Bücher mit dem Tag "albanien"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "albanien" gekennzeichnet haben.

77 Bücher

  1. Cover des Buches The Mister (ISBN: 9783442490240)
    E. L. James

    The Mister

     (262)
    Aktuelle Rezension von: Nardi_Da_Vinci

    Alessia ist sehr schüchtern und verschreckt. Deshalb habe ich keine Verbindung zu ihr bekommen. Dass Maxim sie interessant fand, konnte ich nicht nachvollziehen. Deshalb fand ich die Spannung und die Erotik zwischen den beiden auch nicht besonders ansprechend, sondern eher langweilig. Bis in der eigentlich Story was passiert, ist man schon auf der Hälfte des Buchs. Das hat mir deutlich zu lange gedauert. Insgesamt konnte mich das Buch gar nicht abholen. Es ist auch nicht besser als "Fifty Shades of Grey". Dort fand ich die Protagonistin genauso wenig stark und selbstbewusst, wie in diesem Buch. Ich lese lieber von unabhängigen Frauen und nicht von welchen, die schnell zum Schoßhündchen werden.

  2. Cover des Buches Einmal mit der Katze um die halbe Welt (ISBN: 9783833871238)
    Martin Klauka

    Einmal mit der Katze um die halbe Welt

     (69)
    Aktuelle Rezension von: Lauras_bunte_buecherregal

    Ich liebe Reisebücher und ich bin sehr kritisch, was Reisen mit Katzen angeht. Aber meine Lieben ich durfte Mogli bei der Lesung kennenlernen und hatte im Buch einen tollen Einblick in die Beziehung der Beiden. Anders als bei dem ein oder anderen Buch über Reisen mit Katzen bin ich fest überzeugt, dass in diesem Fall das Wohl der Katze im Vordergrund steht und stand. 

    Der Schreibstil war toll und ich konnte mir die Route gut vorstellen. In einigen der Länder war ich selbst bereits. Es war eine gute Mischung an Beschreibungen und lebhaften Geschichten. Teilweise war das Buch spannend geschrieben und ich habe wirklich mitgefiebert, was als Nächstes passiert.


    Für alle die auf Reisen gehen möchten, ohne den Lesesessel zu verlassen, eine absolute Empfehlung. Von mir kriegt das Buch 5 von 5 Sterne. 

  3. Cover des Buches Risiko (ISBN: 9783453419568)
    Steffen Kopetzky

    Risiko

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Nicolai_Levin

    September 1914, der erste Weltkrieg ist ein paar Wochen alt, als im Westen der schnelle deutsche Vormarsch an sein Ende kommt. Die Fronten verhärten sich, die Soldaten graben sich ein, und die Hoffnung des Berliner Generalstabes auf einen schnellen Sieg verdampft. Deutschland steht im befürchteten Zweifrontenkrieg - und zur See beherrschen die Briten das Geschehen. In dieser prekären strategischen Situation entsendet das Kaiserreich Expeditionen, die das Empire erschüttern sollen. So erhält Letunant Oskar Niedermeyer den Auftrag, von Konstantinopel aus mit einem Expeditionstrupp nach Afghanistan zu gehen und mit dem dortigen Emir den Aufstand der muslimischen Paschtunen loszutreten, denen sich hoffentlich bald die restlichen Muslime in Britisch-Indien anschließen sollen.

    Klingt verrückt? War aber tatsächlich so. Steffen Kopetzky hat ein bemerkenswertes Händchen dafür, aus den Fußnoten der Geschichtsbücher jene kuriosen Ereignisse herauszupicken, die spannende Geschichten hergeben und von denen noch nie jemand gehört hat, der nicht speziell vom Fach ist.

    Der Roman "Risiko" erzählt die Geschichte dieser deutschen Afghanistan-Expedition, aus der Perspektive des (fiktiven) Funkers Sebastian Stichnote aus München-Giesing. Im ersten Teil der Erzählung begegnen wir ihm im Sommer 1914, kurz vor Kriegsausbruch auf einer Flottenmission im Mittelmeer, die den deutschen Fürsten Wied schützen soll, der von Deutschland und Österreich zum Marionettenkönig von Albanien erhoben wurde (auch so eine herrlich absurde Geschichte am Rande jenes Sommers). Der Krieg beginnt, die Deutschen beschießen mit zwei Kriegsschiffen in einem Husarenstück die algerische Hafenstadt Bône und flüchten dann vor der überlegenen britischen Flotte nach Konstantinopel, wo der Kaiser kurzerhand die Schiffe samt Mannschaft an den (zu jener Zeit noch neutralen) osmanischen Sultan verschenkt, damit sie nicht den Engländern in die Hände fallen. (Schon wieder so eine völlig abgedrehte, aber authentische Begebenheit) Dort wird Funker Stichnote der Afghanistan-Expedition zugeteilt, die wir im zweiten Teil auf ihrer gefahrvollen Reise durch die Türkei, Syrien, Mesopotamien und die Wüsten Persiens begleiten. Diese abenteuerliche Reisegeschichte hat dem Buch in ein paar Rezensionen den Ruf eingetragen, so etwas wie Karl May zu sein, dazu muss man allerdings sagen, es ist - wenn überhaupt - auf alle Fälle Karl May für moderne, intelligente Erwachsene! Der letzte Teil behandelt dann die Zeit der Expedition in Afghanistan und dem Versuch, ihre Mission am intrigenreichen Hof des listig taktierenden Emirs zu erfüllen. Hier macht die Story noch eine fundamentale Wende, biegt von der faktischen Historie ab und erzählt in ihren letzten zehn oder zwanzig Seiten eine völlig alternative Geschichtsschreibung.

    Es ist also satt was geboten, eine opulente, unterhaltsame und spannende Lektüre für alle, die sich für exotische Länder, abenteuerliche Reisen und die Geschichte jener Zeit interessieren, Kopetzky rührt ein pikantes Gebräu zusammen, mit Zutaten aus allen möglichen Gewürztöpfchen der Schreibekunst. Dass kontrafaktische Ende wurde kritisiet, aber ich finde, es passt zur fantastischen morgenländischen Erzählkultur (die thematisiert wird), gibt dem Buch seinen eigenen Reiz und zwingt den Leser (wenn es ihn interessiert), nachzuhaken, was von Kopetzkys Fabulierungen nun wahr ist und was nicht.

    Denn Steffen Kopetzky ist - und das ist es, was mich am ehesten gestört hat an der Lektüre - das, was man in Baiern ein "Gscheidhaferl" nennt. Er zieht dutzendweise Kuriositäten aus dem Ärmel und erschlägt das Publikum mit seinen Funden. Wo das gesamte Thema schon ein riesengroßes "Das hätten Sie jetzt nicht gedacht!" darstellt, wird es in Summe der Detailzuckerln einfach zu viel: Gegen Zahnschmerzen empfiehlt ein Alpinist aus der Reisegruppe dieses sensationelle neue Hustenmittel von Bayer namens "Heroin", der amerikanische Konsul lässt sich extra aus Atlanta eine braune Limonade kommen, die noch keiner kennt - und alle bestaunen den seltsam geschwungenen Schriftzug auf der Flasche: Coca-Cola. In der kaiserlichen Marine dient ein blutjunger schneidiger Leutnant namens Karl Dönitz (der später in unserer realen Welt die U-Boot-Flotte der Nazis befehligen wird und 1945 nach dem Tode Hitlers in Flensburg noch für ein paar Wochen Reichskanzler spielen darf), der beim Beschuss von Bône den Kellermeister Julien Camus verwundet, dessen kleiner Sohn am Kai zusieht (der Kleine heißt Albert und wird 1960 den Literaturnobelpreis bekommen). Alles möglich, alles vielleicht sogar so geschehen, aber beim Lesen wird es einfach zu viel des Guten.

    Davon abgesehen eine feine, intelligente Geschichte, die alles hat, was man für eine unterhaltsame Lektüre braucht.

  4. Cover des Buches König von Albanien (ISBN: 9783832166922)
    Andreas Izquierdo

    König von Albanien

     (72)
    Aktuelle Rezension von: Simone_081

    Abgebrochen

    Ich habe das Buch gekauft, weil ich Andreas Izquierdos "Schatten der Welt"-Romane geliebt habe und seinen Schreibstil wirklich mitreißend und sehr unterhaltsam finde. Zudem fand ich den Klappentext interessant und wollte mich mal ein bisschen aus meiner Komfortzone wagen.
    Leider war das keine gute Idee, denn ich habe das Buch schweren Herzens abgebrochen.
    Es ist einfach nicht mein Buch und mein Thema.

    Es dreht sich um Otto und Max, zwei kleine Gauner, die sich durchs Leben mogeln, um an Geld, Vergnügen und Unterkunft zu kommen.
    Grundsätzlich ist die Idee nicht schlecht, und da das Ganze auch noch auf einer wahren Begebenheit beruht, kann man auch nicht viel falsch machen. Wenn die Geschichte nur nicht so unheimlich zäh wäre...
    Die Handlung beginnt schon sehr schleppend in einer Nervenheilanstalt in Salzburg, wo ein junger Assistenzarzt von seinen Erlebnissen mit Otto Witte berichtet. Nur leider auf sehr langsame und schleppende Weise. Dialoge gibt es kaum, vieles spielt sich in erlebter Rede und inneren Monologen ab. Izquierdos Schreibweise ist sehr deskriptiv, wodurch man sich zwar die Örtlichkeiten gut vorstellen kann, aber leider auch die Handlung darunter leidet.

    Als die Handlung dann nach Konstantinopel wechselt, wird es zwar ein wenig temporeicher, jedoch sind das Setting und die politischen Ereignisse rund um den Krieg und die Balkanländer für mich einfach uninteressant und ja, langweilig.
    Hinzu kommt, dass die Figuren Otto und Max hauchdünn sind und eigentlich nur Karikaturen. Man weiß nichts über die beiden und stellt sie sich irgendwie wie Slapstick-Ganoven vor.

    Für mich ist dieses Buch leider nichts. Trotzdem probiere ich es sicher noch einmal mit einem Buch des Autors.

  5. Cover des Buches Der Schut (Taschenbuch) (ISBN: 9783780211064)
    Lothar Schmid

    Der Schut (Taschenbuch)

     (58)
    Aktuelle Rezension von: Winslow-Peck
    Wieder einmal zieht Kara Ben Nemsi, der Ich Erzähler, durch ferne Länder um Land und Leute zu studieren und so Stoff für seine Bücher zu sammeln. begleitet wird er wieder von Omar und Osko, die beide wegen der Blutrache mitreisen, und seinem treuen Freund und Helfer Hadschi Halef der mit seinem Übermut so einige Schmunzler auslöst. "Der Schut" schließt an die vorigen 5 Bände der Orienterzählungen an und ist das Finale auf der Suche nach dem Bandenanführer. Wieder einmal toll erzählt von Karl May, wobei er immer dezent aber dennoch pralerisch wiedergibt wie er zu allen genialen Einfällen kommt und allen anderen haushoch überlegen ist. Ein Typischer Karl May!
  6. Cover des Buches Geburtstagskind (Ewert Grens ermittelt 1) (ISBN: 9783864931451)
    Anders Roslund

    Geburtstagskind (Ewert Grens ermittelt 1)

     (140)
    Aktuelle Rezension von: Lesensundspielenddurchsleben

    Ich hab mich schon sehr auf diese Krimi-Reihe gefreut. Ich mag skandinavische Krimis sehr gerne und hab in meiner Schulzeit einige davon gelesen. Auch hier hatte ich das Gefühl, gleich in einen solchen geraten zu sein. Der Anfang begann spannend und vielversprechend. Es wurde so erzählt, dass ich gleich das Gefühl hatte, mitten in diesem Haus zu sein. Was mich dann aber etwas verwirrte, war, dass es in der Geschichte dann einen Cut gab und neue Protagonisten auftraten. Ich konnte diese beiden Handlungsstränge nicht so recht zusammenbekommen. Zum Schluss fügte sich dann alles aber dennoch zusammen.
    Der Schreibstil hat mir grundsätzlich gut gefallen. Zwischendurch fand ich die Geschichte aber sehr zäh und langatmig. Der Schluss hat mich dann wieder ein wenig versöhnt.

  7. Cover des Buches Der Teufelsfürst (ISBN: 9783937357751)
    Silvia Stolzenburg

    Der Teufelsfürst

     (73)
    Aktuelle Rezension von: Thunderdreamer

    Kein Roman über Vampire und Untote, dafür ein historischer Roman, der im fünfzehnten Jahrhundert angesiedelt ist und die Geschichte des „wahren“ walachischen Fürsten Vlad Draculea erzählt, der wohl als Vorbild des Vampirromans diente. Dieser erlitt in seiner Jugend, als Geisel am türkischen Sultanshof, unglaubliche Brutalität, wurde geschlagen, gefoltert und zum Kriegsdienst gezwungen. Eine Jugend, die ihn prägte und später, als Fürst der Walachei, ebenso grausam handeln ließ.

    Zugleich wird hier die Geschichte der Ulmer Kaufmannstochter Zehra von Katzenstein erzählt, die in ihrer Heimatstadt einer Intrige zum Opfer fällt und daraufhin als Hexe verurteilt und verbannt wird. Auf abenteuerlichen Wegen gelangt sie schließlich an den Hof des Fürsten Vlad  und wird seine Geliebte.

    Ein weiterer Strang der Geschichte widmet sich Zehras Bruder Utz, der als Kaufmann in Ulm und auf weiten Handelsreisen gen Osten, ebenfalls einige Abenteuer zu bestehen hat.

    Die von der Autorin gewählte Erzählweise ist für den Leser ein wenig anstrengend. Ständig springt man vom Sultanshof in der Türkei nach Ulm, von der Walachei nach Transsylvanien etc. Da ist es schon eine Herausforderung, all die handelnden Personen im Blick zu behalten und dem Handlungsstrang zu folgen. Zudem muss man ein gehöriges Maß an Unerschrockenheit mitbringen, um die doch recht detaillierten Schilderungen der verschiedenen Foltermethoden zu ertragen. Man fragt sich manchmal, ob es wirklich sein kann, dass ein einzelner Herrscher derart in seinem Land wütet … Rechnet man einmal die damalige Bevölkerungszahl gegen, müsste Vlad Draculea die ihm gehörenden Ländereien fast entvölkert haben. Aber nur so viel dazu. Sicher, die Zeiten waren vermutlich um einiges härter als das heute der Fall ist. Aber dennoch, da geben ich einem meiner Vorrezensenten Recht, wäre eine etwas weniger detaillierte Schilderung ausreichend gewesen. Nach dem zwanzigsten Pfählen eines Gegners reicht es eigentlich, wirklich vorstellen möchte man es sich nicht.

    Insgesamt vermag die Geschichte durchaus zu fesseln, und wer sich nicht an detaillierten Schilderungen mittelalterlicher Folter stört, bekommt eine historisch recht gut recherchierte Story geboten, die auch sprachlich ausgefeilt ist. Von mir bekommt „Der Teufelsfürst“ vier Sterne …

  8. Cover des Buches Die Werwölfe (ISBN: 9783453533165)
    Christoph Hardebusch

    Die Werwölfe

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Christoph Hardebusch durchlief eine mehr als typische Entwicklung vom Fantasyleser zum Fantasyautor. Nachdem er studiert und einige Zeit als freier Texter in der Werbebranche gearbeitet hatte, gelang es ihm 2005, eine Agentur von seinem literarischen Talent zu überzeugen. Kurz darauf erschien sein Debüt „Die Trolle“ – obwohl ihm die Troll-Szene in „Der kleine Hobbit“ als Kind zu gruselig war. Es folgte die „Sturmwelten“-Trilogie, erneut ein Werk der High Fantasy. Dass Hardebusch auch andere Interessen und einen Abschluss in Geschichte hat, zeigte sich erstmals 2009. Sein damals veröffentlichter Einzelband „Die Werwölfe“ verknüpft den Werwolfmythos mit einer aufregenden historischen Epoche und faszinierenden historischen Persönlichkeiten.

    Conte Ercole Viviani möchte seinen Sohn Niccolo in das Familiengeschäft einführen. Der junge Italiener ist von dieser Aussicht jedoch nicht begeistert. Lieber möchte er seine Tage mit Literatur verbringen und davon träumen, ein gefeierter Schriftsteller zu werden. Lediglich ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt ihm. Bevor er sein Erbe antritt, schickt ihn sein Vater auf eine ausgedehnte Europareise. Die erste Station seiner Grand Tour ist das pittoreske Genf. An den Ufern des malerischen Schweizer Sees wird er 1816 in die Gesellschaft eingeführt. Als er eine Einladung in die berüchtigte Villa Diodati erhält, kann er sein Glück kaum fassen, denn dort residiert der Dichter Lord Byron, den Niccolo zutiefst verehrt. Nächtelang diskutiert er über Poesie und Liebe, über Okkultes und Wissenschaft. Aber Lord Byron umgibt ein Geheimnis, das Niccolos Leben für immer verändert. Gejagt von der katholischen Inquisition muss er herausfinden, was es bedeutet, eine Bestie zu sein, die nur in Legenden existieren sollte: Ein Werwolf.

    Warum kommen Bücher über Werwölfe eigentlich selten ohne Vampire aus? Ich hatte sehr gehofft, dass „Die Werwölfe“ die Idee einer lykanthropischen Geheimgesellschaft verfolgt, die sich in das Zeitgeschehen einmischt, aber am Ende sind es doch wieder die Blutsauger_innen, die die europäische Politik und in diesem Fall die katholische Kirche beeinflussen. Wieder einmal stehlen sie den Gestaltwandler_innen die Show, sowohl inhaltlich als auch mythologisch. Während Christoph Hardebusch den zentralen Vampir seiner Handlung sehr prominent inszeniert und recht detailliert illustriert, wie Vampirismus seiner Vorstellung nach funktioniert, bleibt die Lykanthropie in seiner alternativen historischen Realität erstaunlich vage. Erstaunlich, da das Buch ja nun mal „Die Werwölfe“ heißt. Tatsächlich präsentiert der Autor überwiegend alte Legenden, über die der Protagonist Niccolo im Rahmen seiner Recherchen stolpert. Er klärt jedoch nie auf, ob diese Legenden wahr sind oder nicht. Dem gegenüber stehen ein paar spärliche Fakten und Niccolos Erfahrungen mit Lord Byron und dessen berühmter Entourage. Ich fand es großartig, dass Hardebusch diesen illustren Zirkel in seinen Roman integrierte. Einerseits passt die kulturhistorische Epoche der Romantik mit ihrer Konzentration auf Leidenschaft und Düsteres hervorragend zum Werwolfmotiv. In diesem Umbruchklima von Tradition zu Moderne einen antiken Aberglauben zu untersuchen, erschien mir sehr aufregend. Andererseits hat es mir großen Spaß bereitet, mir auszumalen, dass Persönlichkeiten wie Byron und Mary Shelley, die zu ihrer Zeit als ausgesprochen verrucht, ja, skandalös galten, ein mystisches Geheimnis hüteten. Ich bedauerte fast, dass ich der Entstehung von „Frankenstein“ nicht beiwohnte – vermutlich hätte dieser Ausflug allerdings zu sehr von Niccolo abgelenkt, der von seinen berühmten Nebenfiguren natürlich nicht überstrahlt werden durfte. Das vermeidet Hardebusch erfolgreich, ein stabiles Profil von Niccolos Charakter konnte ich trotzdem nicht anfertigen. „Die Werwölfe“ umspannt etwa acht Jahre und ist in zwei große Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt wirkte auf mich kleinteilig und stellenweise arg langgezogen; der zweite Abschnitt hingegen involviert Zeitsprünge, die manchmal Monate oder sogar Jahre ausklammern. Einige dieser Sprünge fand ich schade, andere gerechtfertigt, aber ein Aspekt ist mir in beiden Abschnitten aufgefallen: Niccolo wird von der Handlung erfasst und von ihr getrieben, er verfügt selten über Kontrolle. Dadurch ist es schwierig, seine Persönlichkeit zuverlässig einzuschätzen. Die Hälfte des Romans befindet er sich auf der Flucht vor der Inquisition – genauer, einer Inquisitorin. Dieses Detail ist meiner Meinung nach in jeder Hinsicht unrealistisch. Eine Frau in der katholischen Inquisition? Das klingt in meinen Ohren undenkbar. Außerdem handelt sie die meiste Zeit allein. Hardebusch deutet zwar an, dass ihre Jagd „von oben“ sanktioniert ist, doch was sich dahinter verbirgt, erläutert er nicht. Daher wirkt sie wie eine durchgeknallte, obsessive Einzeltäterin und nicht wie die ausführende Hand einer Verschwörung. Meinem Empfinden nach verschenkte Hardebusch hier am meisten Potential für „Die Werwölfe“, denn die katholische Kirche als Ganzes zu involvieren, hätte seinem Roman einen spannenden Twist verliehen.

    „Die Werwölfe“ überzeugte mich eher durch historische als durch fantastische Elemente. Für die Werwolfliteratur ist dieser Roman meiner Meinung nach eine durchschnittliche Ergänzung, die man lesen kann, aber nicht muss. Weder präsentiert Christoph Hardebusch ein originelles Konzept für Lykanthropie noch ist die Geschichte außergewöhnlich. Die Handlung ist zu sehr von Einzelakteur_innen abhängig und bietet zu wenig Überraschungen. Ich fand das Lesen angenehm und unterhaltsam, kann jedoch nicht behaupten, dass das Buch starken Eindruck bei mir hinterließ. Tatsächlich grübele ich seit der Lektüre primär über den Stellenwert von Vampiren in Werwolferzählungen nach – das ist wohl nicht der Effekt, den ein Roman mit dem Titel „Die Werwölfe“ haben sollte.

  9. Cover des Buches Die Schleierkarawane (ISBN: 9783104921273)
  10. Cover des Buches Lass es dir gut gehen (ISBN: 9783946142133)
    Sotiris Dimitriou

    Lass es dir gut gehen

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Edition_Romiosini
    Neue überarbeitete Auflage: http://bibliothek.edition-romiosini.de/catalog/book/10
  11. Cover des Buches November einer Hauptstadt (ISBN: 9783890290430)
    Ismail Kadare

    November einer Hauptstadt

     (2)
    Noch keine Rezension vorhanden
  12. Cover des Buches Nach Albanien, Karl! (ISBN: 9783837002652)
    Peter Marxheimer

    Nach Albanien, Karl!

     (2)
    Aktuelle Rezension von: annlu

    Seit er die Bücher Karl Mays verschlungen hat, ist der Journalist Karl Richter von Albanien fasziniert. 1914 bekommt er die Gelegenheit als Korrespondent dorthin zu fahren um über die Inthronisierung eines deutschen Prinzen vom Rhein als albanischer Herrscher zu berichten. Nun erlebt er ein Land zwischen Orient und Okzident, dessen Zukunft von den europäischen Großmächten bestimmt wird. 



    Der Ausgangspunkt des Buches ist die Frage, wie es einen deutschen Prinzen nach Albanien verschlagen hat. Rund um die Ereignisse um Prinz Wilhelm zu Wied und seiner kurzen Regierungszeit spinnt der Schriftsteller die persönliche Geschichte des Journalisten Karls. Außer ihm, einem befreundeten deutschen Journalistin und seiner Freundin haben alle erwähnten Protagonisten wirklich gelebt. Wie das Leben dieser ausgesehen hat, kann man im Anhang nachlesen. 


    Die Geschichte hat einerseits den Charakter einer Erzählung, die persönliche Befindlichkeiten zulässt, andererseits sind viele Teile sachlich gehalten. So schlägt sich Karl mit seinen Eindrücken und Gefühlen herum, es gibt aber auch viele Teile, die durch seinen Beruf geprägt sind. So werden seine Eindrücke der Städte und Gegenden erzählt ebenso wie viele politische Wendungen. Diese erfährt er öfters über Dritte, die sie ihm berichten. Dabei entsteht ein Kontrast zwischen mitunter trockenen Abschnitten und solchen, die Karls Emotionen beschreiben. Der Stil der Erzählung hat mich an die Reiseliteratur jener Zeit erinnert, sodass ein authentisches Flair entstand. 


    Wie kommt ein deutscher Prinz zum albanischen Thron? Genau die Frage hab ich mir auch gestellt, als ich von diesem Abschnitt in der Geschichte des Landes gehört habe. Mit diesem Buch bekommt der Leser gut recherchierte Fakten verpackt in die persönliche Geschichte von Karl präsentiert. Dabei wird bald schon klar, dass sich die Herrschaft des Fürsten nicht lange halten wird. Viel zu viele Mächte wollen mitreden und der erste Weltkrieg steht vor der Tür. So durchlebt der Leser Karls Abenteuer, eine Zeit der Euphorie und Hoffnung aber auch eine solche, in der sich der Krieg bereits abzeichnet. 


    Fazit: Um das Buch zu genießen braucht der Leser ein bestimmtes Interesse am Thema. Auch vor Sachinformationen/büchern sollte man nicht zurückschrecken, da sonst viele Teile als zu trocken erscheinen. Ich habe beide Voraussetzungen mitgebracht und konnte hier meine Frage, was es mit „Mbret Wiedi“ auf sich hat, beantworten. 

  13. Cover des Buches So bitter die Rache (ISBN: 9783837141405)
    Eric Berg

    So bitter die Rache

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Buchfresserchen1

    Ellen zieht 2016 mit ihrem Sohn Tristan in die Venetasiedlung in Heiligendamm.
    Ein Haus mit Geschichte. Einer grausigen Mordgeschichte, wie Ellen so nach und nach erfährt, bei der es 2010 drei Tote gab.

    Die Geschichte startet in der Gegenwart. Ellen zieht mit ihrem Jugendlichen Sohn in die Veneta. Dort wohnen nicht wirklich viele Menschen. Birgit, eine Frau kurz vor der Rente ist ihre Nachbarin und auf der anderen Seite, wohnt Ruben, ein geistig behinderter Mann von 23 Jahren.

    Sechs Jahre zuvor lebten der Pensionär Paul und seinen Junge schwangere Frau Julia im Haus, das Ellen nun gekauft hat.

    Außerdem gab es in der Siedlung noch einen Pförtner, einen Gärtner, den Erbauer und seinen Sohn, Rubens Mutter und seinen Betreuer und Hanni, Birgits Schwester, mit Ehemann Alfred.

    Und dann noch als recht eigenstehende Geschichte die des jungen Albaniers Malusch mit seiner Schwester.

    Lange erfährt man nicht, was genau vor 6 Jahren in Ellens Haus passiert ist.
    Mit vielen Wechseln zwischen 2010 und 2016 erfährt man so nach und nach was sich dort vor der Tat zugetragen hat. Wie die Verbindungen der einzelnen Bewohner zueinander waren und erst ganz am Ende erfährt Ellen was tatsächlich dort passiert ist.

    Ich hatte zu Beginn Schwierigkeiten mit den vielen zeitlichen Wechseln. Da die Personen die selben waren tat ich mich schwer die Zeitsprünge gedanklich nachvollziehen zu können.
    Je länger ich hörte um so besser kam ich in die Geschichte rein.
    Erschreckend was dort alles abging. Wer mit wem konnte und nicht konnte und warum. Aus welchem Zweck heraus es diese Siedlung überhaupt gab.

    Ich hatte schon länger geahnt, wie sich alles abgespielt haben könnte, war aber trotzdem erschüttert wie sehr man sich in Menschen täuschen kann.

    Ein guter Krimi mit anfangs zu vielen, schnellen Wechseln, weshalb ich Sterne abziehe.

  14. Cover des Buches Nalas Welt (ISBN: 9783404617111)
    Dean Nicholson

    Nalas Welt

     (69)
    Aktuelle Rezension von: Kathi_Mo

    Das Buch fesselt mit authentischen und berührenden Momenten, die die tiefen Bindungen zwischen Mensch und Tier zeigen. Nicholsons ehrlicher und unkomplizierter Schreibstil macht die Geschichte noch eindrucksvoller. “Nalas Welt” ist mehr als nur eine Reiseerzählung; es ist ein inspirierendes Zeugnis von Mitgefühl und den kleinen Wundern des Alltags, dass mich bewegt und absolut begeistert hat! 

  15. Cover des Buches Fremde Hände (ISBN: 9783293306356)
    Petra Ivanov

    Fremde Hände

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Dandy
    Bei " Fremde Hände" von Petra Ivanov handelt es sich um den ersten Band der Reihe ;Flint und Cavalli.

    Zürich Nord: Müllverbrennungsanlage
    In einer Autodachbox wird die Leiche einer jungen Frau gefunden.

    Im Züricher Rotlichtmilieu kommen Kriminalpolizist Cavalli und Bezirksanwältin Flint , Frauenhändlern auf die Spur, die vor nichts zurückschrecken. Um so undurchsichtiger die Spuren werden, desto klarer erscheint das Motiv: Geld.
    Ein zweiter Mord geschieht, dieser hat viel mit dem Fall aber nichts mit Geld zu tun.
    Flint und Cavalli kämpfen gegen ihre Liebe an, In der Vergangenheit hat diese sie bereits an den Abgrund geführt.

    Die Geschichte hat mir sehr gefallen, da sie "leider" sehr nah an der Realität ist. Ich hatte während dem Lesen das Gefühl, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat und sich sehr viele Gedanken über Zwangsprostitution und Menschenhandel gemacht hat. 
    Sehr ausführlich, schockierend wird über deren Leben berichtet und die Emotionen der Leser anspricht.

    Zur Auflockerung des sehr ernsthaften Themas kommen immer wieder Passagen, in denen es um die Beziehung zwischen Flint und Cavalli geht. Diese Passagen sind recht kurz gehalten, sodass sie nicht vom eigentlichen Fall ablenken und die Spannung nicht unterbrechen.

    Die vielen Wendungen und  Irrwegen, was den Täter und die Hintergründe betrifft, tragen zu der über das ganzen Buch verlaufenden Spannung bei.

    Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und ich war sofort in der Geschichte gefangen.  Der Plot ist gut konstruiert und plausibel.

    Ich empfehle dieses Buch weiter.

  16. Cover des Buches Der General der toten Armee (ISBN: 9783104920863)
  17. Cover des Buches In München wartet der Tod (ISBN: 9783839225752)
    Stefanie Gregg

    In München wartet der Tod

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Sigrid1

    In diesem Krimi können wir den Kommissar Fricke und die Staatsanwältin Karinoglous bei ihren Ermittlungen als Soko in München begleiten. Dieser Einsatzort ist weit vom heimatlichen Kiel entfernt und hat für die beiden so seine Vor- und Nachteile. Denn auf dieser Dienstreise kann man ja auch mal das Dienstliche mit dem Privaten verbinden. Das geht allerdings nicht immer ohne Differenzen. Aber die beiden nehmen die Herausforderungen in beiden Bereichen an. Und durch ihr gutes Zusammenarbeiten, bedingt durch die gegensätzlichen Persönlichkeiten und ihren Ermittlungsansätzen, können sie ihre Fähigkeiten voll im Kampf gegen den Organhandel einsetzen.

    Der Krimi ist interessant und hat ein aktuelles Thema aufgegriffen. Die Problematik wird sehr gut dargestellt und durch die Schilderungen von persönlichen Schicksalen bekommt der Leser auch einen guten Bezug zum Thema. Die Opfer sind nicht anonym, sondern werden dem Leser sozusagen vorgestellt und dadurch wird das Verständnis dafür besser gefördert. Die Protagonisten sind sehr authentisch dargestellt und ihre sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten sorgen für ein abwechslungsreiches Erleben. Ihre Vorgehensweisen passen im Endeffekt gut zueinander und ihre Dialoge - gerade was den privaten Bereich angeht - sind teilweilse amüsant zu verfolgen. Die Spannung kommt nicht zu kurz und die vielen verschiedenen vorkommenden Charakteren sorgen für ein lebhaftes Geschehen. Es gibt sehr detailreiche Beschreibungen. Der Leser kann dem Geschehen gut folgen und man wird sehr in die Handlungen hineingezogen.

    Ich fand diesen Krimi sehr erfrischend und interessant. Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen und ich hoffe, bald noch mehr Fälle zusammen mit den beiden Protagonisten zu erleben.

  18. Cover des Buches Fränkisches Sushi (ISBN: 9783869138640)
    Susanne Reiche

    Fränkisches Sushi

     (2)
    Aktuelle Rezension von: twentytwo
    Ein vermutlich Ertrunkener in der Pegnitz und ein vollkommen verstörtes Kind im angrenzenden Ufergebüsch, stellen Kommissar Kastner und sein Team vor ein Rätsel. Nachdem es ihnen nach erheblichen Schwierigkeiten gelungen ist den Toten zu identifizieren, gelangen sie gestützt durch die rechtsmedizinischen Ergebnisse zu der Überzeugung, dass sie es mit einem äußerst ungewöhnlichen Mordfall zu tun haben. Weitere Indizien belegen diese Theorie. Doch erst als sie im Zuge der Ermittlungen auf einen anderen, bereits länger zurückliegenden Todesfall stoßen, gelingt es ihnen die wahren Zusammenhänge zu erkennen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

    Fazit
    Spannend, vielschichtig und äußerst kritisch – ein beeindruckender Krimi, der zum Nachdenken und Hinterfragen anregt.
  19. Cover des Buches Der Palast der Träume (ISBN: 9783104920917)
    Ismail Kadare

    Der Palast der Träume

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    'Der Palast der Träume' beginnt mit einer Szene, wie sie wohl fast jeder kennt: Man geht durch die Straßen, die Bewerbungsunterlagen in der Hand, erreicht das Gebäude des potentiellen neuen Arbeitgebers, irrt orientierungslos durch die Gänge, bis man die richtige Türe gefunden hat und vielleicht zitternd, auf jeden Fall aber sehr nervös anklopft. Allerdingt mit dem Unterschied, dass 'Der Palast der Träume' Ende des 19. Jahrhunderts in Istanbul spielt und es sich bei dem 'potentiellen neuen Arbeitgeber' nicht im irgendwen handelt, sondern um den Tabir Saray, eine geheimnisvolle und mächtige Behörde des Osmanischen Reichs. Wie man im Laufe der Geschichte erfährt, werden im Tabir Saray Träume, die aus dem gesamten Osmanischen Reich stammen, gesammelt, selektiert und gedeutet, um so künftige Bedrohungen für das Reich zu erkennen. Unter all diesen Träumen wird jede Woche einer ausgewählt und dem Sultan präsentiert. Dieser 'Haupttraum' kann erhebliche Auswirkungen auf das Schicksal einzelner Sippen, die wirtschaftliche Entwicklung, ja eigentlich die gesamte politische Entwicklung haben. Mark-Alem, die Hauptperson, wird in den Tabir Saray aufgenommen und beginnt in der Selektion seine Arbeit. Er findet sich nur sehr langsam in diesem verwirrenden und sehr kafkaesken System zurecht (nicht ohne Grund heißt es auf der Rückseite: "'Der Palast der Träume' [...] entwirft ein faszinierendes Paralleluniversum zu Kafkas Welt') , steigt aber aufgrund seiner adeligen Herkunft schnell in der Hierarchie des Tabir Saray auf. Als er in die Interpretation aufgestiegen ist, rät ihm sein mächtiger Onkel auf Träume zu achten, die ihre Sippe, die Qyprilli, betreffen könnten. Doch da ist es schon zu spät... Der Albaner Ismail Kadare hat den Roman während der kommunistischen Diktatur von Enver Hoxha verfasst, was - wie der Übersetzer Joachim Röhm im Nachwort zeigt - den Roman stark geprägt hat: Ähnlich wie im Roman das Osmanische Reich, bemühte sich der Diktatur Hoxha, durch Propaganda und radikale Zensur auch die Gedanken der Untertanen zu kontrollieren. Natürlich erkannte die albanische Diktatur diese Parallele und ließ den Roman verbieten. Vermutlich hat es Ismail Kadare bloß seiner internationalen Bekanntheit zu verdanken, dass keine weiteren Repressionen folgten. Mir hat "Der Palast der Träume" sehr gut gefallen. Anders als ich zunächst vermutet habe, hat Kadare nicht Kafkas Erzählungen und Romane nachgeahmt, sondern verwendet lediglich die in ihnen enthaltene Atmosphäre als Kulisse für die spannende und gut konstruierte Handlung des Romans. Seine Sprache ist relativ einfach, er verwendet Metaphern eher selten, dafür aber umso effektvoller. Manche werden sich vielleicht an dem abrupten und etwas unerwartete Ende stören - womit ich aber eher meine Probleme hatte, ist der Mittelteil des Romans, der durch die wiederholten Schilderungen der Orientierungslosigkeit im Gebäude und der panischen Reaktionen von Mark-Alem, wenn er mit einer neuen, schwierigeren Aufgabe konfrontiert wird, teilweise langweilig wirkt. Natürlich ist die Wiederholungen ein Stilmittel, aber ich hätte mir gewünscht, dass Kadare diese Beschreibungen ein wenig abwechslungsreicher gestaltet. Trotzdem kann eine beinahe uneingeschränkte Empfehlung für den Roman aussprechen. Warum der Roman (wie im Grunde alle Romane von Kadare) in Deutschland so wenig bekannt ist? Ich weiß es nicht, werde aber sicherlich noch mehr von diesem Autor lesen.
  20. Cover des Buches Der Schandkasten (ISBN: 9783104921266)
    Ismail Kadare

    Der Schandkasten

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Der 'Schandkasten' ist eine öffentliche Zurschaustellung von Geköpften in Istanbul, die der Wächter Abdullah beaufsichtigt. Im Endeffekt ist dieses Buch aber der Versuch, ein originelles Bild (Körper und Kopf auf verschiedenen Kontinenten beerdigt) auf Romanlänge auszuwalzen. Der Handlungsort wechselt von Kapitel zu Kapitel, ebenso der Fokus auf die Figuren. So geht es im ersten um den Wächter des Schandkastens, im zweiten um die Ermordung des aufständischen Albanerführers Ali Pascha Tepelena (1740-1822), dann um den Mann, der dessen Kopf nach Istanbul bringt, dann um Alis 60 Jahre jüngere Frau usw. Es ist kein besonders spannendes Buch, sondern eher ein informatives. So erklärt Kadare - übertrieben ausführlich - das System, mit dem die Sultane versuchen das Osmanische Reich zu kontrollieren, oder er versucht zu ergründen, warum es Ali Pascha nicht im gleichen Maße wie dem berühmten Skanderbeg (1405-1468) gelang, das Volk für seinen Aufstand zu begeistern. Es liest sich aber recht gut, und enthält auch überraschende Szenen, so dass ich eher gen vier Sterne schwanke.
  21. Cover des Buches Der zerrissene April (ISBN: 9783104920924)
    Ismail Kadare

    Der zerrissene April

     (23)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76
    ‚Bis zu dem Tag, an dem er tötete, gab es für ihn kein Leben. Erst wenn er getötet hatte und selbst vom Tod verfolgt war, begann er zu leben.‘ (Seite 31 der gebundenen Ausgabe von 2001)

    Schon zum zweiten Mal liegt Gjorg Berisha auf der Lauer, um den Mann zu töten, der den Tod seines Bruders auf dem Gewissen hat. Beim ersten Versuch wurde der Mann nur verwundet, aber diesmal ist Gjorg erfolgreich und erschießt Zef Kryeqyqe.

    Die Nachricht vom Tod Zefs verbreitet sich in dem kleinen albanischen Bergdorf in Windeseile, und Gjorg und seine Verwandtschaft schließen sich in ihrem Zuhause ein, um der Blutrache der Kryeqyqes vorerst zu entkommen. Dann leistet die Familie des Getöteten das kleine Ehrenwort, wodurch dem Blutvergießen 24 Stunden Einhalt geboten wird, und das Dorf entscheidet sich schließlich zum 30-tägigen großen Ehrenwort, was Gjorg einen ganzen Monat der Sicherheit gibt. Doch Gjorg weiß, dass er nach diesen 30 Tagen von einem Familienmitglied der Kryeqyqes getötet werden wird.

    Die Geschichte der Blutfehde begleitet die Berishas und die Kryeqyqes seit siebzig Jahren, seit ein Gast der Berishas genau an der Dorfgrenze erschossen wurde:

    ‚Und wenn du einen Gast geleitest, und er wird vor deinen Augen getötet, dann fällt sein Blut auf dich.‘ (Seite 33 der gebundenen Ausgabe von 2001).

    Seitdem gibt es auf beiden Seiten je 22 Gräber, und der Kreislauf des Tötens scheint nicht gebrochen zu werden, solange es noch Familienangehörige gibt, die den Tod eines Familienmitglieds rächen können.

    Ich habe ‚Der zerrissene April‘ von Ismail Kadare vor vielen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. Nun habe ich das Buch zum zweiten Mal gelesen, bin nach wie vor fasziniert von diesem Roman.

    Kadare bietet in seinem bereits 1978 geschriebenen und 1980 erstmals auf Albanisch erschienenen Roman tiefe Einblicke in eine Welt, in der sich alles um alte Traditionen und Bräuche dreht, in der der Kanun, das alte Gewohnheitsrecht der Albaner, den Alltag und das Leben regelt, in der die Blutrache (als Teil des Kanun) mit ihren vielen Riten und dem komplizierten Regelwerk aktiv gelebt und angewendet wird.

    In klarer, schnörkelloser Sprache erzählt Kadare seine dicht geschriebene und bewegende Geschichte, die nicht nur Opfer und Täter der Blutrache vorstellt und zu Wort kommen lässt, sondern auch die Profiteure dieser Tradition zeigt, die dafür sorgen, dass der Brauch weiter gepflegt wird.

    Kadare nimmt den Leser in seinem Roman mit in die albanische Bergwelt und lässt ihn so an einer Welt teilhaben, die den meisten Lesern fremd erscheinen muss, die jedoch über Jahrhunderte hinweg gelebte Realität war. Nur in den Jahren der kommunistischen Diktatur in Albanien war die Blutrache eingestellt, doch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus erlebte das Land erneut eine Zunahme der Blutrache, die mittlerweile zwar wieder abgeebbt ist, doch nach wie vor gibt es in Albanien zahlreiche Familien, die auch heute noch in (teilweise jahrzehntealte) Blutrachekonflikte verwickelt sind.

    ‚Der zerrissene April‘ ist ein intensives und brillant erzähltes Buch und gehört nicht nur zu meinen Lieblingsbüchern 2018, sondern steht auch auf der Liste meiner All Time Favorites. Ich empfehle ‚Der zerrissene April‘ jedem, der nach Albanien reisen will oder der sich generell mehr mit dem Land und seinen Traditionen beschäftigen möchte.
  22. Cover des Buches Die Festung (ISBN: 9783890290362)
    Ismail Kadare

    Die Festung

     (6)
    Noch keine Rezension vorhanden
  23. Cover des Buches Kaltes Land (ISBN: 9783442486175)
    Norbert Horst

    Kaltes Land

     (18)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth
    „Und als ihr kamt, war das Schloss noch intakt?“ Steiger zog die Brauen hoch und stieß kurz Luft durch die Nase aus. „Ja, es war noch in Ordnung, und die Tür war auch verschlossen. Schon klar, ein Schlüsseldienst wäre besser gewesen, aber wer rechnet denn in diesem Drecksloch mit so was. Ich hab im schlimmsten Fall an einen toten Penner gedacht, aber eigentlich mehr an irgendein verrecktes Vieh oder vergammeltes Fleisch.“ Auszug Seite 34

     

    Die Dortmunder Nordstadt gilt schon länger als Problemviertel. Der Multikulti-Stadtteil nahe der Innenstadt steht zwar auch für kulturelle Vielfalt, aber mehr noch für Kriminalität, Prostitution und Drogenhandel. Trotz großer Bemühungen seitens der Stadt stehen in dem ehemaligen Arbeiterviertel zwischen Nordmarkt, Hafen und Borsigplatz viele unbewohnbare Schrottimmobilien immer noch leer.


    Ein toter Bodypacker

    In einem dieser Problemhäuser wird ein sogenannter Bodypacker tot aufgefunden. Offensichtlich hatte er Drogenpäckchen zum Transport geschluckt und war daran verstorben. Kein schöner Anblick für Kommissar Thomas Adam, von allen nur Steiger genannt, und seine Kollegin Jana Goll. Um trotzdem noch an die Ware zu kommen, war der Körper des Jungen regelrecht ausgeweidet worden. Auf einem verbliebenen Kokainpäckchen kann zumindest ein Teilabdruck gesichert werden. Doch dieser weist auf einen Mann hin, der seit Jahren tot sein soll. Auch die Identität des Opfers lässt sich nicht klären, denn hier hat es die Dortmunder Kripo mit Illegalen zu tun. Menschen, die ihre wahre Identität verschleiern, indem sie ihre Pässe wegwerfen sowie falsche Namen und Alter angeben, um nicht sofort wieder in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt zu werden. Als dann in Kroatien die Leichen zweier junger Flüchtlinge gefunden werden, denen Organe entnommen wurden, stellt Steiger schockiert fest, dass er einen davon kennt. Er und Jana hatten den Jungen erst vor kurzem in eine Dortmunder Unterkunft gebracht.

    Es ist ein politisch brisantes und aktuelles Thema, dass Norbert Horst hier thematisiert. Es geht um minderjährige Flüchtlinge, die ohne Begleitung in Deutschland ankommen. Auf der Flucht haben sie oft Furchtbares erlebt, sind traumatisiert. Aus Angst vor Abschiebung lassen sie sich nicht registrieren und werden gezielt von skrupellosen Menschenhändlern oft schon am Bahnhof abgefangen. Es sind meistens Landsleute, die sie ansprechen und ihnen vordergründig Hilfe zusichern. In dieser Parallelwelt ist das Leben der Flüchtlinge nicht viel wert und der Tod wird billigend in Kauf genommen. Einfach verdientes Geld, denn wen die Behörden nicht auf dem Schirm haben, kann auch nicht vermisst werden.


    Ein kaltes Land

    Der Autor nutzt die Perspektive zweier Jugendlicher und schildert deren mühsamen Weg aus Afghanistan nach Deutschland auf eine lebenswerte Zukunft hoffend. Auf der Flucht verliert Arjun seinen Onkel, ist erst mal ganz alleine unterwegs, bis er die gleichaltrige Samira kennenlernt. In Deutschland angekommen geraten die beiden sofort in die Fänge von Kriminellen.

    Im dritten Fall des Dortmunder Kommissar Thomas Adam sieht sich dieser mit den mafiösen Aktivitäten einer Organisation konfrontiert, die von Drogenhandel, Zwangsprostitution bis Organhandel alles abdeckt. Sachlich und nüchtern wird in kurzen, knappen Kapiteln geschildert, wie Steiger und sein Team auf der Suche nach dem hochintelligenten Drahtzieher dieses kriminellen Netzwerkes sind. Der Leser ist die ganze Zeit hautnah bei der akribischen Polizeiarbeit dabei und der Polizeialltag mit seiner unvermeidlichen Bürokratie ist natürlich nicht immer megaspannend. Auch die Kriminalbeamten werden nicht als Superhelden dargestellt und was mir sehr gut gefallen hat, niemand stürzt sich in gefährliche Alleingänge. Plausibel wird geschildert, dass vor gefährlichen Einsätzen erst auf das SEK gewartet wird und dass die Sicherheit der Polizisten immer im Vordergrund steht. Das wirkt realistisch und liegt sicher daran, dass Norbert Horst weiß, wovon er schreibt, denn er hat jahrelang erst als Streifenbeamter und nach seinem Studium als Kriminalbeamter beim Landeskriminalamt gearbeitet. Er sammelte Erfahrungen als Ermittler in Wirtschaftskriminalfällen und in diversen Mordkommissionen. Dadurch entsteht eine große Glaubwürdigkeit und das macht den Reiz dieser Kriminalserie aus.

    Auch wenn es manchmal noch den ein oder anderen alten Kripohaudegen gab, der in gewohnter elitärer Ermittlerarroganz seine Herablassung für diese Truppe zeigte, waren doch alle froh und erleichtert, dass es sie gab und man nach ihrem Einsatz den Ort eines Verbrechens so gefahrlos betreten konnte, als sei es das eigene Wohnzimmer. Auszug Seite 377

     

    Ein Dortmunder Bulle

    Steiger ist ein Polizist, wie man ihn gerne hätte. Er ist empathisch mit einem großen Gerechtigkeitsempfinden, kollegial und trinkfest, aber ohne großen beruflichen Ehrgeiz. Während die Beziehung zu seiner großen Liebe Eva kompliziert bleibt, bemüht er sich um seinen langjährigen Kollegen und Freund Batto, der im Dienst einen Täter erschossen hat und dem das schwer zu schaffen macht. Steiger steht ziemlich hilflos daneben und sieht die Freundschaft der beiden dadurch fast zugrunde gehen. Auch das las sich für mich sehr authentisch.


     „Kaltes Land“ ist der dritte Teil der Reihe um Kommissar Steiger, der aber auch gut ohne Vorkenntnisse der anderen Bände gelesen werden kann. Inzwischen ist bereits Band 4 „Bitterer Zorn“ erschienen.


    Funfact: Steiger ist übrigens Schalke-Fan, was ich ja als Dortmunderin mal so gar nicht nachvollziehen kann. 

  24. Cover des Buches Die Brücke mit den drei Bögen (ISBN: 9783104920900)
    Ismail Kadare

    Die Brücke mit den drei Bögen

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Kadare gelingt es meisterlich, das durch Ivo Andric schon bearbeitete Thema des Brückenbaus (Die Brücke über die Drina, 1945) um tolle neue Bilder zu erweitern. Zwar geht es hier fast ausschließlich um den Bau der Brücke, doch verknüpft der Autor entworfene Bilder dermaßen ansprechend miteinander, dass es ein purer Genuss ist, dieses Buch zu lesen. Kurz vor der Eroberung durch die Osmanen wird hier eine Brücke über einen Fluss gebaut, von der der dies niederschreibende Mönch ein Jahr später ahnt, dass sie den Eroberern den Weg bereiten wird... Hier ist die Brücke in keiner Weise verbindend, ja sie erscheint den Bewohnern regelrecht nutzlos, und dann kommt es auch noch zu Vorfällen in der Bauphase, die sich nicht klären lassen. Wie Andric entzaubert Kadare Mythen wie den des (weit verbreiteten und auch in Deutschland zu findenden) Bauopfers indem er ihnen eine völlig neue Lesart gibt. Alles ist genau durchdacht, das Handeln der Figuren völlig logisch, und nur an einer Stelle fand ich dieses Durchdenken aller Möglichkeiten fast übertrieben, doch alles erfüllt hier seinen Zweck. Zudem stellt er einen Bezug zu "Doruntinas Heimkehr" her (er gibt einen Tipp für die zeitliche Einordnung). Alles in allem ein Buch das v. a. sprachlich stark ist: Kadare erklärt die verschiedenen Namen Albaniens, spielt mit den diversen Sprachen und Währungen Europas und findet immer neue Sichten auf die Brücke, etwa im Gegensatz zwischen Fähre und Brücke. Er zeigt wichtige Aspekte des Systemwandels, und versucht zu ergründen, wieso es den Osmanen so relativ leicht fiel in Südosteuropa Fuß zu fassen.

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