Wer erwartet, mit "Himmelskinder" einen knallharten Krimi mit ebenso knallharten Superermittlern , die am Ende mindestens 100 Magazine verschossen und dutzende Leichen produziert haben, in Händen zu halten, sollte das Buch erst gar nicht aufschlagen. "Himmelskinder" ist anders und viel mehr.
Es ist eine mehr als gelungene Mischung aus Spannung, bildhafter Situationsbeschreibung und Darstellung der Charaktere der einzelnen Figuren. Allein die Thematik weicht deutlich von den üblichen Krimiklischees Eifersucht, Neid, Habgier, Psychopathie ab. Hier geht es um eines der abscheulichsten Verbrechen überhaupt, um Kinderzwangsprostitution. Ein heikles Thema, welches viel Fingerspitzengefühl erfordert, um dem Leser vor Augen zu führen, wie verabscheuenswürdig solche Handlungen sind, andererseits als Autor nicht in eine Sprache zu verfallen, die ins haltlos Vulgäre abdriftet. Dieser Roman ist von Anfang bis Ende feinfühlig und in immer wechselndem Spannungsbogen erzählt.
Die Erinnerung an tatsächliche Geschehnisse aus den Jahren 1992/93 ist bei der Lektüre von "Himmelskinder" unvermeidbar und möglicherweise von der Autorin auch gewollt.
Besonders gelungen ist für mich die Beschreibung der seelischen Konflikte des Protagonisten Alvermann, Kommissar und passionierter Akkordeonspieler und seines Kollegen und Freundes Masur, der vermutlich aufgrund in der Vergangenheit erlittener Traumata immer mal wieder zur Flasche greift. Trotz manchmal harter Worte zwischen den beiden, die sich schon seit frühester Jugend kennen, wird mit sehr viel Feingefühl beschrieben, wie dann auch die nonverbale Kommunikation funktioniert. Auch die Darstellung aller anderen mitwirkenden Personen ist durch klare Sprache, gelegentlich auch etwas augenzwinkernd, aber niemals ins Groteske mündend, durchaus nachvollziehbar gelungen.
Ein überzeugendes Erstlingswerk, unbedingt lesenswert und zu empfehlen. Chapeau, Frau Feldhausen - bitte mehr davon!