Bücher mit dem Tag "abgebrochen2018"
7 Bücher
- Eric-Emmanuel Schmitt
Adolf H. Zwei Leben
(59)Aktuelle Rezension von: JorokaWelch hochspannende Fragestellung: Was wäre, wenn Hitler am 8. Oktober 1908 bei der Aufnahmeprüfung zur Kunstakademie in Wien nicht durchgefallen wäre sondern eine Karriere als Künstler eingeschlagen hätte? Die Weltgeschichte hätte sicherlich anders geschrieben werden müssen. Aber auch: Was für ein heikles Unterfangen. E.-E. Schmitt versucht neben einer biografischen Auflistung in z.T. gröberen Schritten des tatsächlichen Lebens von Adolf Hitler, ein fiktionales zu erschaffen. Und dieses endet nicht mit einem Selbstmord im Jahre 1945, soviel sei verraten.
Schmitt hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor solch eine Themenbreite in seinen Werken. Nun wagt er sich als Franzose an dieses deutsche Trauma. Und ihm gelingt es, meiner Meinung nach, überraschend unwillkürlich eine Parallelperson zu erschaffen, die mit knapp 20 Jahren eine andere Richtung einschlägt und so nicht dem Weltuntergang zur Verfügung steht. Sie stellt sich ihren Unzulänglichkeiten, geht in Therapie bei Urvater Freud und hat in der Folge, durch alle Höhen und Tiefen, tragfähige Beziehungen zu Frauen, zunehmenden Erfolg auf dem Kunstmarkt und alltägliche Probleme. Faszinierend.
Fazit: Für mich hat E.-E. eines seiner besten Bücher geschaffen. Ich ließ mich von den fast 500 Seiten jedenfalls sehr fesseln.
- Delphine de Vigan
Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin
(65)Aktuelle Rezension von: BuchstabenliebhaberinAber hier geht es um Mathilde und Thibauld. Ich habe so mitgefiebert mit den beiden! Mathilde, die viele Jahre bestens mit ihrem Chef zusammen arbeitete, wird nach einer Lappalie plötzlich mit seinem Hass konfrontiert. Einem nicht mehr endendem Hass, einem ausschließenden, vernichtenden Hass. Und Delphine de Vigan beschreibt das so gut, wie Mathilde versucht, alles wieder hinzubiegen, wie sie alles probiert, und immer weiter absteigt in der Unternehmenshierarchie, der Willkür eines psychopathischen Chefs ausgesetzt. Mathilde hat das nicht verdient! In ihrer Not konsultiert sie sogar eine Wahrsagerin. Wer hat nicht schon aus Verzweiflung sein Horoskop befragt, in der Hoffnung auf baldige Besserung ...
Und dann Thibauld, der Rettungsarzt, was für ein harter, zermürbender Job, in einer Großstadt, Paris, wo es nur so wimmelt vor einsamen Seelen und knallharten Geschäftsleuten, die sich die Ärzte ins Büro rufen, um Zeit zu sparen. Der bindungsunfähige Mann, der sich in eine noch bindungsunfähigere Frau verliebt. Die ihm so konstant die kalte Schulter zeigt, bis er sich trennt. Und leidet. Und wieder einsam ist.
Delphine de Vigan erzählt wie die beiden den 20. Mai erleben, jeder auf seine Art und Weise, mit vielen Rückblicken. Eine sehr melancholische Betrachtung, sehr sensibel, verletzlich, zwei Leben voller Wunden und Narben. Sie erzählt auf eine besondere Weise, die ich sehr, sehr mag. Vielleicht reduziert und zurückgenommen, und dennoch mit viel Tiefe. Ich hätte noch ewig von den beiden weiterlesen können.
- Donna Leon
In Sachen Signora Brunetti
(219)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Wir haben Ihre Frau, Commissario. … Wir haben sie festgenommen.«
Bei den Brunettis hängt der Haussegen schief. Signora Brunetti, wegen Vandalismus festgenommen, beschert ihrem Mann damit reichlich Ärger und in Folge eine Suspendierung. Und während die Eheleute versuchen, füreinander Verständnis aufzubringen, geschieht ein Mord, der die bereits heikle Situation weiter verschärft.
Eine sehr interessante Ausgangssituation, die mich gleich fesselte. Signora Brunettis Motiv ist nachvollziehbar, ich ärgere mich auch regelmäßig über Verbrechen, die ungeahndet verübt werden können, weil sie zum Beispiel Lücken in der Gesetzgebung ausnutzen. Wie oft gehen den Ermittlern nur die „kleinen Fische“ ins Netz, weil die „dicken“ sich so gut organisiert haben, dass sie nicht auffallen oder nicht angreifbar sind. Da könnte man schon Lust bekommen, mit Steinen zu werfen. Auf jeden Fall bietet dieses Buch neben Spannung einiges Potential zum Nachdenken.
Fazit: Ein ungewöhnlicher Fall mit Potential zum Nachdenken. Hat mir sehr gut gefallen!
- Liz Jensen
Die da kommen
(101)Aktuelle Rezension von: MiGuInhaltsangabe
Auf der ganzen Welt verüben Kinder grauenvolle Gewalttaten gegen ihre Familien.
Während der Anthropologe Hesketh Lock einen internen Skandal eines globalen Unternehmens aufklären soll, entdeckt er ein Muster zwischen den Industriesabotagen und den Attacken der Kinder, die wie zwei Epidemien die ganze Welt befallen.
Wer sind die sogenannten „Sie“ von denen immer wieder die Rede ist und sind „sie“ für diese Taten verantwortlich?
Meinung
Wie passen Industriesabotage und gewalttätige Kinder zusammen?
Diese Frage kann die englische Schriftstellerin Liz Jensen in diesem Mystery-Thriller beantworten, oder auch nicht.
Ob in Filmen oder Büchern, Kinder, die Gewalt verüben, sorgen meiner Meinung nach immer für eine gruselige und bedrohliche Atmosphäre.
Diese kann sich zwar in dieser mysteriösen Geschichte überwiegend halten, doch trotzdem ist die Handlung nicht durchweg hochspannend, sondern verläuft oftmals etwas ruhiger.
Dies liegt an der Erzählperspektive des Protagonisten Hesketh, dessen privater Beziehungshintergrund viel Raum miteinimmt.
Hesketh ist Wissenschaftler und ich würde ihn als einen recht ungewöhnlichen und besonderen Charakter bezeichnen.
Er ist kein Held im eigentlichen Sinne, dafür aber in meinem Augen um so sympathischer.
Hesketh hat das Asperger-Syndrom, was ihm zwar einige Schwierigkeiten mit anderen Menschen bereitet, auf der anderen Seite aber auch einen Vorteil für seinen Job bietet.
Obwohl diese Geschichte teils gruselig und beklemmend ist, schafft Liz Jensen es immer wieder, einige humorvolle Szenen zu beschreiben, die mich zum Schmunzeln brachte.
Ich fand dies sehr gelungen, da es kleinere Atempausen von den vielen verschiedenen Ereignissen bietet, die die Autorin immer wieder als überraschende Wendungen einbaut.
Gleichzeitig regt sie aber auch zum Nachdenken an.
Genauso nachdenklich machte mich aber auch ihr Schreibstil.
Dieser ist in meinen Augen genauso ungewöhnlich wie die Charaktere und der Handlungsverlauf.
Auf der einen Seite empfand ich ihn als fesselnd, spannend und unheimlich, und doch schlichen sich dann immer wieder gewisse Längen ein und einige offene Fragen blieben.
Liz Jensen schaut auch nicht vor blutigen Szenen zurück und doch hätte ich mir noch mehr Spannung gewünscht.
So erging es mir auch mi den Charakteren.
Während mich z. B. Hesketh, Stephanie und Ashok begeistern konnten weil sie Ecken und Kanten haben, war es mir bei Heskeths Stiefsohn zuviel des Guten, und seine Art und Weise nervte mich oft.
Ich kann es nicht genau benennen aber ich war immer wieder hin- und hergerissen.Fazit
„Die da kommen“ ist eine Geschichte die mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.
Auf der einen Seite überzeugte sich mich mit dem Handlungshintergrund und einem außergewöhnlichen und um so sympathischeren Protagonisten, andererseits blieben mir zu viele offene Fragen zum Schluss. - Arto Paasilinna
Der heulende Müller
(32)Aktuelle Rezension von: EliasWittekindInhalt: Huttunen kann nicht anders: ab und zu heult er nachts wie ein Wolf. Das tut dem einsamen Müller gut. Doch im beschaulichen Dorf macht er sich Feinde damit. Man hält ihn für verrückt. Eins gibt das andere und der Streit eskaliert. Zum Glück steht er nicht ganz alleine da... Eine skurrile Geschichte, welche die Frage aufwirft, wer ist eigentlich verrückt.
Meinung: Paasilinna muss wirklich ein boshaftes Vergnügen beim Verfassen dieser skurrilen Geschichte gehabt haben, die einem den sogenannten "Verrückten" ans Herz wachsen lässt, während man Abneigungen gegen die erklärten "Normalen" entwickelt. Die Diagnose scheint weniger medizinisch begründet als auf Leichtfertigkeit und Selbstschutz zu beruhen. Erst die Ausgrenzung des Verrückten macht schließlich den Normalen. Und selbstverständlich ist alles, was der Verrückte macht, verrückt, während die Normalen sich immer normal verhalten.
Neben dem interessanten Thema hat mir besonders die Kulisse gefallen. Alle Häuser des Dorfes stehen lose zusammen und direkt dahinter beginnt der Wald. Vieles trägt sich in der freien Natur, im Wald oder im Moor zu.
Charaktere: Paasilinna charakterisiert seine Figuren nicht mit langweiligen Adjektiven oder mittles psychologischer Betrachtungen, sondern mit rührenden Gegensätzen: der große Mann im kleinen Gemüsegarten, der streitbare Mann und der farbenfrohe Anstrich der Mühle, der anziehende Mann und seine gefühlvolle Zurückhaltung, der Mann in Not und seine unerschütterliche Prinzipientreue, z.B. Huttunen, der nur sein eigenes Geld raubt, weil es ihm die Bank nicht auszahlen darf.
Sprache und Stil: Paasilinna hat eine sehr dichte, knappe und leicht verständliche Sprache. In wenigen Worten steckt viel. Der Ton erinnerte mich immer wieder an Märchen.
Das Buch hat einen schrägen Humor und steckt dabei voll bitterer Wahrheiten. Manchmal trägt eine Szene beide Eigenschaften, tragisch und komisch, z.B. als die Kinder Psalmen für erschossene Hunde singen.
Gedanken zum Buch: Unser Unglück verschreckt, was uns zum Glück fehlt.
Bewertung: 4 von 5 Sternen. In seiner Art wieder sehr überzeugend. Vielleicht setzt sich Paasilinna bei mir noch irgendwann durch gegenüber den von mir bevorzugten Liebesromanen. Ich werde sicher noch viel von ihm lesen.
- David Hunt
Farben der Nacht
(4)Aktuelle Rezension von: ANABAHSpannender Krimi mit Schauplatz San Francisco. Nach der Lektüre wollte ich unbedingt in diese Stadt und dieser Traum erfüllte ich mir dann kurz darauf.... Extrem Spannend!!! - Rainer Eder
Der Bildergeher. Die Seltsame Geschichte des Francois Barry
(1)Noch keine Rezension vorhanden