Bücher mit dem Tag "afd"
53 Bücher
- Juli Zeh
Leere Herzen
(323)Aktuelle Rezension von: Tanja_WueEin sehr gesellschaftskritischer Roman wurde hier erschaffen. Wir lernen das Geschäftsmodell von Britta und Babak kennen und bis ich begriffen hab bzw realisiert habe, ja das machen die bzw das versteht man unter der Brücke, hat ein bisschen gedauert. Während der Geschichte wurde es teilweise spannend und dann das Ende, was mich nicht ganz so glücklich zurück lässt.
Trotz Ende kann ich das Buch empfehlen!
- Carolin Emcke
Gegen den Hass
(52)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerWer sich auch nur ein wenig im Internet bewegt, weiß es schon lange: die Menschenfeinde versuchen lautstark, organisiert und hemmungslos ihren Hass als die wahre Meinung des Volkes, die aufrichtige Mehrheitsmeinung zu verkaufen. Dass es diesen rechten bis rechtsextremen Rand in jeder Gesellschaft gibt, ist nichts Neues. Dass diese fanatische Minderheit bis zu 20 Prozent der deutschen Gesellschaft ausmacht, könnte man auch seit Jahren wissen, wenn man die entsprechenden Studien verfolgt hätte. Hier haben die bürgerliche Mitte und die Verteidiger der offenen Gesellschaft schlichtweg zu lange weggeguckt. Die autoritären Charaktere mit ihrer Radfahrermentalität (Erich Fromm), nach oben buckeln und nach unten treten, die preußischen Untertanen, versuchen den Diskurs zu okkupieren und ihre Meinung als mehrheitsfähig in die Mitte der Gesellschaft zu transportieren.
„Die Sorge erlebt zur Zeit eine erstaunliche Aufwertung. In der Sorge, so die rhetorische Suggestion, artikuliere sich ein berechtigtes Unbehagen, ein Affekt, der politisch ernst genommen und keinesfalls kritisiert werden sollte. Als seien ungefilterte Gefühle per se berechtigt. Als käme unreflektierten Gefühlen eine ganz eigene Legitimität zu.“
Obsessiver Hass
Erst mit dem Erstarken von Pegida und AfD wacht die im Konsum erstarrte offene Gesellschaft langsam auf. Erst mit dem Rückfall zahlreicher Deutscher in den völkischen Hass-Habitus schrecken Intellektuelle wie Carolin Emcke oder Harald Welzer auf. Es ist dringend an der Zeit die offene Gesellschaft zu verteidigen und sich klar und deutlich als Mehrheitsgesellschaft gegen den Hass zu positionieren. Emckes Plädoyer trifft den Kern der Debatte, was die Reaktionen der besorgten Bürger (u.a. in Amazon Rezensionen und Kommentaren) eindringlich bestätigen. Der Hass ist obsessiv geworden. Und seit geraumer Zeit werden aus den Worten auch Taten. Was Sarrazin, Pirinçci, Don Alphonso (Rainer Meyer), Höcke und sonstige Protagonisten der Neurechten sprachlich und gedanklich vorbereiten, führen die Hohlköpfe der neuen SA, die Hooligans, Kameradschaften, Freundeskreise und wie sich die rechtsextremen Gewaltaffinen auch nennen mögen, auf den Straßen aus.
„Den Hass und die Angst schüren nicht zuletzt die, die sich von ihm Gewinn versprechen. Ob die Profiteure der Angst in der Währung der Einschaltquoten denken oder in Wählerstimmen, ob sie mit einschlägigen Titeln Bestseller produzieren oder sich mit griffigen Schlagzeilen Aufmerksamkeit verschaffen – sie alle mögen sich distanzieren von dem sogenannten »Mob« auf der Straße, aber sie wissen ihn ökonomisch für sich zu nutzen.“
Mehr noch, muss man hinzufügen, sie sind sich in der Sache einig, lediglich die Methoden halten sie für falsch. Es ist diese Allianz der Hetzer mit dem Mob, die das gesellschaftliche Gefüge gefährden und der Menschenfeindlichkeit den Nährboden bieten. Carolin Emcke beginnt „Gegen den Hass“ mit genau solch einer Melange aus Worten und Taten. Clausnitz, wiedermal ein deutscher Ort, nach den überwunden geglaubten 90er Jahren, der zu einem Symbol des Hasses geworden ist.
„Clausnitz ist nur ein Beispiel für den Hass und die Raster der Wahrnehmung, die ihn vorbereiten und formen, die Menschen unsichtbar und monströs zugleich machen. In Clausnitz traf es einen Bus mit Geflüchteten. In anderen Städten, in anderen Regionen trifft es Menschen mit einer anderen Hautfarbe, einer anderen Sexualität, einem anderen Glauben, einem uneindeutigen Körper, es trifft junge oder alte Frauen, Menschen mit einer Kippa oder einem Kopftuch, Menschen ohne Obdach oder ohne Pass, was immer gerade als Objekt des Hasses zugerichtet wird. Sie werden eingeschüchtert, wie in diesem Fall, oder kriminalisiert, sie werden pathologisiert oder ausgewiesen, angegriffen oder verletzt.“
Als zweites Beispiel für „Hass und Missachtung“ führt Emcke den institutionellen Rassismus in den USA an. Es ist ein Beispiel, exemplarisch und nicht der Fingerzeig auf andere. Der institutionelle Rassismus ist kein Problem der USA, dort hat er lediglich eine spezifische Geschichte mit einer spezifischen und nicht einfach übertragbaren Ausprägung. Aber die Strukturen des Rassismus, die Missachtung des Lebens, die Menschenfeindlichkeit sind sehr wohl auch bei uns auszumachen.
Der Mord an Eric Garner und sein Ausruf „This stops today“ ist Warnung, Mahnung und Aufforderung an alle Demokraten sich den Hass entgegenzustellen. Wie Harald Welzer es in „Wir sind die Mehrheit“ schrieb: Die Weimarer Republik scheiterte nicht, weil sie zu viele Feinde hatte, sie scheiterte, weil sie zu wenig Freunde hatte. Ebenso wie Welzer ruft Emcke dem Leser zu: Werdet Freunde der offenen Gesellschaft! Stellt euch gegen den Hass! Wir sind die Mehrheit!
Der zweite Teil des Buches ist der Versuch den Kern der völkischen Ideologie, wie sie im Rassismus, bei Pegida, AfD und Neurechten gepflegt wird, aufzudecken: Homogen, Natürlich, Rein. Die Dreifaltigkeit der Einfältigkeit. Die Nähe von Neurechten, besorgten Bürgern und Islamisten wird hier besonders deutlich. Die Fundamentalisten sind immer gegen das vermeintlich Unnatürliche, das Unreine, die Biologisierung der eigenen Ideologie, der eigenen Ressentiments. Menschenfeinde sind Menschenfeinde – auch wenn sie es, geblendet von ihrem Hass, nicht erkennen werden.
Emcke schließt das Buch mit dem dritten Teil, einem Plädoyer für den Pluralismus, die offene Gesellschaft. Hinter allem steht die Mahnung Eric Garners: Es muss heute aufhören! Der Hass muss aufhören.
Während der erste Teil des Buches im journalistischen Stil geschrieben ist, dominiert im zweiten und dritten Teil ein philosophisch-akademischer Ton. Hierdurch wird meines Erachtens Potenzial verschenkt. Solche Bücher bedürfen einer großen Reichweite. Dass die besorgten Bürger das Buch nicht lesen werden, versteht sich von selbst. Aber die Mehrheitsgesellschaft besteht nicht nur aus Akademikern und Intellektuellen. Das ändert aber natürlich nichts an der Wichtigkeit des Buches und der trefflichen Analyse und Argumentation.
- Jakob Augstein
Links oder rechts?
(7)Aktuelle Rezension von: Antonia_SalomonDas ist schon lange kein Schlagabtausch mehr, sondern das schlaffe Wiederholen von längst Gesagtem, wobei Augstein als rechthaberischer Ideologe zunehmend langweilt. - Martin Sonneborn
Herr Sonneborn geht nach Brüssel
(42)Aktuelle Rezension von: BuecherbaerchenIn Vorbereitung an die anstehenden EU-Wahlen habe ich mir vorgenommen dieses und das nachfolgende Buch von Sonneborn zu lesen. Während man am Anfang oft kichern und schmunzeln muss, so schockiert ist man doch am Ende, wie der politische Alltag in Brüssel abläuft. Klüngelei, undemokratische Verhaltensweisen und Verachtung des Wählers werden hier humoristisch dargestellt, was auch bitter notwendig ist, um nicht vor Wut umzukippen.
- Martin Schäuble
Endland
(23)Aktuelle Rezension von: Readingfreak_05Deutschland ist eingeschlossenn von einer Mauer. Die Schulpflicht und gesetzliche Arbeitslosenhilfe sind abgeschafft und konservative Rollenbilder werden gefördert. Flüchtlinge heißen nicht mehr Flüchtlinge sonder Invasoren. Der Euro wurde gegen die Mark eingetauscht und zu Europa gehört Deutschland auch nicht mehr.
Obwohl viele Punkte in Martin Schäubles Dystopie "Endland" an die NS-Zeit erinnern, befinden wir uns in der Zukunft. Die Regierung wird von der rechtsextremen Partei NA (Nationale Alternative) dominiert.
Die Protagonisten sind der junge Soldat Anton aus Deutschland, der überzeugt von den Ideen der NA sein Land verteidigt, sein Freund Noah, der die Ideale der NA sehr viel kritischer sieht und immer wieder versucht Antons Augen zu öffnen. Die dritte Protagonistin ist Fana. Wegen der vom Klimawandel ausgelösten Hungersnot flüchtet sie aus Äthiopien nach Deutschland, um sich dort eine Zukunft auzubauen und Medizien zu studieren.
Als Anton in einem Geheimauftraug als Flüchtling nach Deutschland einreisen soll, trifft er Fana und nach und nach beginnt er zu sehen, was sie ganze zeit direkt vor seiner nase war. Er und Fana werden Freunde und bald steht Anton vor der größten Entscheidung seines Lebens: für eine nationale Ideologie oder für seine Freunde und ein freies Leben.
Während Anton und Fana im letzten Flüchtlingslager deutschlands festsitzen, muss Noah untertauchen, nachdem er geheime Informationen der NA an die Öffentlichkeit weitergegeben hatte.
Werden es die drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten schaffen die rechtspopulistische deutsche gesellschaft zu "besiegen"?
Martin Schäuble greift aktuelle Themen sehr gut auf und führt einem immer wieder die Realität vor die Augen. Er schreibt in einem unkomplizierten und gradlinigen Schreibstil und verzichtet auf lange Schachtelsätze. Er schreibt abwechselnd aus der Perspektive von Anton, Fana und Noah, wodurch man sich gut in die drei hineinversetzen kann.
Der Roman ist außerdem sehr gut recherchiert und man hat beim lesen immer ein sehr klares Bild davon wie es am Handlungsort gerade aussieht.
Ein sehr fesselnder Roman, den man gar nicht mehr weglegen kann, wenn man einmal angefangen hat. Sehr geeignet für Jugendliche ab ca.12 jahren aber auch für Erwachsene ein toller Roman.
Eine klare Leseempfehlung von mir!
- Max Czollek
Desintegriert euch!
(3)Aktuelle Rezension von: HoldenEin tiefschürfendes Buch über die deutsche Schande, wirklich allen ans Herz gelegt. Sehr inhaltsschwer, so daß man nur langsam und mit Bedacht lesen kann. An die Walser-Rede konnte ich mich noch erinnern, sein Buch "Tod eines Kritikers" hätte vielleicht auch Erwähnung in diesem Appell finden können.
- Valerie Schönian
Ostbewusstsein
(5)Aktuelle Rezension von: crazy_kaktusInteressante Sichtweise, die die Autorin vertritt. Sie versucht auch möglichst breit an das Thema heranzugehen. Es handelt sich aber doch um ein persönlich geprägtes Buch und das sollte man vorher wissen. Der Schreibstil ist sehr gut und man merkt das hier eine Journalistin der Zeit am Werk ist. Kann es empfehlen, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten.
- Jennifer Sieglar
Ich versteh die Welt nicht mehr
(7)Aktuelle Rezension von: theophilia
Liebe Leser, heute möchte ich Euch das Buch „Ich versteht die Welt nicht mehr“ von Tim Schreder und Jennifer Sieglar vorstellen. Auf dieses Buch bin ich aufgrund einer Empfehlung vom Piper Verlag gestoßen.
Inhalt:
Der Islamische Staat verbreitet weltweit Angst und Terror, in den USA wird ein Außenseiter zum Präsident gewählt, aus der Türkei vernimmt man ständig neue Schreckensmeldungen über Präsident Erdoğan und hierzulande wird die AfD stetig populärer – die Welt der Nachrichten dreht sich immer schneller, dabei sind viele Themen ohne fundiertes Hintergrundwissen kaum zu verstehen. Zugleich konsumieren viele Menschen diese Meldungen vor allem bruchstückhaft über die sozialen Medien. Hier setzt »Ich versteh die Welt nicht mehr« an und bietet auf verständliche und unterhaltsame Art Hintergründe zu den wichtigsten Nachrichtenthemen unserer Zeit.
Meine Meinung:
Das Cover des Buches ist in Himmelblau gehalten. Vielleicht soll es die Draufsicht vom Weltall darstellen. In der Länderkarte stecken Fähnchen mit den jeweiligen Brennpunkten die im Buch erklärt werden.
Das Buch „Ich verteh die Welt nicht mehr“ wurde von Tim Schreder und Jennifer Sieglar als Klappenbroschur im Piper Verlag aufgelegt. in den Klappen sind auf einer Landkarte die Punkte der Erde zu sehen, von welchem in dem Buch die Berichte sind. In der hinteren Klappe sind Tim und Jenni bei der Arbeit zu sehen. Beide sind u.a. als Moderatoren der Kindersendung Logo bei Kika bekannt.
Das Buch hat neben einem Vorwort, Dankesteil und Buchempfehlung 33 kleine Kapitel mit unterschiedlichen Brennpunkten der Erde. Das Buch kann auch als kleines Einführungslexikon zur aktuellen Weltpolitik gesehen werden. Nach der Kapitelüberschrift kommt eine kurze Einleitung farblich hinterlegt.
Die Schrift ist in 2mm Standardschrift als reines Textsachbuch gedruckt. Nur zur Einleitung eines Kapitels ist ein Globus aufgedruckt mit einer Fahne, welche in dem Teil der Erde steckt, welches gerade besprochen wird. Vielleicht hätte eine etwas größere Landkarte als optische Orientierung neben der großen Weltkarte am Anfang des Buches zur näheren Orientierung verholfen.
Das Buch kann wie ein kleines Lexikon verwendet werden. Jedes Kapitel lässt sich unabhängig vom anderen lesen und keines baut auf dem anderen auf.
Tim und Jenni kenne ich von den Logonachrichten. Dort werden die Tagesnachrichten so für Kinder erklärt, dass sie verstehbar sind. Daher bin ich mit der Erwartung an das Buch gegangen, dass dies in einer einfachen Sprache gehalten ist. Doch bei näherem Durchlesen wurde mir schnell klar das das Buch für Teenager bzw. junge Erwachsene gedacht ist. Aber auch Senioren und Eltern von Kindern, die Tim und Jenni aus Logo kennen, sind mit diesem Buch angesprochen.
Das Buch setzt einen etwas weiteren Sprachwortschatz voraus wie Logo Kindernachrichten. Ist aber im Prinzip genauso gut verständlich und tiefgründig geschrieben. Einige Themen z.B. Mord und Vertreibung sind für jüngere Kinder nicht so geeignet genauer auszuführen. Aber auch Eltern und Senioren sind
Was ich aus dem Buch lernen konnte
Es ist nicht aussichtlos die politische Weltlage zu verstehen. Hier ist ein Buch, das dem oftmals überforderten Nachrichtenseher Klarheit in die tägliche Nachrichtenflut an Hintergrundwissen bringt. Die 33 Weltbrennpunkte werden von Anbeginn der Entstehung zeitgeschichtlich fortlaufend dargestellt.
Das Buch macht Mut sich weiter mit der Weltgeschichte auseinanderzusetzen. Erste Anfänge sind hier gelegt und der Nachrichtenseher kann sein hier erworbenes Wissen Tag für Tag selber vertiefen.
Dank an Tim Schreder und Jennifer Sieglar für die ausführliche Recherche zu den aktuell brisanten Tagesthemen. Es ist zu erlesen wie viel Zeit und Mühe sie in ihr Buch investiert haben.
Tim Schreder und Jennifer Sieglar durfte ich im Rahmen der Buchvorstellung auf der Frankfurter Buchmesse 2017 kennenlernen. Es hat mich gefreut sie genauso authentisch bei der Buchbesprechung zu erleben, wie ich Euch von Logo her kenne: jugendlich, kommunikativ und frisch aber trotzdem mit allem Ernst bei der Sache. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt das Buch zu signieren. Hoffe, dass ihr noch lange die Jugendlichkeit bewahren könnt, um Logo Nachrichten den Kindern zu Präsentieren.
Fazit:
Das Buch kann ich für jeden Empfehlen, der sich an der Weltgeschichte interessiert. Ein Muss für jeden der Tagesnachrichten besser verstehen will.
Autor:
Tim Schreder
Tim Schreder, geboren 1991, moderiert seit 2010 logo! und ist als Reporter für das ZDF weltweit im Einsatz. Er berichtete u.a. von den US-Präsidentschaftswahlen und der Fußball-WM in Brasilien. Für seine Reportage zur Flüchtlingskrise wurde er 2016 für den Grimme-Preis nominiert.
Jennifer Sieglar
Jennifer Sieglar, Jahrgang 1983, absolvierte ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk, wo sie derzeit Moderatorin für die Hessenschau ist. Seit 2008 ist sie für die ZDF-Nachrichtensendung logo! tätig, die sie seit August 2012 moderiert.
- Markus Szaszka
Der Nirgendsmann: Partys, Smartphones und Nazis
(14)Aktuelle Rezension von: Katrin87"Der Nirgendsmann" von Markus Szaszka erzählt die Geschichte von Jan, der vom kleinen Dörfchen an der Ostsee ohne Job und Perspektive nach Berlin zieht. Dort schreibt als Ghostwriter ohne Fachkenntnisse und mit geschönten Abschlüssen bald Haus- und Diplomarbeiten - für gutes Geld. Der Leser lernt Olli mit Hund kennen und die handysüchtige Anastasia.Begeistert hat mich in diesem Buch die tolle und detailverliebte Schilderung von alltäglichen Szenen, die dem Autor wirklich super gelingt. Der Blick aus dem Fenster, der Barbesuch, der Spaziergang durch Berlin - das alles kann der Leser sehr genau mitverfolgen und durch kleinste Details noch näher miterleben. Auch zwischen den Zeilen kann man viel aus dem Buch mitnehmen.Leider hat das Buch für mich keine spannende Geschichte. Es wird aus dem Leben erzählt, aber einen richtigen Höhepunkt konnte ich für mich nicht erkennen. - Rayk Anders
Eure Dummheit kotzt mich an
(17)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerVerschwörungstheorien, Fake-News, Propaganda, Lügen und Populismus sind zurzeit allgegenwärtig. In jeder Familie gibt es einen, der beim Gespräch irgendeinen politischen Bullshit von sich gibt. Das war doch schon immer so, raunt es von denjenigen, die dem Bullshit anhängen. Klar, gab es schon immer den Onkel oder Opa, der mit reaktionären Meinungen auftrump(f)te. Und doch hat sich sowohl das Niveau als auch die Masse solcher Äußerungen drastisch erhöht.
Rayk Anders, Journalist aus Berlin, kämpft schon seit Jahren gegen die Windmühlen der Unbelehrbaren. Auf Youtube betreibt er seinen Kanal „Armes Deutschland“. Es ist der Spagat zwischen Aufklärung über den Bullshit, der in Diskussionen und vor allem im Internet verbreitet wird und dem Versuch sich über eben diesen lustig zu machen. Das klappt nicht immer, aber Humor ist bei solch ernsten Themen eben auch fragil. Und angesichts des teils wirklich dümmlichen Diskurses, ist es manchmal auch ganz dringlich vonnöten, diesen Unsinn einfach als solchen zu deklarieren und sich darüber zu amüsieren.
Für das ZDF hat Rayk Anders die Reportage „Verschwörungstheorien – Leben im Wahn“ gedreht. Und mit „Eure Dummheit kotzt mich an. Wie Bullshit unser Land vergiftet.“ Legt er ein Buch vor, dass einige wichtige Themen des gegenwärtigen Diskurses aufgreift. Er versucht mit Fakten zu entgegnen und die Dummheit von Verschwörungstheorien und Fake-News aufzuzeigen. Die AfD mag Rayk Anders deswegen auch nicht. Der Medienpolitische Sprecher der AfD Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz bezeichnete seine Youtube-Sendungen als „extrem linkes Propaganda-Programm, in welchem das bürgerliche Lager in einer widerlichen Art und Weise diffamiert wird.“ Alles richtig gemacht Rayk, würde ich mal sagen.
In seinem Buch macht er einen wilden Ritt durch die verschiedenen Bereiche. Von Ernährungslügen wie „Bio ist nur Abzocke“, der Energiewende „Der Automausstieg war ein Fehler“, der rechtsradikalen Propaganda der „Invasion der Flüchtlinge“ aka „Umvolkung“ aka „Migrationswaffe“ aka „Rapefugees“, dem allgegenwärtigen Klassiker der „Lügenpresse“, der „Impflüge“ und dem „Versagen der Demokratie“. All den Ausführungen liegt das wohl von vielen schon gedachte „ich kann es alles nicht mehr hören. Es reicht mir.“ zugrunde. Und Rayk Anders trifft auch den Kern dieser ganzen Debatten: „Menschen wollen sich nicht informieren, sondern empören.“ Darauf läuft es am Ende hinaus. Ein Großteil der sogenannten alternativen Medien machen nichts anderes als Empörungsmanagement zu betreiben. Geld verdienen mit Populismus, Wut und Hass.
Rayk Anders „Eure Dummheit kotzt mich an.“ ist uneingeschränkt empfehlenswert. Zahllose wichtige Informationen, Gedankengänge, Hinweise und Diskussionsbeträge hält das Buch bereit. Der Stil richtet sich deutlich an ein jüngeres Publikum, eben an die Generation Youtube. Insofern ist es auch ein Buch zur Politisierung und zum Medienkompetenztraining. Wobei letzteres vor allem ältere Semester dringend nötig zu haben scheinen.
Man kann Rayk Anders sicherlich vorwerfen, mit seinem Ton erreiche er gar nicht diejenigen, die das Buch am dringendsten nötig hätten. Klar. Natürlich nicht. Aber auch bei einem anderen Ton: „Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen“ und ähnlichem Bullshit, würde man die „besorgten Bürger“ nicht erreichen. Denn es geht nie um Tatsachen. Es geht um Empörung! Insofern geht das schon in Ordnung, auch wenn damit vielleicht nur die eigene Peergroup erreicht wird. Seis drum, wenigstens die wird erreicht. Und angesichts der Tatsache, dass das Buch auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive einige Volltreffer enthält, kann man sich nur freuen, dass solche Thesen eine breitere Aufmerksamkeit erlangen. Schließlich ist es dringend geboten, sich dem Populismus entgegen zu stellen.
- Robert Habeck
Wer wir sein könnten
(19)Aktuelle Rezension von: Kleeblatt2804Das kleine Buch passt perfekt in die Handtasche und läßt sich einfach lesen. Sehr verständlich geschrieben, ohne dem Leser eine politische Meinung vorzugeben. Robert Habeck erklärt aus eigener Erfahrung, wie aus Weglassen von Worten aus einem Interview eine ganz anderere Aussage entsteht. Es ist wichtig genau zu lesen, zu hinterfragen und in der Diskussion - im Gespräch zu bleiben.
- Volker Weiß
Die autoritäre Revolte
(8)Aktuelle Rezension von: Catastrophia2017 erschienen und für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, ist Volker Weiß' "Die autoritäre Revolte" eine fundierte und umfassende Auseinandersetzung mit der Neuen Rechten - von ihren Institutionen, Parteien, Medien über ihre Ideologie, Feindbilder, transnationale Verbindungen, ihre wichtigsten Intellektuellen, Strategien bis hin zur Analyse ihres bisherigen Erfolgs. Dass es bereits ein paar Jahre alt ist, ist absolut kein Nachteil. Denn die Analysen lassen sich sehr gut auch auf jüngere Ereignisse im rechten Spektrum anwenden.
Dabei klärt Weiß auch die Frage, warum bei aller notwendigen Kritik an rassistischer Islamfeindschaft Muslim*innen nicht "die Juden von heute" sind, warum die Neue Rechte keine Berührungsängste mit Russland hat und warum die häufig nicht differenziert und offen genug geführte Debatte über islamistischen Fundamentalismus den Rechten Zulauf beschert.
Das Buch ist zwar bei Klett Cotta erschienen, aber kein leichtes Sachbuch für nebenbei. Im Gegenteil ist es so akribisch mit Belegen und Zitaten versehen, dass man es auch wissenschaftlich zitieren kann.
Das heißt auch, dass man entweder schon mal Carl Schmitt gelesen haben und etwas Vorkenntnisse über die Neue Rechte mitbringen oder bereit sein sollte, einige Namen, Daten und Ereignisse nochmal zu googlen. Ich kann mir vorstellen, dass man als Einsteiger*in ins Thema an der ein oder anderen Stelle nicht sofort mitkommt.
Wen das aber nicht abschreckt, die*der erhält ein als Taschenbuch recht preiswertes, wissenschaftlich fundiertes Buch über ein Thema, zu dem es leider noch viel zu wenig Forschung gibt. - Anja Reschke
Und das ist erst der Anfang
(5)Aktuelle Rezension von: Holden"Reschke lesen" würde Gauland wahrscheinlich sagen. ScholzWeilRhein sprechen schon wieder von der Begrenzung der "illegalen Migration", als könnte ein Mensch illegal sein, als ob sog. "Armuts-" bzw. "Wirtschaftsflüchtlinge" nicht auch verständlicherweise alles tun würden, um ihrer elendigen Lage zu entkommen, als könnte man zwischen "guten" und "Schlechten" Flüchtlingen unterscheiden. Ursula von der Leiden will sich erneut zur Kommissionspräsidentin wählen lassen und will verstärkt gegen "Schleuserkriminalität" vorgehen, wo man doch legale Wege in die EU (Stichwort "Botschaftsasyl") gar nicht zuläßt. Wie in diesem Fall Ursache und Wirkung verdreht werden, läßt sich dem Buch auch sehr gut entnehmen, besonders klarstellend durch die Verdrehung des Strafrechts, die mir als (ehemaligem) Juristen natürlich besonders übel aufstößt. The same old story.
- Vladimir Vertlib
Viktor hilft
(1)Aktuelle Rezension von: PetrisIch habe bereits mehrere Romane des Autors gelesen und mag seinen Stil. Die Themen Flucht, Fremdsein, Ankommen, Anpassen,… beschäftigen mich gerade sehr, da war es schnell klar, dass dieser Roman auf meine Leseliste 2018 kommt. Dazu das wunderschöne Cover (mir gefällt einfach alles daran, Farben, Motiv, Schrift, genau das, was mich in Buchhandlungen „anspringt“), definitiv etwas für mich.Der einzige Haken, es handelte sich mal wieder um einen (teils) autobigrafischen Roman. Ein Genre, das ich nicht besonders mag, weil ich finde, dass das selten funktioniert. Autobiografische Romane rutschen ganz oft ins Selbstverliebte ab.
Das konnte ich hier allerdings nicht feststellen. Es verschwimmen die Grenzen zwischen realer Geschichte und Fiktion und ich habe schnell gar nicht mehr versucht zu entscheiden, was, was ist und bin in die Geschichte eingetaucht.
Viktor, Jude, selber als Kind als Flüchtling nach Österreich gekommen, engagiert sich 2015 in der Flüchtlingshilfe. Die Nachricht einer Jugendfreundin, die ihre Tochter sucht (deren Vater er angeblich ist), bringt sein in ruhigen Bahnen verlaufende Leben durcheinander. Er macht sich auf zur Tochter, die Unterschlupf bei einer AfD Familie in Deutschland gefunden hat und lernt hier die andere Seite der Medaille kennen.
Mich hat die Geschichte sehr berührt, vor allem die Schilderungen aus dem Flüchtlingslager, oft hatte ich Tränen in den Augen und musste an meine eigenen Erfahrungen hier in Oberösterreich denken. Aber auch wie differenziert er die AfD-Funktionäre, bei denen die angebliche Tochter Aufnahme findet, darstellt, ohne ihr Denken und Handeln zu beschönigen, gefällt mir.
Ein Roman, der berührt, zum Nachdenken anregt, aber den*die Leser*in immer wieder schmunzeln lässt. Von mir gibt es eine Empfehlung!
- Susan Neiman
Widerstand der Vernunft
(2)Aktuelle Rezension von: Bücherfüllhorn-BlogDa es nur ein kleines Büchlein (11x19cm) mit 79 Seiten hat, ist man „schnell durch“. Manches lässt sich schnell und einfach lesen, anderes eher zäh. Es kommt auf den „Vor-Wissenstand“ und die Kenntnisse über geschichtliche Ereignisse an, die man hat. Alles in allem ist es aber auch für Laien wie mich gut zu lesen. Die Fakten handeln überwiegend und weitschweifend von amerikanischen Verhältnissen, denn irgendwie habe ich generell das Gefühl, dass heutzutage viele Vergleiche bei Donald Trump enden. Die amerikanischen Sachverhalte mögen sich vielleicht auch darin begründen, dass die Autorin in Amerika geboren wurde und lange dort gelebt hat. Die Themen sind in einem bestimmten Rahmen und dennoch breit gefächert. Dieses Buch kann sich in eine Reihe zu den Büchern von Hans Rauscher „Was gesagt werden muss“ und Heribert Prantl „Gebrauchsanweisung für Populisten“ stellen. Vielleicht hatte ich deswegen das Gefühl, mich als Leser irgendwie im Kreis zu drehen und den berühmten roten Faden zu verlieren, da ich dass alles schon mal in ähnlicher Weise gelesen oder gehört habe. Nichts desto trotz möchte ich dieses kleine Faktenbüchlein jedem empfehlen, der am Weltgeschehen und der Politik interessiert ist. Aufklärung muss sein.
Alles in allem: Fakten zum aktuellen Weltgeschehen schnell erklärt.
- Tobias Ginsburg
Die Reise ins Reich
(18)Aktuelle Rezension von: nyhc82Wie der Klappentext richtig sagt, eine 'Mischung aus Reportage, Groteske und Fachbuch.' Mit ehrlicher Neugier und gerade soviel Empathie wie nur irgend möglich berichtet Ginsburg aus dem Innenleben einer Ansammlung von Leuten, die seit Jahren ihr Unwesen treibt und mittlerweile nicht mehr nur als eine Ansammlung verrückter Spinner oder Esoteriker abzutun ist. Das Buch, bereits 2017 erschienen und nun mit einem neuen 'Corona'-Kapitel versehen, zeigt beklemmend wie fortgeschritten die Ideen der Reichsbürger und Verschwörungsideologen bereits in unser aller Mitte sind. Toll geschrieben, einfach zu lesen, leichtfüßig und trotz aller Schwere mit der dringend nötigen Dosis Humor. Ein Buch zum Haareraufen, zum Lachen und zum Verzweifeln.
- Emil Horowitz
Planet der Angst: Wie ein Gefühl die Welt verändert
(1)Aktuelle Rezension von: Pharo72Die Zeit, in der wir leben, ist von verschiedensten Ängsten geprägt. Diese machen die Menschen anfällig für demokratiefeindliche und autoritäre Strömungen. Das Sachbuch von Emil Horowitz erklärt die historischen Zusammenhänge, beschäftigt sich mit den Methoden, wie der Rechtspopulismus Angst zur Erreichung seiner Ziele einsetzt, und wirft einen entlarvenden Blick auf das alle Bereiche umfassende Netzwerk der Neuen Rechten aus Finanziers, Denkfabriken, Kaderschmieden und Medien.
Meine Meinung:
Niemandem kann es entgangen sein, dass in den vergangenen Jahren ein alarmierender Rechtsruck unsere demokratische Welt bedroht. Doch wer beschäftigt sich schon genauer mit den Hintergründen, analysiert, wie groß die Gefahr bereits ist und wohin es führt, wenn nicht der fortschreitenden Verrohung des gesellschaftlichen Klimas aus Hass und Intoleranz Einhalt geboten wird. Emil Horowitz hat es getan und damit auch mir in einigen Bereichen die Augen etwas weiter geöffnet.
Gerade die Kapitel zu den verschiedenen Angstformen – treffen doch viele davon auf mich persönlich zu – haben mir sehr zu denken gegeben. Allerdings sind mir diese sehr wohl bewusst und ich sehe mich tatsächlich als entsprechend gefestigt gegenüber Manipulationsmanövern und Angstprojektionen von außen. Es war jedoch sehr spannend zu lesen, wie diverse Ängste bis hin zu Burn-out-Szenarien den Betroffenen zu einem empfänglichen Opfer der Neuen Rechten machen.
Hohen Rechercheaufwand hat der Autor betrieben, um darzustellen, dass die Entnazifizierung gut gedacht, jedoch schlecht umgesetzt wurde. An diversen konkreten Beispielen weist er nach, was für strategisch bedeutsame Positionen Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland einnehmen konnten. Für mich persönlich teilweise etwas zu ausführlich und dementsprechend mühselig zu lesen. Gleiches gilt für die Aufstellung der Finanziers, Organisationen, Publizisten und diverser Initiativen, die rechtes Gedankengut fördern und transportieren.
Zusammenhänge zwischen Angst sowie Totalitarismus, Freiheit und Bildung sind verständlich dargestellt. Es ist an der Zeit, den Kampf (natürlich nicht mit Waffen) aufzunehmen und der Neuen Rechten mit gleichen Mitteln entgegenzutreten. Das Buch bietet keine endgültige Lösung, wie die Gefahr gebannt werden kann, und kann nur Denkanstöße liefern. Ich möchte jedem freiheitsliebenden und demokratiebewussten Menschen jedoch nahelegen, sich der Thematik nicht zu verschließen und aktiv seine Wertevorstellungen zu verteidigen.