Am 9. Januar habe ich bereits ein Lesehighlight für das neue Jahr gefunden. Nachdem 2021 eher ein solides Lesejahr mit wenigen Highlights war, kam das für mich ziemlich überraschend. The Sky in your Eyes habe ich im Dezember von einer lieben Freundin geschenkt bekommen und es ganz ohne Erwartungen angefangen. Ehrlich gesagt war es sogar eine spontane Lektüre, da ich zu dem Zeitpunkt ein sehr emotionales Buch auf Englisch gelesen habe und etwas Lockeres auf Deutsch lesen wollte. Tja, kaum in The Sky in your Eyes reingelesen, war das andere Buch vergessen. Und keine 24 Stunden später war Kira Mohns neueste Geschichte bereits beendet.
Ich gebe zu, es fällt mir etwas schwer, mit dieser Rezension anzufangen, weil ich gar nicht weiß, wo. Vielleicht beim grandiosen Schreibstil? Den Emotionen? Den wundervollen Figuren? Der Thematik des Romans? Oder dem Setting? Ich glaub, das Setting fällt mir am leichtesten, nehmen wir das!
The Sky in your Eyes spielt in Island und wenn ich bei Wild like a river Kira Mohns Beschreibungen der Natur schon gelobt habe, erreicht die Autorin in ihrem neuesten Roman noch mal ein ganz anderes Level. Dieses Buch ließ eine so starke Sehnsucht nach Island in mir erwachen, dass ich – solange Reisen noch etwas schwierig ist – wohl ganz viele weitere Bücher, Serien und Filme konsumieren muss, die in Island spielen. Kira Mohn beschreibt das Land mit all seiner rauen Schönheit, nimmt Leser:innen an verschiedene Orte (die ich unbedingt mit eigenen Augen sehen möchte) mit und tut dies auf genau die Art, die Bilder im Kopf der Leser:innen entstehen lassen. Wem ihre Beschreibungen nicht ausreichen, kann sich in den Innenklappen des Buches sogar Bilder der einzelnen Orte ansehen, die Elín und Jón besuchen. Sie runden das Leseerlebnis perfekt ab, auch wenn ich glaube, dass Kira Mohns Worte allein reichen würden, um eine genaue Vorstellung davon zu bekommen, wo Elín und Jón sich befinden. Sie schreibt einfach malerisch und unendlich schön.
The Sky in your Eyes ist eine verhältnismäßig ruhige Geschichte, die ohne große Überraschungen auskommt. Je weiter ich gelesen habe, desto stärker habe ich mich gefragt, was wohl als großer Knall kommen würde. Einige Ideen hatte ich dazu auch, aber im Nachhinein blieb der große Knall vollkommen aus. Und ich liebe es. Diese Geschichte lebt von Elíns Gedanken, ihrem Weg und braucht kein großes Drama, das für zusätzliche Konflikte sorgt. Was die Handlung angeht, hat Kira Mohn in meinen Augen alles richtig gemacht, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass sich einige Leser:innen erst auf das Tempo und die inneren Monologe einlassen müssen. Aber es lohnt sich! Und ich habe das Buch vielleicht gerade wegen Elín und ihren ergreifenden Gedanken in so kurzer Zeit inhaliert.
Als Leser:in kriegt man einen detaillierten Einblick in ihren Kopf, was mir mitunter sehr naheging. An einigen Stellen habe ich mich in Elín wiedergefunden und konnte ihre Art zu denken so gut nachvollziehen. Das hat The Sky in your Eyes für mich sehr emotional gemacht und ich habe stark mit Elín mitgefühlt. Ich glaube aber auch, dass man so oder so mit Elín mitfühlt, weil die Autorin der Protagonistin eine starke und authentische Stimme gegeben hat. Kira Mohn hat das Thema Bodyshaming meiner Meinung nach gut umgesetzt und eine wichtige Message in ihre Geschichte eingebaut, wie ich sie bis dato in keinem Roman gelesen habe. Man merkt mit jedem Gedanken der Protagonistin, dass Kira Mohn sich mit dem Thema beschäftigt hat. Elín durchläuft eine beeindruckende Charakterentwicklung und kann am Ende unglaublich stolz auf sich sein.
Die Autorin hat aber nicht nur mit Elín einen sympathischen Charakter erschaffen. Meine liebste Figur des Romans ist eindeutig Jón. Jón ist einfach nur toll. Elín bemerkt regelmäßig, dass Jón sehr attraktiv ist. Gerade zu Beginn war mir das fast etwas zu viel und ich hatte Angst, dass Jóns Charakter neben seinem fabelhaften Äußeren in Vergessenheit geraten könnte. Zwar bemerkt Elín den gesamten Roman über, dass Jón sehr gut aussieht, aber mit der Zeit offenbart sich sein Charakter immer mehr und ich empfand Elíns Fokus auf sein Äußeres wegen ihres inneren Konfliktes bis zu einem gewissen Punkt auch absolut nachvollziehbar. Aber Jón ist nicht nur der attraktive Bursche. Je mehr ich über ihn erfuhr, desto mehr schloss ich ihn in mein Herz. Er ist unfassbar respektvoll, aufmerksam sowie einfühlsam. Und er ist so unglaublich lieb. Ich liebe es, wie er Elín zuhört und wie er ihr insgesamt begegnet, ohne sie für irgendetwas zu verurteilen. Ich liebe es, wie Elín beginnt, Jón zu vertrauen und wie offen er mit ihr spricht, auch wenn es beim ein oder anderen Thema Überwindung und Mut kostet. Und ich liebe es, dass sich Kira Mohn für einen Good Guy als Love Interest entschieden hat. The Sky in your Eyes ist für mich das perfekte Beispiel dafür, dass es mehr Good Guys im New Adult geben darf. Ich bin bei Jón einfach geschmolzen.
Jón und Elín lernen sich bei einem veganen Kochkurs kennen, was ich originell und schön für New Adult finde. Nicht nur haben mir die Einblicke in die vegane Küche gefallen – wovon es wirklich einige gibt –, sondern auch, dass das Thema Universität / Studium keine Rolle in dem Roman spielt. Die zwei sind zudem Mitte und nicht Anfang zwanzig, was ich ebenfalls sehr angenehm fand. Ich bin mittlerweile dreißig Jahre alt und auch wenn ich New Adult wirklich liebe, finde ich mich immer seltener in Figuren wieder, wenn sie die Schule frisch abgeschlossen haben und erste Unierfahrungen sammeln. Man merkt Elín und Jón an, dass sie bereits Lebenserfahrung mit sich bringen und über gewissen Dingen stehen. Ich hab’s geliebt. Ich habe es wirklich geliebt.
Der zweite Band der Island-Reihe erscheint im April und meine Vorfreude könnte kaum größer sein. Nachdem ich The Sky in your Eyes beendet habe, habe ich mir gefragt, wie ich die Zeit bis April überstehen soll (… das hatte ich lange nicht mehr). Im selben Moment habe ich mir aber auch gesagt, dass es gut ist, dass The Sea in your Heart erst in einigen Monaten erscheint und ordentlich Zeit zwischen den beiden Bänden liegt, damit die Autorin ausreichend Zeit zum Schreiben und Überarbeiten hat und The Sea in your Heart ein genauso großes Herzensbuch wird, wie es The Sky in your Eyes für mich geworden ist. Ich freu mich drauf!