Bücher mit dem Tag "alternative history"

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17 Bücher

  1. Cover des Buches Alles, was wir geben mussten (ISBN: 9783896676962)
    Kazuo Ishiguro

    Alles, was wir geben mussten

     (602)
    Aktuelle Rezension von: Dajobama

    Alles, was wir geben mussten – Kazuo Ishiguro

    Wie ich gestehen muss, war dies mein erster Roman des Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro. Doch mit Sicherheit war es nicht mein letzter – denn ich bin schlichtweg begeistert.

    Kath blickt auf ihre Kindheit und Jugend im englischen Internat Hailsham zurück. Sie erinnert sich an ihre Freunde Ruth, Tommy und viele andere. Lehrer, Aufseher, typische Kinderspiele und -streiche tauchen vor ihrem inneren Auge auf. Umso älter die Kinder werden, desto deutlicher wird klar, dass an diesem abgelegenen Internat irgendetwas anders ist. All diese Kinder werden zu einem bestimmten Zweck herangezogen. Für sie alle ist der Weg bereits vorgezeichnet.

    Es ist spannend, wie Kath sagt, sie wussten es und sie wussten es doch wieder nicht. In winzigen Häppchen, praktisch unbemerkt, werden die Jugendlichen auf ihre Zukunft vorbereitet. Immer nur so wenig, so subtil, dass sie glauben, sie hätten es ohnehin gewusst. Der Roman ist ganz ähnlich aufgebaut. Kath erzählt in etwa chronologisch – der Leser ahnt zwar früh, worauf es hinausläuft, trotzdem erhält man, wie die Kinder, immer nur Häppchen.

    Obwohl Kath durchaus ausschweifend erzählen kann, schockiert immer wieder die Nüchternheit und Emotionslosigkeit, mit der sie über furchtbare Dinge spricht. Das ist grauenhaft, aber es ist auch authentisch, denn das ist ihr Leben und das ihrer Freunde. Sie sind damit aufgewachsen bzw. hineingewachsen – für sie ist es selbstverständlich. Dem Leser beschert Ishiguro damit aber immer wieder eine Gänsehaut.

    Mit seinem brisanten Thema hatte mich dieser beeindruckende Roman ab der ersten Seite und hat mich nicht mehr losgelassen. Ganz große, wenn auch bedrückende, Unterhaltung.

    5 Sterne

  2. Cover des Buches Watchmen (ISBN: 9780606357425)
    Alan Moore

    Watchmen

     (59)
    Aktuelle Rezension von: berenstein

    Ob das nun eine Graphic Novel ist oder ein Comic (Alan Moore insistiert selbst darauf, dass es ein Comic ist), es ist schlichtweg eines der wichtigsten literarischen Werke der vergangenen Jahrzehnte. Es ist philosophisch, hintergründig, wunderschön klar und einfach nur brilliantly told.


    Bild und Sprache sind in diesem Buch kongenial ineinander verflochten. Es ist nicht nur eine weitere Superhelden-Geschichte, sondern die Superhelden-Geschichte, die das Genre dekonstruiert. Und das bedeutet nicht, dass es das Genre zerstört, denn Dekonstruktion bedeutet nicht Zerstörung – auch wenn Dekonstruktion und Destruktion rein klanglich so nah beieinander liegen. „Watchmen“ greift all die Versatzstücke des Genres auf, nimmt sie auseinander, analysiert sie und setzt sie dann wieder zusammen, auf eine bekannte und gleichzeitig dennoch komplett andere Weise. Dekonstruktion – Versetzung, Verschiebung, Neubedeutung, die Differenz in die Struktur der Wiederholung einarbeiten.

    Insbesondere das Doktor-Manhatten-Kapitel ist ein genialer Moment, erzähltechnisch der kraftvollste und eindrücklichste Abschnitt des gesamten Comics. Man fühlt praktisch, wie es ist, wie Dr. Manhatten zu denken und zu fühlen, sich wie ein göttliches Wesen in unserer Welt zu bewegen. Dieser Abschnitt ist atmosphärisch so dicht und überwältigend, dass ich ihn immer und immer wieder gelesen habe und jedesmal aufs Neue begeistert war. Nur wenige Werke der sogenannten hohen oder Welt-Literatur können erzählerisch mit „Watchmen“ mithalten.

    „Watchmen“ – genial!

  3. Cover des Buches Der Platz an der Sonne (ISBN: 9783608962901)
    Christian Torkler

    Der Platz an der Sonne

     (68)
    Aktuelle Rezension von: Walli_Gabs

    Der 1978 geborene Josua wächst vaterlos in einem Entwicklungsland auf. Seine gottesfürchtige Mutter schafft es mit verschiedenen Gelegenheitsjobs gerade so, ihre drei Kinder zu ernähren, aber eine Wohnung mit fließendem Wasser oder eine höhere Schulbildung kann sie ihnen nicht ermöglichen. Nach seiner Schulzeit arbeitet sich Josua vom Straßenverkäufer zum Parkplatzwächter hoch und fährt irgendwann sogar Taxi. Manchmal erscheint ihm das Glück zum Greifen nah, doch das Schicksal schlägt immer wieder zu und in einer hoch korrupten Diktatur und Mangelwirtschaft ist es nahezu unmöglich, etwas auf die Beine zu stellen. Dabei will Josua doch nur raus aus Elend, Schmutz und Hoffnungslosigkeit. Aber kann ihm das in seiner Heimat überhaupt gelingen – oder ist der einzige Ausweg die Migration ins gelobte Land auf der anderen Seite des Mittelmeers?

    Soweit, so bekannt, mag der ein oder andere jetzt denken – aber Stopp! Christian Torkler beschreibt in „Der Platz an der Sonne“ nicht die Geschichte eines afrikanischen Flüchtlings, der von Europa träumt. Im Gegenteil: Jousa Brenner wächst in Berlin auf, der Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik, die nach drei Weltkriegen immer noch halb in Schutt und Asche liegt, obwohl die reichen afrikanischen Demokratien Entwicklungshilfe leisten und nairobische Partnergemeinden neue Kirchendächer spendieren. Sehnsuchtsziel von Josua und seinen Kumpels ist dann auch Matema im reichen Tanganyika: „Wenn wieder einer weg war, hieß es, der ist in den Süden …“. Doch in seinem leicht schnodderigen Tonfall, der sich durch das gesamte Buch zieht, schildert er auch gleich den Haken an der Sache: Die reichen schwarzen Bongos wollen keine Armutsflüchtlinge. Aber was hat ein perspektivloses Weißbrot wie er schon zu verlieren?

    Torkler betreibt den Perspektivwechsel in „Der Platz an der Sonne“ in einer so detaillierten Konsequenz, dass er mir richtig an die Nieren gegangen ist. Gedanklich nachzuvollziehen, warum ein afrikanischer Flüchtling nach Deutschland kommt, ist das eine – vom Elend im Entwicklungsland Preußen und der Sehnsucht nach Afrika zu lesen, aber etwas völlig anderes. Es braucht kaum noch Fantasie, um sich dieses im Roman sechsgeteilte Deutschland, in dem so einiges schiefgelaufen ist, vorzustellen: den Dreck, die nach drei Kriegen kaum wiederaufgebaute Infrastruktur, Kriegsruinen, schimmelige Wohnungen, scharfe Grenzen und ein komplett korruptes System. Torkler führt seinen Lesern gnadenlos vor Augen, was für ein großer Zufall es ist, in welche Verhältnisse man geboren wird und dass es gar nicht so viele historische Fehlentscheidungen braucht, um ein Land im Chaos versinken zu lassen. Dass die vage Hoffnung auf eine bessere Zukunft reichen kann, um alles hinter sich zu lassen, wird äußerst nachvollziehbar illustriert. Genau wie das Fluchtthema: Hier soll es in umgekehrter Richtung übers Mittelmeer gehen – doch schon der Weg zur Küste ist eine grausame Odyssee, die ihre Opfer fordert.

    „Der Platz an der Sonne“ hat mich stellenweise kalt erwischt und ziemlich deprimiert. Torkler schildert schonungslos, wie das Leben in einem gänzlich anderen Deutschland aussehen könnte. Keine Feelgood-Lektüre, sondern ein harter Perspektivwechsel, der sich absolut lohnt. Man kann seine Komfortzone auch lesend verlassen – und weil Torkler einen auf jeder einzelnen Seite dazu zwingt, bereichert dieses Buch mindestens so sehr, wie es verstört.

  4. Cover des Buches Im Zeichen der Jägerin (ISBN: 9781517377090)
    Neko Kittycat

    Im Zeichen der Jägerin

     (4)
    Aktuelle Rezension von: BiancaStahl
    Das Cover an sich finde ich gut. Jedoch meine ich, für mich persönlich, dass evtl eine "Aynur Abbildung" auch super als Cover wäre :) 

    Der Schreibstil ist wirklich unbeschreiblich gut. Die Autorin weiß, wie man spannend schreibt sich und die Leser dadurch in die Fantasy-Welt entführt. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich war richtig im Geschehen mit dabei - habe mitgefiebert und unter Spannung gestanden :) Eine wirklich tolle Geschichte, die in jeder Hinsicht lesenswert ist :) 

    Einige kleine Schreibfehler haben sich zwar eingeschlichen, die aber wirklich nicht von Bedeutung sind. 

    Es ist alles toll erklärt. Man ist von erstem Satz an mit im Geschehen :) 

    Ich freue mich schon auf weitere Bücher, ganz besonders auf die Fortsetzung ;) 
  5. Cover des Buches Verschwörung gegen Amerika (ISBN: 9783446262393)
    Philip Roth

    Verschwörung gegen Amerika

     (85)
    Aktuelle Rezension von: literat

    Zum Schluss hat es mich doch noch gepackt. Es ist schon fesselnd zu lesen, wenn man die ersten 100 Seiten eher langweiliger Erzählung überstanden hat, wie sich die amerikanische Geschichte hätte verändern können, wenn Anfang der 40'er Jahre eben nicht Teddy Rossevelt die Wahl in den USA gewonnen hätte, sondern ein republikanischer verkappter Nazi. Aus Sicht eines jüdischen Jungen erzählt, ergibt das doch eine spannende Geschichte.  Wobei die Geschichte auch nicht ganz konsequent weiterverfolgt worden ist, sondern irgendwann hat der Autor aus meiner Sicht das Experiment abgebrochen und hat Lindbergh verschwinden lassen und Roosevelt hat dann doch die nächste Wahl gewonnen. Da hat er sich dann doch zurückgehalten und ist auf die reale Geschichte zurück geschwenkt. Wäre aber eigentlich interessant zu lesen gewesen, was tatsächlich hätte passieren können, wenn die Nazis in Amerika gesiegt hätten. Und welche globalen Folgen das gehabt hätte, nicht nur welche Folgen es für die Juden in Amerika und insbesondere auf den jüdischen Jungen Philip Roth gehabt hätte. Das Buch ist aber trotzdem lesenswert und verdienst mind. 4 Sterne.

  6. Cover des Buches Siegfried (ISBN: 9783499232961)
    Harry Mulisch

    Siegfried

     (33)
    Aktuelle Rezension von: halbkreis
    Der Teil dieser Geschichte, der sich mit der alternativen Realität befasst, ist faszinierend. Was wäre wenn... Hitler und Eva Braun also einen Sohn hatten? Mulisch schafft es, dieses Szenario zu entwerfen, ohne die tatsächlich passierte Geschichte neu zu schreiben. Es hätte tatsächlich so sein können. Schade aber, dass die Geschichte rund um diese alternative Geschichte, also der Teil, der sich mit dem Leben und den Gedanken des Protagonisten Herter befasst, eher blass und öde bleibt. Herter ist ein Autor (sehr autobiografisch angehaucxht, vermute ich...?), der der Geschichte rund um den Hitlersohn Siegfried auf die Spur kommt. Das einzige spannend/schockierende war vielleicht noch das Ende, aber auch das war irgendwie merkwürdig.
  7. Cover des Buches Transit - Alternative-History-Thriller (ISBN: B00HKUT7EI)
    Cornelius Hartz

    Transit - Alternative-History-Thriller

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Die Mauer steht noch, eine Wiedervereinigung hat es nie gegeben, mittlerweile hat die DDR nordkoreanische Verhältnisse geschaffen und sich vollständig von der Außenwelt abgeschottet. Doch dann deutet sich eine Entspannung an, denn die DDR will in die EU. Erste Bemühung ist eine Klassenfahrt, die die Lehrerin Marie Schartau mit ihrem Freund Alexander, der im Ministerium für innerdeutsche Angelegenheiten arbeitet, vorbereitet hat. Darauf soll dann ein Besuch des Staatsratsvorsitzenden in West-Berlin folgen. Die Klasse fährt und die Lehrerin kommt nicht wieder. Das ghört zu einem Plan, den die Hardliner der Stasi verfolgen, die ihre eigenen Ideen von der Zukunft haben.
    Einen Eingriff in die jüngste deutsche Geschichte zu wagen unter der Überschrift: "Was wäre eigentlich wenn ...?", ist in dieser Form nur Timur Vermes mit "Er ist wieder da" gelungen, denn wenn man so etwas macht, muss man sehr viel denken, sehr viel Phantasie haben und sehr viel über die Materie wissen. Dazu muss man auch noch mutig sein. Das alles hat Hartz mit diesem Roman gemacht, der nicht nur wahnsinnig spannend ist, sondern auch gleich noch jede Menge Insiderwissen bereithält. Natürlich ist das Fiktion, ganz sicher hätte derartiges nicht stattfinden können, Einzelheiten könnten hier genauso zerpflückt werden, wie bei Vermes. Aber - und das ist doch der Haupteffekt, was wäre wenn? Was wäre, wenn damals die "Revolution" nicht friedlich sondern gewalttätig, wie in diesem Buch beschrieben, stattgefunden hätte? Diese Frage ist mindestens genauso interessant wie das Buch selbst.
    Es würde die Bestsellerliste verdienen, es ist eines von den Büchern, die man nicht aus der Hand legen kann, wobei dies nicht einer Schreibtechnik zu verdanken ist (man muss konstruierte Pageturner nicht lieben), sondern einzig seinem Inhalt und der Dynamik, die der Autor kompetent und mit flüssigem Stil vermittelt. Großartig.
  8. Cover des Buches Die Legende von Ash / Der Untergang Burgunds (ISBN: 9783404205844)
  9. Cover des Buches Farthing (ISBN: B01K90V7I4)
    Jo Walton

    Farthing

     (5)
    Aktuelle Rezension von: StefanieFreigericht

    Achtung! Achtung! ICH (ja, ich) bin begeistert (!) – über ein Buch mit „alternate history“, somit einem Untergenre von Science Fiction. Das hier ist sozusagen S/F „soft“ beziehungsweise Science Fiction (gefühlt) ohne Science Fiction (es wurde für Preise in dem Genre nominiert, auch wenn lb es unter „Krimi“ listet). Über weite Teile liest sich das ganze auch wie ein cozy Krimi – das hatte mich in der Leseprobe beruhigt (unbedingt bitte testen für jeden, der hier ähnliche Vorbehalte hat wie Ich – es lohnt sich!!!). Was mich dann weiter zögern ließ: alternative Geschichte spielt ein „was hätte sein können, wenn“ durch, in diesem Fall die Folgen des Flugs von Rudolf Hess nach Großbritannien, um einen separaten Friedensvertrag auszuhandeln (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_He%C3%9F#Flug_nach_Großbritannien). In diesem Buch ist die Ausgangslage, dass es acht Jahre zuvor zu diesem separaten Frieden tatsächlich kam.


    Der Grundgedanke gruselte mich – die Leseprobe beginnt mit folgendem und überzeugte mich zum Kauf:
    "This novel is for everyone who has ever studied any monstrosity of history, with the serene satisfaction of being horrified while knowing exactly what was going to happen, ....
    ....rather like studying a dragon anatomized upon a table, and then turning around to find the dragon's present-day relations standing close by, alive and ready to bite."
    bzw. (nicht so toll übersetzt)
    „Für alle, die sich jemals mit den Ungeheuerlichkeiten der Geschichte beschäftigt haben, schaudernd eigentlich, doch vor Überraschungen sicher, als ginge es um die Autopsie eines toten Drachen, nur um im nächsten Augenblick den sehr lebendigen Nachkommen des Drachen gegenüberzustehen und ihnen ins offene Maul zu starren.“ (Hervorhebungen durch mich)
    Ja, insofern kann ich historische Romane zur Nazizeit (bislang eher) lesen, eben WEIL ich das Ende vor Augen habe – aber gut, ich stelle mich dem lebenden Drachen.


    Es gibt zwei Hauptpersonen in diesem Buch:  einmal Lucy Kahn, geborene Eversley, die mit ihrem Mann David, einem britischen Juden, 1949 ihre Eltern besucht (Jude zu sein ist nach dem Separatfrieden KEIN Vergnügen in Großbritannien, es gibt Quoten für die höhere Ausbildung, zukünftige Kinder werden wohl keine Debütanten sein und so weiter). Die Eltern Lucys gehören zum sogenannten „Farthing Set“, der Gruppe, aus der heraus es zu dem Friedensschluss kam; namensgebend ist das Landgut der Familie und der Handlungsort der Geschichte. Es kommt dort während des Besuchs zu einem Mord, dem Toten wurde ein Davidstern angeheftet. Aufklären soll dies die zweite Hauptperson der Geschichte, Inspektor Carmichael. Er erkennt bald: “There is one law for rich and poor alike which prevents them equally from stealing bread and sleeping under bridges.“ S. 187 (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen)


    Der Beginn des Buches suggeriert mitnichten „alternative Geschichte“, weshalb mir der Einstieg leicht fiel – Lucy besucht 1949 ihre Eltern. Der Plauderton erinnert mich angenehm an etliche Agatha Christie - Krimis (sonst für mich ein Sakrileg, dieser Vergleich). Allmählich werden erste Details eingestreut, die die Zeit klären und das „alternative Setting“. Geschickt der Wechsel zwischen Lucy als Ich-Erzählerin, die eindeutig im Rückblick erzählt, und Inspektor Carmichael in personaler Erzählsituation, also dritte Person mit Innensicht des Inspektors, wesentlich distanzierter dadurch. Die Mordermittlung deckt einige sehr bizarre Umstände auf, Zeugenaussagen lassen Fragen offen und der Leser kann durch die wechselnden Perspektiven durchaus sehr stark mitkombinieren. Mit dieser klassischen Situation des „whodunnit“ lullte mich Autorin Jo Watson quasi ein.

    Dann folgt ein Attentatsversuch, die Ereignisse überstürzen sich und die politische Situation drängt sich umso mehr dem Leser auf. Wie die jüdische Köchin der Familie so treffend sagt: “It wasn’t Hitler who broke my window. It wasn’t one mad German – it was the hate that everyone has inside them against the Jews.“ p 243 Ja, ich hatte schon Recht damit, dass mich dieses „alternative Geschichte“-Ding gruselt. Ich hatte schon früh so einige Theorien nach dem altmodischen Krimi-Denken und wurde dann doch überrascht, speziell auch davon, wie wirkungsvoll diese „Verpackungsart“ für das Thema ist.


    Ich bin absolut beeindruckt und empfehle dieses Buch, gerade auch in heutiger Zeit angesichts des länderübergreifenden Erstarkens politischer Kräfte, die ich nicht an der Macht sehen mag. In deutscher Sprache unter dem Titel: „Die Stunde der Rotkehlchen“ (nach dem Symbol der Bewegung); dieses Mal meckere ich nicht über die Übersetzung, denn ein Farthing ist eine englische Münze, die im deutschsprachigen Raum wohl kaum jemand kennt. https://en.wikipedia.org/wiki/Farthing_(British_coin) – mit dem besagten Rotkehlchen auf der Rückseite. Außerdem ist Farthing der Name des Landsitzes der Handlung (andererseits tragen die Folgebände ebenfalls die Namen von Münzen, während die deutsche Ausgabe „nur“ eine weitere Krimireihe suggeriert, das ist nun mit Verlaub lahm). Die Grundidee ist also ein Alternativ-Buch zu „The Man in the High Castle“/“Das Orakel vom Berge“ von Philip K. Dick, für Großbritannien statt die USA (eines meiner Folgebücher, jetzt gewiss).

    6 Sterne.


    Manko? Der „Athenian“-Teil erschien mir etwas zahlenmäßig überbeansprucht, soll das jetzt Zuspruch ausdrucken über die einmalige Nutzung für den Plot oder aus Solidarität oder was? (nicht weiter erklärbar ohne Spoiler). Stört aber nicht wirklich.


    I will face the dragon!

    Mind! I am (yes, ME) exstatic about an "alternate history" book, which is indeed a sub-genre for S/F. You might call it "soft S/F" or rather "S/F without S/F", though it was nominated for S/F prizes (no roboters, or flying phone booths - forgive me, but reading "The Time Machine" was hell to me). Mostly, it reads like "cozy crime", which soothed me when trying with an excerpt (PLEASE do TRY for anybody with the same prejudice as me, it is worth it). What made me hesitate further: alternate history means playing with "what might have been if", in this case with the consequences of Rudolf Hess, once Hitler's deputy, flying to Scotland to try and obtain a separate treaty of peace with Great Britain
    ( https://en.wikipedia.org/wiki/Rudolf_... ). The book assums that peace would have been made eight years ago.

    That ground plot scared me - those words from the excerpt convinced me:
    "This novel is for everyone who has ever studied any monstrosity of history, with the serene satisfaction of being horrified while knowing exactly what was going to happen, ....
    ....rather like studying a dragon anatomized upon a table, and then turning around to find the dragon's present-day relations standing close by, alive and ready to bite."
    Yes, this is exactly how SO FAR I was able to read e.g. historical mysteries set in Nazi-Germany, having in mind that it ended. So: I will face the dragon!

    There are two main characters in the book. There is Lucy Kahn, nee Eversley, who in 1949 with her husband David, a British Jew, visits her parents (after the separate peace, being a jew in Britain means facing a quota for higher education and if they have kids, no debutant presentation, only to start with). Lucy's parents are part of the "Farthing Set", the group who actually made that specifice peace happen. Namegiving has been the family's estate, it is also the setting for the book. While visiting, a murder happens, the body will be found with a Star of David attached. The second main character, Inspector Carmichael, is to solve the crime, but soon realizes: “There is one law for rich and poor alike which prevents them equally from stealing bread and sleeping under bridges.“ p. 187 Savor this!

    The book's beginning does not at all hint at alternate history which made it easy for me, with Lucy visiting her parents. The conversational tone reminded me of some Agatha Christie's (a comparison normally sacrosankt to me). Then first details strewn in clarify about time and that "alternate setup". Skilful changing between first-person narrator Lucy, obviously looking backwards at everything, and the Inspector, third person perspective, but with insight - still, giving you more of a distance. The investigation uncovers some bizarre circumstances, testimonials of witnesses open more questions, and thanks to those two perspectives, the reader may really investigate along. Author Jo Watson really lulled me in with this classical "whodunnit" situation. Then, an attempted assassination, the events rush, and the real political situation even more comes tumbling down over the reader. As the family's jewish cook says so apt: “It wasn’t Hitler who broke my window. It wasn’t one mad German – it was the hate that everyone has inside them against the Jews.“ p 243 I feel like having been right to say that this "alternate history" - thing scares me... Early on, I had some classical mystery-related theories, and was even more surprised at how effective this kind of "wrapping" is for the topic.

    I am absolutely impressed and highly recommend this book, especially being German AND in times like ours with forces trying for power in many places that I just do NOT wish to see in power.
    Available also in German language as "Die Stunde der Rotkehlchen" (The Hour of the Robins), as a farthing is a coin rather unknown to most Germans https://en.wikipedia.org/wiki/Farthin.... It has a robin on the back and Farthing is also the name of the family estate of Lucy's family and the robin is the symbol for the fictional movement to enable the peace treaty. So the basic "what if" behind the book is similar to The Man in the High Castle, only not for the USA, but for Great Britain. I plan the latter as one of my next reads, now.

    6 stars out of five.

    Points of irriation? I wondered on the stress on the "Athenians", their number seemed rather high. Needed for the plot? Trying to express solidarity? Fine with me, I just wondered.

  10. Cover des Buches Rome Burning (Romanitas Trilogy 2) (ISBN: 9780752860794)
  11. Cover des Buches Der steinerne Golem (ISBN: 9783404283439)
    Mary Gentle

    Der steinerne Golem

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Camposolensis
    Hatte ich zusammen mit "Nathanael" kurz vor dem Ende unserer Woolworth-Filiale in einer "Bücher-Restposten-Kiste" gefunden. Als etwas störend empfand ich die Korrespondenz zwischen Lektor und Autor, die dem ganzen Glaubhaftigkeit verleihen soll. Der eigentliche Roman wird im Laufe der Zeit besser und ist zum Schluß hin ganz nett. Vielleicht nicht gerade ein Meilenstein der Fantasy-Literatur, aber für 2,99 Euro auch kein kompletter Fehlkauf.
  12. Cover des Buches False Lights (ISBN: 9781786695345)
    K.J. Whittaker

    False Lights

     (2)
    Aktuelle Rezension von: lacrimosadiesilla

    Was wäre, wenn Napoleon die Schlacht von Waterloo gewonnen und danach Großbritannien besetzt hätte? 


    Ich finde alternative Zeitlinien faszinierend und deswegen war ich sofort Feuer und Flamme, als ich durch einen Tweet auf diesen eben erst im englischen Original erschienenen Roman aufmerksam wurde.


    Die Handlung des Romans setzt 1817 ein. Auf den Scilly-Inseln ermorden französische Besatzungstruppen den John Harewood, einen Helden der Schlacht von Trafalgar und Vater von Hester, einer jungen, dunkelhäutigen Frau, der die Flucht aufs Festland gelingt. Hier trifft sie auf den Earl auf Lamorna, der mit seinen Schuldgefühlen ringt, da er die Niederlage der Briten bei Waterloo verschuldet hat. Das ungleiche Paar schlägt sich nach London durch, wo Napoleons Ex-Frau Josephine und sein Bruder Jerome Hof halten und die besiegten Massen unterjochen. In der Stadt gärt es, Widerstandsbewegungen und Revolutionäre warten auf das Signal für den Aufstand. Der Duke of Wellington, den die Franzosen auf den Scilly-Inseln weggesperrt haben, versucht derweil, zu den verbliebenen britischen Streitkräften nach Amerika zu entkommen.


    Leider hat mich das Buch überhapt nicht fesseln können und ich habe mich redlich abgemüht, es bis zum Ende zu lesen. Vor allem unter drei Aspekten hat meine Lesefreude gelitten:


    Die Sprache. Wahrscheinlich um dem Roman den Flair des beginnenden 19. Jahrhunderts zu verleihen, müht sich die Autorin ab, den Stil von Jane Austen zu imitieren. Seitenweise wechseln sich Beschreibungen und lange Passagen in erlebter Rede ab. Mit der Zeit fand ich das zunehmend ermüdend, weil im Grunde kaum etwas geschieht, außer dass wir das Innenleben der Figuren erkunden oder zum gefühlt 18. Mal lesen, dass in Cornwall Narzissen wachsen. Leider fehlt zudem ein wichtiges Stilmittel aus dem Austen-Katalog: die Ironie. Der Roman ist vollkommen humorfrei.


    Der Plot. Die Handlung des Romans empfand ich als wirr. Selten kommt Spannung auf und aufgrund der Fülle der Perspektivfiguren musste ich oft erst einmal sortieren, wo wir uns gerade befinden und wessen Sicht gerade geschildert wird. Das Ende empfand ich zudem nicht zur düsteren Stimmung des Buches passend.


    Die Figuren. Obwohl die Autorin das Innenleben ihrer Figuren so breitwalzt wie eine Londonder Stadtautobahn, konnte ich mich in keinen der Charaktere wirklich einfühlen und mitleiden. Der Earl von Lamorna ist ein von Flashbacks und Albträumen gequältes Wrack. Aber die 37. Wiedergabe der immer gleichen traumatischen Erinnerung konnte ihn mir nicht näher bringen. Ich empfand eine große Distanz zu den Figuren und das hat mein Interesse an dem Buch stark abkühlen lassen.


    Positiv hervorzuheben ist die Darstellung der Kriegsgräuel und der Situation der Bevölkerung. Da sind der Autorin einigen unter die Haut gehende Schilderungen gelungen.


    Fazit: Die Idee hat mich begeistert, die Ausführung empfand ich als unbefriedigend. ich hätte mir mehr Abenteuer und weniger Jane-Austen-Kopie erhofft.

  13. Cover des Buches Savage City (ISBN: 9780575096387)
    Sophia McDougall

    Savage City

     (1)
    Aktuelle Rezension von: rebus7

    Dritter Band einer Trilogie. Die ersten zwei Bände treten bei lovelybooks leider nicht in Erscheinung.

    Rom ist nie gefallen und ein großer Teil der Erde steht unter römischer Herrschaft und das zum Beginn des 21ten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung (oder des 28ten nach der Zeitrechnung des Buches).

    Das ist die Grundidee der Trilogie vor deren Hintergrund sich die Protagonisten bewegen.

    Etliche unterschiedliche Erzählstränge, die dennoch irgendwie irgendwann wieder zusammentreffen. 


    Daß sich nie eine andere Regierungsform oder Philosophie herausgebildet haben soll, erscheint etwas unglaubhaft. Es scheint nur eine technische Entwicklung stattgefunden zu haben, jedoch in keinster Weise eine geistige.

    Dennoch ein gut gemachter Abschluß einer interessanten Reihe.

    Die zwei anderen Bände in der Reihe:

    Romanitas und  Rome Burning



  14. Cover des Buches The Yiddish Policemen's Union (ISBN: 9780007150939)
  15. Cover des Buches Morbus Kitahara (ISBN: 9783596522644)
    Christoph Ransmayr

    Morbus Kitahara

     (47)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Nach dem Krieg wird das Land, gemäß dem Willen der Sieger, in einen Agrarstaat zurück verwandelt ohne Technik, Industrie und Bildung. In Moor, einem heruntergekommenen Örtchen an einem See, leben die Menschen vor allem als Arbeiter in einem Steinbruch, der während des Krieges von Lagerhäftlingen abgebaut wurde. Einer der überlebenden Häftlinge ist Ambras, der in einem ehemaligen Schlösschen nun als Aufseher der Arbeiter lebt. Bering, Sohn des örtlichen Schmieds, wird zu seinem Leibwächter; die dritte im Bunde ist Lilly, Grenzgängerin übers Hochgebirge und Händlerin, die vom Auswandern nach Brasilien träumt.

  16. Cover des Buches Der blaue Löwe (ISBN: 9783404205660)
    Mary Gentle

    Der blaue Löwe

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Atreju
    Handlung

    Ein Archäologe übersetzt die Memoiren eines weiblichen Kompaniehauptmanns, genannt Ash, und schickt diese Bruchstücke nach und nach per Mail an seine Kontaktperson. Zunächst sieht das nach typischen Schilderungen für diese Zeit aus: Ein weiblicher Kompaniehauptmann, der als Söldner zur Zeit des ausklingenden Mittelalters in Burgund seinen Lebensunterhalt verdient. Doch Ash hat seit einem mystischen Ereignis in ihrer Kindheit die besondere Gabe, Stimmen zu hören - und die geben ihr direkt die strategischen Entscheidungen ein, die sie so erfolgreich machen. Als Lohn für ihren Erfolg wird sie vom Kaiser zunächst zwangsverheiratet. Und zwar genau in den Fürsten, der sie eisnt so gedemütigt hatte - und das anscheinend auch nicht vergessen hat.

    Darüber hinaus macht die Heirat aus der zuvor unabhängigen Ash ein Teil des Feudalsystems und ist wohl eher eine Bürde als Belohnung. Wie kommt sie da nur wieder heraus? Doch dann taucht die mysteriöse fremde Macht Karthago auf, die in unseren Geschichtsbüchern gar nicht vorkommt. Ausserdem ein Steingolem, der wohl eine Art mittelalterlicher Kampfroboter sein soll. Unter den immer verständnisloseren Antworten seines Kontakts übersetzt der Archäologe weiter und entblättert eine Geschichte, die dem widerspricht, was in unseren Lehrbüchern steht.

    Stimmung / Atmosphäre

    Es geht hier ziemlich deftig zur Sache. Eines der ersten Kapitel beginnt mit der Vergewaltigung von Ash im Kindesalter. Es wird kein Hehl aus der Frauenfeindlichkeit ihrer Umgebung gemacht, oder aus der alltäglichen Gewalt und einem System, das Menschen als vogelfrei erklärt.

    Dennoch ist es nicht unbedingt erotisch oder gewaltverherrlichend gezeichnet, sondern als Schilderung einer düsteren, dreckigen Epoche. Hier auch noch einmal beachten, dass es also für jüngere Leser nicht unbeding geeignet ist. Die magischen oder science-fiction-artigen Elemente sind nicht so mystisch wie in Herr der Ringe, sondern eher bodenständig. Hier gibt es keine Zauberer, die Feuerbälle verschießen, sondern marschierende Steingolems. An vielen Stellen gewinnt man den Eindruck, weniger ein idealisiertes Bild des Mittelalters zu lesen, als mehr eine authentische Geschichtslektion. Nicht nur der Ton des Geschichtsprofessors, der die Memoiren kommentiert, auch die Schilderungen des Alltags wirken authentisch und realistisch. Die Autorin Mary Gentle hat auch einen entsprechenden Hintergrund studiert und bringt ihr Wissen gut zur Geltung.

    Bewertung

    Wenn man von den expliziten Sex- oder Gewaltdarstellungen absieht, die sicher nicht jedermanns Sache sind, gibt es noch Abzüge für das reichlich offene Ende, das auf den nächsten Teil "Der Aufstieg Karthagos" verweist. Kein Wunder, ist das Buch im englischen Original nämlich ein dicker Schmöker, der für den deutschen Markt in mehrere Bände aufgeteilt wurde. Da ich die weiteren noch nicht gelesen habe, kann ich also keine endgültige Bewertung abgeben. Ansonsten freue ich mich schon auf den zweiten Teil.

  17. Cover des Buches Die Legende von Ash / Der Aufstieg Karthagos (ISBN: 9783404205721)
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