Bücher mit dem Tag "60s"
5 Bücher
- Greg Iles
Natchez Burning
(86)Aktuelle Rezension von: MichaelSterzikI have a Dream (ich habe einen Taum) – dass sind die Worte in einer der berühmtesten Reden von Martin Luther King. Der Afroamerikanischer Bürgerrechtler hielt seine Rede am 28. August 1963 vor mehr als 250.000 Menschen vor dem Symbol der Freiheit – dem Lincoln Memorial in Washington.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Politiker, wie Robert F. Kennedy, J.F. Kennedy und Martin Luther King zu Schlüsselgestalten gegen den Rassismus. Allesamt kämpften diese politisch, sozial und ökonomisch für eine Gleichheit innerhalb der amerikanischen Gesellschaft. Für diese Zukunftsvisionen bezahlten sie einen viel zu hohen Preis – sie wurden ermordet. Vielleicht nicht ausschließlich wegen des Themas der Gleichstellung der amerikanischen Bürger vor dem Gesetz, aber faktisch spielte diese eine wesentliche Rolle.
Im Süden der USA wurden unbeschreibliche Verbrechen an Afroamerikaner verübt. Manchmal unter den Augen von korrupten Polizeibeamten, die ggf. private Beziehungen zum Ku-Klux-Klan hatten. Dieser rassenfeindliche und sehr gewalttätige Geheimbund kämpfte auch mit paramilitärischen Mitteln für die Vorherrschaft der Weißen Rasse. Attentate, Mord, Brandstiftung, Raub, Vergewaltigung usw., die Liste der Verbrechen dieses Klans ist lang.
Analysiert man die Umstände dieser drei Morde an J.F.Kennedy, seinem Bruder Robert und Martin Luther King, so gibt es zwar Täter, aber widersprüchliche Aussagen, viele Ermittlungspannen und noch immer viele, viele offene Fragen, die bisher nicht final beantwortet worden sind. Verschwörungstheorien bringen uns hier nicht weiter – aber Greg Iles verarbeitet in seinem vorliegenden Roman: „Natchez Burning“ seine eigene Theorie.
Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses Mordes und vieler anderer zu lösen. (Verlagsinfo)
„Natchez Burning“ von Greg Iles ist 2016 im Aufbau Verlag erschienen und ist der erste Band einer Trilogie. Der 1000-Seiten starke Roman ist ein absoluter Spannungsgarant. Beachtlich ist es, dass die Spannung enorm schnell auftaucht, aber auch über den gesamten Band diese hält. Es gibt keine langatmigen Passagen, keine überflüssigen Dialoge, oder Nebenfiguren, die man hätte ersparen können. Der Unterhaltungswert immer aktiv – auf jeder Seite – in jedem Kapitel und auch wenn die Perspektiven zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln und auch der Erzähler ausgetauscht wird – die Atmosphäre ist außergewöhnlich spannend.
Die Verbrechen – die Morde in den 60er Jahren, die die Saat sind für die tödliche Ernte, sind mit einer unglaublich fesselnden Atmosphäre erzählt. Diese Wellen der Gewalt bringen ein Treibgut an Sünden, Rache und Vergeltung mit, die nicht nur die alten Wunden aufreißen, sondern ein Massaker anrichten.
Die Südstaaten sind immer gut für Verbrechen und vom Winde verweht werden diese auch durch die Jahre nicht. „Natchez Burning“ ist so authentisch und realistisch erzählt, dass obwohl es eine fiktive Geschichte ist, zu keinem Zeitpunkt man den Eindruck erhält, dass es hier zu übertrieben zugeht. Greg Iles widmet sich allerdings auch nicht nur dem Thema der Rassendiskriminierung, sondern baut sich ein Fundament aus Familiengeschichten, politischen Morden, von korrupten Polizeibehörden, die Macht des Journalismus und der Medien usw.
Doch alle diese Themen können nur spannend erzählt werden, wenn die Figuren passend aufgestellt sind. Das sind sie – nichts dem Zufall überlassen und jeder ist der Unschuldige mit den sehr schmutzigen Händen. Emotional ist „Natchez Burning“ stark ausgebaut. Nicht nur, dass man eine Wut auf die Mörder entwickelt, immer schwingt neben dieser Wut auch eine Traurigkeit mit, wenn das Schicksal in der Vergangenheit zuschlägt, nur um wenig später in der Gegenwart um so härter auszuteilen.
„Natchez Burning“ von Greg Iles ist für mich einer der stärksten Thriller mit historischem Hintergrund in den letzten fünfzehn Jahren. Diesen Spannungsbogen so souverän am oberen Limit zu halten und auch noch bis zum Ende zu steigern, ist grandios. Das Ende des Romans ist allerdings noch kein abschließendes Ende. Von einigen Personen muss man sich verabschieden und nicht nur die „bösen“ Täter sterben. Es gibt tragische, dramatische Verluste auf beiden Seiten.
Fazit
Beschreiben wir das Wort Spannung – so fällt mir dazu dieser Roman ein. Ein solcher Pageturner auf den man sich stark konzentrieren muss – aber man mit einer großen Schatzkiste mit Unterhaltung, Dramatik, und viel Emotionen belohnt wird.
„Natchez Burning“ von Greg Iles muss man unbedingt lesen.
Michael Sterzik
- Guy Adams
Adam Adamant Lives! Volume 1
(1)Aktuelle Rezension von: TheSaintAls Adam Llewellyn De Vere Adamant 1902 versucht, den Diebstahl militärischer Geheimnisse zu verhindern, wird er von seinem Widersacher mittels einer Droge in einen todesähnlichen Schlaf versetzt.... aus welchem er 1966 inmitten des swinging London wieder erwacht. Die junge Georgina Jones mit ihrem flotten Mini Cooper nimmt sich des aus seiner Zeit gerissenen Dandy's an und fortan ermitteln sie Beide gegen die böse Unterwelt...
Das war die Grundidee einer von Sydney Newman geschaffenen TV-Serie für die BBC. Sie sollte ein ähnlicher Erfolg wie die hippe und voll den Zeitgeist treffende Serie "Mit Schirm, Charme und Melone" von ITV werden (an welcher Newman auch beteiligt war)... doch leider schaffte es diese in schwarz/weiß gedrehte Serie nur eine Saison lang... 1966 - 1967. Von den 29 gedrehten Folgen haben leider nur 17 Folgen die damalige Unart der BBC, Videobänder zu löschen und wiederzuverwenden, überlebt.
Big Finish Productions, seit 1996 sehr aktiv und erfolgreich in der Produktion von Hörspielen zu klassischen Kultserien wie "Dr. Who", "Dark Shadows" oder auch "The Avengers" ("Mit Schirm, Charme und Melone"), konnte nach Abklärung der Lizenzrechte den vielfachen Anfragen der "Who"/"Avengers"-Fans nachkommen und diese Kultfigur wieder zum Leben erwecken:
Die erste Edition bietet drei Abenteuer, die die Ursprünge der Partnerschaft zwischen Adam Adamant und Georgina Jones sowie des künftigen Butlers von Adamant - William E. Simms - neu erzählen und definieren. Auch findet der Erzfeind von Adamant - "The Face" - eine neue Charakterisierung. Und wie es schon in der TV-Serie und den flippigen Sixties's üblich war, gilt es ausgefallene und schräge Kriminalfälle - wie z. B. zuckerüberzogene Leichen - zu lösen...
Blake Ritson ("Da Vinci's Demons", "Upstairs Downstairs", "Krypton") gibt einen hervorragenden Adam Adamant. Seine Interpretation der Rolle kommt die der Darstellung in der Serie durch Gerald Harper sehr nahe. Georgina Jones wird von Milly Thomas gesprochen - auch sie trifft die Lebendigkeit und die jugendliche Frische der Georgina in der TV-Serie wunderbar. Ihre Rolle bekommt in der 3. Folge "Georgina Jones Dies!" besonderes Gewicht, denn die Folge gerät zu einem Cliffhanger. dessen Auflösung erst in der zweiten Edition dieser Hörspielreihe stattfinden wird.
Big Finish hat mit dieser Wiederbelebung wieder großartige Arbeit abgeliefert: Nicht nur in der Wahl exquisiter Sprecher*innen, sondern auch der Drehbücher, die stilsicher die Atmosphäre und Sprache der 60's des 20. Jahrhunderts wiedergeben aber sanft und intelligent Themen und Ideen einfließen lassen, die uns auch in der heutigen Zeit beschäftigen.
Für Freunde von intelligenten, amüsanten und kultigen Hörspielen sei diese Reihe neben "The Avengers" und "The Prisoner" ("Nummer 6") durchaus empfohlen. Wer der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist wird mit diesen Abenteuern großen Hörgenuss erleben!
Batman: A Celebration of the Classic TV Series by Bob Garcia, Joe Desris (September 9, 2016) Hardcover
(1)Aktuelle Rezension von: TheSaintWenn man sich die quitschbunte infantile TV-Serie heute anschaut, dann kann man sich nicht vorstellen, dass eben diese Serie in den Jahren 1966-68 in den Vereinigten Staaten für einen unvorstellbaren Hype und traumhafte Einschaltquoten sorgte.
Die Hautevolee der Filmwelt stritt sich um einen Gastauftritt in den drei Staffeln der Show...
Filmlegenden wie Vincent Price, Zsa Zsa Gabor, Burgess Meredith oder Otto Preminger hatten Stammrollen...
Jeder, der einen Namen hatte, drängte sich um einen Auftritt - so erfand man die köstlichen "Batclimbs": Batman und Robin klettern an Seilen Hauswände hoch und kommen immer an einem Fenster vorbei, wo ein Filmstar erschrocken heraus sieht und mit dem Superhelden-Duo spricht: Jerry Lewis war der Erste... Sammy Davis Jr. und viele andere Größen folgten.
Das zu einer Zeit, als es für jeden namhaften Schauspieler verpönt war, Fernsehen zu machen... Das bedeutete einen immensen Abstieg!
Das Buch offeriert unzählige fantastische Farbbilder aus der Serie und von den Stars selbst. Es gibt tolle s/w-Bilder von den Sets und von den Dreharbeiten. Tolle Backgroundinfos über die Marketingstrategie des TV-Studios ABC, den Produzenten, Drehbuchschreibern und über die Special Effects-Abteilung und das Make-Up.
Herrliche Fotostrecken und Informationen über das legendäre Batmobil, das Batboot und die berüchtigte Bathöhle.
Beim Durchblättern kommt man herrlich ins Schwärmen und geht gern zum BluRay-Player und legt sich diese oder jene Folge mit der sexy Catwoman, dem irren Joker (wunderbar gespielt von Cesar Romero!) oder dem göttlich watschelnden Pinguin ein!
"Holy Heart Failure!" würde Robin ausrufen (es gibt ein ganzes Kapitel über diese berühmten Ausrufe des Boy Wonder!)...
Das Buch ist in wunderbare Sektionen mit tollen sich reimenden Überschriften (z. B.: "Guest Stars Recall/Their Best Moments Overall") versehen und deckt liebevoll und detailliert alle Aspekte rundum dieses Popkulturphänomen der swinging 60's ab.
A holy jolly good read! Ein Muss für den "Batman"-Fan!- Kim Newman
The Man From the Diogenes Club (English Edition)
(1)Aktuelle Rezension von: TheSaintAuf den 680 Seiten dieses Sammelbandes gibt uns der englische Verlag "Titan Books" die großartige Möglichkeit, die ersten literarischen Gehversuche des englischen Autors, Filmkritikers und Journalisten Kim Newman kennenzulernen.
In den 70ern des vergangenen Jahrhunderts verfasste der Teenager Newman - beeinflusst von den weltweit sehr beliebten TV-Serien seines Landes wie "Mit Schirm, Charme und Melone", "Jason King", "Department S" oder "Doctor Who" - Kurzgeschichten, in denen es um Dämonen, Mumien, Poltergeister, Vampire und andere Paranormalitäten und ungewöhnliche Phänomene geht.Mittelpunkt dieser Geschichten ist der schillernde Charakter des Richard Jeperson: Ein intelligentes Medium mit einem sehr ausgefallenen Sinn für extravagante Mode, einem sehr elitären Lebensstil (er fährt einen Rolls Royce Shadow Shark) und einem Auftreten, welches ihn bald schon zum "höchst geschätzten Mitglied" des "Clubs der Clubunfähigen" werden lässt... dem mysteriösen "Diogenes Club".
Kim Newman's großes Talent und die Gabe, die verschiedensten Einflüsse aus Film, Fernsehen und Literatur kunstvoll durcheinander zu mixen und dadurch überschäumend schräges Neues zu schaffen lässt Richard Jeperson nicht nur als superbe Mischung aus Jason King und John Steed erscheinen, sondern setzt ihn und seine an Emma Peel orientierte Assistentin Vanessa und den Scotland-Yard-Polizisten Fred Regent in einen Club, den weiland der großartige Sir Arthur Conan Doyle in der "Sherlock Holmes"-Geschichte "Der griechische Dolmetscher" (1893) ersann.Mycroft Holmes wird dort als einer der Mitbegründer genannt und wie viele andere Autoren und Filmschaffende nach Doyle nutzt auch Kim Newman den Club als eine Fassade und einen Pool für außergewöhnliche Menschen im Dienste des britischen Geheimdienstes (oder des "Department of queer complaints").Wann immer also auf der britischen Insel mysteriöse Vorfälle geschehen, wo die "übliche" Polizei an ihre Grenzen stösst, bedient man sich des "Diogenes Clubs"... und somit Richard Jeperson's...
Die 10 Geschichten in diesem Sammelband lesen sich wie Drehbücher der genannten Kult-TV-Serien und sind daher schräg originell und amüsant. Bis auf eine Geschichte ("Swellhead") ereignen sich die seltsamen Vorfälle um ägyptische Flüche, die Mondlandungs-Hysterie, über mordende Schneemänner und toten Seelen in einem schottischen Zug in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.Es gibt in den einzelnen Geschichten, die so liebevoll das jeweilige Zeitkolorit beschreiben und beleben, derart viele Anspielungen auf damals bekannte Persönlichkeiten, auf Musik und Trends, auf Filmszenen und Geschehnisse, dass man einen ausführlichen Glossar mit prägnanten Erklärungen anhing.
Es ist immer wieder bedauerlich, dass sich das deutsche Verlagswesen ausgefallener Werke, die ein bisserl Abwechslung in die ausgetretenen und faden Mainstream-Publikationen bringen würden, kaum annimmt.Von Kim Newman gibt es immerhin ein paar Romane in deutscher Sprache - z. B. "Die Vampire" - ein Sammelband, der 3 seiner "Anno Dracula"-Romane bietet.




