Bücher mit dem Tag "aravind adiga"
5 Bücher
- Aravind Adiga
Der weiße Tiger
(167)Aktuelle Rezension von: JosseleDas Original dieses Buches erschien mit dem gleichen Titel in englischer Sprache 2008. Balram Halwai, ein erfolgreicher indischer Unternehmer in Bangalore schreibt dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao vor dessen Besuch in Indien mehrere Briefe, in denen er ihm erzählt, wie er zu einem erfolgreichen Unternehmer wurde, obwohl er aus einer der unteren Kasten Indiens, nämlich der der Zuckerbäcker kommt. Wegen seiner Klugheit darf Balram die Schule etwas länger besuchen als für Kinder seiner Herkunft üblich. Sein Lehrer ist es, der ihm den Beinamen „weißer Tiger“ gibt. Danach gelingt es ihm, eine Ausbildung zum Fahrer bei einem Taxifahrer zu absolvieren und schließlich sogar eine Anstellung bei einer höheren Kaste zu ergattern. Die Familie ist sehr reich, muss ihre Position jedoch ständig wiederkehrend durch die Bestechung der Regierung absichern.
In fast humorvoller Tonlage beschreibt Adiga die immensen, unüberwindbaren Klassenunterschiede, die das indische Kastensystem auszeichnen. Die Armen bleiben arm, die Reichen bleiben reich und werden immer reicher. Der gesamte Staat und die Gesellschaft sind durch und durch korrupt und rückständig. Die Klassenunterschiede sind dabei gesellschaftlich akzeptiert und selbst die unteren Kasten stellen sie nicht in Frage. Auf normalem Weg durch Klugheit und Fleiß sind die einzelnen Klassenbarrikaden nicht zu übersteigen. Nur wer absolut skrupellos vorgeht wie der weiße Tiger, kann die Kastenschranken überwinden und innerhalb der indischen Gesellschaft aufsteigen.
Das Buch ist -sofern ich es richtig verstanden habe – ein Festival des schwarzen Humors. Rein gar nichts ist vor ihm sicher, nicht einmal der Tod, denn Adiga lässt seinen Protagonisten schreiben: „Aber ist es nicht wahrscheinlich, dass jeder, der auf dieser Welt etwas zählt, darunter auch unser Premierminister (und auch Sie, Mr. Jiabao), auf dem Weg nach oben den ein oder anderen Menschen umgebracht hat?“ (C.H. Beck Tb, 2. Aufl. 2023, S. 316)
Insofern ist sich jeder selbst der Nächste und Balram nimmt ohne schlechtes Gewissen in Kauf, dass sich die reiche Familie an seiner Familie für den Mord an seinem Herrn rächen wird. Das Lachen bleibt einem bisweilen im wahrsten Sinne des Wortes im Hals stecken und man ahnt, dass das Absicht ist. Ich frage mich jedoch, ob jeder Leser dafür zugänglich ist und damit umgehen kann. Mich beschleicht nämlich das Gefühl, dass der eine oder andere die dahinter steckende Ernsthaftigkeit gar nicht bemerkt. Oder vielleicht bin es sogar ich, der eine Ernsthaftigkeit hineininterpretiert, die gar nicht mitgemeint ist? Drei Sterne.
- Aravind Adiga
Letzter Mann im Turm
(21)Aktuelle Rezension von: beccarisDer Roman, in dem es um Armut, Geldgier, Korruption, Macht und Neid geht, spielt im Herzen der Millionenstadt Mumbai, eine Hafenmetropole an der westindischen Küste, in der mehr als die Hälfte der Bewohner in Slums lebt. Vor allem durch Zuwanderung hat sich die Einwohnerzahl im letzten Jahrhundert verzehnfacht und entsprechende Probleme in Bezug auf Infrastruktur, Umweltverschmutzung und Kriminalität mit sich gebracht.
Wenn man an Indien denkt, öffnet sich vor dem geistigen Auge eine ungeheure Fülle fremdländischer Andersartigkeit. Man möchte eintauchen in die Buntheit der asiatischen Kultur, die Menschen mit ihren Einstellungen, Sorgen und Wünschen kennenlernen, die diesen Erdteil bevölkern. All diese Erwartungen hat der Roman "Letzter Mann im Turm" für mich nicht erfüllt. Es ist zwar eine gut erzählte Geschichte. Die Motive sind nachvollziehbar, aber es bleibt irgendwie alles an der Oberfläche. Keine der beschriebenen Personen und Orte wurden mir nähergebracht. Es blieb alles seltsam farblos.
Es ist die Freude am Lesen, die mir bei diesem Roman gefehlt hat. Gerne möchte ich bei der Lektüre in irgendeiner Form bereichert, belehrt oder beeindruckt werden, sei es durch die Sprache oder durch die Erzählung selbst. Ich habe das Buch am Ende gerne zur Seite gelegt.
Und noch eine kurze Anmerkung zur Verständlichkeit des Buches: ein Glossar zur Erklärung der vielen indischen Ausdrücke wäre hilfreich für nichtfachkundige Leser. Die Stadtkarte auf der Innenseite des Umschlages ist hingegen sehr anschaulich und nützlich. - Aravind Adiga
Golden Boy
(25)Aktuelle Rezension von: OrishaZwei Brüder aus den Slums von Mumbai und eine Leidenschaft: Cricket. Als beide Brüder von einem Scout entdeckt werden, finden sie einen Weg aus der Armut und beginnen ihrem Sport nachzueifern. Doch was als Bruderliebe und Liebe zum Sport begann, wird zur Rivalität zwischen den Brüdern, nicht nur um Cricket, um die besten Ergebnisse, um die Aufstellung für das Team, sondern auch um Anerkennung. Nebenher werden die Jungs zu Männern und Manju, der Jüngere, hat mit seinen eigenen inneren Dämonen zu kämpfen.
Aravind Adiga entwirft in seinem Roman ein Bild des modernen Indien, welches seinen Platz in der großen weiten Welt sucht. Radha und Manju, die Brüder aus dem Slum, die scheinbar das große Los gezogen haben, dem Slum und der Armut entrinnen können, sind dabei nur Stellvertreter für das "moderne" Indien. Und obwohl sie das erreicht zu haben scheinen, wovon so viele träumen, ersticken sie an gesellschaftlichen und familiären Erwartungen. Das Manju, dabei noch mit seiner Bisexualität zu kämpfen hat, ist dabei nur ein weiterer Kieselstein, im Meer der Hindernisse mit denen sich beiden konfrontiert sehen.
Gekonnt verbindet Adiga, Cricket und die gesellschaftlichen Probleme Indiens: vor allem den Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne, den Geschlechterrollen sowie dem Umgang mit Homo- oder auch Bisexualität. Das liest sich nicht nur spannend, es lässt das Bild eines zerrissenen Landes auferstehen - wie es so viele gibt. Die vielfach kritisierte schwierige Lesbarkeit, konnte ich nicht sehen. Das Buch liest sich wunderbar und leicht. Und Radha und Manju sind großartig gezeichnete Charaktere, die ein spannendes und im Umbruch befindliches Indien zeigen.
Fazit: Mein erster Adiga und sicher nicht mein letzter. Lesenswert!
- Bucher Gruppe
Indologie
(1)Aktuelle Rezension von: AicherIch gebe nur ein Herz, obwohl den eigentlichen Autoren dieses Buches sämtliche Herzen gebühren würden. ABER: Bei diesem seltsamen Werk über ein indisches Thema handelt es sich nicht um die originalen Ausführungen eines Autors, sondern um die bloße Zusammenstellung von Informationen, die aus verschiedenen Wikipedia-Artikeln stammen. Die Anschaffung des Buchs ist darum aus meiner Sicht eigentlich nicht nur im wirtschaftlichen Sinn völlig überflüssig, weil sich jeder die entsprechenden Inhalte ganz leicht selbst bei Wikipedia beschaffen kann. Ob man mit der Zusammenstellung und Kommerzialisierung eines solchen Buchs den vielen ehrenamtlichen Autoren bei Wikipedia einen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln. Aber was nutzt es dem Leser, wenn man Wikipedia-Artikel aneinanderreicht und verkauft? - Aravind Adiga
Zwischen den Attentaten
(28)Aktuelle Rezension von: dominonaBeleuchtet wird Kittur, sowohl aus touristischer als auch alltäglicher Sicht und überall tritt ein Problem mit den Kasten auf. Menschen fühlen sich herabgesetzt, wollen sich nicht damit zufrieden geben, nach dem bloßen Zufall ihrer Geburt beurteilt zu werden. Es ist eine Art innerer Kultur-Clash, bei dem auch reich gegen arm eine Rolle spielt. Manchmal hat man die Hoffnung, dass eine der Figuren doch barmherzig agiert, aber dann will die andere Seite wieder zu viel, Grenzen werden überschritten und schon ist alles wieder beim alten. Ein Portrait Indiens anhand kleiner Geschichten? Ja und Nein.