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Cover des Buches Die Splitterklinge (ISBN: 9783492707534)

Bewertung zu "Die Splitterklinge" von Jennifer Estep

Die Splitterklinge
wordworldvor 17 Stunden
Kurzmeinung: Hier hat mir einfach ein bisschen Dramatik, Originalität, Epik und ein roter Faden gefehlt... trotzdem ein solider Abschluss!
Für mich leider nur ein mittelmäßig überzeugendes Finale...

Mit "Die Splitterklinge" erschien Ende März der dritte und letzt Teil der "Gargoyle Queen"-Reihe, welche in direkter Verbindung mit Jennifer Esteps "Splitterkrone"-Reihe rund um "Kill the Queen", "Protect the Prince" und "Crush the King" steht. Da wir die anderen Bücher der Autorin ebenfalls zusammen gelesen haben, habe ich auch "Die Dornenthron" wieder als Buddyread mit Sofia von "Sofias kleine Bücherwelt" (wie immer an dieser Stelle ein kurzes Shoutout!!) gelesen. Nach "Die Saphirkrone" und "Der Dornenthron" wird die Geschichte von Andvaris Kronprinzessin Gemma und deren mortanischen Geliebten Leonidas nun zu Ende erzählt - allerdings leider in einem für mich nur mäßig überzeugenden Finale.

Das Cover und der Titel der deutschen Ausgabe erinnern anders als die Originaledition nur wenig an die Gestaltung der Hauptreihe. Während sich im Englischen der Titel "Conquer the Kingdom" perfekt in die Reihe der Titel von Band eins bis drei einreiht, stechen der deutsche Titel und das Cover etwas heraus. Zu sehen ist der Titel in weißen geschwungenen Großbuchstaben vor einem dunkelroten Hintergrund, der von goldenen und roten Lichtpunkten durchzogen ist und im unteren Teil des Bildes ein kunstvoll gearbeitetes Schwert zeigt. Die Gestaltung des Covers ist unterm Strich also stimmig und hübsch anzusehen, dabei aber leider recht nichtssagend - denn ein bedeutungsvolles Schwert (sogar vielleicht eine "Splitterklinge") sucht man in der Geschichte vergeblich. Ebenfalls schade fand ich, dass wir hier anders als in der Hauptreihe keine beigefügte Karte von Jennifer Esteps Fantasy-Welt erhalten. Gerade da die Handlung sehr schnell zwischen verschiedenen Orten in Andvari hin und herspringt, wäre eine Karte hier sehr hilfreich gewesen!

Erster Satz: "Ich habe in meinem Leben schon viele Rollen gespielt".

Bevor ich mit "Die Splitterklinge" begonnen habe, habe ich überlegt, ob ich die vorherigen Bände nochmal rereaden muss, da ich mich kaum erinnern konnte, was in "Der Dornenthron" passiert ist. Da die Autorin in den ersten Kapiteln nebenbei unsere Erinnerungen durch Wiederholungen auffrischt, konnte ich aber trotzdem gut der Handlung folgen. Dass Gemma und ihre Familie in Band 2 zuletzt bei einem politischen Gipfeltreffen nur knapp dem Tod entronnen sind, ist mir dann auch bald wieder gegenwärtig geworden. Seitdem jagt sie nun gemeinsam mit ihren Freunden Milo von Morta, um die Bedrohung ihres Königreiches durch ihn ein für alle mal auszuschalten. An genau diesem Punkt setzt die Handlung von Band 3 an und führt uns zunächst auf ein Piratenschiff, auf dem sie abtrünnige Mortaner vermutet, die das bald anstehenden "Schwert und Schild"-Turnier stören wollen...

"Ich hatte das Gefühl, dass wir auf der Schneide einer Klinge tanzten - und wenn die Musik verklang, würden wir umkippen und in Stücke geschnitten werden."

Nach dem typischen flotten Einstieg inklusive Beinahetod, Kampfszenen und Lebensgefahr nimmt "Die Splitterklinge" erstmal wieder stark das Tempo raus und widmet sich erneut ausführlich politischen Beziehungen auf dem Turnier sowie der Vertiefung von Gemmas Beziehung zu Leo. Angesichts der Tatsache, dass es sich hier um das "große Finale" der Reihe handelt und ich mit etwas mehr Dramatik und vielleicht sogar einem offenen Krieg gerechnet hätte, waren die ersten 200 Seiten trotz Intrigen zwischen Kaffeekränzchen oder einem Kampf hier und dort also überraschend lasch. Zusätzlich fällt auf, dass von der ohnehin schon recht knapp bemessenen Seitenzahl in der Summe bestimmt wieder allein 100 Seiten für Beschreibungen von Umgebungen, Kleidung oder Essen draufgehen, was die Geschichte zusätzlich ausbremst. In der Splitterkrone-Reihe waren Informationen über Setting und Figuren eher beiläufig platziert und ließen mehr Raum für die aufs Ganze gehende Handlung. Hier werden Kleidung, Zimmer, Magie und Gärten manchmal seitenlang beschrieben. Die ausführlichen, teilweise abschweifenden Beschreibungen regen zwar die Fantasie stark an und kreieren eine düstere Ästhetik, bremsen die Handlung jedoch aus und lassen den Eindruck entstehen, dass die Geschichte im Verhältnis zur Handlung etwas zu viele Seiten hat. Zwar erhalten wir neben der Haupthandlung ab und an spannende Rückblicke in die Kindheit der Protagonistin, die auch ihr erstes Treffen mit Grimmley beschreiben und uns Hintergründe der Handlung besser verstehen lassen, hier wäre aber eventuell ein paralleler Handlungsstrang oder eine weitere Erzählperspektive hilfreich gewesen, um etwas mehr Schwung in die Handlung zu bringen.

Neben den vielen Wiederholungen und ausufernden Beschreibungen, gibt es mit dem Turnier, den sich versammelnden politischen Kräften, den Gladiatorenkämpfen, den Attentaten und Hinterhalte leider auch recht viele Überschneidungen zur Handlung vorheriger Bände. Für das Finale hätte ich mir gerne etwas Originelleres, Neueres gewünscht. Denn auch die zwei großen Hauptkonflikte der Handlung sind meiner Meinung nach nicht besonders gut aufgezogen und reichen nicht aus, um die dreibändige Reihe vollständig zu tragen. Das wäre zum einen die Bedrohung durch Milo und die restliche Morricone Familie aus Morta. Hier wird nun endlich sein böser Masterplan aufgelöst und vereitelt. Was er geplant hat, ist allerdings nicht so revolutionär oder krass durchdacht, als dass es das große Mysterium, das seit Band 1 um ihn gemacht wurde, gerechtfertigt hätte. Schon in Band 1 konnte ich ihn als Bösewicht nicht ganz ernst nehmen und ich finde ihn auch hier deutlich zu stark aufgeblasen. Die deutlich interessantere Figur ist da bei Weitem seine Mutter Maeven, die hier bis auf eine (grandiose!) Schlussszene aber sehr kurz kommt.

"Mein Plan wird uns wahrscheinlich beide umbringen." Er grinste breit. "Klingt spannend." Ich erwiderte das Grinsen. "Finde ich auch."

Der zweite Hauptkonflikt ist die Liebesgeschichte zwischen Leonidas und Gemma, die eigentlich in Band 2 bereits besiegelt wurde, die hier aber zu ungünstigen Zeitpunkten und aus etwas fadenscheinigen Gründen nochmals in Frage gestellt wird. Das lässt sich zwar schnell überwinden, es bleibt allerdings die Frage, weshalb man Band 2 und Band 3 nicht vielleicht hätte zusammenlegen können, um einen runderen Spannungsbogen zu kreieren.

"Weißt du, wie man ein Königreich am schnellsten erobert, Gemma?", fragt Milo höhnisch. "Man zerquetscht sein Herz."

Wenn man von Gemmas nervtötender Blindheit im Umgang mit Leonidas absieht, ist sie auch in dieser Fortsetzung eine sympathische Hauptfigur, die sich stimmig weiterentwickelt und neue Stärke in sich entdeckt. Da sie sehr mutig, loyal ihrem Land gegenüber, dabei aber auch voll Mitgefühl, Wärme und dem genau richtigen Maß an zerbrechlichem Selbstbewusstsein ist, habe ich sie aber sehr schnell ins Herz geschlossen und für ihre Stärke bewundert. Genau wie in der Hauptreihe blieb sie nicht die einzige starke Frau, die sich nichts sagen lässt und die wir hier bewundern dürfen. Neben Gemma, der geheimnisvollen Spionin Reiko und der Prinzessin Delmira ist vor allem die Antagonistin, die skrupellose mortanische Königin Maeven, eine vielschichtige ambivalente Figur, die mich sehr fasziniert hat. Ich bin ein großer Fan von feministischer Fantasy, in der es Königinnen und Kämpferinnen gibt, die sich nicht von irgendwelchen Rittern retten lassen oder von gutaussehenden Prinzen abgelenkt werden, sondern selbst das Heft in die Hand nehmen, wodurch Jennifer Estep noch weitere Pluspunkte sammeln konnte. Wie bereits erwähnt, hätte sie hier allerdings etwas mehr Auftritte haben können, sodass einige Fragen, die ich bezüglich ihr als Figur hatte, unbeantwortet bleiben...

Mit dem Mentalmagier und Gemmas Nemesis aus Kindertagen Leonidas haben wir einen nach Geißblatt-duftenden, Bibliothek-besitzenden, gutaussehenden und beschützerischen Love Interest, der mir in Band 1 schon sehr schnell ans Herz gewachsen ist. Auch wenn er als mortanischer Prinz alles verkörpert, was Gemma hasst und die beiden eine komplizierte, belastete Vergangenheit verbindet, sehen wir sofort, dass er anders ist als seine Familie und es trotz einiger bedauernswerter Ausrutscher tief im Herzen gut meint. Genau wie schon Lukas in der Hauptreihe, wird er hier aber leider etwas zu einer Nebenfigur degradiert und hätte ebenfalls gerne noch etwas mehr eigene Konflikte und Gedanken haben können.

"Wir Morricones herrschen - oder sterben. So einfach ist das. Und dasselbe gilt für Gargoyle-Königinnen."

Ebenfalls ein wenig mehr erhofft hatte ich mir bezüglich der Nebenfiguren. Diese blieben bis auf Reiko, Maeven und Gemmas Gargoyle Grimley erstaunlich blass und hätten noch deutlich mehr Potenzial gehabt. Außerdem habe ich nun drei Teile vergeblich auf eine Begegnung mit Lucas Sullivan und Everleigh Blair aus der Hauptreihe gewartet. Ich kann verstehen, weshalb die Autorin es hier größtenteils bei kurzen Nennungen von Evie, Lucas, Alvis, Xenia und Co gelassen hat, da es sich um eine unabhängige Reihe handelt. Ich bin aber dennoch enttäuscht, dass die Autorin die Spin-Off-Reihe ohne ein einziges Wiedersehen oder ein Easter Egg für ihre Fans verstreichen ließ.

"Ich konnte mir kein schöneres Ende für diesen Abend vorstellen - keinen besseren Auftakt für unser gemeinsames Leben. Ich war immer gern Prinzessin gewesen und dann Spionin und schließlich die Gargoyle-Königin. Manchmal gab es aber einfach nichts Besseres, als Gemma zu sein."

Der letzte Sargnagel für dieses Finale war für mich leider der Showdown. Nicht nur, dass im Endeffekt doch alles viel einfacher und offensichtlicher gelöst wurde als ich dachte, es waren sogar auch einige Logiklücken im Endkampf zu finden. Dazu kommt, dass einige Informationen wie zum Beispiel Merildes Visionen, Maevens Pläne oder das Geheimnis um die Gargoyle-Königin schon etwas früher und ausführlich vorbereitet und zum zentralen Thema dieses Finales hätten werden können, statt nach 300 recht ereignislosen Seiten kurz und unspektakulär am Ende zu erscheinen. Die Auflösung und das Happy End nach dem Showdown, haben mich dann wieder etwas versöhnlicher gestimmt, vor allem, da es darauf hindeutet, dass es vielleicht noch eine dritte Reihe über Delmira geben könnte.

Ob ich eine potenzielle dritte Reihe lesen würde, die in Buchovia spielt, weiß ich noch nicht sicher. Die Wiederholungen haben gezeigt, dass die Autorin die meisten Ideen und Visionen für diese Fantasy-Welt bereits aufgebraucht hat. Auf der anderen Seite habe ich die vergangenen beiden Reihen aber beide gerne gelesen und trotz dass ich mir in diesem Final bezüglich der Handlung und der Figuren also etwas mehr erhofft hatte, ist es kein schlechtes Buch gewesen. Dafür sorgen zum einen der für High Fantasy recht temporeiche und dynamische Erzählstil, der die Handlung zu kontinuierlich vorwärts treibt und immer wieder eine gute Portion Humor einsetzt. Mit spannenden Kämpfen, Intrigen, Geheimnissen, der Vorstellung von Fabelwesen wie Gargoyles oder Strixen und dem Kennenlernen von verschiedenen Arten von Magiern - Murkse, die eine verbesserte Körpereigenschaft besitzen, Morphe, die sich in Monstergestalten verwandeln, Magier, die Elemente kontrollieren und Meister, die aus Materialien die beeindruckendsten Dinge herstellen können - bekommen wir zu zum anderen genügend Spannendes präsentiert, dass man darüber wegsehen kann, dass auch hier einige Fantasy-Klischees verbaut wurden und die Handlung nicht immer unvorhersehbar und zweifelsfrei logisch ist. Ich werde also einfach mal abwarten, für was sich die Autorin entscheidet und dann nochmal abwägen...

FAZIT
"Die Splitterklinge" war für mich leider nur ein mittelmäßig überzeugendes Finale. Die offenen Fragen werden sehr spät und sehr knapp geklärt, der Showdown war für mich nicht ganz rund und der Handlungsverlauf ist sehr ähnlich wie in den vorherigen Bänden. Hier hat mir einfach ein bisschen Dramatik, Originalität, Epik und ein roter Faden gefehlt. Trotzdem ein solider Abschluss einer guten Fantasy-Reihe, für den ich gnädige 3 Sterne vergebe.

Cover des Buches Drachenreiter (ISBN: 9783841502643)

Bewertung zu "Drachenreiter" von Cornelia Funke

Drachenreiter
wordworldvor 4 Tagen
Kurzmeinung: Ein klassisches Fantasy-Abenteuer, dass die Schönheit unserer Welt und die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Freundschaft vermittelt.
Ein klassisches und zeitloses Fantasy-Abenteuer!

"Drachenreiter" von Cornelia Funke ist ein Kinderbuch, das mittlerweile ja schon zu den Klassikern gezählt wird. Anders als ihre Tintenwelt-Reihe oder andere Bücher von ihr habe ich diese Reihe als Kind nie gelesen, hatte aber schon lange Zeit vor, das nachzuholen. Nach meinem Tintenwelt-Reread anlässlich des neuen Bandes im November habe ich beschlossen, mich nun endlich an "Drachenreiter" heranzuwagen. Etwas seltsam war es schon, im Erwachsenenalter einen Kinderbuch-Klassiker zum ersten Mal zu lesen, den man noch nicht kennt. Da fehlte die Nostalgie-Komponente, die für mich sonst mit dem Lesen der Bücher der Autorin einhergehen. So hatte ich allerdings einen klaren, unverschleierten Blick auf das Buch mit seinen Stärken und Schwächen - was vielleicht der Grund ist, weshalb sie mich nicht ganz so sehr überzeugen konnte wie die Tintenwelt-Reihe...

Auf die Gestaltung möchte ich gar nicht so ausführlich eingehen, da es mittlerweile etliche verschiedene Ausgaben des Buches gibt, die verschiedene Motive und Stile zeigen. Da ich die Geschichte Großteils als Hörbuch gehört habe, kann ich auch zur inneren Gestaltung nur wenig sagen. Fest steht allerdings schon durch die Gestaltung: "Drachenreiter" ist Old-School-Fantasy der Prä-Harry-Potter-Ära. Man merkt an vielen Stellen, wie sehr sich das Fantasy-Genre in den letzten Jahrzehnten seit Erscheinen dieses Buches weiterentwickelt hat - zum Positiven wie auch zum Negativen.

Sehr zu schätzen gelernt habe ich das sehr entspannte Erzähltempo, die Ruhe der Geschichte und das fehlende künstliche Drama, das mit Fantasy-Erzählungen der älteren Generation einhergeht. Die Geschichte braucht einige Kapitel um anzulaufen und lässt sich auch im weiteren Verlauf bis auf einige Spannungsspitzen viel Zeit für Dialoge, Beschreibungen und ganz viel Fantasie... Denn genau wie alle von Cornelia Funkes Abenteuer steht diese Mal wieder im Vordergrund, auch wenn sie diesmal nicht in eine fremde Welt entführt. Stattdessen dürfen wir die verschiedenen Ecken unseres Planeten durch eine neue magische Linse kennenlernen. Gemeinsam mit Lung, Ben und Co reisen wir durch unsere gesamte Welt, über Meere, durch Wüsten und bis über die Berge des Himalaya und erfahren nebenbei, wie wichtig es ist, die Schönheit der Natur zu schätzen und zu achten. Dabei begegnen wir auch allerlei magischen Kreaturen wie einer Seeschlange, einem Dschinn, einem Basilisken, einem Riesenvogel und natürlich Drachen, Kobolden und Steinzwergen... 

Bezüglich des Handlungsbogens, der sich auf dieser Reise ereignet folgt Cornelia Funke dem wohl klassischsten Archetyp der Fantasy-Literatur: Sie erzählt hier eine magische Heldenreise um einen Auserwählten, der natürlich ein Waisenjunge ist, Prophezeiungen folgt, auf seinem Weg Verbündete sammelt und am Ende ein Monster besiegen muss. In "Drachenreiter" ist also aufgrund des Alters sehr viel Bekanntes dabei, was Kinder wahrscheinlich nicht stören wird, für Erwachsene, die häufig im Fantasy-Genre unterwegs sind mittlerweile aber nur wenig Neues bereithält. 

Auch bezüglich der Figurentiefe ist das Werk ein typischer Fantasy-Klassiker. Mir persönlich - ich lese mittlerweile am liebsten Figurenzentrierte Werke - blieben die einzelnen Figuren zu blass und zu nah an märchenhaften Stereotypen. Während ausdrucksstarke Figuren wie Schwefelfell, Fliegenbein oder Nesselbrand recht klar gezeichnet sind und eine stetige Entwicklung durchlaufen, fehlten mir beispielsweise bei Ben oder Lung Hintergründe und Tiefe, um sie als Figuren greifen zu können. Hier lässt die Autorin ihren LeserInnen recht viel Spielraum für eigene Interpretationen. Vor allem wenn man sie mit den Figuren der Titenwelt vergleicht, hätte ich da aber noch mehr Potenzial gesehen. Wundervoll ist aber das Zusammenspiel der Gefährten dargestellt. Die Reisegruppe, die sich auf Lungs Weg ansammelt, besteht aus einer Vielzahl an Wesen unterschiedlicher Größe, Sprachen und Spezies, die sich trotzdem verstehen und in Freundschaft verbunden ein gemeinsames Ziel verfolgen - eine wunderbare Message zu Zusammenhalt und Freundschaft, die sich über Unterschiede hinwegsetzt!

"Ist doch praktisch, wenn man ein paar kleine Leute dabeihat, was?" Lung nickte. ‚Sehr praktisch", antwortete er. "Weißt du was, Ratte? Ich glaube, die Welt wird irgendwann den Kleinen gehören."


Fazit

"Drachenreiter" ist ein sehr klassisches Fantasy-Abenteuer, das nebenbei die Schönheit unserer Welt und die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Freundschaft vermittelt. 

Cover des Buches Frauen schulden dir gar nichts (ISBN: 9783462001679)

Bewertung zu "Frauen schulden dir gar nichts" von Florence Given

Frauen schulden dir gar nichts
wordworldvor 6 Tagen
Kurzmeinung: Ein modernes Sachbuch einer jungen Autorin, das wichtige Aussagen zusammenfasst, die jede junge Frau verinnerlicht haben sollte.
Fehlende Tiefe, viele Wiederholungen und teilweise störende Pauschalisierungen...

Disclaimer: Bevor ich damit beginne, meine persönlichen Eindrücke zu "Frauen schulden dir gar nichts" zu schildern, möchte ich einmal auf die Plagiatsvorwürfe hinweisen, die die Autorin beschuldigen, inhaltlich vieles von Chidera Eggerues „What a time to be alone“ übernommen zu haben. Da ich dieses Buch nicht gelesen habe, kann ich dazu keine Aussage treffen, es ist allerdings wichtig, das beim Lesen im Hinterkopf zu behalten! 

Inhalt: Das 288seitige Buch enthält neben wichtigen und empowernden Messages, eigene Erfahrungen der Autorin (die sich aber in Grenzen halten, da die Autorin selbst 21 Jahre alt war, als sie das Buch geschrieben hat) und direkte Ratschläge, wie wir zu mehr Selbstvertrauen und einem reflektieren Umgang mit dem Patriarchat gelangen können. Allerdings entpuppte sich "Frauen schulden dir gar nichts" als recht oberflächliche Reproduktion von allen Themen, die nur im Entferntesten mit Feminismus zu tun haben. Hier hätte ich es bevorzugt, wenn die Autorin lieber einen Fokus gesetzt und bei einigen Themen mehr in die Tiefe gegangen wäre, statt was bereits im gesellschaftlichen Mainstream angekommen ist, zusammenzufassen. Außerdem hat mir hier etwas der rote Faden gefehlt. Die Kapitel sind zwar in sich alle stimmig, die Autorin schneidet aber jedes Thema fünfzig Mal an und viele Kapitel schienen sich für mich sogar ganz zu doppeln. Mit etwas mehr Stringenz und inhaltlicher Sortierung hätte die Autorin alle ihre Aussagen wohl auch in der Hälfte der Seiten treffen können. Auch wenn das Buch für mich also nicht viel Neues bereithielt, hat es mich dazu angeregt, mein Selbstbild, meine eigenen Ansichten und mein eigenes Verhalten mir selbst und besonders auch anderen Frauen gegenüber zu hinterfragen. Deshalb würde ich das Buch vor allem für junge Frauen oder komplette Einsteiger in die Thematik empfehlen.

Schreibstil: Florence Givens Schreibstil ist modern, einfach zu lesen und von einem teilweise überspitzen, sarkastischen Unterton geprägt, der das Lesen sehr amüsant macht. An einigen Stellen schoss sie für meinen Geschmack allerdings über das Ziel hinaus. Mir ist nicht nur der recht belehrenden Ton in dem ein oder anderen Kapitel negativ aufgefallen, sondern vor allem die sehr negativen und pauschalisierenden Aussagen Männern gegenüber. Auch wenn es ein wichtiger Teil der feministischen Grundhaltung ist, männliches Fehlverhalten entschieden zu verurteilen und die negativen Auswirkungen des Patriarchats aufzuzeigen, kann dies auch in einem respektvollen Ton passieren, der nicht gegen "all men" aufhetzt. Statt für eine Gesellschaft zu sorgen, in denen alle Geschlechter gleichberechtigt und frei zusammenleben können, sorgt dies nur für unnötige Spaltung und aufgeheizte Kampflinien. So wird wohl kaum ein cis-Mann, der dieses Buch liest, zum Reflektieren angeregt werden und zu einer neuen Erkenntnis kommen und kaum eine junge Frau nach dem Lesen ein differenziertes Bild vom Männer- und Frauenbild unserer Gesellschaft haben. Außerdem kann ich empfehlen, das Buch in Originalsprache zu lesen. Ich habe auf Deutsch begonnen und die vielen Anglizismen und halb übersetzte Aussagen haben meinen Lesefluss gestört, sodass ich einfach ganz ins Englische gewechselt bin. 

 

Die Zitate

"But remember that anyone who tells you you’re “too” anything is using the word because they are threatened by your capacity to grow, evolve and express your emotions."
"Temporary discomfort is an investment in your future self. Accept a small and uncomfortable transition now, for a lifetime of growth and self-development."
"The world owes you nothing, and equally you owe it nothing."

 

Das Urteil

"Frauen schulden dir gar nichts" ist ein modernes Sachbuch einer jungen Autorin, das wichtige Aussagen zusammenfasst, die jede junge Frau verinnerlicht haben sollte. Allerdings muss ich das Buch aufgrund fehlender Tiefe, vieler Wiederholungen und teilweise störender Pauschalisierungen sowie vor dem Hintergrund der Plagiatsvorwürfen eher kritisch betrachten.

 

Cover des Buches Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte (ISBN: 9783453323261)

Bewertung zu "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" von Kimberly Lemming

Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte
wordworldvor 9 Tagen
Kurzmeinung: "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" liest sich genauso charmant-skurril, wie der schräge Titel vermuten lässt.
Eine skurrile, humorvolle und zuckersüße Parodie auf das Monster-Smut-Genre!

Handlung: Schon als ich den Titel von "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" in der Vorschau des Heyne Verlag sah, habe ich beschlossen, dass ich diese kurze Romantasy-Komödie unbedingt lesen möchte. Dass es sich hierbei um Band 2 der Mead-Mishaps Reihe handelt, die auf TikTok viral gegangen ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Und tatsächlich konnte mich die knapp 300seitige Geschichte gut unterhalten. Da es hier um zwei neue Figuren geht und die Ereignisse von Band 1 sowie das Worldbuilding ausreichend umrissen werden, war es nicht schlimm, dass Band 1 - "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Dämon rettete" bisher noch nicht gelesen habe. Generell ist die Handlung aufgrund der Kürze der Geschichte sehr einfach und auch die Welt, in der sie spielt recht grob umrissen. Es werden zwar Frauen aus dem Dorf von einer unbekannten Zaubermacht entführt und es gilt den Wideraufstieg einer gruseligen Sekte zu verhinden - dies geschieht aber eher im Hintergrund und zwischen inhaltlich hochrelevanten Szenen wie Picknicks am Strand und Demonstrationen der multiplen Einsatzmöglichkeiten von Tentakeln.. Aber wer ist in diesem Genre auch schon aufgrund der Handlung hier...?

Schreibstil: "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" liest sich genauso charmant-skurril, wie der schräge Titel vermuten lässt. Die Autorin baut hier jede Menge Anspielungen auf andere Geschichten und Insider-Witze ein, sodass sich das Büchlein wie eine Parodie auf Monster-Smut liest (aber natürlich nicht, ohne die Vorteile dieses Genres auszukosten). Eine Käseverkäuferin namens Brie, die aus Versehen einen laktoseintoleranten Werwolf mittels schlecht gezieltem Liebestrankwurf an sich bindet? Das ist nur die Spitze des Eisbergs an lustigen Einfällen von Kimberly Lemming. Darüber hinaus ist der lockere, selbstkritische Humor der Hauptfiguren einfach grandios und macht die knapp 300 Seiten zu einem entspannten und unterhaltsamen Leseerlebnis. 

Figuren: Die beiden Hauptfiguren Brie und Felix erzählen hier in 16 Kapiteln abwechselnd aus ihrer Sicht von ihrem ungewöhnlichen Aufeinandertreffen. Besonders viel Tiefe können die beiden auf den 289 Seiten zwar nicht entwickeln und auch ihre Romanze ist mehr Insta-Love als glaubwürdige Entwicklung, das hindert die beiden aber nicht daran, absolut zuckersüß zu sein und einen beim Lesen für sich einzunehmen. Auch die Nebenfiguren wie Bries beste Freundin Cin und deren Ehemann Fallon (die Protas von Band 1), der Ork Balabash, die Kapitänin Usha, das sprechende Schwert Alexis oder der Drachenwandler Dante haben mich in ihrer Kürze überzeugen können und neugierig gemacht auf die anderen Bände der Reihe.


Die Zitate

Erster Satz: "Kartoffeln sind bei Weitem das vielseitigste Gemüse. Man kann sie braten, backen oder Männer damit bewerfen, die einen nicht in Ruhe lassen."
Brie: "Ein leises, dumpfes Klopfen gegen das Geländer der Veranda erklang, aber es war zu dunkel, um zu erkennen, was es war. "Nun gut", sagte er.
"Wedelst du mit dem Schwanz?"
"Nein." Das dumpfe Klopfen hörte auf.
 Er ist überraschend niedlich für einen Werwolf."
Felix: "Du bist so süß, wenn du wütend bist."
Brie hob das Buch. "Ich könnte dir das Buch einfach an den Kopf werfen."
 Ein leises Lachen entfuhr mir. "Ist das deine Art, Zuneigung zu zeigen? Mich mit Dingen zu bewerfen? Ich erkenne langsam ein Muster."


Das Urteil

Eine kunstvoll auserzählte Handlung, ein ausführliches Worldbuilding oder Figurentiefe sucht man hier vergeblich. Dafür ist "Der Tag, an dem ich mich betrank und einen Werwolf bezauberte" aber eine skurrile, humorvolle und zuckersüße Parodie auf das Monster-Smut-Genre!

Cover des Buches Grenzerfahrungen (ISBN: 9783570554586)

Bewertung zu "Grenzerfahrungen" von Wolfgang Schäuble

Grenzerfahrungen
wordworldvor 16 Tagen
Kurzmeinung: Legt den Grundstein für weitere Debatten über die größten Krisen und Herausforderungen der aktuellen Zeit sowie deren Chancen.
Ein vielseitiges und gedankenreichen Buch!

Begonnen habe ich "Grenzerfahrungen: Wie wir an Krisen wachsen" anlässlich des kürzlichen Todes Wolfgang Schäubles, der aus meiner Heimatstadt kam und die deutsche Politik über Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt hat. In seinem letzten Buch, das halb Experteninterviews und halb Essaysammlung ist, schreibt er über die größten Krisen und Herausforderungen der letzten Jahre und betont dabei stets die Chancen, die diese bei beherztem Handeln für unsere Zukunft bereithalten könnten. 

“Wer, wenn nicht wir wäre besser dazu in der Lage, Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert zu gestalten? Und wann, wenn nicht jetzt?”

Da Wolfgang Schäuble das Buch bereits 2021 beendet und 2022 mit einem neuen Vorwort ergänzt hat, liest sich das Sachbuch wie eine kleine Zeitreise um drei Jahre in eine Situation, in der trotz des Endes des akuten Lockdowns noch lange nicht klar war, wohin sich die Corona Pandemie entwickeln würde, wie sich Joe Biden als neuer Präsident schlägt und welche nachhaltig hohen Wellen der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bald schlagen wird. Trotz dass wir heute einige offenen Fragen beantworten können, ist das Buch allerdings keinesfalls veraltet: die Gedanken zu Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Europapolitik sind so aktuell wie nie zuvor. 

“Die Geschichte der Weimarer Republik, der ersten parlamentarischen Demokratie auf deutschem Boden, lehrt eindrücklich, dass es nicht die Stärke ihrer Gegner ist, die die Demokratien gefährdet, sondern die eigene Schwäche und Verantwortungslosigkeit von Demokraten.”

In sieben übergeordneten Kapiteln, die jeweils mit einem Essay Schäubles beginnen und von einem Gespräch mit ExpertInnen abgeschlossen werden, schreibt der Autor unter anderem über die Deutsche Geschichte, Nationalidentität, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Integration, Minderheiten, begrenzte Ressourcen und Klimakrise, die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums, die Möglichkeiten eines vereinten Europas und westliche Werte und deren Bedeutung für eine verantwortungsvolle Außenpolitik. Konkrete Lösungen für diese Probleme, mit denen wir uns als Gesellschaft aktuell und in Zukunft auseinandersetzen müssen, findet man in diesem Buch natürlich nicht - aber das ist ja auch nicht der Anspruch! Stattdessen legt das Buch eher den Grundstein für eine weitere Debatte über diese Themen. 

“Das heutige Anspruchsdenken vieler Menschen macht es immer schwieriger, proportional zu den Problemen zu handeln. Deshalb betone ich auch die in Krisen liegenden Chancen. Weil man dann Trägheiten eher überwinden kann.”

Ich stimme Wolfgang Schäuble nicht in allen Punkten zu - dafür habe ich einfach als junger Mensch und durch meinen psychologisch-wissenschaftlichen Hintergrund eine andere Perspektive, leicht andere Werte und Schwerpunkte und vor allem ein anderes Menschenbild als der CDU-Politiker. So bin ich beispielsweise in vielen Punkten deutlich optimistischer (/radikaler?), was man Menschen hinsichtlich Veränderungen zutrauen (/zumuten?) kann, als die konservative Sicht, die hier vertreten wird. Mir gefällt allerdings sehr, dass er hier recht parteiübergreifend schreibt und auch eigene Fehler einräumt sowie seine Partei kritisiert. Außerdem empfand ich es als sehr inspirierend, mit wie viel Vertrauen und Wertschätzung er von unserer parlamentarischen Demokratie und der EU schreibt. Gerade in Zeiten, die auf der einen Seite von Populismus und Radikalität und auf der anderen Seite von großem Pessimismus und Politikverdrossenheit geprägt ist, empfand ich seine dankbare Sicht auf die Errungenschaften unseres politischen Systems und sein Aufruf, dieses um jeden Preis zu schützen, als sehr wertvoll. 

“Eine Demokratie ist nicht einfach die Herrschaft der Mehrheit, sondern sie beinhaltet auch, diejenigen mitzunehmen und loyal zu halten, die nicht zur Mehrheit gehören. Dafür braucht man Bindekräfte.”

Man braucht etwas Zeit, um sich durch die klar formulierten Essays durchzulesen, die mit großer Ruhe und Weitsicht komplexe Zusammenhänge erklären - besonders weil angesichts dieser Komplexität oftmals kein wirklicher roter Faden in den Texten zu erkennen ist. Festzuhalten ist außerdem, dass der Autor viele Thesen aufstellt, die nicht belegt werden. Man sollte beim Lesen im Kopf behalten, dass es sich bei den Essays um freie Texte handelt, in denen Schäuble seine Weltsicht erklärt und eben nicht um wissenschaftlichen Sachbuchkapitel. Am spannendsten empfand ich deshalb in jedem Kapitel die anschließenden Gespräche mit den Experten, die Schäubles Sicht teilweise nochmal relativiert, bestätigt oder ergänzt haben und viele weitere Ansatzpunkte für Diskussionen liefern. So hat mich das Buch dazu angeregt, über einige Dinge nachzudenken: Was wünsche ich mir eigentlich von einer perfekten Regierung? Was sollte man wirklich beachten bei der Wahl von Parteien/Einzelpersonen? Hat der Föderalismus vielleicht doch seine Daseinsberechtigung? Brauchen wir nicht vielleicht doch mehr Handlungsspielräume statt noch klarerer Gesetze? Wo liegen meine persönlichen gesellschaftlichen, sozialen und politischen Grenzen? Kann das Entwicklungstempo, das ich mir (als junge Akademikerin) von Deutschland und der Welt angesichts der Dringlichkeit vieler Probleme erhoffe, von der Allgemeinbevölkerung überhaupt mitgetragen werden? Und inwiefern müssen wir unsere eigenen Ansprüche an und Vorstellungen von Politik ändern, um gesellschaftlich an Krisen wachsen zu können...?


Weitere Zitate

“Das ist Anspruch und Selbstverständnis der repräsentativen Demokratie: Jeder Abgeordnete, ob Frau, Mann oder divers, ob jung oder alt, Wissenschaftler oder Arbeiter, ob aus der Stadt oder einem ländlichen Raum, ob hier geboren oder zugewandert, jeder muss sich selbst als Vertreter des ganzen Volkes verstehen, und immer, auch wenn er die legitimen Interessen seiner Wähler und Partei vertritt, das Gemeinwohl im Blick behalten.”
“Einerseits gibt es Misstrauen gegenüber Radikalismus, er wird für gefährlich gehalten. Andererseits schätzen wir alle die Errungenschaften der Vergangenheit, die Meilensteine dieser Zivilisation - Demokratie, Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, das Ende der Sklaverei. Womit begannen sie? Mit Menschen, die Grenzen überschritten, die radikal waren, optimistisch, idealistisch - und vollkommen unrealistisch. Es hat für mich eine gewisse Ironie, dass die, die die Errungenschaften der Vergangenheit loben, sehr geringschätzig auf die heutigen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit schauen. Dabei sind es gerade diejenigen, mit unrealistischen Vorstellungen, die Unvernünftigen, die einem auf die Nerven gehen, von denen wir später vielleicht einmal sagen werden: Sie waren Vorreiter und sie hatten recht.”
“Der grundsätzliche Unterschied zwischen der konservativen und der progressiven Weltsicht ist, dass Konservative die Welt als Nullsummenspiel sehen. Wenn ich einem Menschen etwas gebe, hat der andere weniger. Der progressive Mensch, sieht die Welt als Positivsummenspiel. Wenn ich einem Menschen etwas gebe, geht es diesem Menschen besser, und er kann einen eigenen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.”
“Auch wenn immer das Gegenteil behauptet wird: Bei uns darf und kann alles diskutiert werden - auch vieles, was jenseits der Schmerzgrenze des Anstands liegt. Es ist Zeichen unserer Liberalität und Rechtsstaatlichkeit.”
"Sicherheit ist ein Schlüssel, um das Zutrauen in offene Gesellschaften und liberale Demokratien wieder zu stärken. In Zeiten stürmischer Veränderungen braucht es nicht nur ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit, sondern auch an gesellschaftlicher Solidarität und an Kontrolle über das eigene Leben. Auf das Tempo der Veränderung reagieren viele Menschen mit einem verstärkten Sicherheitsbedürfnis, vor allem die, die sich auf der Verliererseite dieser Veränderungen sehen."


Fazit

"Grenzerfahrungen: Wie wir an Krisen wachsen" ist ein vielseitiges und gedankenreichen Buch, das den Grundstein für weitere Debatten über die größten Krisen und Herausforderungen der aktuellen Zeit sowie deren Chancen legt. 

 

Cover des Buches Dear Ijeawele, Or A Feminist Manifesto In Fifteen Suggestions (ISBN: 9780008275709)

Bewertung zu "Dear Ijeawele, Or A Feminist Manifesto In Fifteen Suggestions" von Chimamanda Ngozi Adichie

Dear Ijeawele, Or A Feminist Manifesto In Fifteen Suggestions
wordworldvor 21 Tagen
Kurzmeinung: Eine gelungene, kurze Zusammenfassung aktueller feministischer Ideen und Grundsätze in 15 Unterpunkten.
Viele gute Denkanstöße

Nachdem die Autorin in "We Should All Be Feminists" erklärt hat, weshalb eine feministische Geisteshaltung in unserer Welt dringend notwendig ist, dreht sich "Dear Ijeawele" darum, wie man Kinder mit einer feministischen Haltung erziehen kann. Ursprünglich basierend auf einem Brief an ihre Freundin, die kürzlich eine Tochter zur Welt gebracht hat, fasst die Autorin viele gute Denkanstöße zusammen und geht auf viele unterschiedliche gesellschaftliche Aspekte ein. Auch wenn man viele Punkte noch vertiefen könnte und auf den 66 Seiten nicht viel Komplexität und verschiedene Sichtweisen möglich sind, kann ich das Büchlein als Geschenk zum Lesen oder Hören sehr empfehlen: Eine gelungene, kurze Zusammenfassung aktueller feministischer Ideen und Grundsätze in 15 Unterpunkten. 

Cover des Buches We Should All Be Feminists (ISBN: B01N5MS56U)

Bewertung zu "We Should All Be Feminists" von Chimamanda Ngozi Adichie

We Should All Be Feminists
wordworldvor 21 Tagen
Kurzmeinung: Ein sehr informativer und inspirierender Rundumschlag zu allem, was zum Thema Feminismus beachtet werden muss
Große Empfehlung!

Von der nigerianische Schriftstellerin und Feministin Chimamanda Ngozi Adichie  wollte ich schon länger mal ein Buch lesen. Nachdem mir das kurze Hörbuch zu ihrem bekannten TED-Talk so gut gefallen hat, habe ich dann gleich noch ein zweites hinterhergeschoben. Große Empfehlung!

"We should all be feminists" ist mehr Essay ist Buch und beruht auf dem berühmten TED-Talk der Autorin (wer diesen noch nicht gesehen hat, wird die halbe Stunde Lebenszeit definitiv nicht bereuen!). Trotz der der Kürze ist der Essay ein sehr informativer und inspirierender Rundumschlag zu allem, was zum Thema Feminismus beachtet werden muss. Auch wenn ich fälschlicherweise in meiner Bubble (links-grüne Psychologiestudierende im gemütlichen Freiburg) gerne mal davon ausgehe, dass mittlerweile ein grundlegendes Verständnis zur Gleichheit von Menschen etabliert wurde und der Feminismus als erstrebenswerte Geisteshaltung in der Gesellschaft angekommen ist, stolpere ich im Netz und im persönlichen Umfeld immer wieder über Aussagen, die mir das genaue Gegenteil vor Augen halten. Wem mir in Zukunft dumm kommt, werde ich ohne großen Kommentar den Link zum TED-Talk schicken. 

"Some people ask: “Why the word feminist? Why not just say you are a believer in human rights, or something like that?” Because that would be dishonest. Feminism is, of course, part of human rights in general—but to choose to use the vague expression human rights is to deny the specific and particular problem of gender. It would be a way of pretending that it was not women who have, for centuries, been excluded. It would be a way of denying that the problem of gender targets women.“



Cover des Buches Kill Joy (ISBN: 9783846602058)

Bewertung zu "Kill Joy" von Holly Jackson

Kill Joy
wordworldvor 21 Tagen
Kurzmeinung: Ein unterhaltsames Prequel, das den Kreis der Trilogie schließt und Fans der Reihe erlaubt, nochmal zu den Figuren zurückzukehren.
Ein kurzes, aber lohnenswertes Lesevergnügen!

Handlung: Nachdem mich die "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson in den letzten Wochen rundum überzeugen und mir mit allen drei Bänden eine tolle Zeit bescheren konnte, habe ich im Anschluss gleich das Prequel "Kill Joy" nachgeschoben. Die kurze Vorgeschichte wurde zwar zuletzt veröffentlicht und von mir auch zuletzt gelesen, spielt aber eigentlich vor den Geschehnissen der Trilogie. Da sich hier der Kreis schließt und man erfährt, wie Pip ihre Begeisterung für ungelöste Fälle entdeckt hat und auf die Idee kam, sich im Rahmen ihres Schulprojekts dem Andie-Bell-Fall zu widmen, kann ich empfehlen, das Buch vor der Trilogie zu lesen. Es eignet sich allerdings auch gut, um als Fan nochmal zu den Anfängen zurückzukehren und einen wunderbar unbeschwerten Abend mit den Figuren zu verbringen - drohend im Hinterkopf, in was sie sich schon bald hineinmanövrieren werden...

Schreibstil: Auch wenn die Geschichte mit 176 Seiten sehr kurz ist, entführt die Autorin mit ihrer humorvollen, abwechslungsreichen Erzählweise in einen spannenden Krimifall in den 1920ern. Während der verschiedenen Spielrunden, die immer wieder von spannungsgebenden Elementen rund um das Haus unterbrochen werden, vergisst man sehr schnell, dass es sich eigentlich nur um ein Krimidinner handelt und stürzt sich gerne mit Pip in die Ermittlungsarbeit.

Figuren: Am schönsten fand ich allerdings, dass wir hier nochmal einen Blick auf die unbeschwerte, naive, lebensfreudige Pip werfen können, die einfach eine schöne Zeit mit ihren Freunden verbringt. Im Laufe der Reihe habe ich an ihrer Seite einiges durchmachen und beobachten müssen, wie sie durch ihr Trauma nicht nur ihre Unbeschwertheit, sondern auch ihren Glauben an die Macht der Wahrheit, die Polizei und das Justizsystem verloren hat. Am liebsten würde ich jetzt im Anschluss sofort nochmal in Band 1 stürzen!


Das Urteil

"Kill Joy" ist ein unterhaltsames Prequel, das den Kreis der Trilogie schließt und Fans der Reihe erlaubt, nochmal zu den Figuren zurückzukehren und ein letztes Mal mitzurätseln! Ein kurzes, aber lohnenswertes Lesevergnügen!

 

Cover des Buches Pretty Scandalous - Heißer als Rache (ISBN: 9783734112638)

Bewertung zu "Pretty Scandalous - Heißer als Rache" von Tami Fischer

Pretty Scandalous - Heißer als Rache
wordworldvor 24 Tagen
Kurzmeinung: Macht mit einer Mischung aus Verrat, Skandalen, Luxus, Geheimnissen, Romantik und Intrigen absolut süchtig!
Ein undurchsichtiger, hochspannender Romantic Suspense-Reihenauftakt

Von Tami Fischer habe ich bisher ihre fünfbändige Fletcher-University-Reihe gelesen, die mich sehr überzeugt hat. Als ich gehört habe, dass die Autorin von der gemütlichen Kleinstadt-Romance hin zu einer Romantic Suspense Reihe vor glamourösem Großstadtsetting wechseln würde, war ich deshalb sofort an Bord! Mit dem Versprechen auf Gossip-Girl-Vibes und dem schmissigen Titel wurde meine Vorfreude dann nochmal gesteigert und spätestens als ich die ersten begeisterten Rezensionen gelesen habe, habe ich gewusst: das könnte richtig richtig gut werden - und wurde definitiv nicht enttäuscht!!!

Auch wenn ich kein Fan von Gesichtern auf Cover bin, mag ich die Gestaltung der Manhattan-Elite-Reihe sehr gerne. Zu sehen ist unsere Hauptfigur Sarah in Nahaufnahme, die mit filigranem Goldschmuck, perfekt gemachten Haaren, Make-Up und Nägeln und großer Sonnenbrille aussieht wie direkt aus dem Gossip-Girl-Trailer ausgeschnitten. Zusammen mit den anderen Cover der Reihe, auf denen vermutlich Cameron und Payton zu sehen sind, schreit die Gestaltung der Reihe gerade zu nach Glamour, Intrigen und Verrat... Toll finde ich übrigens auch den passend gestalteten Farbschnitt, die knackigen Kapitelüberschriften und die Eindrücke von New York in der Innenlasche der broschierten Auflage. Daumen nach oben für die Gestaltung also!

Erster Satz: "Es war einmal eine Hochstaplerin, die nach Coco Mademoiselle duftete, Jimmy Choos trug und kurz davor war, an ihrer Shapewear zu ersticken."

Auch die Geschichte an sich beginnt vielversprechend. Nach diesem aufmerksamkeitsheischenden ersten Satz geht es los mit einem Prolog, in dem Sarah als ihre Schwester Payton einen elitären Ball besucht und kurz vor dem Höhepunkt ihres Racheplans steht. Wie sie an diesen Punkt gekommen ist erfahren wir dann anschließend in den folgenden Kapiteln. Viel kann ich zur Handlung leider nicht sagen, um bloß nichts vorwegzunehmen, die Mischung aus Verrat, Skandalen, Luxus, Geheimnissen, Romantik und Intrigen, in die sich Sarah verstrickt, als sie Paytons Leben in New York einnimmt, ist aber absolut süchtig machend. Dadurch, dass Sarah keine Ahnung hat, was mit Payton genau passiert ist und wem sie vertrauen kann, verbringt man den Hauptteil der Zeit beim Lesen damit, in zig verschiedene Richtungen zu denken und zu versuchen, das mysteriöse Puzzle rund um die Clique zusammenzusetzen. Woher kommen Paytons blaue Flecken? Was ist mit Peter Darlington passiert? Woher hat sie plötzlich so viel Geld? Wieso scheint die Clique sie zu hassen? Was verbindet sie mit ihrem Nachbarn Holden? Und wer zieht im Hintergrund die Fäden...? Lest dieses Buch und habt ebenso viel Spaß mit dem Rätseln wie ich!!!

Toll ist neben der spannenden und wendungsreichen Handlung auch das lebendige Setting in Manhattan. Ich mag New York als Schauplatz für Bücher sowieso sehr gerne, wie Tami Fischer die New Yorker Upper Class und das elitäre Studentenleben an der Columbia zum Leben erweckt, ist aber einfach großartig! Exklusive Ballnächte, teure Mittagessen in Clubs, gläserne Wolkenkratzer, schicke Penthouses, unbezahlbare Luxusmarken und böse Intrigen - die "Gossip Girl"/ "Sex and the City" / "Pretty Little Liars Vibes" sind REAL und sorgen zusätzlich dafür, dass man das man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. So war "Pretty Scandalous" wohl das kürzeste 600seitige Buch, das ich jemals gelesen habe und kam vollkommen ohne Längen aus. Am liebsten hätte ich natürlich beim Lesen gleich alle Geheimnisse auf einmal gelüftet und alle Fragezeichen verschwinden lassen. So war ich fast ein wenig enttäuscht, wie wenig Licht ins Dunkle  über die Handlung hinweg gebracht wird. Da es sich aber um eine Trilogie handelt und die Rätsel und Spielchen sich also nochmal zwei weitere Bände fortsetzen werden, ist mir klar, dass Tami hier noch nicht alles vom Stapel lassen konnte. 

Überzeugen konnte mich auch die Hauptfigur und Ich-Erzählerin Sarah Quinn, welche eine bodenständige Konstante in diesem verlogenen Schlangennest ist und damit die perfekte Erzählerin für diese Geschichte. Sie kommt aus einem normalen, liebevollen Elternhaus, lebt mit ihrer besten Freundin Laurel in einer gemütlichen Studenten-WG und studiert Architektur - somit könnte sie du oder ich sein. Als sie nach New York kommt und für kurze Zeit in ein fremdes Leben, in einen Traum voller Luxus und erfüllter Wünsche eintaucht, der sich aber schnell als Albtraum entpuppt, droht sie allerdings zunehmend sich selbst zu verlieren. Auf ihr als grundsätzlich ehrliche und direkte Person lasten sowohl die Lügen als auch die Einsamkeit, die ihre neue Rolle mit sich bringen. Der enorme Druck, sich nicht in Lügen zu verstricken und aufzufliegen und das extreme Mobbing der Clique tun ihr Übrigens und setzen Sarah ganz schön zu, sodass ich beim Lesen ziemlich mit ihr mitgelitten habe. Toll finde ich an ihrer Charakterisierung außerdem, dass sie als weibliche PoC selbst Rassismus und Sexismus sofort anspricht und trotz allem ihr moralischer Kompass nie verrutscht. Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Schachzüge mit und von ihr! 

Auch die Nebenfiguren sind alle durchweg spannend und vielschichtig angelegt. Manche mag man auf Anhieb mehr, manche weniger, aber alle verbergen mehr als es den Anschein hat, sodass ich irgendwann einfach NIEMANDEM mehr vertraut habe (naja bis vielleicht Sarahs bester Freundin Laurel und ihrem Hund Nacho). Da ich auch Monroe als Love Interest nicht über den Weg getraut habe, habe ich die sich anbahnende Liebesgeschichte zu Beginn nicht so ganz gefühlt und bin auch allen weiteren Entwicklungen und Figuren erstmal mit Misstrauen begegnet. Dementsprechend wenig geschockt war ich dann vom Ende - aber nicht, weil es wirklich vorhersehbar gewesen wäre (war es nämlich wirklich nicht), sondern weil ich dem Buch zu diesem Zeitpunkt einfach bereits alles zugetraut habe und gedanklich schon 10 Schritte weiter war. Nichtsdestotrotz würde ich am liebsten SOFORT den zweiten Band lesen und verfluche Autorin und Verlag insgeheim ein wenig, dass ich jetzt noch bis JUNI warten muss!!!! Ich würde also empfehlen diese Reihe unbedingt auch zu lesen, allerdings erst mit Band 1 zu starten, wenn zumindest die erste Fortsetzung bereits erhältlich ist. 


Fazit

"Pretty Scandalous" ist ein undurchsichtiger, hochspannender Romantic Suspense-Reihenauftakt, der mit einer authentischen Hauptfigur, einem lebendigen Setting und einer wendungsreichen Handlung überzeugt und dessen Mischung aus Verrat, Skandalen, Luxus, Geheimnissen, Romantik und Intrigen absolut süchtig macht!

 

Cover des Buches As Good as Dead (ISBN: 9783846601730)

Bewertung zu "As Good as Dead" von Holly Jackson

As Good as Dead
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: "As Good As Dead" ist noch temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als seine Vorgänger...
Eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben und die Reihe nun mit Band 3 beendet. Zunächst kann sich sagen, dass das die erste Krimireihe war, in der mich tatsächlich alle Bände überzeugen konnten, da sich die Hauptfiguren sowie auch die Handlung angemessen weiterentwickeln. Während Band 1 eine locker-leichte, charmante Murder-Mystery-Geschichte war und Band 2 schon etwas düsterer geworden ist als Pip zunehmend in den Fall hineingezogen wurde, ist Band 3 nun schon eher Thriller als Krimi und es geht wie der Titel schon vermuten lässt um Leben und Tod. Während Pip nach einem letzten Fall für eine dritte Staffel ihres Podcasts sucht, hat sie plötzlich mit einem geheimnisvollen Stalker zu kämpfen und stößt auf einen alten Serienkillerfall. Währenddessen muss sie außerdem ihre Rache an Max Hastings planen und ihre eigene Zukunft sichern - definitiv genug, um die arme, gebeutelte Detektivin und damit auch uns LeserInnen über 458 Seiten hinweg in Atem zu halten... Auch wenn der reine Fall für mich recht schnell zu lösen war, ist "As Good As Dead" was die Spannung angeht demnach definitiv der stärkste Band der Reihe. Besonders in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung eine Wendung nach der anderen, die man nicht kommen gesehen und sich so auch nicht gewünscht hat, bei denen man aber nur mit offenem Mund weiterhören und auf das Beste hoffen kann...

Schreibstil: Besonders wird die Geschichte wieder durch ihre abwechslungsreiche, temporeiche und spannungsgeladene Erzählweise. Die Autorin mischt neben der Erzählung von Pippas Ermittlungsarbeit in der dritten Person auch andere Formate in ihre Geschichte. So sind beispielsweise Transkripte von Interviews, Zeitungsartikel, Social Media Nachrichten, Polizeiberichte oder Podcast Folgen aus der Ich-Perspektive von Pippa mit eingebunden. Als Hörbuch sind diese zusätzlichen Materialien ganz toll produziert und in verschiedenen Stimmen eingelesen, beziehungsweise als Dialoge nachgespielt. Die grundlegende Machart mit der abwechslungsreichen Erzählweise, die zusätzlich zum Miträtseln anregt, wurde hier zwar beibehalten, im Vergleich zu Band 1 und 2 gibt es aber deutlich weniger Ermittlungsarbeit und dafür mehr tatsächliche Action. Außerdem hat die Erzählung durch alles, was Pip bereits erlebt hat und mitansehen musste, eine neue Ernsthaftigkeit gewonnen und ihren humorvollen Unterton nun gänzlich verloren. Zusätzlich zur neuen Düsternis und Blutrünstigkeit dringt die Handlung auch noch weiter in den moralischen Graubereich vor und wir beobachten Pippa bei einigen fragwürdigen Entscheidungen, die wir als LeserInnen zwar verstehen, aber nicht akzeptieren können. Die Altersbeschränkung sollte hier also unbedingt beachtet werden!

Figuren: Begleitet wird der hochspannende Krimithriller von einem zunehmenden Charakterzerfall unserer Protagonistin, welcher die Atmosphäre zusätzlich anheizt. Schon in Band 2 haben wir beobachtet, wie die 17jährige Pippa, die wir in Band 1 als unbeschwerte Musterschülerin kennengelernt haben, durch die vergangenen Ereignisse traumatisiert ist und nicht nur ihre Naivität, sondern auch ihren Glauben an die Polizei und das Justizsystem verloren hat. Dass sie hier zunehmend zu Selbstjustiz greift und mit den Auswirkungen ihrer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat, ist demnach nur nachvollziehbar und passt zu ihrer gesamten Entwicklung. Auch wenn man vielleicht nicht jede Entwicklung gutheißen mag, ist Pippa zweifelsohne eine starke Protagonistin, die die trotz ihres jungen Alters eine enorme Vielschichtigkeit und viel Identifikationspotenzial bietet. Am besten gefallen hat mir an "As Good As Dead" allerdings, dass die Autorin hier alle bisherigen Fälle miteinander verbindet und das Ende wieder den Anfang aufgreift, sodass ein rundum runder Eindruck entsteht. Dabei kommen natürlich auch nochmal alle bekannten Nebenfiguren vor und spielen eine wichtige Rolle, auch manche, von denen man es vielleicht nicht mehr erwartet hätte....“The beginning was the end and the end the beginning...”

 

Die Zitate

“Is it normal for one person to have this many enemies? I’m the problem, aren’t I? How did it get so late already? I understand why they all hate me.I might hate me too.”
“Shewasgoingtodieshewasgoingtodieshewasdeadshewasdeadshewasgoingtodie”
“You're Pippa Fricking Fitz-Amo-bi. My little Sarge. Pippus Maximus, and there's nothing you can't do.”
“The truth doesn’t matter,’ Pip said, digging her nails into her thigh. The Pip from last year wouldn’t recognize this one today. That lively-eyed girl and her school project, naïvely clinging to the truth, wrapping it around herself like a blanket. But the Pip sitting here was a different person and she knew better. The truth had burned her too many times; it couldn’t be trusted”
"Hey Sarge, remember me?"


Das Urteil

"As Good As Dead" ist noch temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als seine Vorgänger und mit Pips zunehmendem Charakterzerfall und dem Showdown eher ein Thriller als ein klassischer Krimi.

 

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