sowohl Fantasie als auch Realität beleuchten und in ihrer Direktheit erfrischend enttabuisierend wirken.

Um die Lesbarkeit der einzelnen Einsendungen zu verbessern, hat die Editorin die Briefe in grobe Kategorien eingeteilt, die sie jeweils mit mal persönlichen, mal allgemeinen hinführenden Bemerkungen und nicht selten mit Triggerwarnungen einleitet. Obwohl die Intros bewusst kurz gehalten sind, um die Beiträge für sich sprechen zu lassen, hätte ich es an dieser Stelle interessant gefunden, weitere Informationen zur Psychologie der Fantasien mit einzubinden und das Buch somit von einer reinen Sammlung zu einem richtigen Sachbuch zu erheben. Denn so setzt trotz der Vielfalt der Beiträge irgendwann auf den 400 Seiten eine gewisse Sättigung ein. Ich verstehe, dass die Autorin möglichst viele Briefe aufgreifen wollte und sich damit schwer tat, auszuwählen welche Fantasien nun einen Mehrwert für die LeserInnen haben und welche nicht (denn kann man das überhaupt pauschal entscheiden??). Fest steht allerdings, dass 100 Seiten weniger mit einer gezielteren Auswahl der Beiträge auch ausgereicht hätten. 

Dennoch bietet "Want" eine umfangreiche und lesenswerte Sammlung, die neben den Fantasien Themen wie Intimität, Lust, Ängste, Verwundbarkeit, Unsicherheit, Liebe und Selbstermächtigung erforscht. In ihrem Vorwort betont Anderson das Ziel, Scham rund um Sexualität abzubauen und Frauen eine Stimme zu geben. Das ist ihr in "Want" ganz wunderbar gelungen  – das Lesen hat etwas sehr Befreiendes und schafft ein offenes, faszinierendes Panorama der weiblichen Sexualität. Zum Abschluss der Rezension allerdings noch der kurze Tipp, dieses Buch (und besonders nicht das Hörbuch) in der Öffentlichkeit zu lesen, wenn man kein besonders gutes Poker-Face hat! 😂


Fazit

"Want" ist eine erfrischend enttabuisierende Lektüre, die durch ihre Authentizität fesselt und eine befreiende Offenheit über weibliche Sexualität vermittelt. 

Cover des Buches Der Bücherdrache (ISBN: 9783328107118)

Bewertung zu "Der Bücherdrache" von Walter Moers

wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Lässt mit gewohntem Moers'schen Witz und viel Liebe zum Detail die Katakomben von Buchhain lebendig werden!
Ein kurzweiliges, humorvoll-groteskes Abenteuer!

Um meinen ausgedehnten Streifzug durch das Zamonien-Universum fortsetzen, habe ich mich als achtes Buch von Walter Moers seiner Novelle "Der Bücherdrache" gewidmet. Seitdem ich im Frühjahr 2024 mit "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" ins Zamonien-Universum eingestiegen bin, habe ich großen Spaß mit all seinen großen und kleinen Werken, wie man meiner wachsenden Sammlung an (begeisterten) Rezensionen entnehmen kann. Auch wenn "Der Bücherdrache" mit knappen 200 Seiten eher ein Appetithappen ist, der es an Komplexität nicht mit seinen ausgewachsenen Romanen aufnehmen kann,  hatte auch diese Geschichte wieder den gewohnten Moers´schen Charme, grotesken Humor und darüber hinaus originelle Spannungsmomente zu bieten!

"Ohne die Bücher wäre es gar nicht auszuhalten. Lektüre: das einzig wahre Schmerzmittel, um das Leben zu ertragen, nicht wahr?

Bevor ich schildere, was sich der Autor für dieses Büchlein ausgedacht hat, wie immer ein paar kurze Worte des Lobes zur Gestaltung. Das Cover von "Der Bücherdrache" zeigt im Großformat ein ein schuppiger Kopf, der bei genauem Hinsehen aus gemusterten braunen Büchern besteht und aus dem zwei geschlitzte Augen hervorblitzen. Davor ist ein kleiner grüner Buchling zu sehen, der etwas verloren auf einem Bücherberg steht. Mit dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ist es mal wieder ein typisches Zamonien-Cover, das wunderbar zu den Gestaltungen der anderen Romane passt. Hervorheben möchte ich auch wieder die Gestaltung Inneren des Buches, die wieder zahlreiche Illustrationen der Umgebung, der Flora und Fauna sowie der handelnden Figuren beinhaltet. Besonders toll sind die illustrierten Initialen der einzelnen Kapitel, sowie die Illustration des Bücherdrachens, die sich über gleich mehrere Seiten erstreckt. 

"In bösen, dunklen, kalten Tümpeln
Wo alte Bücher Orm gebären
Die tief in toten Sümpfen dümpeln
Wo Bücherwürmer sich vermehren
Wo alle Fragen Antwort finden
Doch niemand seine Frage kennt
Dort soll sich jener Dämon winden
Den man den Bücherdrachen nennt“
— Ojahnn Golgo van Fontheweg

Soweit so bekannt. Was hier neu ist, sind die in die Handlung integrierten Comic-Seiten, die als erzählerisches Mittel genutzt werden, um in ein Traumgespräch zwischen unserem bekannten Zamonien-Autor Hildegunst von Mythemetz und einem Buchling Hildegunst Zwei hinein und hinaus zu leiten (Letzterer ist deswegen nach dem Lindwurm benannt, da Hildegunst Zwei sämtliche Werke von Mythenmetz auswendig aufsagen kann). Denn anders als seine anderen Geschichten spielt sich die Handlung ausschließlich auf einer Metaebene im Traum ab und es bleibt bis zum Ende offen, ob es sich um ein Produkt von Hildegunsts Fantasie oder eine tatsächliche Erzählung handelt. Doch diese Unsicherheit wird eigentlich schon im Comic durch Hildegunst für nichtig erklärt: 

"Alles was wir seh´n und schau´n, ist nur ein Traum in einem Traum.
Das schreibt Perla La Gadeon in einem seiner Gedichte.
Tja. Was ist der Unterschied zwischen einer Geschichte und einem Traum?
 Beides sind nur Hirngespinste, oder?"

Egal ob Traum oder nicht - wir besuchen hier auf 192 Seiten zusammen mit dem Buchling Hildegunst Zwei die Katakomben von Buchhain und erleben ein kompakt erzähltes wie originelles Abenteuer. Zwar lebt das Buch vor allem von Dialogen zwischen den beiden Hildegunsts sowie dem Buchling und dem Bücherdrachen, dennoch passiert auf den wenigen Seiten wirklich einiges. Ausgehend von der Ledernen Grotte wandern wir durch den Kristallgarten an Insekten vorbei bis zum Ormsumpf voller Treibsandbücher, Bücherwürmer und lebender Bücher, in dem auch der Bücherdrache Nathaviel - oder je nach Legende auch Elivathan, Levanthia, Thanaviel oder Ilathevan, haust. Was als Mutprobe des jungen Buchlings beginnt, wird schnell zu einem spannenden Abenteuer, bei dem es um Leben oder Tod geht. Denn der Bücherdrache mag zwar allwissend sein, aber er ist auch riesig, gelangweilt und ziemlich hungrig... 

"Wer einmal gelernt hat, in der Melancholie zu Hause zu sein, der kann es selbst in der schlechtesten aller Welten aushalten. Gute Lektüre, schwarzen Humor und gesunde, gut abgehangene Melancholie, mehr braucht man eigentlich nicht. (...) Humor ist wichtig! Es gibt eine feine Grenzlinie zwischen Schwermut und Verzweiflung. Diese Grenze, dieser hauchdünne Schutzwall, der ins vor dem Sturz ins Bodenlose, ins schreckliche Nichts bewahrt: Das ist der Humor. Und je schwärzer dieser Humor ist, desto besser funktioniert er."

Da es sich nicht um einen vollwertigen Roman, sondern eher um den Umfang einer Novelle handelt, schreitet die Handlung dabei eher geradlinig und simpel voran und gerade als es beginnt, besonders spannend zu werden, ist sie schon wieder vorbei. Als anregender Appetithappen, der die Katakomben von Buchhain zum Leben erweckt und Lust auf mehr macht, ist das Büchlein aber sehr empfehlenswert. Generell wird die faszinierende unterirdische Welt von Buchhain hier nur grob angeschnitten, sodass ich nun sehr gespannt bin auf die anderen Buchhain-Bücher allen voran "Die Stadt der träumenden Bücher". Besonders die Buchlinge haben es mir angetan, denn neben Hildegunst Zwei bringen auch der Club der "Ormlinge" bestehend aus Estrakos, Arkaneon, Eliastrotes, Eideprius, Steraphasion und Klosophes (viel Spaß beim Enträtseln der in den Namen versteckten Philosophen...) viel frischen Wind in die Geschichte. 

"Wer will das schon? Nur Schriftsteller. Nur Dichter. Außer denen unterhalten sich nur Kinder und Geisteskranke in Gedanken mit Figuren, die sie sich selber ausgedacht haben. Genau das ist es, was Dichter eigentlich tun: Sie drehen durch, ganz langsam und systematisch. Satz für Satz, Seite für Seite, Kapitel für Kapitel, Buch für Buch, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Bis sie endlich aus Papier und Buchstaben ihre ganz eigene Irrenanstalt gebaut haben, in der sie alleine hausen dürfen. Wer will denn so was? Nur Bekloppte! Ich jedenfalls nicht!"

Apropos enträtseln... Fans von Wortspielen (Stichwort: "Ojahnn Golgo van Fontheweg" oder "Perla La Gadeon"), Anspielungen auf Klassikern der Literaturgeschichte und intertextuellen Köstlichkeiten, die Moers´ klassischen Humor ausmachen, werden hier wieder voll auf ihre Kosten kommen. Denn was würde sich besser eignen, um sich über Bücher, Schriftstellerei, Dichtkunst und Inspiration auszulassen als eine Geschichte über einen aus Bücher bestehenden Drachen...?


Fazit

"Der Bücherdrache" ist ein kurzweiliges, humorvoll-groteskes Abenteuer, das mit gewohntem Moers'schen Witz und viel Liebe zum Detail die Katakomben von Buchhain lebendig werden lässt und Lust auf weitere Zamonien-Abenteuer macht.

 

Cover des Buches The Long Game (English Edition) (ISBN: 9781398522213)

Bewertung zu "The Long Game (English Edition)" von Elena Armas

wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Überzeugt durch lebendige Figuren, charmante Kleinstadtatmosphäre und humorvolle Dialoge!
Eine langsame, aber packende Liebesgeschichte

Handlung: "The Long Game" ist mein viertes Buch der Romance-Autorin Elena Armas, die mich bisher mit ihrer Debütreihe um "The Spanish Love Deception" und "The American Roommate Experiment" überzeugen konnte. Als ihre neue Greek-Oak-Reihe mit "The Fiancé Dilemma", für mich leider nicht an den positiven Eindruck anschließen konnte, habe ich schon befürchtet, dass ihre Debütreihe ein Einzelphänomen bleiben würde.  Da ich "The Long Game", welches ebenfalls Teil der Greek-Oak-Reihe ist, bereits gekauft hatte, habe ich aber beschlossen, der Autorin und der Reihe trotzdem noch eine Chance zu geben. Dass mir im Nachhinein aufgefallen ist, dass es sich hierbei eigentlich um Band 1 und beim anderen um Band 2 der Dilogie handelt, ist nochmal eine ganz andere Geschichte. Davon abgesehen hat mich "The Long Game" wieder deutlich mehr überzeugen und mit einer Mischung aus gemütlichem Kleinstadt-Setting, atmosphärischen Enemies-to-Lovers-Vibes und sympathischem Witz mitgerissen.

Schreibstil: Genau wie in ihrer erste Reihe sind die Zutaten des Romans mit einer Vielzahl von Tropes und dem obligatorischen Happy End sehr ähnlich zu einer Vielzahl von romantischen Komödien. Dennoch sind Elena Armas´ Humor sowie ihre Fähigkeit, ihre Handlung durch emotionale Gedankenausflüge, schlagfertigen Kabbeleien und Situationskomik mit den Mädchen der Fußballmannschaft aufzulockern, großartig und machen das Buch zu einer abwechlungsreichen Lektüre. Schön ist auch das Setting in Greek Oak, das hier deutlich lebendiger wird, als in "The Fiancé Dilemma" (was aber auch logisch ist, nun da ich weiß, dass man dieses Buch theoretisch zuerst lesen sollte). Besonders hervorheben möchte ich hier wieder ihre Gabe, Emotionen und zwischenmenschliche Spannung auf den Punkt zu bringen, bis man einfach nur aus der Haut fahren möchte. Die Autorin setzt hier wieder auf eine ultra slow burn Geschichte, die etwa 200 Seiten benötigt, um in Schwung zu kommen, für mich aber anders als in "The Fiancé Dilemma" in großartiger Chemie der Figuren geendet hat.  

Figuren: Adalyn und Cameron sind zwei typische Elena-Armas-Figuren, die neben ihrer Chemie auch mit einer ausreichend glaubwürdigen Persönlichkeit und eigenen Konflikten überzeugen. Auch wenn natürlich manches an der Oberfläche bleibt, entwickeln sich beide spürbar weiter und werden vor allem im Kontrast zueinander zu spannenden Figuren. Während er ein naturverbundener, grummeliger Sportler in Funktionskleidung ist, ist sie eine optimistische, stets schick gekleidete Boss-Lady. Doch egal ob wir die beiden beim Yoga mit Baby-Ziegen, im Fußballtraining oder auf Dorffeste im Mondschein begleiten - es macht großen Spaß. Lustigerweise waren Josie und Matthew, die in Band 2, "The Fiancé Dilemma" die Hauptrolle spielen, schon hier für mich schlecht greifbare Nebenfiguren, die mich nicht besonders interessiert haben. Hätte ich "The Long Game" also tatsächlich zuerst gelesen, hätte ich mir den Folgeband und somit einen Flop wohl erspart...


Die Zitate

"Love is never a problem. Love is simple, just like in the movies. We are the ones who complicate everything."
"Oops. Did I scare you, Miss Adalyn? I’m sorry. Sometimes I’m too loud.”“You’re never too loud, Maria. And you should never apologise for being loud. Whoever makes you feel that way is the one with sensitive ears."
"Love is a funny game, mi amor. There are no rules, and no matter how hard you try to win, one way or another, your heart is always on the line."
"You are all I can see,” he told me, his words falling right on my lips. “Even when I close my eyes, you’re all I see."


Das Urteil

"The Long Game" überzeugt durch lebendige Figuren, charmante Kleinstadtatmosphäre und humorvolle Dialoge, die die besondere Magie von Elena Armas´ Debütreihe wieder aufleben lassen.

 

Cover des Buches Ein Zimmer für sich allein (ISBN: 9788727116440)

Bewertung zu "Ein Zimmer für sich allein" von Virginia Woolf

wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Ein literarisches Manifest, das bis heute die Debatten um Geschlechtergerechtigkeit und die Bedingungen des kreativen Schaffens prägt.
Eine zeitlose, poetische Einladung zur Reflexion über die Bedingungen kreativer Freiheit!

Virginia Woolfs "Ein Zimmer für sich allein" ist nicht nur ein Klassiker der feministischen Literatur, sondern eine Art literarisches Manifest, das bis heute die Debatten um Geschlechtergerechtigkeit und die Bedingungen des kreativen Schaffens prägt. Dementsprechend stand das Buch, das in mehrere Kapitel aufgeteilt zwei ihrer Vorträge beinhaltet, lange Zeit auf meiner Liste. Die beiden Vorträge hielt sie 1928 am Newnham und Girton College hielt – den ersten Frauen-Colleges in Cambridge – und rüttelte damit die Hörsäle wach.

"Aber, werden sie sagen, wir haben sie gebeten über Frauen und Literatur zu sprechen, was hat das mit einem Zimmer zu tun, das man für sich allein hat?.."

Im Kern geht es Virginia Woolf in ihrem Vortrag um die Frage, wieso in der Literaturgeschichte weibliche Shakespeares, Goethes oder Dantes fehlen. Doch um diese Frage zu beantworten, nimmt sie uns zunächst mit auf einen gedanklichen Spaziergang über den Campus im Cambridge der 1920er Jahre und teilt ihre Gedanken in einem Fluss von Reflexionen, Poesie und ironischen Einwürfen mit uns LeserInnen. Zwischen Klassikern in der für Frauen unzugänglichen Bibliothek und dem Lunch in der Mensa entwickelt sie die Argumentation, dass Frauen vor allem eines fehlte: die äußeren und inneren Freiräume zum kreativen Arbeiten. Sie benötigt zwar etwas Zeit, ihre Ideen zu unterbreiten, ihre Formel für weibliches künstlerisches Schaffen ist aber so simpel wie revolutionär: Frauen brauchen „500 Pfund im Jahr und ein Zimmer für sich allein“ – also finanzielle Unabhängigkeit und geistige Freiheit, fernab der Erwartungen und Einschränkungen, die Familie, Ehemann und Gesellschaft auferlegten. 

"Frauen haben in all diesen Jahrhunderten als Spiegel gedient, ausgestattet mit der magischen und köstlichen Kraft, die Gestalt des Mannes doppelt so groß wiederzugeben. Deshalb bestehen Napoleon und Mussolini so emphatisch auf der Unterlegenheit der Frauen, denn wären sie nicht unterlegen, würden sie nicht länger vergrößern. Das erklärt zum Teil, warum Frauen für Männer oft so unverzichtbar sind. Und es erklärt, warum ihre Kritik auf Männer so beunruhigend wirkt."

Besonders gut gefällt mir an den beiden Essays auch, dass die Autorin ihre Ideen nicht als dogmatische Forderung, sondern als Einladung zum Nachdenken über das eigene Umfeld und die eigenen Möglichkeiten gestaltet. Auch wenn Virginia Woolf natürlich im Kontext ihrer Zeit spricht, ist ihre Kernaussage heute noch relevant und schafft einen Raum des Dialogs und der Selbstreflexion, der Leserinnen und Lesern nach wie vor neue Perspektiven eröffnen kann. Zwar sind speziell ihre Gedanken zur weiblichen und männlichen Natur, nach denen Frauen generell anders denken und empfinden würden als Männer, heutzutage an unser modernes, diverseres Geschlechterverständnis kaum anschlussfähig, im Kern hat Woolfs Werk aber auch heute noch erstaunliche Aktualität. Die Idee, dass künstlerische Entfaltung und gesellschaftliche Anerkennung von struktureller Förderung abhängig sind, bleibt eine zentrale Erkenntnis – nicht nur im feministischen, sondern auch im allgemein menschlichen Kontext. Mit ihrem Blick auf die strukturellen Hürden, die Frauen daran hinderten, kreativ zu arbeiten und ihr literarische Potenzial nur in ganz wenigen Fällen durchzusetzen, war Virginia Woolf eine Pionierin der feministischen Literaturkritik, die ihrer Zeit voraus war und demnach auch 2024 noch zur Pflichtlektüre gehören sollte. Vor allem, da mich "Ein Zimmer für sich allein" mit Sorge hat hinterfragen lassen, wie viel weiter wir in den letzten 100 Jahren seit diesem Werk tatsächlich gekommen sind... 

"Das ganze Ausspielen des einen Geschlechts gegen das andere, der einen Qualität gegen die andere; der ganze Anspruch auf Überlegenheit und das Zuschreiben von Unterlegenheit gehört in die Grundschulphase der menschlichen Existent, wo es "Seiten" gibt und es die eine Seite nötig hat, eine andere Seite zu schlagen und es von allerhöchster Wichtigkeit ist, auf ein Podest zu treten [...]. Werden die Menschen erwachsen, hören sie auf, an Seiten zu glauben, oder an Direktoren oder an hochverzierte Töpfe."

 

Fazit

Virginia Woolfs "Ein Zimmer für sich allein" ist eine zeitlose, poetische Einladung zur Reflexion über die Bedingungen kreativer Freiheit und erinnert uns daran, wie sehr gesellschaftliche Strukturen künstlerisches Potenzial beeinflussen. 

Kurzmeinung: Liebevoll gestaltete Charakteren, charmanter Humor, süße Illustrationen und spannende Abenteuer im Dämmerwald!
Ein großartiger Lesespaß, der Lust auf den nächsten und letzten Ausflug in den Dämmerwald macht!

Von Jordis Lank habe ich schon ihre "Raukland Trilogie" und ihr Einzelband "Königswächter" sehr gerne gelesen. Als sie mir angekündigt hat, dass sie eine neue Kinderbuchreihe für Kinder von etwa 6 bis 9 Jahren herausbringt, war ich sofort begeistert. "Federohr und Flitzepfote" lautet der Reihentitel der mehrbändigen Reihe, dessen bereits schon fünfter Band, "Der blaue Geist" heute erscheint. Schon mit Band 1, "Der Kopfwärmer", Band 2, "Der maskierte Dieb", Band 3, "Der verborgene Gang" und Band 4, "Das sprechende Huhn" hatte ich großen Spaß.

Auch in "Der blaue Geist" geht es wieder hoch her. Beim Brombeer-Pflücken von einem Gewitter überrascht müssen unsere beiden Abenteurer Unterschlupf in einem Steingarten suchen. Das Problem nur: Dort soll ein gefährlicher Geist hausen, der die anderen Tiere des Waldes in Angst und Schrecken versetzt. Als den cleveren Freunden tatsächlich eine blaue Gestalt erscheint, sind sie so erschrocken wie entschlossen, dem Störenfried auf den Grund zu gehen. Doch was steckt nun hinter dem streng riechenden Geist und schafft das dynamische Eulen-Eichhörnchen-Duo es, das Geheimnis zu lösen?

Auch bei diesem Abenteuer ist also wieder Miträtseln angesagt. Für großen Spaß sorgt neben dem Geist auch der Auftritt der Euleneltern Huhbert und Hootelia, der Waschbären-Familie rund um Pasko, Piri und Perona sowie natürlich anderer Waldtiere. Ein besonderes Schmankerl sind auch wieder die am Ende des Buches aufgelisteten Schreibpannen, die das Ganze noch persönlicher und humorvoller machen. So entsteht wieder ein Lesespaß, der Lust auf den nächsten und letzten Ausflug in den Dämmerwald macht!

"Ein Geist? War es nur eine Geschichte, wie sie Huhbert und Hootelia erzählt hatten, als er noch im Nest saß? Oder war dieser Geist echt? Und würde er ihnen etwas tun"



Fazit:

Die Kinderbuchreihe "Federohr und Flitzepfote" von Jordis Lank begeistert mit liebevoll gestalteten Charakteren, charmantem Humor, süßen Illustrationen und spannenden Abenteuern im Dämmerwald. Die kurzweiligen Geschichten bieten für Kinder wie Erwachsene ein abenteuerliches Lesevergnügen!

Übrigens: Falls Ihr lieber hört als lest, kann ich Euch die Reihe auch als Hörbücher empfehlen - eingelesen von Jan Terstiege. Außerdem Fans von gebundenen Büchern aufgepasst: jeweils drei erschienene Geschichten könnt Ihr auch zusammengefasst in einem Print-Sammelband erwerben!

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