Bücher mit dem Tag "anselm von canterbury"
7 Bücher
- Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(660)Aktuelle Rezension von: Carla_S"Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" von Richard David Precht ist zweifellos ein Buch, das wichtige Fragen zur menschlichen Identität und Persönlichkeit aufwirft. Precht bietet dem Leser einen Einblick in verschiedene philosophische Ansätze und lädt dazu ein, über das eigene Selbst und dessen Entwicklung nachzudenken.
Jedoch lässt das Buch in seiner Ausführung zu wünschen übrig. Precht neigt dazu, philosophische Konzepte oberflächlich zu behandeln, und verpasst oft die Möglichkeit, tiefergehende Diskussionen anzustoßen. Die vielen Ideen, die er präsentiert, werden oft nur gestreift, ohne dass sie in ausreichendem Maße ausgeführt werden.
Ein weiteres Manko ist Prechts Neigung, in seinem Schreibstil von einem Thema zum nächsten zu springen, ohne klare Verbindungen zwischen den Kapiteln herzustellen. Dies kann es dem Leser erschweren, den Gedankengängen zu folgen und ein kohärentes Verständnis der behandelten Themen zu entwickeln.
Obwohl das Buch sicherlich einige interessante Einsichten bietet, bleibt der Eindruck, dass es an Tiefe und Substanz mangelt. Es könnte von einer strafferen Struktur und einer gründlicheren Behandlung der vorgestellten Ideen profitieren.
Insgesamt verdient "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" vielleicht eine durchschnittliche Bewertung von 3 von 5 Sternen. Es ist eine solide Einführung in das Thema, aber es fehlt an der Tiefe und dem Detailreichtum, um wirklich herausragend zu sein.
- Wilhelm Weischedel
Die philosophische Hintertreppe
(103)Aktuelle Rezension von: wordworld"Die philosophische Hintertreppe" erreichte mich als Geburtstagsgeschenk und kann von mir als solches für Philosophie-Begeisterte mit gewissem intellektuellen Anspruch auch weiterempfohlen werden. Ein "Buch für jedermann" ist Weischedels Aufstieg in die Loge der großen Philosophen der Menschheitsgeschichte aber definitiv nicht. Die passende Zielgruppe, die dieses Büchlein anregend und interessant finden wird, ist stark vom jeweiligen Wissensstand abhängig. Für komplette Neueinsteiger dürften die hier erläuterten Inhalte definitiv zu wenig anschaulich, für LeserInnen mit mehr Vorwissen hingegen zu oberflächlich und lückenhaft sein. Der Autor steigt in jedem der 34 Kapitel mit einer anekdotische Einführung in das Leben und Schaffen des jeweiligen Philosophen ein. Wenn wir uns dann ein Bild von der Person gemacht und verstanden haben, in welchem Kontext er gelebt hat, werden exemplarisch die wichtigsten Errungenschaften und Thesen vorgestellt. Da nur jeweils acht bis zehn Seiten für einen Denker aufgewendet werden und davon oftmals über ein Drittel für die Kurzbiografie wegfällt, ist die Erklärungstiefe der Theorien natürlich stark begrenzt. Auch hinsichtlich der Auswahl der vorgestellten Philosophen ergeben sich einige Lücken und es wird wie so oft die Brille der europäischen Kultur deutlich. Trotz aller Einschränkungen dieses Formats wird ein Rundumschlag und ein Gang durch die Geschichte des Denkens über Sein, Wirklichkeit, Menschenbild, Gesellschaft, Gott, Kirche und Sinn ermöglicht.
Nach einem kurzen Blick in das Impressum wird klar, dass die erste Ausgabe dieses Sachbuchs schon 1975 erscheint. Demnach angestaubt ist leider auch der Schreibstil. Wilhelm Weischedel stellt seine 34 Denker in prägnanzlosem, trockenen Plauderton vor, der zwar zwischendurch das ein oder andere Augenzwinkern enthält, alles in allem aber doch recht theoretisch und realitätsfern wirkt. Auch wenn hier statt der vornehmen, komplizierten Vordertür mit all ihren Eingangsbeschränkungen, die "Hintertreppe" gewählt wurde, muss man diese auch erstmal erklimmen - und das ist harte Arbeit. Statt die Kernaussagen der jeweiligen Denker greifbar und durch handliche Alltagsbeispiele zu veranschaulichen wie es zum Beispiel Jostein Gaarder in "Sofies Welt" hält, sind die Aufsätze eher sperrig und beinhalten viele Zitate aus Originalarbeiten. Zwar hat "Die philosophische Hintertreppe" einen deutlich akademischeren Anspruch als "Sofies Welt", weshalb der direkte Vergleich etwas hinkt, die Leserfreundlichkeit dieses Buches ist aber dennoch ein wenig zu bemängeln.
Die geringe Leserfreundlichkeit wird auch durch Satz und Gestaltung des Buches mitverantwortet, in welchem ebenfalls deutlich wird, dass das Buch schon etwas älter ist. Kaum Absätze, schmucklose Kapitelüberschriften und ein sehr geringer Zeilenabstand sorgen dafür, dass das Büchlein nicht gerade darum bettelt, zur Hand genommen und gelesen zu werden. Eine kurze und prägnante Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte am Kapitelende, Querverweise zu vorherigen Kapiteln und gerne auch die ein oder andere graphische Aufbereitung hätten den Lesekomfort deutlich verbessert. Sehr gut gefällt mir hingegen das Cover, dass - passend zum Thema - Raffaels "Die Schule von Athen" zeigt.
Das Urteil
Ein interessanter Aufstieg in die Loge der großen Philosophen der Menschheitsgeschichte, welchen ich aber aufgrund des prägnanzlosen Plaudertons, der geringen Anschaulichkeit und der nicht gerade leserfreundlichen Aufmachung nur an Philosophie-Begeisterte mit gewissem intellektuellen Anspruch weiterempfehlen kann. Komplette Neueinsteiger können stattdessen zu "Sofies Welt" greifen, bei größerem Vorwissen dürften die Beschreibungen hier zu oberflächlich und lückenhaft sein.
- Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(36)Aktuelle Rezension von: BommerlindaJa, ich bin eine Spätzünderin, bzw. eine Spätleserin.
Fünf Jahre steht die philosophische Reise des Herrn Prechts bereits in meinem Bücherregal, aber ehrlich gesagt, habe ich nie so richtig Lust verspürt, dieses Buch zu lesen, warum auch immer. Das hat sich nun geändert und so schlimm, wie ich es mir zeitweise ausgemalt habe, ist es dann doch nicht zu lesen.
Der Inhalt des Buches gibt auf unterhaltsame Art und Weise Antworten auf Fragen, mit denen sich Philosophen so im Allgemeinen beschäftigen müssen. Hier besitzt Herr Precht die Fähigkeit, manch tiefgreifende Erkenntnis so prägnant auf den Punkt zu bringen, dass viele Philosophen noch etwas lernen können.
Allerdings behandelt Precht vor allem die modernen Philosophen des 19. und 20. Jahrhundert. Wer einen wirklichen Überblick über die wichtigen Philosophen haben möchte, der kommt um andere Bücher nicht drumrum, so wird beispielsweise Sokrates, der Begründer der Philosophie, nur kurz erwähnt.
Übersichtlich und kompakt umfasst jedes Kapitel um die zehn Seiten. Die Sprache ist verständlich, und jedes Thema wird sehr klar dargestellt und fast immer mit einem Beispiel aus dem heutigen Alltag belegt, so dass die Gedanken Prechts sehr anschaulich vermittelt werden.
Der Autor bietet dem Leser einiges, nämlich die drei Pfeiler der Philosophie: die Ethik die Erkenntnistheorie sowie die Metaphysik.
So gesehen ist die philosophische Reise mit Precht zwar unterhaltend und lehrreich, meines Erachtens führt sie aber letztendlich in ein Nirgendwo.
Wer sich allerdings nur für Zusammenhänge aktueller ethischer Fragen interessiert, für den ist dieses Buch sicherlich spannend, aufschlussreich und durchaus lesenswert. - Robert Spaemann
Der letzte Gottesbeweis
(2)Aktuelle Rezension von: erlemirsDie beiden Autoren, Speamann als Lehrer und Schönberger als Schüler behandeln den Stoff duraus unterschiedlich. Der eher geringe Anteil von Spaemanns Text ist sprachlich nicht leicht verständlich erfährt aber durch seinen Schüler Schönberger eine klare Strukturierung und verständliche Sprache, in der er vor allem die Beweisführung von Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin analysiert und auswertet. Der letzte Gottesbeweis als Titel mag für Gläubige gültig sein, für "Ungläubige" wird er immer offen bleiben und unaufhörliches Thema eines nie endenden Prozesses sein. Diese Endgültigkeit erinnert mich an die absolute Unabänderlichkeit des Koran, die nur zur Erstarrung führen kann und jede Entwicklung unmöglich macht. - Burkhard Mojsisch
Kann Gottes Nicht-Sein gedacht werden?
(1)Aktuelle Rezension von: MinervaMeinung: Sehr gute und ausführliche Untersuchung der Streitigkeiten zwischen Anselm von Canterbury und Gaunilo. Dank einer längeren Einleitung sammeln sich schnell die rationalen Thesen Anselms an: d.h. Gott existiert, sein Nicht-Sein kann somit nicht gedacht werden und letztlich ist der "Atheismus" denkunmöglich. Sehr verständlich geschrieben und macht Lust auf den Originaltext. - Mario Livio
Ist Gott ein Mathematiker?
(1)Aktuelle Rezension von: Georg333S. 137: "In seiner Optik erklärte Newton deutlich, er glaube nicht, dass die
Gesetze der Natur allein hinreichten, die Existenz des Universums zu
erklären – Gott sei der Schöpfer und Erhalter all der Atome, die die
kosmische Materie ausmachten: «Mit Hilfe dieser Prinzipien scheinen
nun alle materiellen Dinge aus den erwähnten harten und festen
Theilchen zusammengesetzt und bei der Schöpfung nach dem Plane
eines intelligenten Wesens verschiedentlich angeordnet zu sein; denn
ihm, der sie schuf, ziemte es auch, sie zu ordnen. Und wenn er dies
gethan hat, so ist es unphilosophisch, nach einem anderen Ursprunge der
Welt zu suchen oder zu behaupten, sie sei durch die bloßen Naturgesetze
aus einem Chaos entstanden, wenn sie auch, einmal gebildet, nach
diesem Gesetze lange Zeit fortbestehen kann.» Mit anderen Worten: Für
Newton war Gott (neben anderen Dingen) Mathematiker, und zwar nicht
nur auf dem Papier, sondern im wahrsten Sinne des Wortes – der
Schöpfergott hatte eine physikalische Welt entstehen lassen, die
mathematischen Gesetzen gehorchte.
Dem weit stärker als Newton philosophisch orientierten Descartes war
es immer ein ungeheures Anliegen gewesen, die Existenz Gottes zu
beweisen. Für ihn führte die Straße von der Gewissheit betreffs der
eigenen Existenz («Ich denke, also bin ich») hin zu unserer Fähigkeit, ein
so komplexes Gebilde wie das der objektiven Wissenschaft zu weben,
geradewegs über den Beweis der Unanfechtbarkeit der Existenz eines
vollkommenen Gottes. Dieser Gott, so sein Argument, ist der Urquell
aller Wahrheit und der einzige Garant der Verlässlichkeit menschlicher
Beweisführung. Dieses verdächtig nach einem Zirkelschluss aussehende
Argument (das tatsächlich manchmal als kartesischer Zirkel bezeichnet
wird) wurde schon zu Descartes’ Lebzeiten kritisiert, vor allem von dem
französischen Philosophen, Theologen und Mathematiker Antoine
Arnauld (1612–1694). Arnauld stellte eine Frage, die in ihrer Einfachheit
bestechend ist: Wenn wir Gottes Existenz beweisen müssen, um die
Gültigkeit des menschlichen Denkprozesses zu garantieren, wie können
wir dann diesem Beweis trauen, da er doch selbst ein Produkt des
menschlichen Geistes ist? Zwar unternahm Descartes ein paar
verzweifelte Versuche, der Zirkellogik seiner Argumentation zu
entkommen, doch viele der Philosophen, die ihm dabei folgten, fanden
seine Bemühungen nicht besonders überzeugend. Descartes’
«zusätzlicher Beweis» für die Existenz Gottes war nicht minder
fragwürdig. Er fällt unter die philosophische Kategorie ontologischer
Gottesbeweis. Der Philosoph und Theologe Anselm von Canterbury
(1033–1109) hat im Jahr 1078 diese Art von Beweisführung als Erster
formuliert. Das logische Konstrukt liest sich ungefähr folgendermaßen: Per definitionem ist Gott so vollkommen, dass er das höchste
vorstellbare Wesen («das, worüber nichts Größeres gedacht werden kann») ist. Existierte Gott nicht, wäre es möglich, sich ein noch höheres
Wesen zu denken – eines, das mit allen Vollkommenheiten Gottes ausgestattet ist und neben diesem existiert. Das aber widerspräche der Definition Gottes als höchstem denkbaren Wesen – also muss Gott existieren. Mit den Worten Descartes’: «Sieht man aber genauer zu, so zeigt sich klar, dass die Existenz Gottes ebensowenig von seinem Wesen
trennbar ist wie vom Wesen des Dreiecks die Größe seiner
Winkelsumme, die zwei rechte beträgt, oder von der Vorstellung des
Berges die Vorstellung eines Tals.»
Diese Sorte von logischem Manöver überzeugt viele Philosophen
nicht, und sie halten dem entgegen, dass, um etwas zu beweisen, was in
der physikalischen Welt von Einfluss ist, namentlich etwas so Großes wie
Gott, Logik allein nicht hinreiche.
Befremdlicherweise hat man ausgerechnet Descartes beschuldigt, dem
Atheismus Vorschub zu leisten, und 1667 wurden seine Bücher auf den
Index der verbotenen Bücher gesetzt. Ein einigermaßen bizarrer Schritt
im Lichte des Umstands, dass Descartes stets auf der Existenz Gottes als
höchstem Garanten der Wahrheit bestanden hat.
Die rein philosophischen Fragen einmal beiseitegelassen, ist für unser
gegenwärtiges Anliegen vor allem Descartes’ Überzeugung wichtig, der
zufolge Gott sämtliche «ewigen Wahrheiten» geschaffen hat. In einem
seiner Briefe erklärte er, dass «die mathematischen Wahrheiten, die sie
ewige nennen, von Gott gestiftet worden sind und gänzlich von ihm
abhängen, ebenso wie alles übrige Geschaffene». Descartes’ Gott war also
nicht nur ein Mathematiker, sondern er war der Schöpfer sowohl der
Mathematik als auch einer physikalischen Welt, die sich einzig und
allein auf die Mathematik gründete. Dieser Weltsicht zufolge, die gegen
Ende des 17. Jahrhunderts mehr und mehr an Boden gewann, war der
Mensch eindeutig ein Entdecker der Mathematik, nicht ihr Erfinder.
Wesentlich wichtiger noch: Die Arbeiten von Galilei, Descartes und
Newton haben die Beziehung zwischen der Mathematik und den
Naturwissenschaften in tiefgreifender Weise verändert. Zum einen
bildeten die explosionsartigen Entwicklungen in den Wissenschaften
einen starken Ansporn für mathematische Untersuchungen. Zum Zweiten
wurden durch Newtons Gesetze selbst die abstrakteren mathematischenGebiete wie die Infinitesimalrechnung zur Essenz physikalischer
Erklärungen. Schließlich, und vielleicht am allerwichtigsten, fingen die
Grenzen zwischen der Mathematik und den Naturwissenschaften an, bis
zur Unkenntlichkeit zu verschwimmen, fast bis hin zu einer kompletten
Fusion zwischen mathematischen Einsichten und innovativen Vorstößen
in der Forschung. All diese Entwicklungen ließen ein Maß an
Begeisterung für die Mathematik entstehen, wie man es vielleicht seit
den Tagen der alten Griechen nicht gekannt hatte. Die Mathematiker
hatten das Gefühl, dass die Welt ihnen gehöre, es ihnen obliege, sie zu
erkunden, und es eine unendliche Fülle zu entdecken gab. - Anselm
Anselm, Proslogion
(1)Aktuelle Rezension von: MinervaMeinung: Die Ausgabe von 1961 beinhaltet eine Lateinisch-Deutsche Übersetzung. Dank Vorwort und Einführung wird man systematisch und schnell an den Text heran geführt. Die einzelnen Kapitel sind dank der Stoffgliederung gut nachzuvollziehen und werden im hinteren Appendix erläutert.