Bücher mit dem Tag "arbeitswelt"
83 Bücher
- Aldous Huxley
Schöne neue Welt
(1.191)Aktuelle Rezension von: Sandra8811Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
Wie bereits 1984 stand auch Schöne neue Welt seit meiner Schulzeit auf meiner Wunschliste. Seit einiger Zeit liegt es jetzt auf dem SUB rum und nun habe ich mich endlich ran gewagt.Cover:
Das Cover wäre mir nicht ins Auge gehüpft, allerdings wenn man es mal entdeckt hat, ist es ganz passend. Der sehr steril und langweilig wirkende Treppenaufgang rauf in den blauen Himmel und am unteren Treppenabsatz eher Dunkelheit und Schatten.Inhalt:
Der Gesellschaft ist es gelungen, ein Leben ohne Krankheit, Krieg, Armut und Alter zu schaffen. Niemand soll mehr unglücklich sein und die Stabilität steht an oberster Stelle. Dazu wurde der Lebensweg von jedem Menschen geplant und bereits Föten und Babies darauf genormt. Um sich vor kritischen Gedanken zu schützen, gibt es die Droge Soma. Ein Außenstehender erkennt allerdings, dass diese schöne neue Welt wohl nicht die ist, die sie zu sein scheint.Handlung und Thematik:
Das Buch gilt als der absolute Dystopie-Klassiker. Das besondere Setting: Stabilität, Ungleichheit, Drogen und Konsum stehen an vorderster Stelle. Es gibt ein Kastensystem (Alpha bis Epsilon), dem jeder Mensch zugeordnet wird. Zuerst wird alles in seiner Positivität dargestellt, anschließend dann kritisch beleuchtet.Charaktere:
Wir begleiten Sigmund, der als Alpha Plus nicht der Norm entspricht, da Alphas nicht in der Art genormt werden, wie z.B. ein Delta. Er genießt Einsamkeit und gönnt sich auch Hobbies die nicht seiner Kaste entsprechen. Er macht zusammen mit Lenina, einer Beta, in einem Reservat in Neu-Mexiko Urlaub, nachdem sie hartnäckig war mitzukommen. Lenina genießt ihren Kastenstand, auch wenn sie stellenweise kritische Gedanken hat. Der aus dem Reservat stammende „Wilde“ Michel ist der dritte im Bunde, den wir begleiten. Er kommt mit seiner Mutter Filine in die „schöne neue Welt“, die er bislang noch nicht kannte.Schreibstil:
Der Autor bringt die Ungleichheit, die Drogen und auch generell den Konsum kritisch und gut rüber, aber vor allem zu Beginn fühlte sich das Buch ziellos an. Es dauerte lang, bis ich wusste, wohin der Weg gehen soll. Bis zu diesem Punkt plätscherte die Handlung eher und es ging hauptsächlich um den Setting-Aufbau und die Vorstellung der neuen Welt. Es war jetzt nicht direkt langweilig, aber mitgerissen hat es mich nicht auch sonderlich. Das Setting an sich und der generelle Aufbau des Buches passten aber. Die Charaktere wurden auch mit der notwendigen Tiefe ausgestattet. Dennoch hatte ich mehr von diesem Klassiker erwartet. Zum Ende hin fühlte es sich unvollständig an.Persönliche Gesamtbewertung:
Hatte mehr erwartet. Die Handlung zog mich am Anfang nicht mit und zum Schluss fehlte mir etwas. - Rachel Joyce
Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
(1.370)Aktuelle Rezension von: rayless75"Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" von Rachel Joyce ist ein bewegender und zugleich erhebender Roman, der die Geschichte von Harold Fry erzählt, einem kürzlich pensionierten Mann, der unerwartet auf eine außergewöhnliche Reise quer durch England geht. Nachdem er einen Brief von einer ehemaligen Kollegin, Queenie Hennessy, erhält, die im Sterben liegt, beschließt Harold, ihr einen Brief zu schreiben. Doch anstatt ihn in den Briefkasten zu werfen, wird er von einer plötzlichen Eingebung geleitet, den Brief persönlich zu überbringen - zu Fuß. Was als eine impulsiv angetretene Wanderung beginnt, entwickelt sich zu einer tiefgreifenden Selbstentdeckungsreise. Harold, der in seinem Leben vielen Dingen aus dem Weg gegangen ist, wird mit seinen eigenen Fehlern, Versäumnissen und unerfüllten Träumen konfrontiert. Die Begegnungen mit Fremden auf seinem Weg spiegeln die Vielschichtigkeit menschlicher Erfahrungen wider und zeigen, wie unvorhersehbar und veränderlich das Leben sein kann. Joyce gelingt es meisterhaft, Harolds innere Kämpfe und die Landschaften, durch die er wandert, mit einer poetischen und zugleich präzisen Sprache zu beschreiben. Die Erzählung ist durchzogen von einer zarten Melancholie, die jedoch nie in Hoffnungslosigkeit abdriftet. Stattdessen ist das Buch eine Ode an die Menschlichkeit, an die Bedeutung von Freundlichkeit und an die Möglichkeit der Vergebung und der persönlichen Erneuerung.Ein besonderer Aspekt des Romans ist die Art und Weise, wie die Beziehung zwischen Harold und seiner Frau Maureen dargestellt wird. Ihre allmähliche Annäherung, während Harold unterwegs ist, bietet einen tiefen Einblick in die Komplexität langjähriger Beziehungen und die Kraft der stillen Liebe. „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" ist nicht nur eine Geschichte über eine physische Reise, sondern auch ein metaphorischer Blick auf die Reisen, die wir alle im Inneren antreten müssen. Es ist ein Buch, das lange nach dem Zuklappen nachhallt und dazu anregt, über die eigenen Lebenswege und die Beziehungen, die unser Leben formen, nachzudenken. Rachel Joyce hat einen wirklich inspirierenden Roman geschaffen, der Herz und Seele berührt. Ich fand ihn wunderbar und kann empfehle ihn gerne weiter.
- Caroline Criado-Perez
Unsichtbare Frauen
(111)Aktuelle Rezension von: Dene93Der Anfang bringt einige interessante und schockierende Erkenntnisse. Danach verliert sich das Buch zu sehr in "wurde geändert, aber zu spät"-Aussagen. Wir haben noch viel vor uns und dieses Buch zeigt Wege auf, wie wir sie ändern könnten.
- Laetitia Colombani
Der Zopf
(992)Aktuelle Rezension von: PunktundKomma»Das Mädchen mit dem Drachen« ist nach »Der Zopf« und »Das Haus der Frauen« der dritte Roman von Laetitia Colombani.
Die Story
Léna ist eine französische Lehrerin und reist nach einem schweren Verlust nach Indien. In den ruhigen Morgenstunden zieht es sie an den Strand, denn ohne den Trubel des Tages kann sie so ungestört ihren Gedanken nachhängen. Täglich beobachtet sie ein Mädchen, das mit einem selbstgebastelten Drachen spielt. Eines Morgens überschätzt Léna sich, und das Mädchen erkennt die Gefahr. Holt Preeti, die furchtlose Anführerin der Roten Brigade, zur Hilfe. Nach diesem dramatischen Erlebnis entstehen zarte Bande einer Freundschaft. Rasch muss Léna feststellen, dass das kluge Mädchen in einer von Armut geprägten, frauenverachtenden und bildungsfernen Gesellschaft gefangen ist.
Léna will dem Kind helfen, und beschließt, eine Dorfschule für Mädchen zu gründen. Allein kommt sie nicht weit, deshalb bittet sie Preeti um Hilfe. Kann dieses gewagte Vorhaben, eine Schule für Mädchen, gelingen?
Eine »alte« Bekannte
Für ihren Roman hat die Autorin wieder Indien als Handlungsort auserkorenen, dort treffen wir erneut auf das kleine Mädchen aus dem Buch »Der Zopf«. Nun wird ihre Geschichte weitererzählt, und der Lesende bekommt nebenbei einen tieferen Einblick in die Lebensrealität von Frauen in den armen, ländlichen Provinzen des Landes.
In diesem Buch nimmt Colombani sich einer Fülle von Themen an: Durch dieses gnadenlose Aufeinanderprallen von gesellschaftlichen und kulturellen Unterschieden lernt man durch die Hauptfigur Léna das wahre Indien kennen. Ein Land mit zwei Gesichtern.
Diesem wilden Potpourri an Problemen und Missständen müssen sich die Frauenfiguren in dem Roman stellen, damit ist der dritte Roman der Autorin ein weiteres starkes Stück der feministischen Literatur.
Meine ganz ausführliche Buchbesprechung findet man hier: https://www.buchleserin.de/2024/10/22/das-maedchen-mit-dem-drachen/
- Jan Weiler
Maria, ihm schmeckt's nicht!
(1.149)Aktuelle Rezension von: Phil_GWie witzig das Buch ist, wenn man Süditalien nicht kennt, weiss ich nicht. Wer aber in eine süditalienische Familie hineingeheiratet hat, wird manchmal herzhaft lachen und teilweise an eigene Erfahrungen erinnert werden, die man selbst nicht so lustig fand.
Keine hochstehende Literatur, aber eine gelungene Darstellung kultureller Unterschiede.
Das Buch wurde verfilmt. Die Rolle des süditalienischen Auswanderer und Vater der Braut spielte Lino Banfi ohne ein Wort Deutsch zu verstehen. Den ganzen Text lernte er in phonetischer Schrift.
- Timothy Ferriss
Die 4-Stunden-Woche
(77)Aktuelle Rezension von: Greg2001Zum Start: Keiner wird kommen und dich aus deinem tristen Leben ziehen. Man muss es selbst tun und ja nicht auf die anderen überglücklichen (Ironie aus) Menschen hören. Schaut euch doch mal um! All die schlechten Beispiele von Menschen, die am liebsten weinen würden, so festgefahren ist ihr Leben. Ferris liefert eine völlig andere Sichtweise und wenn man beginnt so zu denken und so zu handeln, gibt es keine Grenzen. Jetzt werden sich gleich ein paar Leser entlarven und sagen: Wieder so ein Möchtegern Lebensphilosoph. Da schmunzle ich nur, stecke meine Zehen zurück in den warmen Sand und sehe hinaus aufs Meer 😊 Danke Tim Ferris, dass du mir die Augen geöffnet hast! Und den Entlarvten: Viel Spaß weiterhin so zu tun, als wäre alles in Ordnung…
- Lauren Weisberger
Der Teufel trägt Prada
(833)Aktuelle Rezension von: LadyMuffinchenAndrea hat gerade erst den College-Abschluss in der Tasche, kommt von einer Weltreise und ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Fehlt nun nur noch eines: ein cooler Job bei einer Zeitung. Am liebsten beim renommierten New Yorker oder einem anderen namhaften Tagesblatt. Als äußerst sympathische Protagonistin, ergreift Andy die Chance und steigt bei Runway ein. Nur nicht, so, wie sie hoffte als Journalistin, sondern als zweite persönliche Assistentin von Miranda Priestley. Dem Drachen, der sich als Chef des Ganzen von ganz unten nach ganz oben vorgearbeitet hat. Andrea ist eine vielleicht auch unterm Durchschnitt modebewusste Frau. Wie ein großer Teil der Menschen, ist Mode für sie etwas praktisches, was eventuell auch gut aussehen kann. So geht sie voller Naivität zum Vorstellungsgespräch in Klamotten, die nach der Beurteilung der Klackerschnepfen von Runway wohl nur noch zum Putzen geeignet ist. Andrea ist angeekelt von dem Verhalten und gleichzeitig fasziniert. Überraschenderweise kriegt sie den Job für den Millionen anderer Frauen sterben würde.
Andrea, deren Namen man tatsächlich auf verschiedenste Arten verzerren und brüllen kann, lernt schnell, dass eine Größe 38 einem Elefanten gleich kommt und eine 36 immernoch nah dran am Ende der Welt ist. Hochnäsigkeit und Intrigen unter Mitarbeitern, sowie aufgesetzte falsche Lächeln und Geschleime haben die Kollegen bei Runway perfektioniert. Sie ist, wie ich als Leserin ebenfalls, absolut fasziniert von diesen Eigenschaften, die Runway ausmachen. Gleichzeitig stößt sie dies jedoch auch ab und sie überlegt mehrmals, ob sie sich das antun will. Doch Fakt ist, ein Jahr unter Miranda Priestley und ihr stehen alle Türen offen. Dabei bleibt sich Andrea anfangs noch sehr treu, erst nach und nach fängt die Gehirnwäsche bei ihr an zu wirken, wobei auch das nie ganz, weshalb sie mir bis zum Schluss sehr sympathisch bleibt. Öfter, als im Film (der zwar Inhalte des Buches aufgreift, jedoch nicht in der Heftigkeit und noch seicht ist im Vergleich) tyrannisiert Miranda Andrea aufs Äußerste. Faszinierend ist dabei, wie wenig mit Andreas Gedanken auf den Nerv gingen, ebenso wie ihre ewige Litanei darüber diesen Laden zu verlassen. Wenn man sich die ganzen großen und kleinen Gemeinheiten vor Augen führt, die sie durchleben muss, weil ihre Chefin weder Anstand, noch so etwas wie Empathie oder Verständnis hat, kann ich es verstehen. Genauso wie auch ihren Wunsch es durchzuziehen, um danach bei ihrer Wunsch-Zeitung anzufangen. Wer braucht schon Essen, Schlaf oder gar soziale Kontakte außerhalb der Modewelt, wenn man in einer Redaktion mit faszinierenden Ausblick unter Miranda Priestley arbeiten kann? Richtig, vermutlich normale Menschen, aber nicht so die Angestellten bei Runway, das wäre schließlich eine Sünde.
Eine gute Darstellung des toxischen Arbeitsverhältnisses unter Nichtbeachtung einer guten Work-Life-Balance. Sicher hätte man dies noch mehr ausführen können, doch im Anbetracht der Seitenzahl empfand ich dies als ausreichend. Schließlich habe ich mich solidarisch schon genug mit Andy geärgert. Insbesondere über den ihr später ebenfalls oft passierenden Miranda-Rückzieher. Das dargestellte Bild der Arbeit in der Modebranche unter wunderbarem Setting und mit mega Charakteren, kann ich mir tatsächlich genauso vorstellen, wenn es vielleicht auch etwas too much dargestellt sein könnte.
Andrea ist sympathisch, empathisch und voller anfänglicher Euphorie auf den Job. Nach und nach wird sie ein klein wenig modischer mit dem Hang ebenfalls in 32 zu passen. Doch ihre Menschlichkeit verliert sie nie. Mit der Zeit gibt sie selbst Miranda mal Kontra und dabei ist sie stellenweise sogar lustig. Während dessen sind die meisten anderen Runways stoisch und hochnäsig, wahnhaft vernarrt in Miranda, Runway und Mode. Sie stellen alles über ihren eigenen Spaß, aber nur so lange, wie sie ins Visier von Miranda fallen könnten. Situationen werden ausgenutzt und selten zeigt sich ein normalsterbliches Verhalten.
Dieses Buch ist relativ dick und so hat es mich doch etwas überrascht, wie gut und schnell ich es durchsuchen konnte. Klar, ich kannte den Film und war mehr als gespannt, ob das Buch ebenfalls so krass ist. Tja, es ist heftiger. Der Schreibstil ist leicht und durch Andreas Ich-Perspektive und ihrem kleinen Hang zu Sarkasmus und Ironie, so wie die Kunst genau das richtige Bild zu fassen, ist es ein Leichtes gewesen durch die Seiten zu fliegen.
Insgesamt hat mich dieses Buch mehr als unterhalten. Es ist eine gute Mischung aus Realität und Übertreibung, aus Komik und Ernst. Dazu bekommt man zumindest eine liebenswerte Protagonistin, die einem das Gefühl gibt noch von dieser Welt zu sein. Es gibt einen Einblick in die harte Modebranche, über die man sich im Zweifel noch nie Gedanken gemacht hat und dabei vergisst der Roman nicht auf jeden Sonnen- und Schattenseite einzugehen. 🤳🏻
- Gabrielle Zevin
Morgen, morgen und wieder morgen
(337)Aktuelle Rezension von: Ana80Sadie, eine Hochbegabte Informatikstudentin und Sam kennen sich aus Kindertagen, in denen zusammen Super-Mario gespielt haben. Als die beiden sich als junge Erwachsene zufällig wieder treffen stellen sie schnell fest, dass sie nicht nur auf freundschaftlicher Ebene sehr gut funktionieren, sondern auch im Designen von Spielen ein tolles Team sind. Als ihr entwickeltes Spiel zu einem Verkaufsschlager wird, wird ihre Freundschaft allerdings auf eine harte Probe gestellt…
Vorneweg möchte ich sagen, dass der Roman wirklich unterhaltsam, locker und gut geschrieben ist. Man kann das Buch leicht weglesen und kann der Handlung schnell folgen. Für mich fing dieses Buch allerdings gut an und hat nach dem ersten Drittel immer mehr nachgelassen. Hier kamen immer mehr Nebenschauplätze oder für mein Empfinden unwichtige Dinge dazu und irgendwie verlor sich der Fokus, wodurch ich es dann als langatmig empfunden habe. Auch die beiden Hauptcharaktere machten es mir schwer so richtig warm zu werden mit dem Buch. Vieles innerhalb ihrer Beziehung zueinander war für mich nicht nachvollziehbar, zuallererst ihr Umgang miteinander. Das ist natürlich mein persönliches Empfinden, dennoch beeinflusste das sehr meine Leseerfahrung.
Zuletzt möchte ich betonen, dass man für dieses Buch kein Gamingfan sein muss, musste aber feststellen, dass diese Welt einfach nicht meine ist und sie mir für die Rahmenhandlung eines Buchs nicht gefällt.
Dies ist ein Buch, welches man lesen kann, aber nicht muss. Es ist gut geschrieben, aber einfach nicht meins gewesen, weswegen ich aber trotzdem drei Sterne vergebe. Den Hype darum verstehe ich allerdings nicht.
- Angelika Waldis
Marktplatz der Heimlichkeiten
(7)Aktuelle Rezension von: dorliJuni/Dezember 2012 – ein Medienhaus in der Schweiz. Hier tummeln sich tagtäglich unter einen Dach viele Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen – miteinander oder auch gegeneinander. Sie alle haben ihre Eigenarten und Geheimnisse, die hier nach und nach von Angelika Waldis aufgedeckt und präsentiert werden.
In „Marktplatz der Heimlichkeiten“ begibt man sich auf eine Wanderung durch das Medienhaus, öffnet die Türen zu den verschiedenen Ressorts und lernt 27 ganz unterschiedliche Mitarbeiter kennen. 26 Akteure von der Verträgerin bis zum Chef, die dem Leser nacheinander einen kurzen, aber sehr intensiven Einblick in ihr derzeitiges Leben und Denken gewähren – gerade jetzt, wo Worte wie Umstrukturierung und Massenentlassung durch die Korridore geistern; 26 Menschen, die ihre Ängste und Sorgen, ihre Vorlieben und Abneigungen, ihre Angewohnheiten, Geheimnisse, Wünsche und Träume offenbaren. Und mittendrin die Volontärin, die immer wieder durch Zwischenrufe in Erscheinung tritt und scharfzüngig das Leben und Treiben um sich herum kommentiert.
In den insgesamt 28 Episoden bringt Angelika Waldis Erstaunliches, Absurdes, Dramatisches und Bewegendes ans Tageslicht – mir haben diese kleinen Geschichten sehr gut gefallen. Das Buch steckt voller interessanter Begebenheiten. Manche zum Schmunzeln. Viele zum Nachdenken. Einige zum Kopfschütteln.
Die Autorin hat eine angenehme Art, dem Leser die Gedanken und Geheimnisse der unterschiedlichen Mitarbeiter näherzubringen. Schnörkellos und mit treffenden Formulierungen. Besonders gut haben mir die bissigen Kommentare der Volontärin gefallen – eine Aneinanderreihung von Gedankensplittern, die das jeweilige Geschehen exakt auf den Punkt bringen.
Ein außergewöhnliches Buch über die ungesagten Geschichten im Arbeitsalltag. Absolute Leseempfehlung. - Sara Weber
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
(93)Aktuelle Rezension von: BuechervorhersageIn dem Buch "Die Welt geht unter und ich muss trotzdem arbeiten?" nimmt die Autorin Sara Weber unsere heutige Arbeitswelt in Zeiten multipler Krisen unter die Lupe und stellt fest, dass vieles falsch läuft und wir uns alle nur noch ausgebrannt fühlen. Sie stellt Studien und Zukunftsszenarien vor, die einerseits den Schiefstand dokumentieren, aber auch Lösungsansätze liefern. Umgesetzt werden müssten diese von den Unternehmen und der Politik, doch diese werden nur dann tätig, wenn viele Menschen ihre Forderungen laut verkünden und dafür kämpfen. Was uns dabei in die Karten spielt ist der Fachkräftemangel. Die Auswahl an freien Stellen steigt und die Arbeitnehmer können nun die Arbeitgeber vergleichen und diejenigen mit ihrer Arbeitskraft unterstützen, die die eigenen Werte und Interessen am meisten widerspiegeln. Außerdem können wir unterbesetzten, schlecht bezahlten und nicht wertgeschätzten Branchen den Rücken kehren und damit früher oder später ein Umdenken und Handeln in diesen Bereichen anstoßen.
Der Inhalt des Buches hat vielfach meine eigenen Beobachtungen und Einschätzungen bestätigt und mir dazu außerdem handfestes Wissen geliefert. Es fasst die Misere der heutigen Arbeitswelt sehr gut zusammen und liefert erste Lösungsmöglichkeiten. Jetzt müssen nur noch genug Menschen diese Erkenntnisse haben bzw. das Buch lesen, damit wir unsere Stimme wiederfinden und uns für unsere Zukunft einsetzen, die eine bessere werden soll, und damit den Ball ins Rollen bringen. Im Idealfall wäre dieses Buch eine Pflichtlektüre für Jeden.
- Cho Nam-Joo
Kim Jiyoung, geboren 1982
(466)Aktuelle Rezension von: BernaIn dem Roman „Kim Jiyoung, Geboren 1982“ von Cho Nam-Joo geht es um ein schmerzhaft gewöhnliches Leben einer Frau in Korea.
Wir haben einen auktorialen Erzähler, der dem Leser die Innenwelt der Protagonistim Kim Jiyoung Nahe bringt. Auch wenn alltägliche Situationen beschrieben werden, kann, denke ich, fast jede Frau beim Lesen der Lektüre dennoch viele Parallelen zu ihrem Leben ziehen. Warum? In dem Roman geht es primär um eine Feindlichkeit gegenüber Frauen und Mütter, die man aus dem beruflichen oder privaten Kontext kennt.
Der Roman ist chronologisch in Zeitfenster eingeteilt worden. Beispielsweise geht es im zweiten Kapitel um die Jahre zwischen 1982 und 1994. Dies führt dazu, dass der Leser Zeuge vieler Diffamierungen gegenüber der Protagonisten wird und peu a peu mehr Empathie für diese entwickelt.
Zusammengefasst kann ich das Buch aus voller Überzeugung weiterempfehlen. Dieses Werk ist so gut, dass es weltweit als Pflichtlektüre an Schulen eingeführt werden sollte, denn „die millionenfach verkauften Exemplare dieses Buches sollte man sich als eine Art Mitgliedsausweis vorstellen, der die kollektive Erfahrung der Erniedrigung von Frauen belegt“ (New York Review of Books).
- Sheryl Sandberg
Lean In
(26)Aktuelle Rezension von: beccarisAuf dem Klappentext liest man, dass das Buch provozieren will. Unter diesem Aspekt habe ich es auch gelesen. Ich kann mir vorstellen, dass Sheryl Sandberg für viele junge Frauen ein Idol darstellt und es wäre umso interessanter gewesen zu erfahren, welche Eigenschaften und Attribute zu ihrem Leistungsausweis geführt haben. Zweifellos ist die Autorin und Vorsitzende des Verwaltungsrates von Facebook eine beeindruckende Persönlichkeit, die mit viel Engagement und Wille es sehr weit gebracht hat.
Das Buch selbst bringt wenig Neues zur Thematik „Frauen in Führungspositionen" auf. Viele der aufgeführten mehr oder weniger wissenschaftlichen Thesen sind bekannt und bereits unzählige Male kontrovers diskutiert worden.
Die Frage danach, wie sie es geschafft hat, Karriere, Familie und vieles mehr unter einen Hut zu bringen, findet die Autorin müssig. Jedoch stellte sich genau diese Fragestellung auch mir, insbesondere wenn man die endlose Auflistung von Personen liest, die zum Buch wesentlich beigetragen haben, die zahlreichen Kontakte zu Freunden, Politikern, Berufskollegen, etc. etc. Angesichts einer solchen Fülle von Kontakten, ist es schon fragwürdig, inwieweit diese tiefgründig und bedeutsam sind. - Lars Berge
Der Büro-Ninja
(11)Aktuelle Rezension von: santinaInhalt
Jens Jansen lebt ein normales Mittelklasse-Leben in Stockholm. Er hat eine Freundin, eine Zweizimmerwohnung und einen Job als Brand Manager bei einem Hersteller von Fahrradhelmen. Aber seine Motivation für seinen Job ist auf der Strecke geblieben und auch seine Beziehung geht ihrem Ende entgegen.
Als ihm eine Beförderung ins Haus steht, versteckt er sich scheinbar spontan in der Zwischendecke der Herrentoilette. Doch schnell wird klar, Jens Jansen hat sein Verschwinden von langer Hand geplant und hält sich nun in einer vergessenen Abstellkammer verborgen, die er nur nachts verlässt – verkleidet als Ninja, falls sich unerwartet doch jemand in dem Bürokomplex aufhalten sollte.
Eines Tages erfährt Jens Jansen, dass er nicht der einzige ist, der dem Wahnsinn des Alltags entflohen ist und dass es eine Schattenwelt gibt, die genau diesen Menschen Schutz bietet…
Protagonist
Jens Jansen kann sich seit geraumer Zeit weder für seinen Arbeit, noch für die Erhaltung seiner Beziehung motivieren. Seinen Tag verbringt er damit, Kaffee zu trinken, leere Blätter auf dem Schreibtisch hin und her zu schieben und mit dem Handy am Ohr wichtige Telefonate zu simulieren. Scheinbar sieht er in seinem Leben keinen Sinn mehr und greift zu einem eher ungewöhnlichen Ausweg, er möchte verschwinden und nicht mehr gefunden werden.
Meine Gedanken zum Buch
Lars Berge hat eine sozialkritische Satire geschaffen und sich die moderne Geschäftswelt und ihre Konsequenzen vorgenommen. Er nimmt Klischees, wie zum Beispiel den Büroleiter, der liebend gerne andere in die Pfanne haut, auf die Schippe. Oftmals musste ich über die Szenen, die sich in diesem Bürokomplex abspielen, schmunzeln.
Das Buch hat mich in dem Moment in seinen Bann gezogen, in dem der Protagonist in der Zwischendecke abgetaucht ist. Es war spannend, zu erleben, wie intensiv er sich vorbereitet hat, um sein Verschwinden zu verschleiern. Ebenso spannend war es, zu sehen, wie Jens Jansen auf unplanmäßige Zwischenfälle reagiert, denn dass er nicht auf alles vorbereitet war, erfährt man spätestens, als es darum geht, wovon er sich ernähren will und als er feststellt, dass so ein Tag in der Abstellkammer sehr langweilig sein kann. Dieser „Abenteuer“-Teil hat mir sehr gut gefallen.
Hin und wieder hatte ich den Eindruck, dass durch die Übersetzung etwas verloren gegangen ist, denn den Hype, den das Buch in Schweden ausgelöst hat, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Insbesondere konnte mich das Finale nicht überzeugen.
Daher vergebe ich 3,5 von 5 Sterne. - Rob Hart
Der Store
(194)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Der Store
Autor*in: Rob Hart
Erschienen in Deutschland: 2019
Originaltitel: THE WAREHOUSE
Erschienen in den USA: 2019
Übersetzer*in: Bernhard Kleinschmidt
Weitere Informationen:
Genre: Dystopie
Preis: € 11,00
Seiten: 591
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-453-27230-9
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
Inhalt:
Der Store liefert alles. Überallhin. Der Store ist Familie. Der Store schafft Arbeit und weiß, was wir zum Leben brauchen. Aber alles hat seinen Preis.
Paxton und Zinnia lernen sich bei Cloud kennen, dem weltgrößten Onlinestore. Paxton hat einen Job beim Sicherheitsdienst bekommen. Paxton hat einen Job beim Sicherheitsdienst bekommen. Zinnia arbeitet im Lager. Die beiden kommen sich näher, obwohl sie ganz unterschiedliche Ziele verfolgen. Sie ahnen nicht, wie weit das Unternehmen geht, um die perfekte Welt von Cloud vor Gegnern zu schützen.
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
Das Buch hier habe ich vor wenigen Wochen recht günstig im Buchladen bekommen, da es ziemlich stark reduziert war, genauer gesagt nur für drei Euro. Was soll ich sagen, die Beschreibung klang düster und interessant, und zu Büchern im Angebot kann ich generell ja nur schwer nein sein. Außerdem fand ich diesen Barcode mit den vielen Händen auf dem Cover sehr ansprechend. Außerdem fühlt sich der Buchdeckel an, als wäre er aus harter Pappe und gibt dem Buch eine Art "Paketoptik", was passend zu einem Buch über einen Versandhandel. Das Rot sticht heraus, wie auch der rote Farbschnitt. Er fühlt sich so an, wei sich Farbschnitte vor mehreren Jahren noch angefühlt haben, ein wenig rau. Aber hier pappten die Seiten wenigstens nicht so stark zusammen und ich bekam sie leichter auseinander. Da hatte ich in der Vergangenheit schon schlimmere Bücher in der Hand.
Ok, genug vom Äußeren des Buchs, kommen wir jetzt zum Inneren. Zu einem der leider wenigen Dingen, die mir an dem Buch gefallen: Das Buch bzw die Geschichte wird aus drei Perspektiven. Die erste Perspektive gehört der Protagonistin, deren echten Namen man nie erfährt. Sie arbeitet in Form von Aufträgen und soll herausfinden, wie "Cloud" es schafft, so viel Energie zu nutzen, und dabei offiziell viel weniger Energie in Anspruch zu nehmen. Dass Zinnia ein falscher Name ist, den sie extra für diese Mission nutzt, erfährt man recht schnell. Ansonsten erfährt man kaum was über sie, was ein wenig schade ist. Man erfährt nicht mal ihre Motivation, warum sie diesen Job hat und was ihr daran gefällt.
Die zweite Perspektive gehört Paxton und ich muss sagen, seine Parts haben mir am besten gefallen. Von ihm erfährt man im Gegensatz zu "Zinnia" ziemlich viel und ich konnte mich auch viel besser in ihn hineinfühlen. Dass seine eigene Firma aufgrund von Cloud pleite ging und dann seine Idee quasi geklaut wurde, das hat ihn ziemlich mitgenommen und ich kann es auch verstehen. Und die letzte Perspektive gehört Gibson, dem Gründer von Cloud, welcher wegen Krebs im Sterben liegt. Bzw schwer an Krebs erkrankt ist, er unternimmt deshalb eine letzte Tour und besucht so viele seiner Standorte, genannt Motherclouds, wie es ihm möglich ist. Von ihm erfährt man nicht nur, wie und warum Cloud entstanden ist, sondern auch, wer sein Nachfolger wird und warum.
Man verfolgt die Geschichte wie gesagt aus drei Perspektiven und man wird auch recht schnell mit dem harten Arbeitsalltag konfrontiert, der in den Motherclouds mehr oder weniger vorherrscht. Doch vorher sieht man den Einstellungsteil und wie schwer dieser ist. Ebenso, wie man aufgrund seiner Antworten und seines Lebenslaufs durch eine KI in die passende Abteilung geschoben wird. "Zinnia" hat einen sehr, sehr stressigen Job im Laber, wo sie zig verschiedene Sachen für die Kunden aus den Regalen heraussucht und aufs Fließband legt, damit diese an die Kunden verschickt werden. Arbeitssicherheit wird dabei nicht sonderlich groß geschrieben (bzw es ist vorgeschrieben, aber damit man sein Tageslimit erreicht, muss man diese eher ignorieren). Wie alle anderen Mitarbeiter kann sich "Zinnia" irgendwelche Dinge bestellen und die werden dann auf ihr Zimmer gebracht. Paxton dagegen muss die meiste Zeit einfach nur irgendwo herumlaufen und "Anwesenheit" zeigen. Dabei wird er oft mit den Problemen und der Ablehnung, wie sie die Leute vom Sicherheitsdienst oft erfahren, konfrontiert.
Es gab auch noch viele andere Punkte, die mir natürlich gefallen haben. Ich fand es erschreckend zu sehen, wie stark Cloud die Welt unter Kontrolle hat. Wie hart und schwer die Arbeit dort ist und wie weitläufig die Überwachung über die Mitarbeiter. Wie streng die Strafen sind, wenn man sich nicht an die Regeln hält oder wenn man sein Tageslimit nicht erreicht. Wie schnell es zu Entlassungen kommen kann. Und das möchte man eigentlich nicht, wenn es wird impliziert, dass es kaum noch Arbeitgeber neben Cloud gibt.
Was ich auch schrecklich, wie auch interessant fand: Welche Gedankengänge Gibson so hat, welche Ideen er hat und wie er seine Taten rechtfertigt. Er sieht absolut nichts falsches an dem, was er getan hat und was heute alles passiert. Anfangs kam er mir jemand vor, mit guten Ideen, Idealen etc, dessen Werk am Ende aber verbastadisiert und missverstanden wurde. Nur, je mehr von man von ihm liest, merkt man, dass er keine gute Person ist. Manchmal konnte ich nicht anders, als über seine Ansichten den Kopf zu schütteln.
Der teilweise monotone Arbeitsalltag und wie er dargestellt wurde, besonders in den ganz kurzen Kapiteln, die immer kürzer wurden, haben mir sehr gut gefallen. Und hat die Monotonie richtig gut dargestellt, da es immer weniger zu erzählen gab. Es ist immer weniger da, das man hier erzählen könnte und wie das aufgebaut wurde, hat mir richtig gut gefallen.
Ok, aber jetzt zu den Punkten, die mir nicht so gut gefallen haben, da gab es leider mehrere. Andere Rezensenten haben das schwache World-Building angesprochen und ich muss ihnen leider rechtgeben. Es wird nur hin und wieder erwähnt und gezeigt, dass es sehr heiß draußen ist, dass Essen wie Fleisch, Obst, Gemüse eine teure Seltenheit sind und dass sich die Leute eher günstiges Fastfood oder Ersatzessen leisten können.
Aber ob es jetzt der Klimawandel ist und was genau in der Welt alles los ist, das erfährt man so gut wie gar nicht.
Und was ich auch merkwürdig finde: Es heißt auf der einen Seite, dass es kaum noch andere Jobs und Arbeitgeber neben Cloud gibt. Dass viele fast schon verzweifelt versuchen, ein Teil von Cloud zu werden, damit sie Geld und ein Dach über dem Kopf haben.
Auf der anderen Seite wird ja ganz fleißig bestellt und ich kann mir nicht vorstellen, dass das von den Mitarbeitern kommen kann. Und es wird alles mögliche bestellt, hier und da wird aufgelistet, was "Zinnia" so durch die Gegend tragen darf. Nur: Woher haben die Kunden all das Geld? Wer liefert die Sachen? Wo werden sie hergestellt? Das wird nirgendwo erklärt und das finde ich schade. So wirkt es ein wenig unlogisch bzw wie eine große Logiklücke.
Die "Beziehung" zwischen "Zinnia" und Paxton fühlt sich ein wenig erzwungen an. Er hat sehr schnell Interesse an ihr, sie will ihn nur für ihre Zwecke ausnutzen. Und irgendwann hat sie dann doch Gefühle für ihn, aber irgendwie auch wieder nicht ... das kam mir alles total merkwürdig vor. Wenn sie auf einer freundschaftlichen Ebene geblieben wären, ohne Liebe, Sex etc, dann wäre es besser für die Story gewesen, finde ich.
Was die Auflösung, wie auch das Ende angeht, bin ich ein wenig enttäuscht. Besonders, da es Paxton betrifft. Seine Charakterentwicklung fand ich am spannensten, auch wenn ich mir nicht sicher war, was denn genau seine Ziele waren. Zum einen wollte er Rache haben. Zum anderen aber wollte er lieber den Job bei Cloud behalten, weil er damit Geld, Essen, ein Dach über den Kopf hat, einen geregelten Arbeitstag. Und ganz am Ende trifft er eine Entscheidung, die dann aufgrund seiner Charakterentwicklung sehr merkwürdig auf mich wirkte. Und was aus "Zinnia" wird, darüber kann man nur raten. Und ich hasse es, bei sowas raten zu müssen.
Fazit:
Da das Buch sehr stark an Amazon erinnert, ist das Buch Kritik am Online-Versandhandel, wie auch an Dingen wie Monopolen und geldgierigen Menschen ohne Gewissen. Und auch ohne jegliche Menschlichkeit. In welche Richtung sich unsere Welt vielleicht entwickeln könnte, wenn wir Unternehmen immer mehr und mehr Macht geben, ihnen immer mehr Freiraum geben und sie alles durchgehen lassen.
Aber das ganze System ist leider nicht ganz komplett durchdacht und hat hier und da Schwächen, die das Fundament der ganzen Geschichte dann doch zum Wackeln bringen können. Manche Punkte der Firma wirken auch wenig durchdacht, bzw wenig weitsichtig. Ich hatte zwar Spaß beim Lesen, aber ...
Hier hat man leider viel verschenkt. Die Länge hat mich dagegen gar nicht gestört, aber dicke Bücher lese ich genauso gerne wie dünne Bücher.
Von mir bekommt das Buch insgesamt drei Sterne.
- Rona Jaffe
Das Beste von allem
(66)Aktuelle Rezension von: EmmaWinterManhatten 1952: Caroline Bender startet ihr Berufsleben in einem New Yorker Verlagshaus. Fabian Publications wird ebenso ihr Zuhause, wie das von zahllosen anderen jungen Frauen - fünfmal in der Woche von 9.00 bis 17.00 Uhr. Eigentlich ist es eher eine Warteschleife, denn das erklärte Ziel der allermeisten Mitarbeiterinnen ist die Heirat mit einem schmucken jungen Mann.
Über drei Jahre verfolgen wir das Schicksal von fünf jungen New Yorkerinnen, die alle nur glücklich sein wollen. Im Trubel der Stadt, zwischen Dates, Weihnachtsfeiern, übergriffigen Chefs, winziges Apartments, Affären und reichlich Alkohol, versuchen sie den Kopf über Wasser zu halten.
Die Autorin veröffentlichte das Buch mit 26 Jahren und beschreibt darin auch ihre eigenen Erlebnisse, zudem hat sie mit 50 Frauen Interviews geführt und nach deren Erfahrungen in der Arbeitswelt gefragt. Herausgekommen ist ein Stück Gesellschaftsgeschichte in Romanform. Wir tauchen tief ein in das New York der damaligen Zeit, in die Arbeitswelt - geprägt von Männern, in der Frauen in den meisten Fällen nicht nur unterschätzt, sondern kaum geachtet werden - und das Gefühlsleben der Protagonistinnen, das ebenfalls vom Wohl und Wollen der Männer abhängt. Rona Jaffe schreibt detailliert, daher gibt es durchaus Längen in diesem Roman. Allerdings hat er mich insgesamt sehr gut unterhalten, auch wenn die Rolle der Frau in der Gesellschaft schon recht häufig Grund zum lauten Schreien gegeben hat. Besonders die Figur der Caroline reflektiert aber auch über die traditionellen Wünsche der Frauen, ob die Erfüllung des eigenen Lebens in einer Heirat zu suchen sei.
Eine sehr interessante Lektüre mit viel New York Flair und einem spannenden Nachwort der Autorin.
- Karen Duve
Taxi
(168)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderAnfang der 80er Jahre liest Alex Herwig eine Anzeige wo man TaxifaherInnen sucht. Sie meldet sich und bekommt einen Job. Hier lernt sie neue Freunde kennen und beginnt mit einem der Fahrer ein Verhältnis. Ihr Leben ist nun geprägt von vielen Autofahrten, nervigen und aufdringlichen Fahrgästen, den unterschiedlichsten Erzählungen und viele Geschichten aus dem Rotlichtviertel. Der Job macht ihrSpaß und sie lernt Hamburg von einer ganz anderen Seite kennen. Ihren Lover möchte sie aber abservieren, denn mit dem kleinwüchsigen Markus, mit Fahrgästen, ihrem Nachbarn oder mit einem bezahlten Punk hat sie viel mehr spaß im Bett und dann merkt sie plötzlich, dass sie schon so viele Jahre fährt und immer noch nicht weiß was sie wirklich will. Wie immer schreibt Karen Duve bissig, tiefgründig, komisch und ehrlich. Wunderbar!
- Günter Wallraff
Ganz unten
(93)Aktuelle Rezension von: PaperboatIn „Ganz unten“ hat sich der investigative Journalist Günter Wallraff in den 1980er Jahren in den Türken Ali Levent Sinirlioğlu verwandelt, um die Erfahrungen zu bestätigen, die ihm von Freunden und Bekannten, die über das Anwerbeabkommen als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, zugetragen wurden. Zwei Jahre lang war er als Ali unterwegs und hat unter unmenschlichen Bedingungen gearbeitet, für den er von der deutschen Bevölkerung sogar noch blanken Hohn eingesteckt hat.
Dieses Buch ist ein journalistisches Meisterstück, denn Günter Wallraff hat sich tief, sehr tief in seine Rolle begeben.
Um das Buch zu lesen, sollte man sich in einer einigermaßen guten Grundstimmung befinden, denn man wird ganz unzweifelhaft Ärger empfinden. Immer wieder musste ich mir sagen, dass der Entstehungszeitpunkt dieses Dokuthrillers schon über 30 Jahre zurückliegt, doch geholfen hat es nichts: Dieser Fremdenhass, diese Intoleranz, diese so typische German Angst hat ganz unweigerlich immer wieder Wut ausgelöst.
- David Graeber
Bullshit Jobs
(37)Aktuelle Rezension von: Leseratte61Inhalt:
Was ist schlimmer? Ein sinnvoller Job, der mies bezahlt wird oder ein gutbezahlter aber völlig sinnloser Bullshit-Job? Mit haarsträubenden Fallgeschichten zeigt David Graeber, wie im Neokapitalismus Unternehmen Engagement vortäuschen und Löhne drücken.
Fazit:
Warum haben zwischen 37 bis 40% der Arbeitnehmer in Großbritannien und den Niederlanden das Gefühl, dass ihre Arbeit keinen Sinn macht? Woran liegt diese Sinnlosigkeit? Dieser Frage geht der Autor in seinem Buch nach und würzt die graue Theorie mit vielen Fallbeispielen. Doch was ist nun ein Bullshit-Job?
Der Autor definiert ihn so: „Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der den Job ausführt, seine Existenz nicht rechtfertigen kann, obwohl er sich im Rahmen der Beschäftigungsbedingungen verpflichtet fühlt, so zu tun, als sei dies nicht der Fall.“
Solche sinnlosen und unnötigen Jobs beschreibt der Autor in seinem Buch und geht dabei auch auf die Schäden ein, die solche Jobs langfristig bewirken. Diese Jobs fügen durch ihre Sinnlosigkeit den Menschen,
die unter ihnen leiden erhebliche Schäden zu, oft ohne Ausweg, da die Arbeitstätigkeit die wichtigste Existenzgrundlage ist. Was für ein Dilemma.
In großen Teilen des Buches geht der Autor darauf ein, wie es überhaupt zu diesen Bullshit-Jobs kommen konnte und was deren Zweck ist. Welchen Sinn kann es haben, wenn das Management nur den Sinn verfolgt, das Management zu managen und dabei immer mehr sinnlose Jobs aus dem Boden stampft? Um darauf eine Antwort zu finden, solltet ihr dieses Buch lesen.
Mich hat dieses Buch zum Nachdenken und Nachfragen angeregt und ich war überrascht mit wie viel Witz und Klarheit der Autor mir sein Wissen vermitteln konnte. Zum Glück wurde ich bisher von einem reinen Bullshit-Job verschont, doch wer weiß was noch kommen mag. An vielen Stellen habe ich innegehalten und musste erst einmal Luft holden, da ich vorher nicht wusste wie viele sinnlose Jobs es tatsächlich gibt und vor allen Dingen, warum es sie überhaupt gibt.
Klar handelt es sich um ein Sachbuch und für die Lektüre sollte genügend Zeit und Muse eingeplant werden, da es sich stellenweise recht trocken lesen lässt. Dennoch sollte es ein breites Publikum finden, da die brisante Thematik uns alle angeht und wir die Augen nicht mehr verschließen sollten. Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall, da der Autor immer wieder frische und freche Erklärungen liefert.
Habt ihr euch schon mal gefragt, warum sich unsere Arbeitszeiten immer noch nicht verkürzen obwohl die Automatisierung solche Fortschritte gemacht hat? Sind die gestressten Kollegen und Kolleginnen die wir nur als Schatten vorüber huschen sehen wirklich so überlastet, oder tun sie nur so? Was unterscheidet Bullshit-Jobs von wichtigen Jobs, die uns allen nützen? Warum tun wir nichts gegen unnütze Jobs? Für Antworten, die erstaunen und aufklären solltet ihr das Buch lesen.
Für Menschen, die tiefer in dieses Thema einsteigen wollen und auch keine Angst vor Sachbüchern haben vergebe ich eine überzeugte Leseempfehlung, da ich die Aufklärung gefunden habe, die ich mit diesem Buch verband.
- Kathrin Weßling
Super, und dir?
(97)Aktuelle Rezension von: simone_richterSie ist Jahrgangsbeste in der Schule, intelligent und studiert irgendwas mit Medien, und Marlene Beckmann ergattert nach ihrem Abschluss DEN Job, den sie schon immer haben wollte in DER Firma, für die sie schon immer arbeiten wollte: und zwar als Volontärin in der Social Media Abteilung. Alles scheint perfekt und zudem hat sie eine schöne, funktionierende Beziehung mit Jakob, ist sportlich und beliebt. Nach Feierabend bemüht sie sich in ein Fitnessstudio zu gehen und sich gesund zu ernähren. Das alles gehört dazu, um glücklich zu sein, glaubt sie. Sie macht Selfies von ihrem Leben und postet sie in den Netzwerken. Dann nimmt sie hier mal eine Pille, noch ein Glas Alkohol und da mal eine Mischung aus Amphetaminen. Ja, Marlenes Leben gerät aus den Fugen.
In diesem Buch wird gezeigt, wie gefährlich es ist, Probleme zu verharmlosen und immer nur zu funktionieren. Drogenprobleme und Depressionen müssen ernst genommen werden, auch wenn die Betroffene gebildet und wohl situiert ist. Hier wird veranschaulicht, wie Selbstoptimierung in das Entgleiten des Lebens geschieht. Marlene versucht krampfhaft den Schein zu wahren. Ein Roman, der einen bewegenden Blick auf die moderne Arbeitswelt wirft ohne jegliche Work-Life-Balance. Mit Höchstleistungen und fremdbestimmen Funktionieren. Leben entgleitet und wie krampfhaft versucht wird, den Schein zu wahren. Marlene ist überfordert. Ein wichtiges und ernstes Thema, welches hoffentlich zum Nachdenken anregt. Eine Warnung für all die da draußen, die tagein tagaus nur denken, ihre Arbeit ist alles im Leben und das man alles schaffen könne, wenn man sich nur noch mehr anstrenge. Passt auf euch auf!
- Susanne Kliem
Die Beschützerin
(62)Aktuelle Rezension von: Thommy28Einen Einblick in die Handlung gibt die Kurzinfo hier auf der Buchseite. Meine persönliche Meinung:
Der Plot - Psychopathin zerstört das Leben einer Person durch Manipulation und Intrigen - ist ja nun nicht gerade neu. Der fleissige Thrillerleser hat so etwas in der einen oder anderen Ausprägung sicher schon oft gelesen.
Trotzdem gelingt es der Autorin den Leser mit ihrer Geschichte zu fesseln. Der Schrecken beginnt leise um sich dann stetig weiter zu steigern. Unterhaltsam, aber so richtige Spannung wollte nicht aufkommen. Dazu ist auch schon viel zu früh klar, wer hinter der Sache steckt. Man will eigentlich nur noch sehen, was noch alles passiert. Für einen TOP-Thriller ist das aus meiner Sicht zu wenig.
Die Auflösung erfolgt dann auch etwas zu unspektakulär und für mich nicht so recht logisch durchdacht. Die Variante im Epilog war ebenfalls so zu erwarten; ein Kunstkniff den ich schon in diversen Büchern so gelesen habe und der mich das Buch nicht richtig zufrieden hat beenden lassen. Die Schreibweise ist allerdings sehr flüssig und gut. Ich kann mir durchaus vorstellen noch andere Bücher der Autorin zu lesen.
Insgesamt ein gutes, unterhaltsames Buch, dem ich mit einer Portion Wohlwollen eine nur knapp erreichte 4 Sterne Bewertung geben kann. - Frank McCourt
Ein rundherum tolles Land
(223)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerFrank McCourts Fortsetzung zu seinem preisgekrönten Werk, "Ein rundherum tolles Land", bietet erneut einen faszinierenden Einblick in das Leben des Autors und seiner Familie. Während das Buch zweifellos seinen Reiz hat und die Leserschaft in die unverwechselbare Welt der McCourts entführt, erreicht es möglicherweise nicht ganz die gleiche epische Tiefe wie sein Vorgänger.
Die Fortsetzung führt uns durch die fortgeschrittenen Lebensjahre McCourts und bietet eine ehrliche Reflexion über seine Erfahrungen als Lehrer, Schriftsteller und Familienvater. Die Prosa behält dabei die gleiche Leichtigkeit und den humorvollen Ton, der schon im ersten Buch begeisterte. McCourt gelingt es, den Leser erneut in seinen Bann zu ziehen, indem er das alltägliche Leben mit einer Mischung aus Herzlichkeit und Ironie präsentiert.
Die Charaktere, allen voran der Autor selbst, werden weiterentwickelt und gewinnen an Tiefe. Die Leser, die bereits mit Frank, Angela und den anderen vertraut sind, werden ihre Reise durch das Erwachsenenleben als eine natürliche Fortsetzung empfinden. Die scharfsinnige Beobachtungsgabe McCourts bleibt erhalten und verleiht der Geschichte Authentizität.
Ein bemerkenswertes Merkmal des Buches ist die Art und Weise, wie es historische Ereignisse und soziale Veränderungen in die persönliche Erzählung einbettet. Die Verbindung zu den gesellschaftlichen Umbrüchen, sei es in der Bildung oder den politischen Entwicklungen, verleiht dem Werk eine zusätzliche Dimension und zeigt erneut McCourts Fähigkeit, seine individuellen Erlebnisse in einen breiteren Kontext zu stellen.
Dennoch mag es den Lesern auffallen, dass die Intensität und der emotionale Sog des ersten Werks nicht in gleicher Weise erreicht werden. "Ein rundherum tolles Land" ist zweifellos ein lesenswertes Buch, aber es erreicht möglicherweise nicht die gleiche tiefgehende Resonanz wie sein Vorgänger. Die Geschichte fließt zwar angenehm voran, aber es fehlt möglicherweise ein Hauch von jener intensiven Emotionalität, die das erste Buch zu einem literarischen Meisterwerk machte.
Insgesamt jedoch ist "Ein rundherum tolles Land" eine gelungene Fortsetzung, die die Leser erneut in die Welt der McCourts eintauchen lässt. McCourt beweist erneut seine Fähigkeit, das Leben in all seinen Facetten zu porträtieren, und bietet einen weiteren Einblick in seine faszinierende Lebensgeschichte. Ein Buch, das trotz möglicherweise leicht verblasster Strahlkraft, die Leser mit seinem Charme und seiner erzählerischen Kunst weiterhin begeistern wird.
- Anna Sam
Die Leiden einer jungen Kassiererin
(124)Aktuelle Rezension von: ScholuIch habe das Buch gelesen, da ich selbst mal als Verkäuferin gearbeitet habe. Man hat tatsächlich Momente, in denen man denkt, darüber könnte man ein Buch schreiben. Ich selbst hatte während meiner Schicht nie die Zeit, mir Notizen zu machen und zuhause hatte ich das meiste wieder vergessen.
Wie dem auch sei, das Buch ist ganz amüsant zu lesen und manch Verkäufer/Kassierer wird sich bestimmt in einigen Situationen wiedererkennen.
Manches ist allerdings etwas merkwürdig, aber das liegt dann wohl daran, dass die Autorin in Frankreich an der Kasse saß. Da fehlt uns/mir dann das Verständnis dafür, denn einige Arbeitsregeln sind dort wohl anders als bei uns in Deutschland.
Vielleicht hilft dieses Buch aber tatsächlich, dass sich manch Leser an der Kasse nun etwas besser benimmt.
Wer etwas leichtes für Zwischendurch lesen möchte und auch gern sein Verhalten mal reflektieren möchte, dem sei das Buch ans Herz gelegt.
Und zum Abschluss noch meine Lieblings"begrüßung" eines Kunden von mir: "Hallo Brot."
- Siegfried Lenz
Die Klangprobe
(64)Aktuelle Rezension von: SusanneEichholzDieser Roman ist sicher ganz besonders für diejenigen lesenswert, die aus gesundheitlichen Gründen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können und sich umorientieren müssen. Er zeigt, wie schmerzlich es sein kann, einen neuen Lebensentwurf zu entwickeln, um dadurch neues Glück zu suchen.
- Martin Wehrle
Viel Fleiß, kein Preis
(20)Aktuelle Rezension von: LeseJetteDas passiert: Herr Peter Müller, erfolgreiche junge und vor allen Dingen männliche Führungskraft, wacht eines Morgens als Frau auf und sieht sich mit den Hindernissen konfrontiert, denen sich Frauen immer wieder gegenüber sehen. Das fängt bei der Bewerbung an, setzt sich bei den Karrieremöglichkeiten fort und endet auch nicht bei der Organisation von Geburtstagsgeschenken und Betriebsausflügen.
Da Herr Müller keine Möglichkeit sieht, auf die Schnelle wieder zum Mann zu werden, muss er lernen sich in der Männerwelt mit weiblichen Mitteln zu behaupten. Diese Möglichkeit bietet sich schnell durch den Kontakt mit einem Karriere-Coach, den Herr Müller auf einem Seminar kennen lernt.
So gefällt mir das Buch: Martin Wehrle hat mit Herr Müller, Sie sind doch nicht schwanger?! Einen Karriereberater geschrieben, der nicht als reines Sachbuch daher kommt. In Prosaform beschreibt Wehrle, die Klippen, die Frauen umschiffen sollten, wenn auch sie eine erfolgreiche Karriere hinlegen wollen.
Herr Müller muss als Frau Müller zunächst feststellen, dass Frauenkarrieren anders laufen als die der Männer. Das bedeutet im Klartext, dass Frauen sich vieles erarbeiten müssen, Männern einiges einfacher gemacht wird. Exemplarisch lernt der Leser einige der Unterschiede kennen, wobei die Aufzählung nicht vollständig ist. Das ist sicher auch nicht gewollt. Frauen sollten also immer aufmerksam bleiben. Etwas deutlicher könnte auch der Hinweis sein, dass eine unterschiedliche Behandlung nicht nur dem Geschlecht geschuldet ist, sondern auch fachlich begründet sein kann. Denn Emanzengehabe allein führt auch nicht zum Erfolg.
Der Leser erfährt zudem, dass es nicht nur die Männer sind, die den Frauen die Karriere erschweren, auch die Frauen selbst, stellen sich so manches Bein. Hier werden einige typische männliche Verhaltensweisen erwähnt und wie Frauen sich verhalten würden. Dabei können Frauen die männlichen Verhaltensweisen durchaus für sich nutzen. Doch werden Frauen so nicht zu Männern in Frauengestalt? Die begründete Angst wird dadurch entkräftet, dass die Frauen erst einmal in die Führungsetage kommen müssten um etwas zu ändern. Aber wie sieht dann die Revolution aus? Dieser Teil fehlt mir. Eine weitere Frage bleibt für mich an dieser Stelle unbeantwortet: Was ist, wenn man auch mit männlichen Verhaltensweisen nichts ändert? Gibt es da für Frauen andere Möglichkeiten als das Unternehmen zu wechseln?
In Romanform hat der Leser eine Reise durch die Karriere einer Frau gemacht. Viele Ratschläge sind nicht direkt erteilt worden. Daher ist das letzte Kapitel sehr hilfreich. Hier werden kurz und knapp männliche und weibliche Verhaltensweise gegenübergestellt, und Tipps gegeben, wie Frauen sich in der Situation verhalten sollten.
Fazit: Martin Wehrles neuester Ratgeber hat sich dem Thema Frauen in Führungspositionen angenommen. Erfrischend in Prosaform lernt der Leser Unterschiede zwischen Männer- und Frauenkarrieren kennen und wie sie Klippen umschifft und ebenfalls Karriere macht. Leider bleiben nach dem Lesen einige Fragen offen.