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Cover des Buches Wie Farben im Regen (ISBN: 9783846601846)

Bewertung zu "Wie Farben im Regen" von Alicia Zett

Wie Farben im Regen
wordworldvor 10 Tagen
Kurzmeinung: Ein Wohlfühlbuch über Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge!
Ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Mit "Wie Farben im Regen" geht die Love-is-Reihe von Alicia Zett, von der ich bereits "Wie Wellen im Sturm" und "Wie Melodien im Wind" gelesen habe, nun zuende. Das am 29. Februar erschienene Finale erzählt die Geschichte von Caro und Sam und überzeugt wie gewohnt mit einem sensiblen Umgang mit ernsten Themen, tollem Wohlfühlsetting und einer wichtiger Message. Absolute Leseempfehlung für diese Reihe!


Schon das Cover ist wieder ganz nach meinem Geschmack und steckt voller passender Details, die wunderbar zu Band 1 und 2 passen. Die farbliche Zweiteilung in Rose und Blau erinnert an die Transflagge und macht aus der Reihe insgesamt einen bunten Regenbogen. Die im Hintergrund aufgedruckten Regentropfen passen wunderbar zum Titel und der Handlung. Unsere beiden Hauptfiguren Caro und Sam(uel) sind auch hier wieder als wunderschöne Illustration von Mi Ha zum Leben erweckt worden und auch die Innenklappen der Broschur und die Kapitelanfänge sind mit Illustrationen wie dem Schulwappen des Internats Schloss Mare und Caros Tortenkreationen schön ausgestaltet. Kurz schwärmen möchte ich auch über das tolle Buchpaket, dass mich vom ONE Verlag zur Geschichte erreicht hat. Neben dem (signierten!!!!) Buch waren ein Lesezeichen, ein Brief der Autorin, bedruckte Taschentücher, eine Character Card und ein Page-Overlay mit den Figuren der gesamten Reihe in dem farblich passenden Paket. Auf der Rückseite der Character Card ist ein Abizeugnis des Internats Schloss Mare abgedruckt. Nach dem persönlichen Brief der Autorin mit den Erklärungen zu den Hintergründen des Buches war ich dann noch viel gespannter auf das Finale der Reihe als zuvor! 



Erster Satz: "Manchmal würde ich gerne die Zeit anhalten."

Mit diesen Worten von Caro starten wir in das letzte Buch der Reihe und kehren für ein weiteres buchiges Jahr ans Internat Schloss Mare zurück. Für die Veränderungen-hassende Caro steht mit dem herannahenden Abitur, dem Schulabschluss und den drohenden Abschieden von ihren FreundInnen für ihren Geschmack schon genügend an, als sich auch noch ihre langjährige Freundin als trans outet. Sam, die wir über zwei Bände als Stürmerin der Internatsmannschaft kennengelernt haben, ist eigentlich Samuel und möchte ab sofort auch als solcher Leben. Das ist nicht nur für Caro erstmal eine Überraschung. Auf 496 Seiten verfolgen wir Samuel dabei, wie er sich gemeinsam mit Caro nach und nach seinem Umfeld anvertraut und Schritt für Schritt zu seinem wahren Selbst findet. Dabei passiert auf der reinen Handlungsebene erstmal nicht besonders viel und die Figuren, Themen und die Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Bei einer Reihe, die sich auf eine Wohlfühlatmosphäre, queere Themen und Charaktere mit tollen Beziehungen fokussiert, hat mich das nicht wirklich überrascht und so kann sich die Geschichte viel Zeit für ihr Hauptthema nehmen.



"In diesem Augenblick sind alle Sorgen und Ängste vergessen. Das hier ist nicht fremd oder komisch. Das hier ist mein Samuel. Vielleicht sogar ein Stück mehr als noch vor wenigen Minuten."

Ich habe bisher zwar schon von transsexuellen Figuren gelesen, aber die Erzählung aus der Sicht der PartnerIn, die unterstützen möchte, sich aber gleichzeitig fragt, was dies für die eigene Beziehung bedeutet, war mir vollkommen neu. Die Idee basiert stark auf autobiografischen Erlebnissen, die die Autorin mit ihrem Mann gemacht hat. Durch die own-voice-Elemente bekommt die Geschichte eine sehr persönliche Note, die sich in großer Authentizität der Figuren und Sensibilität im Umgang mit den Themen Transsexualität, Körperdisphorie, Coming-Out und Queerfeindlichkeit widerspiegelt. Die Autorin versucht, uns die Erlebniswelt ihrer beiden Figuren nahzubringen, ohne deren Gefühle zu bewerten oder zu verurteilen und schreibt damit eine Geschichte, die Betroffenen Paaren in Zukunft bestimmt weiterhelfen kann. Nebenbei lernen auch Nichtbetroffene ganz viel über Dinge wie Hormontherapie, psychiologische Gutachten und den gesamten Transitionsprozess, welcher in Deutschland in Zukunft durch das Selbstbestimmungsgesetz vereinfacht werden soll. 



"Lesbisch. Ein Wort, das ich lange Zeit nicht aussprechen konnte. Ein Label, für das ich mich geschämt habe und das ich erst nach vielen Monaten für mich annehmen konnte. Eine Bezeichnung, von der ich jetzt nicht mehr weiß, ob sie noch richtig passt."

Auch wenn "Wie Farben im Regen" durch die Themen wieder etwas ernster im Ton ist, würde ich es allerdings dennoch als absolutes Wohlfühlbuch einstufen. Denn neben den queeren und Mental Health Themen geht es hier auch viel um Fußball, Familie, Freundschaft und natürlich Liebe. Schon in Band 1 fand ich das Setting am Internat Schloss Mare mit all den bunten und liebenswerten Nebenfiguren toll und auch hier haben sich viele Szenen wie Nachhausekommen angefühlt. Der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. Egal ob das majestätische Internat direkt an der Nordsee, das quirlige Winterturnier, der Ausflug nach Südtirol oder Silvester auf dem Gipfel eines Berges - die Autorin hat ein überraschendes Talent dafür, Orte lebendig werden zu lassen. Ein Picknick am Strand bei Sonnenuntergang, abendliche Ausflüge mit dem Fahrrad, nächtliche Backaktionen, Lernsessions in der Bibliothek oder spontane Plantscher ins Meer, ... die fast 500 Seiten sind abermals voller wundervoller Momente, die ich so lebendig vor Augen hatte, als wäre es ein Film. 


Neben dem Internatsvibe (durch die ich mich an Kindheitslektüren wie die "Hanni und Nanni", "Dolly" und Co zurückerinnert habe) fand ich auch die Darstellung der Mädchen-Fußballmannschaft wirklich toll. Der Mannschafts- und Teamgeist der SpielerInnen und ihre Begeisterung für den Sport ist hier in jeder Zeile wiederzufinden. Für mich, die selbst jahrelang Fußball gespielt hat, war das total gut nachzuvollziehen und hat viele schöne Erinnerungen geweckt. Aber auch wer nicht so viel mit Fußball anfangen kann, wird sich in gewisser Weise in der Geschichte wiederfinden. Denn mit universalgültigen Themen wie Heimat, Freundschaft, Liebe, Träume und Dazugehören kreiert die Autorin eine absolute Wohlfühlatmosphäre. 



"Ich freue mich so für dich", sage ich und ziehe ihn diesmal etwas vorsichtiger an mich, umschlinge seinen Körper mit meinen Armen und Beinen, küsse ihn und spüre sein pochendes Herz an meinem. Mein Herz, das voller Vorfreude und Angst zugleich ist. Was vollkommen okay ist, das weiß ich nun."

Zusätzlich zum Fußball ist für Caro Backen ein wichtiges Ventil, um Stress abzubauen. Auch wenn dieser Aspekt nicht ganz so viel Raum einnimmt wie beispielsweise die Musik von Toni in Band 2, bekommt man beim Lesen oftmals Lust, selbst mal wieder den Schneebesen hervorzukramen und eine der Kreationen nachzubacken. Mit dem Backen rücken auch Caros Zukunftspläne mehr in den Vordergrund. Denn während Samuel damit beschäftigt ist, seinen Transitionsweg zu gehen, muss Caro lernen, dass manche Enden auch neue Anfänge sind und man nicht für alles einen Plan haben muss. Die ganz besondere Stimmung kurz vor und nach dem Abitur, die sich aus Angst, Vorfreude, Nostalgie, Freiheit, Abschied und Unsicherheit zusammensetzt, hat Alicia Zett wirklich wunderbar getroffen und mich damit selbst zum Ende meiner eigenen Schulzeit zurückversetzt. 


Der dritte Aspekt der Geschichte, der trotz der ernsten Themen viel Leichtigkeit mitbringt, sind die Beziehungen zwischen den Figuren. Zum einen spielen hier die Freundschaften innerhalb der Internats-clique und der "Queer and Friends"-AG eine große Rolle und sind für Caro eine große Stütze. Zum anderen werden die Beziehungen von Samuel und Caro zu ihren jeweiligen Eltern hier stärker vertieft als in den vorherigen Bänden. Nicht zu vergessen außerdem: "Wie Farben im Regen" ist natürlich auch wieder eine Liebesgeschichte und auch wenn man eigentlich von Anfang an genau weiß, dass Caro und Samuel entgegen allen Hindernissen am Ende zusammenbleiben werden, habe ich mit den beiden von Anfang bis Ende mitgefiebert. 



"Alles verändert sich, aber vielleicht ist das etwas Gutes. Vielleicht ist es wie mit den Farben im Regen. Sie laufen ineinander, nehmen eine neue Farbe an und verwischen. Aber dadurch entstehen neue Kunstwerke. Neue Bilder, die andere Geschichten erzählen."



Fazit


"Wie Farben im Regen" ist trotz etwas ernsterer Themen wieder ein absolutes Wohlfühlbuch mit einem lebendigen Setting, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer tollen Charakterentwicklung und einer wichtiger Message. Mit den Themen Transsexualität, Coming-Out, Freundschaft, Internatsleben, Zukunftspläne, Liebe, Nostalgie, Ende und neue Anfänge ist es ein rundum toller Abschluss der Reihe!

Cover des Buches the princess saves herself in this one (ISBN: 9781449486419)

Bewertung zu "the princess saves herself in this one" von Amanda Lovelace

the princess saves herself in this one
wordworldvor 10 Tagen
Kurzmeinung: Eine intensive Lyrik-Anthologie über Verlust, Schmerz, Heilung und die Magie, die jeder Frau innewohnt.
Schöne Botschaften, etwas anstrengend zu lesen...

Wie ihr vielleicht wisst, lese ich mich so langsam durch die Klassiker der modernen Poesie und dabei darf die amerikanische Bestsellerpoetin Amanda Lovelace mit ihrer "Women Are Some Kind of Magic"-Serie natürlich nicht fehlen. Den Anfang gemacht hat für mich "The Princess Saves Herself in This One", dessen Poesie genau wie die beiden Nachfolger "The Witch Doesn't Burn in This One" und "The Mermaid's Voice Returns in This One" schon beim Titel beginnt. Passend dazu, zieht sich das Thema der Prinzessin, die über sich selbst hinauswächst und keinen Retter braucht, durch die gesamte Anthologie. Eingeteilt in die vier Abschnitte "the princess" "the damsel", "the queen" "& you" erzählt die Autorin Teile ihrer Lebensgeschichte und verarbeitet verschiedene Traumata in kurzen Gedichten, bevor sie sich mit einer schönen Botschaft an ihre LeserInnen wendet. Dementsprechend lang ist die Liste mit Triggerwarnungen, die zu Beginn angefügt ist und dementsprechend anstrengend die Reise durch das Buch. Obwohl ich von vielen Gedichten stark berührt wurde, gibt es für das subjektive Leseerlebnis also dennoch eine gemischte Bewertung. 

Cover des Buches Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe (ISBN: 9783352009976)

Bewertung zu "Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe" von Ali Hazelwood

Bride – Die unergründliche Übernatürlichkeit der Liebe
wordworldvor 17 Tagen
Kurzmeinung: Trotz etwas seltsamer Omegaverse-Motiven und dem ausgelutschten Vampyr-Werwolf-Thema ein unterhaltsames und charmantes Fantasy-Debüt!
Eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang

Handlung: Nachdem mir "The Love Hypothesis", "Love on the Brain" und "Love, theoretically" von Ali Hazelwood so gut gefallen haben, musste ich auch unbedingt ihrem ersten Ausflug ins Fantasy-Genre unbedingt eine Chance geben. Da sich die Autorin in "Bride" auf vollkommen neues Terrain bewegt und für mich Vampyre und Werwölfe leider etwas ausgedient haben, hatte ich keine großen Erwartungen an die Geschichte. Umso mehr gefreut hat es mich, dass ich die 410 Seiten in kürzester Zeit verschlungen habe und wunderbar unterhalten wurde. Mit erfolgreichen Tropes wie Slowburn Romance, Enemies to Lovers- Elementen, Found Family, Fake Marriage und He-Falls-First war eigentlich schon zu Beginn an klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird. Nichtsdestotrotz habe ich diese charmant, unterhaltsam und gewitzt erzählte Geschichte mit jeder Seite mehr geliebt! 

Schreibstil: Urban Fantasy im Stil einer Rom Com? Das kann nur Ali Hazelwood rocken. Mit ihrem wie immer frischen, unterhaltsamen Schreibstil und dem großartigen Humor, kann man gerne darüber hinwegsehen, dass Vampyre und Werwölfe nun wirklich nicht mehr das Top Thema des Jahrzehnts sind. Auch auf die Motive aus dem Omegaverse, die sie hier miteingebaut hat (z.B. Alphas, Mates, Knotting (?!?😂)), hätte ich gerne verzichten können, da sich einige Szenen angefühlt haben, als würde man mitten in einer Wattpad-Fanfiction stecken. Aber ansonsten? Eine einfach großartige und überraschend gut ausbalancierte Geschichte! Um ihre Romanze etwas aufzupeppen hat die Autorin einen kleinen Kriminebenhandlungsstrang eingefügt, der frischen Wind in die Geschichte bringt. Außerdem belässt sie es bei einem angedeuteten Urban Fantasy Worldbuilding, das ausreicht um die Geschichte auszuschmücken, aber nicht unnötig vertieft wird. So handelt es sich bei "Bride" genau wie ihren anderen Geschichten um eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang - nur eben vor einem Urban-Fantasy-Hintergrund.

Figuren: Auch die beiden Hauptfiguren sind mir total schnell ans Herz gewachsen und schaffen es auch, sich auf den wenigen Seiten glaubhaft weiterzuentwickeln. Besonders die Ehrlichkeit und offene Kommunikation zwischen den beiden (und ja, auch ihre unfassbare Chemie!!!) haben mir sehr gut gefallen. Generell ist die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Misery geschrieben, aber zu Beginn jedes Kapitels steht ein kurzer Satz aus Lowes Perspektive, welcher uns LeserInnen schon früh klar macht, dass hinter seinem abweisenden Verhalten eigentlich andere Gründe stecken... Auch Nebenfiguren wie Alex, Ana oder Owen haben mir sehr gut gefallen. Das Ende ist in sich abgeschlossen, deutet aber eine mögliche Fortsetzung über Serena und Koen an. Da ich das Gesamtergebnis von "Bride" sehr mochte, würde es mich freuen, noch mehr über diese Welt lesen zu können!


Zitate

"You don’t know anything about what it’s like to find your other half, I would take anything she chose to give me—the tiniest fraction or her entire world. I would take her for a single night knowing that I’ll lose her by morning, and I would hold on to her and never let go. I would take her healthy, or sick, or tired, or angry, or strong, and it would be my fucking privilege. I would take her problems, her gifts, her moods, her passions, her jokes, her body—I would take every last thing, if she chose to give it to me."
"My smell. Do I smell like…?”
 “Mine.” It’s a rumble in his throat. “You smell like you’re mine, Misery."
"That was a badass speech, Misery.”
“Badass is my middle name.”
“Your middle name is Lyn.”
 Shit. “Stop reading my file.”"
"Maybe you're not meant for me the way I'm meant for you, but I'm going to choose you anyway, over and over and over again."


Das Urteil

"Bride" ist trotz etwas seltsamer Omegaverse-Motiven und dem recht ausgelutschten Vampyr-Werwolf-Thema ein unterhaltsamer und charmanter erster Ausflug der Autorin ins Fantasy-Genre. Ali Hazelwood erzählt hier wie immer eine unterhaltsame Romanze mit überraschendem Witz und emotionalem Tiefgang  - nur eben vor einem Urban-Fantasy-Hintergrund.

 

Cover des Buches Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen (ISBN: 9783426286197)

Bewertung zu "Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen" von Maria Pettersson

Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen
wordworldvor 19 Tagen
Kurzmeinung: Stellt prägnant, pointiert und wertungsfrei die Schicksale und das Wirken von 49 starken Frauen aus aller Welt und allen Epochen vor.
Unterhaltsam, informativ und inspirierend!

Passend zum Weltfrauentag habe ich beschlossen, ein Hörbuch zu starten, das schon lange auf meiner Wunschliste steht: "Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen". Genau wie erhofft, hat mich die Biografie-Sammlung gut unterhalten, informiert und inspiriert, also große Leseempfehlung für diesen kompakten Sachbuchschatz!

Der Aufbau ist leicht erklärt: Hier stellt die finnische Journalistin Maria Pettersson Kurzporträts von 49 Frauen der Weltgeschichte vor. Eingeteilt in die sieben Kategorien "Wissenschaftlerinnen und Gelehrte", "Anführerinnen und Herrscherinnen", "Künstlerinnen und Athletinnen", "Aktivistinnen und Dissidentinnen", "Ermittlerinnen und Kriminelle", "Soldatinnen und Spioninnen" sowie "Abenteurerinnen und Entdeckerinnen" präsentiert die Autorin starke Frauen aus allen zeitlichen Epochen, verschiedenen Ländern der ganzen Welt, mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Rängen und einzigartigen Schicksalen. So entsteht ein lehrreicher Rundumschlag, der über die übliche Fixierung auf Europa sowie die Gattinnen von einflussreichen Männern hinausgeht. Statt sich dabei auf die bekannten Frauen der Weltgeschichte zu beziehen, die typischerweise bei solchen Romanen genannt werden - beispielsweise Kleopatra, Marie Curie, Rosa Parks oder Marie Antoinette - werden unbekanntere Frauen herausgegriffen, von denen ich nur von einer Handvoll hatte zuvor überhaupt den Namen gehört hatte. Im Vordergrund stehen Frauen, deren Geschichten von der patriarchalen Geschichtsschreibung ignoriert wurden, deren Erfolge Männer zugeschrieben wurden, die unbemerkt das Weltgeschehen beeinflusst haben und für sich ihre Kinder, ihr Volk oder für andere Frauen gekämpft haben. 

Die 49 Kurzbiografien sind dabei knapp, pointiert und wertungsfrei geschrieben, sodass man einen groben Überblick über das Leben und Wirken der Frauen erhält und Lust bekommt, mehr über die jeweiligen Personen zu erfahren. Dabei werden sowohl Höhen als auch Tiefen ihrer Schicksale beschrieben, es wird auf Errungenschaften wie Schandtaten, Privatleben wie politische Einstellungen, Liebesgeschichten wie Tragödien eingegangen und selbst historische Ungenauigkeiten und Widersprüche werden aufgegriffen. Auf diese Weise werden die Frauen trotz des empowernden Untertons nicht als Heldinnen oder Vorbilder glorifiziert, sondern einfach als das vorgestellt, was sie waren: einflussreich, interessant und dennoch weitestgehend von der Geschichte vergessen. 

So habe ich nicht nur 49 spannende Persönlichkeiten kennengelernt, sondern auch eine neue Perspektive auf unsere Geschichte erhalten und mal wieder den Beweis dafür gesehen, dass Frauen mindestens alles genauso gut können wie Männer - sei es Drogenkartelle führen, den politischen Untergrund aufwirbeln, neue Entdeckungen machen, Länder reformieren oder in den Krieg ziehen. Dieses Buch ist also ein Must-Read für alle, die immer noch glauben, Männer allein hätten die Geschichte der letzten Jahrtausende geprägt und eines für alle, die sich davon inspirieren lassen wollen, wie Frauen trotz widriger Umstände und Unterdrückung ihr Leben selbst in die Hand genommen und die Welt verändert haben! 


Das Urteil

"Anführerinnen, Agentinnen, Aktivistinnen" stellt prägnant, pointiert und wertungsfrei die Schicksale und das Wirken von 49 starken Frauen aus aller Welt und allen Epochen vor. Diese Biografie-Sammlung hat mich gut unterhalten, informiert und inspiriert - große Leseempfehlung für diesen kompakten Sachbuchschatz!!

 

Cover des Buches Throne of Glass - Der verwundete Krieger (ISBN: 9783423718073)

Bewertung zu "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" von Sarah J. Maas

Throne of Glass - Der verwundete Krieger
wordworldvor 19 Tagen
Kurzmeinung: Fällt aufgrund des anderen Settings, des ruhigeren Tempos, der anderen Figuren und des anderen Schwerpunkte etwas aus der Reihe hinaus...
Nicht mein Lieblingsband der Reihe, aber zweifellos lesenswert!

Nachdem Sofia und ich mit "Throne of Glass - Die Erwählte" unseren Buddy-Reread der "Throne of Glass"-Reihe gestartet haben, sind wir mittlerweile bei Band 5 und 6 angelangt. Für diese beiden Bände haben Sofia und ich uns etwas Besonders ausgedacht und zwar haben wir beschlossen, sie parallel zu lesen. Das hat drei Gründe: Zunächst sind wir beide keine großen Chaol-Fans und mussten so keine 800 Seiten am Stück nur über ihn lesen. Als zweites spielen Band 5 und Band 6 ja auf einer Zeitebene an unterschiedlichen Orten, sodass sich die Kapitel der beiden Bände wie unterschiedliche Handlungsstränge lesen. Und zuletzt müssen wir so nach dem Cliffhanger von Band 5 nicht noch ein ganzes Buch darauf warten, bis es in Band 7 endlich mit der Haupthandlung weitergeht. Ich kann diese parallele Lesart auf jeden Fall sehr weiterempfehlen! Da ich Band 6 beim ersten Lesen komplett übersprungen hatte (aus oben genannten Gründen - kein Bock auf Chaol und ich wollte gleich mit Band 7 weiterlesen), war ich besonders gespannt auf diesen für mich ganz neuen Band der Reihe!

"Er war Lord von Nichts. Lord der Eidbrecher. Lord der Lügner."

Zuerst wenige Worte zum Buchcover. Ich mochte die minimalistische Gestaltung der Reihencover mit der illustrierten Silhouette der Hauptfiguren vor einem weißen Grund schon immer sehr gerne. Auch wenn der mangaartige Stil nicht ganz so gut zu den Gesichtern der Figuren passt, ist der generelle Vibe doch sehr gut getroffen. Auf Band 6 sieht man nun Chaol, dessen Gesicht von einem Kapuzenumhang verdeckt wird, umweht von goldenem Wüstensand. Nicht ganz so zufrieden bin ich wieder mit dem Titel der Übersetzung, die an "Tower of Dawn" einfach nicht heranreicht. Dafür gibt es aber auch hier wieder eine tolle Landkarte von Charlie Bowater, die das Verfolgen der Handlung auf dem südlichen Kontinent erleichtert.

Erster Satz: "Chaol Westfall, ehemaliger Captain der königlichen Garde und jetzt rechte Hand des frisch gekrönten Königs von Adarlan, hasste ein Geräusch inzwischen mehr als jedes andere."

Auf "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" habe ich mich bei diesem Reread besonders gefreut, da es das aktuell einzige veröffentlichte Buch von Sarah J. Maas ist, das ich noch nicht gelesen habe. Genau wie die anderen Bücher der Reihe startet dieses etwas gemächlich in die Geschichte. Da wir hier aber einen komplett neuen Kontinent mit vielen neuen Figuren kennenlernen müssen, ist das zunächst nicht weiter schlimm. In der ersten Hälfte des Buches geht es vor allem darum, die Heilung von Chaols Körper und Seele zu verfolgen und nebenbei das neue Setting samt seiner neuer Möglichkeiten zu erkunden. Denn Chaol ist nicht nur ins Großkhanat gereist, um von den Heilerinnen des Towers geheilt zu werden, sondern auch um für seine Königin Verbündete für den kommenden Krieg gegen die Valg zu gewinnen. Neben Recherchen, die interessante Informationen über die Geschichte und mögliche Schwächen der Valg zu Tage fördern, geht es also auch darum, den Großkhan und dessen Kinder mittels politischer Intrigen am königlichen Hof zu überzeugen, sich Aelins Streitkräften anzuschließen. Die Erklärung der politischen Strukturen im Großkhanat, das Einführen der neuen Figuren und Chaols neuer Alltag mit Yrene, der vor allem aus Übungen und Heilsessions besteht, bei denen sich die beiden auch langsam näherkommen, werden dabei im ersten Drittel nur gelegentlich von einzelnen Spannungselementen unterbrochen. Erst als Nesryn mit dem Prinzen Sartaq loszieht, um die Ruk-Reiter aufzusuchen und sich ein zweiter Handlungsstrang abspaltet, nimmt die Handlung mehr Fahrt auf.

"Die Schönheit der Wüste gefällt nicht jedem", sagte sie. "Aber für mich ist es irgendwie so, als sänge sie ein Lied." Dieses Meer, auf dem niemals Schiffe segeln würden - manch einer würde es betrachten und nur den sengenden Tod sehen. Er sag nur Stille - und Sauberkeit. Und langsam kriechendes Leben. Ungezähmte, wilde Schönheit."

Hätte ich Band 6 alleinstehend gelesen, wären mir wohl einige Längen im Einstieg negativ aufgefallen. In Kombination mit dem sehr epischen und hektischen Band 5 waren die langsameren, detailreicheren Kapitel allerdings eine gute Abwechslung. Schön ist auch, dass hier immer wieder der Bogen zurück zu den Haupakteuren der Reihe und dem herannahenden Krieg auf dem nördlichen Kontinent gespannt wird. So erreicht die Nachricht von Aelins Kämpfen in Skulls Bay und den Stone Marshes durch Spione in aller Welt auch den südlichen Kontinent und wir treffen hier auch alte Bekannte und neue Verwandte von liebgewonnenen Figuren der anderen Bände an. Kombiniert mit der Tatsache, dass Chaol hier wichtige Informationen und neue Beziehungen gewinnt, die für das große Finale wichtig werden, sehe ich nun rückblickend schon ein, dass sich das Lesen von Band 6 lohnt und man beim Überspringen dieses Bandes einiges verpasst. 

"Da war dieser Moment, als er sein Schwert in den Avery geworfen hatte. Als er außerstande gewesen war, das Gewicht der Waffe an seiner Seite, in seiner Hand zu ertragen, und er hatte es mitsamt der Bedeutung, die ein Captain der Garde hatte, in die dunklen, strudelnden Fluten geschleudert. Seitdem sank er immer tiefer, seitdem war er am Ertrinken. Lange vor seiner Wirbelsäulenverletzung. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt versucht hatte zu schwimmen."

Punkten konnte Band 6 auch mit der tollen Erweiterung des bisherigen Worldbuildings. Mit den verschiedenen Ländern Erileas und dem Land der Fae in Wendlyn haben wir bisher schon einiges von Sarah J. Maas´ Fantasy Welt gesehen. Der südliche Kontinent bietet allerdings nochmal ein bisher unbekanntes Setting zum Entdecken an, das sich ganz wunderbar in die restliche Welt einfügt. Mit Ritten durch staubige Wüsten, orientalischen Märkte, Flüge über schneebedeckte Berge, Kämpfe mit Riesenspinnen und rauschenden Feste in Palästen wie aus 1001-Nacht erinnert mich der südliche Kontinent ein bisschen an Essos aus "Game of Thrones", Antica hat für mich leichte Königsmund-Viebs und die Reiterclans erinnern mich entfernt an die Dothraki. Gepaart mit den Ruks, den Heilerinnen des Towers, der Geschichte des Großkhanats und den stygischen Spinnen ergibt sich aber dennoch eine originelle, lebendige Fantasy-Welt, wie man es von der Autorin kennt. 

"Sie konnte gar nicht genug kriegen, wollte alles in sich aufsaugen. Wie klein doch alles war, wie hübsch und ordentlich. Ein Land, von einer Siegernation erobert, und doch geliebt und genährt. Ihr Land. Ihre Heimat. Die Sonne und das Buschland und die hügeligen Grasebene, die in der Ferne lockte. Die üppigen Dschungel und Reisfelder im Westen. Die blassen Sanddünen der Wüste im Nordosten. Mehr als sie in einem ganzen Leben sehen konnte - weiter weg, als Kadara an einem einzigen Tag fliegen konnte. Dieses Land - eine ganze Welt."

Das ganz besondere Herzstück der Geschichte, das diese Fantasy-Geschichte von vielen anderen im High-Fantasy-Bereich abhebt, sind jedoch die Protagonisten. Im Vordergrund stehen hier Chaol, Nesryn und Yrene, welche abwechselnd in der dritten Person aus ihrer Perspektive erzählen, es wird allerdings auch eine große Anzahl an Nebenfiguren wie Borte, Falkan, Hasar oder Hafiza vorgestellt. Mit Chaol musste ich erst warm werden, da er sich in den vergangenen Bänden vor allem Aelin gegenüber nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ganz loslassen, konnte ich meine Abneigung gegen ihn in diesem Band leider nicht, allerdings ist zumindest mein Verständnis für ihn deutlich gewachsen. Durch seine Heilung tauchen wir sehr tief in seine emotionalen Wunden ein und verstehen langsam, weshalb er sich in der Vergangenheit so verhalten hat. Zu sehen, wie er mit seinen hohen Erwartungen an sich selbst, seinen überhöhten Moralvorstellungen und seiner Angst zu versagen kämpft und dabei über sich hinauswächst, ist durchaus sehr berührend geschrieben. Nichtdestotrotz gab es im Laufe der 800 Seiten zahllose Szenen, in denen ich angesichts seiner geringen emotionalen Intelligenz und seiner Angewohnheit, seine eigenen Emotionen unreflektiert auf seine Mitmenschen zu projizieren, genervt die Augen über ihn verdrehen musste. Auch wenn er also nicht wirklich mein Herz gewinnen konnte, hat er deutlich an Charaktertiefe zugelegt und konnte hier ohne die dominanten Alpha-Figuren um ihn herum (aka Aelin, haha), zu einem interessanten Charakter aufblühen. 

"Yrene lächelte, und dann lachte sie aus vollem Halse. Es war der schönste Laut, den Chaol je gehört hatte. Und dieser Augenblick, in dem sie gemeinsam über den Sand, durch den Wüstenwind flogen, ihr Haar ein goldener Banner hinter ihr... Vielleicht zum ersten Mal überhaupt fühlte Chaol sich wirklich wach, wirklich lebendig. Und eine tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn."

Die meisten Credits für seine Entwicklung würde ich allerdings nicht ihm selbst, sondern Yrene zuschreiben. Die junge Heilerin tauchte zwar einmal kurz in den Novellen auf (so ein geniales Crossover kann sich auch nur SJM überlegen!!!!), ansonsten lernen wir sie hier aber von Grund auf kennen. Nachdem sie sich alleine von Fenharrow aus bis zum südlichen Kontinent durchgeschlagen hat, hat sie bei den Heilerinnen des Towers ein Zuhause und in der obersten Heilerin Hafiza eine neue Mutterfigur gefunden. Als sie ausgerechnet den Captain von Ardarlans Garde heilen soll - dem Land, das für den Tod ihrer Mutter und die Unterdrückung ihrer Heimat verantwortlich ist - ist sie alles andere als begeistert. Um ihrem Eid zu folgen, stimmt sie allerdings zu, ihm zu helfen und begibt sich damit auf eine Reise, die ihr nicht nur eine neue Liebe, sondern auch neue Erkenntnisse über ihre eigene Magie beschert. Mit ihrer Selbstlosigkeit, Charakterstärke und ihrer heilenden Ruhe konnte mich Yrene anders als Chaol von der ersten Minuten an abholen. Durch ihre Geschichte, aber auch ihr Verhalten Chaol gegenüber wird schnell klar: sie ist unfassbar stark, das aber auf eine eher sanftmütige und leise Art, was sie eigentlich zu einer eher ungewöhnlichen SJM-Hauptfigur macht - die doch sonst eher selbstbewusste, laute Figuren sind. Damit passt sie sehr gut zu Chaol, auch wenn ich die beiden (weil ja, ihr wisst es mittlerweile: ich mag ihn nicht besonders) lange nicht so sehr gefühlt habe wie andere Paare der Reihe.

"Ich werde das hier immer lieben", sagte Yrene und er wusste, dass sie nicht von dem Medaillon sprach, als sie eine Hand von seinem Gesicht auf seine Brust gleiten ließ. Auf sein tobendes Herz. "Ganz gleich, was der Welt auch zustoßen mag." Ein weiterer federzarter Kuss. "Ganz gleich, welche Ozeane, Berge oder Wälder im Weg sind."

Neben Chaol und Yrene, die in Antica verbleiben, dürfen wir ab der Hälfte der Geschichte mit Nesryn Ausflüge über den ganzen südlichen Kontinent hinweg unternehmen. Mit Nesryn habe ich mich zunächst etwas schwer getan, da sie zuvor für mich eine klare Nebenfigur war, die mich nicht besonders interessierte. Auch in diesem Band bleibt sie trotz ihrer eigenen Liebesgeschichte und Erzählperspektive deutlich mehr im Hintergrund als Chaol und Yrene. Um den sehr ruhigen Einstieg noch etwas aufzupeppen, hätte ich mir gewünscht, dass sie bereits etwas früher loszieht. Generell hat mir aber sehr gut gefallen, dass sie ihr eigenes Abenteuer bekommt, statt neben den beiden Turteltauben zu sitzen und zu warten, bis sie von Chaol abserviert wird. Ihr Handlungsstrang bietet auch die meisten Überraschungen, die den restlichen Verlauf der Reihe stark beeinflussen werden.

"Yrene krachte in die Dunkelheit und schrie. Die Dunkelheit brüllte zurück und sie stürzten sich aufeinander, rangen miteinander. Eine fremde, kalte, johle Dunkelheit voller Fäulnis und Hass. Und Yrene gab alles. Jede Faser von sich. Und oben, wie durch die Oberfläche eines nachtdunklen Meeres voneinander getrennt, brüllte Chaol vor Qual. Heute. Es endete heute. Hier und jetzt."

Ihr seht, "Throne of Glass - Der verwundete Krieger" konnte mit Schreibstil, Worldbuilding und vor allem mit Yrene für mich punkten, in anderen Punkten waren aber einige Schwächen für mich vorhanden. Das betrifft leider auch das Ende, welches zwar wieder einige spannende Actionszenen und überraschende Wendungen liefert, für mich aber etwas überhastet war. Wie gesagt kommt die Geschichte erst nach gut 500 Seiten auch auf Handlungsebene in Schwung. Für mich war das leider etwas zu spät, sodass der Showdown und die damit einhergehenden Entwicklungen etwas zu knapp waren (Spoiler: Beispielsweise die Wendung, wer vom Valg besessen war, hätte ich gerne etwas besser vorbereitet gehabt, das Auftauchen von Nesryn und Sartaq genau zum richtigen Zeitpunkt fand ich ein bisschen unglaubwürdig, am Ende lieben sich plötzlich alle Paare, Nesryn bekommt plötzlich ihren eigenen Ruk, die Entscheidung wer Thronfolger wird kam für mich aus dem Nichts und das Umschwenken des Großkhans am Ende lief auch ein wenig zu glatt für meinen Geschmack - alles Szenen und Entwicklungen, über die ich gerne noch mehr und noch früher etwas gelesen hätte.). Für die etwas unrunde Schwerpunktsetzung was Anfang und Ende anbelangt sowie für meine persönlichen Schwierigkeiten was Chaol angeht, ziehe ich jeweils einen halben Stern in der Gesamtbewertung ab, empfehle das Buch aber dennoch ausdrücklich weiter!!!

"Es war Qual und Verzweiflung und Furcht. Es war Glück und Lachen und zur Ruhe kommen. Es war Leben, alles davon, und als die Dunkelheit sich auf Chaol und Yrene stürzte, fürchtete er sie nicht."

 

Fazit

"Throne of Glass - Der verwundete Krieger" ist ein Band, der aufgrund des anderen Settings, des ruhigeren Tempos, der anderen Figuren und des anderen Schwerpunkte etwas aus der sonstigen Reihe herausfällt. Da ich mit dem südlichen Kontinent sehr viel Spaß hatte, die neuen Informationen und Figuren für das Finale benötige und viele tolle Momente vorhanden waren, kann ich rückblickend sagen, dass sich das Lesen trotz meiner Vorbehalte (Chaol gegenüber) auf jeden Fall gelohnt hat. Zu meinem Lieblingsband der Reihe wurde es aber definitiv nicht!

 

Cover des Buches Good Girl, Bad Blood (ISBN: 9783846601600)

Bewertung zu "Good Girl, Bad Blood" von Holly Jackson

Good Girl, Bad Blood
wordworldvor 23 Tagen
Kurzmeinung: Auch der zweite Band ist eine rundum überzeugende, charmante, komplexe und realitätsnahe Murder-Mystery-Geschichte!
Temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als sein Vorgänger!

Handlung: Nachdem mir Band 1 der "A Good Girl´s Guide to Murder"-Reihe von Holly Jackson so gut gefallen hat, habe ich gleich im Anschluss Band 2, "Good Girl, Bad Blood" hinterhergeschoben. Generell ist auch der zweite Band eine rundum überzeugende, charmante, komplexe und realitätsnahe Murder-Mystery-Geschichte - es gibt allerdings einige Dinge, die sich von Band 1 zu Band 2 verändert haben. Während Band 1 sich um einen fünf Jahre alten Vermisstenfall drehte und es so mehr um die Suche nach der Wahrheit ging als wirklich jemanden zu retten, zählt im neuen Fall jede Minute, um den Verschwundenen lebendig zu finden. Auch dadurch dass es sich um jemanden aus Pips Umfeld handelt, ist der neue Fall deutlich temporeicher, spannender und atmosphärischer erzählt, ohne an Komplexität einzubüßen. Mit ständigen neuen Informationen und Perspektiven bleiben wir dabei wieder auf der Höhe der Protagonistin und werden dazu angeregt, selbst Hypothesen aufzustellen sobald ein neuer Verdächtiger auf den Plan tritt. Als aufmerksame Leserin mit geschultem Bauchgefühl konnte ich zwar Teile der Auflösung vorhersehen, aber die großen Zusammenhänge sind so undurchsichtig, dass man bis zum Ende gespannt miträtselt. Anders als bei vielen Krimis, in denen die Auflösung häufig an den Haaren herbeigezogen erscheint, ergibt sich am Ende auch ein stimmiges und rundes Bild, das auch ohne Probleme in einen True Crime Podcast passen würde. 

Schreibstil: Besonders wird die Geschichte wieder durch ihre abwechslungsreiche, temporeiche und spannungsgeladene Erzählweise. Die Autorin mischt neben der Erzählung von Pippas Ermittlungsarbeit in der dritten Person auch andere Formate in ihre Geschichte. So sind beispielsweise Transkripte von Interviews, Zeitungsartikel, Social Media Nachrichten, Polizeiberichte oder Podcast Folgen aus der Ich-Perspektive von Pippa mit eingebunden. Als Hörbuch sind diese zusätzlichen Materialien ganz toll produziert und in verschiedenen Stimmen eingelesen, beziehungsweise als Dialoge nachgespielt. Die grundlegende Machart mit der abwechslungsreichen Erzählweise, die zusätzlich zum Miträtseln anregt, wurde hier zwar beibehalten, im Vergleich zu Band 1 gibt es aber deutlich mehr tatsächliche Action. Außerdem hat die Erzählung eine neue Ernsthaftigkeit gewonnen und ihren humorvollen Unterton fast gänzlich verloren. Wo die Autorin die Stimmung in Band 1 noch aufgelockert hat, geht es hier deutlich düsterer und erster zu. Das hängt vor allem damit zusammen, dass Pip hier mit den Nachwirkungen des ersten Falles zu kämpfen hat und auch im Showdown ein neues Trauma erlebt. Die Altersbeschränkung sollte hier also unbedingt beachtet werden!

Figuren: Mein Highlight der Geschichte war auch hier wieder die starke Protagonistin, die trotz ihres jüngeren Alters eine vielschichtige Figur war, die für mich überraschend viel Identifikationspotenzial bot. Während wir die 17jährige Pippa in Band 1 als unbeschwerte Musterschülerin kennengelernt haben, liegen die vergangenen Ereignisse wie ein dunkler Schatten auf ihr. Sie muss nicht nur mit den Auswirkungen der Erkenntnisse ihrer Ermittlung auf ihre Freunde leben, sondern wird auch durch den Prozess von Max Hastings mit furchtbaren Ungerechtigkeit konfrontiert und muss mit negativen Kommentaren auf ihren Podcast und Hass aus dem Netz umgehen. Zu sehen, wie sie etwas von ihrer Naivität und ihrem Glauben an die Welt verloren hat, hat mir hier das Herz gebrochen. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen und verfolgt mit enormer Stärke und Fokus, was sie für das Richtige hält. Während wir sie neu kennenlernen und sie neue Tiefe als Figur verliehen bekommt, treten die liebevoll gestalteten Nebenfiguren durch das hohe Erzähltempo leider etwas mehr in den Hintergrund. Weiter geht´s mit Band 3!



Die Zitate

“It was in nightmares, and crashing pans, and heavy breaths, and dropped pencils, and thunderstorms, and closing doors, and too loud, and too quiet, and alone and not, and the ruffle of pages, and the tapping of keys and every click and every creak. The gun was always there. It lived inside her now.”
“But justice doesn’t exist, and the truth doesn’t matter, not in the real world.”
“A quietness settled over the room, a quietness that wasn’t the absence of sound, it was its own living thing, stifling in the spaces between them.”
“Oh, justice exists," Charlie said, looking up at the rain. "Maybe not the kind that happens in police stations and courtrooms, but it does exist. And when you really think about it, those words – good and bad, right and wrong – they don’t really matter in the real world. Who gets to decide what they mean: those people who just got it wrong and let Max walk free? No," he shook his head. "I think we all get to decide what good and bad and right and wrong mean to us, not what we’re told to accept. You did nothing wrong. Don’t beat yourself up for other people’s mistakes.”
“Pip had always been so curious about what was back there, the sort of wonder that dies a little more each year you grow older.”


Das Urteil

"Good Girl, Bad Blood" war temporeicher, spannender, düsterer und blutiger als sein Vorgänger und ging mit größerer Charaktertiefe einher. Allerdings habe ich den humorvollen Unterton und die Nebenfiguren von Band 1 etwas vermisst. Dennoch: für mich wieder rundum überzeugend! 

 

Cover des Buches Handbuch für den genügsamen Zauberer: Überleben im mittelalterlichen England (ISBN: 9783492706650)

Bewertung zu "Handbuch für den genügsamen Zauberer: Überleben im mittelalterlichen England" von Brandon Sanderson

Handbuch für den genügsamen Zauberer: Überleben im mittelalterlichen England
wordworldvor 24 Tagen
Kurzmeinung: Absolute Leseempfehlung für Fans von "Per Anhalter durch die Galaxis" und anderen absurden und originellen Science-Fiction-Erzählungen!
Ein bizarres Science-Fiction-Abenteuer!

"Handbuch für den genügsamen Zauberer" ist das zweite von Brandon Sandersons Geheimprojekten und feierte am 29. Februar seinen Erscheinungstermin in der deutschen Ausgabe. Schon das erste seiner Secret Projects - "Weit über der smaragdgrünen See" - hat mich sehr überzeugen können und so war ich riesig gespannt auf seine neue Idee: Ein Mann, der mit einem Zauberbuch im Mittelalter strandet und herausfinden muss, wie er dort gelandet ist, klang für mich schonmal nach einemvielversprechenden Konzept!

Nach dem Band 1 von Brandon Sandersons Secret Projekte ganz in Grün gehalten war, gibt es nun eine Gestaltung in Blau. Mit der Silhouette eines Mannes mit Zauberhut, Smiley-Face und moderner Waffe in der Hand, den vielen Mini-Planeten und Lichteffekte hat das Cover stark comichafte Züge. Das passt sehr gut zu dieser absurden, humorvollen Geschichte mit dem ebenfalls hervorstechenden Titel, auch wenn ich das Cover nicht unbedingt für einen Hingucker halte. Dafür ist das Innere des Buches umso mehr ein Kunstwerk! Genau wie bei "Weit über der smaragdgrünen See" hat ebenfalls Steven Argyle wieder das Innenleben des Buches mit zahlreichen Illustrationen verschönert. So sehen wir in regelmäßigen Abständen Ausschnitte aus dem Handbuch, das dem Ich-Erzähler zur Seite steht und mit kleinen Zeichnungen am Ende der Seite wird über die gesamte Seitenzahl hinweg selbst eine kleine Geschichte erzählt. Außerdem ist auch jeder der Kapitelheader ist individuell gestaltet und die Innenseiten der gebundenen Ausgabe schmücken blau-weiße Porträtzeichnungen, die in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen! Hier lohnt sich also definitiv der Kauf einer Print-Ausgabe!!!

Erster Satz: "Ich schreckte auf, riss die Fäuste hoch, und Adrenalin schoss wie ein Stromschlag durch meinen Körper."

Mit diesem Satz beginnt ein bizarres Science-Fiction-Abenteuer mit fast schon komödienhaften Zügen, Fantasy-Elementen und einem Hauch von historischem Flair. Wir lernen einen namenlosen Helden kennen, der in einem Jason-Bourne-Setup vergessen hat, wer er ist und somit über die 432 Seiten hinweg erstmal entdecken muss, was ihn ausgemacht und was seine Mission war, bevor er dann über sich selbst hinauswachsen und eine ganze Welt retten kann. Und das mit nichts als "einem bunten Umhang, einem so gut wie leeren Kugelschreiber und einem Handbuch an, das zu neunzig Prozent Werbung enthält", wie er später treffend zusammenfasst. Addiert man dazu noch ein haarsträubenden mittelalterliches Setting, in dem Hoverbikes auf angelsächsische Götter und Wikingerschlachten treffen - möglich gemacht durch Interdimensionsreisen - erhält man eine superschräge Mischung, die kaum origineller sein könnte. So hatte ich beim Lesen durchgehend keine Ahnung was gerade passiert und worauf die Geschichte hinauslaufen wird, fand sie aber einfach köstlich zu verfolgen. 

"Das Leben, das Sie gerade führen, finden Sie vielleicht unerfüllt, auf eine Bahn festgelegt. Sie beklagen sich womöglich, dass Sie so wenig zustande gebracht haben. Aber im Maßstab der Menschheitsgeschichte sind Sie eine Gottheit. Das Wissen, das Sie mit einer schlichten Highschool-Ausbildung erworben haben, ist enorm im Vergleich zu dem umfassenden Wissen einiger der größten Geister der Geschichte. Sie tragen technologische Wunderwerke in Ihrer Tasche oder eingebettet in Ihren Körper, mit denen man buchstäblich Königreiche stürzen könnte."

Über die Hauptfigur, die Hintergründe der Handlung und die Grundidee möchte ich darüber hinaus auch gar nicht viel verraten, da gerade das Entdecken und langsame Zusammensetzen dieser Informationen den größten Spaßfaktor des Buches beinhaltet. Allerdings muss man auch festhalten, dass sich der Autor hier mehr auf die Idee und das Spiel mit den Genres und Tropes konzentriert als die tatsächliche Geschichte, die Figuren oder das Worldbuilding. Demnach lesen sich manche Szenen eher wie eine Fingerübung als ein ausgereifter Roman und besonders die letzten drei genannten Aspekte - Handlung, Figuren und Worldbuilding - sind nicht ganz so ausgebaut, wie sie hätten sein können. Dafür, dass hier durch die Schwerpunktsetzung einiges an der Oberfläche bleibt, ziehe ich einen Stern ab. 

"Nun, ich war der Meinung, dass ich mich an meinem ersten Tag im Mittelalter recht gut geschlagen hatte. Ich hatte Freunde gefunden (Nun ja, Gefährten). Ich hatte herausgefunden, wer ich war (zumindest meinen Namen). Ich hatte sogar herausgefunden, warum ich hier war (Um die Kerle mit den Schwerindustriekinnen aufzuhalten). Ich beschloss, meine Bewertung zu verbessern. Zweieinhalb Sterne: nicht schlecht für einen Typen ohne Bart."

Brandon Sanderson erzählt hier aus der Ich-Perspektive - klar, da sein Protagonist zu Beginn noch keinen Namen hat - und behält von Anfang bis Ende eine humorvollen Unterton bei. Egal ob Wortwitze ("Alakazam BIOS Diskografie Philadelphia á la Disco", sprach ich."), wiederkehrende Insider wie die Bewertungen der Umwelt des Protagonisten ("Ich war in der Mitte eines brennenden Ackers aufgewacht. Der optimale Trip, falls du zufällig eine pyromanische Kuh bist. Ein Stern."),  selbstkritische Bemerkungen des Erzählers ("Allmählich hatte ich das mit den Pferden raus, oder? Wie wenn man ein selbststeuerndes Motorrad fuhr. Das furzte.") oder Situationskomik - der teilweise surrealistische Touch erinnerte mich stark an "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams. Die Absurdität, Lustigkeit und Originalität der Handlung kann auf jeden Fall damit mithalten, man sollte aber auch eine gute Toleranz für diese Art von Geschichten mitbringen, sonst wird man hiermit wenig anfangen können.

"Bäume, fiel mir auf, waren wie Teenager. Sie wurden in Masse bedrohlicher."

So fand ich es gerade zu Beginn eher schwer, in die Geschichte hineinzukommen und ich war so mit dem Enträtseln der Rahmenbedingungen des Worldbuildings beschäftigt, dass ich die Figuren und die eigentliche Handlung nur grob verfolgt habe. Mit der Zeit wachsen einem die Figuren und vor allem die Hauptfigur aber sehr ans Herz und machen eine großartige Entwicklung durch! Mit dem "Runenmeister" hat Brandon Sanderson wieder einen unfreiwilligen Helden geschrieben, der einem mit seiner gut auskalkulierten Inkompetenz und Herzensgüte sofort sympathisch ist. Seine beiden Reisegefährten, die Skopin Sefawynn und der Dorfvorstand Ealstan vervollständigen das ungewöhnliche Gespann und sorgen für viele Überraschungen. Besonders das Ende kann nochmal mit vielen Wendungen und Action, aber auch der ein oder anderen Charakterentwicklung aufwarten und hat die Geschichte für mich gut abgerundet.

"In den frühen 1960er-Jahren formulierte der Science-Fiction Schriftsteller Arthus C. Clarke, was einmal seine berühmteste Binsenweisheit werden sollte: Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden. Daraus kann man weiter Bagsworth´s Law TM extrapolieren: Jeder hinreichend ausgebildete moderne Mensch kann für Menschen früherer Epochen eine Gottheit werden. Sie mögen mittelmäßig sein nach heutigen Maßstäben. Aber in der Grundschube wurde Ihnen ein grundlegendes Verständnis von Wissenschaft, Natur und Medizin beigebracht - eine Macht, die Dynastien begründen, Millionen Menschenleben retten und die Welt wesentlich verändern kann. Und es gibt genügend Dimensionen, sodass wir alle eine eigene haben können."


 

Fazit

"Handbuch für den genügsamen Zauberer" ist ein bizarres Science-Fiction-Abenteuer mit fast schon komödienhaften Zügen, Fantasyelementen und einem Hauch von historischem Flair. Absolute Leseempfehlung für Fans von "Per Anhalter durch die Galaxis" und anderen absurden und originellen Science-Fiction-Erzählungen!

Cover des Buches Alice in La La Land (ISBN: 9783846601990)

Bewertung zu "Alice in La La Land" von Kelly Oram

Alice in La La Land
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Zuckersüße Märchenatmosphäre, flottes Erzähltempo, lockere Dialoge und liebenswerte Figuren!
Seit "Cinder & Ella" das beste Buch von Kelly Oram

"Alice in La La Land" ist mein zehntes Buch von Kelly Oram. Da mich vor allem ihre letzten Bücher wie zum Beispiel die Reihe um Virgin Val und Rockstar Kyle, "If we were a movie" oder "Starburst Effect" eher enttäuscht haben, hatte ich keine großen Erwartungen an ihre neuste Geschichte. Umso überraschter war ich dann, als ich "Alice in La La Land" an einem einzigen Tag durchgesuchtet habe. Denn mit der inhaltlichen Überschneidung zu ihrer "Cinder & Ella"-Reihe, dem Setting in Los Angeles und der flott erzählten Handlung in einem super kurzen Erzählzeitraum kann sie endlich wieder an das zuckersüße Lesevergnügen ihrer ersten Bücher anknüpfen.

Die Verwandtschaft zu Cinder & Ella" kann man "Alice in La La Land" schon am Cover ansehen. Die filigranen Blumen auf dunkelrosa Grund und der gelbe Titel harmonieren super und ergeben somit einen gleichzeitig schlichten und doch verspielten Gesamteindruck, der in der Gestaltung stark an die Cover der "Cinder & Ella"-Reihe erinnert. Zwar reicht das deutsche Cover für mich nicht an das Originalcover heran, auf dem Comicversionen der beiden Hauptfiguren im "Alice in Wonderland"-Style über einer rosafarbenen Landschaft mit der Aufschrift "Kellywood" durch die Luft purzeln, insgesamt finde ich es aber dennoch schön und stimmig gestaltet. Besonders hervorheben möchte ich noch den farbigen Buchschnitt, auf dem sich das Blumenmotiv des Covers fortsetzt und das sehr gut zu dieser zuckersüßen Hollywoodromanze passt.

Erster Satz: "Mein erster selbstgeschriebener Song ist der Hammer, und niemand außer uns dreien in diesem Raum wird ihn jemals zu hören bekommen."

Im ersten Kapitel lernen wir ohne große Umschweife die 17jährige Alice kennen, die im ländlichen Texas von einem Leben als Rockstar träumt. Während ihre Mutter schon eine sichere Karriere für sie geplant hat, die mit der Auswahl einer Eliteuni starten soll, möchte sie nichts lieber als diesen Erwartungen zu entfliehen und mit ihren zwei besten Freunden eine Band zu gründen. Als sie in einem Streit mit ihrer Mutter erfährt, dass ihr Vater einer der größten Regisseure Hollywoods sein könnte, fasst sie einen gewagten Plan, um ihn zu treffen und, schwups, stolpert sie mitten in Kelly Orams märchenhaftes Kellywood. 

Da der Großteil der Handlung nach dem kurzen Einstieg an gerade mal drei Tagen spielt, an denen Alice sich von ihrem Schulausflug wegstiehlt, LA unsicher macht, Partys besucht, Filmsets crasht, sich auf eine Premiere schmuggelt, Promis trifft, ihren Vater kennenlernt und sich verliebt, fliegt man geradezu durch die Seiten und ist traurig, wenn es nach 500 Seiten schon endet.

Das liegt auch an Kelly Oram Art zu Schreiben. Die Autorin hat sich im Young Adult Genre für mich schon immer mit ihrem humorvollen und spritzigen Schreibstil hervorgetan. Auch hier kann sie mit flotten Dialogen, viel Witz und Gefühl punkten und schafft so den Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und realen Themen. So erzählt sie nebenbei von schwierigen Beziehungen zu den Eltern, Selbstbestimmung, Erwachsenwerden, dem Verfolgen der eigenen Träume, Freundschaft, Grenzen und erster Liebe. 

"Aber sie versteht einfach nicht, dass es im Leben um mehr geht als darum, wer am meisten Geld verdient. Was nutzt einem ein schönes Haus, ein schickes Auto oder was auch immer einem ein Anwalt zu sein einbringt, wenn man seine Arbeit hasst und die Person unterdrückt, die man im Inneren ist?”"

LA als Schauplatz passt dabei ganz wunderbar zur märchenhaften Atmosphäre, in der Kunst wie immer eine wichtige Rolle spielt - diesmal durch Dylans Schauspielerei und Fotografie und Alices Traum Musikerin zu werden. Die von der Autorin auch im Titel aufgegriffenen Motive - "Alice im Wunderland" und das Musical "La La Land" - werden dabei immer wieder auf kreative Weise in die Handlung eingebunden, sodass eine Art Rom-Com-Parallelwelt entsteht, in der alles möglich scheint und aus der man am liebsten gar nicht mehr auftauchen würde. 

Genau wie in den meisten ihrer anderen Romanen hat sich Kelly Oram hier wieder dafür entschieden, abwechselnd aus der Sicht ihrer beiden Hauptfiguren zu erzählen. So erhalten wir einen guten Überblick über ihren Alltag, ihre Leidenschaft und ähnliche Konflikte, bevor sie zum ersten Mal aufeinandertreffen und können ihnen auch danach aus erster Hand beim Verlieben zusehen. Durch den recht kurzen Erzählzeitraum, in dem zusätzlich noch sehr viel passiert, können sowohl Alice als auch Dylan allerdings nur kurz vorgestellt werden. Auch wenn mir beide sehr ans Herz gewachsen sind, hätte etwas mehr Tiefe ihnen nicht schaden können - aus diesem Grund auch der Abzug von einem Stern. Sehr gefreut hat mich allerdings, dass wir hier durch die Überschneidung zu "Cinder & Ella" Brian und Ella wiedersehen und einige Blicke auf ihr Happy End erhaschen können. Auch Kyle Hamilton aus "V is for Virgin"-Reihe hat einen kurzen Gastauftritt. Für Fans der Autorin und dieser beiden Reihen ist "Alice in La La Land" also ein Muss!


Fazit

"Alice in La La Land" ist für mich seit "Cinder & Ella" das beste Buch von Kelly Oram. Dank der zuckersüßen Märchenatmosphäre, des flotten Erzähltempos, der lockeren Dialogen und den liebenswerten Figuren fliegt man geradezu durch die Seiten und ist traurig, wenn es nach 500 Seiten schon endet.

 

Cover des Buches Die verlorenen Schwestern - Eine Elfenkrone-Novelle (ISBN: 9783641245511)

Bewertung zu "Die verlorenen Schwestern - Eine Elfenkrone-Novelle" von Holly Black

Die verlorenen Schwestern - Eine Elfenkrone-Novelle
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Die kurze Novelle aus Taryns Sicht liefert keine großen neuen Erkenntnisse oder neue Informationen, dennoch empfehlenswert!
Ein erneuter Ausflug nach Elfenheim!

Handlung: Nachdem ich Holly Blacks "The Folk of the Air"-Reihe im letzten Frühjahr geradezu verschlungen habe, und Anfang des Jahres auch den ersten Teil der Sequel-Dilogie rund um "The Stolen Heir" sehr gerne gelesen habe, versuche ich mir nun mit den Novellen die Wartezeit auf "The Prisoner´s Throne" (erscheint im Februar 2024) zu verkürzen. Zuletzt hatte ich deshalb den Kurzgeschichtenband rund um Cardan gelesen. Nun stand die Novelle aus der Sicht von Judes Schwester Taryn auf dem Plan. Bei Zusatzbänden von erfolgreichen Reihen bin ich generell immer ein wenig skeptisch, da es sich oft einfach nur um Geldmacherei handelt und hatte deshalb wieder keine besonders hohen Erwartungen an diese Novelle. Besonders auch, da sie mit guten 50 Seiten sehr kurz ist. Wie erwartet erfahren wir hier nicht besonders viel Neues, dennoch habe ich den erneuten Ausflug nach Elfenheim aus der Sicht von Taryn wieder genossen.

Schreibstil: Holly Blacks düsterer, eigenwilliger, rätselhafter, brutaler, dabei aber durchweg magischer Schreibstil ist mir schon in "Elfenkrone", "Elfenkönig" und "Elfenthron" positiv aufgefallen. In Originalsprache verstärkt sich der Effekt ihrer Art zu schreiben nur noch und hat mich in kürzester Zeit in ihren gefährlichen Bann gezogen. Damit entspricht ihre Art zu Schreiben zu 100% ihren Figuren und dem interessanten Worldbuilding. Denn auch Elfenheim und dessen Bewohner sind düster, gefährlich und ein bisschen kaputt, dabei aber trotzdem wunderschön. Egal ob Kobolde mit umgedrehten Füßen, riesige Trolle, hungrige Nixen, verzauberte Skelettwesen, bemooste Wurzelmänner, langnasige Pixies, knochige Greiskrautpferde, oder die gefährlichen Elfen - in Holly Blacks Welt kann die Begegnung mit jedem dort lebenden Wesen tödlich enden. 

Figuren: In dieser Novelle sehen wir Elfenheim aus den Augen von Taryn auf welche wir durch die Hauptreihe eher einen vorwurfsvollen, verständnislosen Blick haben. Spannend ist deshalb, dass Taryn hier eine Entschuldigung direkt an ihre Zwillingsschwester richtet und die 50 Seiten dazu verwendet, ihre Motive für ihr Verhalten zu erklären. Dabei wird klar, dass sie zwar viele falsche Entscheidungen getroffen hat, da sie anders als ihre Schwester nicht bereit ist, unangenehmen Tatsachen ins Auge zu sehen und sich stattdessen an Idealen und Märchen festklammert, der wahre Schuldige aber Locke ist. Sympathie für Taryn konnte auf diese Weise zwar nicht in mir geweckt werden, aber sie als komplexer Charakter kommt nun besser zur Geltung als in der Hauptreihe. Außerdem bekommt man beim Lesen richtig Lust nochmal die Hauptreihe zur Hand zu nehmen und sei es nur um zu lesen, wie Locke seine Gerechtigkeit widerfährt!


Die Zitate

"Let’s start with a love story. Or maybe it’s another horror story. It seems like the difference is mostly in where the ending comes."
"Fairy tales are full of girls who wait, who endure, who suffer. Good girls. Obedient girls. Girls who crush nettles until their hands bleed. Girls who haul water for witches. Girls who wander through deserts or sleep in ashes or make homes for transformed brothers in the woods. Girls without hands, without eyes, without the power of speech, without any power at all. But then a prince rides up and sees the girl and finds her beautiful. Beautiful, not despite her suffering, but because of it."
"You’re awful." He said it as though he was delighted. "And the worst part is that you believe otherwise."


Das Urteil

Die kurze Novelle aus Taryns Sicht liefert keine großen neuen Erkenntnisse oder neue Informationen, dennoch kann ich den erneuten Ausflug nach Elfenheim weiterempfehlen - und sei es nur um nochmal für 50 kurze Seiten in diese magische Welt eintauchen zu können.

 

Cover des Buches "Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe!" (ISBN: 9783499001918)

Bewertung zu ""Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe!"" von Sarah Bosetti

"Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe!"
wordworldvor einem Monat
Kurzmeinung: Eine kreative und stilvolle Art, auf Hasskommentare zu reagieren - erschreckt und amüsiert gleichermaßen!
Herzliche Leseempfehlung!

Nachdem mir "Poesie gegen Populismus" so gut gefallen hat, musste ich direkt im Anschluss auch Sarah Bosettis früheres Buch mit dem klangvollen Namen "Ich hab nichts gegen Frauen, du Schlampe!" lesen. Auch hier gefällt mir das Konzept wieder sehr gut: die Autorin greift Hasskommentare gegen sie selbst auf und zerlegt diese dann im Anschluss in einem zynischen, gewitzten und sachlich treffsicheren Essay oder Gedicht. Dabei bleibt sie trotz ihrer klaren Worte und des beißenden Humors immer freundlich und wahrt die von ihr formulierten Regeln für gute Satire: sie tritt immer nur nach oben, beruht nicht auf Äußerlichkeiten und muss auf einer gemeinsam anerkannten Faktenbasis beruhen. 

Unterteilt in die sechs Kapitel "Der böse Ausländer", "Die dumme Frau", "Die da oben", "Die böse Frau", "Der böse Feminismus" und "Der böse Sex" deckt sie die Bandbreite an geistigem Durchfall, den Hater ins Netz kotzen ganz gelungen ab. Die Themen Misogynie, Feminismus und Hass im Internet stehen dabei eindeutig im Vordergrund, sie streift aber auch andere politische und gesellschaftliche Konfliktfelder. Viele der Kommentare lassen sich dabei sowohl orthografisch als auch inhaltlich nur schwer ertragen. So war ich wieder aufs Neue überrascht und entsetzt, was Menschen anderen Menschen online schreiben und wie absurd manche der Kommentare sind. Ganz so gut wie "Poesie gegen Populismus" hat es mir nicht gefallen, da es keine so große inhaltliche Tiefe entwickelt, dennoch kann ich das kurze Büchlein (vor allem das gelesene Hörbuch der Autorin selbst!) herzlich weiterempfehlen!

 

Urteil

Eine kreative und stilvolle Art, auf Hasskommentare zu reagieren - erschreckt und amüsiert gleichermaßen!

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