Bücher mit dem Tag "ambivalenz"
28 Bücher
- Alexandre Dumas
Der Graf von Monte Christo
(402)Aktuelle Rezension von: SwantjeIch muss gestehen, dass ich für das Buch eine halbe Ewigkeit und zwei Anläufe gebraucht habe. Beim ersten Mal war ich etwa halb durch, als mich die ganzen Namen und vor allem veränderten Namen so aus dem Konzept gebracht haben, dass ich gar nichts mehr verstanden habe. Der zweite Versuch lief besser, und je weiter ich kam, umso dringender wollte ich das Ende erfahren.
Okay, das Buch ist lang, okay, die Handlung braucht eine Weile, um in Fahrt zu kommen, und gut, womöglich hätte man ein paar Figuren weglassen können, um den geschätzten Lesern ihre Lektüre ein bisschen zu vereinfachen, aber dieser Rachefeldzug ist einfach fesselnd und, wenn man es so ausdrücken darf, auch irgendwie befriedigend. In der wirklichen Welt kommt es doch selten vor, dass sich einem Menschen, dem Unrecht angetan wurde, die Möglichkeit bietet, es dem Übeltäter heimzuzahlen, und er auch noch mit allem was er anrichtet davonkommt. Wie schön, dass uns diese Möglichkeit wenigstens in der Literatur bleibt. Teilweise fühlt sich das Buch so an, als würde man seinem ärgsten Feind eine schallende Ohrfeige verpassen, auch wenn einige Methoden des Grafen wirklich ziemlich brutal sind.
Der Graf selbst ist einer von den Personen, denen einfach alles gelingt, was sie sich vornehmen. Er hatte miserabeles Pech, das kann man nicht leugnen, aber durch glückliche Fügungen und seine geistigen Fähigkeiten ist er nach dem Château d’If dazu in der Lage, alle seine Vorhaben auf zufriedenstellende Art und Weise umzusetzen. Da kann ein Normalsterblicher nicht mithalten. Den Typ "makelloser Held" findet man ja in neueren Romanen weniger, weil die Autoren eher auf Ecken und Kanten setzen, aber ich finde, hier macht sich sein Einsatz bezahlt; und über mangelnde Charakterentwicklung (zumindest beim Grafen) kann man eigentlich nicht klagen.
Einige Stellen wie zum Beispiel den Teil im Château d’If habe ich besonders gerne gelesen, und den letzten Teil, wo ich auch die Namen langsam zuordnen konnte.
Ich kann sehr gut verstehen, warum das Buch ein Klassiker ist, und hätte mir nur an der ein oder anderen Stelle ein paar Charakterkürzungen gewünscht; aber bitte nicht den Mann mit seinen Erdbeeren und dem Siebenschläfer, der war zu fantastisch-skurril. - Jonathan Franzen
Die Korrekturen
(498)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDie Lampberts sind eine intakte Familie und haben drei erwachsene Kinder. Enid hält alles zusammen und muss den Verfall ihres Ehemannes mit ansehen. Deshalb wünscht sie sich, dass alle drei Kinder zu Weihanchten nach Hause kommen. Aber jeder hat sein eigenes Leben und unter der Oberfläche ist alles anders. Jeder geht seinen Weg und der ist nicht immer gerade und schon gar nicht frei von Konflikten und Lügen. Jonathan Franzens Korrekturen sind gewaltig und das Buch ist in sieben Kaptiel gegliedert. Es ist spannend, aufregend, beängstigend und immer wieder voll Gefühl. Die Lamberts bekommen alle ihre eigene Sitmme und wir sehen so von jedem die Sicht und erleben von jedem das Leben. Ein Buch, das lange nachhallt und das durch seine Kraft, eine enorme Wirkung erzeugt.
- Hermann Hesse
Narziß und Goldmund
(702)Aktuelle Rezension von: berlinerkatzeDas Buch betrachtet Themen wie Freundschaft oder Kunst von einer neuen Seite und auch der Sprachstil ist sehr gelungen. Objektiv betrachtet ist es wirklich ein gutes Buch, aber ich fand es manchmal etwas zäh und es hat mich nicht so richtig gefesselt. Trotzdem gab es einige schöne Zitate, wie z.B.: „jedes Leben wird ja erst durch Spaltung und Widerspruch reich und blühend. Was wäre Vernunft und Nüchternheit ohne das Wissen von Rausch, was wäre Sinneslust, wenn nicht der Tod hinter ihr stünde, und was wäre die Liebe ohne die ewige Todfeindschaft der Geschlechter?“
- Ursula Poznanski
Schatten
(250)Aktuelle Rezension von: AutorinLauraJaneEine Entführung. Drei Morde. Ein Täter aus der Vergangenheit …
Ein Mann, grausam zugerichtet in seiner Wohnung. Eine Hebamme, ertränkt in einem Bach.
Zwei Fälle, die Beatrice Kaspary als Ermittlerin im Dezernat «Leib und Leben» der Polizei Salzburg lösen muss. Schnell erkennt Beatrice, dass die beiden Morde zusammenhängen – und dass sie etwas mit ihr selbst zu tun haben müssen. Denn sie kannte beide Toten. Sie konnte sie nicht leiden. Und sie weiß: Wenn sie nicht handelt, wird es weitere Opfer geben …
Nachdem ich den dritten Band dieser Reihe beendet habe, hatte ich gleich zum vierten und letzten Teil gegriffen. Ich wollte wissen, wie es sich entwickelt, wie es endet. Ich habe mit einem fulminanten Finale gerechnet, doch das, was ich bekommen habe, war noch schrecklicher und besser, als ich mir erhofft hatte!
Das ist der erste Band der Reihe, der in meinen Augen ein wirklicher Thriller ist. Ab der Hälfte des Buches geht es Schlag auf Schlag und ich habe förmlich gezittert, so sehr habe ich mit Beatrice mitgefiebert.
Der Schreibstil ist wieder gewohnt flüssig – allerdings gibt es hier ab der Hälfte der Geschichte einen gewaltigen Einschnitt. Und zwar wird das erste Mal aus der Sicht von Florin geschrieben. Die Gründe dafür könnt ihr euch vielleicht denken, vielleicht auch nicht. So oder so, ich werde dazu nichts weiter verraten. Auf jeden Fall war es eine Entwicklung, die mir kurzzeitig den Atem geraubt hat.
Wunderbar war auch, wie sehr die Vergangenheit von Beatrice mit der Gegenwart verwoben wurde. Seit dem ersten Band der Reihe wissen wir Lesende davon, kennen den Grund, warum sie zur Polizei gegangen ist – und jetzt holt sie das alles wieder ein. Wirklich genial umgesetzt!
Was ich ein wenig enttäuschend fand, war die Tatsache, dass ich ziemlich schnell wusste, wer hinter allem steckt. Das hat der Spannung jedoch für mich keinen Abbruch getan. Ich habe trotzdem an den Seiten gehangen und wollte einfach nur wissen: „Warum?!“
Das Finale der Reihe ist damit dann tatsächlich mein Highlight. Hier war alles vorhanden, was ich in den anderen Bänden vermisst habe und ich habe auch keine Kritikpunkte. Nun ja, vielleicht war das Ende etwas zu plötzlich und zu knapp, aber das hat mich nicht wirklich gestört. Es war ein fantastischer Abschluss für eine Reihe, die für mich mit jedem Band besser wurde.
- Annelies Verbeke
Dreissig Tage
(3)Aktuelle Rezension von: Thomas_LawallMadeleine Claeys hat klare Vorstellungen. Ihr Bruder ist gestorben. Einst wurde sie von ihrer Mutter beschuldigt, für dessen Zustand verantwortlich zu sein. Sein ehemaliges Zimmer muss jetzt renoviert werden. Jenes "eingefrorene Kinderzimmer aus einem anderen Zeitalter, strahlend vor wöchentlich gereinigter Nichtbenutzung". Alles muss verändert werden, von den Fußleisten bis zu den Fensterrahmen.
Den Auftrag dazu erhält Alphonse, ein senegalesischer Musiker. Mit seiner Brüsseler Freundin Kat ist er in ein kleines Dorf im flämischen Flachland gezogen, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Er renoviert mit Sorgfalt alte Häuser und wie von selbst ergibt sich eine weitere, jedoch unbezahlte, Dienstleistung, die sich aus seiner besonderen Fähigkeit ergibt. Alphonse ist es gegeben, besonders gut zuhören zu können.
Diese Gabe nutzen seine Kunden für ihre jeweiligen "Herzensergüsse" oft und gerne, zumal er sogar im einen oder anderen Fall spontane Lösungen anzubieten hat oder diese zumindest anregt. So auch für Madeleine Claeys. Hinter den Fußleisten entdeckt er alte Briefe, deren Inhalt ihn zunächst nicht besonders interessiert. Jedenfalls bis die Hausbesitzerin wünscht, er solle sie lesen ...
"Dreißig Tage" wird auf keiner der üblichen Bestsellerlisten erscheinen. Dazu ist der Roman viel zu gut, die Themen aber zu unpopulär. Schon schlimm genug, wenn die Hauptpersonen, in völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen aufgewachsen, massive private Probleme entwickeln. Annelies Verbeke deckt zudem zwischenmenschliche Tragödien in weit größerem Umfang auf. Man erkennt sie meist nicht, denn alltägliches Einerlei und die unumgängliche Schönfärberei übermalen das Elend, selbst in unmittelbarer Nachbarschaft. Zu allem Überfluss gesellt sich dann noch handfeste Flüchtlingsproblematik.
Schade, wenn man sich davon abschrecken lässt, denn allein der sprachliche Reichtum des Buches reicht für eine Sammlung Loblieder. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Fast auf jeder Seite möchte man den Rückwärtsgang einlegen, um die Beschreibung von Land und Leuten nochmals zu verinnerlichen. Leider erzeugen die Andeutungen des Klappentextes sowie der geschickt kaschierte Spannungsbogen der Autorin selbst einen gewissen Erwartungsdruck. Um zu erfahren, wie sich das entwickelt und wie es ausgeht, möchte man das Lesetempo beschleunigen. Davon ist aber dringend abzuraten. Man könnte hochkarätige musikalische Verweise abenteuerlicher Bandbreite (Dizzy Gillespie, Alpha Blondy, Seydina Insa Wade, Liszt ...) übersehen, ebenso berauschende Landschaftsbeschreibungen und andere Nebensächlichkeiten wie das Hüpfen der Vögel (!) und überhaupt all die wunderbaren, teilweise radikal schrägen, Charaktere der ganz hervorragend besetzten Nebenrollen.
Der Autorin scheint nichts zu entgehen. Was allzu leicht übersehen wird, kann hier nachgelesen werden. Alphonse wundert sich, "dass die meisten Menschen in der Mehrzahl über hypothetische Kinder reden, als träten diese grundsätzlich als Gruppe in Erscheinung". Die Ambivalenz einer Nachbarin gibt ihm noch weitaus größere Rätsel auf: "Manchmal denke ich, die Natur macht, dass ich mich in Menschen verliebe, um zu verhindern, dass ich sie ermorde."
Mit ebenso bizarrem wie pechschwarzem Humor geizt Annelies Verbeke ebenfalls nicht, wobei der Hund, dessen Aussehen "an einen Hardrocker aus den späten Siebzigerjahren" erinnert, eine Kuh, die denken kann, oder das "fanatische Verfertigen von Blumentopfhaltern aus Makramee" noch die harmlosen Varianten darstellen.
Phantasiebeladene Beschreibungen körperlicher Nähe und Sexualität spotten jeder Belanglosigkeit und stehen wiederum im krassen Widerspruch zu abgründigem gesellschaftlichem Spießertum, welches eigene Probleme nach außen stülpt und Erlösung in der Projektion auf andere sucht. Und wehe, sie konzentriert sich auf einen, der irgendwie immer und trotz alledem nur das Gute in seinen Mitmenschen sehen möchte. Alphonse, der "Magnet für alle Gestörten": Die Hauptthematik. Unsichtbare Abgründe, jetzt lesbar.
Im Rausch der Worte glaubt man sich fern des Gewöhnlichen und befindet sich doch mitten darin. Ein literarisches Fest, wenn auch mit dunklem Ausgang. Ein unerschütterlicher Optimist geht seinen Weg, auch wenn sich alles und jeder gegen ihn wendet. Einer der das Leben liebt, findet selbst dann noch Worte des Ausgleichs. Großartig! - Richard Schwartz
Die Festung der Titanen
(93)Aktuelle Rezension von: FusselFelixEine Fantasy Geschichte, die es einfach immer wieder schafft mich zu fesseln und mit zu reißen.
Vor allem aber auch immer wieder zum schmunzeln und lachen bringt. Es ist lange her das mich eine Fantasy-Geschichte auf eine solche Gefühlsachterbahn geschickt hat. Gerade dieser Teil hat es mir besonders angetan. Die Geschichte um den Verschlinger war für mich besonders interessant. Ich kann es kaum erwarten mich in die nächsten Abenteuer zu stürzen und zu erfahren, wie es weiter geht. Wie es Havald und und seinen Freunden weiterhin ergehen wird und sich alles am Schluss entscheiden wird.
Für Fantasy Fans ist diese Bücherreihe eine absolute Empfehlung. - Leïla Slimani
All das zu verlieren
(179)Aktuelle Rezension von: Sophia-liestAdèle hat eigentlich das perfekte Leben: sie lebt mit ihrem Mann, der erfolgreicher Arzt ist und ihrem kleinen Sohn in einem guten Viertel in Paris. Sie selbst ist Journalistin bei einer großen Pariser Tageszeitung. Ihr Mann kümmert sich liebevoll um sie und ihren Sohn, macht ihr teure Geschenke und Reisen. All das reicht Adèle nicht. Sie langweilt sich und sucht das Abenteuer und den Kick in Alkohol, Drogen und besonders in Sex mit anderen Männern.
Adèle steht buchstäblich am Abgrund, sie versucht, ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter gerecht zu werden, aber auch ihr Leben im Rausch mit Alkohol, Drogen und dem Sex mit anderen Männern aufrecht zu erhalten. Man wird nicht so wirklich warm mit ihr, vielleicht auch deshalb, weil ihr Leben sich von den meisten der Leser so sehr unterscheidet. Ich wurde in Adèles Strudel mitgerissen aus verschiedensten Emotionen: ihrer Zerrissenheit, ihrer Sucht und ihrer Verzweiflung. Als Leser ist man abgestoßen von ihrer Stumpfheit und Sucht, andererseits auch fasziniert, weil es eben so verstörend und unbequem ist. Man verzweifelt regelrecht mit, weil man Adèle gerne schütteln möchte, dass der Sex und die Körperlichkeit eben nicht reichen und ihren Hunger auf mehr stillen werden. Manche Passagen kann man beim Lesen kaum aushalten und ich musste das Buch auch ein paar Mal beiseite legen, weil es verstörend war.
Das Buch ist im ersten Teil aus Adèles Sicht geschrieben, was einen als Leser noch mal mehr abholt und in ihr Leben zieht. Da das Buch keine richtigen Kapitel hat, war es mitunter ein bisschen holprig zu lesen. Der zweite Teil steht dann im Kontrast dazu, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Das Ende konnte mich leider nicht wirklich überzeugen, weil es offen ist und zu viel Spielraum für Interpretationen lässt.
Vom Klappentext her hätte ich eine andere Geschichte erwartet. Für mich war es überraschend, dass es vorrangig um Adèles Nymphomanie geht, ein wichtiges Thema, von dem ich so noch kein Buch gelesen habe. "All das zu verlieren" ist kein einfaches Buch, nichts zum "Mal-eben-Lesen" oder für zwischendurch. Es hallt nach und lässt den Leser nachdenklich zurück, aber gerade da liegt der Reiz, es trotzdem nicht zur Seite zu legen.
Von mir eine Leseempfehlung für alle, die kein einfaches Buch suchen und gerne von menschlichen Abgründen lesen. - Paul Arndt
Rübezahl
(2)Aktuelle Rezension von: Kopf-KinoAuf den oft besungenen Sudeten haust in friedlicher Eintracht der berufene Berggeist, Rübezahl genannt, der das Riesengebirge berühmt gemacht hat. Dieser Fürst der Gnomen besitzt zwar auf der Oberfläche der Erde nur ein kleines Gebiet, von wenigen Meilen im Umfang, mit einer Kette von Bergen umschlossen. Aber unter der urbaren Erdrinde hebt seine Alleinherrschaft an und erstreckt sich auf achthundertsechzig Meilen in die Tiefe, bis zum Mittelpunkt der Erde.
Wer kennt ihn nicht, den hünenhaften Bergherrn, den Fürst der Gnome, die Sagengestalt, den Beherrscher des Wetters, der im Riesengebirge, wo eisiger Schnee die Gipfel ummantelt, über sein Reich herrscht? Rübezahl wird er spöttisch von den Menschen genannt und erscheint ihnen in unzähligen Gestalten – mal als Edelmann, kopfloser Kutscher oder Schabernacker, um entweder fürchterliche Rache zu nehmen oder denjenigen zu helfen, die sein Herz rühren.
Wie Rübezahl beispielsweise zu seinem Namen kam, den er selbst nicht leiden kann, und weshalb man jene Bezeichnung lieber nicht allzu laut und keck aussprechen sollte, sind nur wenige Geheimnisse, die diese Sammlung preisgeben.
Dieser erste Versuch, das Studium der Menschenkunde zu treiben, konnte ihn unmöglich zur Menschenliebe erwärmen; er kehrte mit Verdruß auf seine Felsenzinne zurück, überschaute von da die lachenden Gefilde und wunderte sich, daß die Mutter Natur ihre Spenden an solche Brut verlieh.
Als Knirps lauschte ich mit einem Gemisch aus Faszination und Gänsehaut den sowohl unheimlichen als auch lustigen Legenden, die sich seit Jahrhunderten um Rübezahl rankten. Damals verstärkte das charakteristische Knistern und Knacken der Schallplatte jenen Effekt gewiss. Da mein Großvater aus Schlesien stammte, verschlang ich, sobald ich des Lesens mächtig gewesen, ebenfalls die schriftliche Version.
Dank dem Weimarer Gelehrten Johann Karl August Musäus, der den variationsreichen Stoff im 18. Jahrhundert in seiner Sammlung bearbeitete und aufnahm, können wir einer der bedeutsamsten volksmythologischen Figur der deutschen Märchen zwischen Druckerschwärze und Phantasie begegnen.
Oft hielt eine unsichtbare Kraft einen ledigen Wagen, daß sechs rasche Pferde ihn nicht fortzuziehen vermochten, und ließ der Fuhrmann merken, daß er eine Neckerei von Rübezahl wähnte, oder brach er in Unwillen gegen den Berggeist aus, so hatte er ein Hornissenheer, das die Pferde wild machte, einen Steinhagel oder eine reichhaltige Tracht Prügel von unsichtbarer Hand zu erwarten.
Die Legenden sind - da volkstümlich und alt – in der ursprüngliche Sprache der damaligen Zeit verfasst und demnach altertümlich, aber dennoch verständlich. Da die Formulierungen manchmal langatmig und für unsere Zeit fremdartig erscheinen, würde ich 'Rübezahl' eher für Grundschüler oder interessierten Vorschulkindern empfehlen. Ich selbst hatte damals mit manchen Wörtern meine Schwierigkeiten, der Kontext jedoch ließ mich problemlos in die alte Zeit der Mythen und Legenden abtauchen. Bei ängstlichen Kindern sollte man die Rübezahl-Geschichten mit Vorsicht genießen, da ihnen der Stoff eventuell zu gruselig erscheinen könnte.
Meiner Meinung nach ist diese Sammlung jedoch nicht nur für Kinderohren bestimmt! Jedem, der sich für Legenden, Sagen, Märchen, Mythen und Sprachkunst begeistern kann, möchte ich Musäus' spannende Sammlung ans Herz legen. Dank den kurzen, aber informativen und schön geschriebenen Kapiteln steht der Hör- und Leselust nichts im Wege. Musäus' Sprache ist ein Gedicht! Heute, mit erwachsenen Augen, erfreue ich mich umso mehr daran. Gut, ich sehe natürlich ein, dass man diese Art der Kunstschrift mögen muss, um sich daran erfreuen zu können.
Gelungen finde ich ebenfalls das Hörbuch aus dem Hause 'aragon', das Christian Rode, der Sprecher des Sherlock Holmes in der gleichnamigen Hörspielreihe der Verlagsgruppe Hermann / maritim-produktionen <3, mit markanter und stimmungsvoller Stimme vorträgt.
So leicht war's, Rübezahls Freundschaft zu verscherzen; doch eben so leicht war's auch, sie zu gewinnen.
Zusätzlich möchte ich die Gelegenheit nutzen, um auf eine der schönsten Sagensammlung aus der Feder Schwabs hinweisen.
- Carmen Schnitzer
Die andere Haut
(34)Aktuelle Rezension von: JanasworldSehr schönes Buch. Eine kleine Perle in meinem Bücherregal :-) - Joseph D'Lacey
Meat
(61)Aktuelle Rezension von: ihkftNichts für Vegetarier oder Veganer - dieses Buch hat es in sich! In einer Stadt, abgetrennt von anderen Städten und nur von Ödnis und Verfall umgeben, bestimmt Fleisch den Alltag. Die Schlachterei und die damit verbundenen Tätigkeiten sind Hauptarbeitgeber und so funktioniert der perfekte Kreislauf (im Ruhrgebiet fühlt man sich vage an die Kruppsche Konsumanstalten erinnert). Fleischessen wird zum Gesetz, dass sich auf Religion stützt - denn was im heiligen Buch steht, kann ja nur richtig ung gut sein.
Wir begleiten im Buch verschiedene Personen in ihrem Alltag, allen voran Shanti, ein Arbeiter des Schlachtbetriebs, der heimlich kein Fleisch isst und sich selbst geißelt. Aber auch andere Arbeiter, die nicht so sehr mit ihrem Schicksal hadern, lernen wir kennen.
Im Kern der Geschichte steigen wir bei einem Umbruch ein, die Revolution steht bevor, immer weniger Menschen können sich Fleisch leisten und manche wollen es nicht mehr essen. Unterstützt und angeführt werden sie von einem - ja man will es fast sagen - Propheten mit den wenig kreativen Initialen JC. Dem Gegenüber steht der skupellose Firmenbaron, der alles daran setzen will, sein Geschäft aufrecht zu erhalten.
Fazit: Das Buch ist durchaus lesenswert und nichts für schwache Nerven oder schwache Mägen. Als Film wäre das FSK18. Der religiöse Aspekt und das Ende hat mir persönlich nicht ganz zugesagt, aber an sich war es natürlich durchaus stimmig und spannend.
Zu empfehlen in diesem Kontext ist auch das Buch "Wie die Schweine" - wem Meat gefallen hat, sollte das lesen und umgekehrt.
- John Christopher
Tripods - Das Geheimnis der dreibeinigen Monster
(12)Aktuelle Rezension von: rallusWill, Henry und gleichgesinnte schleichen sich in die geheimnsivoll Stadt der Tripods ein um deren Geheimnis herauszubekommen. 2.Teil der Trilogie (um ein viertes Buch später erweitert) der dreibeinigen Monster, Klassiker der Jugendbuch SF und heuer nochmal aufgelegt! - Annette Pehnt
Chronik der Nähe
(15)Aktuelle Rezension von: MondmarmeladeInhalt:
Meine Meinung:
Annette Pehnts hell leuchtender neuer Roman ist die schonungslose, einfühlsame Geschichte von Großmutter, Mutter und Tochter. Immer und immer wieder versuchen sie, einander nahezukommen. »Chronik der Nähe« ist ein facettenreicher Roman von Liebe und Distanz.
Annette Pehnt erzählt die Geschichte einer Familie. Und es ist eine Familie von Frauen. Wortgewaltige Lästermäuler, nicht auf den Mund gefallen, Plaudertaschen. Großmutter, Mutter, Tochter. Schwierig wird es nur, wenn das Schweigen ausbricht. Das war so zwischen der Großmutter und der Mutter. Und auch bei Mutter und Tochter ist es so. Sie schweigen, bis eine klein beigibt, bis eine die Stärkere ist und ihren Willen bekommt. Aber wie wollen sie so eine Antwort auf die Frage finden: Liebst du mich auch? Auf einer Reise lässt sich das vielleicht besser herausfinden. Bevor die Mutter stirbt. Aber ob der Ausflug nach Rügen hält, was sich die Tochter von ihm verspricht? »Chronik der Nähe« ist der Roman dreier Generationen von Frauen und eine kurze Geschichte Deutschlands zugleich.
(Quelle: Verlagsseite)
Die Autorin:
Annette Pehnt, geboren 1967 in Köln, studierte und arbeitete in Irland, Schottland, Australien und den USA. Heute lebt sie als Kritikerin und freie Autorin mit ihrem Mann und drei Kindern in Freiburg. 2001 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Ich muß los«, für den sie unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde. 2002 erhielt sie in Klagenfurt den Preis der Jury für einen Auszug aus dem Roman »Insel 34«, 2008 den Thaddäus-Troll-Preis sowie die Poetikdozentur der Fachhochschule Wiesbaden und 2009 den Italo Svevo-Preis.
(Quelle: Verlagsseite)
Allgemeines:
Erschienen: März 2012
224 Seiten
7 Kapitel, benannt nach den Wochentagen
Dieses Buch habe ich zum letzten Weihnachtsfest von meinem Papa geschenkt bekommen, der davon ganz begeistert war. Ich muss sagen, es war doch eine große Umstellung von den Kinder- und Jugendbüchern, die ich überwiegend in der letzten Zeit gelesen habe, zu diesem. Vom Schreibstil her erinnert Pehnt mich sehr an Birgit Vanderbeke (Autorin von "Das Muschelessen"], da auch sie mit verwirrend langen Sätzen hantiert, in der Zeit springt und wörtliche Rede nicht mit Anführungszeichen kennzeichnet.
Erschwerend dazu kommt noch die Tatsache, dass die Handlung sich mit der Beziehung zwischen Großmutter und Mutter & Mutter und Tochter beschäftigt, wobei nur eine von ihnen mit Namen genannt wird, eben die mittlere - Annie. Auch andere auftretende Personen werden als "der Junge", "das Kind", "der Vater", "der Richtige" bezeichnet, lediglich ein Onkel trägt noch einen Namen. Dies bewirkt einerseits, dass ich länger als die Hälfte der Seiten brauchte, um rasch erkennen zu können, von welchen Personen gerade gesprochen wird (vorher konnte ich sie einfach nicht auseinander halten), und andererseits, dass die Geschichte sich stark auf die drei Frauen aus drei verschiedenen Generationen konzentriert und alle anderen mitspielenden zu eine Art anonymen Brei verschwimmen lässt. Das hat die Autorin wirklich gut gemacht!
Mir hat das Buch gefallen, jedoch muss ich sagen, dass es mir für meine Freizeit fast etwas zu gehobene Unterhaltung war. Andererseits war das Buch nicht sonderlich dick, wodurch es sich flüssig und schnell lesen ließ.
Da es nicht ganz mein Geschmack war, vergebe ich an dieses Buch: - Katherine Arden
The Winter of the Witch (Winternight Trilogy Book 3) (English Edition)
(13)Aktuelle Rezension von: WortmagieNach dem College lebte die Autorin Katherine Arden drei Jahre in Vermont und zwei Jahre in Moskau. Kein Wunder, dass sie irgendwann genug von kalten Temperaturen hatte. Sie zog nach Hawaii, arbeitete auf einer Farm und wohnte in einem Zelt am Strand. Eine Farm weiter lebte ein 5-jähriges Mädchen. Sie hieß Vasilisa und war der letzte Funken Inspiration, der Arden fehlte, um endlich das Buch zu schreiben, das ihr im Kopf herumspukte. Dort, unter Palmen, entwickelte sie die Idee für die „Winternight Trilogy“ – die Ironie blieb ihr sicher nicht verborgen. Die ersten beiden Bände „The Bear and the Nightingale“ und „The Girl in the Tower” erschienen 2017 recht kurz nacheinander. Auf das Finale „The Winter of the Witch“ mussten Leser_innen, mich eingeschlossen, länger warten. Es erschien im Januar 2019.
Der Bär ist frei. Alle Mühen, die Vasja auf sich nahm, um seinen Einfluss auf die Sterblichen zu schwächen, sind vergebens, solange seine Einflüsterungen die Herzen der Menschen verführen. Er muss wieder angekettet werden, bevor er seine finsteren Pläne in die Tat umsetzen kann. Allein wird es Vasja nicht gelingen. Erneut braucht sie die Hilfe des Winterkönigs. Leider zahlte Morozko einen hohen Preis dafür, dass er Vasjas Leben rettete – erst in dem Flammenmeer, das Moskau zu verschlingen drohte, dann vor dem wütenden Mob, der sie als Hexe brennen sehen wollte. Er wurde im süßen Vergessen seiner Vergangenheit eingesperrt. Vasja muss ihn erwecken. Ihre Magie öffnet ihr die Pforte zu einem Ort, an dem weder Zeit noch Raum existieren. In Mitternacht lüftet sie das Geheimnis ihrer Wurzeln und findet unerwartete Verbündete. Doch ihr größter Kampf steht ihr noch bevor. Das Schicksal ihres Volkes ruht auf ihren Schultern. Wird sie sich dieser Bürde als würdig erweisen?
Ich lernte Vasilisa Petrovna am Tag ihrer Geburt kennen. Ich sah sie aufwachsen; von einem frechen, ungestümen Mädchen zu einer leidenschaftlichen, mutigen jungen Frau reifen. In „The Winter of the Witch“ überschreitet diese junge Frau die Schwelle zum Erwachsensein. Diese persönliche Entwicklung der Protagonistin ist meiner Ansicht nach das wahre Abenteuer der „Winternight Trilogy“. All die Magie, all die Prüfungen, die Vasja meistern musste, dienten als Meilensteine, die sie auf die Ereignisse des finalen Bandes der Trilogie vorbereiteten und sie letztendlich dazu befähigen, sich selbst zu akzeptieren und ihrer Rolle als Heldin gerecht zu werden. Deshalb empfinde ich „The Winter of the Witch“ als würdigen Abschluss ihrer Geschichte. Es ist ein düsteres Finale, das Vasja ihrer kindlichen Unschuld beraubt, sie allerdings auch lehrt, das Wesen der Welt anzunehmen und zu verstehen, dass Dualität eine simplifizierende Illusion ist. Die Realität besteht aus Grautönen und Ambivalenz lebt in uns allen. Gut und Böse bedingen einander. Diese Wechselwirkung verkörpern der Bär und der Winterkönig. Einzeln erscheinen sie wie gegensätzliche Pole – doch zusammen ergänzen sie sich. Sie sind eins, die zwei Gesichter der Menschheit: Chaos und Zerstörung, Güte und Liebe. Darum erzeugen beide Märchengestalten eine Resonanz in Vasja. Um ihre Identität zu entwickeln und ihr Volk zu schützen, muss sie beide Facetten als Teil ihrer selbst umarmen. Erkennt ihr, wie viel philosophische Tiefe folglich in „The Winter of the Witch“ verborgen ist? Der Trilogieabschluss qualifiziert sich erneut zweifellos als Märchen. Katherine Arden überzeugte mich mit der bezaubernden, träumerischen Atmosphäre des Buches, die sich vor allem in Mitternacht entfaltet. Mitternacht ist das atemberaubende Reich der Lady Mitternacht, ein magisches, beängstigendes Land, in dem Morozko in einer Blase der Vergangenheit gefangen ist. Vasja muss ihn finden und seine Erinnerungen entzünden. Es überraschte mich, dass sie während dieser Mission beiläufig das Geheimnis ihrer Herkunft lüftet. Ich hatte angenommen, dass dies der Kern des dritten Bandes sein würde. Ich kämpfte etwas mit der daraus resultierenden enttäuschten Erwartungshaltung, bin mittlerweile jedoch der Meinung, dass ihre Wurzeln absichtlich eine kleine Rolle spielen. Vasja ist wie sie ist aufgrund ihrer Erfahrungen, nicht aufgrund ihrer Vorfahren. Ardens Entscheidung, ihre Wurzeln lediglich als Nebenhandlungslinie zu thematisieren, unterstützt den Fokus auf ihre Entwicklung. So sehr mich Vasjas Wachstum begeistert, ich muss gestehen, dass der inhaltliche Verlauf von „The Winter of the Witch“ nicht mehr dieselbe mühelose Eleganz aufweist wie die Vorgängerbände. Ich fand es unruhig getaktet; es ist ein ständiges Hin und Her, in dem die Protagonistin von A nach B und wieder zurück reist. Dennoch mochte ich den Höhepunkt, die finale Schlacht, die ein wundervolles Symbol für das zukünftig vereinte Russland darstellt – in spiritueller wie in physischer Hinsicht.
Direkt nach der Lektüre von „The Winter of the Witch“ stellte ich widerstrebend fest, dass ich nicht denselben Zauber empfunden hatte. Ich schämte mich fast ein bisschen. Ich vermutete erst, es läge daran, dass ich Katherine Ardens Setting bereits kannte und wenig Raum für Überraschungen übriggeblieben war. Nun habe ich das Buch fröhlich seziert und entwickelte eine andere Theorie. Ich glaube, das Finale der „Winternight Trilogy“ konnte gar nicht denselben Zauber erzeugen. In diesem Buch geht es um das endgültige Erwachsenwerden der Protagonistin. Erwachsen zu sein bedeutet, kindliche Fantasien hinter sich zu lassen und die Welt so zu sehen, wie sie ist, sich Verpflichtungen zu stellen und das Richtige zu tun. Zauber hat da keinen Platz. Ich denke, das ist es, was Katherine Arden illustrieren wollte: die Verluste und Gewinne des Heranwachsens. Daher habe ich meine Bewertung von „The Winter of the Witch“ nachträglich hochgestuft. Arden mag mich nicht mehr im gleichen Maße bezaubert haben, doch dafür zeigte sie mir ihr ganzes Talent als Autorin. Sie schenkte mir ein fabelhaftes, reifes Buch voller Weisheit.
- Cesare Pavese
Die einsamen Frauen
(8)Aktuelle Rezension von: KurileKeine einsamen Frauen? Ein großer einsamer Mensch - würde ich sagen. In einem Sessel sitzend, mit totem Blick zum Fenster hinaus. Mehr Einsamkeit ist nicht möglich. Ein sehr schönes Buch. Mit herrlich unweiblichen Frauenfiguren. - Harald Gebhardt
Die berühmtesten Tiere der Welt
(5)Aktuelle Rezension von: neenchenSuperlative sind besonders gut geeignet, um das Interesse zu wecken. So lockt das Sachbuch “Die berühmtesten Tiere der Welt” der Autoren Harald Gebhardt und Mario Ludwig die Leser genau mit so einem an und präsentiert eine kurzweilige Mischung vieler Tiergeschichten, wovon dem Leser wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte im Gedächtnis bleiben wird.
Das 192 Seiten lange Buch ist dabei in verschiedene Kategorien unterteilt. Es startet mit Säugetieren, beschäftigt sich mit bekannten Vögeln und schließt mit Geschichten über Amphibien und Reptilien ab. Dabei erzählt es natürlich auch von sehr bekannten Tieren, wie von Laika, dem ersten Hund im Weltall, und dem beliebten Delphin Flipper. Doch in jedem Kapitel lassen sich auch unbekannte Geschichten entdecken. Dabei sind sie über die Jahrhunderte verteilt und geben manchmal auch einen guten Einblick in andere Zeiten und Kulturen. Dies macht die Zusammenstellung reizvoll. Geschrieben ist das Sachbuch leicht verständlich, sodass es sich für viele Zielgruppen eignet und einen guten Einstieg in das Thema Mensch-Tier-Verhältnis bietet. Da es sich bei den Geschichten immer auch um Interaktionen mit Menschen handelt, werden diese so zu einem Spiegel ihrer Zeit und Gesellschaft. In diesem Sinne werden Tiere als Mittel, Haustier, Feind oder Lebensretter dargestellt und die einzelnen Geschichten zeigen das komplizierte Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Diese Aspekte verleihen dem ansonsten recht leicht zugänglichen Buch wichtige moralische Aspekte.
Fazit: Das kleine Büchlein “Die berühmtesten Tiere der Welt” erzählt in 55 Einzelgeschichten von dem komplizierten Zusammenleben von Mensch und Tieren. Es wird durch die unterschiedlichsten Tierarten und deren Verhältnis zum Menschen ein breites Spektrum aufgezeigt. Die Erzählweise bleibt dabei dank der Autoren Gebhardt und Ludwig immer unterhaltsam und sprachlich für alle zugänglich. So verschafft das Sachbuch nur einen ersten Eindruck und eignet sich vor allem für gelegentliches Schmökern.
Doreen Matthei - testkammer.com
- Stewart O′Nan
Letzte Nacht
(45)Aktuelle Rezension von: schlumpitschi_liebt_buecherManny muss seinen letzten Tag in einem Restaurant bevor es zusperrt und geht dort alle Gefühlswelten nochmals durch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da es die Geschichte eines ganz normalen Arbeiters beschreibt, der mit der kapitalistischen Gesellschaft umgehen muss.
Das Buch habe ich von der Wiener Aktion "eine Stadt ein Buch" und meiner Meinung nach wurde es sehr gut ausgewählt, da viele sich damit sicher identifizieren können.
Der Autor schreibt wunderbar und man kann sich sofort in die Charaktere hineinversetzen und ihre Probleme gut verstehen.
Es ist eine Leseempfehlung und sehr schnell und flüssig zu lesen. - Lena Andersson
Unvollkommene Verbindlichkeiten
(10)Aktuelle Rezension von: blaues-herzblattKann man zweimal den gleichen Fehler machen, oder ist es dann bereits Absicht? Wie wird man Geliebte und wie bleibt man es?
Dieses Buch habe ich mit viel Interesse gelesen und gleichzeitig mit dem ein oder anderen verurteilenden Gedanken. Die Hauptfigur Ester trifft nach einer unglücklichen Beziehung einige Jahre später auf einen Schauspieler, verliebt sich obwohl sie weiß das dieser verheiratet ist und ihr keinerlei Versprechungen auf rosigere Aussichten macht.
Das Lesen habe ich hier als nahezu schmerzhaft empfunden, weil ich intuitiv ganz anders handeln wollte und es schwer war die Handlung zu begleiten und eine Protagonistin, die moralisch so weit weg ist, so bedürftig und hilflos auf eine Art und mich an Personen aus meinem Umfeld erinnert hat, die ähnliche Entscheidungen treffen. Aber vielleicht kann das gerade der Mehrwert des Buches sein, der Versuch vorurteilsfreier zu begleiten und diese Realität nachzuvollziehen, verstehen kann ich sie auch nach der Lektüre noch nicht komplett, aber trotzdem bin ich dankbar für die Annäherung. Die Autorin verwendet einen beeindruckend tiefsinnigen Schreibstil, wie der wunderbare Titel bereits erkennen lässt und ich war froh, dass verschiedene Perspektiven miteinbezogen werden. Psychologisch und menschlich tiefgehend vermittelt sie ein umfangreiches und authentisches Bild von Esters Lage und den Abgründen, die hier zu Tage treten und zur teilweisen Selbstaufgabe führen.
Sehr spannende und sprachlich wertvolle Auseinandersetzung mit dem Thema Betrug und der Perspektive der Geliebten.
- Marc Hujer
Arnold Schwarzenegger -
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenArnies Lebensgeschichte, vom kleinen Dorfbub im Thal der Nachkriegsjahre bis zu einem mächtigsten Männer der Welt. Nach Beendigung des Buches 2009 ist ja auch einiges passiert (Ehebruch, Scheidung usw.), eine Neuauflage ist als dringend nötig, Herr Hujer! Die Abschnitte über seine harte Kindheit mit dem sehr strengen Vater und der Aufstieg zum Bodybuilderkönig sind natürlich am interessantesten, da ich im Moment auch ein bißchen zu den Hanteln greife, hätte ich über Trainingsmethoden oder Ernährungspläne auch sehr gern gelesen. Und im neuen Jahrtausend ein ganz neues Leben in den Höhen und vielen Tiefen der Politik, wo ihn manche mit "Gulliver" vergleichen. Ein echter Tausendsassa, der ein Leben für zehn normale andere lebt, in seinem Tatendrang und seinem Fleiß ein echtes Vorbild. - Hollie McNish
Das sagt einem ja keiner
(5)Aktuelle Rezension von: angiolettaObwohl es sich auch ein bisschen im pränatale Poesie, um Gesellschaftkritik und "dahingekotzte Texte" handelt, bringt es der Untertitel gut auf den Punkt:
Es wird poetisch, wenn auch nicht im romantischen Sinne, sondern im Sinne sehr treffend gewählter Wörter und Sätze, im Sinne anschaulicher Parallelen und Vergleiche, im Sinne der Schönheit und der Wucht der Sprache an sich.
Es wird pränatal, diesem Zustand völliger Euphorie und gleichzeitig absoluter Erschöpfung, diesem Zustand, am Ziel seiner Wünsche und doch erst am Anfang zu sein.
Es wird chaotisch, glücklich, vielversprechend, übermüdet, genervt, weise erkennend, überrascht und das volle Leben genießend. So wie das Leben mit Kind(ern) eben ist.
Wundervoll.
Ich lese sehr gerne darin, immer wieder.
Ich habe es auch schon verschenkt, aber leider kam es da nicht halb so gut an wie bei mir. Die Beschenkte fand es irgendwie deprimierend. Dieser Meinung kann ich mich zwar überhaupt nicht anschließen - doch die weniger schönen Seiten der Schwangerschaft, der Geburt, des Wochenbettes,... werden hier halt schonungslos beschrieben. Deshalb "Achtung!" an alle Zartbesaiteten! ;)
- John Christopher
Tripods - Der Untergang der dreibeinigen Monster
(12)Aktuelle Rezension von: rallus3.und letzter Teil der Tripod Reihe, Will und Henry haben die Schwachstelle der Tripods erkundet nun beginnt ein letzter Kampf. Wunderschönes Jugend/Jungenabenteuerbuch - Elena Ferrante
Frau im Dunkeln
(97)Aktuelle Rezension von: Elenchen_hAls Ledas Töchter zu ihrem Vater nach Kanada ziehen, verspürt die knapp 50-Jährige vor allem Erleichterung. Sie mietet sich eine kleine Wohnung an der süditalienischen Küste und verbringt die heißen Sommertage lesend und ihren Unterricht vorbereitend am Strand. Dort beobachtet sie eine neapolitanische Familie, insbesondere eine junge Mutter und deren Tochter. An einem besonders warmen und vollen Sonntag tut Leda etwas Unüberlegtes, was einen dunklen Schatten über ihren Sommer werfen wird.
In "Frau im Dunkeln" verbindet Elena Ferrante, übersetzt von Anja Nattefort, italienischen Sommer-Urlaubsflair mit einer abgründigen, unbehaglichen Stimmung, was für mich sehr gut funktioniert hat. Sie erzählt in ihrem schmalen Buch von der Zerrissenheit von Müttern zwischen Karriere, Selbstverwirklichung und Elternschaft. In Kombination mit Ferrantes außergewöhnlichem Schreibstil ist diese Geschichte zwar nicht besonders angenehm, dafür aber spannend und eindrücklich zu lesen. Von mir gibt es eine Empfehlung, nicht nur für den Urlaub in Italien, und ich werde wohl in diesem Sommer noch die Neapolitanische Saga weiterlesen müssen.
- Miriam Schäfer
Das Fehlen des Flüsterns im Wind … und andere phantastische Kurzgeschichten aus dem Halbdunkel
(36)Aktuelle Rezension von: mesuEine Mischung aus gruseligen Kurzgeschichten, die spannend und teils auch kurzweilig zu lesen sind. Einige mit Längen, andere durchaus gelungen. Für jeden findet sich etwas. Für Kurzgeschichten Liebhaber sicher ideal.
- Christoph Dreher
Breaking Down BREAKING BAD
(2)Aktuelle Rezension von: HoldenEin Buch über eine der besten Fernsehserien der Welt: Einerseits erinnert das Buch an die bahnbrechende und maßstabsetzende Fernsehserie, sodaß man noch mal ein schönes "Braeking-bad-Feeling" bekommt, andererseits setzt sich das Buch filmwissenschaftlich mit der Serie auseinander, und das war für mich als Laien natürlich zu hoch, da müßte mal jemand Berufeneres was zu schreiben. Hat mir aber insgesamt gut gefallen.