zeilenwanderer_s avatar

zeilenwanderer_

  • Mitglied seit 26.12.2017
  • 5 Freund*innen
  • 66 Bücher
  • 61 Rezensionen
  • 63 Bewertungen (Ø 4,19)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne30
  • 4 Sterne19
  • 3 Sterne10
  • 2 Sterne4
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches The Sky in your Eyes (ISBN: 9783499006630)

Bewertung zu "The Sky in your Eyes" von Kira Mohn

The Sky in your Eyes
zeilenwanderer_vor 2 Jahren
Kurzmeinung: Absolutes Herzensbuch
Absolutes Herzensbuch

Am 9. Januar habe ich bereits ein Lesehighlight für das neue Jahr gefunden. Nachdem 2021 eher ein solides Lesejahr mit wenigen Highlights war, kam das für mich ziemlich überraschend. The Sky in your Eyes habe ich im Dezember von einer lieben Freundin geschenkt bekommen und es ganz ohne Erwartungen angefangen. Ehrlich gesagt war es sogar eine spontane Lektüre, da ich zu dem Zeitpunkt ein sehr emotionales Buch auf Englisch gelesen habe und etwas Lockeres auf Deutsch lesen wollte. Tja, kaum in The Sky in your Eyes reingelesen, war das andere Buch vergessen. Und keine 24 Stunden später war Kira Mohns neueste Geschichte bereits beendet.

Ich gebe zu, es fällt mir etwas schwer, mit dieser Rezension anzufangen, weil ich gar nicht weiß, wo. Vielleicht beim grandiosen Schreibstil? Den Emotionen? Den wundervollen Figuren? Der Thematik des Romans? Oder dem Setting? Ich glaub, das Setting fällt mir am leichtesten, nehmen wir das!
The Sky in your Eyes spielt in Island und wenn ich bei Wild like a river Kira Mohns Beschreibungen der Natur schon gelobt habe, erreicht die Autorin in ihrem neuesten Roman noch mal ein ganz anderes Level. Dieses Buch ließ eine so starke Sehnsucht nach Island in mir erwachen, dass ich – solange Reisen noch etwas schwierig ist – wohl ganz viele weitere Bücher, Serien und Filme konsumieren muss, die in Island spielen. Kira Mohn beschreibt das Land mit all seiner rauen Schönheit, nimmt Leser:innen an verschiedene Orte (die ich unbedingt mit eigenen Augen sehen möchte) mit und tut dies auf genau die Art, die Bilder im Kopf der Leser:innen entstehen lassen. Wem ihre Beschreibungen nicht ausreichen, kann sich in den Innenklappen des Buches sogar Bilder der einzelnen Orte ansehen, die Elín und Jón besuchen. Sie runden das Leseerlebnis perfekt ab, auch wenn ich glaube, dass Kira Mohns Worte allein reichen würden, um eine genaue Vorstellung davon zu bekommen, wo Elín und Jón sich befinden. Sie schreibt einfach malerisch und unendlich schön.

The Sky in your Eyes ist eine verhältnismäßig ruhige Geschichte, die ohne große Überraschungen auskommt. Je weiter ich gelesen habe, desto stärker habe ich mich gefragt, was wohl als großer Knall kommen würde. Einige Ideen hatte ich dazu auch, aber im Nachhinein blieb der große Knall vollkommen aus. Und ich liebe es. Diese Geschichte lebt von Elíns Gedanken, ihrem Weg und braucht kein großes Drama, das für zusätzliche Konflikte sorgt. Was die Handlung angeht, hat Kira Mohn in meinen Augen alles richtig gemacht, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass sich einige Leser:innen erst auf das Tempo und die inneren Monologe einlassen müssen. Aber es lohnt sich! Und ich habe das Buch vielleicht gerade wegen Elín und ihren ergreifenden Gedanken in so kurzer Zeit inhaliert.

Als Leser:in kriegt man einen detaillierten Einblick in ihren Kopf, was mir mitunter sehr naheging. An einigen Stellen habe ich mich in Elín wiedergefunden und konnte ihre Art zu denken so gut nachvollziehen. Das hat The Sky in your Eyes für mich sehr emotional gemacht und ich habe stark mit Elín mitgefühlt. Ich glaube aber auch, dass man so oder so mit Elín mitfühlt, weil die Autorin der Protagonistin eine starke und authentische Stimme gegeben hat. Kira Mohn hat das Thema Bodyshaming meiner Meinung nach gut umgesetzt und eine wichtige Message in ihre Geschichte eingebaut, wie ich sie bis dato in keinem Roman gelesen habe. Man merkt mit jedem Gedanken der Protagonistin, dass Kira Mohn sich mit dem Thema beschäftigt hat. Elín durchläuft eine beeindruckende Charakterentwicklung und kann am Ende unglaublich stolz auf sich sein.

Die Autorin hat aber nicht nur mit Elín einen sympathischen Charakter erschaffen. Meine liebste Figur des Romans ist eindeutig Jón. Jón ist einfach nur toll. Elín bemerkt regelmäßig, dass Jón sehr attraktiv ist. Gerade zu Beginn war mir das fast etwas zu viel und ich hatte Angst, dass Jóns Charakter neben seinem fabelhaften Äußeren in Vergessenheit geraten könnte. Zwar bemerkt Elín den gesamten Roman über, dass Jón sehr gut aussieht, aber mit der Zeit offenbart sich sein Charakter immer mehr und ich empfand Elíns Fokus auf sein Äußeres wegen ihres inneren Konfliktes bis zu einem gewissen Punkt auch absolut nachvollziehbar. Aber Jón ist nicht nur der attraktive Bursche. Je mehr ich über ihn erfuhr, desto mehr schloss ich ihn in mein Herz. Er ist unfassbar respektvoll, aufmerksam sowie einfühlsam. Und er ist so unglaublich lieb. Ich liebe es, wie er Elín zuhört und wie er ihr insgesamt begegnet, ohne sie für irgendetwas zu verurteilen. Ich liebe es, wie Elín beginnt, Jón zu vertrauen und wie offen er mit ihr spricht, auch wenn es beim ein oder anderen Thema Überwindung und Mut kostet. Und ich liebe es, dass sich Kira Mohn für einen Good Guy als Love Interest entschieden hat. The Sky in your Eyes ist für mich das perfekte Beispiel dafür, dass es mehr Good Guys im New Adult geben darf. Ich bin bei Jón einfach geschmolzen.

Jón und Elín lernen sich bei einem veganen Kochkurs kennen, was ich originell und schön für New Adult finde. Nicht nur haben mir die Einblicke in die vegane Küche gefallen – wovon es wirklich einige gibt –, sondern auch, dass das Thema Universität / Studium keine Rolle in dem Roman spielt. Die zwei sind zudem Mitte und nicht Anfang zwanzig, was ich ebenfalls sehr angenehm fand. Ich bin mittlerweile dreißig Jahre alt und auch wenn ich New Adult wirklich liebe, finde ich mich immer seltener in Figuren wieder, wenn sie die Schule frisch abgeschlossen haben und erste Unierfahrungen sammeln. Man merkt Elín und Jón an, dass sie bereits Lebenserfahrung mit sich bringen und über gewissen Dingen stehen. Ich hab’s geliebt. Ich habe es wirklich geliebt.

 Der zweite Band der Island-Reihe erscheint im April und meine Vorfreude könnte kaum größer sein. Nachdem ich The Sky in your Eyes beendet habe, habe ich mir gefragt, wie ich die Zeit bis April überstehen soll (… das hatte ich lange nicht mehr). Im selben Moment habe ich mir aber auch gesagt, dass es gut ist, dass The Sea in your Heart erst in einigen Monaten erscheint und ordentlich Zeit zwischen den beiden Bänden liegt, damit die Autorin ausreichend Zeit zum Schreiben und Überarbeiten hat und The Sea in your Heart ein genauso großes Herzensbuch wird, wie es The Sky in your Eyes für mich geworden ist. Ich freu mich drauf!

 

Cover des Buches Find Me in the Dark. Geheime Vergangenheit (ISBN: 9783551303547)

Bewertung zu "Find Me in the Dark. Geheime Vergangenheit" von Lena S. Berger

Find Me in the Dark. Geheime Vergangenheit
zeilenwanderer_vor 3 Jahren
Kurzmeinung: Beeindruckendes Debüt!
Beeindruckendes Debüt

Lena S. Berger hat mit »Find me in the Dark« ein beeindruckendes Debüt hingelegt. Der Roman ist romantisch, aber hat auch leichte Krimivibes. Diese Kombination fand ich sehr ansprechend, weil ich so was im Bereich New Adult noch nicht gelesen habe.

Mit Helen und Chase hat sich die Autorin ebenfalls keine typischen NA-Figuren ausgesucht. Beide sind sehr starke Persönlichkeiten, die nicht auf den Mund gefallen sind. Gerade bei Helen hat mir das gefallen, weil sie sich nicht kleinkriegen lässt, ihre Meinung stark vertritt und sich für ihre Liebsten einsetzt. Zu Beginn der Geschichte hat mich ihre direkte Art ein wenig abgeschreckt, aber schon bald wurde ich mit ihr warm und habe sie in mein Herz schließen können.

Bei Chase sah das ein wenig anders aus. Zwar sind einige Kapitel aus seiner Sicht verfasst, dennoch konnte ich seine Beweggründe nicht immer nachvollziehen und empfand ihn an vielen Stellen als zu impulsiv. Gleichzeitig wurde Chase eben durch seine Impulsivität für mich zu einem spannender Charakter.

Die Handlung an sich ist durchweg fesselnd und die Autorin hat eine gute Balance zwischen Spannung und Liebesgeschichte gefunden. Für meinen Geschmack hätte es auch noch ein bisschen mehr zum Tod von Helens Vater geben können. Dass es auch zwischendrin Hinweise gibt, die Helen helfen, die Geheimnisse des Vaters ans Licht zu bringen. Da dies nicht der Fall ist, wirkte die Auflösung für mich ein wenig überstürzt. Hier hätte der Weg zum Ziel ruhig etwas detaillierter sein dürfen.

Lena S. Berger beweist mit ihrem Debüt, dass sie schreiben kann. Die Geschichte ist flüssig zu lesen und gerade durch die Schlagfertigkeit der Figuren macht das Lesen Spaß. Was ich hier leider zu bemängeln habe, ist, dass der Verlag wohl auf ein Korrektorat verzichtet hat und sich leider einige Fehler ins E-Book geschlichen haben.

Dennoch hat mir »Find me in the Dark« viel Freude bereitet und ich bin unglaublich gespannt, welche Geschichten wir von Lena S. Berger noch lesen dürfen!

Cover des Buches Die Todeskönigin (ISBN: 9783764532000)

Bewertung zu "Die Todeskönigin" von Sarah Beth Durst

Die Todeskönigin
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Eine wundervolle Fortsetzung. Absolut magisch

Hachja, wo fange ich denn an? Mir hat die Fort­setzung wirk­lich sehr gut ge­fallen, auch wenn ich etwas über­rascht war, dass Da­leina ster­ben wird. Es wird ja be­reits im Klappen­text thema­ti­siert, aber ich hatte er­wartet, dass sie nicht auf­grund einer Krank­heit im jun­gen Al­ter stirbt, son­dern diese Krank­heit sie nach einer lan­gen und er­folg­rei­chen Re­gent­schaft heim­sucht. Doch sie lei­det be­reits eine Mo­nate nach Amts­an­tritt und ihr Tod ist un­aus­weich­lich. Ich per­sön­lich mag Da­leina sehr gerne – das tat ich schon wäh­rend der Lek­tü­re des ersten Ban­des –, daher war ich etwas trau­rig über diese Nach­richt. Aller­dings hat sie auch etwas Gu­tes, so ma­ka­ber das auch klin­gen mag. Näm­lich be­geg­nen Le­ser da­durch vie­len Fi­gu­ren wie­der, denen sie schon im ers­ten Band be­geg­net sind.

Unter den be­kann­ten Fi­gu­ren be­findet sich so auch Ven, der Da­leina im ersten Band aus­ge­bil­det hat. Für mich war dies eine po­siti­ve Über­ra­schung – eben weil ich dachte, dass Da­leina im hohen Al­ter ster­ben wird und Leser viele neue Fi­gu­ren kennen­ler­nen wer­den. Das tun sie auch. Unter ande­rem Nae­lin, die mitten in den Wäl­dern von Ven auf­ge­spürt wird, um als Nach­folge­rin für Da­leina in Fra­ge zu kommen. Nae­lin ist eine voll­kommen ande­re Frau als Da­leina. Im Gegen­satz zu Da­leina hat sie eine Fa­mi­lie und be­reits zwei eige­ne Kinder, die ihr das Wich­tigste sind. Um den Thron zu be­anspru­chen, müsste sie einige Opfer brin­gen – gerade in Be­zug auf ihre Fami­lie. Dies sorgt bei Nae­lin für einen gro­ßen inne­ren Kon­flikt, da sich das Land in Ge­fahr be­fin­det und eine passen­de Per­son re­gie­ren und die Kon­trolle über die Geis­ter haben muss.

Diesen inneren Konflikt und auch die Drama­tik der Hand­lung bringt Sarah Beth Durst hervor­ragend zur Gel­tung. Ich habe es ja schon in mei­ner Re­zen­sion zum ersten Teil ge­sagt: Diese Frau kann schrei­ben. Und sie be­sitzt un­glaub­lich viel Fan­ta­sie. Ich habe sel­ten so wunder­voll aus­ge­klügel­te und fan­tasie­volle Ge­schich­ten wie Die Blut­köni­gin und Die Todeskönigin ge­lesen. Sarah Beth Durst er­schafft eine einzig­arti­ge Atmosphä­re. Einer­seits ist sie ab­so­lut fas­zi­nierend und ich denke, jeder Fan­tasy-Fan möchte die Welt von Da­laina & Co ein­mal be­reisen. Ande­rer­seits ist sie aber auch furcht­bar grau­sam, er­schütternd und bru­tal. Aber auch die­se As­pekte haben ihren Reiz. Der Schreib­stil und die Atmosphä­re, die durch ihn er­zeugt wer­den, sind voll­kommen ein­nehmend.

Zudem baut die Auto­rin immer wieder Wen­dun­gen in die Ge­schich­te ein, die ich an vielen Stellen nicht habe kommen se­hen. Ich wusste ein­fach nicht ge­nau, wohin mich die Auto­rin füh­ren möchte, und das war klasse. Ich denke, heut­zu­tage ist es für Auto­ren eine Heraus­for­de­rung, ordent­liche und vor allem ori­gi­nelle Fan­tasy zu schrei­ben. Sarah Beth Durst ist dies in mei­nen Au­gen mehr als ge­lungen.
Ich hatte es eben bereits erwähnt, möchte aber noch kurz auf Naelin ein­gehen und wie sehr sie sich von Daleina unter­schei­det. Im Gegen­satz zu Da­leina ist sich Nae­lin auf eine ge­wisse Art be­wusst, dass sie viel Macht be­sitzt. Aller­dings hat sie ihre Kräf­te ver­drängt. Sie möchte ihre Kinder schützen, sie möchte den Geis­tern aus dem Weg ge­hen – vor denen sie große Angst hat – und ihre Kräf­te, so hilf­reich sie auch wä­ren, kamen für sie bis­lang nicht in Frage.

Naelin möchte ihr ein­fa­ches Leben im Wald führen. Dass Ven auf­taucht und dieses ordent­lich auf den Kopf stellt und sie aus ihrer Rou­tine reißt, ge­fällt ihr nicht. Der Art, wie die Auto­rin Naelin und den ande­ren Fi­gu­ren Le­ben ein­haucht, ließ mich auch kein ein­zi­ges Mal an Naelin zweifeln. Ich konnte sie ver­ste­hen. Als Köni­gin müsste sie viel opfern. Im Laufe von Die Todes­königin er­lebt sie mei­ner Mei­nung nach eine be­ein­dru­ckende Cha­rak­ter­ent­wicklung.
Es kommen auch noch einige ande­re Figuren, ab­ge­sehen von Naelin, dazu. Auch hier kann ich sagen, dass mich die Fi­guren­viel­falt wirk­lich be­geis­tern konnte. Sarah Beth Durst er­schafft einen bun­ten Haufen an Cha­rak­te­ren. Manche schließt man als Leser di­rekt ins Herz, manche eher we­ni­ger, aber auch das mochte ich sehr. Die Fi­gu­ren leisten so einen enormen Teil zur Ab­wechs­lung und Spannung in der Ge­schich­te. Ich freue mich un­glaub­lich auf den fi­na­len Band der Tri­logie.

Cover des Buches Alles, was du suchst (ISBN: 9783596036288)

Bewertung zu "Alles, was du suchst" von Marie Force

Alles, was du suchst
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Eine tolle Liebesgeschichte

Die Geschichte be­ginnt sehr lustig. Came­ron ist kurz da­vor, ihr Ziel in den Tie­fen Ver­monts, USA zu errei­chen, als sie in den Elch Fred hi­nein­fährt. Dieser ist das Stadt­mas­kottchen und ob­wohl Came­rons Ge­sicht den Un­fall alles ande­re als gut über­stan­den hat – von ihrem Auto gar nicht zu spre­chen – machen sich in den nächsten Ta­gen und Wochen alle Sor­gen um Fred. Wenn Came­ron neuen Men­schen be­geg­net und sich vor­stellt, ist sie stets die­jeni­ge, die Fred an­gefah­ren hat. Es ist un­glaub­lich ko­misch. Dieser Hu­mor setzt sich auch im Laufe der Ge­schich­te fort und wäh­rend der Lek­tü­re gab es zahl­rei­che Momen­te, in de­nen ich wirk­lich schmunzeln musste. So be­ginnt ein Buch doch schon­mal gut, oder?


Cameron und Will sind die Haupt­figu­ren der Ge­schich­te und er­zäh­len die Hand­lung aus abwechselnden Pers­pek­ti­ven. Ich per­sön­lich bin ein großer Fan von un­ter­schied­li­chen Erzählperspek­tiven, ­be­sonde­res wenn eine Ge­schich­te von zwei so sym­pathi­schen Fi­gu­ren wie Came­ron und Will er­zählt wird. Ich kann es gar nicht anders sa­gen: Beide Fi­gu­ren haben mein Herz im Sturm ero­bert. Bei Lie­bes­roma­nen ist es ja regel­mä­ßig der Fall, dass das männ­liche Love Inte­rest die ein oder andere frag­wür­dige Cha­rak­ter­eigen­schaft mit sich bringt und nicht ge­rade res­pekt­voll mit der Frau um­geht. Bei Alles, was du suchst ist es das komplette Gegen­teil. Ich glaube, ich habe noch nie einen so char­man­ten und res­pekt­vollen männ­li­chen Pro­ta­gonis­ten in einem Lie­bes­roman er­lebt. Und ich möchte mehr Fi­guren wie Will. Er ist so auf­merk­sam, zuvorkommend und lieb – ein rich­tiger Gentle­man.


Aber auch Came­ron hat eini­ges zu bie­ten. Sie hat ihr ei­ge­nes Unter­neh­men ins Leben gerufen und ist eine schlag­fer­tige Frau aus Man­hattan. Re­la­tiv früh kann man sich je­doch denken, dass aus Came­ron schnell ein klei­nes Land­ei wird, denn sie er­kennt den Charme der Stadt so­fort und ist die­sem absolut ver­fallen. Sie ist jedoch nicht nur der Stadt ver­fallen, son­dern merkt schnell, dass auch Will über­aus inte­ressant ist und kann eine ge­wisse Anziehung nicht ab­strei­ten. Für Came­ron be­ginnt ein inne­rer Kampf, denn sie möchte sich nicht in Will ver­lie­ben und eine Be­zie­hung mit ihm ein­gehen, wenn sie weni­ge Wochen später zurück nach New York muss. Gleich­zei­tig führt sie noch ihr Unter­neh­men, was sie schlecht von einem Ort aus tun kann, in dem sie nicht einmal Handy­empfang hat. Ich konnte mich während der ge­sam­ten Lek­türe un­glaub­lich gut in Will und Came­ron hineinversetzen.


Marie Force hat einen an­ge­nehmen Aus­druck. Mehr mag ich gar nicht zu dem Schreib­stil sagen. Es würde nicht der Wahr­heit ent­spre­chen, würde ich sa­gen, dass der Schreib­stil über­ragend ist. Denn das ist er nicht. Er ist soli­de, an­schau­lich und hat in mir die Emo­tio­nen her­vor­geru­fen, die man sich eben von der Lek­türe er­hofft. Wirklich schöne Passagen habe ich mir nur we­nig angestri­chen, da der Schreib­stil eben dem Standart ent­spricht.


Mir hat jedoch ge­fallen, wie Marie Force eine gute Ab­wechs­lung aus inne­rem Mono­log und direkter Rede um­ge­setzt hat. Als Leser er­fährt man sowohl von Wills als auch Came­rons Innenleben, gleich­zei­tig aber auch nicht so viel, dass man sich fragt, wann die Hand­lung end­lich wei­ter­geht. Ihr kennt es sicher­lich: Sei­ten­lange inne­re Mono­loge können sehr erdrückend sein. Marie Force lässt solche Si­tua­tio­nen nicht auf­kommen. Sie ver­leiht je­dem Kapitel mit einer Menge Dia­lo­gen die nöti­ge Por­tion Biss.


Die Handlung konnte mich voll und ganz von sich über­zeugen. Im Ver­gleich zu vielen anderen Liebes­roma­nen liegt der Fo­kus bei Alles, was du suchst näm­lich nicht auf Dra­ma und einem ewigen Hin und Her. Man muss sich schon durch eini­ge hun­dert Sei­ten lesen, bis Will und Cameron zu­einan­der finden, und es ist von An­fang an offen­sicht­lich, wie die Geschichte enden wird. Das ist aber nicht schlimm, weil Alles, was du suchst unter anderem stark von sei­nen Figuren lebt. Will und Came­ron erleben aller­hand Zwi­schen­fälle, so­dass die Liebes­geschich­te der bei­den zwar noch im Vor­der­grund steht, aber eben nicht aus­schließ­lich.


Zusätzlich zu den Ereig­nissen, de­nen sich Came­ron und Will stellen müssen, kommt eine unfassbare Band­brei­te an Neben­figu­ren. Will hat – wenn ich mich rich­tig erinnere – zehn Geschwis­ter, die alle­samt eine mehr oder weni­ger große Rolle in dem Ro­man spie­len. Ich gehe da­von aus, dass seine Ge­schwis­ter unter ande­rem die Haupt­figu­ren der Folge­bände wer­den und in Alles, was du suchst wird dazu die Grund­lage ge­schaffen. Da sich die Handlung nicht nur mit der Lie­bes­ge­schich­te und den Proble­men der Pro­tagonis­ten beschäf­tigt, ist das Buch in meinen Augen äußerst fa­cetten­reich.

Cover des Buches Du wolltest es doch (ISBN: 9783551583864)

Bewertung zu "Du wolltest es doch" von Louise O'Neill

Du wolltest es doch
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Ein aufwühlender Roman

Aufgebaut ist das Buch in zwei gro­ße Ab­schnitte. Das Da­vor und das Da­nach. Also Emmas Le­ben vor der Party und ein Jahr da­nach. Beide Ab­schnitte des Bu­ches scho­ckie­ren den Leser und ich weiß nicht, wel­chen Ab­schnitt ich gru­seli­ger fin­den soll. Emma um­gibt sich mit sehr vie­len Men­schen und hat einen gro­ßen Freun­des­kreis. Be­son­ders nahe ste­hen ihr je­doch drei Mäd­chen, mit de­nen sie in einer Clique ist. In den ers­ten Ka­pi­teln des Buches lernt man Emma und ihre Freundinnen kennen und sie ha­ben mich alle­samt schockiert. Jede von ihnen ist un­glaub­lich ober­fläch­lich, falsch, egois­tisch und auf­ge­setzt. Ich habe mich beim Le­sen oft ge­fragt, wo die Mensch­lich­keit ge­blie­ben ist. Ob Emma überhaupt in der Lage ist, wah­re Freund­schaf­ten zu füh­ren. Und ich habe mir die Fra­ge gestellt, ob Men­schen wirk­lich so sein können.


Emma ist streng ge­nommen der ein­zi­ge Cha­rak­ter, den man näher kennen­lernt. Wie ge­sagt war sie mir von Be­ginn an ziem­lich un­sym­pa­thisch. Sie ge­hört zu den Leu­ten, die ich glücklicher­weise nicht in meinem Um­feld habe, und die ei­nem das Ge­fühl ver­mitteln, weniger wert zu sein. Gleich­zei­tig reicht Emmas Ego bis in den Himmel hi­nauf und sie sieht alles als selbst­ver­ständ­lich an. Et­was mehr Tief­gang er­hält ihr Cha­rak­ter im Da­nach, wo Leser eben­falls Emmas Fa­mi­lie kennen­ler­nen. Emma selbst wurde mir im zweiten Teil der Hand­lung etwas sym­pathi­scher und ich fühl­te mit ihr mit. Sie tat mir ein­fach un­glaub­lich leid, egal wie un­sym­pa­thisch sie mir zu Be­ginn war.


Je mehr man im zwei­ten Teil Emmas Fa­mi­lie kennen­lernt, desto eher ver­steht man, wo­her ihr Cha­rak­ter stammt. Ihre Mutter ist un­glaub­lich ober­fläch­lich und stellt das Wohl ihrer Toch­ter ganz nach hin­ten. Wich­ti­ger ist es für sie, dass der Schein der guten Fa­mi­lie aufrecht er­hal­ten bleibt. Ihr Vater dis­tan­ziert sich komplett, ver­kriecht sich in Ar­beit und ist eigent­lich gar nicht mehr exis­tent. Der Ein­zi­ge, der sich wirk­lich für Emma ein­setzt, ist ihr Bruder, doch auch das Ver­hält­nis zwi­schen Bru­der und Schwes­ter ist nicht das beste. Ich muss wirk­lich sa­gen: Ich habe sel­ten ein Buch mit so vie­len Figuren ge­lesen, zu de­nen ich keinen Draht auf­bauen konnte. Emmas Freundinnen hätten im zwei­ten Teil auch einen größeren Platz ein­nehmen können. Sie sind einfach von der Bild­flä­che ver­schwun­den, was ich per­sön­lich sehr schade fand.


Du wolltest es doch beweg­te mich als Lese­rin sehr und so durch­leb­te ich wäh­rend der Lektüre das volle Ge­fühls­spek­trum: Ekel, Wut, Mit­leid, Ver­ständ­nis­losig­keit, Hoff­nung. Die The­ma­tik des Buches hat mich ge­packt und dem­ent­spre­chend hatte das Buch meine volle Auf­merk­sam­keit. Ein­mal mit dem Lesen an­ge­fan­gen, fällt es schwer, das Buch aus den Hän­den zu legen.  Hin und wie­der hat mich die Story­line je­doch auch etwas ver­wirrt. Es gibt das Da­vor und Da­nach, aber hin und wie­der wer­den in den ein­zel­nen Ka­pi­teln klei­ne Zeitsprün­ge unter­nommen, um wich­tige Er­eig­nisse an­zu­spre­chen. Aller­dings wer­den diese, in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Er­eig­nisse, nur neben­säch­lich ab­ge­ar­bei­tet und an­ge­rissen. Danach geht es in der Hand­lung di­rekt wei­ter, was bei mir da­für sorgte, dass ich mit den Zei­ten durch­einan­der kam.


Wie ihr vielleicht merkt, fällt es mir sehr schwer, eine an­stän­dige Re­zen­sion zu Du wolltest es doch zu schrei­ben. Es gibt The­men, über die man vor­her nie groß nach­ge­dacht hat und bei de­nen man froh sein kann, selbst keine Er­fahrun­gen ge­macht zu haben. Dennoch ist es wich­tig, The­men zu hinter­fra­gen und sich mit ihnen aus­einan­der­zu­setzen. Du wolltest es doch bietet dafür definitiv einen Weg und der Titel sagt alles. Emma passie­ren in einer Nacht fürch­ter­liche Dinge, für die sie nichts kann. Sie hat Alko­hol ge­trun­ken und Pillen genommen. Das war vielleicht nicht die bes­te Ent­schei­dung, aber für alles, was da­nach kam, trägt sie keine Ver­ant­wor­tung. Der Satz »Du wolltest es doch« zeigt die grau­same Rea­li­tät und führt eine Seite auf, die ich so noch nie be­trach­tet habe. Das Buch hat mich erschüttert, wü­tend ge­macht und mich frus­triert zu­rück ge­lassen.


Ein aufwühlendes Buch, das mich bestürzt und traurig zurückgelassen hat. Dennoch ist die Thematik des Buches eine überaus wichtige und ich denke, die Autorin hat eine Geschichte verfasst, die leider viel zu oft der Wirklichkeit entspricht.

Cover des Buches Die Töchter von Ilian (ISBN: 9783596299973)

Bewertung zu "Die Töchter von Ilian" von Jenny-Mai Nuyen

Die Töchter von Ilian
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Ein absolutes Highlight

Ich bin begeistert. Punkt. Eigentlich könnte ich die Buchbesprechung genau so lassen, denn dieser eine Satz fasst meine Meinung zu Die Töchter von Ilian gut zusammen. Ich bin schlichtweg begeistert, geradezu sprachlos und habe seit langem kein so gutes High Fantasy Buch wie dieses gelesen. Vor allem kein Buch, das mich so oft überrascht hat. Eines meiner Lieblingsbücher – wenn nicht sogar das Lieblingsbuch schlechthin – ist Der Kuss des Kjer von Lynn Raven. Die beiden Bücher unterscheiden sich sehr, aber sie haben eine Sache gemeinsam, die ich in Geschichten sehr schätze. Und zwar eine langsame und absolut nachvollziehbare Entwicklung sämtlicher Charaktere und Handlungsstränge. Es gibt kaum etwas, das ich in Büchern mehr schätze, und ich bin unglaublich froh, dass Die Töchter von Ilian zu diesen Schätzen gehört. 

Dass Jenny-Mai Nuyen schon lange zu meinen liebsten Autorinnen zählt, ist unter anderem ihrem Schreibstil geschuldet. Dieser kann nämlich ganz laut und ganz leise sein. Er trifft stets den richtigen Ton, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, und hat etwas Episches an sich. Ich kann es wirklich nicht anders sagen. Jenny-Mai Nuyens Schreibstil ist episch und genau so, wie man ihn sich von einem High Fantasy Roman erhofft. Die Autorin beschreibt Menschen und Umgebung auf eine Art, dass man den Roman liest, als wäre man mittendrin. Man bereist mit Walgreta und Fayanú die verschiedenen Länder und erlebt all ihre Magie hautnah. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, den Alltag hinter mir zu lassen und eine neue Welt zu betreten.

Jenny-Mai Nuyen ist im Jahr 1988 geboren, also eine in meinen Augen relativ junge Autorin. Dies merkt man ihren Werken jedoch nie an, und Die Töchter von Ilian stellt in diesem Punkt keine Ausnahme dar. Es gibt Menschen, bei denen hat man das Gefühl, dass sie eine alte Seele in sich tragen. Dass sie viel weiser sind, als man sie vom Alter her einschätzen würde, und ich glaube, Jenny-Mai Nuyen ist so eine Seele. Ohne dass ich sie kennen würde, behaupte ich dies, weil ich es ihrer Sprache anmerke. Teilweise sind ihre Sätze so verflochten, dass ich sie mehrfach lesen musste, um den Sinn greifen zu können.

Die Töchter von Ilian ist anspruchsvolle Literatur, keine die man einfach mal eben zwischendurch liest, aber ich schätze das sehr. Und ich hoffe, dass die Fortsetzung zu Die Töchter von Ilian bald erscheint, denn ich vermisse Bücher aus dem Fantasy Bereich, die so grandios geschrieben sind wie die der Autorin. Es gibt einfach sehr wenige Menschen, die so schreiben können wie Jenny-Mai Nuyen.

Die Töchter von Ilian umfasst eine Menge Figuren, und ich gebe ehrlich zu, dass mich dieses Figurenspektrum zu Beginn der Lektüre an der ein oder anderen Stelle überfordert hat. Ich konnte die Namen anfangs nicht recht zuordnen, zumal sehr viele Charaktere in einem verhältnismäßig raschem Abstand vorgestellt werden. Ein Glück gibt es in dem Buch eine Übersicht der verschiedenen Figuren, auf die ich regelmäßig zugegriffen habe. Dies hat sich aber nach den ersten hundert Seiten gelegt und nach und nach konnte ich mir hinter jedem Namen eine Person vorstellen.

Was ich an den Charakteren besonders schätze, ist ihre Menschlichkeit. Ich konnte das Handeln jeder Figur so gut nachvollziehen und obwohl jede Person ihre Ecken und Kanten hat, schloss ich sie doch alle ins Herz. Ich muss dazu sagen, dass die Kapitel des Romans aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden, und so lernen wir neben Walgreta und Fayanú auch das Innere von anderen Charakteren kennen. Und dieses Innere ist wirklich das Innere der Figuren. Kein Charakter bleibt oberflächlich und auch wenn manchmal Entscheidungen getroffen werden, die einem als Leser nicht gut vorkommen, kann man dennoch verstehen, wieso sich der Charakter dafür entschieden hat.

Interessant finde ich auch die Entwicklung der einzelnen Figuren. Manch eine Person, die ich zu Beginn der Lektüre überhaupt nicht mochte, wurde zum Ende hin eine meiner Favoriten. Eine andere Figur konnte ich zum Schluss nicht mehr richtig einschätzen, und bei einer anderen Figur weiß ich mittlerweile nicht mehr, ob sie gut oder böse ist, dabei war ich fest davon überzeugt, dass diese Person eine der Guten ist. Jenny-Mai Nuyen spielt mit dem Leser, und das habe ich beim Lesen wirklich sehr genossen. Ich frage mich auch, wie die Erzählung weitergeht und welche Personen neu dazukommen werden. Es wird – gerade zum Ende hin – die ein oder andere Andeutung gemacht, die ich sehr interessant finde. Die Fortsetzung kann mit diesem Ende eigentlich auch nur grandios werden, und ich bin so unglaublich gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte!

Allgemein kann ich nämlich sagen, dass die Handlung des Buches wunderbar ausgearbeitet ist – und vor allem klug ausgearbeitet. Ich hatte an mancher Stelle den Eindruck, dass sich die Handlung etwas zieht und etwas langatmig wirkt, aber das war wirklich nur an manchen Stellen, und im Nachhinein habe ich wohl doch den Sinn der einzelnen Szenen verstanden.

Oder anders gesagt, ich habe verstanden, weshalb Jenny-Mai Nuyen sie einbaut. Jeder Absatz trägt zum großen Ganzen bei und dieses ist so ausgeklügelt, dass ich beim Lesen des Epilogs eine Gänsehaut bekommen habe. Eine Gänsehaut! Das passiert mir wirklich nicht oft beim Lesen, eher wenn ich Musik höre oder eine höchst dramatische Szene in einem Film sehe. Jenny-Mai Nuyen konnte mich zudem immer wieder überraschen. Jedes Mal, wenn ich dachte, dass die Handlung in eine gewissen Richtung abdriftet, wurde ich überrascht. Ich habe so viel nicht kommen sehen.

Ich hatte bereits erwähnt, dass Die Töchter von Ilian aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Dies sorgt nicht nur dafür, dass man sich gut in die Figuren hineinversetzen kann, sondern auch dafür, dass die Handlung unglaublich komplex und facettenreich wird. In den seltensten Fällen reisen die Erzählfiguren zusammen, sodass sich der Leser mit beinahe jedem neuen Kapitel an einem anderen Ort befindet. Diese Abwechslung mochte ich sehr. Generell mochte ich das gesamte Setting, das Jenny-Mai Nuyen aufbaut. Die Land, die verschiedenen Völker, die Magie – ich habe der Autorin jedes Wort geglaubt.

Manchmal fällt es mir schwer, meine Gedanken zu ordnen. Dass ich sie einem bestimmten Absatz zuordne und sie fest verorte. Daher kommt jetzt noch ein kleiner Gedankenkrümel für mein kleines Gedankenchaos. Wie ihr euch sicherlich denken könnt: Mir hat Die Töchter von Ilian unglaublich gut gefallen. Ich mochte die facettenreichen Figuren, ich mochte die abwechslungsreiche Handlung und ich mochte den Tiefgang der Geschichte. Eigentlich hat mir wirklich alles gut gefallen und ich kann nur betonen, dass ich wunderbare Lesestunden mit diesem Buch hatte.

Ich hoffe, dass die Fortsetzung bald erscheint, denn nach diesem Ende muss ich wissen, wie es weiter geht. Und ich hoffe generell, dass es mehr Fantasybücher geben wird, die in die Richtung dieses Romans gehen. Einfach Bücher, die von der ersten bis zur letzten Seite gut durchdacht sind. Die einen den Alltag für kurze Zeit vergessen lassen, einen vollkommen mitreißen und die einen mit ihren Worten in den Bann ziehen. Für mich ist Die Töchter von Ilian ein absolutes Highlight.

Ich habe mein Highlight im Monat März gefunden. Schreibstil, Charaktere, Handlungsverlauf – ich habe Jenny-Mai Nuyen jedes Wort abgekauft und bin hin und weg. Die Töchter von Ilian ist Fantasy vom Feinsten.

Cover des Buches All In - Tausend Augenblicke (ISBN: 9783736308190)

Bewertung zu "All In - Tausend Augenblicke" von Emma Scott

All In - Tausend Augenblicke
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Cover des Buches Die Krone der Dunkelheit (ISBN: 9783492705264)

Bewertung zu "Die Krone der Dunkelheit" von Laura Kneidl

Die Krone der Dunkelheit
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Großartig

»Für Fans von George R. R. Martin und Sarah J. Maas« – so in etwa endete jede Re­zen­sion, die ich zu diesem Buch ge­le­sen habe. Eine Aus­sa­ge, die mich skep­tisch als auch freu­dig machte. Und wie­so? Weil George R. R. Martin und Sarah J. Maas zu mei­nen ab­solu­ten Lieb­lings­auto­ren gehören. Nur weni­ge Auto­ren können so gut plotten und den Leser überra­schen. Nur we­nige so ge­lun­gen mit Wör­tern um­ge­hen und den Leser in den Bann zie­hen. Gleich­zei­tig ist da aber auch die Furcht, dass Laura Kneidls neu­estes Werk ein Ab­klatsch von A Game of Thrones und A Court of Thorns and Roses wird, denn in bei­den Rei­hen gibt es eine Mauer, die das Über­natür­li­che von den Menschen trennt, und noch das ein oder ande­re Ele­ment, das von Laura Kneidl auch in Die Krone der Dunkelheit auf­ge­nommen wurde.
Kann ein Buch, das solch große Ähn­lich­keit mit zwei Lieb­lings­rei­hen von mir hat, über­zeu­gen?

MEINUNG
In der Ein­lei­tung habe ich es be­reits er­wähnt: Ich ging skep­tisch an dieses Buch heran. Ich habe posi­ti­ve Re­zen­sio­nen ge­le­sen und nega­tive, und ich habe mir be­wusst Zeit ge­nommen, bevor ich Die Krone der Dunkelheitbe­gann, damit ich die Lobes­hymnen als auch die Kri­tik­punkte nicht mehr prä­sent im Kopf habe. Um doch un­vor­ein­ge­nommen in die Ge­schich­te zu starten und mir eine eige­ne Mei­nung bil­den zu können. Nun liegt die Ge­schich­te hinter mir. Deut­lich schneller als ich an­ge­nommen hatte. Ich be­gann das Buch an einem Diens­tag­nach­mittag und am Mitt­woch­mor­gen lagen be­reits über ein­hundert­fünf­zig Seiten hin­ter mir. Machen wir’s kurz: Auch mich konnte Die Krone der Dunkelheit über­zeu­gen und ich hatte enor­me Freude an der Ge­schich­te.
Kurzer Dis­claimer vor­weg: Ich habe mich be­müht, die Re­zen­sion so spoiler­frei wie mög­lich zu ver­fassen, aber gera­de bei den Cha­rak­ter­dis­kussi­onen bin ich nicht immer um Spoiler he­rum­ge­kommen. Ihr seid also vor­gewarnt.

LAURA KNEIDL – EINE MEISTERIN IM UMGANG MIT WORTEN
Jap, das ist meine ehr­liche Mei­nung. Ich finde, dass Laura Kneidl eine der be­gabtes­ten deutschen Auto­rinnen unse­rer Zeit ist. Ich liebe ihre Art zu schrei­ben und Ge­schich­ten auf­zu­bauen. Bei Die Krone der Dunkelheit merkt man Laura Kneidl an, dass sie High Fantasy schreibt. Ich komme nicht um­hin, eine ganz andere Art des Schrei­bens bei Die Krone der Dunkelheit, ihrem Young Adult Roman Berühre mich. Nicht. und ihrem Young Adult Fan­tasy­roman Herz aus Schatten zu be­mer­ken. Ihr Schreib­stil ist in ihrem neu­esten Werk reif, ele­gant und gut durch­dacht. Durch­dacht in dem Sinne, dass einzel­ne Sätze gut auf­ge­baut sind und sich leicht über mehre­re Zeilen hin­weg lesen lassen. Ich empfin­de den Schreib­stil als un­glaub­lich an­ge­nehm und flüssig und habe mich sehr gut in der doch kom­plexen Welt zu­recht­ge­funden. Hut ab dafür.

FREYA
Freya ist mir die sym­pa­thischste Pro­ta­gonis­tin des Romans. Es gibt nur zwei, klar, aber müsste ich mich zwi­schen Freya und Ceylan ent­schei­den, würde ich lieber Freyas Ge­schich­te ver­fol­gen. Freya übt sich heim­lich in Magie und reißt mit Larkin aus, um ihren Bruder zu suchen. Sie be­ge­ben sich auf eine Reise in un­be­kannte Ge­bie­te. Dabei stellt Freya sich He­raus­for­derun­gen, lernt sich selbst kennen und er­fährt mehr über das, was sie sich vom Leben wirk­lich er­hofft. Diese Ge­schich­ten – fan­tasti­sche Reise­ge­schich­ten – sind meine liebsten. Ich könnte nichts ande­res lesen, mir ge­fallen diese Hand­lun­gen immer sehr gut.
Ich empfinde Freya dabei auch als sehr an­ge­nehme Figur. Sie handelt manch­mal etwas über­stürzt, gleich­zei­tig lernt sie aus den Si­tua­tio­nen und be­schrei­tet neue Heraus­for­derun­gen wie­derum etwas durch­dach­ter. Man sieht ihre Ent­wick­lung klar und deut­lich, und ich finde ihre Reise – zu neuen Zielen und sich selbst – spannend zu ver­fol­gen. Einzig und allein ihre Ge­sprä­che mit Larkin haben mir nicht immer ge­fallen, worauf ich gleich noch zu spre­chen komme.

CEYLAN
Ceylan ist die toughe Bad-Ass-Figur der Ge­schichte. Sie hat einen star­ken Willen und ist mit­un­ter ganz schön stur und bo­ckig. Das fand ich beim Lesen hin und wieder etwas an­stren­gend, aber ich mag sie dennoch. Ich hatte damit ge­rech­net, dass Ceylans Ge­schich­te rela­tiv trist wird – immer­hin sitzt sie an der Mauer fest, trainiert und ver­sucht sich zwi­schen all den Männern zu etab­lie­ren. Er­war­tet hatte ich eine Handlung, in der Ceylan sich mit eini­gen Hö­hen und Tiefen an der Mauer ein­setzt und am Ende des Ro­mans ihren Platz findet. Doch es kam ganz anders und ich habe ihre Ge­schich­te mit Spannung ver­folgt. Ich mochte ins­beson­dere, dass sich Ceylan und Freya so sehr unter­schei­den und die ab­wechseln­den Kapi­tel für fri­schen Wind sorgen.

LEIGH
Leigh ist einer der Wächter an der Mauer und ein Cha­rak­ter, der mir von An­fang an sym­pa­thisch war. Dies liegt vor allem an seiner schlag­fer­tigen und muti­gen Art, sich auch mal den Vor­ge­setzten gegen­über zu be­haup­ten und durch­zu­setzen. Er ver­tritt seine Meinung ganz klar und unter­stützt Ceylan, wo er nur kann. Das ist klasse, denn so sticht er an der Mauer de­fini­tiv her­vor. Es gab viele Momente, in denen mich Leigh laut auf­la­chen ließ und ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Bän­den noch mehr von ihm mit­be­kommen. Schade finde ich näm­lich wirk­lich, dass Leigh zu Be­ginn des Ro­mans eine sehr prä­sen­te Rolle er­hält und im Laufe der Ge­schich­te lei­der immer wei­ter in den Hin­ter­grund tritt. Ich wünsche mir mehr Leigh!

ÄHNLICHKEITEN ZU GEORGE R. R. MARTIN UND SARAH J. MAAS
Ich habe es bereits am An­fang des Bei­tra­ges ge­sagt, dass ich sehr oft ge­hört habe, dass viele der Mei­nung sind, dass Die Krone der Dunkelheit den Wer­ken von George R. R. Martin und Sarah J. Maas ähnelt. Ich stimme dem auch be­dingt zu. Die Völker der Menschen und Fae leben ge­trennt von­einan­der, dies ge­schieht durch eine gi­gan­tische Mauer. Eine Mauer also, die die poten­ziell Guten von den poten­ziell Bösen trennen soll und welche durch Magie er­schaffen wurde. Be­wacht wird diese Mauer von den Wäch­tern in schwarz. Wer Game of Thronesge­sehen oder die Bücher ge­lesen hat, wird die Ähn­lich­keit zur Mauer und der Nacht­wache nicht über­se­hen können. Und auch in A Court of Thorns and Roses leben die Menschen und Fae ge­trennt von einer Mauer auf dem Konti­nent. In meinen Augen war es das aber auch mit der Ähn­lich­keit der Geschichten.
Natürlich, Laura Kneidl er­schafft damit keine voll­kommen neue Welt und be­dient sich be­kann­ter Szena­rien und Ge­geben­hei­ten, aber dabei bleibt es auch. Es ist eine be­kann­te Grund­idee, mit denen Laura Kneidl eine ganz ande­re Ge­schich­te er­schafft. Ich würde Die Krone der Dunkelheit daher auch nicht mit den ge­nann­ten Werken ver­glei­chen. Es gibt ge­mein­same Schnitt­stellen, aber jeder der Auto­ren schafft etwas Einzig­arti­ges aus ihnen.

FAZIT
Laura Kneidl beweist mit diesem Buch, dass sie High Fantasy schreiben kann – und zwar richtig gut. Mich hat »Die Krone der Dunkelheit« von der ersten Seite an gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Eine ganz klare Empfehlung.

Cover des Buches Nebenan funkeln die Sterne (ISBN: 9783736306882)

Bewertung zu "Nebenan funkeln die Sterne" von Lilly Adams

Nebenan funkeln die Sterne
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Eine schöne Lektüre für zwischendurch

Ich begann das Buch, da ich auf der Suche nach einer lockerleichten Geschichte war. Alles in allem hat mir der Roman auch gut ge­fallen. Es gab ein paar Klei­nig­kei­ten, die mich ge­stört haben, aber der Roman hat et­was ge­schafft, das ich mir von einem Young Adult Buch kaum er­hoffen mag: Er hat mich wirk­lich zum Nach­den­ken an­ge­regt.

WUNDERSCHÖNE WORTE RUND UM EMMA
Von Lilly Adams hatte ich vor Nebenan funkeln die Sterne noch kein ande­res Buch ge­le­sen, aber ich denke, dass ich mir auch wei­tere Bücher der Au­to­rin an­schauen werde. Mir hat ihr Schreib­stil näm­lich aus­ge­spro­chen gut ge­fallen. Dieser Ro­man ist wun­der­schön ver­fasst. Mal sind die Sätze kurz und knackig, mal fallen sie länger aus und sind dabei ma­le­risch und aus­druck­stark. Der anspre­chen­de Schreib­stil trägt für mich maß­ge­bend dazu bei, dass mir Emma so sym­pa­thisch ist. Ich kann ihre Ge­dan­ken­gänge und ihr Han­deln – auch wenn es na­tür­lich nicht rich­tig ist – ver­ste­hen. Ich weiß, wieso sie tut, was sie tut und so wuchs sie mir mit jeder Seite etwas mehr ans Herz.

Emma ist die Prota­go­nis­tin des Romans und die­ser wird einzig aus ihrer Pers­pek­ti­ve er­zählt. Das ist für mich so auch in Ordnung, da man Emma gut kennen­lernt. Sie ist mir zwar sym­pa­thisch ge­we­sen, je­doch nicht voll und ganz. Irgend­wie finde ich ihr Ver­hal­ten hin und wieder et­was selt­sam und konn­te mich wäh­rend der Lek­tü­re nicht immer mit ihr iden­ti­fi­zie­ren. Sie lebt ein sehr iso­liertes Le­ben und lügt, was mir über­haupt nicht ge­fällt. Das Ge­rüst, das sie auf­baut, hat mir Angst ein­ge­jagt, da ich nur darauf ge­war­tet habe, dass es zu­sammen­bricht.

Ich finde ihre Ängste zudem schwer nach­voll­zieh­bar. Im einen Augen­blick hat sie große Angst vor vielen Din­gen, im nächsten sind diese Ängste wie fort­ge­bla­sen. Für mei­nen Ge­schmack war das zu wirr und un­ent­schlossen. Ich hätte mir gene­rell einen strik­ten roten Faden ge­wünscht, der sich durch die Ge­schich­te zieht. Einmal in der ge­sam­ten Hand­lung, worauf ich gleich noch ein­ge­hen möchte, und in Be­zug auf Emma. Ich hätte so gerne eine schö­ne Ent­wick­lung ihres Cha­rak­ters ge­lesen und nicht dieses Hin und Her. Dass sie bei­spiels­wei­se zu Be­ginn des Ro­mans große Pro­ble­me mit ihren Ängsten hat, diese aber nach und nach be­sie­gen kann. Davon ab­ge­sehen mochte ich Emma als Pro­ta­gonis­tin sehr.

SOCIAL MEDIA
Soziale Medien bedeuten für Emma mehr Schein als Sein. Um ihren Feed zu füllen, sucht sie stra­te­gisch mehrere Jahre alte Bilder aus ihrer Ver­gan­gen­heit he­raus, die sie auf­wen­dig be­ar­bei­tet, um sie als Bilder aus ihrem jetzi­gen All­tag dar­zu­stellen. Ihre Fan-Commu­nity feiert Emmas Life­style und ihre Bil­der. Umso trau­ri­ger ist es, dass es ein­fach nicht stimmt. Als diese Er­kennt­nis schon wäh­rend der ersten Sei­ten bei mir kam, habe ich mich das erste Mal ge­fragt, für wie viele Menschen das die Rea­li­tät ist. Wie viele Menschen einem auf Insta­gram wohl etwas vor­gaukeln …
Jedes Kapitel beginnt mit einem Aus­zug aus Emmas Akti­vität in den so­zia­len Me­dien – wie sie mit ihren Followern in­ter­agiert und wel­che Lü­gen sie auf­baut –, was ich sehr interessant zu ver­fol­gen finde. Be­son­ders spannend ist näm­lich die Tat­sache, dass die­se Aus­züge immer auf das vor­heri­ge Ka­pi­tel be­zogen sind. So kennen die Leser die Wahr­heit und sehen genau, wie Emma diese in den so­zia­len Me­dien verdreht.

Die sozialen Medien spielen in diesem Buch eine große Rolle. Viele andere Blogger und ich selbst sind täg­lich auf so­zia­len Me­dien ak­tiv. Insta­gram (Twitter und / oder Facebook) ge­hö­ren meistens als fes­ter Be­stand­teil zum ei­genen Blog. Was ich bei Nebenan funkeln die Sterne sehr inte­ressant finde, ist eine Aussage von Emma, die in etwa so lautet: »Man ver­bringt Stunden mit dem Pla­nen des Feeds und dem Be­arbei­ten der Fotos, nur um ein Bild on­line zu stellen, dass nach we­ni­gen Minuten von den Followern be­reits ver­gessen wurde.« Ich habe mir die Stelle leider nicht mar­kiert, aber der Inhalt ist mir im Kopf ge­blie­ben, denn ich glaube, mit dieser Aussage kann jeder Blogger oder Influ­encer etwas an­fan­gen. Auf die ein oder andere Weise wird die­ser Satz näm­lich für jeden stimmen. Man in­ves­tiert als Blogger sehr viel Zeit für seine Fotos und die Dar­stellung des Ob­jek­tes, das man prä­sen­tie­ren möchte.

WORAUF LÄUFT DIE GESCHICHTE HINAUS?
Es gibt jedoch auch einen großen Knack­punkt bei Nebenan funkeln die Sterne für mich. Die Hand­lung düm­pelt etwas vor sich hin. Wo­rauf läuft die Ge­schich­te hi­naus? – Das ist die Frage, die ich mir nach etwa hun­dert Seiten zum ersten Mal ge­stellt habe. Ich habe das Ge­fühl, dass der rote Faden in der Hand­lung voll­kommen fehlt. Die Aus­gangs­situ­ation ist klar ge­schil­dert und hin und wieder ver­lässt Emma dank Nathan ihre Kom­fort­zone. Aber das war es dann auch schon, wenn ich mich nicht irre. Ich habe mir ein­fach mehr von der Hand­lung er­hofft und nicht nur eine Grund­situ­ation mit sich doch immer ähnelnden Aus­rei­ßern aus dem Kon­zept. Wirk­li­che Spannung kommt für meinen Ge­schmack nicht auf.

Nebenan funkeln die Sterne ist ein Lie­bes­ro­man, das ist mir be­wusst. Ich weiß auch, dass man dieses Genre nicht mit spannen­den Kri­mis oder durch­dach­ter Fan­tasy ver­glei­chen kann. Dennoch hätte ich mir etwas ge­wünscht, das mich an die Hand­lung bin­det. Etwas, das mich dazu bringt, un­be­dingt wei­ter­le­sen zu wollen. Mir per­sön­lich hat in die­sem Punkt die be­son­dere Note gefehlt.

FAZIT

Lilly Adams überzeugt mit einem wunderschönen Schreibstil und interessanten Figuren, die das 21. Jahrhundert perfekt widerspiegeln. Ich hätte mir etwas mehr Handlung gewünscht.

Cover des Buches A Court of Frost and Starlight (ISBN: 9781681196312)

Bewertung zu "A Court of Frost and Starlight" von Sarah J. Maas

A Court of Frost and Starlight
zeilenwanderer_vor 5 Jahren
Ich hätte mehr erwartet

Auf den Er­schei­nungs­termin von A Court of Frost and Star­light freute ich mich seit über einem Jahr sehr. Ich fie­ber­te ihm nahe­zu ent­ge­gen. End­lich sollte es weiter­gehen mit der Ge­schich­te von Feyre und Rhys. Ich sehnte mich nach der Rück­kehr nach Pry­thi­an und dem fan­tas­ti­schen Schreib­stil der Au­to­rin. Dennoch habe ich die No­velle mit ge­misch­ten Ge­füh­len be­en­det und ich sage euch gerne wie­so. Aber zuerst ein­mal zu den po­si­ti­ven As­pek­ten.

ERZÄHLPERSPEKTIVEN
A Court of Frost and Starlight wird aus der Sicht von Feyre und Rhys be­rich­tet. Dies genoss ich un­glaub­lich, da die zwei sehr unter­schied­lich in ihrer Er­zähl­stimme sind und sich mit je­weils an­de­ren Din­gen aus­ei­nan­der­setzen. So be­kommt die No­velle fri­schen Wind und bie­tet Lesern Ab­wechs­lung. Ein­zig und allein die gegen­sei­tige Liebe ist die Schnitt­stelle im Erzähl­strang. Dass sie sich tags­über ver­missen, wenn sie unter­schied­li­chen Akti­vitä­ten nach­gehen oder sich wün­schen, mehr Zeit mit­einan­der zu ver­brin­gen, als sich mit dem po­liti­schen Wieder­auf­bau von Ve­la­ris und dem Rest Pry­thi­ans zu be­schäf­ti­gen. Gedan­ken, die wir wohl alle in einer ähn­li­chen Form kennen, denn wer von uns würde nicht am liebs­ten den Tag ganz sorg­los mit seinem Herzens­men­schen ver­brin­gen? Hin und wieder wird auch aus den Perspektiven von Cassian und Nesta berichtet, was mir gut gefallen hat.

HANDLUNG
Die Handlung selbst ist natürlich nicht so ge­wal­tig wie in den vori­gen Bänden, die ja Romane – nahe­zu rich­tige Wälzer – sind. Dieses Büch­lein um­fasst knappe zwei­hun­dert Seiten und dem­ent­spre­chend wenig passiert auch. Ich mochte das aber sehr. Wir be­glei­ten Feyre und Rhys durch ihren All­tag und die Ge­schich­te ist ge­prägt von einer an­geneh­men Sanft­heit. Trotz Chaos und Auf­bau­arbei­ten ist eine Grund­ruhe und -har­mo­nie in der No­velle vor­zu­fin­den. Dabei geht es haupt­säch­lich darum, wie Feyre und Rhys den Krieg ver­ar­bei­ten.
Feyre hat bei­spiels­weise oft mit sich selbst und ihrem Wohl­stand zu kämpfen. Sie findet es un­ge­recht, dass sie als High Lady viele Pri­vi­le­gien hat und selbst nur wenige Fa­milien­ange­hö­rige und Freunde im Krieg ver­lor, während das Leid ihres Vol­kes so groß ist. Rhys hin­gegen kämpft immer noch ge­gen den do­minan­ten Court of Night­mares an und muss mit Cassian ge­mein­sam über­legen, wie sie die Ver­ein­ba­run­gen, die sie während des Krieges ge­schlossen ha­ben, um­setzen.

Gleich­zei­tig geht es na­tür­lich um Sol­stice – ein Fest, das mich ein wenig an Weih­nach­ten er­innert. Man ver­bringt die Zeit mit sei­nen Liebs­ten, be­schenkt sich und ist dank­bar. Feyre und Rhys or­ga­ni­sie­ren die Fest­lich­keit und setzen sich dabei mit dem ein oder an­de­ren fa­mili­ären Pro­blem aus­einan­der. Denn nur weil der Krieg vor­bei ist, be­deu­tet das nicht, dass alle fried­lich und in Har­mo­nie leben. So ist Nesta quasi als schwarzes Schaf der Fa­milie zu be­trach­ten. Feyre und Elain ver­su­chen stets ihre Schwes­ter mehr in den All­tag zu inte­grie­ren und sie in der Fami­lie will­kommen zu hei­ßen. Doch das ist schwie­riger als ge­dacht, wenn Nesta offen­bar nicht das ge­rings­te Inte­resse hat Teil der Fami­lie zu wer­den.

VERZAUBERTES VELARIS
Ihr merkt: Eine wirklich große Pro­ble­ma­tik oder Krise muss nicht über­wun­den werden. Dem­ent­spre­chend leicht liest sich die No­velle auch. Es ist schlicht­weg eine ent­spann­te Schil­de­rung des All­tags. Ich kann mir vor­stellen, dass vie­le Leser dies lang­wei­lig fin­den. Mir hat es aber wirk­lich Spaß ge­macht. Einfach weil es so selbst­ver­ständ­lich und an­ge­nehm zu lesen ist. Man muss sich kei­ne Sor­gen um die Fi­gu­ren machen, wird nicht von scho­ckie­ren­den Kehrt­wen­dungen über­rascht und be­trauert keine ver­stor­benen Fi­gu­ren. Als Leser lässt man sich von Ve­la­ris und dem ruhi­gen Plot ver­zau­bern und ge­nießt ein­fach ein paar an­ge­neh­me Lese­stunden. Für mich war A Court of Frost and Starlight die per­fek­te Lek­türe für die ers­ten war­men Mai­tage, die ich ent­spannt auf der Terrasse ver­brin­gen durf­te.

FEYRE & RHYS
Der Fokus die­ser Novelle liegt ganz ein­deu­tig auf Feyre und Rhys, da­mit ihre Ge­schich­te abge­schlo­ssen wird. Ich liebe die bei­den Figuren auch sehr, aller­dings habe ich den Biss und die fre­che Art der beiden beim Lesen etwas ver­misst. Be­son­ders in A Court of Mist and Fury lernen Leser die un­be­schwer­te und zü­gel­lose Art von Rhys kennen. Er stellt Feyre He­raus­for­derun­gen, er­mu­tigt sie zu Dingen, die sie selbst nicht für mög­lich hält und die Dia­loge zwischen den beiden sind einfach zum Nieder­knien. Diese Eigen­schaf­ten fehl­ten mir schon in A Court of Wings and Ruin und in A Court of Frost and Starlight fehlen sie mir noch mehr.
Wie Yvonne in ihrer Re­zen­sion zum dritten Teil der Reihe richtig fest­stellt: Rhys ist zum weißen Ritter mu­tiert, der zu allem »Ja und Amen« sagt. Seine über­raschen­de und leicht un­ver­schäm­te Art habe ich un­glaub­lich ver­misst. Ja, auch er hat mit den trau­mati­schen Erleb­nissen der letzten Jahre zu kämpfen und muss vie­les auf­ar­bei­ten, doch seit­dem er mit Feyre ver­hei­ratet ist, wirkt es so als sei er zu einem rich­tigen Sof­tie mu­tiert. Mir per­sön­lich war der alte Rhys, wenn man seine Art so nennen kann, lieber.

NEBENFIGUREN
Was ich beim Lesen sehr ge­noss waren die Mo­mente, in denen sich der Inner Circle sammelt und ge­mein­sam Zeit ver­bringt. Be­son­ders über Stellen mit Azriel, Lucien und Elain habe ich mich ge­freut und ich hoffe, dass wir in den zu­künf­tigen No­vellen noch mehr Zeit mit ihnen ver­brin­gen werden. Selbst­ver­ständ­lich sind auch Mor, Amren, Cassian und Nesta wieder mit von der Partie. Jede be­kann­te Figur hat den ein oder an­de­ren Moment inA Court of Frost and Starlight und ich fand es schön, ihnen wieder zu be­geg­nen.
Doch wir treffen in A Court of Frost and Starlight nicht nur auf be­kannte Fi­gu­ren. Es kommen auch eini­ge neue dazu, wie bei­spiels­wei­se Re­ssina, die wie Feyre Künst­le­rin ist. Ressina ist eine un­glaub­lich intere­ssante Figur und in meinen Augen durch­weg ge­lun­gen. Ich mochte sie sehr und hätte mir ge­wünscht, dass sie und Feyre noch ein wenig mehr Zeit mit­einan­der ver­brin­gen. Aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch.

AUSDRUCK
Beim Aus­druck habe ich bei diesem Band jedoch eine Klei­nig­keit zu be­män­geln. Im ersten und zweiten Band hat Sarah J. Maas näm­lich eine Sache ge­macht, die sich in Band drei und vier ver­än­dert hat: Dass die Fi­gu­ren sich mit Namen an­spre­chen. Sarah J. Maas schreibt wunder­voll. Ich liebe ihren Schreib­stil, da er so majes­tä­tisch und be­we­gend ist. Man kann sich immer in die Fi­gu­ren hi­nein­ver­setzen, jeder Cha­rak­ter hat eine indi­vi­du­elle Stimme und das ge­sam­te Setting, inklu­sive Charak­tere, wird an­schau­lich be­schrie­ben. Aller­dings ist mir ein Wort in dieser No­velle (und auch schon bei A Court of Wings and Ruin) ne­ga­tiv auf­ge­stoßen: Mate.
Dieses Wort be­nutzt die Au­to­rin so un­glaub­lich oft, um Rhys oder Feyre zu er­wäh­nen und ich per­sön­lich fand es schlicht­weg über­trie­ben. Mir hätte es mehr zu­ge­sagt, wenn man die Namen be­nutzt als immer zu be­to­nen, dass die zwei Seelen­ver­wandte sind. Ich konnte es irgend­wann ein­fach nicht mehr lesen und musste stän­dig die Au­gen ver­drehen. Ich ver­stehe, dass man Mate wun­der­bar ein­bau­en kann, um beim Aus­druck zu vari­ieren, aller­dings war es für mei­nen Ge­schmack viel zu viel. Mir wäre die ein­fache Nennung der Na­men lieber ge­we­sen.

DER TEASER
A Court of Frost and Starlight soll nicht die ein­zi­ge No­velle blei­ben, die sich mit den Fi­gu­ren aus der A Court of …Reihe be­schäf­tigt. Aller­dings soll es die letzte sein, die Feyre und Rhys als Pro­tago­nis­ten hat. In den vier kommen­den No­vellen geht es um die übri­gen Mit­glie­der des Inner Circle. Am Ende von A Court of Frost and Starlight gibt es einen Tea­ser, auf den ich nun kurz ein­gehen möch­te. Daher hier eine klei­ne Spoiler­war­nung für die­jeni­gen, die nichts zu der nächs­ten No­velle wissen möch­ten.
Zuallererst: Ich habe mich sehr über den Teaser ge­freut. Und noch mehr habe ich mich ge­freut, dass es offen­sicht­lich zwei gan­ze Kapi­tel sind, die ge­zeigt werden. Der Tea­ser ist viel länger als ich er­war­tet habe und hat mir so viel Spaß ge­macht. Und was war ich glück­lich, als ich er­kannt habe, um wel­che Fi­gu­ren sich der nächs­te Teil der Reihe dreht: Cassian und Nesta! Oooh, ich freue mich auf eis­kal­te Dia­loge und Schlag­ab­täusche, die sich sehen lassen! Auf das Setting bin ich eben­falls ge­spannt, denn das Illy­rian War­camp ist ja nichts für zart­besai­tete Fi­gu­ren. Da wird es be­stimmt ordent­lich Action geben.

NESTA
Andererseits habe ich auch ein wenig Angst vor der No­velle, da ich Nesta leider über­haupt nicht mag. Das Knis­tern und den Schlag­ab­tausch zwi­schen ihr und Cassian ge­nieße ich wie viele andere auch. Doch Nesta selbst gehört für mich lei­der zu den Figu­ren, die mich in der Reihe am meis­ten ner­ven. Ich finde ihre Art un­glaub­lich egois­tisch, ge­hässig und fies. Klar, sie hat eini­ges durch­ge­stan­den und ver­arbei­tet wie alle an­deren die Kriegs­erfah­run­gen und zu­dem noch ihre Ver­wand­lung. Dennoch behandelt sie Feyre von Band eins an wie eine Skla­vin und nicht wie eine Schwes­ter. Hinzu kommt, dass Feyre und Elain mindes­tens ge­nau­so viel durch­gestan­den haben wie sie und nicht sol­che Bies­ter sind. Nesta ist ein toller und wirk­lich kom­ple­xer Charak­ter – aber keiner, den ich in mein Herz schlie­ßen kann.
In meinen Augen hat Nesta Feyre ihr ganzes Leben aus­ge­nutzt und ihre ab­werten­de Art konnte sie auch im Ver­lauf der vier Bände nicht ab­legen. Ich weiß, dass viele Leser Nes­ta sehr mögen, ich gehöre aller­dings nicht zu ihnen. Ich ver­stehe einfach nicht, wie man so un­glaub­lich ne­ga­tiv durch das Leben gehen kann. Und vor allem wie man die­se Nega­tivi­tät an alles und jedem aus­lassen kann. Irgend­wann springt man doch mal über den eige­nen Schatten und gibt zu, dass man sich jahre­lang falsch ver­hal­ten hat. Von daher bin ich wirk­lich ge­spannt wie sich die nächs­te Novelle ent­wi­ckelt und was für Charak­ter­züge wir von Nesta als auch Cassian sehen werden. Und wer weiß, vielleicht schafft es Nesta ja, mich doch noch für sie zu begeistern.

FAZIT
Auch wenn mich einige Kleinigkeiten beim Lesen gestört haben, genoss ich diese Lektüre sehr! Ich wurde von Velaris und den Figuren wieder einmal verzaubert und blicke gespannt auf die nächste Novelle, die vermutlich etwas actiongeladener wird.

Über mich

www.zeilenwanderer.de

Lieblingsgenres

Jugendbücher, Science-Fiction, Liebesromane, Fantasy, Kinderbücher, Biografien, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks