Bücher mit dem Tag "abstumpfung"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "abstumpfung" gekennzeichnet haben.

24 Bücher

  1. Cover des Buches Tiere essen (ISBN: 9783596512850)
    Jonathan Safran Foer

    Tiere essen

     (538)
    Aktuelle Rezension von: Carla_S

    "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer ist eine bemerkenswerte Abhandlung, die nicht nur unsere Essgewohnheiten in Frage stellt, sondern auch eine dringend benötigte Perspektive auf die ethischen Aspekte der Nahrungsmittelproduktion bietet. Foer nimmt den Leser mit auf eine persönliche Reise, die von seinen eigenen Erfahrungen und Recherchen geprägt ist, und präsentiert dabei eine Fülle von Informationen, die zum Nachdenken anregen.

    Was dieses Buch so bemerkenswert macht, ist nicht nur Foers Fähigkeit, komplexe Themen auf verständliche Weise zu präsentieren, sondern auch sein aufrichtiges Bestreben, verschiedene Standpunkte fair zu behandeln. Er vermeidet es, eine Agenda zu forcieren, sondern regt dazu an, dass die Leser ihre eigenen Entscheidungen über ihre Ernährung und den Umgang mit Tieren treffen. Diese Offenheit schafft Raum für einen konstruktiven Dialog über ein Thema, das oft von Kontroversen und Polemik geprägt ist.

    Darüber hinaus zeugt Foers Schreibstil von einer tiefen Empathie für alle Lebewesen und einem starken Sinn für Moral. Er zeigt, wie unsere Entscheidungen als Konsumenten nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben, sondern auch auf das Wohlergehen anderer Lebewesen und die Umwelt. Doch trotz der schwerwiegenden Themen bleibt "Tiere essen" erstaunlich zugänglich und unterhaltsam.

    Letztendlich ist dieses Buch eine Einladung zum Umdenken und zur Selbstreflexion. Es ermutigt uns, bewusster zu essen und die Verantwortung zu übernehmen, die mit unseren Nahrungsmittelentscheidungen einhergeht. "Tiere essen" ist nicht nur ein Buch über Vegetarismus oder Veganismus, sondern vielmehr ein Plädoyer für Mitgefühl, Nachhaltigkeit und die Notwendigkeit, unsere Beziehung zu Essen und Tieren neu zu überdenken. Es ist ein Buch, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt und das Potenzial hat, das Leben seiner Leser zu verändern.

  2. Cover des Buches Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück (ISBN: 9783944442402)
    Robert Scheer

    Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück

     (42)
    Aktuelle Rezension von: parden
    EIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...

    Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.


    "Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)


    Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.

    Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.

    Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.

    Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.


    "Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)


    Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.

    Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.

    Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.

    Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.


    © Parden
  3. Cover des Buches Der Vorleser (ISBN: 9783257070668)
    Bernhard Schlink

    Der Vorleser

     (5.768)
    Aktuelle Rezension von: xoxorishixoxo

    Habe damals den Film in der Schule halb gesehen und war nicht begeistert. Der Altersunterschied war wirklich abartig. Doch das Buch hat mir nochmal einen anderen Eindruck geben können. Fand den Aspekt trotzdessen nicht gut, aber man konnte sich so gut in die Lage eines Pubertären Jungen vorstellen. Die Beziehung war sehr holprig und sehr toxisch, was jedoch Realität für viele ist ! Mich hat sie sehr oft aufgeregt, da sie emotional so unreif war, doch die Geschichte nimmt noch eine 360° Wendung. Der Prozess zeiht sich teilweise in die Länge, aber man war gefühlt dabei. Das Ende hat es nochmals gerettet. Sehr Emotional und sehr gut beendet. FAZIT: Der Erste Eindruck täuscht oft ! 

  4. Cover des Buches Die Rebellion der Maddie Freeman (ISBN: 9783843210409)
    Katie Kacvinsky

    Die Rebellion der Maddie Freeman

     (1.243)
    Aktuelle Rezension von: Blutmaedchen

    Meine Meinung:


    "Die Rebellion der Maddie Freeman" ist das erste Buch der Autorin Katie Kacvinsky aus den USA und allein schon optisch eine Augenweide. Mir gefällt das ausdrucksstarke Cover jedenfalls definitiv besser als der Buchtitel, der zwar genau ausdrückt, worum es in diesem Buch geht, aber irgendwie hätte doch besser klingen können.


    Katie Kacvinsky erzählt eine Geschichte, die mit dem Voranschreiten unserer Technik immer Wahrscheinlicher werden könnte. Sie schickt ein junges Mädchen auf eine Reise in eine neue Welt, wo das Menschsein die Maschinen wieder ablösen soll...


    Maddie Freeman ist siebzehn Jahre alt und auf Bewährung. Vor zwei Jahren sorgte sie fast dafür, dass ihre Familie auseinderbrach. Ihr Vater ist der Erfinder der Digital School. Nachdem es im Jahr 2040 zu schwerwiegenden Anschlägen auf Schulen kam und Gewalt an der Tagesordnung stand, brachte Kevin Freeman seine Idee einer digitalen Schule an die Öffentlichkeit, die bereitwillig angenommen und umgesetzt wurde. Doch im Laufe der Jahre entwickelten sich auch alle anderen Aktivitäten nur noch über die digitale Welt, so dass die Menschen zwar sicherer waren, weil sie ihren eigenen vier Wände fast nicht mehr verließen, aber auch abgeschotteter und durchsichtiger.

    Maddie merkte schon früh, dass die Grundsätze ihres Vaters nicht ihre eigenen waren und sabotierte das System der Digital School, was die Organisation der Rebellion erst richtig antrieb.

    Als Maddie dann durch einen Chat Justin kennen lernt, der sich noch mit Stift und Papier Notizen macht und ein eigenes Auto fährt, erfährt sie, wie das Leben außerhalb des Netzwerkes ist und was sie wirklich verpasst. Dass sie sich in Justin verliebt ist also nicht die Spitze des Eisberges.


    Mir hat dieses Buch gut gefallen. Es war gefühlsbetont und ich konnte als Leserin Maddies Fußabdrücken in die andere Welt gut nachvollziehen und diesen - für diese Geschichte so wichtigen Schritt - glaubhaft verstehen.

    Maddie ist eine bewegende Protagonistin, die der Kopf einer ganzen Rebellion wird. Zu Beginn der Geschichte erlebt man eine zurückgezogene Maddie, die nur ganz kurz den Kopf aus ihrem Schneckenhaus erhebt und langsam anfängt ihre rebellische Ader zu hinterfragen. Als sie Justin kennen lernt, verliebt sie sich richtig. Dass sie durch ihn die wirkliche Welt wieder entdeckt ist die schönste Seite der Geschichte. Ich konnte die Schokosahne-Torte fast schon selbst schmecken, die Maddie zum ersten Mal kennen lernt, die Meeresbrise riechen. Kacvinsky hat eine sehr leicht zu verstehende bildliche Schreibweise, die leider ab der Hälfte auch langweilig wurde. Die Autorin nimmt sich viel Zeit um die Hintergründe zu erklären und ihren Charakteren Erinnerungen zu geben, aber mir fehlte einfach die Steigerung. Das Ziel der Rebellion war so meilenweit weg und wird wohl auch erst im zweiten Buch erzählt.


    Die Entwicklung von Maddie hat mir sehr gut gefallen, vorallem da sie eindrucksvoll und nachvollziehbar war. Sie wagt sich etwas, beweist Mut und Zielstrebigkeit.

    Justin als männlicher Hauptprotagonist hat mir weniger gut gefallen. Er engagiert sich zwar sehr und verzichtet dabei völlig auf sein eigenes Leben, aber manchmal fand ich genau das befremdlich. Es liegt Liebe in der Luft, aber Justin macht es sich und Maddie nicht leicht. Mal will er, dann sagt er, er sei es nicht wert, dass sie auf ihn wartet... Es ist verwirrend und nicht nachvollziehbar.

    Am besten fand ich den kleinen Gastauftritt von Maddies Bruder Joe. Er hat einen Humor an sich, der mich zum lachen bringen konnte und ich hoffe sehr, dass er in Band zwei lauter reden darf.


    Die Idee einer Digital School ist schon etwas ungewöhnliches, aber die Geschichte konnte mich zum nachdenken anregen, schließlich entwickelt sich unsere Welt auch immer mehr in Richtung Technik-Dominanz. In dem Buch werden Fakten festgehalten, die sich in der Realität nicht bestreiten lassen. Durch das digitale Leben gab es 91 % weniger Teeangerschwangerschaften, 66 % weniger Drogenmissbrauch und 67 % weniger Todesfälle von Jugendlichen. Aber so zu leben, wie Maddies Vater das fordert würde ich auch nicht wollen.

    Es steckt viel Wahrheit, aber auch jede Menge Unterdrückung und Überwachung dahinter und es ist ein interessantes Thema, womit sich die Gesellschaft wirklich mal auseinander setzen sollte.

    Katie Kacvinsky hat ein tolles Buch geschrieben, was man entdecken sollte.


    Fazit:

    Spannung hatte dieses Buch nicht wirklich zu bieten, dafür aber eine einzigartige Geschichte über ein digitales Leben, dem langsam der Stecker gezogen wird.

    Katie Kacvinsky schreibt klug, emotional und ich bin mehr als gespannt auf die Fortsetzung, denn diese Geschichte verspricht viel Schreibstoff und noch jede Menge Neues, was Maddie entdecken kann - allen voran ihre Liebe zu Justin. 

  5. Cover des Buches American Psycho (ISBN: 9783462312065)
    Bret Easton Ellis

    American Psycho

     (421)
    Aktuelle Rezension von: Aboutmandyreads

    Ich musste das Buch ja lesen, nachdem ich den Film und die Idee dahinter immer sehr faszinierend fand. Man muss schon sagen, man muss sich mit dem Schreibstil anfreunden bzw. entweder kommt man damit klar oder nicht. Ich weiß gar nicht, was ich von dem Buch so richtig halten soll. Schlecht ist es nicht, sonderlich in meinen Geschmack, rein wegen des Schreibstils, passt es allerdings auch nicht. Dennoch würde ich es unfair finden weniger als 4 Sterne zu vergeben. Dafür ist mir „American Psycho“ zu skurril und detailliert in faszinierenden Bereichen. Es hat mich auf eine seltsame Art und Weise einfach in den Bann gezogen.

  6. Cover des Buches Die Verwandlung (ISBN: 9783150144336)
    Franz Kafka

    Die Verwandlung

     (1.783)
    Aktuelle Rezension von: eumel8

    Als erster Kafka kam diese Kurzgeschichte (55 Seiten) gerade recht. Angeregt durch häufiges Erwähnen von Mitmenschen und der kürzlich ausgestrahlten Fernsehserie "Kafka" haben mich diese Umstände dazu bewogen, einmal Franz Kafka zu lesen. Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein junger Mann erwacht eines Morgens als Käfer. Einiges an Begleitumständen färben das Geschehen ins Groteske: Erstens hat er verschlafen und kann nicht wie geplant auf Dienstreise. Zweitens, das Aufstehen aus dem Bett ist beschwerlich wegen der Rückenlage als Käfer. Drittens erscheint die Ausrede unglaubwürdig, dass man nicht zur Arbeit kommen kann, weil man ein Käfer ist. Das also ist Weltliteratur.

  7. Cover des Buches Der goldene Handschuh (ISBN: 9783499271274)
    Heinz Strunk

    Der goldene Handschuh

     (296)
    Aktuelle Rezension von: Andreas_Trautwein

    neben der derben Sprache, mit der ich ja gerechnet hatte, kam leider keine wirklich interessante Stimmung auf. Es liest sich gut, aber die Geschichte dümpelt vor sich hin. Es passiert zu wenig. Keine Spannung. Ein Wunder, dass ich es zu Ende gelesen habe. Die Hoffnung, etwas zu verpassen, war größer, wurde aber nicht erfüllt. Daher leider enttäuschend.

  8. Cover des Buches Leona (ISBN: 9783453420601)
    Jenny Rogneby

    Leona

     (62)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Leona ist in Stockholm bei der Polizei tätig und bekommt einen neuen Fall. Es wurde eine Bank überfallen, aber von einem kleinen Mädchen! Was ist da los? Und wer hat das Tonband besprochen, dass das Mädchen abgespielt hat? Leona beginnt zu ermitteln und muss sich gegen neidische Kollegen, den all zu strengen Chef und vor allem, gegen ihre eigenen Dämonen durch setzen. Immer mehr dringt der Fall in ihr Leben ein und dann steckt sie mitten drin und muss sich entscheiden.
    Ein großartiges Debut. Jenny Rogneby macht Hoffnung auf viele weitere Topp Thriller!
    Mir als Malta Fan, hat besonders der Urlaub dort gefallen .

  9. Cover des Buches Fight Club (ISBN: 9781448114955)
    Chuck Palahniuk

    Fight Club

     (98)
    Aktuelle Rezension von: wortjongleur

     

    Eigentlich habe ich „Fight Club“ nur in Angriff genommen, weil es zu den Büchern gehört, die man kennen sollte und die großen Wirbel verursacht hatten. Ich zögerte deshalb mit dem Lesen, weil mir die Thematik natürlich bekannt war und ich einige Filmszenen gesehen hatte. Das alles ließ mich denken, das Buch sei nicht unbedingt was für mich.


    Ich habe einige Seiten gebraucht, um in das Buch hineinzufinden, mit dem Gedankenfluss klar zu kommen und dem damit verbundenen Hin- und Herspringen. Es dauerte auch ein wenig, bis mir klar wurde, dass nur die Dialoge der anderen Personen in Anführungszeichen gesetzt sind, nicht aber die des Protagonisten, sodass es dem Leser überlassen ist, was er als gesprochene Antwort und was er als gedachte Antwort empfindet. Die intensiven Bilder, die so lässig formulierte Dramatik und die fesselnde Entwicklung konnten mich schlussendlich aber wirklich packen. Palahniuk hat eine spezielle Erzählweise, springt manchmal mitten in eine neue Szene hinein, schafft es aber immer den Leser mitzunehmen und ihm zum richtigen Zeitpunkt Erklärungen zu liefern. Seine Art eine Geschichte aufzubauen und zu präsentieren, ist wirklich besonders. Als Leser muss man seine Komfortzone verlassen, nicht nur was den Schreibstil, sondern natürlich auch was die Bilder angeht, die man vielleicht lieber nicht im Kopf gehabt hätte. Aber gerade, dass er mich als eher untypischen Leser dieser Art Geschichten fesseln und mitnehmen konnte, zeugt meiner Meinung nach von seinem Können.


    Wie der Autor im Nachwort erzählt, ging es ihm gar nicht so sehr um die Fight Clubs, sondern darum, was die Männer antreibt, zu ihnen zu gehen. Wie sie sich unbedeutend und ohne jeglichen Einfluss auf die Welt fühlen, was das Arbeitsleben mit ihnen macht, die Problematik der vorhandenen / nicht vorhandenen Vaterfiguren, der Wunsch ihre aalglatte, nichts-aussagende Oberfläche zu zerstören, das immer größer werdende Bedürfnis eine Aussage in dieser Welt zu machen. Die Rezeptionsgeschichte des Buches scheint auch sehr interessant zu sein; davon erzählt Palahniuk ebenfalls in meiner Ausgabe.

     
    Die spätere Entwicklung der Geschichte habe ich erst dann „kommen sehen“ als die Hinweise dem Leser unübersehbar gegeben werden. Dadurch hatte sie für mich einen wirklichen Aha-Effekt und dass vieles dadurch erst so richtig Sinn ergab. Aber natürlich sind auch Fragen entstanden, die mich dazu brachten zu manchen Szenen zurückzublättern und erst jetzt die Hinweise zu entdecken, die eigentlich schon immer da waren. Wenn ein Autor das schafft, hat er immer meinen Respekt sicher. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man im Vorhinein nicht durch Klappentexte oder ähnliches gespoilert wurde, aber bei meiner Ausgabe war das zum Glück nicht der Fall. Ich habe aber jetzt gesehen, dass manche Zusammenfassungen das eigentlich Interessante am Buch leider schon verraten.


    Alles in allem ein toll geschriebenes Buch, eine beklemmende und spannende Geschichte und ein wirklich interessanter Autor!

  10. Cover des Buches Schwere Knochen (ISBN: 9783462053401)
    David Schalko

    Schwere Knochen

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Das Buch erschien 2018 und ist der dritte Teil einer Trilogie mit dem Namen Gier. Die anderen beiden Teile sind allerdings Fernsehserien und keine Bücher. Das scheint mir eine seltsame Kombination, aber da ich die Serien nicht gesehen habe, kann ich mir darüber kein Urteil erlauben, d.h. die Rezension behandelt ausschließlich dieses Buch. Erzählt wird die Geschichte der sogenannten Erdberger Spedition und ihrer Mitglieder. Durch erste Gaunereien in den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts miteinander verbunden, wurden die vier wichtigsten Mitglieder Krutzler, Wessely, Sikora und Praschak durch eine mehrjährige Haft im Konzentrationslager geprägt. Nach dem Krieg lassen sie ihre  Verbrecherorganisation wieder aufleben und beherrschten die Unterwelt der Nachkriegszeit über viele Jahre.

     Sprachlich erinnert mich der Roman sehr an die Romane von Wolf Haas, der, ebenfalls Österreicher, auch über einen ähnlich sarkastischen und schwarzen Humor verfügt wie der Autor. Diesen Stil muss man mögen, um etwas von dem Buch zu haben. Ist dies der Fall, erzählt der Autor kenntnisreich eine launige Geschichte, die – so der Klappentext – auf durch wahre Begebenheiten inspiriert ist. Die Launigkeit ist jedoch auch der Grund dafür, dass ich zumindest nicht mit den Personen mitfühlen konnte, egal, was ihnen Schreckliches widerfahren ist. Es wird alles zum Witz.

    Zwischendurch geht dem Autor leider immer mal wieder der rote Faden verloren und der Roman liest sich wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Episoden und Anekdoten. Stellenweise  driftet der Text mit den Halluzinationen diverser Personen zu sehr in den Bereich Fantasy und Plumpheit ab.

    Uns insgesamt einige Seiten weniger an den Passagen mit Längen hätten dem Lesevergnügen auch gutgetan.

    Drei Zitate, die es wert sind, nochmals aufgeschrieben zu werden:
    „Man sah ein, dass sich der Österreicher ausschließlich für Führungspositionen eignete.“ (KiWi Tb, 1. Aufl. 2019, S. 55)
    „Der Krutzler seufzte so lange, bis er mit Gewissheit behaupten konnte, am Leben zu sein.“ (ebd., S.148)
     „Der Bleiche war so bleich, dass man auf seinem Gesicht hätte malen können.“ (ebd., S. 200)

    Fazit: Kein zweiter Wolf Haas, aber ein gefälliger Roman. Drei Sterne.

  11. Cover des Buches Absolution (ISBN: 9783906829135)
    Jasmin Romana Welsch

    Absolution

     (107)
    Aktuelle Rezension von: Fuexchen

    Mein Name ist Sixten. Ich denke, ich war ein durchschnittlicher Absteiger: unterbezahlt, launisch und auf das Leben und die ach so verkommene Welt schlecht zu sprechen. Da war mein kleines Drogenproblem, diese nervenaufreibenden Sitzungen bei Doktor Mattson und mein Kumpel Nils, der seit der Grundschule nicht gelernt hat, länger als zehn Stunden sauer auf mich zu sein.
    Summa summarum war mein Leben Mist, aber unkompliziert genug, um den Pessimismus in die tägliche Routine einfließen zu lassen.
    Ich hätte genau so weitergemacht, wäre nicht alles plötzlich unwirklich geworden.‘
    Auf einmal soll ich ein Todsünder sein und der Sklave eines Dämons werden – das behauptet zumindest die sprechende Katze, die will, dass ich sie Meisterin nenne.
    Vielleicht habe ich auch einfach Wahnvorstellungen von der Kokserei bekommen. So oder so, mein Leben braucht eine Kehrtwende.
    Dann muss ich mich eben damit abfinden, dass es Himmel und Hölle gibt, auch wenn ich bisher Atheist war. Ich war ja auch ein gefühlskaltes Arschloch und finde mich jetzt damit ab, dass ich die Dämonen-Katze, die meine Seele verschachern will, irgendwie mag. Einer von uns wird trotzdem verlieren.
    Am Ende bin ich vielleicht tot, verrückt oder clean, aber das müsst ihr schon selbst herausfinden.

    Puuh, was ein langer Klappentext zum Buch von Jasmin Romana Welsch aus dem Sternensand Verlag. Aber er spiegelt die Geschichte perfekt wider.

    Anfangs hatte ich etwas gebraucht, um mit Sixten warm zu werden bzw. ihn greifen zu können, aber je mehr ich las, umso mehr mochte ich den Kerl, der durch mit seinem Leben ist.

    Er erzählt die Geschichte aus seiner Sicht in der Ich-Form und präsentiert den Lesern schonungslos und ohne zu beschönigen seine Gefühle. Und die sind alles andere lebensfroh. Dennoch schafft Sixten es mit seiner direkten Art, die Handlung nicht zu schwer werden zu lassen. Sarkasmus und schwarzer Humor sorgen für eine Auflockerung.

    Dadurch ist der Schreibstil lebhaft, wenn auch aufwühlend, und flüssig zu lesen. Er ist einnehmend, so dass man von der Handlung gefangen wird und dadurch durch die Seiten fliegt.

    Mich jedenfalls ließ dieses Buch nicht mehr los. Die Story ist gut durchdacht und bietet einen gelungenen Mix aus Spannung, Drama und Humor. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für Leser, die sich von fertigen Typen nicht runterziehen lassen. Ich vergebe vier Sterne.

  12. Cover des Buches Breaking Bad (ISBN: 9783862653621)
    Ensley F. Guffey

    Breaking Bad

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Der Episodenguide zur allgemein abgefeierten Serie "Breaking bad". Man erfährt Erklärungen zu Fragen, welche Songs werden in der Serie gespielt und welche Aussage treffen diese, welche Metaphern und Symbole werden verwendet und wie sind diese zu deuten, welche Kameraeinstellungen wurden gewählt usw. Bei der Lektüre ist bei mir das "Breaking-bad-Fieber" wieder ausgebrochen, insgesamt ist das Ganze ein gelungener Nachschlag zu der besten Fernsehserie der Welt.
  13. Cover des Buches Das Ärztehasserbuch (ISBN: 9783426555477)
    Werner Bartens

    Das Ärztehasserbuch

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Mister_M
    Interessante Einsichten in den Alltag eines Krankenhauses. Der Autor zählt recht einseitig aber sehr informattiv (und zugleich unterhaltsam) Episoden aus seiner eigenen Arzt-Laufbahn und Erzählungen auf. Das Buch ist interessant und gut lesbar aufbereitet, auch wenn der Inhalt manchmal einfach erschreckend ist.
  14. Cover des Buches Der Fall Arbogast (ISBN: 9783832161118)
    Thomas Hettche

    Der Fall Arbogast

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Ein (über-)durchschnittlicher Krimi nach einer wahren Begebenheit. Die Beschreibung der Nachkriegszeit und der 50er Jahre in (West-)Deutschland (und die schleichende Modernisierung und Amerikanisierung) ist gut gelungen.
  15. Cover des Buches Und ich war da (ISBN: 9783550200397)
    Martin Beyer

    Und ich war da

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Kathrin_Schroeder

    Martin Beyer "Und ich war da"

    gelesen dank Netgalley

    Fiktiver Erfahrungsbericht eines Mannes, der im 3. Reich heranwächst, an die Ostfront gerät und als Kriegsversehrter zurückkommt.

    Wäre dasselbe Buch von dem geschrieben, der als Ich-Erzähler der Geschichte auftaucht, wäre die Geschichte zwar immer noch trotz ihrer Kürze sehr sperrig zu lesen gewesen, aber ich hätte sie dennoch als eher stimmig empfunden.

    Als ausgedachte Geschichte ist die Jugend zu viel Klischee, die Ostfront zu sehr Traumerleben und die dritte Phase des Lebens zu Kriegszeiten zu sehr an einem echten Ereignis angelehnt. Der Aufhänger das Buch im hohen Alter für die Tochter geschrieben zu haben, verleiht einer Geschichte auch keine Authentizität, die lange vor der Begegnung mit der Frau endet, die die Mutter werden soll.

    #UndIchWarDa #NetGalleyDE #MartinBeyer #KathrinliebtLesen #Rezension #Bookstagram

  16. Cover des Buches Die letzten Kinder von Schewenborn (ISBN: 9783473476954)
    Gudrun Pausewang

    Die letzten Kinder von Schewenborn

     (370)
    Aktuelle Rezension von: DeJojo

    Handlung

    [Klappentext]

    „Als wir durch Lanthen fuhren, war noch alles wie immer. Aber im Wald, gerade in der Kurve am Kaldener Feld, blitzte es plötzlich so grell auf, dass wir sie Augen zusammenpressen mussten. Meine Mutter stieß einen Schrei aus, und mein Vater trat so fest auf die Bremse, dass die Reifen quietschten. Sobald der Wagen stand, sahen wir am Himmel hinter den Wipfeln ein blendendes Licht, weiß und schrecklich, wie das Licht eines riesigen Schweißbrenners oder eines Blitzes, der nicht vergeht. Ich schaute nur einen einzigen Augenblick hinein. Trotzdem war ich eine ganze Weile wie blind. 

    Über Deutschland explodieren Atombomben. Von nun an beherrschen Krankheit, Todesangst und Kriminalität den Alltag. Eine Zukunft gibt es nicht mehr.“

     

     

    Fazit

    Das Buch habe ich vor etlichen Jahren schon einmal als Pflichtlektüre gelesen und fand es damals wie heute sehr erschreckend. Vieles davon ist immer wieder aktuell, obwohl die Geschichte zur Zeit des kalten Krieges spielt. Die Autorin schreibt sehr klar und vieles sehr genau. Viele Eindrücke in dem Buch haben sich bei mir eingebrannt und stellenweise entstand bei mir ein mulmiges, beklemmtes Gefühl. Ich persönlich finde es ist definitiv etwas für ältere Jugendliche, da viele Ereignisse und Gefühle sehr genau beschrieben sind, die jüngeren etwas Angst machen können. Dieses Buch regt aber zum Nachdenken an und beschert ein mulmiges Gefühl, was einen nicht mehr so schnell loslässt. Auch wenn die Thematik definitiv im Kopf bleibt ist es aufgrund des leichten Schreibstils spannend zu lesen.

  17. Cover des Buches Kinsey (ISBN: 9783453600171)
    Bill Condon

    Kinsey

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Das Buch zu der Filmbiographie um den viel zu unbekannten Sexualrevolutionär Kinsey: Ob man ihn wirklich als "zweiten Darwin" bezeichnen kann, sei dahingestellt, auf jeden Fall hat Professor K. das Leben aller Menschen verändert, indem er den Schleier gelüftet hat, der von Moralpredigern auf die Sexualität gelegt wurde. Endlich erkannte man, daß es nicht "nur" hetero- oder " nur" homosexuelle Menschen gab, sondern daß die menschliche Sexualität so vielgestaltig war wie die Menschen selbst und daß eine Kriminalisierung von bestimmten Handlungsweisen als verboten oder krankhaft nichts an deren Natürlichkeit änderte. Das Buch bietet hingegen nur einen kurzen Einblick auf eine vielschichtige Persönlichkeit, ansonsten sind nur Urteile Dritter vorhanden.
  18. Cover des Buches Leona (ISBN: 9783453420670)
    Jenny Rogneby

    Leona

     (10)
    Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseite

     Oslo steht unter Schock, als ein Mann eine Bombe im Parlamentsgebäude zündet. Dieser hat war schwer verletzt überlebt, will jedoch nur mit einer einzigen Person über die Hintergründe sprechen: Leona Lindberg. Pflichtbewusst übernimmt diese zwar den Fall, ist wegen ihres turbulenten Privatlebens aber nicht immer voll bei der Sache. Denn neben dem Scheidungskrieg mit ihrem Mann hat sie auch Geldsorgen, die sie auf unkonventionelle Weise lösen will…

    „Der Zweck heiligt der Mittel“ ist als Titel des zweiten Bandes um die schwedische Polizistin Leona Lindberg ziemlich clever gewählt, lässt es sich doch in mehrerlei Hinsicht auf die Handlung beziehen. Dabei spielt die oben beschriebene Szenerie um das Sprengstoffattentat zwar eine gewichtige Rolle, nimmt aber bei weitem nicht den ganzen Raum ein. Im Gegenteil, in vielen Szenen entfernt sich Autorin Jenny Rogneby stark von diesem Teil der Geschichte und widmet sich dafür ausführlich dem ziemlich turbulenten Leben ihrer Hauptfigur, die noch mehr an Komplexität hinzugewinnt. Charakterlich ist sie ja bereits im ersten Band alles andere als makellos dahergekommen, Scheidung und Geldnöte lassen sie hier aber noch einmal weiter von dem rechtschaffenen Weg abweichen. Mehr über das Seelenleben der Figur erfährt der Leser in einigen Therapiesitzungen, gespickt mit Details aus ihrer Vergangenheit, was einerseits Mitleid erweckt, aber eben doch nicht entschuldigt, wie sie derart auf die schiefe Bahn gekommen ist. Mir gefällt, wie komplex die Figur mit ganz eigenen Wertevorstellungen und moralischem Gewissen ausgestattet ist – dass das aber vielleicht ein paarmal zu oft dick aufgetragen wirkt, muss man mögen.

    Die verschiedenen Elemente der Handlung sind hier eng aneinander getaktet, die einzelnen Handlungsstränge werden zwar konsequent und spannend weitererzählt. Da es aber derer viele gibt, wirkt das Tempo trotz aufkommender Dynamik etwas gebremst. Erst später merkt man, warum dies genau so sein musste und kein Teil ausgelassen oder verkürzt werden konnte, am Ende wird alles zu einem stimmigen und packenden Finale zusammengeführt. Die Stimmung ist wieder dicht und prägnante, die Handlung wirkt aber insgesamt noch überladener als in ersten Band.

    „Der Zweck heiligt die Mittel“ ist spannend und unterhaltsam – besonders wegen der komplexen und durchaus zwiespältigen Hauptfigur. Auf ihr liegt der Fokus, auch wenn der eigentliche Fall fintenreich geschrieben ist. Ihr Privatleben und einiges an krimineller Energie nehmen einen großen Teil der Handlung ein, was sich am Ende zu einem geschickt erzählten Finale verdichtet.   

  19. Cover des Buches Die perfekte Masche (ISBN: 9783548374475)
    Neil Strauss

    Die perfekte Masche

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Neil Strauss erzählt die gleiche Geschichte wie Mystery in seinem Buch, dieses häts nicht gebraucht.
  20. Cover des Buches Das Leiden anderer betrachten (ISBN: 9783596164806)
    Susan Sontag

    Das Leiden anderer betrachten

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Susan Sontag beginnt mit ihrem Anti-Kriegs-Essay Das Leiden anderer betrachten nicht ohne Grund mit einem Verweis auf Virginia Woolf, die bereits 1936 in Drei Guineen auf die brachiale Wirkung von Kriegsfotographie hingewiesen hat. Allerdings noch unter einem anderen Gesichtspunkt: Woolf war (noch) der Ansicht, Kriegsfotographie habe einzig die Aufgabe, gerade gegen den Krieg und seine Folgen aufmerksam zu machen; die Folge solcher Fotos sollte eine wachsende Überzeugung des Betrachters sein, den Krieg in seiner Gänze abzulehnen. Entgegen Sontags ursprünglicher Meinung, dass vielerorts gezeigte Bilder den Menschen mit der Zeit abstumpfen würden, revidierte sie in Das Leid anderer betrachten diese Annahme. Stattdessen vertritt sie jetzt wieder die Meinung, dass die ständige Wiederkehr aktueller Kriegsfotographie genau den gegenteiligen Effekt beim Betrachter haben würde. Inwieweit man Susan Sontag bei ihrer Meinung folgt, sei dahingestellt; diskussionswürdig ist ihre Position allemal. Unabhängig jedoch von einer individuellen Meinung beim Autor ist Sontags Essay meines Erachtens ein absolutes Muss für jeden, der sich für Kriegsfotographie, aktueller Politik, Soziologie, Kulturgeschichte und Philosophie beschäftigt. Heute mehr denn je kursieren Fotos mit zum Teil extremen Themen die Tageszeitungen oder werden als World Press Foto gekürt; die auf dieser Jahresausstellung zu sehenden Bilder sind oft an der Schmerzgrenze dessen, was man ertragen kann. Fotographie ist gerade in Zeiten des Internets noch wichtiger geworden: war früher in Zeitungen der Platz für Fotos begrenzt, ermöglicht das Internet heute eine scheinbar unbegrenzte Möglichkeit der Publikation; ganze Bildstrecken können problemlos veröffentlicht werden. Die Masse an bewegenden Bildern steigt also zunehmend. Doch anstatt den Betrachter zur Umkehr in der Politik aufzufordern, scheinen sich die weltweiten Konflikte zu häufen. Neben einem überzeugenden und hochaktuellen Essay der Amerikanerin Susan Sontag bleibt dennoch die grundsätzliche Frage: stumpfen Menschen nicht doch zusehends ab, je mehr Leiden der anderen sie betrachten?
  21. Cover des Buches Pennerklatschen (ISBN: 9783929497939)
    Andrew H. Vachss

    Pennerklatschen

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Eine Graphic novel, die frösteln macht: Nach dem Terror habe sich große Teile der Gesellschaft in die unterirdischen Tunnelsysteme zurückgezogen, wo sich verschiedene Banden bildeten, die in verschiedenen Tunnelabschnitten herrschen, so zB die Game boys oder die Dancing girls in ihren Sextunneln (!). Durch Zufall wird Rajah, damals Anführer der Game boys, weil er die meisten Abzeichen hat, von einem Obdachlosen angerempelt und mit Rotwein befleckt. Als der Wohungslose daraufhin einfach so "abgeballert" wird, kommt das einem Videospiel gleich, so einfach geht das! Bald breitet sich "Pennermord" wie eine Seuche aus, weil jeder sich hervortun will und dafür typische Abzeichen gewinnen will. Als Beweis für das grausame Abschlachten gelten bald abgeschnittene Ohren, die man an einer Kette um den Hals trägt....Erinnert frappierend an "Uhrwerk Orange" oder den "Herrn der Fliegen", ich möchte eine verfilmung anregen (von Tarantino?).
  22. Cover des Buches 21 Shades of Shame (ISBN: 9783033054479)
    Monika Fischer

    21 Shades of Shame

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Lovely_Lila
    ~ Ein Buch mit einer interessanten Thematik und viel Potential. Leider konnte mich die Umsetzung aufgrund der vielen Fehler im Schreibstil, der teilweise uninteressanten Präsentation der Geschichten und der Schwarz-Weiß-Malerei, was verschiedene sexuelle Ausrichtungen betrifft, nicht überzeugen. ~

    Inhalt


    In 20 kurzen Kapiteln beleuchtet die Autorin (sie ist Coach und diplom. Hynotherapeutin) die Geschichten von verschiedenen Menschen. Besonderer Fokus liegt dabei auf Sexualität, persönlicher Entwicklung und der Kommunikation zwischen Männern und Frauen…

    Warum habe ich dieses Buch gelesen?

    Ich erhoffte mir neue Erkenntnisse, besonders, was die Kommunikationsprobleme zwischen Mann und Frau betrifft.


    Meine Meinung


    Aufmachung

    Sehr schönes Cover und dazu noch qualitativ hochwertiges Papier. Die Schriftgröße ist angenehm groß, so dass auch Menschen, die vielleicht nicht mehr so gut sehen, kaum Probleme damit haben dürften (und dieses Buch richtet sich schließlich an verschiedene Altersgruppen, also ist das von Vorteil).

    Schreibstil

    Prinzipiell ist der Schreibstil flüssig und einfach zu lesen. Gut gefallen hat mir auch, dass möglicherweise unbekannte englische Worte (wenn auch den meisten bekannt) hier noch einmal übersetzt bzw. erklärt wurden für alle, denen sie nicht klar sind.

    Leider gibt es auch vieles, was mich am Schreibstil gestört hat. Schon beim Lesen der ersten Kapitel ist mir aufgefallen, dass sich enorm viele Wiederholungen in diesem Buch befinden. Immer wieder liest man dieselben Sätze in fast demselben Wortlaut. Ein Beispiel hierfür ist die oft genutzte Wortkombi „Sex sells“, die in den ersten Kapiteln wirklich andauernd vorkommt, was nach einer Weile anstrengt, weil man es doch schon weiß. Aber auch sonst gibt es viele Wiederholungen und gleiche Satzanfänge. Hier hätte ich mir als anspruchsvolle Leserin mehr Abwechslung gewünscht, vor allem weil Alternativen oft wirklich leicht zu finden gewesen wären.

    Ein weiteres großes Problem, welches ich mit diesem Buch hatte, waren die auffallend vielen Fehler. Ich bin ohnehin jemand, der die meisten verbliebenen Fehler in Texten findet, dennoch bin ich eigentlich fast immer gewillt darüber hinweg zu sehen. Doch hier war das leider nicht mehr möglich, weil ich oft mehrere Fehler pro Seite gefunden habe, was für mich sehr störend war. Zu den mir aufgefallenen Fehlern gehören unter anderem (viele) Beistrichfehler, Plural-/Singularfehler und Satzkonstruktionen, bei denen die Fälle vertauscht wurden oder die beim genaueren Lesen nicht richtig waren. Wenn mir erst einmal solche Dinge aufgefallen sind, achte ich unbewusst noch genauer darauf, auch wenn ich das eigentlich gar nicht möchte. Hier hätte es unbedingt ein genaueres Lektorat geben müssen. Die dritte Sache, die mich gestört hat (wenn auch nicht so stark wie die Fehler) ist die ss-Schreibweise, für die sich die Autorin entschieden hat. Nach einer Zeit gewöhnt man sich aber zum Glück daran.

    Dazu kam noch eine mehr als unglückliche Formulierung, die bereits in der Leserunde mindestens zwei Leser (also mich und noch jemanden) empört oder schockiert hat. Dieser Satz ist nur ein Missverständnis, das von der Autorin schnell aufgeklärt werden konnte – aber was ist mit jenen „normalen“ Lesern, die nicht sofort die Autorin ansprechen und um Erklärungen bitten können? Was werden die denken?

    Themen

    Die Autorin schafft es mit ihren Geschichten alle relevanten Altersgruppen abzudecken, so dass jeder darin mindestens ein paar Kapitel finden sollte, die für ihn interessant sind. Auch für mich waren nicht alle relevant (das ist ganz normal), dennoch gab es einige, die für mich von besonderem Interesse waren und die mir neue Einblicke geboten haben. Das Schöne ist, dass nicht nur verschiedene Geschichten über junge Leute erzählt werden, sondern eben auch über Senioren (die werden ja sonst oft außen vor gelassen), ebenso werden verschiedenste Situationen und Ausrichtungen thematisiert.

    Umsetzung

    Die Umsetzung der interessanten, spannenden Geschichten aus dem Alltag echter Menschen ist leider nicht so gut gelungen, denn das Potential konnte nicht ausgeschöpft werden. Doch zuerst: Gut gefallen hat mir, dass sehr genau auf die verschiedenen Menschen eingegangen wurde und ein Stück weit auch deren sexuelle Entwicklung angesprochen wurde, so dass man sich immer vorstellen konnte, wie sie zu denjenigen geworden sind, die sie in der Gegenwart waren. Dieses Buch gibt viele neue Einblicke in Einzelschicksale und spricht auch wichtige Themen an (auch wenn diese oft nur angeschnitten werden) wie zum Beispiel Online-Partnerbörsen oder auch die leicht zugängliche Pornographie im Internet und ihre Effekte auf Jugendliche. Außerdem fand ich es interessant, dass manche Gespräche in Chatform geschrieben waren, das war vor allem am Beginn sehr erfrischend.

    Leider zählen diese Chatgespräche und auch die normalen Gespräche, die wie ein Drehbuch aufgeschrieben waren, auch zu meinem ersten Kritikpunkt: Von dieser besonderen Art eine Geschichte wiederzugeben wurde zu oft Gebrauch gemacht. Am Beginn war es noch erfrischend, aber später wurde es anstrengend. Dazu kommt, dass die Gespräche nicht besonders gut aufbereitet wurden. Mimik und Gestik (gerade das, was bei solch intimen Gesprächen so interessant ist und Dialoge lebendig macht) wurden fast immer weggelassen (bis auf ein gelegentliches „(lacht)“). Ebenso wurden die Gespräche nicht gekürzt und für die Lektüre aufbereitet, so dass es für den Leser spannend zu lesen ist – nein, es scheint eher, als wurden sie fast eins zu eins niedergeschrieben, Füllwörter und Bemerkungen wie „Hmmm…traurig.“ inklusive. Das finde ich wirklich sehr schade, weil die Geschichten, richtig erzählt, sehr viel Potential gehabt hätten und den Leser hätten berühren, fesseln und zum Mitfühlen bringen können.

    Eine zweite Sache hat mich noch gestört. Es werden zwar viele Dinge angeschnitten, aber viel zu oft gibt es nur Schwarz und Weiß. Manche Facetten werden von der Autorin klar als gut und andere klar als schlecht dargestellt und manche Ansichten wirkten auf mich auch etwas veraltet (vor allem da im Untertitel ja sogar „im 21. Jahrhundert“ steht). So schreibt die Autorin, dass Toys und One-Night-Stands nur unglücklich machen, was einfach nicht der Wahrheit entspricht. Einmal wird ein One-Night-Stand sogar als „Missbrauch“ bezeichnet und es wirkt einmal so (wahrscheinlich ein weiteres Missverständnis), als wäre ein Mann durch seine sexuellen Eskapaden selbst schuld, dass er psychisch erkrankt ist. Es hat mir nicht gefallen, dass an einer Stelle gesagt wurde, dass Frauen trotz all der Gleichberechtigung doch anders sind als Männer, dass sie Gefühl brauchen und mit ONS nicht glücklich werden können. Als Gegnerin solcher Geschlechterrollenklischees gefällt mir eine solche Formulierung leider gar nicht, denn jede Frau ist anders. So wird sich nie etwas an den gesellschaftlichen Erwartungshaltungen ändern, die versuchen Frauen und Männer in Schubladen einzuordnen. Tatsächlich gibt es Männer UND Frauen, die sich nicht auf eine Beziehung einlassen wollen und ihre Sexualität auf andere als die „konventionelle“ Art leben und damit sehr wohl glücklich sind. Wenn das die Sicht der Autorin ist und ihrer persönlichen Erfahrung entspricht (und sie hat schließlich im Job mit vielen Menschen zu tun und hört so einiges), dann ist das vollkommen in Ordnung! Es sollte dann aber aus dem Text hervorgehen -  aber hier werden diese Behauptungen stellenweise so dargelegt, als wären sie eine allgemein gültige Wahrheit, dazu fehlen aber die Studien und die wissenschaftlichen Erklärungen, die das belegen.


    Mein Fazit

    Ein Buch mit einer interessanten Thematik und viel Potential. Leider konnte mich die Umsetzung aufgrund der vielen Fehler im Schreibstil, der teilweise uninteressanten Präsentation der Geschichten und der Schwarz-Weiß-Malerei, was verschiedene sexuelle Ausrichtungen betrifft, nicht überzeugen.

    Übersicht

    Stärken:

    * Schreibstil (prinzipiell flüssig, viele Erklärungen)
    * Idee zu den Geschichten, interessante Einblicke
    * Abgedeckte Gebiete (sehr viele)

    Schwächen:

    * Schreibstil (störend viele Fehler, eine sehr unglückliche Formulierung, viele Wiederholungen)
    * Schwarz-Weiß-Malerei, Rollenklischees
    * nicht interessant genug umgesetzt

    Bewertung:

    Thema: 4 Sterne
    Ausführung: 2 Sterne
    Schreibstil: 2 Sterne



    Insgesamt:

    ❀❀

    Ich vergebe 2 Lilien!
  23. Cover des Buches Freiwillig in den Krieg (ISBN: 9783861245872)
    Jörn Roes

    Freiwillig in den Krieg

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Persönliche Erinnerungen an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg, aufgeschrieben vom Enkel: Der junge Wilhelm meldet sich freiwillig zur Waffen-SS, um der Armut und dem harten Leben eines Schiffsjungen zu entgehen. Aber der harte Drill und die ersten Kriegserfahrungen stellen diese Entscheidung rasch als Fehler heraus. Eine gelungene Dokumentation der Kriegserlebnisse eines Einzelnen.
  24. Cover des Buches Afrikanische Tragödie (ISBN: 9783596522347)
    Doris Lessing

    Afrikanische Tragödie

     (31)
    Aktuelle Rezension von: AnnBee

    Südafrika in den 1940ern/1950ern, ein Land, dass geprägt ist durch den Rassismus der Kolonialmächte und der weißen Siedler. Lessings Roman beginnt fast wie ein Krimi: ein schwarzer Angestellter (Moses) hat eine weiße Farmersfrau (Mary) ermordet. Dann spürt sie dem Leben auf der Farm nach, um diese Tat zu verstehen. Diese Spurensuche in Marys früherem Leben ist so bedrückend wie beeindruckend. Nach einer schönen Zeit als junge Frau in der Großstadt gibt Mary schließlich dem sozialen Druck zu heiraten nach und zieht zu Dick Turner auf seine Farm. Sie leben dort in großer Armut, Einsamkeit und Eintönigkeit. Nachdem Mary erkennt, dass es für sie keinen Ausweg aus diesem Leben gibt, verfällt sie zusehends in eine Depression. Gleichzeitig lässt sie all ihre Wut und Frustration an den schwarzen „Angestellten“ aus. Eine Stärke dieses Romans ist, dass Lessing keine allzu einfachen moralischen Urteile fällt, und dennoch mit höchster Eindringlichkeit den allgegenwärtigen Rassismus seziert. Teilweise ist das wirklich hart zu lesen, da dieser Rassismus so widerwärtig ist und gleichzeitig alles so hoffnungslos scheint. Dennoch, oder deswegen, ein sehr gutes und wichtiges Buch.

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