Bücher mit dem Tag "apulien"
41 Bücher
- Kirsten Wulf
Aller Anfang ist Apulien
(55)Aktuelle Rezension von: black_snapperMir wurde eine Liebesgeschichte versprochen. Ich habe schöne kitschige herzerfüllende Belletristik erwartet. Stattdessen wird diese Liebesgeschichte mit Geschichten zum Menschenhandel und Schutzgelderpressung gespickt. Och nee. Entweder oder, aber nicht beides, bitte. Die Biografie der Autorin gibt doch Stoff für 3 Bücher her. Warum hat sie also alles in eins gepackt? Dennoch 4 Sterne, weil es sich gut liest. - Joseph Lemark
Vermisst
(9)Aktuelle Rezension von: clairebIn dem Krimi "Vermisst" von Joseph Lemark geht es um das Verschwinden einer Frau in Apulien und die Suche eines Ex-Polizisten nach ihr. Bis zur letzten Seite versucht man das Rätsel um die verschwundene Dottoressa mit dem Protagononisten zu lösen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht, man kann direkt eintauchen und miträtseln. Die Beschreibung der Umgebung, des Essens und das subtile Einfließenlassen von italienischen Worten und Redewendungen holt einen gedanklich nach Italien.
Insgesamt ist es ein wirklich spannender Krimi, der einen nicht loslässt, wenn man einmal angefangen hat.
- Gianrico Carofiglio
In der Brandung
(12)Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-PapeEs ist keine Leiche, kein Verbrechen, kein Bandenkampf, der im Mittelpunkt des neuen Romans des erfolgreichen Kriminalautoren Carofiglio steht. Auch wenn all dieses im Hintergrund mitschwingt. Nicht ein Prozess (von denen Carofiglio des Öfteren bereits einige meisterhaft in seinen Romanen in Szene gesetzt hat) bildet die Handlung des Romans, obwohl ein Carabinieri die Hauptperson ist.
Dieses Mal nutzt Carofiglio seine beruflichen Erfahrungen als Staatsanwalt im Kampf gegen das organisierte Verbrechen, um die Seite eines verdeckten Ermittlers und die Folgen dieses Dienstes für die eigene Person intensiv und dicht darzustellen.
Wie in einem Sog, langsam, aber stetig und mit Kraft, zieht die Geschichte den Leser hinein „in den Kopf“ des Ermittlers Roberto Maria. Nur aus dessen innerer Perspektive wird die Geschichte erzählt, nur in dessen Interpretationen der Welt, Träumen, Handlungen erlebt der Leser den verzweifelten Versuch, sich selbst hinter all den Fassaden und der vorhandenen tiefen, inneren Leere wieder zu finden.
Roberto Maria, der eines Tages von einem jungen Kollegen an seinem Schreibtisch sitzend mit dem Lauf einer gut geölten Waffe im Mund vorgefunden wird. Der schon bald nach Eintritt in den Polizeidienst vor Jahrzehnten festgestellt hat, wie gut er mit Kriminellen kann. Wie leicht diese sich mit ihm befreunden, er deren Vertrauen erwirbt. Und es jedes Mal missbraucht, jedes Mal verrät, jedes Mal nur Material sammelt für eine Razzia, eine Verhaftung, eine Überführung. So oft und so lange, dass er kaum mehr weiß, wer er selber ist. Vor allem nach dem letzten Fall, der ihn die letzten Scherben seines Seins gekostet hat.
Warum?
Das erfährt der Leser erst zum Ende des Romans. Einzelne Etappen, besondere Fälle, das führt Carofiglio durchaus zwischendrin und hier und da näher aus, indem er seinen Protagonisten von seinem Weg in die verdeckte Arbeit erzählen lässt. Bei seinem Therapeuten (der auch nicht nur souverän in sich ruht, wie sich zeigen wird). Das lässt Carofiglio den Leser erleben, als er seinen Roberto Maria eine Frau kennenlernen lässt. Eine Frau, die sich ebenfalls verloren hat. In der Trauer, in der sie nur Kraft findet, weil sie für ihr Kind verantwortlich ist. In einer massiven Trauer um einen Tod.
„Es ist Deine Schuld. Es ist Deine Schuld. Es ist Deine Schuld“, ist Emmas Mantra. Wie der Verlust des Lebens auch Roberto in den Fängen hat. Zwei Ertrinkende, die aneinander vielleicht etwas wie einen Weg finden werden und die Carofiglio so real und nah schildert, das sich der Leser dem kaum entziehen kann.
Nicht auf bewusster Ebene des Verstandes lässt Carofiglio seine Protagonisten nun Wege suchen, viel unterschwelliger ist die Wirkung dessen, was passiert ist und was in den Gesprächen mit dem Therapeuten und dem sanften Kennenlernen von Emma und Roberto stattfinden wird. Kaum wirklich zu benennen und zu fassen ist dieser langsame, schwer tretende Wandel vom „Lauf im Mund“ der ehemaligen „Manguste“ (einem Tier, dass gegen Schlangegift immun ist wie Maria immun war gegen die Enttarnung im Umfeld härtester Krimineller) zu einem langsamen sich öffnen, zu einem „fließen der Gefühle“, die sichtbar aus ihm herausbrechen werden. Aber auch das wird eher still geschehen. Als ganz normale Worte, Ereignisse wieder einen „präziseren“ Sinn erhalten.
„Die Welt bekommt wieder einen Sinn“.
Das ist das Ziel des Weges und der Leser geht jeden Schritt mit, mit der Frage, ob eine „Rückkehr ins Leben“ überhaupt möglich sein wird.
Sprachlich und atmosphärisch dicht, sehr gründlich dargestellt, ohne den Spannungsbogen aus den Augen zu verlieren ist dies ein „leiser“ aber bewegender und intensiv zu erlebender, sehr zu empfehlender Roman. Der von der Verlorenheit im eigenen Leben handelt, das weiter verbreitet ist, als man es sich selbst zugestehen mag.
- Anika Landsteiner
Gehen, um zu bleiben
(41)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerZugegeben, der Titel hat mich gelockt und da ich viel Gutes über das Buch gehört hatte, habe ich es schließlich gelesen und das sehr gerne. Mit einem wundervollen Schreibstil wird ein Reisebericht geschildert, Länder erkundet und Erfahrungen geteilt.
Es handelt vom Mut loszugehen und das kam in den einzelnen Kapiteln wirklich sehr schön rüber.
Einzig beim “Ankommen” hat mir ein wenig Spiritualität gefehlt, den der Titel verspricht. Die Autorin selbst weist im Buch darauf hin, dass es ein Reisebericht ist und er als solcher gelesen werden soll. Schade eigentlich, da ich noch mehr in ihm gesehen hätte.
Das Buch ist trotzdem absolut empfehlenswert und wirklich gut geschrieben!
- Stefanie Gerstenberger
Orangenmond
(44)Aktuelle Rezension von: Engelchen07Georg lebt mit seinem 10 jährigen Sohn Emil alleine. Er ist Witwer. Emils Mutter und seine verstorbene Frau Milena ist gestorben als Emil 5 Jahre alt war. Eines Tages findet Georg heraus, dass Emil nicht sein Sohn sein kann. Die Blutgruppen stimmen nicht überein. Georg wendet sich an Eva, Milena’s Schwester. Beide versuchen herauszufinden wer der Erzeuger von Emil sein kann. Da Milena eine berühmte und sehr attraktive Schauspielerin war, die überall sehr angesehen und beliebt war, ist diese Aktion nicht so einfach. Doch dann ist klar, Eva, Georg, Emil und Georg’s Mutter Helga machen sich auf nach Italien um die Wahrheit herauszufinden.
Ein recht netter Roman, man kommt gut in die Geschichte hinein. Mir persönlich war sie stellenweise etwas zu langatmig, ich hätte mir gewüscht, dass sie evtl. etwas kurzweiliger ist.
Daher nur 3 Punkte.
Das Buchcover finde ich sehr ansprechend. Gefällt mir sehr gut und macht viel Lust auf Urlaub.
- Emily Bold
Der Duft von Pinienkernen
(72)Aktuelle Rezension von: elycalxaGreta und Katrin sind beste Freundin, Familie und Freunde kennen sie nur im Doppelpack. Sie leben zusammen und betreiben zusammen in München eine Nudelbar. Und genau diese innige Freundschaft wird den beiden zum Verhängnis. Die beiden haben nämlich auch den gleichen Männergeschmack. Katrins Freund nutzt diese Gelegenheit aus und treibt einen Keil zwischen die beiden Freundinnen.
Greta bekommt ein Angebot, ein mediterranes Kochbuch zu schreiben, dafür reist sie durch Italien um Inspirationen für ihre Rezepte zu sammeln.
Das Buch stand schon länger auf meiner Wunschliste und ist mir eigentlich nur durch das Cover ins Auge gestochen. Das Cover finde ich sehr stimmig und passend zu der Geschichte.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und sich sehr gut lesen lassen. Mann wollte immer wissen wie es Greta in Italien ergeht und was mit ihr und Katrin passiert.
Die Charaktere sind mir sehr sympathisch und authentisch erschienen. Greta tat mir sehr leid, dass Katrin anfangs gar keinen Kontakt mehr zu ihrer Freundin wollte.
Ein absolut gelungenes Buch und einer nötigen Tiefe.
- Gianrico Carofiglio
Reise in die Nacht
(84)Aktuelle Rezension von: JosseleDer Roman ist der Auftakt einer Reihe um den Anwalt Guido Guerrieri in Bari und ist 2002 im Original erschienen. Der als Strafverteidiger tätige Avvocato Guido Guerrrieri ist soeben von seiner Frau Sara verlassen worden, was ihn in eine veritable Lebenskrise stürzt. In dieser Situation übernimmt er auch noch einen aussichtslos erscheinenden Fall: der Senegalese Abdou Thiam wird angeklagt, einen neunjährigen Jungen entführt und getötet zu haben.
Der Avvocato erzählt in der Ich-Form und er erzählt neben dem eigentlichen Fall viele Anekdoten aus seinem Berufs- und Liebesleben. Das wirkt jedoch leider oftmals wie eine Aufzählung und verbindet sich mit der Hauptgeschichte nicht zu einem harmonischen Ganzen. Das bessert sich jedoch nach ungefähr der Hälfte des Buchs und die Geschichte wird dann fokussierter und stringenter erzählt, auch wenn auch da wieder eine Verflossene auftaucht, deren Bedeutung sich nicht so richtig erschließt.
Rechtsanwalt Guido Guerrieri ist eine sympathische Figur mit Fehlern und Selbstzweifeln, kein strahlender Held, dem alles gelingt.
Juristische Fachtermini wie z.B. der Unterschied zwischen einem Schnellverfahren und einem normalen Schwurgerichtsverfahren werden laienverständlich erklärt. Beeindruckend beschrieben ist auch das Schlussplädoyer des Strafverteidigers. Überhaupt ist dem Roman anzumerken, dass der Autor sich mit dem Rechtswesen in der Praxis auskennt. Drei Sterne.
- Christoph Poschenrieder
Das Sandkorn
(33)Aktuelle Rezension von: pardenDAS DRITTE GESCHLECHT...
Jacob Tolmeyn begegnet dem Leser das erste Mal am 06. Juni 1915, als er, immer wieder innehaltend, durch die Straßen Berlins streift und dabei eine ganze Anzahl kleiner Säckchen Sand ausleert, Worte dazu murmelnd. Ein Verhalten, das nicht lange unbeachtet bleibt; bald schon folgt ihm ein ganzer Trupp Neugieriger, die sein Treiben gespannt beobachten. Grund genug, um einen Polizisten in den unruhigen Zeiten des Ersten Weltkriegs misstrauisch werden zu lassen. Und so wird der junge Mann verhaftet und aufs Polizeirevier gebracht. Kommissar Treptow übernimmt das Verhör Tolmeyns, das fortan als Rahmenhandlung zu einer ganz anderen Geschichte dient, die im Verlaufe der Befragung zutage tritt: der Rückblende in das Jahr 1914, kurz vor und nach Ausbruch des Krieges.
Der Leser begleitet den Kunsthistoriker Jacob Tolmeyn nach Rom, genauer ins dortige Königlich Preußische Historische Institut, wo er alte Dokumente sichten und auswerten muss. Es überrascht ihn, als er plötzlich den Auftrag erhält, nach Südiatlien zu reisen, um der anstehenden Räumung der Krypta des Doms zu Andria beizuwohnen, wo die Gräber der Gemahlinnen von Friedrich II. vermutet werden, von Federico secondo, dem Stauferkaiser. Im Autrag von Wilhelm II., des letzten Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, ergeben sich im Anschluss noch weitere Forschungsreisen nach Südiatalien, die Jacob Tolmeyn in Begleitung seines Schweizer Kollgen Beat Imboden absolviert.
" °Matera (...) it eine alte malrische Bergstadt von 17081 Einwohnern.° - 'Herrgott noch mal', sagt er, 'wenn es der verdammte Baedeker doch wengistens einmal richtig hinbekäme. M a l e r i s c h? Nur wenn einer wie Hieronymus Bosch malt." (S. 307)
Unter der apulischen Sonne, bei der Vermessung der staufischen Kastelle, stoßen sie auf Legenden und Vermutungen, viel Sand und Staub, eine große Hitze, primitive Unterkünfte, Landadel, Armut und eine Vielzahl steinerner Zeichen einstiger Macht, angenagt vom Zahn der Zeit, überlagert von Bautätigkeiten späterer Erpochen. Bei der letzten Forschungsreise wird den beiden Kunsthistorikern zudem eine Begeleitung aus dem italienischen Kriegspresseamt mitgeschickt, eine junge Frau zu ihrer Überraschung, Letizia. Jeder der drei hat jedoch seine ganz eigenen Themen, die im Verlaufe der Erzählung immer deutlicher zutage treten - alle sind auf ihre Art auf der Suche nach einem Leben, das nicht von Vorurteilen bestimmt ist..
"Die beiden anderen können gut miteinander. Das sieht sogar Tolmeyn (...) Die Drei ist doch eine vermaledeite Zahl, denkt er, vor allem die Zwei in der Drei, die die einsame Eins macht." (S. 319)
Die 'einsame Eins' in dieser Rechnung ist er selbst, Tolmeyn, der eifersüchtig reagiert darauf, dass sich sein Kollege Beat so gut mit Letizia versteht. Doch versucht er unbedingt, diese Eifersucht zu verbergen, denn nicht Letizia ist es, an der er heimlich selbst Interesse hat, sondern Beat, sein männlicher Kollege. Homosexualität - in Deutschland zu dieser Zeit streng verboten und per Paragraph 175 auch gesetzlich unter Strafe gestellt. Der Hauptgrund, weshalb Tolmeyn eine gutdotierte Stellung in Berlin aufgab und nach Rom ging, aus Furcht, erpressbar zu sein, als 'Freundling' oder Anhänger des 'Dritten Geschlechts' geoutet zu werden. Ein Leben und Lieben in Verborgenen, immer in der Furcht vor der Entdeckung. Und nun sitzt er in einem Berliner Verhörraum und läuft Gefahr, dass sein gut gehütetes Geheimnis gelüftet wird.
Kaleidoskopartig erzählt der Autor scheinbar von leichter Hand geschrieben - und doch ist jedes einzelne Wort wohlgesetzt - von Geschehnissen kurz vor Beginn sowie kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Eine Vielfalt von Themen steht hier gleichberechtigt nebeneinander, man bekommt ein eindringliches Bild vermittelt von den Zuständen zu dieser Zeit. Poschenrieder gelingt es, einen historischen Roman, einen Kriminalroman, einen Roman über gesellschaftliche (In-)Toleranz, aber auch über die Liebe zu schreiben und bei all dem auch eine (Anti-)Kriegsgeschichte zu erzählen. Selbst nahezu beiläufig Erzähltes entwickelt sich hier zu einem interessanten Thema, wie z.B. der kleine Einblick in die Geschichte der Fotografie. Dabei wirkt das Buch keineswegs überfrachtet, die Elemente und Zeitebenen greifen gekonnt und passend ineinander wie das feingewirkte Innenleben einer komplexen Uhr - und der Schreibstil ist so leicht wie passend, authentisch zum gewählten Zeitalter, und dabei kein bisschen übertrieben.
Ein vielschichtiger, spannender, anspruchsvoller Roman mit einem erzählerischen Sog von der ersten Seite an bis zum überraschenden Ende, ein fein geknüpfter Webteppich aus Geschichte und Geschichten voller schöner Bilder, dabei auch ein unaufdringlicher Appell zu mehr Menschlichkeit und Toleranz. Mit diesem Roman hat mich Christoph Poschenrieder sehr beeindruckt, und sicher wird es noch weitere Bücher von ihm geben, die den Weg zu mir finden.
Von mir eine ganz eindeutige Leseempfehlung!
© Parden - Paolo Giordano
Den Himmel stürmen
(25)Aktuelle Rezension von: PycoWir begleiten 4 junge Menschen auf dem Weg zur Selbstbestimmung, Erwachsenwerden und der Selbstverwirklichung. Das "Was wäre, wenn" Szenario einer Ferienromanze bildet den Grundstein, der Beginn einer Lebensreise aufgebaut auf den Idealen der Jugend und dem Rhythmus der Natur. 20 Jahre vergehen von Beginn bis Ende des Buches. 20 Jahre voller Freundschaft, Liebe zum Leben, Leidenschaft, Hoffnung, Schmerz und Veränderung. Eine Hommage an ein Leben in gedanklicher Freiheit, an ein Leben für die Natur, an die Macht der Entscheidungen die wir treffen und deren unvermeidbaren Folgen.
- Kirsten Wulf
Vino mortale
(7)Aktuelle Rezension von: serendipity3012Mord im Weinkeller
Die Deutsch-Italienerin Elena von Eschenbach ist gerade aus Deutschland zurückgekommen nach Süditalien, wo sie nach ihrer gescheiterten Ehe mit ihrem Sohn Ben bei ihrem Onkel Gigi lebt. Da erreicht sie ein Anruf von Commissario Cozzoli: Nach einer Weinprobe, bei der Gigi anwesend war, wurde der Weinkritiker Georges Lille tot aufgefunden. Gigi gehört zum Kreis der Verdächtigen. Cozzoli will seinem Freund helfen und Elena kann es nicht lassen und ermittelt auf eigene Faust – zum Ärger des Kommissars. Außerdem wird ein junger Journalist tot aufgefunden: Auf den ersten Blick sieht alles nach Selbstmord aus. Oder gab es jemanden, der Interesse an seinem Tod haben könnte? Und gibt es zwischen ihm und dem Mord bei der Weinprobe einen Zusammenhang?
„Vino Mortale“ ist der zweite Band einer Krimireihe, die in Apulien spielt (Ein weiterer Roman, der zeitlich noch vorher ansetzt, hat keine Kriminalhandlung). Man sollte wissen, was einen bei Kirsten Wulf erwartet, um nicht enttäuscht zu werden. Das Tempo der Geschichte ist eher gemächlich, so, als hätte die Autorin sich dem heißen süditalienischen Sommer anpassen wollen: Man ist gezwungen, langsam zu machen. Diesmal steht das Privatleben der Protagonisten etwas weniger im Vordergrund als im ersten Teil „Tanz der Tarantel“, dennoch wird ihm auch hier Raum gegeben. Das muss man mögen. Für die italienischen Einsprengsel im Text gilt das ebenso. Man muss die Sprache nicht beherrschen, um sie zu verstehen, zumal sie meist direkt im Anschluss erklärt bzw. übersetzt werden. Mir gefallen sie gut, da sie zu einer authentischen Atmosphäre beitragen.
In „Vino Mortale“ gibt es kaum nervenaufreibende Spannung, sondern viele Dialoge, es geht immer wieder um die Beziehungen der Protagonisten untereinander, vor allem natürlich derer, die verdächtig sind. Nach und nach wird klar, dass es sich hier womöglich nicht bloß um Mord aus „niederen Motiven“ handelt, sondern dass es eventuell um viel mehr geht.
Kirsten Wulf schreibt einen leichten, angenehmen Stil. Ihre liebenswerten Protagonisten, das italienische Flair, die interessanten Informationen zum Wein (vielleicht etwas zu gehäuft) machen „Vino Mortale“ zu einem Buch, das hält, was es verspricht: gute Krimiunterhaltung. - Katherine Webb
Italienische Nächte
(91)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerIch hatte eine sommerliche, leichte Liebesgeschichte erwartet. Gelesen habe ich jedoch eine sehr detaillierte Darstellung der süditalienischen Arbeiterklasse zwischen den Weltkriegen. Das alles wird verpackt in eine ziemlich spannende Geschichte um die junge und verheiratete Clare, die sich leidenschaftlich in einen kämpferischen jungen Italiener verliebt. Die Autorin schreibt sehr anschaulich, man merkt, dass sie Historikerin ist und folgt ihrer Darstellung der einzelnen Tage im tiefsten, von großer Armut geprägten Süditalien, gerne. Die Darstellung der Charaktere sind jedoch teilweise sehr hölzern und zum Schluss wartet das Buch mit einer sehr abstrusen Geschichte auf, wie um es unbedingt zu Ende zu bringen. Das fand ich persönlich sehr schade, denn trotz der unvermuteten Ernsthaftigkeit habe ich es gerne gelesen, bleibe jedoch zum Schuss etwas verärgert ob der unpassenden Auflösung zurück.
- Gianrico Carofiglio
In ihrer dunkelsten Stunde
(32)Aktuelle Rezension von: JosseleDas Original dieses vierten Bandes mit den Erlebnissen des Strafverteidigers Guido Guerrieri erschien 2010 unter dem Titel „Le perfezioni provvisorie“. Einmal mehr ist mir der deutsche Titel ein Rätsel und es wäre besser gewesen, den italienischen Titel einfach zu übersetzen. Mehr aus Gefälligkeit sieht sich Guido Guerrieri die Akte einer seit einem halben Jahr verschwundenen Studentin an, um nach Anhaltspunkten zu suchen, denen man noch nachgehen könnte, bevor der Fall zu den Akten wandert. Nach Durchsicht der Akte entschließt er sich, einen Versuch zu unternehmen, zur Klärung des Falls beizutragen. Guido Guerrieri arbeitet diesmal also als Detektiv.
Sehr systematisch und klar geht der Anwalt vor und so wird die Geschichte auch erzählt, eins nach dem anderen, sehr ruhig, so dass keinerlei Gefahr besteht, dass der Leser den Faden verlieren könnte. Dennoch ist der Roman nicht frei von grob unlogischen Sachverhalten, so z.B. hier: „Sie schrieb, dass sie mit Nicoletta gesprochen und sich mit ihr für den folgenden Nachmittag verabredet hatte. Das bedeutete, dass ich keinen Hin- und Rückflug für denselben Tag nehmen konnte…“ (Goldmann Tb, 6. Aufl. Mai 2013, S. 177) Wieso sollte das nicht möglich sein, wenn der Flug etwas mehr als eine Stunde dauert und es mehrere Hin- und Rückflüge pro Tag gibt? Ganz ehrlich, solche Schludrigkeiten nerven mich und leider ist es nicht die einzige.
Gegenüber den Vorgängerbänden ist es dem Autor für meinen Geschmack besser gelungen, die Teile über das Privatleben des Autors oder Ausflüge in Nebenaspekte des Romans besser in die Haupthandlung zu integrieren. Und wie Anwalt Guido Guerrieri auch diesmal wieder den weiblichen Reizen nicht ausweichen kann, ist deutlich weniger plump und dafür humorvoller dargestellt als im Band „Das Gesetz der Ehre“.
Eine feine Ironie durchzieht den ganzen Text, die durchaus auch vor derbem schwarzem Humor nicht zurückschreckt: „Derselben Musik, die die Amerikaner in Guantanamo einsetzten, um Geständnisse aus hartgesottenen Al-Quaida-Kämpfern herauszupressen.“ (ebd., S. 178)
Die Literatur ist wohl ein Steckenpferd des Autors. In regelmäßigen Abständen erwähnt er literarische Werke, deren Autoren und Protagonisten. Nicht anders verhält es sich mit Kinofilmen und der Musik.
Wären nicht diese ärgerlichen logischen Fehler, wäre mehr drin gewesen. Drei Sterne.
- Gianrico Carofiglio
Die Illusion der Weisheit
(4)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerKurzgeschichten aus dem Krimigenre, bzw. mit Krimielementen, zusammengefasst zu einem Band. Mal mysteriös, mal grausam, ab und zu sogar heiter, führt Carofiglio durch die Welt seiner Prosa. Oft an der Seite der Ordenshüter, doch ab und zu auch dem Gesetzesbrecher über die Schulter schauend.
Schwer ist es, das Rezensieren von Büchern, die weder schlecht noch besonders beeindruckend waren. Dieser Erzählband gehört leider dazu und stellt mich so vor eine besondere Herausforderung. Denn eigentlich waren die Geschichten ganz eingängig, manchmal sogar spannend, weder zu kurz noch zu langatmig, in der Regel mit ein paar Krimielementen oder einer Hauptfigur bei der Polizei. Insofern bleibt der Autor seinem Genre treu und wer ihn schon vor diesem Buch kennen lernte, der dürfte sich darin gleich wie zu Hause fühlen.
Mich als Krimiunlustige konnte Carofiglio mit seinen Geschichten allerdings nicht aus dem Lesesessel hauen. Denn als Kurzgeschichten-Profi habe ich, um ehrlich zu sein, schon besseres, künstlerisch versierteres gelesen. Man merkt, wenn man sich damit auskennt zumindest, dass die Spannung in der Kürze nicht unbedingt zu Carofiglios Spezialgebieten zählt, diese Geschichten sich vielleicht über die Jahre angesammelt haben und der Verleger meinte man könne ja noch etwas Geld damit verdienen und so erscheint dann ein solcher Band. Vielleicht tue ich dem verkannten Kurzprosa Aficionado Carofiglio damit auch Unrecht, aber so lesen sich diese Geschichten nun mal, so als wären sie ganz ohne Ehrgeiz, mal so nebenbei verfasst worden.
Demnach würde ich Lesern, die sich vor allem für den Kurgeschichten Aspekt dieses Bands interessieren, an dieser Stelle lieber artverwandte Werke empfehlen. Wer allerdings bei dem Namen Gianrico Carofiglio in einen krimiinduzierten Rauschzustand verfällt, der darf hier zugreifen, schwelgen und schwärmen. Denn auch wenn ich noch keine weiteren Bücher des Autors gelesen haben, nehme ich einfach mal an, dass er mit diesem Band seinem Gesamtwerk gerecht wird und so keinen seiner Stammleser enttäuschen dürfte, wobei ich wohl nie zur Gruppe dieser gehören werde.
Ein Erzählband für Freunde des Autors und Krimileser im Allgemeinen, die sich nach ein bisschen Genreprosa für zwischendurch, bzw. unterwegs sehnen.
- Ulf Schiewe
Das Schwert des Normannen
(68)Aktuelle Rezension von: Isar-12"Das Schwert des Normannen" ist der erste Band der Normannen-Saga von Ulf Schiewe. Wir begleiten dabei den jungen Gilbert. Als Kind geraubt, wächst er in der Familie der Hautevilles auf. Dort wird er wie zum Bruder und letztendlich zieht er auch an der Seite seiner Brüder Richtung Süden. Denn einer, Robert Guiscard, wählt ihn zu seinem Schildknappen. Vor Ort in Italien ziehen diese als Raubritter durch die Lande, aber immer mehr festigen sie dort ihr Dasein. Als es nach Drogos Ermordung, der älterste der Brüder und zugleich Fürst, zur entscheidenden Schlacht von Civitate mit den Alemannen und dem päpstlichen Heer kommt, tritt ein entscheidender Wendepunkt für die Normannen in Süditalien ein. Ulf Schiewe beschreibt in diesem Roman zu Beginn des elften Jahrhunderts die bewaffneten Konflikte. Süditalien war zu dieser Zeit ein reiches Gebiet, daher sowohl für die Byzantiner, Lombarden als auch die Normannen ein Terrain zur Bereicherung. Mit den Brüdern Onfroi und Robert Guiscard begann dabei eine neue Phase der Landnahme. Die Geschichte des jungen Gilbert ist dabei vom Autor gut eingebettet. Einzig etwas unverständlich, warum er als Kind geraubt dann später den Hautevilles so treu ergeben ist. Nichtsdestotrotz ist dieser Auftaktband ein guter historischer Roman. Zwar teilweise mit kleinen Längen, aber Richtung Finale immer mehr spannend zugleich. Der leider mittlerweile im Frühjahr 2023 verstorbene Autor hat hier einen guten Einstieg in die Normannensaga hinterlassen und ich freue mich schon bald die weiteren Bände zu lesen.
- Tara Haigh
Die Wiege der Hoffnung
(69)Aktuelle Rezension von: Manu8977Dieses Buch von Tara Haigh ist genauso großartig geworden, wie auch schon die anderen Bücher von ihr.
Es geht um eine starke Frau, viel Gefühl, Mut, Kraft, Hoffnung und Liebe.
Luise ist Schon eine ganz besondere junge Frau, die nie die Hoffnung aufgibt und kämpft bis zum Schluss. Dieses Buch ist gleichzeitig ein Einblick in die Geschehnisse unter Hitler. Diese Story ist mit soviel Liebe und geschichtlichen Hintergrund geschrieben, dass man beim Lesen automatisch in die Geschichte eintaucht.
Daumen hoch!
Unbedingt Lesen - Rudolf Pörtner
Die Wikinger-Saga
(5)Aktuelle Rezension von: HEIDIZ"Die Winkingersaga" ist ein Buch aus dem Hause des Nikol-Verlages. Rudolf Pörtner beschreibt darin die Wkingerzeit auf eine Art, wie man sie versteht, lebendig, authentisch und real. Er stützt sich auf historische Forschungen und auf archäologische und zeichnet im Buch gut und flüssig informativ zu lesen das Leben der Nordmänner und deren Wirken. Abenteuer und Raubzüge werden thematisiert und die gesellschaftlichen und moralischen Strukturen beschrieben - alles wird zusammen in den Blick genommen. Die Rituale werden beschrieben, wie z. B. das Totenritual und die Religion der Wikinger. Außerdem werden die Handwerkskunst beschrieben, wie die Kunstschmiedearbeiten, Bildschnitzereien und natürlich die Schiffsbaukunst.
Das Buch ist in 5 Abschnitte gegliedert:
1. Das Fanal
2. Das historische Panorama
3. Die wikingische Gesellschaft
4. Die geistige Szene
5. Die Grundelemente des Lebens
6. Der Handel
7. Das Finale
Es folgen die Quellen, das Literaturverzeichnis sowie touristische Hinweise mit einem Plan einer möglichen Reise zu den Wikingern sowie eine Zeittafel.
Leseprobe:
========Auf der Karte erscheinen diese Hafensiedlungen entweder als Einstraßenanlagen oder als Halbkreisstädte. Welche Bedingungen den einen, welche den anderen Typ entstehen ließen, ist ein bisher ungelöstes Problem. ...
Die Texte sind so geschrieben, dass man sie flüssig lesen kann. Sie sind informativ. Man ist, wenn man das Buch gelesen hat, rundherum informiert. Mir hat die Lektüre sehr viel gegeben. Das Wissen wird gut zu lesen verständlich vermittelt und die Fakten sind topp recherchiert. 100 von 100 Punkten. Super - rundherum gelungene Publikation.
- Gianrico Carofiglio
Eine Nacht in Bari
(9)Aktuelle Rezension von: tedescaGiampiero, Paolo und der Ich-Erzähler, von dem wir annehmen dürfen, dass es sich tatsächlich um den Autor handelt, treffen sich nach vielen Jahren wieder, um einen Abend lang einen drauf zu machen. Und zwar in ihrer gemeinsamen Heimatstadt Bari, so wie die ehemals besten Freunde auch in den 80ern die Szene dort unsicher gemacht haben. Den Auftakt der Sause bildet ein fulminantes Abendessen, bei dem sich eigentlich keiner so richtig wohl fühlt. Bei der Beschreibung der Leckereien, die da auf den Tisch kommen, läuft allerdings dem Leser auf jeden Fall das Wasser im Mund zusammen! Auf der nächtlichen Fahrt durch die Straßen der Stadt, die sich im Laufe der Jahrzehnte massiv verändert hat, werden Kindheits- und Jugenderinnerungen wach, aber auch alte Aggressionen keimen wieder auf. Und genauso, wie die Fassaden der Stadt abgebröckelt sind, stürzen auch mit der Zeit die Schutzwälle der drei Männer ein, lassen uns hinter die nach aussen hin so glanzvolle Kulisse jedes einzelnen blicken. Carofiglio zeigt uns die zwei Gesichter einer Stadt mit der nächtlich verwaisten Altstadt, dem Glanz der aktuellen Lokalszene, der zerbröckelten Eleganz der Vergangenheit, der Armut der vielen afrikanischen Einwanderer, der Luxuseinkaufsmeile und der Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen, die keine Zukunftsperspektive haben. Der Autor zeichnet ein liebevolles Bild seiner Heimatstadt mit ihren hellen und dunklen Seiten, genauso lässt er uns an seiner Vergangenheit teilhaben und seinen Zweifeln und Ängsten, die ihn im Alter von rund 50 Jahren beherrschen. Ein beeindruckender und berührender Ausschnitt aus Carofiglios Biografie, ein buntes Bild der Stadt Bari - ein Muss für Freunde guter (italienischer) Literatur! - Ernest van der Kwast
Fünf Viertelstunden bis zum Meer
(109)Aktuelle Rezension von: janathEzio und Giovanna lernen sich im Sommer 1945 am Strand in Apulien kennen, wo diese – noch vor der Erfindung des Bikinis – in einem Zweiteiler aus dem Meer auftaucht. Eine wilde Romanze entbrennt, die Ezio dazu veranlasst, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Doch Giovanna möchte lieber frei sein. Mit gebrochenem Herz zieht Ezio in den Norden Italiens und versucht sie zu vergessen, bis 60 Jahre später ein Brief von ihr eintrifft.
Ich kann sowohl das Buch mit nur rund 110 Seiten als auch das von Philipp Schepmann gelesene Hörbuch empfehlen.
- Joseph Lemark
In der Fremde
(14)Aktuelle Rezension von: haberlei„In der Fremde“ von Joseph Lemark ist der vierte Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger, den es im Ruhestand nach Italien verschlagen hat.
Worum geht es?
Vierziger hat sich in Apulien, in der Nähe von Bari, niedergelassen, in einem kleinen Häuschen, lebt zurückgezogen, genießt das italienische Leben, die kulinarischen Köstlichkeiten des Landes, die Ruhe und Beschaulichkeit. Bis sich eines Tages ein schwer verletzter Afrikaner zu ihm flüchtet. Je mehr sich Vierziger mit dem Flüchtlingslager, aus dem dieser kommt, befasst, desto mehr wird er als Störfaktor seitens der dortigen Mafia empfunden. Und die ist ein gefährlicher und mächtiger Gegner.Mir war Vierziger schon vertraut - aus Band 3 „Kollateralschaden“, seinem letzten Fall vor seiner Pensionierung. Der Roman ist problemlos ohne Kenntnis der Vorgeschichten verständlich; soweit es erforderlich erscheint, gibt es kurze erklärende Hinweise auf frühere Ereignisse.
Der Schreibstil ist flüssig. Die detaillierten Landschaftsbeschreibungen, Stimmungsbilder sowie das Miterleben von Vierzigers Alltag vermitteln das italienische Ambiente sehr anschaulich, auch das Einstreuen italienischer Wortbrocken trägt hierzu maßgeblich bei. Letzteres schätze ich an und für sich sehr, doch war es mir des Guten fast zu viel. Das häufige Blättern zum Glossar störte meinen Lesefluss schon etwas. Die Kapitel sind angenehm kurz, lediglich durchnummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung des 2021 erschienen Romans spielt in der Gegenwart, Corona bleibt unerwähnt.
Auf den ersten Blick scheint alles klar umrissen, Vierzigers Alltag ist überschaubar, Routine. Doch je mehr er nachforscht, desto komplexer entpuppt sich die Handlung, offenbart sich das weit gefächerte Spektrum an Kriminalität in Italien, das Netzwerk der Mafia, deren Machenschaften Drogen- und Menschenhandel, Schutzgelderpressung u.v.a.m. umfassen. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, Perspektivenwechsel zu den Tätern, zu den brutalen Verbrechen, beleben die Handlung, bieten Stoff zum Miträtseln. Vierziger bewegt sich auf gefährlichem Terrain. Seine Recherchen sind riskant, Zwischenfälle mit drastischen Folgen sind unausweichlich, aber sie führen auch zum Ziel, zur Lösung aller letztlich irgendwie zusammenhängenden Fälle. Mit Überraschungseffekt.
Es ist der Charakter von Josef Vierziger, der für mich diese Reihe so sympathisch macht. Er wirkt so menschlich, geerdet, hilfsbereit und vom Drang, das Böse, wenn schon nicht auszurotten, so wenigstens einzubremsen, beseelt. Ohne Rücksicht auf sich selbst. Einmal Polizist, immer Polizist. Er kann über Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Illegales nicht hinwegsehen, als ging es ihn das nichts an. Er ist kein Superheld, aber ein routinierter Ermittler. Vielleicht ein wenig zu risikobereit, fast leichtsinnig in seinen Aktionen. Er verfügt über eine gewissen Anziehungskraft auf Frauen, ist aber kein Draufgänger, eher ein Romantiker. Noch dazu kann er ausgezeichnet kochen, da würde man gerne mit am Tisch sitzen. Auf jeden Fall macht das Lesen dieses Buches Appetit. Die übrigen Personen sind ebenfalls gut vorstellbar gezeichnet.
Mir hat dieser kriminelle Ausflug ins Bella Italia sehr gut gefallen. Joseph Lemark zeigt Italien von einer Seite, mit der man als bloßer Urlauber nicht konfrontiert wird. Auch wenn die dunkle Seite im Roman vorzuherrschen scheint, spürt man – betrachtet man Land und Leute mit den Augen Josef Vierzigers - die Schönheit Italiens und eine gewisse Leichtigkeit des Seins. Man bekommt Sehnsucht nach Sonne, Sand und Meer. Ich fand das gut ausgewogen. Ich freue mich schon auf Vierzigers nächsten Fall: Band 5 „Vermisst“.
- Sabrina Grementieri
Eine Liebe in Apulien
(88)Aktuelle Rezension von: Hazelmaus101Apulien ist eine Region im Süden Italiens und in diesem Buch so wundervoll dargestellt, dass ich sofort den Drang verspürte hinzufahren. Man spürt direkt beim Lesen, wie die Sonne die Haut wärmt und die mediterranen Gerüche die Sinne anregen. Die Handlung ist kurzweilig und spannend bis zum Schluss: Wird Adeles Enkelin ihr Erbe annehmen und der Masseria zu neuem Glanz verhelfen? Oder sind die ihr in den Weg gelegten Hindernisse doch zu groß? Wird sie Glück in der Liebe haben oder mit gebrochenem Herzen nach Norditalien zurück kehren?
Ich fand das Buch war die perfekte Sommerlektüre: Kurzweilig, romantisch und mit ganz viel Italienflair.
- Dagmar Trodler
Die Totenfrau des Herzogs
(14)Aktuelle Rezension von: mabuereleHerzog Robert Guiscard, Normanne aus dem Hause Hauteville und Herrscher über die Provinzen Apulien und Sizilien, liegt im Sterben. Er, den man den Schrecken der Welt nannte, war auf den Weg nach Konstantinopel erkrankt. Nun reist seine Gattin Sicaildis auf die Insel Kephalonia, um Abschied von ihrem Mann zu nehmen. Sie zwingt die Heilerin Ima von Lindisfarne an dem überhasteten Aufbruch teilzunehmen. Das bisherige Leben Imas wird in dem Roman „Die Rose von Salerno“ erzählt. Der Ritter Gèrard de Hauteville folgt der Reisegesellschaft. Er liebt Ima, ist aber gesellschaftlich weit unter ihren Stand… Das Buch erzählt die Geschichte der Heimkehr des toten Herzogs. Eingebunden sind die Erlebnisse der Ima von Lindisfarne. Es lässt sich gut lesen, ist aber stellenweise etwas langatmig. Allerdings zeichnet das Buch exakte historische Recherche und eine genaue Beschreibung der Zustände der damaligen Zeit aus. Mit Sicaildis und Ima stehen sich zwei starke Frauen gegenüber. Das macht die Schwäche des zukünftigen Herrschers Roger Borsa umso augenfälliger. Die Zustände im Lager, gekennzeichnet durch Hunger und Krankheit, lassen jeden Kampf zu einer Farce werden. Trotzdem ist es Robert immer wieder gelungen, sein Heer für neue Kriegszüge zu begeistern. Diese Gabe hat sein Sohn nicht. Er verdankt seine Macht einer geschickt eingefädelten Intrige und dem Auftreten seiner Mutter. Die Autorin macht deutlich, was der Krieg für die einheimische Bevölkerung bedeutete und wie er zu einer Verrohung der Sitten führte. Eingebunden in das historische Geschehen ist die Liebesgeschichte zwischen Ima und Gèrard. Wer allerdings eine normale Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Das Heft des Handelns liegt bei Ima, die eine starke und selbstständige Frau ist und entsprechende Ansprüche an einen Mann stellt. Sehr gut dargestellt fand ich die Begegnung von Ima mit Kriegern aus der Heimat ihres Vaters. Da zeigte sich ihre innere Zerrissenheit. Eigentlich möchte sie sich von den Mythen ihrer Herkunft lösen, andererseits nutzt sie ihre Fähigkeiten im entscheidenden Augenblick. Etwas störend fand ich, dass im Text die Gebete der Mönche in lateinischer Sprache eingebunden waren. Hier hätte ich mir die deutsche Übersetzung gewünscht, um nicht jedes Mal nachschlagen zu müssen. Gleiches gilt für die verwendeten Zitate in nordischer Sprache. Gut gefallen hat mir dagegen, dass jedes Kapitel mit einem passenden Zitat eingeleitet wurde. Die kurze Inhaltsangabe auf der hinteren Umschlagseite gaukelt einen Zusammenhang vor, der so nicht gegeben ist. Hier wird die Intrige auf Ima und Gèrard bezogen. Dem ist nicht so. Sie hatte historische Dimensionen. - Kirsten Wulf
Tanz der Tarantel
(36)Aktuelle Rezension von: Bavaria123Die Geschichte
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Elena von Eschenburg lebt nach ihrer Trennung seit kurzem mit Sohn Ben bei ihrem Onkel Gigi in Apulien. In den heißen Sommermonaten lernt sie die Tradition der “Pizzica”-Musik kennen, die ehemals hypothetisch die Wirkung hatte, besessene Frauen (die sog. “tarantate”) zu heilen, die von einer Tarantel gebissen wurden und deshalb unter einer Art Fluch oder Wahn zu leiden schienen.
Elena lernt Nicola kennen, der sich ganz dieser Musik verschrieben hat. Sie begleitet den Mann und seine bunte Truppe einige Tage lang, um Material und Fotos für eine Berichterstattung zu sammeln.
Es beginnt ein bedeutendes Fest zu Ehren der alten Bräuche und der Auftritt von Nicola und seinem Team wird einer der Höhepunkte sein.
Am Morgen des dritten Festtages erhält Elena frühzeitig eine rätselhafte SMS von Nicola, der sie in einer kleinen Kapelle sehen will. Sie nimmt ihre Kamera und fährt trotz einiger Ängste zum Treffpunkt. Doch dort trifft sie nur noch Nicolas Leiche an.
Kommissar Cozzoli ist indessen noch in Mailand, um seine Aussagen bei einem Mafia-Prozess zu machen. Während seiner Abwesenheit beginnt Elena auf eigene Faust mit den Ermittlungen…
Meine Meinung
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Beim Anblick des Buches in meinen Händen habe ich mich erstmal gefreut. Was für ein verlockendes Cover. Hier aus dem Fenster geschaut und nur graue Wolken, Regen und Wind gesehen und dann ein traumhaftes Blau und eine interessante Kulisse auf dem Buch. So kann Sommerlektüre aussehen. Das hat mir dann sehr schnell Lust zum Losblättern gemacht.
Da ich zwar schon mal in Italien war, wusste ich zwar so ungefähr, wo Apulien zu finden ist. Aber ein wenig genauer musste ich mich dann doch informieren. Apulien ist eine in Südost-Italien gelegene Region mit der Hauptstadt Bari. Die Halbinsel Salento im Süden Apuliens bildet den sogenannten „Absatz“ des italienischen „Stiefels“. Das Klima bietet milde Winter und heiße Sommer. Na gut, dann war ich mir zumindest geografisch schon einmal im Klaren darüber, wohin die Lesereise mich führen würde.
Dann kam aber gleich die nächste Frage, die sich mir stellte. Was bitte hat eine Tarantel mit dem Tanzen zu tun? Hier wird man von der Autorin zwar zuerst in den heißen Tanz und dann in eine ganz allmähliche Erklärung geworfen, aber so ganz genau wusste ich es dann immer noch nicht. Wie gut, dass man heute alles hinterfragen kann. Die Tarantella ist ein aus Süditalien stammender Volkstanz.
Wahrscheinlich wurde ihr Name von der Stadt Tarent, die eben in Apulien liegt, abgeleitet. Der Volksmund legt dem Namen jedoch „Tarantula“ zugrunde, einer unter anderem in Italien anzutreffenden Spinne. „Tarantella“ hieße dann im Ursprung „kleine Tarantula“. Der Biss der Tarantel ist schmerzlich, aber nicht hoch schädlich. Der wilde Taranteltanz soll eine Therapie darstellen: Die Musiker kamen ins Haus des Patienten oder auf den Marktplatz und begannen zu spielen; der Gebissene tanzte bis zur völligen Erschöpfung, um das Gift aus dem Körper zu treiben. Nun gut, damit begann dann eben auch das Buch. Und ich befand mich nicht etwa im Mittelalter, sondern wohl in den 1970er Jahren.
Und damit nicht genug. Kaum hatte ich das nun alles nachgelesen, wurde im Buch von den Pizzica Klängen geschrieben, der furiosen Musik des Salento. Ah ja. Also wieder nachlesen. Die Pizzica ist ein aus dem 14. Jahrhundert stammender ursprünglich therapeutischer Tanz. Der Name kommt vom italienischen Wort „pizzicare“, was „stechen“ oder „beißen“ bedeutet.
Gut, nun aber mal weiter im Buch. Ich wurde gleich am Anfang eben nicht nur mit all den landestypischen Dingen konfrontiert, sondern auch noch mit vielen, vielen Namen. Es gibt wohl ein Vorgängerbuch, welches Elenas Ankunft in Italien und ihre erste Zeit dort beschreibt. Aber das hatte ich nicht gelesen. So stand ich da und musste Rosaria, Gianni, Elena, Ben, Gigi, Michele und Nicola, deren Namen mir alle bis zur Seite 10 um die Augen gehauen worden waren einordnen. Das wäre ja eine Sache gewesen, die man dann noch gemanagt bekommt, aber dann geht es auch noch mit Gegenwart und Rückblicken munter weiter. Und es kommen noch eine Menge mehr Personen im Lauf des Krimis dazu.
Leider bleiben diese aber allesamt sehr schwach charakterisiert. Gut, der Kommissar ist launisch und brummig, das sind aber so viele andere Kommissare auch. Elena ist mir zu oberflächlich, als dass man sich mit ihr identifizieren möchte. Gigi, ihr Onkel, ist noch am sympathischsten.
Leider sind das noch nicht alle Mankos, die mir aufgefallen sind. Was mich wirklich sehr gestört hat, waren die vielen italienischen Vokabeln, die kursiv auf jeder Seite mehrfach eingeschoben worden sind. Frau Wulf, es tut mir sehr leid, aber das nervt. Ich mag die italienische Sprache sehr und kann mir auch durchaus Essen und Trinken bestellen und ein paar Floskeln wechseln. Es ist also nicht so, dass ich nur deutsch lesen und sprechen möchte. Aber in diesem Buch ist der Schmerzfaktor an Sprachengewirr doch überschritten.
Zumal sich dann auch noch Fehler eingeschlichen haben. Auf Seite 33 wird beispielsweise aus Gianni plötzlich Nicola. Auf Seite 121 lese ich: …“ einige Leute kam mit Tamburinen heraus“, für mich kamen sie heraus.
Die Geschichte an sich geht relativ unblutig und eigentlich auch recht unspektakulär dem Ende entgegen. Ich wollte schon gern noch das Ende der Ermittlungen erfahren und habe deshalb bis zum Ende durchgehalten.
Aber trotz allem würde ich das Buch doch empfehlen. Und zwar zwei Gruppen. Zum einen Italienliebhabern, die hier durchaus die Landschaft, die Bewohner, das Essen und das Klima sehr detailliert beschrieben bekommen. Das ist sehr gelungen und stimmt sicher auf eine Italienreise wunderbar ein. Man kann ja nebenbei auch schon eine Menge italienisch lernen. Zum anderen werden Musikbegeisterte ganz auf ihre Kosten kommen, denn es wird reichlich Tamburin gespielt.
Und ich mag das wunderschöne Cover, dass so ganz im Gegensatz zu dem grauen Ausblick aus meinem Fenster steht.
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Die verwendete Zitate / Leseproben wurden ausgewählt und eingebaut um den Stil, Spannungsanteil, Detailreichtum oder ähnliches aufzuzeigen. Sie gehören nach wie vor dem rechtlichen Eigentümer, also dem Autoren und dienen hier lediglich der Unterstützung meiner Rezension.
Der Bericht erscheint auch auf anderen Portalen unter dem Namen Bavaria123