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Cover des Buches Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte (ISBN: 9783453323261)

Bewertung zu "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" von Kimberly Lemming

Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte
wordworldvor 16 Stunden
Kurzmeinung: "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" liest sich genauso charmant-skurril, wie der schräge Titel vermuten lässt.
Eine skurrile, humorvolle und zuckersüße Parodie auf das Monster-Smut-Genre!

Handlung: Schon als ich den Titel von "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" in der Vorschau des Heyne Verlag sah, habe ich beschlossen, dass ich diese kurze Romantasy-Komödie unbedingt lesen möchte. Dass es sich hierbei um Band 2 der Mead-Mishaps Reihe handelt, die auf TikTok viral gegangen ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Und tatsächlich konnte mich die knapp 300seitige Geschichte gut unterhalten. Da es hier um zwei neue Figuren geht und die Ereignisse von Band 1 sowie das Worldbuilding ausreichend umrissen werden, war es nicht schlimm, dass Band 1 - "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Dämon rettete" bisher noch nicht gelesen habe. Generell ist die Handlung aufgrund der Kürze der Geschichte sehr einfach und auch die Welt, in der sie spielt recht grob umrissen. Es werden zwar Frauen aus dem Dorf von einer unbekannten Zaubermacht entführt und es gilt den Wideraufstieg einer gruseligen Sekte zu verhinden - dies geschieht aber eher im Hintergrund und zwischen inhaltlich hochrelevanten Szenen wie Picknicks am Strand und Demonstrationen der multiplen Einsatzmöglichkeiten von Tentakeln.. Aber wer ist in diesem Genre auch schon aufgrund der Handlung hier...?

Schreibstil: "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" liest sich genauso charmant-skurril, wie der schräge Titel vermuten lässt. Die Autorin baut hier jede Menge Anspielungen auf andere Geschichten und Insider-Witze ein, sodass sich das Büchlein wie eine Parodie auf Monster-Smut liest (aber natürlich nicht, ohne die Vorteile dieses Genres auszukosten). Eine Käseverkäuferin namens Brie, die aus Versehen einen laktoseintoleranten Werwolf mittels schlecht gezieltem Liebestrankwurf an sich bindet? Das ist nur die Spitze des Eisbergs an lustigen Einfällen von Kimberly Lemming. Darüber hinaus ist der lockere, selbstkritische Humor der Hauptfiguren einfach grandios und macht die knapp 300 Seiten zu einem entspannten und unterhaltsamen Leseerlebnis. 

Figuren: Die beiden Hauptfiguren Brie und Felix erzählen hier in 16 Kapiteln abwechselnd aus ihrer Sicht von ihrem ungewöhnlichen Aufeinandertreffen. Besonders viel Tiefe können die beiden auf den 289 Seiten zwar nicht entwickeln und auch ihre Romanze ist mehr Insta-Love als glaubwürdige Entwicklung, das hindert die beiden aber nicht daran, absolut zuckersüß zu sein und einen beim Lesen für sich einzunehmen. Auch die Nebenfiguren wie Bries beste Freundin Cin und deren Ehemann Fallon (die Protas von Band 1), der Ork Balabash, die Kapitänin Usha, das sprechende Schwert Alexis oder der Drachenwandler Dante haben mich in ihrer Kürze überzeugen können und neugierig gemacht auf die anderen Bände der Reihe.


Die Zitate

Erster Satz: "Kartoffeln sind bei Weitem das vielseitigste Gemüse. Man kann sie braten, backen oder Männer damit bewerfen, die einen nicht in Ruhe lassen."
Brie: "Ein leises, dumpfes Klopfen gegen das Geländer der Veranda erklang, aber es war zu dunkel, um zu erkennen, was es war. "Nun gut", sagte er.
"Wedelst du mit dem Schwanz?"
"Nein." Das dumpfe Klopfen hörte auf.
 Er ist überraschend niedlich für einen Werwolf."
Felix: "Du bist so süß, wenn du wütend bist."
Brie hob das Buch. "Ich könnte dir das Buch einfach an den Kopf werfen."
 Ein leises Lachen entfuhr mir. "Ist das deine Art, Zuneigung zu zeigen? Mich mit Dingen zu bewerfen? Ich erkenne langsam ein Muster."


Das Urteil

Eine kunstvoll auserzählte Handlung, ein ausführliches Worldbuilding oder Figurentiefe sucht man hier vergeblich. Dafür ist "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" aber eine skurrile, humorvolle und zuckersüße Parodie auf das Monster-Smut-Genre!

Cover des Buches Grenzerfahrungen (ISBN: 9783570554586)

Bewertung zu "Grenzerfahrungen" von Wolfgang Schäuble

Grenzerfahrungen
wordworldvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Legt den Grundstein für weitere Debatten über die größten Krisen und Herausforderungen der aktuellen Zeit sowie deren Chancen.
Ein vielseitiges und gedankenreichen Buch!

Begonnen habe ich "Grenzerfahrungen: Wie wir an Krisen wachsen" anlässlich des kürzlichen Todes Wolfgang Schäubles, der aus meiner Heimatstadt kam und die deutsche Politik über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat. In seinem letzten Buch, das halb Experteninterviews und halb Essaysammlung ist, schreibt er über die größten Krisen und Herausforderungen der letzten Jahre und betont dabei stets die Chancen, die diese bei beherztem Handeln für unsere Zukunft bereithalten könnten. 

“Wer, wenn nicht wir wäre besser dazu in der Lage, Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert zu gestalten? Und wann, wenn nicht jetzt?”

Da Wolfgang Schäuble das Buch bereits 2021 beendet und 2022 mit einem neuen Vorwort ergänzt hat, liest sich das Sachbuch wie eine kleine Zeitreise um drei Jahre in eine Situation, in der trotz des Endes des akuten Lockdowns noch lange nicht klar war, wohin sich die Corona Pandemie entwickeln würde, wie sich Joe Biden als neuer Präsident schlägt und welche nachhaltig hohen Wellen der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bald schlagen wird. Trotz dass wir heute einige offenen Fragen beantworten können, ist das Buch allerdings keinesfalls veraltet: die Gedanken zu Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Europapolitik sind so aktuell wie nie zuvor. 

“Die Geschichte der Weimarer Republik, der ersten parlamentarischen Demokratie auf deutschem Boden, lehrt eindrücklich, dass es nicht die Stärke ihrer Gegner ist, die die Demokratien gefährdet, sondern die eigene Schwäche und Verantwortungslosigkeit von Demokraten.”

In sieben übergeordneten Kapiteln, die jeweils mit einem Essay Schäubles beginnen und von einem Gespräch mit ExpertInnen abgeschlossen werden, schreibt der Autor unter anderem über die Deutsche Geschichte, Nationalidentität, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Integration, Minderheiten, begrenzte Ressourcen und Klimakrise, die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums, die Möglichkeiten eines vereinten Europas und westliche Werte und deren Bedeutung für eine verantwortungsvolle Außenpolitik. Konkrete Lösungen für diese Probleme, mit denen wir uns als Gesellschaft aktuell und in Zukunft auseinandersetzen müssen, findet man in diesem Buch natürlich nicht - aber das ist ja auch nicht der Anspruch! Stattdessen legt das Buch eher den Grundstein für eine weitere Debatte über diese Themen. 

“Das heutige Anspruchsdenken vieler Menschen macht es immer schwieriger, proportional zu den Problemen zu handeln. Deshalb betone ich auch die in Krisen liegenden Chancen. Weil man dann Trägheiten eher überwinden kann.”

Ich stimme Wolfgang Schäuble nicht in allen Punkten zu - dafür habe ich einfach als junger Mensch und durch meinen psychologisch-wissenschaftlichen Hintergrund eine andere Perspektive, leicht andere Werte und Schwerpunkte und vor allem ein anderes Menschenbild als der CDU-Politiker. So bin ich beispielsweise in vielen Punkten deutlich optimistischer (/radikaler?), was man Menschen hinsichtlich Veränderungen zutrauen (/zumuten?) kann, als die konservative Sicht, die hier vertreten wird. Mir gefällt allerdings sehr, dass er hier recht parteiübergreifend schreibt und auch eigene Fehler einräumt sowie seine Partei kritisiert. Außerdem empfand ich es als sehr inspirierend, mit wie viel Vertrauen und Wertschätzung er von unserer parlamentarischen Demokratie und der EU schreibt. Gerade in Zeiten, die auf der einen Seite von Populismus und Radikalität und auf der anderen Seite von großem Pessimismus und Politikverdrossenheit geprägt ist, empfand ich seine dankbare Sicht auf die Errungenschaften unseres politischen Systems und sein Aufruf, dieses um jeden Preis zu schützen, als sehr wertvoll. 

“Eine Demokratie ist nicht einfach die Herrschaft der Mehrheit, sondern sie beinhaltet auch, diejenigen mitzunehmen und loyal zu halten, die nicht zur Mehrheit gehören. Dafür braucht man Bindekräfte.”

Man braucht etwas Zeit, um sich durch die klar formulierten Essays durchzulesen, die mit großer Ruhe und Weitsicht komplexe Zusammenhänge erklären - besonders weil angesichts dieser Komplexität oftmals kein wirklicher roter Faden in den Texten zu erkennen ist. Festzuhalten ist außerdem, dass der Autor viele Thesen aufstellt, die nicht belegt werden. Man sollte beim Lesen im Kopf behalten, dass es sich bei den Essays um freie Texte handelt, in denen Schäuble seine Weltsicht erklärt und eben nicht um wissenschaftlichen Sachbuchkapitel. Am spannendsten empfand ich deshalb in jedem Kapitel die anschließenden Gespräche mit den Experten, die Schäubles Sicht teilweise nochmal relativiert, bestätigt oder ergänzt haben und viele weitere Ansatzpunkte für Diskussionen liefern. So hat mich das Buch dazu angeregt, über einige Dinge nachzudenken: Was wünsche ich mir eigentlich von einer perfekten Regierung? Was sollte man wirklich beachten bei der Wahl von Parteien/Einzelpersonen? Hat der Föderalismus vielleicht doch seine Daseinsberechtigung? Brauchen wir nicht vielleicht doch mehr Handlungsspielräume statt noch klarerer Gesetze? Wo liegen meine persönlichen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Grenzen? Kann das Entwicklungstempo, das ich mir (als junge Akademikerin) von Deutschland und der Welt angesichts der Dringlichkeit vieler Probleme erhoffe, von der Allgemeinbevölkerung überhaupt mitgetragen werden? Und inwiefern müssen wir unsere eigenen Ansprüche an und Vorstellungen von Politik ändern, um gesellschaftlich an Krisen wachsen zu können...?


Weitere Zitate

“Das ist Anspruch und Selbstverständnis der repräsentativen Demokratie: Jeder Abgeordnete, ob Frau, Mann oder divers, ob jung oder alt, Wissenschaftler oder Arbeiter, ob aus der Stadt oder einem ländlichen Raum, ob hier geboren oder zugewandert, jeder muss sich selbst als Vertreter des ganzen Volkes verstehen, und immer, auch wenn er die legitimen Interessen seiner Wähler und Partei vertritt, das Gemeinwohl im Blick behalten.”
“Einerseits gibt es Misstrauen gegenüber Radikalismus, er wird für gefährlich gehalten. Andererseits schätzen wir alle die Errungenschaften der Vergangenheit, die Meilensteine dieser Zivilisation - Demokratie, Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, das Ende der Sklaverei. Womit begannen sie? Mit Menschen, die Grenzen überschritten, die radikal waren, optimistisch, idealistisch - und vollkommen unrealistisch. Es hat für mich eine gewisse Ironie, dass die, die die Errungenschaften der Vergangenheit loben, sehr geringschätzig auf die heutigen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit schauen. Dabei sind es gerade diejenigen, mit unrealistischen Vorstellungen, die Unvernünftigen, die einem auf die Nerven gehen, von denen wir später vielleicht einmal sagen werden: Sie waren Vorreiter und sie hatten recht.”
“Der grundsätzliche Unterschied zwischen der konservativen und der progressiven Weltsicht ist, dass Konservative die Welt als Nullsummenspiel sehen. Wenn ich einem Menschen etwas gebe, hat der andere weniger. Der progressive Mensch, sieht die Welt als Positivsummenspiel. Wenn ich einem Menschen etwas gebe, geht es diesem Menschen besser, und er kann einen eigenen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.”
“Auch wenn immer das Gegenteil behauptet wird: Bei uns darf und kann alles diskutiert werden - auch vieles, was jenseits der Schmerzgrenze des Anstands liegt. Es ist Zeichen unserer Liberalität und Rechtsstaatlichkeit.”
"Sicherheit ist ein Schlüssel, um das Zutrauen in offene Gesellschaften und liberale Demokratien wieder zu stärken. In Zeiten stürmischer Veränderungen braucht es nicht nur ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit, sondern auch an gesellschaftlicher Solidarität und an Kontrolle über das eigene Leben. Auf das Tempo der Veränderung reagieren viele Menschen mit einem verstärkten Sicherheitsbedürfnis, vor allem die, die sich auf der Verliererseite dieser Veränderungen sehen."


Fazit

"Grenzerfahrungen: Wie wir an Krisen wachsen" ist ein vielseitiges und gedankenreichen Buch, das den Grundstein für weitere Debatten über die größten Krisen und Herausforderungen der aktuellen Zeit sowie deren Chancen legt. 

 

Cover des Buches Dear Ijeawele, Or A Feminist Manifesto In Fifteen Suggestions (ISBN: 9780008275709)

Bewertung zu "Dear Ijeawele, Or A Feminist Manifesto In Fifteen Suggestions" von Chimamanda Ngozi Adichie

Dear Ijeawele, Or A Feminist Manifesto In Fifteen Suggestions
wordworldvor 13 Tagen
Kurzmeinung: Eine gelungene, kurze Zusammenfassung aktueller feministischer Ideen und Grundsätze in 15 Unterpunkten.
Viele gute Denkanstöße

Nachdem die Autorin in "We Should All Be Feminists" erklärt hat, weshalb eine feministische Geisteshaltung in unserer Welt dringend notwendig ist, dreht sich "Dear Ijeawele" darum, wie man Kinder mit einer feministischen Haltung erziehen kann. Ursprünglich basierend auf einem Brief an ihre Freundin, die kürzlich eine Tochter zur Welt gebracht hat, fasst die Autorin viele gute Denkanstöße zusammen und geht auf viele unterschiedliche gesellschaftliche Aspekte ein. Auch wenn man viele Punkte noch vertiefen könnte und auf den 66 Seiten nicht viel Komplexität und verschiedene Sichtweisen möglich sind, kann ich das Büchlein als Geschenk zum Lesen oder Hören sehr empfehlen: Eine gelungene, kurze Zusammenfassung aktueller feministischer Ideen und Grundsätze in 15 Unterpunkten. 

Cover des Buches We Should All Be Feminists (ISBN: B01N5MS56U)

Bewertung zu "We Should All Be Feminists" von Chimamanda Ngozi Adichie

We Should All Be Feminists
wordworldvor 13 Tagen
Kurzmeinung: Ein sehr informativer und inspirierender Rundumschlag zu allem, was zum Thema Feminismus beachtet werden muss
Große Empfehlung!

Von der nigerianische Schriftstellerin und Feministin Chimamanda Ngozi Adichie  wollte ich schon länger mal ein Buch lesen. Nachdem mir das kurze Hörbuch zu ihrem bekannten TED-Talk so gut gefallen hat, habe ich dann gleich noch ein zweites hinterhergeschoben. Große Empfehlung!

"We should all be feminists" ist mehr Essay ist Buch und beruht auf dem berühmten TED-Talk der Autorin (wer diesen noch nicht gesehen hat, wird die halbe Stunde Lebenszeit definitiv nicht bereuen!). Trotz der der Kürze ist der Essay ein sehr informativer und inspirierender Rundumschlag zu allem, was zum Thema Feminismus beachtet werden muss. Auch wenn ich fälschlicherweise in meiner Bubble (links-grüne Psychologiestudierende im gemütlichen Freiburg) gerne mal davon ausgehe, dass mittlerweile ein grundlegendes Verständnis zur Gleichheit von Menschen etabliert wurde und der Feminismus als erstrebenswerte Geisteshaltung in der Gesellschaft angekommen ist, stolpere ich im Netz und im persönlichen Umfeld immer wieder über Aussagen, die mir das genaue Gegenteil vor Augen halten. Wem mir in Zukunft dumm kommt, werde ich ohne großen Kommentar den Link zum TED-Talk schicken. 

"Some people ask: “Why the word feminist? Why not just say you are a believer in human rights, or something like that?” Because that would be dishonest. Feminism is, of course, part of human rights in general—but to choose to use the vague expression human rights is to deny the specific and particular problem of gender. It would be a way of pretending that it was not women who have, for centuries, been excluded. It would be a way of denying that the problem of gender targets women.“



Cover des Buches Kill Joy (ISBN: 9783846602058)

Bewertung zu "Kill Joy" von Holly Jackson

Kill Joy
wordworldvor 13 Tagen
Kurzmeinung: Ein unterhaltsames Prequel, das den Kreis der Trilogie schließt und Fans der Reihe erlaubt, nochmal zu den Figuren zurückzukehren.
Ein kurzes, aber lohnenswertes Lesevergnügen!

Handlung: Nachdem mich die "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson in den letzten Wochen rundum überzeugen und mir mit allen drei Bänden eine tolle Zeit bescheren konnte, habe ich im Anschluss gleich das Prequel "Kill Joy" nachgeschoben. Die kurze Vorgeschichte wurde zwar zuletzt veröffentlicht und von mir auch zuletzt gelesen, spielt aber eigentlich vor den Geschehnissen der Trilogie. Da sich hier der Kreis schließt und man erfährt, wie Pip ihre Begeisterung für ungelöste Fälle entdeckt hat und auf die Idee kam, sich im Rahmen ihres Schulprojekts dem Andie-Bell-Fall zu widmen, kann ich empfehlen, das Buch vor der Trilogie zu lesen. Es eignet sich allerdings auch gut, um als Fan nochmal zu den Anfängen zurückzukehren und einen wunderbar unbeschwerten Abend mit den Figuren zu verbringen - drohend im Hinterkopf, in was sie sich schon bald hineinmanövrieren werden...

Schreibstil: Auch wenn die Geschichte mit 176 Seiten sehr kurz ist, entführt die Autorin mit ihrer humorvollen, abwechslungsreichen Erzählweise in einen spannenden Krimifall in den 1920ern. Während der verschiedenen Spielrunden, die immer wieder von spannungsgebenden Elementen rund um das Haus unterbrochen werden, vergisst man sehr schnell, dass es sich eigentlich nur um ein Krimidinner handelt und stürzt sich gerne mit Pip in die Ermittlungsarbeit.

Figuren: Am schönsten fand ich allerdings, dass wir hier nochmal einen Blick auf die unbeschwerte, naive, lebensfreudige Pip werfen können, die einfach eine schöne Zeit mit ihren Freunden verbringt. Im Laufe der Reihe habe ich an ihrer Seite einiges durchmachen und beobachten müssen, wie sie durch ihr Trauma nicht nur ihre Unbeschwertheit, sondern auch ihren Glauben an die Macht der Wahrheit, die Polizei und das Justizsystem verloren hat. Am liebsten würde ich jetzt im Anschluss sofort nochmal in Band 1 stürzen!


Das Urteil

"Kill Joy" ist ein unterhaltsames Prequel, das den Kreis der Trilogie schließt und Fans der Reihe erlaubt, nochmal zu den Figuren zurückzukehren und ein letztes Mal mitzurätseln! Ein kurzes, aber lohnenswertes Lesevergnügen!

 

Cover des Buches Pretty Scandalous - Heißer als Rache (ISBN: 9783734112638)

Bewertung zu "Pretty Scandalous - Heißer als Rache" von Tami Fischer

Pretty Scandalous - Heißer als Rache
wordworldvor 16 Tagen
Kurzmeinung: Macht mit einer Mischung aus Verrat, Skandalen, Luxus, Geheimnissen, Romantik und Intrigen absolut süchtig!
Ein undurchsichtiger, hochspannender Romantic Suspense-Reihenauftakt

Von Tami Fischer habe ich bisher ihre fünfbändige Fletcher-University-Reihe gelesen, die mich sehr überzeugt hat. Als ich gehört habe, dass die Autorin von der gemütlichen Kleinstadt-Romance hin zu einer Romantic Suspense Reihe vor glamourösem Großstadtsetting wechseln würde, war ich deshalb sofort an Bord! Mit dem Versprechen auf Gossip-Girl-Vibes und dem schmissigen Titel wurde meine Vorfreude dann nochmal gesteigert und spätestens als ich die ersten begeisterten Rezensionen gelesen habe, habe ich gewusst: das könnte richtig richtig gut werden - und wurde definitiv nicht enttäuscht!!!

Auch wenn ich kein Fan von Gesichtern auf Cover bin, mag ich die Gestaltung der Manhattan-Elite-Reihe sehr gerne. Zu sehen ist unsere Hauptfigur Sarah in Nahaufnahme, die mit filigranem Goldschmuck, perfekt gemachten Haaren, Make-Up und Nägeln und großer Sonnenbrille aussieht wie direkt aus dem Gossip-Girl-Trailer ausgeschnitten. Zusammen mit den anderen Cover der Reihe, auf denen vermutlich Cameron und Payton zu sehen sind, schreit die Gestaltung der Reihe gerade zu nach Glamour, Intrigen und Verrat... Toll finde ich übrigens auch den passend gestalteten Farbschnitt, die knackigen Kapitelüberschriften und die Eindrücke von New York in der Innenlasche der broschierten Auflage. Daumen nach oben für die Gestaltung also!

Erster Satz: "Es war einmal eine Hochstaplerin, die nach Coco Mademoiselle duftete, Jimmy Choos trug und kurz davor war, an ihrer Shapewear zu ersticken."

Auch die Geschichte an sich beginnt vielversprechend. Nach diesem aufmerksamkeitsheischenden ersten Satz geht es los mit einem Prolog, in dem Sarah als ihre Schwester Payton einen elitären Ball besucht und kurz vor dem Höhepunkt ihres Racheplans steht. Wie sie an diesen Punkt gekommen ist erfahren wir dann anschließend in den folgenden Kapiteln. Viel kann ich zur Handlung leider nicht sagen, um bloß nichts vorwegzunehmen, die Mischung aus Verrat, Skandalen, Luxus, Geheimnissen, Romantik und Intrigen, in die sich Sarah verstrickt, als sie Paytons Leben in New York einnimmt, ist aber absolut süchtig machend. Dadurch, dass Sarah keine Ahnung hat, was mit Payton genau passiert ist und wem sie vertrauen kann, verbringt man den Hauptteil der Zeit beim Lesen damit, in zig verschiedene Richtungen zu denken und zu versuchen, das mysteriöse Puzzle rund um die Clique zusammenzusetzen. Woher kommen Paytons blaue Flecken? Was ist mit Peter Darlington passiert? Woher hat sie plötzlich so viel Geld? Wieso scheint die Clique sie zu hassen? Was verbindet sie mit ihrem Nachbarn Holden? Und wer zieht im Hintergrund die Fäden...? Lest dieses Buch und habt ebenso viel Spaß mit dem Rätseln wie ich!!!

Toll ist neben der spannenden und wendungsreichen Handlung auch das lebendige Setting in Manhattan. Ich mag New York als Schauplatz für Bücher sowieso sehr gerne, wie Tami Fischer die New Yorker Upper Class und das elitäre Studentenleben an der Columbia zum Leben erweckt, ist aber einfach großartig! Exklusive Ballnächte, teure Mittagessen in Clubs, gläserne Wolkenkratzer, schicke Penthouses, unbezahlbare Luxusmarken und böse Intrigen - die "Gossip Girl"/ "Sex and the City" / "Pretty Little Liars Vibes" sind REAL und sorgen zusätzlich dafür, dass man das man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. So war "Pretty Scandalous" wohl das kürzeste 600seitige Buch, das ich jemals gelesen habe und kam vollkommen ohne Längen aus. Am liebsten hätte ich natürlich beim Lesen gleich alle Geheimnisse auf einmal gelüftet und alle Fragezeichen verschwinden lassen. So war ich fast ein wenig enttäuscht, wie wenig Licht ins Dunkle  über die Handlung hinweg gebracht wird. Da es sich aber um eine Trilogie handelt und die Rätsel und Spielchen sich also nochmal zwei weitere Bände fortsetzen werden, ist mir klar, dass Tami hier noch nicht alles vom Stapel lassen konnte. 

Überzeugen konnte mich auch die Hauptfigur und Ich-Erzählerin Sarah Quinn, welche eine bodenständige Konstante in diesem verlogenen Schlangennest ist und damit die perfekte Erzählerin für diese Geschichte. Sie kommt aus einem normalen, liebevollen Elternhaus, lebt mit ihrer besten Freundin Laurel in einer gemütlichen Studenten-WG und studiert Architektur - somit könnte sie du oder ich sein. Als sie nach New York kommt und für kurze Zeit in ein fremdes Leben, in einen Traum voller Luxus und erfüllter Wünsche eintaucht, der sich aber schnell als Albtraum entpuppt, droht sie allerdings zunehmend sich selbst zu verlieren. Auf ihr als grundsätzlich ehrliche und direkte Person lasten sowohl die Lügen als auch die Einsamkeit, die ihre neue Rolle mit sich bringen. Der enorme Druck, sich nicht in Lügen zu verstricken und aufzufliegen und das extreme Mobbing der Clique tun ihr Übrigens und setzen Sarah ganz schön zu, sodass ich beim Lesen ziemlich mit ihr mitgelitten habe. Toll finde ich an ihrer Charakterisierung außerdem, dass sie als weibliche PoC selbst Rassismus und Sexismus sofort anspricht und trotz allem ihr moralischer Kompass nie verrutscht. Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Schachzüge mit und von ihr! 

Auch die Nebenfiguren sind alle durchweg spannend und vielschichtig angelegt. Manche mag man auf Anhieb mehr, manche weniger, aber alle verbergen mehr als es den Anschein hat, sodass ich irgendwann einfach NIEMANDEM mehr vertraut habe (naja bis vielleicht Sarahs bester Freundin Laurel und ihrem Hund Nacho). Da ich auch Monroe als Love Interest nicht über den Weg getraut habe, habe ich die sich anbahnende Liebesgeschichte zu Beginn nicht so ganz gefühlt und bin auch allen weiteren Entwicklungen und Figuren erstmal mit Misstrauen begegnet. Dementsprechend wenig geschockt war ich dann vom Ende - aber nicht, weil es wirklich vorhersehbar gewesen wäre (war es nämlich wirklich nicht), sondern weil ich dem Buch zu diesem Zeitpunkt einfach bereits alles zugetraut habe und gedanklich schon 10 Schritte weiter war. Nichtsdestotrotz würde ich am liebsten SOFORT den zweiten Band lesen und verfluche Autorin und Verlag insgeheim ein wenig, dass ich jetzt noch bis JUNI warten muss!!!! Ich würde also empfehlen diese Reihe unbedingt auch zu lesen, allerdings erst mit Band 1 zu starten, wenn zumindest die erste Fortsetzung bereits erhältlich ist. 


Fazit

"Pretty Scandalous" ist ein undurchsichtiger, hochspannender Romantic Suspense-Reihenauftakt, der mit einer authentischen Hauptfigur, einem lebendigen Setting und einer wendungsreichen Handlung überzeugt und dessen Mischung aus Verrat, Skandalen, Luxus, Geheimnissen, Romantik und Intrigen absolut süchtig macht!

 

Cover des Buches As Good as Dead (ISBN: 9783846601730)

Bewertung zu "As Good as Dead" von Holly Jackson

As Good as Dead
wordworldvor 18 Tagen
Kurzmeinung: "As Good As Dead" ist noch temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als seine Vorgänger...
Eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben und die Reihe nun mit Band 3 beendet. Zunächst kann sich sagen, dass das die erste Krimireihe war, in der mich tatsächlich alle Bände überzeugen konnten, da sich die Hauptfiguren sowie auch die Handlung angemessen weiterentwickeln. Während Band 1 eine locker-leichte, charmante Murder-Mystery-Geschichte war und Band 2 schon etwas düsterer geworden ist als Pip zunehmend in den Fall hineingezogen wurde, ist Band 3 nun schon eher Thriller als Krimi und es geht wie der Titel schon vermuten lässt um Leben und Tod. Während Pip nach einem letzten Fall für eine dritte Staffel ihres Podcasts sucht, hat sie plötzlich mit einem geheimnisvollen Stalker zu kämpfen und stößt auf einen alten Serienkillerfall. Währenddessen muss sie außerdem ihre Rache an Max Hastings planen und ihre eigene Zukunft sichern - definitiv genug, um die arme, gebeutelte Detektivin und damit auch uns LeserInnen über 458 Seiten hinweg in Atem zu halten... Auch wenn der reine Fall für mich recht schnell zu lösen war, ist "As Good As Dead" was die Spannung angeht demnach definitiv der stärkste Band der Reihe. Besonders in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung eine Wendung nach der anderen, die man nicht kommen gesehen und sich so auch nicht gewünscht hat, bei denen man aber nur mit offenem Mund weiterhören und auf das Beste hoffen kann...

Schreibstil: Besonders wird die Geschichte wieder durch ihre abwechslungsreiche, temporeiche und spannungsgeladene Erzählweise. Die Autorin mischt neben der Erzählung von Pippas Ermittlungsarbeit in der dritten Person auch andere Formate in ihre Geschichte. So sind beispielsweise Transkripte von Interviews, Zeitungsartikel, Social Media Nachrichten, Polizeiberichte oder Podcast Folgen aus der Ich-Perspektive von Pippa mit eingebunden. Als Hörbuch sind diese zusätzlichen Materialien ganz toll produziert und in verschiedenen Stimmen eingelesen, beziehungsweise als Dialoge nachgespielt. Die grundlegende Machart mit der abwechslungsreichen Erzählweise, die zusätzlich zum Miträtseln anregt, wurde hier zwar beibehalten, im Vergleich zu Band 1 und 2 gibt es aber deutlich weniger Ermittlungsarbeit und dafür mehr tatsächliche Action. Außerdem hat die Erzählung durch alles, was Pip bereits erlebt hat und mitansehen musste, eine neue Ernsthaftigkeit gewonnen und ihren humorvollen Unterton nun gänzlich verloren. Zusätzlich zur neuen Düsternis und Blutrünstigkeit dringt die Handlung auch noch weiter in den moralischen Graubereich vor und wir beobachten Pippa bei einigen fragwürdigen Entscheidungen, die wir als LeserInnen zwar verstehen, aber nicht akzeptieren können. Die Altersbeschränkung sollte hier also unbedingt beachtet werden!

Figuren: Begleitet wird der hochspannende Krimithriller von einem zunehmenden Charakterzerfall unserer Protagonistin, welcher die Atmosphäre zusätzlich anheizt. Schon in Band 2 haben wir beobachtet, wie die 17jährige Pippa, die wir in Band 1 als unbeschwerte Musterschülerin kennengelernt haben, durch die vergangenen Ereignisse traumatisiert ist und nicht nur ihre Naivität, sondern auch ihren Glauben an die Polizei und das Justizsystem verloren hat. Dass sie hier zunehmend zu Selbstjustiz greift und mit den Auswirkungen ihrer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat, ist demnach nur nachvollziehbar und passt zu ihrer gesamten Entwicklung. Auch wenn man vielleicht nicht jede Entwicklung gutheißen mag, ist Pippa zweifelsohne eine starke Protagonistin, die die trotz ihres jungen Alters eine enorme Vielschichtigkeit und viel Identifikationspotenzial bietet. Am besten gefallen hat mir an "As Good As Dead" allerdings, dass die Autorin hier alle bisherigen Fälle miteinander verbindet und das Ende wieder den Anfang aufgreift, sodass ein rundum runder Eindruck entsteht. Dabei kommen natürlich auch nochmal alle bekannten Nebenfiguren vor und spielen eine wichtige Rolle, auch manche, von denen man es vielleicht nicht mehr erwartet hätte....“The beginning was the end and the end the beginning...”

 

Die Zitate

“Is it normal for one person to have this many enemies? I’m the problem, aren’t I? How did it get so late already? I understand why they all hate me.I might hate me too.”
“Shewasgoingtodieshewasgoingtodieshewasdeadshewasdeadshewasgoingtodie”
“You're Pippa Fricking Fitz-Amo-bi. My little Sarge. Pippus Maximus, and there's nothing you can't do.”
“The truth doesn’t matter,’ Pip said, digging her nails into her thigh. The Pip from last year wouldn’t recognize this one today. That lively-eyed girl and her school project, naïvely clinging to the truth, wrapping it around herself like a blanket. But the Pip sitting here was a different person and she knew better. The truth had burned her too many times; it couldn’t be trusted”
"Hey Sarge, remember me?"


Das Urteil

"As Good As Dead" ist noch temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als seine Vorgänger und mit Pips zunehmendem Charakterzerfall und dem Showdown eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

 

Cover des Buches Wie Farben im Regen (ISBN: 9783846601846)

Bewertung zu "Wie Farben im Regen" von Alicia Zett

Wie Farben im Regen
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Ein Wohlfühlbuch über Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge!
Ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt die Geschichte von Caro und Sam und überzeugt wie gewohnt mit einem sensiblen Umgang mit ernsten Themen, tollem Wohlfühlsetting und einer wichtiger Message. Absolute Leseempfehlung für diese Reihe!


Schon das Cover ist wieder ganz nach meinem Geschmack und steckt voller passender Details, die wunderbar zu Band 1 und 2 passen. Die farbliche Zweiteilung in Rose und Blau erinnert an die Transflagge und macht aus der Reihe insgesamt einen bunten Regenbogen. Die im Hintergrund aufgedruckten Regentropfen passen wunderbar zum Titel und der Handlung. Unsere beiden Hauptfiguren Caro und Sam(uel) sind auch hier wieder als wunderschöne Illustration von Mi Ha zum Leben erweckt worden und auch die Innenklappen der Broschur und die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen wie dem Schulwappen des Internats Schloss Mare und Caros Tortenkreationen schön ausgestaltet. Kurz schwärmen möchte ich auch über das tolle Buchpaket, dass mich vom ONE Verlag zur Geschichte erreicht hat. Neben dem (signierten!!!!) Buch waren ein Lesezeichen, ein Brief der Autorin, bedruckte Taschentücher, eine Character Card und ein Page-Overlay mit den Figuren der gesamten Reihe in dem farblich passenden Paket. Auf der Rückseite der Character Card ist ein Abizeugnis des Internats Schloss Mare abgedruckt. Nach dem persönlichen Brief der Autorin mit den Erklärungen zu den Hintergründen des Buches war ich dann noch viel gespannter auf das Finale der Reihe als zuvor! 



Erster Satz: "Manchmal würde ich gerne die Zeit anhalten."

Mit diesen Worten von Caro starten wir in das letzte Buch der Reihe und kehren für ein weiteres buchiges Jahr ans Internat Schloss Mare zurück. Für die Veränderungen-hassende Caro steht mit dem herannahenden Abitur, dem Schulabschluss und den drohenden Abschieden von ihren FreundInnen für ihren Geschmack schon genügend an, als sich auch noch ihre langjährige Freundin als trans outet. Sam, die wir über zwei Bände als Stürmerin der Internatsmannschaft kennengelernt haben, ist eigentlich Samuel und möchte ab sofort auch als solcher Leben. Das ist nicht nur für Caro erstmal eine Überraschung. Auf 496 Seiten verfolgen wir Samuel dabei, wie er sich gemeinsam mit Caro nach und nach seinem Umfeld anvertraut und Schritt für Schritt zu seinem wahren Selbst findet. Dabei passiert auf der reinen Handlungsebene erstmal nicht besonders viel und die Figuren, Themen und die Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Bei einer Reihe, die sich auf eine Wohlfühlatmosphäre, queere Themen und Charaktere mit tollen Beziehungen fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für ihr Hauptthema nehmen.



"In diesem Augenblick sind alle Sorgen und Ängste vergessen. Das hier ist nicht fremd oder komisch. Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten."

Ich habe bisher zwar schon von transsexuellen Figuren gelesen, aber die Erzählung aus der Sicht der PartnerIn, die unterstützen möchte, sich aber gleichzeitig fragt, was dies für die eigene Beziehung bedeutet, war mir vollkommen neu. Die Idee basiert stark auf autobiografischen Erlebnissen, die die Autorin mit ihrem Mann gemacht hat. Durch die own-voice-Elemente bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note, die sich in großer Authentizität der Figuren und Sensibilität im Umgang mit den Themen Transsexualität, Körperdisphorie, Coming-Out und Queerfeindlichkeit widerspiegelt. Die Autorin versucht, uns die Erlebniswelt ihrer beiden Figuren nahzubringen, ohne deren Gefühle zu bewerten oder zu verurteilen und schreibt damit eine Geschichte, die Betroffenen Paaren in Zukunft bestimmt weiterhelfen kann. Nebenbei lernen auch Nichtbetroffene ganz viel über Dinge wie Hormontherapie, psychiologische Gutachten und den gesamten Transitionsprozess, welcher in Deutschland in Zukunft durch das Selbstbestimmungsgesetz vereinfacht werden soll. 



"Lesbisch. Ein Wort, das ich lange Zeit nicht aussprechen konnte. Ein Label, für das ich mich geschämt habe und das ich erst nach vielen Monaten für mich annehmen konnte. Eine Bezeichnung, von der ich jetzt nicht mehr weiß, ob sie noch richtig passt."

Auch wenn "Wie Farben im Regen" durch die Themen wieder etwas ernster im Ton ist, würde ich es allerdings dennoch als absolutes Wohlfühlbuch einstufen. Denn neben den queeren und Mental Health Themen geht es hier auch viel um Fußball, Familie, Freundschaft und natürlich Liebe. Schon in Band 1 fand ich das Setting am Internat Schloss Mare mit all den bunten und liebenswerten Nebenfiguren toll und auch hier haben sich viele Szenen wie Nachhausekommen angefühlt. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Egal ob das majestätische Internat direkt an der Nordsee, das quirlige Winterturnier, der Ausflug nach Südtirol oder Silvester auf dem Gipfel eines Berges - die Autorin hat ein überraschendes Talent dafür, Orte lebendig werden zu lassen. Ein Picknick am Strand bei Sonnenuntergang, abendliche Ausflüge mit dem Fahrrad, nächtliche Backaktionen, Lernsessions in der Bibliothek oder spontane Plantscher ins Meer, ... die fast 500 Seiten sind abermals voller wundervoller Momente, die ich so lebendig vor Augen hatte, als wäre es ein Film. 


Neben dem Internatsvibe (durch die ich mich an Kindheitslektüren wie die "Hanni und Nanni", "Dolly" und Co zurückerinnert habe) fand ich auch die Darstellung der Mädchen-Fußballmannschaft wirklich toll. Der Mannschafts- und Teamgeist der SpielerInnen und ihre Begeisterung für den Sport ist hier in jeder Zeile wiederzufinden. Für mich, die selbst jahrelang Fußball gespielt hat, war das total gut nachzuvollziehen und hat viele schöne Erinnerungen geweckt. Aber auch wer nicht so viel mit Fußball anfangen kann, wird sich in gewisser Weise in der Geschichte wiederfinden. Denn mit universalgültigen Themen wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Träume und Dazugehören kreiert die Autorin eine absolute Wohlfühlatmosphäre. 



"Ich freue mich so für dich", sage ich und ziehe ihn diesmal etwas vorsichtiger an mich, umschlinge seinen Körper mit meinen Armen und Beinen, küsse ihn und spüre sein pochendes Herz an meinem. Mein Herz, das voller Vorfreude und Angst zugleich ist. Was vollkommen okay ist, das weiß ich nun."

Zusätzlich zum Fußball ist für Caro Backen ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen. Auch wenn dieser Aspekt nicht ganz so viel Raum einnimmt wie beispielsweise die Musik von Toni in Band 2, bekommt man beim Lesen oftmals Lust, selbst mal wieder den Schneebesen hervorzukramen und eine der Kreationen nachzubacken. Mit dem Backen rücken auch Caros Zukunftspläne mehr in den Vordergrund. Denn während Samuel damit beschäftigt ist, seinen Transitionsweg zu gehen, muss Caro lernen, dass manche Enden auch neue Anfänge sind und man nicht für alles einen Plan haben muss. Die ganz besondere Stimmung kurz vor und nach dem Abitur, die sich aus Angst, Vorfreude, Nostalgie, Freiheit, Abschied und Unsicherheit zusammensetzt, hat Alicia Zett wirklich wunderbar getroffen und mich damit selbst zum Ende meiner eigenen Schulzeit zurückversetzt. 


Der dritte Aspekt der Geschichte, der trotz der ernsten Themen viel Leichtigkeit mitbringt, sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Zum einen spielen hier die Freundschaften innerhalb der Internats-clique und der "Queer and Friends"-AG eine große Rolle und sind für Caro eine große Stütze. Zum anderen werden die Beziehungen von Samuel und Caro zu ihren jeweiligen Eltern hier stärker vertieft als in den vorherigen Bänden. Nicht zu vergessen außerdem: "Wie Farben im Regen" ist natürlich auch wieder eine Liebesgeschichte und auch wenn man eigentlich von Anfang an genau weiß, dass Caro und Samuel entgegen allen Hindernissen am Ende zusammenbleiben werden, habe ich mit den beiden von Anfang bis Ende mitgefiebert. 



"Alles verändert sich, aber vielleicht ist das etwas Gutes. Vielleicht ist es wie mit den Farben im Regen. Sie laufen ineinander, nehmen eine neue Farbe an und verwischen. Aber dadurch entstehen neue Kunstwerke. Neue Bilder, die andere Geschichten erzählen."



Fazit


"Wie Farben im Regen" ist trotz etwas ernsterer Themen wieder ein absolutes Wohlfühlbuch mit einem lebendigen Setting, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer tollen Charakterentwicklung und einer wichtiger Message. Mit den Themen Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge ist es ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Cover des Buches the princess saves herself in this one (ISBN: 9781449486419)

Bewertung zu "the princess saves herself in this one" von Amanda Lovelace

the princess saves herself in this one
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Eine intensive Lyrik-Anthologie über Verlust, Schmerz, Heilung und die Magie, die jeder Frau innewohnt.
Schöne Botschaften, etwas anstrengend zu lesen...

Wie ihr vielleicht wisst, lese ich mich so langsam durch die Klassiker der modernen Poesie und dabei darf die amerikanische Bestsellerpoetin Amanda Lovelace mit ihrer "Women Are Some Kind of Magic"-Serie natürlich nicht fehlen. Den Anfang gemacht hat für mich "The Princess Saves Herself in This One", dessen Poesie genau wie die beiden Nachfolger "The Witch Doesn't Burn in This One" und "The Mermaid's Voice Returns in This One" schon beim Titel beginnt. Passend dazu, zieht sich das Thema der Prinzessin, die über sich selbst hinauswächst und keinen Retter braucht, durch die gesamte Anthologie. Eingeteilt in die vier Abschnitte "the princess" "the damsel", "the queen" "& you" erzählt die Autorin Teile ihrer Lebensgeschichte und verarbeitet verschiedene Traumata in kurzen Gedichten, bevor sie sich mit einer schönen Botschaft an ihre LeserInnen wendet. Dementsprechend lang ist die Liste mit Triggerwarnungen, die zu Beginn angefügt ist und dementsprechend anstrengend die Reise durch das Buch. Obwohl ich von vielen Gedichten stark berührt wurde, gibt es für das subjektive Leseerlebnis also dennoch eine gemischte Bewertung. 

Cover des Buches Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe (ISBN: 9783352009976)

Bewertung zu "Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe" von Ali Hazelwood

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Trotz etwas seltsamer Omegaverse-Motiven und dem ausgelutschten Vampyr-Werwolf-Thema ein unterhaltsames und charmantes Fantasy-Debüt!
Eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang

Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis", "Love on the Brain" und "Love, theoretically" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch unbedingt ihrem ersten Ausflug ins Fantasy-Genre unbedingt eine Chance geben. Da sich die Autorin in "Bride" auf vollkommen neues Terrain bewegt und für mich Vampyre und Werwölfe leider etwas ausgedient haben, hatte ich keine großen Erwartungen an die Geschichte. Umso mehr gefreut hat es mich, dass ich die 410 Seiten in kürzester Zeit verschlungen habe und wunderbar unterhalten wurde. Mit erfolgreichen Tropes wie Slowburn Romance, Enemies to Lovers- Elementen, Found Family, Fake Marriage und He-Falls-First war eigentlich schon zu Beginn an klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. Nichtsdestotrotz habe ich diese charmant, unterhaltsam und gewitzt erzählte Geschichte mit jeder Seite mehr geliebt! 

Schreibstil: Urban Fantasy im Stil einer Rom Com? Das kann nur Ali Hazelwood rocken. Mit ihrem wie immer frischen, unterhaltsamen Schreibstil und dem großartigen Humor, kann man gerne darüber hinwegsehen, dass Vampyre und Werwölfe nun wirklich nicht mehr das Top Thema des Jahrzehnts sind. Auch auf die Motive aus dem Omegaverse, die sie hier miteingebaut hat (z.B. Alphas, Mates, Knotting (?!?😂)), hätte ich gerne verzichten können, da sich einige Szenen angefühlt haben, als würde man mitten in einer Wattpad-Fanfiction stecken. Aber ansonsten? Eine einfach großartige und überraschend gut ausbalancierte Geschichte! Um ihre Romanze etwas aufzupeppen hat die Autorin einen kleinen Kriminebenhandlungsstrang eingefügt, der frischen Wind in die Geschichte bringt. Außerdem belässt sie es bei einem angedeuteten Urban Fantasy Worldbuilding, das ausreicht um die Geschichte auszuschmücken, aber nicht unnötig vertieft wird. So handelt es sich bei "Bride" genau wie ihren anderen Geschichten um eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang - nur eben vor einem Urban-Fantasy-Hintergrund.

Figuren: Auch die beiden Hauptfiguren sind mir total schnell ans Herz gewachsen und schaffen es auch, sich auf den wenigen Seiten glaubhaft weiterzuentwickeln. Besonders die Ehrlichkeit und offene Kommunikation zwischen den beiden (und ja, auch ihre unfassbare Chemie!!!) haben mir sehr gut gefallen. Generell ist die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Misery geschrieben, aber zu Beginn jedes Kapitels steht ein kurzer Satz aus Lowes Perspektive, welcher uns LeserInnen schon früh klar macht, dass hinter seinem abweisenden Verhalten eigentlich andere Gründe stecken... Auch Nebenfiguren wie Alex, Ana oder Owen haben mir sehr gut gefallen. Das Ende ist in sich abgeschlossen, deutet aber eine mögliche Fortsetzung über Serena und Koen an. Da ich das Gesamtergebnis von "Bride" sehr mochte, würde es mich freuen, noch mehr über diese Welt lesen zu können!


Zitate

"You don’t know anything about what it’s like to find your other half, I would take anything she chose to give me—the tiniest fraction or her entire world. I would take her for a single night knowing that I’ll lose her by morning, and I would hold on to her and never let go. I would take her healthy, or sick, or tired, or angry, or strong, and it would be my fucking privilege. I would take her problems, her gifts, her moods, her passions, her jokes, her body—I would take every last thing, if she chose to give it to me."
"My smell. Do I smell like…?”
 “Mine.” It’s a rumble in his throat. “You smell like you’re mine, Misery."
"That was a badass speech, Misery.”
“Badass is my middle name.”
“Your middle name is Lyn.”
 Shit. “Stop reading my file.”"
"Maybe you're not meant for me the way I'm meant for you, but I'm going to choose you anyway, over and over and over again."


Das Urteil

"Bride" ist trotz etwas seltsamer Omegaverse-Motiven und dem recht ausgelutschten Vampyr-Werwolf-Thema ein unterhaltsamer und charmanter erster Ausflug der Autorin ins Fantasy-Genre. Ali Hazelwood erzählt hier wie immer eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang  - nur eben vor einem Urban-Fantasy-Hintergrund.

 

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