Bücher mit dem Tag "arabischer frühling"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "arabischer frühling" gekennzeichnet haben.

24 Bücher

  1. Cover des Buches Nachts ist es leise in Teheran (ISBN: 9783462050578)
    Shida Bazyar

    Nachts ist es leise in Teheran

     (88)
    Aktuelle Rezension von: Catastrophia


    "Das Evin-Gefängnis, ein Ort, der Menschen frisst, fast ein Ort, zu oft besprochen, um wahr zu sein."
    In Iran gehen die Proteste noch immer weiter, werden Demonstrierende weiterhin verletzt, eingesperrt, droht das Regime mit Hinrichtungen.
    Das Regime, das 1979 eigentlich die Monarchie beenden, den Shah absetzen und für Freiheit und Gerechtigkeit sorgen sollte.
    Ziele, für die viele Menschen bereit waren, religiösen (An-)Führern zu vertrauen. Doch schon während des Umsturzes wurde vielen Iraner*innen die Gefährlichkeit (und Macht) dieses neuen Regimes bewusst.

    Shida Bazyar erzählt in "Nachts ist es leise in Teheran" die Geschichte einer Familie, die Geschichte von Behsad, der 1979 nach der Vertreibung des Shahs für den Kommunismus kämpft, und der lebenslustigen, bücherliebenden Nahid, die sich verlieben. Die Geschichte eines Paars, das aufgrund seiner politischen Orientierung in ständiger Angst vor dem Regime lebt, schließlich mit den Kindern nach Deutschland zieht.

    Die Geschichte eines Paars, dessen politische Ideale und Lebensbejahung von Jahr zu Jahr schwinden, während es darauf wartet, zurückkehren zu können, in Deutschland entweder auf Ablehnung oder klischeebehaftete Exotisierung stößt, während die Kinder immer älter werden in dem Land, das eigentlich nur kurze Zuflucht sein sollte. Und als die Kinder Jahre später das Land ihrer Geburt besuchen, als die Aufstände im Jahr 2009 Hoffnung auf einen Sturz des Regimes machen, erkennen sie das Land aus den Erzählungen kaum wieder.

    Bazyars Debüt ist so anders als "Drei Kameradinnen", viel subtiler, aber deshalb nicht weniger eindrücklich. Ich hatte nicht nur beim Lesen selbst Gänsehaut, ich hab' sie auch beim Schreiben dieser Rezension. Der Roman ist aktuell, viel zu aktuell, und er macht über die unterschiedlichen Generationen die zeitliche Dauer der Mullah-Herrschaft wahnsinnig deutlich. Er macht wütend, mich zumindest, und er vermeidet es, bloßes Mitleid zu wecken.

    "Nachts ist es leise in Teheran" ist eine poetische, leise Kampfschrift, die ich im Dezember gelesen habe, die mich immer noch beschäftigt und die unbedingt lesenswert ist.

  2. Cover des Buches Das Tor (ISBN: 9783453320468)
    Basma Abdel Aziz

    Das Tor

     (62)
    Aktuelle Rezension von: JenniS

    Stell dir vor, egal was du machen willst, du brauchst die Genehmigung deines Staates. Diese bekommst du nur, wenn du am Tor - welches angeblich einmal täglich einer bestimmten Anzahl von Antragstellern geöffnet wird - an der Reihe bist. Doch was ist, wenn die Masse vor und um dich rum in Wirklichkeit gar nicht weniger wird?


    Die Grundidee dieses Buches hat mich unglaublich angesprochen, aber leider war die Umsetzung gar nicht meins. Und trotzdem hat es mich sehr zum Nachdenken angeregt.
    Die Charaktere waren alle sehr flach und für mich vor allem zu viele und zu ähnlich, sodass ich sehr schnell den Überblick verloren habe und somit natürlich noch weniger mitfühlen konnte. Was gut gelungen war, war der Zusammenhalt zwischen den Wartenden.
    Auch die schnellen und abrupten Sprünge der Geschichte lassen den Lesefluss nicht gerade hochkommen. 

  3. Cover des Buches Repression und Rebellion (ISBN: 9783218012324)
    Karim El-Gawhary

    Repression und Rebellion

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Autor Karim El-Gawhary gilt als profunder Kenner der arabischen Politik. Wann immer es in Nordafrika bzw. dem Nahen Osten zu berichten gilt, ist er vor Ort. 

    In diesem Buch analysiert er die Ereignisse des „Arabischen Frühlings“ von 2011, den er „Arabellion“ nennt und die aktuellen Auswirkungen. 

    „Die Realität des Nahen Ostens ist kompliziert. Aber nicht so kompliziert, dass man sie nicht verstehen kann.“ 

    In sachlichen Worten, die mit gut gewählten Beispielen untermauert sind, erklärt er die komplexen Zusammenhänge zwischen den einzelnen Staaten, den Religionen und deren Splittergruppen sowie die unselige Rolle(n), die Europa und die beiden anderen Großmächte USA und Russland spielen. 

    Daneben lässt der Autor immer wieder Betroffene zu Wort kommen. Wenn ein syrischer Student sagt: „Ich lebe in einem Land, das mir nichts gibt und mir alles genommen hat“ zeigt, dass die nächste Generation der veränderungswilligen Bevölkerung nichts mehr zu verlieren hat und dem Militär trotzt.  

    Während in Tunesien langsam so etwas wie Demokratieverständnis aufkeimt, ist Ägypten das Musterbeispiel dafür, dass es mit dem Sturz der Regierung allein nicht getan ist. Es fehlten neue Strukturen, die die alten zu ersetzen vermöchten. Das politische Neuland, das die Revolutionäre betreten haben, hat ein  Vakuum hinterlassen, das das (alte) Militär recht schnell wieder gefüllt hat. 

    Noch gelingt es den Autokraten, sich mit Repression an der Macht zu halten, doch über kurz oder lang wird eine weitere Rebellion sie hinwegfegen. Das wird allerdings wieder Blutvergießen nach sich ziehen. 

    Solange das Dreieck „Armut-Ungleichheit-Machtlosigkeit“ nicht aufgelöst wird, wird es für die meist jungen Menschen keine Perspektive geben.  

    Karim El-Gawharys zusammenfassende Analyse “... der Prozess des Wandels in der arabischen Welt ist ein langer ...“. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. 

    Fazit: 

    Eine tiefgründige, empathische und teilweise aus eigenem Erleben geschriebene Analyse des Pulverfasses Naher Osten. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

     

  4. Cover des Buches Zeit der Zikaden (ISBN: B01H47AYO8)
    Andreas Séché

    Zeit der Zikaden

     (41)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    „Das ist das Vermächtnis der Violine: Was man ewig schröpft, ist irgendwann ausgebeutet und ausgemergelt. Nur Dinge, in die man hineingibt, werden zur unerschöpflichen Quelle.“ (Originalzitat)

    Der Roman spielt auf der fiktiven Insel Syrakesh. Der Junge Selim trifft im Wald einen alten Mann mit einer Violine. Es ist Arif, Musiker, Philosoph und Geigenbauer. Einige Jahre später lernt Selim bei Arif alles über Geigenbau und die Macht und Seele der Musik. Dort trifft er Miriam, die Liebe seines Lebens und verliert sie wieder. 17 Jahre später, kehrt er zurück in die Stadt Silshana und berührt und verzaubert die Menschen durch die Musik seiner Geige. Kurz danach wird er im letzten Moment nahe des Ortes Maskhran von Ibrahim,  einem alten Schäfer, vor dem Tod in der Wüste gerettet. Was war passiert? Selim erzählt Ibrahim seine Geschichte …

    Die Kapitel dieses Romans sind nach den einzelnen Sätzen und Kompositionsteilen eines Musikstückes benannt, beginnend mit der Ouvertüre, wobei die einzelnen Tempi auch schon im Namen den Inhalt des jeweiligen Kapitels widerspiegeln. Geschrieben ist die Geschichte in der personalen Erzählperspektive, in der 3. Person, obwohl ja hauptsächlich Selim, aber auch Ibrahim ihre Geschichte erzählen.

    Die Romane von Andreas Séché zeichnen sich durch eine sehr poetische Sprache aus, deren Metapher niemals bemüht, sondern eher schwebend den Leser zum Nachdenken bringen und lange nachhallen.

    Das Thema dieses Romans ist die Diktatur und damit verbunden Unterdrückung, Angst, Leid und Unfreiheit. Die Magie des Geigenspiels und des von Selim bewusst gewählten Stückes kann die Menschen bewegen, dringt in ihr Innerstes und hat die Kraft, sie aufzurütteln. Ein Zauber hat sie berührt und sie wollen dieses Gefühl dies nicht mehr wie bisher missen. 

    Selim, der Hauptprotagonist muss lernen, dass Virtuosität, ein Instrument perfekt zu beherrschen, nicht genügt, die Menschen wirklich mit der Musik zu fassen, so lange die Seele fehlt. Als Selim durch eine Begegnung seine tiefsten Gefühle gefunden hat, finden sich diese auch in seinem Geigenspiel wieder und er sieht die Veränderung, die in den Menschen vorgeht, während sie ihm zuhören.

    Dem Autor gelingt es auch diesmal wieder, in seiner Erzählung gekonnt Personen gleichsam zufällig auftauchen zu lassen, um dann die einzelnen Stränge zu einem Ganzen zu verknüpfen. Durch die erzählenden Rückblenden bleibt der Spannungsbogen ohne Unterbruch und Längen erhalten. Hilfsmittel wie Cliffhanger hat dieser Autor nicht nötig.

    Ein poetisches Buch für leiste Stunden, für Leser, die sich in den Bann der Sprache und der Handlung ziehen lassen.

  5. Cover des Buches Ein Lied für die Vermissten (ISBN: 9783492317887)
    Pierre Jarawan

    Ein Lied für die Vermissten

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Yolande

    Pierre Jarawan erzählt in diesem Buch die Geschichte des jungen Amin, der nach 12 Jahren im Exil in Deutschland mit seiner Großmutter in das kriegsgebeutelte Beirut zurückkehrt. Amin findet in Jafar einen Freund, mit dem er durch die zerstörte Stadt stromert. Sie erfinden fantastische Geschichten um irgendwelchen Flohmarktplunder und verkaufen die wertlosen Dinge an Gutgläubige, um sich damit Geld für das Kino oder Süßigkeiten zu verdienen. Aber es gibt auch eine dunkle Seite an Jafar, denn wie alle Kinder, die während des Krieges in der Stadt lebten, ist er schwer traumatisiert. Auch die Großmutter kämpft noch mit der Trauer um ihre verstorbene Tochter, Amins Mutter, und öffnet sich nur selten ihrem Enkelsohn. Die Momente, in denen sie aus ihrem früheren Leben erzählt sind rar und kostbar für Amin, der oft auf sich allein gestellt ist.

    Das Buch wird in Rückblicken des erwachsenen Amin erzählt. Er beruft sich dabei auf die Kunst der arabischen Geschichtenerzähler, die in früheren Zeiten von Dorf zu Dorf zogen. So sind seine Gedanken oft sehr ausufernd. Er springt zwischen den Zeiten hin und her und verliert sich so manches Mal in unwichtigen Details. Das machte das Ganze für mich ziemlich unübersichtlich und wirr. Da ich mich in der Geschichte des Libanon nicht auskenne, war auch eine zeitliche Einordnung oft schwierig. Sprachlich fand ich das Buch auf einem guten Level, aber dadurch dass viele der Protagonisten ihre Geheimnisse hatten, blieben sie für mich distanziert. Auch die Figur des Amin war mir insgesamt zu passiv. Es wurden viele Themen angesprochen: die vielen Menschen, die während der Kriegsjahre spurlos verschwanden, die traumatisierten Kinder, die Rolle der Frau, aber leider wurde das Meiste davon nicht auserzählt. So blieb vieles ungeklärt oder im Vagen.

    Wer die ausufernde Erzählweise arabischer Geschichtenerzähler mag, wird sich hier sicherlich angesprochen fühlen. Mir war das Buch zu wirr. 

  6. Cover des Buches Frauenpower auf Arabisch (ISBN: 9783218008792)
    Karim El-Gawhary

    Frauenpower auf Arabisch

     (44)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis
    Karim El-Gawhary setzt mit seinem Buch „Frauenpower auf Arabisch“ den Frauen in der arabischen Welt ein Denkmal.
    Vieles, was uns selbstverständlich ist, ist in den meisten arabischen Ländern den Frauen verboten.
    Das betrifft so essentielle Grundrechte wie Schulbildung für Mädchen, freie Wahl des Ehemanns, eigene Berufsausbildung und Ausübung eines Berufes.

    Der Autor geht einfühlsam mit seinen Interviewpartnerinnen um. Er bemüht sich um größtmögliche Objektivität.

    Einige Gespräche hat er 2009 geführt, andere später. Soweit möglich hat er kurz vor Erscheinen des Buches (2013) Ergänzungen angeführt.

    Einige Stellen dieses Buches machen mich sehr betroffen. Besonders die sexuelle Gewalt, die Frauen in arabischen Ländern ausgesetzt sind, macht - auch angesichts der jüngsten Ereignisse in der Silvesternacht 2015/16 in einigen europäischen Städten -, wütend.

    Ob es wirklich in absehbarer Zeit gelingen wird, die extremen patriarchischen Zustände in diesen Ländern abzuschaffen? Momentan sieht es leider nicht danach aus.
    Doch wollen wir diesen Frauen Respekt zollen und die ermuntern, ihren Kampf gegen die Machthaber weiterzuführen

    Der Autor Karim El-Gawhary, Sohn einer Deutschen und eines Ägypters, ist Journalist beim Österreichischen Fernsehen (ORF). Seit 2004 leitet er das Büro des ORF in Kairo.




  7. Cover des Buches Gott ist nicht schüchtern (ISBN: 9783746634395)
    Olga Grjasnowa

    Gott ist nicht schüchtern

     (86)
    Aktuelle Rezension von: solveig

    Dieser Roman lädt absolut nicht zum Entspannen ein, im Gegenteil. Mit der sehr persönlichen Geschichte dreier Flüchtlinge aus Syrien trifft Olga Grjasnowa einen Nerv; denn  Situationen, in denen Menschen um ihr  Leben fürchten und fliehen müssen,  bestehen (leider) in vielen Ländern.

    Aber Grjasnowas Buch erzählt mehr als die Flucht von Menschen, die sich in ihrem Land politisch engagieren und dafür Repressalien, Haft und sogar denTod fürchten müssen. Es beschäftigt sich mit den Hintergründen, den Motivationen zum Verlassen des eigenen Landes. Da ist Hammoudi, dem in Paris eine vielversprechende Karriere als Chirurg offensteht. Doch ihm wird bei seiner Besuchsreise in die Heimat die Verlängerung seines Reisepasses verweigert. Gezwungen, in Syrien zu bleiben, engagiert er sich schon bald für verletzte Widerstandskämpfer und zivile Opfer des Terrorregimes Assads. Er gerät ins Visier der regierungstreuen Truppen und muss um sein Leben fürchten. Auch Amal, die bislang ein finanziell abgesichertes Leben führte, drohen wegen ihrer Beteiligung an Demonstrationen Haft und Folter. Und doch wägt sie lange ab, bis sie sich zur Flucht entschließt.

    Sehr bildhaft schildert die Autorin die Situation ihrer beiden Hauptfiguren, die sich allerdings erst viel später  -  bereits im Exil  -  kurz begegnen. Sie berichtet nüchtern, aber eindrucksvoll von den waghalsigen Fluchtmanövern, in die Türkei, über das Mittelmeer weiter zum europäischen Festland  -  ein Thema, das bestimmt nicht erfreulich ist, das man aber nicht verdrängen darf. Und schließlich ihr Ankommen in Deutschland. „Ankommen" jedoch nur im physischen Sinn; denn sehr schnell wird ihnen klar, dass sie hier nicht dazugehören: "Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge…“.

     

  8. Cover des Buches Die Kairo-Affäre (ISBN: 9783453438149)
    Olen Steinhauer

    Die Kairo-Affäre

     (11)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth

    Später hasste sie sich dafür, dass sie den Killer angesehen hatte und nicht ihren Mann. Sie hätte Emmett ansehen, ihm einen letzten Augenblick des Mitleids, der Zärtlichkeit, der Liebe schenken müssen. Aber sie hatte es nicht getan, weil sie das nicht erwartet hatte. (Auszug Seite 37)


    Emmett und Sophie

    Der US-amerikanische Diplomat Emmett Kohl sitzt mit seiner Frau Sophie in einem Budapester Restaurant. Seit einigen Monaten ist er als stellvertretender Generalkonsul in Ungarn stationiert. Davor lebten sie jahrelang in Ägypten und fühlten sich da sehr wohl, bis auf die letzten Monate, in denen Emmett gereizt und nervös war. Er konfrontiert seine Frau mit dem Wissen um ihre Affäre mit einem befreundeten CIA-Mitarbeiter in Kairo. Noch bevor sie sich richtig aussprechen können, stürzt ein Fremder ins „Chez Daniel“ und erschießt Emmett kaltblütig vor den Augen seiner Frau. Die schockierte Sophie reist auf eigene Faust heimlich nach Kairo, da sie hier die Drahtzieher für den Mordauftrag an ihrem Mann vermutet. Sie nutzt auch ihre Verbindungen als Diplomatenfrau, als sie sich mit ihrem Ex-Liebhaber, dem CIA-Agenten Stan Bertolli trifft.

    Olen Steinhauer hat seinen Thriller „Die Kairo-Affäre“ mit den Ereignissen rund um den „Ägyptischen Frühling“ verknüpft. Anfang des Jahres 2011 rufen ägyptische Aktivisten zum Widerstand auf und der Tahrir-Platz wird zum Zentrum der Demonstrationen. Der langjährige Staatspräsident Mubarak tritt zurück, das Militär übernimmt die Macht und es kommt zu den ersten Unruhen in Libyen. Diese aufgeheizte Revolutionsatmosphäre mit Protesten und Aufständen erlebte das Diplomatenpaar Kohl in Kairo live mit.


    Der Plan Stumbler

    Die USA schauen mit Sorge auf diesen Prozess und lassen zum Wohle ihres Landes, beziehungsweise um amerikanische Wirtschaftsinteressen zu schützen, die CIA einen Plan namens „Stumbler“ entwickeln, der vorsieht, mithilfe libyscher Exilanten Diktator Gaddafi zu stürzen. In einem anderen Handlungsstrang geht es um dieses längst verworfene Vorhaben.

    In Washington hat der junge CIA-Analytiker Jibril Aziz vor einiger Zeit diesen Plan für einen politischen Umsturz in seinem ehemaligen Heimatland Libyen entwickelt. Obwohl längst zu den Akten gelegt, befürchtet Aziz, aufgrund verschiedener Hinweise, dass die Amerikaner Stumbler nun doch umsetzen und die Revolution für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Noch kurz vor Emmett Kohls Exekution hatte Aziz Kontakt mit ihm aufgenommen, denn der Botschaftsangehörige zählte zu den erklärten Gegnern von Stumbler. Mit seinem Wunsch, die Hintergründe aufzuklären, löst der von Gewissensbissen gequälte Aziz eine Kettenreaktion aus, denn es bleibt nicht bei dem einen Todesfall. Auch ein weiteres Mitglied der Botschaft und der CIA-Mann Stan Bertolli werden ermordet und Azis verschwindet wenig später spurlos in der libyschen Wüste. Versucht der US-Geheimdienst fieberhaft und mit allen Mitteln eine aus der Kontrolle geratene Operation zu vertuschen und die Aufdeckung seiner Machenschaften zu verhindern?

    Immer wieder werden Episoden aus der Vergangenheit des Ehepaares Kohls eingestreut. Vor 20 Jahren führte die Hochzeitsreise der damals schon politisch Interessierten nach Osteuropa. Sehr ausführlich werden die zum Teil grausamen Erlebnisse während des Bürgerkrieges 1991 auf dem Balkan geschildert. Erst durch die vielen Rückblenden entwirren sich so langsam die Fäden der Erzählstränge, die der Autor geschickt miteinander verwoben hat.


    Durch Beschreibungen des exotischen Kairo und spannende Szenen in der libyschen Wüste schafft der amerikanische Autor eine stimmige Atmosphäre. Olen Steinhauer hat einen sehr anspruchsvollen aber auch verwirrenden Spionagethriller geschrieben mit einer sorgfältig aufgebauten Handlung. Die Spannung entsteht aufgrund ständig wechselnder Perspektiven, Zeiten und Orte, um dann, und das fand ich besonders raffiniert, das gleiche Geschehen noch mal leicht zeitversetzt aus der Perspektive einer anderen Figur zu schildern. Der Leser erhält dadurch neue Hintergrundinformationen und es ergibt sich wieder ein ganz anderes Bild. Hier muss man aber auch sehr konzentriert bei der Sache bleiben, sonst verliert man den Überblick.


    Das gleiche gilt für das hervorragend dargestellte Figurenensemble. Jeder der vielen Charaktere ist mit einem Geheimnis ausgestattet, lügt und betrügt und vertraut niemanden. Freunde können schnell zu erbitterten Feinden werden. Bis zum Schluss werden noch wichtige Figuren eingeführt oder können auch wieder geopfert werden, wie zum Beispiel der große schwarze Söldner John mit einem Hang zur Lyrik oder der ältere Omar Halawi, ein kluger Mann und Mitglied des ägyptischen Geheimdienstes, mit dem noch mal richtig Fahrt in die Geschichte kommt. Es bedarf volle Konzentration, um nicht den Überblick zu verlieren, wer hier mit wem oder gegen wen arbeitet. Das ist sicher auch die Absicht des Autors, denn sein umfangreiches Personal durchschaut die Intrigen schon lange nicht mehr.


    Steinhauers ambitionierter Thriller führt in die paranoide Welt der Spionage und es ist eine bittere Geschichte.

  9. Cover des Buches A Decade of Turmoil and Hope (ISBN: 9783944596020)
  10. Cover des Buches FREI! (ISBN: 9783492274449)
  11. Cover des Buches .NEUSTART (ISBN: 9783426787298)
    Stephan Urbach

    .NEUSTART

     (6)
    Aktuelle Rezension von: parden
    INTERESSANTE EINBLICKE...

    Stephan Urbach wird als junger Hacker Mitglied der Netzaktivistengruppe Telecomix. Diese sorgt dafür, dass die Menschen in Krisenländern wie Syrien und Ägypten während des Arabischen Frühlings via Internet weiterhin ihre Stimme in die Welt tragen können. Von der anfänglichen Euphorie getrieben, ihm unbekannten Leuten helfen zu können, stürzt Stephan sich immer weiter in das Projekt und vergisst darüber sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse. Schlaf, Essen und soziale Kontakte werden durch Kaffee, Zigaretten und Onlinechatgruppen ersetzt, bis er schließlich zusammenbricht. Seinem Ruf als Superheld im Internet fühlt sich Stephan immer weniger gewachsen, bis ein radikaler Selbstmord ihm als einziger Ausweg erscheint. Nur durch die Hilfe seiner Onlinefreunde schafft er es, diesem Teufelskreis zu entkommen und ist heute, nur wenige Jahre später, ein erfolgreicher und vielgebuchter Spezialist für Netz- und Datenschutzfragen.

    Wie um Himmels Willen komme ich an solch ein Buch? Ich, die ich gerade mal rudimentärste PC-Kenntnisse habe und spätestens beim zweiten Fachbegriff die Synapsen auf Durchzug stelle, lese ausgerechnet die Autobiografie eines jungen Mannes, der jahrelang im Untergrund anderen Menschen half, ihre Freiheit im Netz nicht ganz zu verlieren? Das kommt davon, wenn man vor dem spärlich bestückten Bücherregal eines Bekannten steht und neugierig forscht, welche der Bücher tatsächlich gelesen ausschauen. Als ich dieses Exemplar dann aus dem Regal zog und noch ein Kommentar hinzugefügt wurde, dass das Buch beeindruckend sei, musste ich es einfach aufschlagen und anlesen. Und dann blieb ich hängen.


    "Ich war Mitglied der Internet-Aktivistengruppe Telecomix, die aus internationalen Hackern und Netzaktivisten bestand. Wir hatten beschlossen, den Demonstranten des Arabischen Frühlings zu helfen, indem wir beispielsweise das Internet über Modems wiederherstellten, nachdem es vom Mubarak-Regime abgeschaltet worden war. In Syrien halfen wir Oppositionellen, Videos von ungeheuren Grausamkeiten über das Internet zu verbreiten. Je mehr wir aber halfen, desto größer wurde unsere Verantwortung, desto größer wurde meine Verantwortung. Ich rotierte rund um die Uhr und vergaß darüber mein eigenes Leben..."



    Was aber war es, das mich bewog, tiefer in diese Biografie einzutauchen? Sicher nicht die Hoffnung, den fachlichen Ausführungen bis ins Detail folgen zu können, in denen Urbach beschreibt, wie genau die Aktivisten es anstellten, das von einer Landesregierung abgestellte Internet in einem fernen Staat von außen wieder zu reaktivieren. Sicher auch nicht der zuweilen doch recht pathetisch-schwülstige Schreibstil, der anfangs auf mich sogar eher störend wirkte. Aber die ehrlichen und schonungslosen Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des oft einsamen Mannes hielten mich an den Zeilen fest. Denn da war etwas, das Urbach mit vielen Menschen teilt. Und was auch mir bekannt ist.


    "Wie findet man seinen Platz im Leben? Was tut man, wenn man ihn nicht findet? Wann weiß man, dass man seinen Platz gefunden hat und ob dieser der richtige ist?"


    Diese Frage kenne ich genauso. Und auch mich hat sie lange Jahre beschäftigt. Urbach beschreibt es als 'Leere' in seinem Leben, die er schon als Kind verspürt hat. Immer auf der Suche nach etwas, das diese Leere füllen würde - oder wenigstens betäuben. Bier, Zigaretten, Kaffee, Aktionismus, getrieben von einer ständigen Ruhelosigkeit. Die Beteiligung bei der Netzaktivistengruppe Telecomix verschafft ihm neben einem Dazugehörigkeitsgefühl endich auch die Vorstellung einer wirklichen Aufgabe, das Gefühl, etwas bewirken, etwas verändern zu können.


    "In all den Jahren, die ich im Internet unterwegs war, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Internet wirklich relevant war. In dem Sinne, dass es eine bedeutende Rolle beim Sturz eines politischen Systems und bei der Erlangung und Durchsetzung von Freiheit spielen konnte. Die äußere Welt und die Welt des Internets schienen sich ineinander zu schieben und sich so zu einer neuen Form der Wirklichkeit zu vermengen."


    Die Welt verändern - ein hochgestecktes Ziel, für das Urbach alles gibt. Letztlich fast zu viel, denn als er merkt, dass es nicht mehr geht, ist er so weit, dass er beschließt zu sterben. Alles ist vorbereitet, doch als es zu einem Treffen einger Netzaktivisten kommt, kann sich der Autor dort plötzlich öffnen. Dieses 'Outing' rettet ihm letztlich das Leben. Dennoch hält ihn eine schwere Depression in seinen Klauen, und er braucht lange und muss seinem Leben erneut eine andere Richtung geben, bis er sich mit dieser psychischen Erkrankung, die einfach zu ihm gehört, zu arrangieren lernt.

    Ein Buch, das der Autor nach eigener Aussage in erster Linie für sich geschrieben hat. Aber eben auch ein Buch, das zeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt für was auch immer einem im eigenen Leben wichtig ist. Stellenweise für meinen Geschmack zu pathetisch geschrieben, aber in erster Linie absolut interessant. Ich freue mich über diese Entdeckung!


    © Parden







  12. Cover des Buches Vernetzt Euch! (ISBN: 9783550088933)
    Lina Ben Mhenni

    Vernetzt Euch!

     (12)
    Aktuelle Rezension von: dangeroushero
    Dieses Büchlein habe ich schon 5x gelesen, weil es erstens nur 46 Seiten hat UND weil es einfach gut und hart verfasst wurde. Wir sind zurzeit einfach mit dabei, wie es bei den Islamisch/Arabischen Ländern zu aufständen kommt und obwohl ich selber Moslem bin, bekommt ich wenig mit, weil ich halt in Deutschland lebe. Durch Lina Ben Mhenni, die diesen Buch verfasst hat, bin ich näher an die Personen in Tunesien gekommen, die ein riesen Leiden mit sich trugen. Dieses Buch erklärt, wie man durch Social Media bzw. Internet, eine diktatorische Regime zum Fall bringen kann. Sehr gut verfasst, aber halt sehr kompakt natürlich. Bei 46 Seiten darf man keine riesen Beschreibung erhoffen. Die beste Stelle finde ich immer noch, wo sie bei einer Demo sind und alle sich in der Innenstadt versammeln haben und in Café saßen und ihre Freunde Kuchen gebracht haben und sie erst DANN gemerkt hat, dass sie Geburtstag hat. Einfach unglaublich traurig, dass man sowas sogar vergisst, bei einem Kampf, die man gewonnen hat. Wer mehr nähe erhofft, bekommt sie, darf sich aber, wie schon gesagt, nicht auf große Beschreibungen erhoffen, denn dafür ist das Buch zu kurz. Aber trotzdem hammer Büchlein =)
  13. Cover des Buches Arabische Welt. (ISBN: 9783937683355)
  14. Cover des Buches Verheimlicht - vertuscht - vergessen (ISBN: 9783426784686)
  15. Cover des Buches Der arabische Frühling (ISBN: 9783938060445)
    Jörg Armbruster

    Der arabische Frühling

     (3)
    Aktuelle Rezension von: WinfriedStanzick
    Vielen Millionen TV-Zuschauern war er über Monate ein allabendlicher Gast auf den Bildschirmen, der Journalist Jörg Armbruster, der seit Jahren für die ARD aus dem Nahen Osten berichtet. Von Ägypten über Tunesien bis hin nach Syrien war er über eine lange Zeit Berichterstatter dessen, was man seit einiger Zeit als die Arabellion bezeichnet. In seinem hier vorliegenden Buch „Der arabische Frühling“ kann man noch einmal genau nachlesen, wie da war, „als die islamische Jugend begann, die Welt zu verändern“. Das Buch hat den unschätzbaren Vorteil, dass hier nicht nur ein Augenzeuge des Geschehens berichtet, was sich genau abspielte auf dem Tahrir-Platz in Kairo und daran anschließend in vielen anderen nordafrikanischen Ländern und Teilen des Nahen Ostens, sondern dass er es reflektiert tun kann. Jörg Armbruster hat für sein Buch mit vielen Organisatoren der Aufstände in den unterschiedlichen Ländern gesprochen, mit ehemaligen politischen Gefangenen und mit Politikern, die vielleicht einmal die Zukunft dieser Länder bestimmen werden. Über allem steht die bange Frage, wie es nun weitergehen wird. Haben diese Länder eine demokratische Zukunft, oder werden die alten Kräfte wieder die Oberhand gewinnen? Welche Rolle wird der Islam spielen? Sind diese Gesellschaften überhaupt reif für ein demokratisches System nach westlichem Vorbild? Wird der Westen als Vorbild überhaupt gebraucht oder gewollt? Oder entpuppt sich der arabische Frühling nur als ein kurzes Intermezzo vor einem kalten Winter, in dem die Repression zurückkehrt und ein politischer Islam sich als Rettungsanker anbietet, der die Gesellschaften nicht nach vorne bringen wird. Alles, so Jörg Armbruster in seinem Fazit, wird davon abhängen, ob den Millionen von jungen Menschen in diesen Ländern eine Perspektive aufgetan werden kann, in der sie eine Zukunft, das heißt eine Arbeit haben werden. Schon jetzt, so Armbruster verbreite sich immer mehr eine Stimmung unter den die Revolution tragenden jungen Menschen, dass sie sich fragen, was sie eigentlich nun von der Entwicklung haben. Enttäuschung und Ungeduld machen sich breit. Den westlichen Ländern und seinen Politiker schreibt er auch etwas ins Stammbuch: „Es wäre also nicht verkehrt, wenn man die 1001 Vorurteile wenigstens um die Hälfte reduziert und der Westen von seinem hohen Ross steigt, um sein Verhältnis zu den Arabern gründlich zu überdenken. Dazu gehört unter anderem die Einsicht, diese Araber können die Demokratie genauso gut lernen wie Europäer, vielleicht noch ein bisschen besser, weil sie sich ihre Demokratie selbst erstritten haben. Sie sind bereit, die Werte ihrer Gesellschaft in Frage zu stellen.“ Die Demokratie in arabischen Ländern wird anders aussehen als bei uns, Werte und Grundrechte werden anders interpretiert werden. Wie es ausgehen wird, bleibt offen. Die letzten Nachrichten aus den betroffenen Staaten, etwa das Pogrom eines ägyptischen Mobs gegen die israelische Botschaft in Kairo, bei dem Polizei tatenlos zusah, geben mir persönlich sehr zu denken und machen mich eher skeptisch.
  16. Cover des Buches Ein paar Tage Licht (ISBN: 9783832163228)
    Oliver Bottini

    Ein paar Tage Licht

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Giorgio_Brunello

    Zum zweiten Mal habe ich die Entführung des deutschen Rüstungsmanagers in Algerien gelesen und was sich dann als komplexe Geschichte anschließt. Der Roman zeigt eindrucksvoll die Verflechtung von deutscher Aussenpolitik und algerischer Geschichte. Es ist ein packender Krimi mit Charakteren, die einem nahegehen und vertraut werden.

    Der Einstieg ist etwas verzwickt, weil viele Erzählfäden begonnen werden; nach und nach verknüpfen sich diese Fäden zu einem dichten Gewebe von Handlung auf den unterschiedlichen Ebenen: Deutschland, Algerien. Algerische Geschichte wird wohldosiert lebendig und erklärt vieles, was die eigentlich Handlung vorantreibt.

    Im Zentrum steht ein BKA-Beamter, Ralf Eley, der sich einsetzt für die Wahrheit, die im Dschungel diverser Interessen unterzugehen droht. Mit Eley fiebert und leidet man mit; ein starker Charakter, wegen dem allein es sich lohnt, das Buch zweimal zu lesen. 

  17. Cover des Buches Arabischer Frühling (ISBN: 9783827010483)
    Tahar Ben Jelloun

    Arabischer Frühling

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Eine Revolution, die vom Volk ausgeht. Sie wollen nicht mehr länger ihre mit 99 % „gewählten“ geliebten Führer ertragen. Und die Herrscher wissen meist gar nicht, wie ihnen geschieht, da sie zu lange ihre Länder mit allen Bewohnern als ihren persönlichen Besitz betrachtet haben, mit dem sie nach Gutdünken schalten und walten konnten.

    Jelloun beschreibt den Auslöser in Tunesien und die Auswirkungen in Ägypten, Algerien, Jemen

    Marokko, Libyen und (am Rande berichtet) Syrien. Es ist erschüttern zu lesen, welche Zustände für die einfachen Menschen geherrscht haben und wie die Menschenrechte mit Füssen getreten wurden.

    Ben Ali (Tunesien) und Mubarak (Ägypten) haben bereits abgedankt. Die Stühle anderer Machthaber wackeln bereits heftig. Doch, wie wir inzwischen wissen, werden sie diese nicht kampflos räumen.

    Und auch diesmal haben sich einige europäische Regierungschefs nicht mit Ruhm bekleckert. Eben noch Verbrüderungsgesten und plötzlich dann doch das Fähnchen im Meinungswind gedreht.

    Fazit: Ein hochaktuelles Buch, welches zum Verständnis der Vorgänge beiträgt.


    Tahar Ben Jelloun stammt aus Marokko, lebt heute in Paris und Tanger. Er gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb.


  18. Cover des Buches Gefährlicher Frühling (ISBN: 9783865323866)
    Sophie Sumburane

    Gefährlicher Frühling

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Blaustern
    Essad Alschad muss sich nun als Straßenhändler verdingen, um nach dem Tod des Vaters die Familie über Wasser zu halten. Eigentlich ist er Akademiker, aber er ist arbeitslos. Doch auch dabei werden ihm Knüppel in der arabischen Welt zwischen die Beine geworfen, und dann soll er auch noch für die Polizei spitzeln. Da er sich weigert, wird er von der Polizei angegriffen. Somit beginnt die Revolution dort im Jahre 2010, denn Essad verbrennt sich aus Verzweiflung. Dieses Omen zieht Auswüchse nach sich. In Leipzig wird zwei Jahre danach die Chefin von WesTex in ihrem Ingenieurbüro erschossen. Kommissarin Charlotte Petzold beginnt mit ihrer Kollegin Claudia zu ermitteln. Doch Claudias Freund ist auch der, der Toten. Und dann kommen auch noch Waffenschmuggel und Korruption auf den Tisch.
    Der Roman spiegelt den Beginn des arabischen Frühlings wieder und wird aus drei Erzählperspektiven erzählt, die immer wieder zwischen Ägypten und Leipzig wechseln. Der ägyptische Teil wird voll Folter und Gewalt bestimmt. Vergewaltigungen bis zum Mord, Menschen, die zu Folterknechten ausgebildet und grausam andere bis zum Tode quälen, denen die Wahrnehmung unter Drogen fehlt. Die Einflussreichen lassen bei der Revolution alles niederknüppeln, erschießen und das auch noch mit deutschen Waffen. Diese grausame Realität hinterlässt ein bedrückendes Gefühl, denn sehr detailliert kann man das alles in sich aufnehmen. In Leipzig wird derweil weiterermittelt. Die Ermittlung führt ebenfalls ins arabische Gebiet und bleibt bis zum Ende undurchsichtig. Langsam erkennt man die Berührungspunkte, wobei man dann zum Schluss doch nicht mit dieser Wendung gerechnet hätte. Ein wirklich durchweg spannender Roman mit aktuellen Zeitgeschehen.
  19. Cover des Buches Herrschen bis der Frühling kommt (ISBN: 9783942223942)
  20. Cover des Buches Muslime fragen, Christen antworten (ISBN: 9783786784890)
    Christian W. Troll

    Muslime fragen, Christen antworten

     (1)
    Aktuelle Rezension von: LilianA
    Dieser Text hat seinen Ursprung in den 70iger Jahren Nordafrikas und wer die heutigen Auseinandersetzungen in Ägypten und nach dem arabischen Frühling verstehen möchte, ist herzlich eingeladen dieses gut strukturierte und leicht lesbare Workshop-buch zu lesen. Als Presbyterin und Elternvertreterin war ich aufgefordert, mich thematisch der interreligösen Erziehung anzunehmen. Bei meiner Recherche stieß ich auf dieses Buch und stellte erst einmal mit einem lachenden Auge fest, was ich alles NICHT weiß über meine Ursprungsreligion und vor allem über die andere Religion. Ein muslimischer Buchhändler fragte mich, für wen ist es den lesenswert: Christen oder Muslime? Für Beide! Definitiv. In gut strukturierten Einzelkapiteln folgen der Fragestellung der Muslimen, die muslimische Sicht, die christliche Sicht und die konkrete Antwort der (imaginären) Christen. Denn über Glauben reden ist nicht leicht und in unserer Kultur etwas aus der Mode gekommen. Besonders für evangelische Christen, die ja nicht auf die Lehrmeinung nach Rom schauen ist dies ein wichtiger Einblick auf die Religionsgeschichte. Ich habe das Buch direkt dreimal verschenkt und es ergaben sich angeregte Gespräche!
  21. Cover des Buches Unzensiert 2012 (ISBN: 9783864450228)
    Andreas von Rétyi

    Unzensiert 2012

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Dieser wunderschöne Satz mit seiner geradezu unfassbaren Aussagekraft steht auf Seite 79 dieses Buches. Und irgendwie transportiert er den leider meist recht verschwommenen Gehalt des Textes in unnachahmlicher Weise. Denn selbst wenn man gerne Verschwörungstheorien liest, so haut einen von Retyis diesjähriges Auftragswerk nicht vom Hocker.

    Zur Abwechslung gliedert er seinen Text diesmal nach den Ereignissen der 12 Monate des letzten Jahres. Sich am Ende jedes Jahres in Windeseile einige hundert Seiten aus den Fingern zu saugen, macht wahrscheinlich keinen besonderen Spaß. Und das merkt man diesem Buch an. Es hat seine Längen, und wirklich Neues berichtet es kaum. Dafür wird leider viel spekuliert ohne einen Beweis vorlegen zu können.

    Der Januar 2011 steht für den Autor ganz im Zeichen des sogenannten Arabischen Frühlings. Von Retyi glaubt, dass die Ereignisse von der CIA gesteuert wurden. Belegen kann er das natürlich in dieser Allgemeinheit nicht. Aber mal angenommen, er hätte recht, dann muss einem doch im Angesicht des Ergebnisses dieses vermeintlichen Geniestreiches der CIA Angst und Bange werden. Oder wollte der CIA, dass im Mittelmeerraum mehrere islamische Staaten entstehen?

    Dieses Thema setzt der Autor dann für den Februar fort und diskutiert anschließend die E10-Einführung. Allerdings fehlen auch hier entscheidende Dimensionen der Diskussion, beispielsweise die wirkliche "Klimabilanz" dieses Treibstoffes. Im Anschluss geht es um Guttenbergs Plagiate und Schönungen seines Lebenslaufes. Aber auch hier findet man kaum Neues.

    Der März steht für die Fukushima-Katastrophe, bei der sich der Autor in die Berichterstattung der Massenmedien im Prinzip eintaktet, also auch nichts wesentlich Neues berichtet. Dann folgen Ausführungen zum Attentat des Kosovo-Albaners Arid U. auf einen Bus mit amerikanischen Soldaten am Frankfurter Flugplatz. Hier ist der Autor nicht ganz auf dem Laufenden, was aber wohl am Redaktionsschluss für dieses Buch liegt.

    Der April beginnt mit "Gefahren aus dem All" und endet mit der Katastrophe des AF 447-Fluges. Außer einigen Vermutungen auch hier kaum neue Informationen. Leider macht von Retyi stets genau das, was alle Presseleute tun, wenn sie ihre Zeitung füllen wollen und nicht weiter wissen: Sie gehen in die Archive und erzählen alles über ähnliche Katastrophen aus der Vergangenheit.

    Osama bin Ladens im Mai 2011 verkündete Ermordung lädt den Autor dann zur Schilderung der Ereignisse ein, wie sie sich aus seiner Sicht zugetragen haben könnten. Er wiederholt dann die Vermutung, dass bin Laden bereits 2007 in den USA verstarb. Beweisen kann er das natürlich nicht. Anschließend berichtet von Retyi über die EHEC-Seuche in Deutschland und erklärt ohne einen Beweis vorzulegen, dass der Erreger künstlich erzeugt und bewusst freigesetzt wurde.

    Der Juni liefert das Thema "Bilderberger", allerdings ohne wirklich substantiell Neues. Anschließend deutet von Retyi an, dass Nordkorea an einer geheimnisvollen nuklearen Superwaffe arbeiten könnte. In den Abschnitten zu den Monaten Juli und August sticht als Thema eigentlich nur der Breivik-Anschlag heraus. Der Autor spekuliert hier über Mittäter und Motive und lässt dabei ein merkwürdiges Unvermögen erkennen, die Handlungslogik dieses Massenmörders zu verstehen, obwohl sie nun wirklich auf der Hand liegt und dokumentiert ist.

    Im nächsten Abschnitt folgen Betrachtungen zu 9/11 und den nicht offiziellen Theorien darüber und zum Tod des libyschen Ex-Diktators. Auch hier kaum neue Fakten, dafür aber zahlreiche Spekulationen, die erst in den Raum gestellt und dann wieder halb zurückgenommen werden.

    Für den Oktober hat sich von Retyi den Sturz des ägyptischen Oberarchäologen Zahi Hawass und den sogenannten Bundestrojaner als Themen ausgesucht. Auch diese Darstellungen sind eher Zusammenfassungen bekannter Ereignisse, die lediglich mit Spekulationen vermischt werden.

    Im Oktober schließlich widmet sich von Retyi Area 51, "der am besten abgeschotteten, verborgensten Geheimbasis der Vereinigten Staaten". Auch der Autor kam nicht so weit, um ihr Geheimnis wirklich zu enthüllen. Im zweiten Bericht glaubt von Retyi eine erstaunliche Gelassenheit Israels gegenüber dem iranischen Atomprogramm entdeckt zu haben und spekuliert dann über die Gründe dafür.

    Wenigstens beteiligt sich von Retyi nicht an den Weltuntergangsvorbereitungen, die ihren Höhepunkt am 21.Dezember 2012 mit unserem Verschwinden haben sollen. Er gibt uns die Hoffnung, dass keine gravierenden kosmischen Ereignisse in Sicht sind, die uns in Schwierigkeiten bringen könnten. Eventuell könnte jedoch noch das Erdmagnetfeld ausfallen, weil die Polung sich ändert. Aber das wissen wir noch nicht so genau.

    Fazit.
    Wer solche Bücher mag, wird vielleicht seine Freude an ihm haben. Belastbare Fakten werden ebenso wenig vorgelegt wie wirklich Neues. Dieses Buch ist vielmehr so eine Art nachträglicher spekulativer Jahresrückblick des Verlages.
  22. Cover des Buches Ein Araber und ein Deutscher müssen reden (ISBN: 9783499631986)
    Hans Rath

    Ein Araber und ein Deutscher müssen reden

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Aenna612

    Vorab: Das Buch ist bereits einige Jahre alt, daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die Unterhaltung überwiegend um damals aktuelle Geschehnisse, wie die Flüchtlingsbewegung und die Anschläge im Bataclan in Paris in 2015, dreht.

    Zu Beginn liest sich der Schlagabtausch konstruktiv und spannend. Zum Ende hin wurde es mir etwas zu prosaisch. Ich hätte mir außerdem mehr historische Hintergründe und Lösungsvorschläge gewünscht.

  23. Cover des Buches Guapa (ISBN: 9783959850841)
    Saleem Haddad

    Guapa

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Nespavanje

    Aus der Vielzahl der jährlichen Bucherscheinungen, hab ich einen bestimmten Roman ins Auge gefasst und mich sehr darüber gefreut, dass der Albino Verlag ihn nun auf Deutsch herausgebracht hat: Guapa von Saleem Haddad. Rasa ist der Hauptprotagonist in diesem Debütroman und der Leser irrt mit ihm scheinbar ziellos durch seine Heimatstadt, in einem namenlos-bleibenden arabischen Land, dass zerrissen ist und irgendwo zwischen einer Diktatur und einer radikal-islamistischen Opposition festhängt. In dieser aufgeheizten Stimmung wird sein bester Freund seit Kindertagen verhaftet und in ein Foltergefängnis des amtierenden Präsidenten gebracht. Zu allem Übel ist Rasa von seiner Teta, seiner Großmutter, in einem intimen Moment mit seinem Freund Taymour beobachtet worden. Rasa hängt seinen Erinnerungen an seiner Kindheit und scheinbar besseren Tagen nach und lässt den Leser daran teilhaben.


    Das literarische Jahr hat gerade erst begonnen und dennoch traue ich mir zu sagen, dass - Guapa - von Saleem Haddad mein persönliches Lesehighlight des Jahres 2017 ist und unbedingt gelesen werden sollte. Wir begleiten den Hauptprotagonisten während eines einzigen Tages, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, und erfahren so über das schwierige Leben als Homosexueller in einem radikal islamisch geprägten Land. In einem Interview hat der Schriftsteller gesagt, dass all die Protagonisten die in diesem Roman vorkommen, teil seiner selbst sind und es in diesem Sinne auch biografisch gelesen werden kann. Dennoch habe ich das Gefühl, dass Saleem Haddad nur an der Oberfläche kratzt und der Leser nur eine Ahnung bekommt, wie es ist so aufzuwachsen wie er es wohl getan hat und auch so zu leben.


    Prosaisch, Sehr bewegend, authentisch, ein literarisches Kleinod - sind jene Eigenschaften, die mir zu - Guapa - einfallen. Eigenschaften, mit dehnen andere Romane hochgelobt und gehypt worden sind, und dort - meiner Meinung nach hin vorhanden waren. Lieber Volker Weidermann, hier hatte ich Tränen in den Augen, hier musste ich weinen und nicht in diesem anderen literarischen Buch, dass Sie so wunderbar beschrieben haben. Lesen Sie doch dieses Buch, ich bitte Sie.


    Wenn Ihnen - Guapa - gefallen hat, dann lesen Sie doch auch bitte den biografisch inspirierten Debütroman - Das Ende von Eddy - von Éduard Louis, der vom Ende der Kindheit in einem französischen Dorf schreibt.

  24. Cover des Buches Stadt der Rebellion (ISBN: 9783803132949)
    Omar Robert Hamilton

    Stadt der Rebellion

     (1)
    Aktuelle Rezension von: renee
    Dieses Buch ist ein extrem aufwühlender, ergreifender und betroffen machender Bericht über die arabische Revolution in Ägypten 2011. Aus der Sicht von einigen Hauptakteuren werden die Geschehnisse wie in artikelartigen kühl geschilderten Formen dargestellt, dazwischen aber auch immer recht blumig phantasievoll gehaltene Abschnitte, und dann wieder Abschnitte in denen der Groll über die Gewalt, die den Menschen widerfährt, überwiegt. Am Ende ein Teil indem das Ende der Revolution geschildert wird, eigentlich ein Scheitern, aber ist es wirklich ein Scheitern, wenn man den Mut hatte, sich der Macht entgegenzustellen ? Das Grauen, die Gewalt und die Bösartigkeit des Menschen, die da geschildert werden, haben mich zutiefst angeekelt, angewidert und abgestoßen. Dabei wird dieses ganze Negative nicht in den Vordergrund gerückt/gehoben oder besonders dargestellt. Es ist eher wie ein Berichten über die Geschehnisse, aber natürlich nicht vollkommen gefühlsbefreit. Familienangehörige der Opfer schildern ihr Empfinden/kommen zu Wort/schildern das Grauen, das sie durchleben. Freunde der Opfer erzählen ihre Ansichten/schildern ihre Gefühle. Es werden die Hauptdaten der Revolution geschildert und was sich in dem Land zugetragen hat, die politischen Machtverhältnisse offengelegt. Das Berichtete erscheint fundiert, am Ende des Buches erscheinen viele Quellennachweise und im Personenregister viele wichtige im Text genannte Personen. Bruchstückhaft konnte ich mich an Einiges noch erinnern, sah teilweise noch die Nachrichten von damals vor meinem geistigen Auge. Und empfand das Grauen, das ich damals vor dem Fernseher empfand, wieder, nur noch viel schmerzlicher. Es entsetzt mich immer wieder zu sehen, was Menschen anderen Menschen antun können, nur weil ihnen nicht passt, was diese denken/wie diese sind. Ich frage mich immer wie so etwas geht. Klar ich weiß dass das so ist. Aber ich kann und will es einfach nicht nachvollziehen. Aber beim Lesen empfindet man auch das Glück in diesem/unserem Land zu wohnen und ich hoffe sehr, dass wir hier niemals solche Dinge sehen/erleben müssen. Und das Ganze ist in einem artikelhaften absatzartigen Roman untergebracht, der heftig, aber sehr lesenswert ist. Und man kann nur sagen Hut ab vor diesen Menschen !


    Ein Buch für das man bereit sein muß !
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