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Cover des Buches Die Abenteuer des starken Wanja (ISBN: 9783844924374)

Bewertung zu "Die Abenteuer des starken Wanja" von Otfried Preußler

Die Abenteuer des starken Wanja
wordworldvor 2 Tagen
Kurzmeinung: Einer meiner liebsten Kinderbuch-Klassiker
Einer meiner liebsten Kinderbuch-Klassiker

"Die Abenteuer des starken Wanja" war als Kind einer meiner liebsten Geschichten, die mir meine Eltern unzählige Male haben vorlesen müssen. Auch wenn ich eigentlich alle Bücher von Otfried Preußler sehr gerne mochte, war die Geschichte von Wanja immer mein heimlicher Favorit. Nach meinem Räuberhotzenplotz-Reread letzte Woche musste ich also unbedingt auch noch dieses Buch nochmal lesen...

Kommentare: 1
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Cover des Buches On & Off (ISBN: 9783736320796)

Bewertung zu "On & Off" von Nora Wunderwald

On & Off
wordworldvor 2 Tagen
Kurzmeinung: "On & Off" regt zum Hinterfragen des eigenen Online-Verhaltens an und lädt zu einem bewussten Social Media Konsum ein!
Eine informative und überraschend persönliche Lektüre!

"On & Off" von Nora Wunderwald und Lea Sophie Grünzinger habe ich mir Ende November durch eingelöste Bonuspunkte in der Lesejury bestellt. Dieser erst im Oktober erschienene Ratgeber regt zu Reflexionen über die Online-Welt und den eigenen Umgang mit den sozialen Medien an. Da ich meine eigene Bildschirmzeit schon längere Zeit mehr regulieren und zu einem bewussteren Umgang mit Social Media gelangen möchte, war ich sehr gespannt auf das dünne Büchlein. Auch wenn das Sachbuch unterm Strich nicht viel Neues erzählt hat, was ich nicht schon zuvor wusste, konnte ich dank der Reflexionsübungen aus der Lektüre einiges für mich mitnehmen!

Zunächst muss ich sagen, dass die Lifestyle-Bücher des LYX-Verlag allein von der Gestaltung her schon immer eine absolute Augenweide sind. In "On & Off" ist ebenfalls die ansprechende optische Gestaltung mit dem champagnerfarbenen Cover und den zarten lavendelfarbenen Blumen Applikationen bereits ein Kaufargument. Zwischen den Buchdeckeln setzt sich diese Gestaltung an Kapitelanfängen oder Deckblättern für die in mehrere Themenfelder eingeteilten Kapitel fort. Dabei sind im Text Kästen für beispielsweise Reflexionsübungen oder wichtige Stichpunkte ebenfalls farbig hervorgehoben. Dominant sind die beiden Farben der Coverillustration lila und rosa, die außerdem für die beiden Autorinnen stehen. 

Der Ratgeber ist inhaltlich sehr übersichtlich in fünf große Abschnitte geteilt: "Unsere Social-Media-Profile", "Was wir mit den sozialen Medien machen", "Was die sozialen Medien mit uns machen", "Die Social-Media-Gesellschaft" und "Wie geht es weiter – glücklich sein mit oder ohne Social Media?". Innerhalb dieser fünf Abschnitten schreiben die beiden Autorinnen abwechselnd über eine breite Anzahl an Themen wie beispielsweise Selbstdarstellung, Nacktbilder, Onlinedating, überlange Bildschirmzeiten, digitale Freundschaften oder Konzentrationsprobleme. Damit deckt das Buch so ziemlich alle Themen ab, die mit sozialen Medien in Verbindung stehen und verbindet zudem immer kritische Inhalte mit möglichen Chancen. Während die beiden Autorinnen den Druck kritisieren, den Social Media in Form von Schönheitsidealen, FOMO (Fear of Missing Out - Angst etwas zu verpassen) oder ständige Erreichbarkeit auf Menschen ausüben kann und sich kritisch zu InfluencerInnen und dem fehlenden Datenschutz durch Apps äußern, werden aber auch positive Aspekte von Social Media benannt. Es wird deutlich: das Ziel kann es nicht sein, ganz offline zu leben, sondern eine gesunde Balance zu finden, die für einen selbst gut funktioniert - eben ein bewusstes Zusammenspiel aus "On & Off".

Um diese Balance für einen selbst zu finden, beinhaltet der Ratgeber viele Momente zum Innehalten und Nachdenken. In Form von Reflexionsübungen, Anregungen und Übungen werden wir dazu ermutigt, unser eigenes Nutzungsverhalten zu überdenken und herauszufinden, aus welchen Gründen und zu welchen Bedingungen wir soziale Medien aktuell nutzen und in Zukunft nutzen möchten. Auch mir selbst ist bewusst geworden: meine eigentliche Ziele beim Nutzen von Apps wie WhatsApp, YouTube und Instagram (Kontakthalten mit FreundInnen, Austausch, neue Menschen kennenlernen, Informationen austauschen, Inspiration und neue Ideen für meinen Alltag bekommen) laufen zum Teil meiner Art der Nutzung zuwider (einsames Scrollen, ständiges Vergleichen mit anderen, Stress). Diese Erkenntnis hat mich schonmal ziemlich weitergebracht. Doch wie kann ich das ändern?

Mithilfe von beigefügten Informationen, Funfacts und Tipps versuchen Lea und Nora Anleitung zu geben, wie man seine Gewohnheiten und seinen Alltag verändern kann, um zu einer bewussteren Nutzung zu gelangen. Sei es Benachrichtigungen auszuschalten, den Feed auszumisten, Leuten zu entfolgen, die einen stressen, Grenzen zu setzen oder offline Ausgleiche zu suchen - es gibt viele Wege, die einem dabei helfen können, einen größeren Nutzen aus sozialen Medien ziehen zu können. Die Betonung dabei liegt allerdings auf "versuchen", denn die beiden Autorinnen können natürlich auch nur Anregungen geben und kein fertiges Konzept liefern, das für alle Menschen funktioniert. Gut gefallen hat mir, dass die beiden die Subjektivität ihrer Tipps stark betonen und ihre Ideen mit persönlichen Erfahrungen untermauern. 

Durch diese eigenen Erfahrungen beinhaltet "On & Off" überraschend viele autobiografischen Inhalte. Nora Wunderwald (YouTuberin) noch Lea Sophie Grünzinger (Juristin) erzählen auf Augenhöhe der LeserInnen von ihrem eigenen Online-Leben und lassen dabei offen und ehrlich vergangene Fehler, Gedanken und Gefühle miteinfließen. Auch wenn ich diese persönliche Note, die LeserInnen sofort abholt, sehr gelungen fand, hätten es für meinen Geschmack auch gerne etwas weniger Anekdoten und dafür ein paar mehr Zahlen und Fakten sein dürfen. Denn trotz des nützlichen Inhalts waren mir viele der Zusammenhänge und Informationen schon vorher bekannt. Sehr gut hat mir allerdings gefallen, dass durch den individuellen Schreibstil ohne einen Blick auf die Namensübersicht sofort ersichtlich war, wer das aktuelle Kapitel geschrieben hat und "On & Off" außerdem durch Erklärungen und ein Glossar so aufbereitet ist, dass es nicht nur Digital Natives lesen können. 

Abschließen möchte ich meine Rezension mit einem wichtigen Zitat, das wir uns nicht oft genug in Erinnerung rufen können:

"Don’t compare somebody else’s highlight reel to your behind the scenes.“



Fazit

Eine informative und überraschend persönliche Lektüre, die ich interessierten LeserInnen allen Alters empfehlen kann. Lea Sophie Grünzinger und Nora Wunderland regen mit Informationen, eigenen Erfahrungen und Reflexionsübungen zum Hinterfragen des eigenen Online-Verhaltens an und laden zu einem bewussten Konsum ein.

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Cover des Buches How the King of Elfhame Learned to Hate Stories (ISBN: 9780316540889)

Bewertung zu "How the King of Elfhame Learned to Hate Stories" von Holly Black

How the King of Elfhame Learned to Hate Stories
wordworldvor 3 Tagen
Kurzmeinung: Eine runde Ergänzung zur Elfenkrone-Reihe, die eine neue Perspektive auf Elfenheim sowie einen Einblick in Cardans Vergangenheit bietet
Eine runde Ergänzung zur Elfenkrone-Reihe!

Handlung: Nachdem ich Holly Blacks "The Folk of the Air"-Reihe im Frühjahr geradezu verschlungen habe, und Anfang des Jahres auch den ersten Teil der Sequel-Dilogie rund um "The Stolen Heir" sehr gerne gelesen habe, hatte ich nun im Spätjahr wieder Lust, nach Elfenheim zu reisen. Um mir die Wartezeit auf "The Prisoner´s Throne" (erscheint im Februar 2024) zu verkürzen, habe ich deshalb den Kurzgeschichtenband rund um Cardan gelesen. Bei Zusatzbänden von erfolgreichen Reihen bin ich generell immer ein wenig skeptisch, da es sich oft einfach nur um Geldmacherei handelt und hatte deshalb keine besonders hohen Erwartungen an diese Novelle. Positiv überrascht hat mich, dass die einzelnen Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen, alle durch einen roten Faden gelungen miteinander verbunden werden und somit auf den 200 Seiten wieder in die verlockende Welt von Elfenheim entführen.

Schreibstil: Holly Blacks düsterer, eigenwilliger, rätselhafter, brutaler, dabei aber durchweg magischer Schreibstil ist mir schon in "Elfenkrone", "Elfenkönig" und "Elfenthron" positiv aufgefallen. In Originalsprache verstärkt sich der Effekt ihrer Art zu schreiben nur noch und hat mich in kürzester Zeit in ihren gefährlichen Bann gezogen. Damit entspricht ihre Art zu Schreiben zu 100% ihren Figuren und dem interessanten Worldbuilding. Denn auch Elfenheim und dessen Bewohner sind düster, gefährlich und ein bisschen kaputt, dabei aber trotzdem wunderschön. Egal ob Kobolde mit umgedrehten Füßen, riesige Trolle, hungrige Nixen, verzauberte Skelettwesen, bemooste Wurzelmänner, langnasige Pixies, knochige Greiskrautpferde, oder die gefährlichen Elfen - in Holly Blacks Welt kann die Begegnung mit jedem dort lebenden Wesen tödlich enden. In dieser Novelle sehen wir Elfenheim aus den Augen eines jungen Elfenkindes und durch die Linse von märchenhaften Erzählungen, was das Setting noch magischer erscheinen lässt. Auch die Zeichnungen im Buch sind wieder wirklich hinreißend und passen wunderbar zur wilden, ungezähmten Atmosphäre der Geschichte!

Figuren: Apropos wild und ungezähmt... In "How the King of Elfhame Learned to Hate Stories" erzählt Holly Black erstmalig aus der Sicht von Leserlieblings Cadan Greenbriar. Durch die unterschiedlichen Zeitpunkte der einzelnen Geschichten - seine frühe Kindheit bei seinem Bruder Balekin, seine Beziehung mit Nicasia, seine ersten Begegnungen mit Jude und ein Abenteuer als er bereits der König von Elfenheim ist - bekommen wir einen guten Einblick in seine Vergangenheit, seinen Charakter, seine Entwicklung und seine Beziehung zu Jude. Besonders viel Neues erfahren wir hier zwar nicht über ihn, dennoch ist die Geschichte eine tolle Ergänzung für Fans der Reihe!


Die Zitate

"You don’t think monster girls and wicked boys deserve love?"
"You didn’t hear the story I told,” he goes on. “A shame. It featured a handsome boy with a heart of stone and a natural aptitude for villainy. Everything you could like."
"The next time you want to make a point,' Jude says, 'I beg you not to make it so dramatically.' His shoulder hurts, and she may be right about the iron poisoning. He certainly feels as though his head is swimming. But he smiles up at the trees, the looping electrical lines, the streaks of clouds. 'So long as you're begging,' he says.”"
"Villains were wonderful. They got to be cruel and selfish, to preen in front of mirrors and poison apples, and trap girls on mountains of glass. They indulged all their worst impulses, revenged themselves for the least offense, and took every last thing they wanted. And sure, they wound up in barrels studded with nails, or dancing in iron shoes heated by fire, not just dead, but disgraced and screaming. But before they got what was coming to them, they got to be the fairest in all the land.”
"Stories can justify anything. It doesn’t matter if the boy with the heart of stone is a hero or a villain; it doesn’t matter if he got what he deserved or if he didn’t. No one can reward him or punish him, save the storyteller."


Das Urteil

"How the King of Elfhame Learned to Hate Stories" ist eine runde Ergänzung zur Elfenkrone-Reihe, die eine neue Perspektive auf Elfenheim sowie einen guten Einblick in Cardans Vergangenheit, seinen Charakter, seine Entwicklung und seine Beziehung zu Jude bietet. 

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Cover des Buches Wie die Nacht entrinnt (ISBN: 9783426529492)

Bewertung zu "Wie die Nacht entrinnt" von Maggie Stiefvater

Wie die Nacht entrinnt
wordworldvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Ein wahrlich außergewöhnliches Leseerlebnis mit schrägen Figuren, einem abwechslungsreichen Setting und einem unverwechselbaren Schreibstil!
Das große Finale einer komplexen Fantasy-Reihe!

Genau wie in die Raven Boys-Reihe habe ich mich seit November 2022 auch in die brandneue Sequel-Reihe über meinen Lieblingscharakter Ronan Lynch schockverliebt. Am 1. Dezember 2023 erschien nun der abschließende dritte Band der "Dreamer Reihe". Auf "Wie die Nacht entrinnt" habe ich gleichermaßen begeistert wie ängstlich hingefiebert, da ich befürchtete, dass das Finale kaum so gut sein könnte wie der Rest der Reihe. Doch auch wenn auf den 377 Seiten vieles ganz anders kam als ich dachte, konnte dieses doch überraschend kurze Finale alle meine Fragen beantworten und hat neben einer tollen Lesezeit einen runden Abschluss geboten. Für diese mitreißende und atmosphärisch dichte Geschichte über Kunst, Träume, Individualität, Weltuntergang, Diebe, Freundschaft, Hoffnung und Liebe gibt es von mir wohlverdiente 5 Sterne!

Bevor ich mein erneutes Loblied auf Maggie Stiefvaters Fantasie beginne, wie immer ein paar Worte zum Cover. Anders als die kühlblaue Aquarell-Optik der Hauptreihe hat sich der Verlag dieses Mal für eine rot-orangene Farbgebung entschieden, wodurch das Cover weniger verträumt und deutlich dramatischer wirkt. Auf dem Cover von Band 3 kommen nun noch blaue und schwarze Akzente hinzu. Zu sehen sind genau wie auf dem Originalcover drei von Ronans Sonnenhunden, die mit glühenden Augen und loderndem Hund eine unsichtbare Gefahr anknurren, während im Hintergrund eine orangene Sonne über einem brennenden Wald aufgeht. Passend dazu sind die 53 Kapitelanfänge jeweils von einem angedeuteten Wald umgeben. Kurzum: das Gesamtkonzept der Gestaltung ist mal wieder wunderbar passend zur Handlung und einfach ein Eye-Catcher! Allerdings finde ich den deutschen Titel hier anders als bei den beiden Vorgängern etwas sperrig und lange nicht so treffend wie der Originaltitel "Greywaren". Für diesen Abschluss hätte ich mir etwas apokalyptischeres, wie beispielsweise "Wie die Welt in Flammen steht" gewünscht. Aber das nur am Rande...

Erster Satz: "Am Anfang dieser Geschichte, vor vielen, vielen Jahren, fanden zwei Träumer das Paradies."

"Wie die Nacht entrinnt" beginnt wenige Tage nach dem Ende des zweiten Bandes. Nachdem Hennessy gemeinsam mit Farooq-Lane und Lilliana die Ley-Linie unterbrochen hat, um Bryde und Ronan aufzuhalten, sind Millionen von Dingen und Lebewesen in den Schlaf gefallen und ein Kampf um Süßmetalle ist entbrannt. Während sowohl Jordan als auch Hennessy versuchen, eines zu malen, macht sich Declan ebenfalls auf die Suche nach einem der magischen Objekte, um seine beiden Brüder wachzuhalten. Denn seltsamerweise ist nicht nur der geträumte Matthew nach dem Ausschalten der Ley-Linie eingeschlafen, sondern auch der Träumer Ronan. Und ausgerechnet als alle mächtigen Träumer und die Regulatoren ausgeschaltet sind, erhebt sich im Schatten eine neue Bedrohung und der Weltuntergang scheint so nah wie nie zuvor...

Als großes Finale einer komplexen Fantasy-Reihe waren meine Erwartungen sowie die möglichen Hürden für die Geschichte natürlich enorm. Denn in "Wie die Nacht entrinnt" musste Maggie Stiefvater nicht nur alle aufgegriffenen Handlungsstränge zu Ende führen und den Figuren einen runden Abschluss verschaffen, sondern auch alle offenen Fragen aus der Träumer-Reihe und der Raven-Boys-Reihe beantworten. Und das waren einige: Wer sind die Regulatoren wirklich und weshalb schlafen sie? Wer oder was ist Ronan Lynch? Was bedeutet der Titel "Greywaren" wirklich? Was ist das Gespinst? Wie wird ein Süßmetall erschaffen? Was ist Lindenmere/Cabeswater? Wie sind die Lynch-Brüder wirklich miteinander verwandt? Was ist mit Niall und Aurora passiert? Wer ist Mor´O´Corra? Und wer wird den Weltuntergang herbeiführen/verhindern können? Angesichts der Anzahl der offenen Fragen war ich ehrlich gesagt sehr skeptisch, sobald ich gesehen habe, dass die Geschichte mit knapp 377 Seiten deutlich kürzer ist als Band 1 und 2. Doch auf wundersame Weise schaffte es die Autorin mal wieder meine Befürchtungen Lügen zu strafen und ihr komplexes Handlungskonstrukt souverän zu einem runden Abschluss zu bringen. 

"Eine Welt der grenzenlosen Gefühle und begrenzten Macht. Eine Welt der grünen Hügel und violetten Berggipfel, der gebrochenen Herzen und leidenschaftlichen Zerwürfnissen, der benzindunstgeschwängerten Nächte und abenteuererfüllten Tage. Grabsteine und Straßengräben, Küsse und Orangensaft, Regen auf der Haut und Sonne in den Augen, leicht verfügbarer Schmerz und hart erkämpfte Wunder."

Mit Bryde, Matthew, Declan, Ronan, Hennessy, Jordan, Liliana und Carmen verfolgen wir hier so viele Erzählperspektiven wie noch nie zuvor und  zusätzlich enthält die Geschichte regelmäßige Rückblicke auf die Geschichte der Eltern der Lynch Brüder. Wie sie es auf so wenigen Seiten geschafft hat, so viele Handlungsstränge, Erzählperspektiven und Informationen zu jonglieren und uns dabei trotzdem eine stringente, spannende und emotionale Geschichte zu präsentieren ist mir echt ein großes Rätsel. Wie gewohnt setzt Maggie Stiefvater dabei wieder ein recht geringes Erzähltempo an und auch ihre Handlungsdichte ist zunächst sehr gering. Wie bei ihren Vorgängern lebt auch "Wie die Nacht entrinnt" von den Perspektivwechseln zwischen den Figuren und der Frage, wie alles miteinander verbunden ist. Es passiert viel zwischen den Zeilen, wir erhalten zu den wichtigsten Figuren viele Rückblicke und Andeutungen verführen zum Rätselraten. Da sich die Figuren in diesem Finale zum Teil auf verschiedenen Metaebenen bewegen - im Traum, in der Realität und in verschiedenen Zwischenstufen wie Visionen, Vorausblicke und anderen Dimensionen - ist es teilweise etwas konfus der Handlung zu folgen. Man braucht definitiv eine lebendige Fantasie und vor allem eine große Toleranz gegenüber dem Absurden und schwer Vorstellbaren, um dieser Geschichte folgen zu können. Wenn man sich allerdings darauf einlässt, bietet diese Geschichte ein wahrlich außergewöhnliches Leseerlebnis. Denn auch wenn ich mir an einigen Stellen ein bisschen mehr Klarheit und Struktur gewünscht hätte, sorgen das surreale Lesegefühl die vielen offenen Fragen wieder für jede Menge Spannung und eine vielschichtige Atmosphäre. 

"Das hier konnte nicht real sein. Vielleicht war nichts von alldem passiert, vielleicht war er immer noch auf der Highschool und wälzte sich unruhig in seinem Bett in einem alten Fabrikgebäude, vielleicht war er immer noch ein Kind und wälzte sich unruhig in seinem Bett ein paar Meter von seinen noch lebenden Eltern entfernt, vielleicht war er ein Gott, der davon träumte, ein Baby zu sein, das davon träumte ein Gott zu sein - Was war real? Er erschuf die Realität. War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er? War er wach oder träumte er?"

Die Atmosphäre ist auch hier wieder von einem deutlich düstereren Einschlag geprägt als die Hauptreihe es war. Wo der Raven Cycle noch humorvoll, spritzig und abenteuerlustig war, ist "Wie Träume bluten" nun melancholisch, blutig, zynisch und apokalyptisch. Die Figuren treffen sehr oft moralisch graue Entscheidungen und müssen mit vielen negativen Emotionen umgehen, während die Grenze zwischen Realität und Traum so stark verwischt wie noch nie zuvor. Trotz all der Unterschiede erkennt man in jeder Zeile der unverwechselbare Schreibstil Maggie Stiefvaters wieder. Mit ruhigen, aber eindringlichen Worten lässt sie die Charaktere und das Setting für einen kurzen Moment wahr werden und schenkt uns einige Stunden voller Fantasie, Magie, Liebe, Freundschaft und düsteren Geheimnissen. In ganz eigener Handschrift schreibt sie mal erklärend, mal kurz angebunden, mal emotional, mal kalt, mal melancholisch, mal locker, mal traurig, mal glücklich, mal wütend, mal resigniert - ein kunterbuntes Durcheinander, das vor allem eines ist: magisch. Dann noch ein paar skurrile Wendungen und überraschende Gedanken und fertig ist die unkonventionelle, magische und einzigartige Geschichte.

Einzigartig auch deshalb, da die Grundidee von Träumern, die Dinge aus ihren Träumen mitnehmen können, auch hier wieder wunderbar funktioniert. In Zeiten von überdimensioniert häufig verwendeten Vampirmythen und Zaubermotiven sind eine Ley-Linie, durch deren Magie erwachende magische Kraftorte, eine Riege von Träumern und eine Gesellschaft, welche diese jagt, um den Weltuntergang zu verhindern eine herrlich originelle und unverbrauchte Idee. Im Fokus der Geschichte steht jedoch auch in diesem Finale nicht die Grundidee oder etwa ein Abenteuer, sondern die Dynamiken zwischen den Figuren. Da Ronan den Großteil der Geschichte schlafend im sogenannten Süßmetallmeer verbringt, konzentrieren wir uns vor allem auf sein Innenleben, verlieren ihn aber als handelnde Figur. Seine Entwicklung vom wütenden Teenager zu einer selbst bestimmten Person, die genau weiß, wer uns was er ist, kommt hier zu einem überraschenden, aber für mich sehr stimmigen Abschluss. dennoch hätte ich gerne noch ein paar mehr gemeinsame Szenen von Adam und Ronan gehabt und auch von den anderen Mitglieder der Gangsey hätte ich gerne mehr gelesen. 

"Post tenebrax lux", flüsterte er. Auf Dunkelheit folgt Licht. "Tamquam...", fügte Adam hinzu. Alter idem, antwortete Ronan im Stillen."

In den Vordergrund treten statt Ronan als handelnde Figuren vor allem Declan, Hennessy und Carmen Farooq-Lane. Declan, der bereits in Band 2 ein gleichberechtigter Hauptcharakter war, wird hier zum heimlichen Star der Geschichte - eine Rolle, die ich ihm zu Beginn der Reihe ehrlicherweise niemals zugetraut hätte. Auch seine Entwicklung, in der er die Maske aus Kälte, Professionalität und Langweile langsam ablegt und seine eigenen Träume verfolgt, wird hier äußerst gelungen abgeschlossen. Der dritte Lynch-Bruder Matthew befasst sich unterdessen weiter mit den Auswirkungen der Tatsache kämpft, dass er nicht echt, sondern von Ronan geträumt ist und wird hier deutlich proaktiver als in den vorherigen Bänden. Auch wenn ich ihn vor allem vor dem neu ausgebreiteten Hintergrund der Eltern-Geschichte nun sehr viel besser verstehen konnte, hätte ich aber auch gerne noch mehr von ihm gelesen. 

Auch wenn "Wie die Nacht entrinnt" also nochmal verdeutlicht, dass die "Dreamer"-Reihe in erster Linie eine Geschichte über die Lynch-Familie ist, spielen noch weitere Figuren eine große Rolle in diesem Finale. Nach wie vor am spannendsten fand ich die Träumerin Hennessy und ihr Traum Jordan, die in vielerlei Hinsicht zwei unterschiedliche Versionen derselben Person sind und die deshalb eine ganz besonders enge, aber komplizierte Beziehung verbindet. Wie die Autorin es geschafft hat, zwei unabhängige Figuren aus den beiden zu machen, die einem gleichermaßen ans Herz wachsen und in ihren Reibungen zwischeneinander sowohl Chaos als auch große Kunst erschaffen, ist wirklich spannend! 

"Er war der Ring am Finger, das Taschentuch in der Westentasche, er war die Schnitzerei und das Werkzeug, das sie geschaffen hatte, aber vor allem war er das, was in diesen Süßmetallen steckte: Er war die Liebe, er war der Hass, er war das Leben, er war der Tod, er war alles, was ein Süßmetall zu einem Süßmetall machte."

Während sich die restlichen Figuren mehr oder weniger um sich selbst, ihre persönlichen Beziehungen und das Erlangen oder Kreieren von Süßmetallen drehen, ist es allerdings die ehemalige Regulatorin Carmen Farooq-Lane, die gemeinsam mit ihrer Visionärin Liliana die eigentliche Handlung voranbringt und das Rätsel um den drohenden Weltuntergang löst. Als Carmen herausfindet, dass die große Bedrohung ausgerechnet aus ihrem eigenen Umfeld stammt, muss sie all ihre Werte in Frage stellen und eine schwerwiegende Entscheidung treffen, die in einem kurzen, aber spektakulären Showdown mündet. Das Ende und vor allem der darauffolgende Epilog hat mich schlussendlich sehr emotional zurückgelassen - weil es so schön war, weil wir so viele Figuren wiedersehen, aber auch weil mein Ausflug in diese Welt nun endgültig vorbei ist...



Fazit

Wie Maggie Stiefvater es auf so wenigen Seiten geschafft hat, so viele Handlungsstränge, Erzählperspektiven und Informationen zu jonglieren und uns dabei trotzdem eine stringente, spannende und emotionale Geschichte zu präsentieren ist mir echt ein großes Rätsel. Um "Wie die Nacht entrinnt" folgen zu können, braucht man zwar eine lebendige Fantasie und vor allem eine große Toleranz gegenüber dem Absurden und schwer Vorstellbaren. Wenn man sich allerdings darauf einlässt, bietet diese Geschichte ein wahrlich außergewöhnliches Leseerlebnis mit schrägen Figuren, einem abwechslungsreichen Setting, einem unverwechselbaren Schreibstil und einer interessante Grundidee! 

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Cover des Buches Der Räuber Hotzenplotz: Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete (ISBN: 9783522185103)

Bewertung zu "Der Räuber Hotzenplotz: Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" von Otfried Preußler

Der Räuber Hotzenplotz: Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete
wordworldvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe über Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung
Eine sehr schöne Ergänzung zur Kinderbuch-Klassiker-Reihe!

Die Räuber-Hotzenplotz-Reihe diente mir schon in meiner Kindheit als spaßige Gute-Nacht-Geschichte, der ich gerne gelauscht habe. Anlässlich des neuen Bandes, der die ursprüngliche dreiteilige Reihe durch eine kürzere Erzählung ergänzt, habe ich in einem Anflug von Nostalgie nochmal die gesamte Reihe gelesen. 

Zu den Abenteuern eins bis drei möchte ich keine ausführliche Rezension schreiben, da es sich mittlerweile um Klassiker im Kinderbuchuniversum handelt. Otfried Preußler hat drei kurze, aber fantasievolle und unterhaltsame Abenteuer geschrieben, in der alle Figuren auftauchen, die in eine klassische Kasperlgeschichte gehören: der rotbemützte Kasperl, sein bester Freund Seppel mit dem grünen Seppelhut, seine Großmutter, die den beiden Jungen traditionell bayrische Leibspeisen kocht, der liebenswerte aber leicht inkompetente Wachtmeister Dimpfelmoser, der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann und natürlich der Räuber, dem der Autor den schlesischen Namen Hotzenplotz verpasst hat. 

Genau wie in anderen Klassikern des Autors ("Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann", "Das kleine Gespenst", "Krabat" und viele mehr - ich besitze ein ganzes Regalbrett voll von seinen Büchern) ist die Handlung von "Der Räuber Hotzenplotz" in eine alltäglich erscheinende Welt eingebettet, in der das Übernatürliche und das Reale miteinander verwoben ist. Außerdem lesen wir auch hier von einer schrulligen Außenseiterfigur, die die Auseinandersetzung mit universellen Themen wie Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung ermöglicht und moralische und ethische Werte auf leicht verständliche Weise transportiert. Damit sind Preußlers Bücher für mich zeitlos wertvoll und durch ihren spielerischen Humor immer wieder ein Lesevergnügen!

"Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" ist nun eine neue Geschichte, die Preußlers Tochter Susanne Preußler-Bitsch auf der Grundlage eines Theaterstücks ihres Vaters aus dem Jahr 1967 verfasste. Zeitlich zwischen Band 2 und Band 3 angesiedelt ist die 64seitige Kurzgeschichte eine sehr schöne Ergänzung zur Kinderbuch-Klassiker-Reihe! Der Erzählstil, die Illustrationen und Figuren können problemlos an den Charme der drei alten Bände anknüpfen. Allerdings empfand ich die Handlung als deutlich einfacher gestrickt - während Kasperl und Seppel sich in Band 1-3 einen gewitzten Plan nach dem anderen ausdenken und mit vielen Herausforderungen umgehen mussten, geht ihnen der Räuber Hotzenplotz in diesem neuen Abenteuer doch recht einfach auf den Leim... 

 

Fazit

Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe  über Gut und Böse, Freundschaft, Mut, Selbstbestimmung und die Vor- und Nachteile des Räuberlebens...

 

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Cover des Buches Der Räuber Hotzenplotz 3: Schluss mit der Räuberei (ISBN: 9783522185608)

Bewertung zu "Der Räuber Hotzenplotz 3: Schluss mit der Räuberei" von Otfried Preußler

Der Räuber Hotzenplotz 3: Schluss mit der Räuberei
wordworldvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe über Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung
Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe!

Die Räuber-Hotzenplotz-Reihe diente mir schon in meiner Kindheit als spaßige Gute-Nacht-Geschichte, der ich gerne gelauscht habe. Anlässlich des neuen Bandes, der die ursprüngliche dreiteilige Reihe durch eine kürzere Erzählung ergänzt, habe ich in einem Anflug von Nostalgie nochmal die gesamte Reihe gelesen. 

Zu den Abenteuern eins bis drei möchte ich keine ausführliche Rezension schreiben, da es sich mittlerweile um Klassiker im Kinderbuchuniversum handelt. Otfried Preußler hat drei kurze, aber fantasievolle und unterhaltsame Abenteuer geschrieben, in der alle Figuren auftauchen, die in eine klassische Kasperlgeschichte gehören: der rotbemützte Kasperl, sein bester Freund Seppel mit dem grünen Seppelhut, seine Großmutter, die den beiden Jungen traditionell bayrische Leibspeisen kocht, der liebenswerte aber leicht inkompetente Wachtmeister Dimpfelmoser, der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann und natürlich der Räuber, dem der Autor den schlesischen Namen Hotzenplotz verpasst hat. 

Genau wie in anderen Klassikern des Autors ("Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann", "Das kleine Gespenst", "Krabat" und viele mehr - ich besitze ein ganzes Regalbrett voll von seinen Büchern) ist die Handlung von "Der Räuber Hotzenplotz" in eine alltäglich erscheinende Welt eingebettet, in der das Übernatürliche und das Reale miteinander verwoben ist. Außerdem lesen wir auch hier von einer schrulligen Außenseiterfigur, die die Auseinandersetzung mit universellen Themen wie Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung ermöglicht und moralische und ethische Werte auf leicht verständliche Weise transportiert. Damit sind Preußlers Bücher für mich zeitlos wertvoll und durch ihren spielerischen Humor immer wieder ein Lesevergnügen!

"Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" ist nun eine neue Geschichte, die Preußlers Tochter Susanne Preußler-Bitsch auf der Grundlage eines Theaterstücks ihres Vaters aus dem Jahr 1967 verfasste. Zeitlich zwischen Band 2 und Band 3 angesiedelt ist die 64seitige Kurzgeschichte eine sehr schöne Ergänzung zur Kinderbuch-Klassiker-Reihe! Der Erzählstil, die Illustrationen und Figuren können problemlos an den Charme der drei alten Bände anknüpfen. Allerdings empfand ich die Handlung als deutlich einfacher gestrickt - während Kasperl und Seppel sich in Band 1-3 einen gewitzten Plan nach dem anderen ausdenken und mit vielen Herausforderungen umgehen mussten, geht ihnen der Räuber Hotzenplotz in diesem neuen Abenteuer doch recht einfach auf den Leim... 

 

Fazit

Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe  über Gut und Böse, Freundschaft, Mut, Selbstbestimmung und die Vor- und Nachteile des Räuberlebens...

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Cover des Buches Der Räuber Hotzenplotz 2: Neues vom Räuber Hotzenplotz (ISBN: 9783522185592)

Bewertung zu "Der Räuber Hotzenplotz 2: Neues vom Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler

Der Räuber Hotzenplotz 2: Neues vom Räuber Hotzenplotz
wordworldvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe über Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung
Immer wieder ein Lesevergnügen!

Die Räuber-Hotzenplotz-Reihe diente mir schon in meiner Kindheit als spaßige Gute-Nacht-Geschichte, der ich gerne gelauscht habe. Anlässlich des neuen Bandes, der die ursprüngliche dreiteilige Reihe durch eine kürzere Erzählung ergänzt, habe ich in einem Anflug von Nostalgie nochmal die gesamte Reihe gelesen.  

Zu den Abenteuern eins bis drei möchte ich keine ausführliche Rezension schreiben, da es sich mittlerweile um Klassiker im Kinderbuchuniversum handelt. Otfried Preußler hat drei kurze, aber fantasievolle und unterhaltsame Abenteuer geschrieben, in der alle Figuren auftauchen, die in eine klassische Kasperlgeschichte gehören: der rotbemützte Kasperl, sein bester Freund Seppel mit dem grünen Seppelhut, seine Großmutter, die den beiden Jungen traditionell bayrische Leibspeisen kocht, der liebenswerte aber leicht inkompetente Wachtmeister Dimpfelmoser, der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann und natürlich der Räuber, dem der Autor den schlesischen Namen Hotzenplotz verpasst hat. 

Genau wie in anderen Klassikern des Autors ("Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann", "Das kleine Gespenst", "Krabat" und viele mehr - ich besitze ein ganzes Regalbrett voll von seinen Büchern) ist die Handlung von "Der Räuber Hotzenplotz" in eine alltäglich erscheinende Welt eingebettet, in der das Übernatürliche und das Reale miteinander verwoben ist. Außerdem lesen wir auch hier von einer schrulligen Außenseiterfigur, die die Auseinandersetzung mit universellen Themen wie Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung ermöglicht und moralische und ethische Werte auf leicht verständliche Weise transportiert. Damit sind Preußlers Bücher für mich zeitlos wertvoll und durch ihren spielerischen Humor immer wieder ein Lesevergnügen!

"Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" ist nun eine neue Geschichte, die Preußlers Tochter Susanne Preußler-Bitsch auf der Grundlage eines Theaterstücks ihres Vaters aus dem Jahr 1967 verfasste. Zeitlich zwischen Band 2 und Band 3 angesiedelt ist die 64seitige Kurzgeschichte eine sehr schöne Ergänzung zur Kinderbuch-Klassiker-Reihe! Der Erzählstil, die Illustrationen und Figuren können problemlos an den Charme der drei alten Bände anknüpfen. Allerdings empfand ich die Handlung als deutlich einfacher gestrickt - während Kasperl und Seppel sich in Band 1-3 einen gewitzten Plan nach dem anderen ausdenken und mit vielen Herausforderungen umgehen mussten, geht ihnen der Räuber Hotzenplotz in diesem neuen Abenteuer doch recht einfach auf den Leim... 

 

Fazit

Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe  über Gut und Böse, Freundschaft, Mut, Selbstbestimmung und die Vor- und Nachteile des Räuberlebens...

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Cover des Buches Der Räuber Hotzenplotz 1: Der Räuber Hotzenplotz (ISBN: 9783522185585)

Bewertung zu "Der Räuber Hotzenplotz 1: Der Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler

Der Räuber Hotzenplotz 1: Der Räuber Hotzenplotz
wordworldvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe über Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung!
Immer wieder ein Lesevergnügen!

Die Räuber-Hotzenplotz-Reihe diente mir schon in meiner Kindheit als spaßige Gute-Nacht-Geschichte, der ich gerne gelauscht habe. Anlässlich des neuen Bandes, der die ursprüngliche dreiteilige Reihe durch eine kürzere Erzählung ergänzt, habe ich in einem Anflug von Nostalgie nochmal die gesamte Reihe gelesen. 

Zu den Abenteuern eins bis drei möchte ich keine ausführliche Rezension schreiben, da es sich mittlerweile um Klassiker im Kinderbuchuniversum handelt. Otfried Preußler hat drei kurze, aber fantasievolle und unterhaltsame Abenteuer geschrieben, in der alle Figuren auftauchen, die in eine klassische Kasperlgeschichte gehören: der rotbemützte Kasperl, sein bester Freund Seppel mit dem grünen Seppelhut, seine Großmutter, die den beiden Jungen traditionell bayrische Leibspeisen kocht, der liebenswerte aber leicht inkompetente Wachtmeister Dimpfelmoser, der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann und natürlich der Räuber, dem der Autor den schlesischen Namen Hotzenplotz verpasst hat. 

Genau wie in anderen Klassikern des Autors ("Die kleine Hexe", "Der kleine Wassermann", "Das kleine Gespenst", "Krabat" und viele mehr - ich besitze ein ganzes Regalbrett voll von seinen Büchern) ist die Handlung von "Der Räuber Hotzenplotz" in eine alltäglich erscheinende Welt eingebettet, in der das Übernatürliche und das Reale miteinander verwoben ist. Außerdem lesen wir auch hier von einer schrulligen Außenseiterfigur, die die Auseinandersetzung mit universellen Themen wie Gut und Böse, Freundschaft, Mut und Selbstbestimmung ermöglicht und moralische und ethische Werte auf leicht verständliche Weise transportiert. Damit sind Preußlers Bücher für mich zeitlos wertvoll und durch ihren spielerischen Humor immer wieder ein Lesevergnügen!

"Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" ist nun eine neue Geschichte, die Preußlers Tochter Susanne Preußler-Bitsch auf der Grundlage eines Theaterstücks ihres Vaters aus dem Jahr 1967 verfasste. Zeitlich zwischen Band 2 und Band 3 angesiedelt ist die 64seitige Kurzgeschichte eine sehr schöne Ergänzung zur Kinderbuch-Klassiker-Reihe! Der Erzählstil, die Illustrationen und Figuren können problemlos an den Charme der drei alten Bände anknüpfen. Allerdings empfand ich die Handlung als deutlich einfacher gestrickt - während Kasperl und Seppel sich in Band 1-3 einen gewitzten Plan nach dem anderen ausdenken und mit vielen Herausforderungen umgehen mussten, geht ihnen der Räuber Hotzenplotz in diesem neuen Abenteuer doch recht einfach auf den Leim... 


Fazit

Eine humorvolle und lehrreiche Kinderbuchreihe  über Gut und Böse, Freundschaft, Mut, Selbstbestimmung und die Vor- und Nachteile des Räuberlebens...

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Cover des Buches Die Statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick (Love at First Sight) (ISBN: 9783551321671)

Bewertung zu "Die Statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick (Love at First Sight)" von Jennifer E. Smith

Die Statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick (Love at First Sight)
wordworldvor 11 Tagen
Kurzmeinung: Ein kurzes, unterhaltsames Lesevergnügen, das allerdings an einigen Stellen noch etwas mehr Tiefe hätte haben können.
Ein unterhaltsames, zuckersüßes, aber doch recht knappes Lesevergnügen.

Handlung: "Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick" habe ich als Hörbuch kurz zwischen zwei andere Bücher eingeschoben, da ich das Buch gerne vor der Netflix-Verfilmung lesen wollte. Von Jennifer E. Smith bisher gelesen habe ich "Der Geschmack von Glück", welches mir sehr gut gefallen hat. Auch diese Geschichte,  die erstmals 2012 erschienen ist, entpuppt sich als kurzes, unterhaltsames Lesevergnügen, das allerdings an einigen Stellen noch etwas mehr Tiefe hätte haben können. Gemeinsam mit unserer Hauptfigur Hadley hetzen wir hier in 224 Seiten von einem verpassten Flug über den Atlantik zu einer Hochzeit, einer Beerdigung, durch Feierlichkeiten und viele Emotionen. 

Schreibstil: Genau wie in  "Der Geschmack von Glück" wurde ich schnell  vom eingängigen, lockeren Schreibstil mit amüsanten Dialogen und lebendigen Schauplatzbeschreibungen eingenommen. Zusätzlich zu ihrem kurzweiligen Erzählstil spricht Jennifer E. Smith Themen wie Zukunft, Familie, Freundschaft, Geheimnisse und Liebe an. Überrascht hat mich, dass Hadleys Beziehung zu ihrem Vater und deren wieder erwachenden Familiendynamiken während der Hochzeit mehr im Vordergrund stehen als die tatsächliche Liebesgeschichte, die hier noch recht oberflächlich bleibt und in einem offenen Ende mündet, das allerdings sehr gut zur Geschichte passt.

Figuren: Durch die sehr kurze Erzählzeit von etwa 24 Stunden und die schon im Titel angekündigte Insta-Love zwischen Hadley und Oliver ist die Geschichte natürlich in der Tiefe der Figuren beschränkt. Auf den 224 Seiten erzählt eine personale Sie-Erzählerin, die eine angenehme Abwechslung zu den vielen Ich-Erzählern des Genres bildet und einen guten Eindruck von Hadley vermittelt. Zwar hat sie ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal vermissen lassen und wirkte wie ein sehr durchschnittlicher Teenager, gerade diese Tatsache macht sie aber auch zu einer guten Identifikationsfigur für junge LeserInnen - auch 10 Jahre nach dem Erscheinungstermin.  Um Oliver noch besser greifen zu können hätte die Geschichte gerne 100 Seiten länger sein können. 


Das Urteil

Ein unterhaltsames, zuckersüßes, aber doch recht knappes Lesevergnügen. Ich habe die Geschichte trotz teilweise fehlender Tiefe gerne gelesen und bin nun sehr gespannt auf die filmische Umsetzung!

 

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Cover des Buches Murtagh - Eine dunkle Bedrohung (ISBN: 9783570167106)

Bewertung zu "Murtagh - Eine dunkle Bedrohung" von Christopher Paolini

Murtagh - Eine dunkle Bedrohung
wordworldvor 14 Tagen
Kurzmeinung: Eine tolle Fortsetzung, in der sich der Autor in jedem Aspekt gereift zeigt, aber dennoch treu bleibt.
Ein mitreißendes und vielschichtiges Abenteuer!

Nachdem ich die "Eragon"-Reihe Anfang des Monats anlässlich des lange herbeigesehnten Erscheinungstermin des Spin-Offs nochmal gelesen habe, konnte ich mich nun mit frischer Erinnerung "Murtagh" widmen. Zwar habe ich für die 800 Seiten länger gebraucht als geplant und ich habe auch den ein oder anderen kleinen Kritikpunkt, die Geschichte konnte mich aber wieder unterm Strich sehr mitreißen und ist in meinen Augen eine absolut würdige Ergänzung meiner All-time-Favorite-Reihe! 

Das Cover von "Murtagh" fügt sich sehr schön in die Reihe der alten deutschen Cover ein. Auf den vier Bänden meiner Ausgaben der "Eragon"-Reihe sind jeweils die vier wichtigsten vorkommenden Drachen der Geschichte abgebildet: die blaue Drachensame Saphira auf Band 1, Murtaghs roter Drache Dorn auf Band 2, der weise goldene Drache Glaedr auf Band 4 und Aryas grüner Drache Fírnen auf dem Cover des fünften Bandes. Trotz der ansonsten schlichten Gestaltung der Cover in der Farbe des jeweiligen Drachens, war ich schon immer ein Fan der Cover, da sie die jeweilige Persönlichkeit des Drachens gut einfangen. Ich war also mehr als erleichtert zu sehen, dass auf "Murtagh" das Bild von Dorn auf Band 2 übernommen wurde. Zugleich ist "Murtagh" das erste Cover, auf dem auch der Reiter des Drachen zu sehen ist. In diesem Fall Murtagh in einem braunen Reisemantel mit dem roten Schwert Zarr´oc in der Hand und einem der geheimnisvollen Vogelschädel-Amuletten der Hexe Bachel am Gürtel hängend. Zusamemn mit dem dunkelroten, kontrastreichen Hintergrund ergibt sich so ein düsteres, atmosphärisches Cover, das perfekt zur Geschichte passt. 

Auch der Rest der Gestaltung ist wieder toll. Genau wie in allen vorherigen Bänden beginnt auch dieses Buch wieder mit einer detaillierten Karte von Paolinis Welt, einem Inhaltsverzeichnis, einer Zusammenfassung der vorhergehenden Geschehnisse und endet mit einem Glossar, einer Runenübersicht und einer Ausspracheübersicht für seine erfundene Sprache. Angesichts der Komplexität des Worldbuildings sind das sehr nützliche Ergänzungen, die ich beim Lesen immer wieder genutzt habe. Zusätzlich beginnt jeder der vier großen Abschnitte der Geschichte, die nach den jeweiligen Handlungsorten Ceunon, Gil´ead, Nal Gorgoth und Oth Orum benannt sind, ebenfalls mit einer illustrierten Karten dieses Ortes. 

Erster Satz: "Willst du allein gehen?"

Und damit wären wir auch schon bei der Handlung angelangt. Wir begegnen Murtagh und Dorn zuerst in Ceunon wieder, wo er einer geheimnisvollen Warnung des Drachen Umaroth nachgeht und in einem Wirtshaus eine Gabel verzaubert. Damit nimmt "Murtagh" den Erzählfaden von "Die Gabel, die Hexe und der Wurm" - dem letzten im Eragon-Universum erschienenen Buch - gelungen auf. Nach so langer Funkstille vonseiten des Autors fand ich es sehr beeindruckend, wie mühelos der Autor hier wieder in seine Geschichte einsteigen kann. Paolini gelingt es meisterhaft mit seinem typischen einfachen Stil an seine aufgebaute Welt und die vorgestellten Protagonisten anzuknüpfen und ein neues Abenteuer zu starten, das das Gespann aus Drache und Reiter bis in die Tiefen des Buckels führen, zu einem geheimnisvollen Ort, an dem Schwefel aus der Erde quillt und sich Träume erfüllen... 

Genau wie die vorherigen Eragon-Bände ist auch "Murtagh" eher episodisch erzählt und variiert stark im Erzähltempo. Die erste Hälfte der Geschichte eignet sich dabei wunderbar, um gemütlich wieder in die Geschichte einzusteigen, hat aber wie gewohnt ein wenig Überlänge. Der Autor ist dafür bekannt, seine Geschichten sehr langsam aufzubauen und sich dabei auf viele Detailbeschreibungen zu stützen. So kann man die Welt, die Figuren und deren Beziehungen ganz in Ruhe zu erkunden - was angesichts der Komplexität von Paolinis Fantasywelt durchaus keine schlechte Idee ist! Besonders Murtaghs Abenteuer in Gilead rund um den Fisch Schlammschlund und die verschwundenen Werkatzen liest sich fast wie ein eigenständiges Buch mit abgeschlossenem Spannungsbogen. Dementsprechend habe ich die Geschichte während der ersten 400 Seiten immer wieder beiseite gelegt und bin nur eher schleppend vorangekommen. 

Aber dennoch zahlen sich all diese Informationen im Verlauf der Handlung immer aus und hat sich der Konflikt erst mal aufgebaut, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. So ist die zweite Hälfte der Geschichte, die in Nal Gorgoth spielt, für mich dann zu einem absoluten Pageturner für mich geworden. Murtaghs Aufeinandertreffen mit dem Kult der Träumer und der Hexe Bachel in dem abgeschiedenen Dorf im Buckel empfand ich als so spannend, atmosphärisch und rätselhaft, ich die verbliebenden 400 Seiten in einem Tag verschlungen habe. Auch wenn ich zunächst nicht so recht wusste, was ich von einer neuen Bedrohung nach Galbatorix´ Fall halten soll, durfte ich bald feststellen, dass sich der neue Konflikt wunderbar in die Gesamtgeschichte integriert. Und so bin ich Murtagh und Dorn zitternd auf ihrer düsteren Seelenreise beigestanden und habe gespannt mit ihnen ein Geheimnis erkundet, das älter ist als Alagäesia... 

"Achte darauf, wohin du deinen Fuß setzt, Reiter. Diese Hexe ist wie eine Spinne, die in der Mitte eines großen Netzes lauert, und ihr Biss ist giftig."
"Dann ist es gut, dass ich keine Angst vor Spinnen habe."

Apropos Alagaësia... Ich werde wohl nie müde, von dieser vielschichtigen und komplexen Fantasy-Welt zu lesen, die von vielen unterschiedlichen Wesen bevölkert wird. Vor einer mittelalterlichen Kulisse treffen wir hier abermals auf Menschen, Elfen, Zwerge, grobschlächtige Urgals,  vogelähnliche Ra'zac, Werkatzen, Geister, Riesenspinnen, verzauberte Fische, Fingerratten und natürlich Drachen und ihre Reiter. All diese unterschiedlichen Völker und Ethnien bekommen wie gewohnt eine eigene Kultur, Politik und Sprache, über die wir bereits im Laufe der vier Bände der Hauptreihe einiges lernen durften und die aufgrund einer eigenen Geschichte und Taten einzelner sowohl Positives als auch Negatives zur Geschichte beitragen. Damit ist die Verteilung von Gut und Böse hier deutlich vielschichtiger als beispielsweise in "Herr der Ringe" und kein Volk entspricht einem klaren Klischee. Das sieht man beispielsweise an den Urgals, die zunächst an monströse Orks erinnern, sich aber als eigenes Volk mit Kultur und Meinungen entpuppen. 

Es sind jedoch nicht nur die Bewohner der Welt detailreich ausgearbeitet, sondern auch die Schauplätze. Auf die sehr verwirrenden Namen der Orte und Personen mit vielen Apostrophen hätte ich zwar verzichten können - Gil’ead, Dras-Leona, Farthen Dûr, oder Urû’baen bleiben einfach zu schlecht im Gedächtnis -, durch die einfachen, aber bildhaften Beschreibungen des Autors werden die Landschaften und Städte Alagaësias aber herrlich lebendig. Ob der bergige Buckel, die Küstenstadt Teirm, der Wald Du Weldenvarden, der Hauptstadt der Elfen Ellesméra, den brennenden Steppen Du Völlar, der unnachgiebigen Wüste Hadarac, oder der Schönheit der Zwergenhauptstadt Tronjheim - schon beim Blick auf die Landkarte in der Vorderseite des Buches, kommen viele Erinnerungen zurück! In dieser Geschichte wird das Worldbuilding nochmal erweitert, indem wir bereits bekannte Orte durch ein frisches Paar Augen sehen, aber auch neue Städte und Dörfer besuchen und dabei viele neue Details über Alagäsia kennenlernen. Generell merkt man der Geschichte in jedem Aspekt an, dass Paolini als Autor gereift und erwachsen geworden ist. So auch am Schreibstil, der deutlich direkter und prägnanter geworden ist, sich selbst im Kern aber treu geblieben ist.

"Sing von Sorgen sanft und herb
Wein´, o fliegender Bote, um Sieg und Untergang.
Wer klagt um die Gefallenen, nach blut´ger Schlacht?
Was trösten Tränen, wenn Krähenschar sich senkt?

 Die Worte hallten in seinem Geist nach, während er in der Dunkelheit lag. "Vergebt mir", flüsterte er. Er war sich nicht sicher, ob die Worte an die Geister seienr Vergangenheit gerichtet waren oder an die Männer in der Baracke. Doch als er die Augen schloss, sah er das Knochenfeld der Ertrunkenen vor sich."

Auch das Magiesystem des Eragon-Universums hat mir schon immer sehr gut gefallen, denn hier liegt der Schlüssel der Magie in Worten der sogenannten "alten Sprache". Spricht man ein Wort in der alten Sprache aus (z.B. "Brisingr", was "Feuer" bedeutet), erlangt man Macht über das, was es betitelt. Das lässt sich auch auf Personen übertragen: kennt man den sogenannten "wahren Namen" einer Person, hat man Macht über sie - ein Umstand, den der Antagonist der Geschichte, Galbatorix, schamlos ausgenutzt hat, um Murtagh und Dorn zu versklaven. Neu ist hier, dass Murtagh nach dem Showdown von Band 4 den wahren Namen der Magie kennt und somit Macht über die Magie an sich hat. Ich war sehr gespannt, wie sich diese Tatsache auf ihn und seine Macht auswirken würde. Leider kommt er gar nicht dazu, diese wirklich anzuwenden, da seine Gegenspieler gegen die Magie der Worte immun sind. Ich hätte sehr gerne gesehen, wie sich diese Idee weiterentwickelt. Aber vielleicht wird das ja in weiteren Bänden verfolgt...

Neben dem detaillierten, ausgeklügelten, liebevoll ausgearbeiteten Worldbuilding sind die wundervollen Protagonisten das Herzstück der Geschichte. Im Vordergrund stehen hier unzweifelhaft Murtagh und sein Drache Dorn. Zum ersten Mal ist der gesamte Roman auf seine Perspektive beschränkt und wechselt sich nicht mit weiteren Handlungssträngen ab. Da er als Erzähler sehr spannend ist und immer genug passiert, tut das der Spannung keinen Abbruch. Schon in der Eragon-Reihe war Murtagh für mich immer ein sehr interessanter und vielschichtiger Protagonist, der zu meinen absoluten Lieblingen gehört hat. Durch seine holprige Vergangenheit, seine schwierige Beziehung zu seinem Vater, die grauenvollen Jahre unter Galbatorix´ Befehl und seine aufgezwungene Rolle in dessen Pläne hat er einiges, was auf ihm lastet. Dadurch ist er von Beginn an deutlich erwachsener und vielschichtiger angelegt als unser jugendlicher Held Eragon es war. 

"Nichts im Leben ist einfach", sagte Murtagh in Gedanken, denn der Kkang seiner Stimme wäre ihm unerträglich rau vorgekommen. "Warum sollte es einfach sein? Das Leben ist ein Kampf von Anfang bis Ende." Ein grimmiges Lächeln umspielte Murtaghs Mund und er tätschelte Dorn. "Und es ist besser, zu gewinnen, als zu verlieren."

Die Unterschiede zu Eragon zeigen sich auch in den Konflikte und eigenen Herausforderungen, in die er sich hineinmanövriert, sowie in den komplett unterschiedliche Herangehensweisen, mit denen er diese angeht. Auch seine Beziehung zu seinem Drachen, Dorn, kann man nicht mit der von Eragon und Saphira vergleichen. Während die beiden durch eine sehr reine, freundschaftliche Liebe verbunden sind, sind Murtagh und Dorn in erster Linie Leidensgefährten, die durch den gemeinsam durchgestandenen Schmerz und das Verständnis für den jeweils anderen zueinander gefunden haben. Ich habe die Beziehung der beiden zu Beginn nur schlecht greifen können. Gegen Ende konnten die beiden, die zusammen Außenseiter sind, Fehler haben, traumatisiert, aber trotzdem voll von Empathie, Selbstreflexion und Liebe füreinander und andere Lebewesen sind, mich aber sehr berührend und jetzt würde ich  gerne noch viel mehr über dieses Gespann lesen! 

"Welche Maske würdest du wählen?" Ihm entfuhr ein schnaubendes Lachen. "Keine. Ich trage schon zu viele. "
"Nicht bei mir."
 "Nein, nicht bei dir."

Neben Murtagh und Dorn kommen nur sehr wenige aus der Hauptreihe bekannte Figuren vor. Neben einigen unbedeutende Nebenfiguren hat eigentlich nur die neue Königin Nasuada einen für meinen Geschmack viel zu kurzen Gastauftritt am Ende. Wer sich auf eine Neuauflage der zurückhaltenden Liebesgeschichte zwischen Murtagh und Nasuada freut, muss seine Erwartungen also stark herunterschrauben. Die Beziehung der beiden bleibt auf der Ebene des Potenzials. Dafür lernen wir einige ausgewählte neue Figuren kennen wie beispielsweise die Dienerin der Träumer Alin oder der Urgal Uvek, welche mir beide sehr ans Herz gewachsen sind. Auch die Hexe Bachel ist eine sehr interessante Figur, über die ich aber gerne noch mehr erfahren hätte. 

Nach 800 Seiten gipfelt die Geschichte in einem epischen Showdown, der allerdings etwas abrupt in einem recht knappen Ende mündet. Ich hoffe also sehr, dass der Autor weitere Werke geplant hat, die die offenen Anknüpfungspunkte weiterführen und dass wir auf diese Fortsetzungen nicht nochmal 10 Jahre warten müssen! Es fehlt ja immer noch der versprochene Eragon Teil 5 und der angekündigte zweite Teil der Kurzgeschichten Sammlung steht ja ebenfalls noch aus. Man darf also gespannt bleiben...

"Du kannst die Welt nicht zwingen, so zu sein, wie du sie haben willst."



Fazit

Eine tolle Fortsetzung, in der sich der Autor in jedem Aspekt gereift zeigt, aber dennoch treu bleibt. Murtagh ist eine stimmige Ergänzung zum Eragon-Universum, aber auch alleinstehend ein mitreißendes und vielschichtiges Abenteuer! Trotz kleiner Kritikpunkte wie leichten Längen oder dem recht abrupten Ende vergebe ich deshalb volle 5 Sterne!

 

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