Bücher mit dem Tag "arier"
9 Bücher
- Peter Wyden
Stella
(9)Aktuelle Rezension von: FabAusten
Bevor Peter Wyden und seine Eltern in die USA emigrieren und sich so vor der Ermordung durch die Nationalsozialisten retten konnten, besuchte er in Berlin die Goldschmidt-Schule. Sie war jüdischen Schülern vorbehalten, denn nach dem 15. November 1935 war es ihnen untersagt, öffentliche Schulen zu besuchen. Dort fiel ihm besonders ein blondes Mädchen auf – Stella Goldschlag. Niemand schien sich ihrer Ausstrahlung entziehen zu können. Im Chor stand er neben ihr und versuchte auch sonst, ihr nahe zu sein, doch seine Schüchternheit machte ihm immer einen Strich durch die Rechnung.
Nach dem Krieg kehrt Wyden als Soldat nach Deutschland zurück und erfährt, dass Stella vor Gericht steht. Schockiert muss er feststellen, dass der Schwarm seiner Jugend das Schicksal vieler jüdischer Leidensgenossen beeinflusst hat und zwar in tödlicher Weise. Denn Stella war eine Greiferin, die untergetauchte Menschen an die Gestapo verriet und damit in den sicheren Tod schickte. Anfangs tat sie es, in der Hoffnung ihre Eltern vor der Deportation verschonen zu können. Als sie das nicht mehr verhindern konnte, setzte sie ihre Tätigkeit trotzdem fort. Warum ist die junge Frau diesen Weg gegangen? Aus Angst um ihr eigenes Leben? Aus Antisemitismus? Wollte sie auf der Seite der Sieger und nicht der Opfer stehen? Hätte sie anders handeln können? Kann der Wille zu überleben, amoralisches Verhalten rechtfertigen? All diese Fragen lassen Peter Wyden nicht los und er versucht, Antworten zu finden.
Mit „Stella“ ist Peter Wyden eine überaus spannende Lebensbeschreibung gelungen. Stella Goldschlags Lebensweg wird zum Ausgangspunkt, um die Mechanismen, Vorgänge und Geschehnisse in den Jahren 1933 bis 1945 zu verfolgen. Es wird ein großer Bogen geschlagen und fast schon eine Überblicksdarstellung jüdischen Lebens jener Zeit geboten. Die politischen Entscheidungen im In- und Ausland, die über ihr Leben und ihren Tod entschieden, werden ebenso behandelt wie die Vorgänge in Theresienstadt und Auschwitz.
Es ließe sich leicht annehmen, dass Leser gelangweilt oder genervt sein könnten, wenn Stella immer wieder aus dem Blick fällt und über andere Dinge berichtet wird. Das ist jedoch niemals der Fall. Denn jeder Aspekt, den der Autor anführt, hat seine Auswirkungen auf das Leben der jüdischen Menschen in Deutschland und damit auf Stella. Jede Erfahrung seiner Freunde und Schulkameraden, die auch Stellas waren, bietet einen Einblick in die Schwierigkeiten und Bedrohungen jener Zeit. Gleichzeitig zeigen sie alternative Lebenswege auf. Wege, die auch Stella hätte gehen können, wenn sie andere Abzweigungen gewählt hätte oder hätte nehmen dürfen. Darüber hinaus weiß der Sprachstil absolut zu überzeugen und zu fesseln. Er erinnert an einen Roman statt an ein Sachbuch. Der Schreibstil verbunden mit dem Wissen um den Realitätsgehalt des Textes schafft es, nicht nur zu informieren sondern auch tief zu berühren.
Peter Wyden verurteilt Stella Goldschlag und ihre Taten nicht, sondern versucht ihren Motiven und Gefühlen auf den Grund zu gehen. Er sammelt Argumente für und gegen sie, ist aber niemals ihr Ankläger. Er zeichnet das überzeugende Portrait einer Frau, die in ihrer Ambivalenz fasziniert, und ein differenziertes, kenntnisreiches Bild einer barbarischen Zeit. Schlussendlich bleibt die Frage, ob Stella wirklich eine Wahl hatte. Eine Frage, die wohl niemals beantwortet werden kann. - Harry Mulisch
Siegfried
(33)Aktuelle Rezension von: halbkreisDer Teil dieser Geschichte, der sich mit der alternativen Realität befasst, ist faszinierend. Was wäre wenn... Hitler und Eva Braun also einen Sohn hatten? Mulisch schafft es, dieses Szenario zu entwerfen, ohne die tatsächlich passierte Geschichte neu zu schreiben. Es hätte tatsächlich so sein können. Schade aber, dass die Geschichte rund um diese alternative Geschichte, also der Teil, der sich mit dem Leben und den Gedanken des Protagonisten Herter befasst, eher blass und öde bleibt. Herter ist ein Autor (sehr autobiografisch angehaucxht, vermute ich...?), der der Geschichte rund um den Hitlersohn Siegfried auf die Spur kommt. Das einzige spannend/schockierende war vielleicht noch das Ende, aber auch das war irgendwie merkwürdig. - Bucher Gruppe
Indologie
(1)Aktuelle Rezension von: AicherIch gebe nur ein Herz, obwohl den eigentlichen Autoren dieses Buches sämtliche Herzen gebühren würden. ABER: Bei diesem seltsamen Werk über ein indisches Thema handelt es sich nicht um die originalen Ausführungen eines Autors, sondern um die bloße Zusammenstellung von Informationen, die aus verschiedenen Wikipedia-Artikeln stammen. Die Anschaffung des Buchs ist darum aus meiner Sicht eigentlich nicht nur im wirtschaftlichen Sinn völlig überflüssig, weil sich jeder die entsprechenden Inhalte ganz leicht selbst bei Wikipedia beschaffen kann. Ob man mit der Zusammenstellung und Kommerzialisierung eines solchen Buchs den vielen ehrenamtlichen Autoren bei Wikipedia einen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln. Aber was nutzt es dem Leser, wenn man Wikipedia-Artikel aneinanderreicht und verkauft? - Stefan Aust
Die Gegenwart der Vergangenheit
(1)Aktuelle Rezension von: Jens65Interviews finden sich mit noch lebenden Zeitzeugen, wie etwa Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, dessen Vater ja im Auswärtigen Amt unter Hitler diente und dessen Biographie beispielhaft den Zwiespalt aufzeigt, den das Leben unter der totalitären Diktatur erforderte und wie eigene moralische Wertvorstellungen durch die barbarische Realität des Regimes zurückgedrängt wurden. Größer kann in der Tat die Last nicht sein, wie Weizsäcker treffend in dem Interview bilanziert. Doch auch die anderen Interviews, etwa mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt, dem Sozialhistoriker Ralf Dahrendorf, dem Historiker Walter Laqueur, das Gespräch mit der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich, die zusammen mit ihrem Mann das Werk: "Die Unfähigkeit zu trauern" verfasst hat, sind sehr sehr interessant. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes sollte meines Erachtens gerade dieses Buch gelesen werden. Es ragt an Nachdenklichkeit, Intensität aus der Füller der angebotenen Bücher hervor. Unbedingt lesenswert. - Michael Ley
"Zum Schutze des deutschen Blutes . . ." "Rasseschande"-Gesetze im Nationalsozialismus
(0)Noch keine Rezension vorhanden - Mo Asumang
Mo und die Arier
(20)Aktuelle Rezension von: LauravonderHoehWow, was für eine mutige Autorin, sich als schwarze Frau mit Nazi-Männern auseinanderzusetzen und auf Nazi-Veranstaltungen zu gehen. Hut ab!
Während sie von ihren Begegnungen und Erfahrungen mit diversen Nazis berichtet, zeigt sie durch Recherchen zu Hintergründen und Ursprüngen, wie unlogisch Rassismus und die NS-Ideologie ist. Gleichzeitig ergründet sie auch die dahinterliegenden Gefühle der Nazis, mit denen sie sich unterhält.
Auch ihren eigenen Ängsten begegnet Mo Asumang während ihrer Treffen und sie versucht immer wieder auf menschlicher Ebene Kontakt herzustellen.
Das Buch zeugt von Mut und Hoffnung auf ein friedlicheres Miteinander der Menschen, gleichzeitig wird aber auch deutlich wie gespalten unsere Gesellschaft ist.
Ein Satz hat mich sehr bewegt:
„Wenn du in der Demokratie schläfst, dann wachst du in der Diktatur auf.“
Ja, wir alle können zum Erhalt der Demokratie beitragen. Asumangs Buch ist ein toller Beitrag dazu und regt uns an, unser eigenes Verhalten zu reflektieren.
- Gisela Stelly
Goldmacher
(29)Aktuelle Rezension von: Schildi_88
Der Goldmacher, eine Geschichte zweier Familien durch die Zeit. Sie beginnt im Jahr 1924 mit der Geburt von Anton Bluhm in Hannover und der Geburt von Franz Münzer in München. Beide Familien verbindet die Geschichte mit dem Goldmacher. Hubert Münzer, der Vater von Franz, lernte den General zu seiner Hochzeit mit Alexandra kennen. Er berichtet ihm von einem Wissenschaftler, Friedrich Tausch, der eine Formel entwickelt hat, um industriell Gold herzustellen. Beide unterstützen Friedrich Tausch und gaben ihm einen Raum auf dem Amselhof um eine erste Anlage zu bauen. Sie verkauften Anteilsscheine an andere Geschäftsmänner, so auch an Johann Bluhm, der Vater von Anton. Doch es stellte sich schnell heraus, das mit der Anlage kein Gold gewonnen werden konnte. Aber das war auch gar nicht die Absicht, denn die Anteilsscheine wurden weiterverkauft. Das investierte Geld floss aber nicht in die Anlage sondern in die Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Durch den Betrug hatte Johann Bluhm alles verloren. Anton Bluhm und Franz Münzer trafen sich das erste Mal, beim Hitler-Jungend Ernteeinsatz. Beide Jungen kennen die Geschichte vom Goldmacher. Zu erst gab sich Franz als Anführer aus und gab den restlichen Jungen Anweisungen, doch Anton widersetzte sich. Bald kommt es zu einem Kampf zwischen den Beiden. Jeder von ihnen war über den anderen überrascht. Sie freunden sich an und Anton wird von da an Anführer. Nach dem Einsatz trennen sich jedoch die Wege der Beiden wieder. Der zweite Weltkrieg bricht aus und beide Jungs wurden einberufen und müssen in den Krieg ziehen. Nach dem Krieg entscheidet sich Anton „Vom Untergang des Volkes der Dichter und Denker“ zuschreiben unterstützt wird er von seinem alten Kameraden, Hans- Ulrich. Zu der Zeit wird Hubert Münzer verhaftet, kam aber wieder frei. Franz heiratet Rosi und bekommt 4 Töchter von ihr. Zum 10. Hochzeitstag fahren die beiden nach Rom und treffen Anton mit seiner Geliebten Paula. Nach der Begegnung wurde die Freundschaft wieder intensiver und beide Besuchten sich nun regelmäßig. Die Freundschaft brach erst, als Anton in seiner Ausgabe über die Machenschaften von Hubert Münzer berichtet. Erst als Franz Luzie trifft und eine Affäre anfängt, suchen seine Töchter den Kontakt zu Anton, der Rosi und Franz wieder zusammen bringen soll. Anton heiratet Sissi und die beiden bekommen Zwillinge, Moritz und Simon. Die beiden leiten die neue Zeit ein. Beide Familien erzählen ihre eigenen Geschichten, die sich aber immer wieder in einander verstricken. Sie berichten von dem Leben vor, während und nach dem Krieg bis hin zum 11. September 2001.
Gisela Stelly hat es in ihrem Buch ,,Goldmacher“ geschafft, zwei Familiengeschichten im Laufe der Zeitgeschichte so zu beschreiben, dass der Leser es nicht schafft das Buch zur Seite zulegen. Durch die immer weiter aufbauende Spannung, wird der Leser immer wieder gefesselt. Ziemlich am Anfang des Buches, wird von der Geschichte Franz und Laura berichtet. Aus der Zusammenkunft entsteht ein Sohn, den Sohn den sich Franz und Rosi ihr Leben lang wünschten. Doch Franz weiß nichts von seinem Sohn. Die Geschichte zieht sich bis zum Ende des Buches durch. Genauso wird der Leser an die Geschichte von Anton gefesselt. Er beginnt ein Werk „Vom Untergang des Volkes der Dichter und Denker“ zuschreiben, doch legt es zur Seite, erst am Ende beginnt er wirklich damit. Fesselnd ist weiterhin die Geschichte des Goldmachers. Erst der Glaube an die Herstellung des Goldes und die frustrierende Wahrheit. Die Wahrheit zieht sich durch das ganze Buch und betrifft nicht nur die alte Generation sondern auch die Zukünftige. Wunderglaube wird von Gisela Stelly aufgegriffen. Der Wunderglaube in Kriegszeiten und in der zukünftigen Welt. So war damals der Wunderglaube an die Herstellung von Gold relevant und später der Wunderglaube an Wirtschaft/ Wissenschaft und Technik.
Auch der Humor kommt in dem Buch nicht zu kurz. Es gibt einige Szenen, bei denen der Leser schmunzeln muss. Z.B. Anton in München, Szene mit Mizzi : „Doch der Welle vom Glück folgte ganz plötzlich eine Woge von Übelkeit und sein ganzer Mageninhalt, die weiche Teigmasse des Kaiserschmarrns, durchmischt mit dem Malzbier, ergoss sich wie ein Sturzbach aus seinem Mund und über Gesicht und Schultern bis hinunter auf den vorspringenden Bauch des Riesen“ ( S.50). Auch eine witzige Szene, ist als Hubert versucht im Kasino sein Vermögen zu verlieren und dann doch immer wieder gewinnt (vgl. S. 274f).
Neben den witzigen Beschreibungen, gibt es auch sehr viele bildhafte Erzählungen. Die Autorin beschreibt sehr detailliert die Umgebung der Akteure nach dem Krieg (z.B. S. 177).
Faszinierend ist auch die Rolle des Buches „Moby Dick“. Ein geschicktes Einbauen des Buches in beide Familiengeschichten. Anton bekommt es von seinem Vater und gibt es an seine Söhne weiter. Franz ließt in das Buch hinein und sieht sich schon nach kurzen Seiten, als Kapitän seines Familienunternehmens.
Interessant sind auch die beiden Hauptakteure, Franz und Anton, gestaltet. Franz der sich schon in der Hitler-Jungend als Anführer gesehen. Ihm sind immer wieder die Wettkämpfe wichtig, einmal sportlich und auch gegen seinen Vater, beim loslösen von ihm. Anton dagegen ist ein Denker. Er ließt das Buch von ,,Moby Dick“. Er fängt an zu schreiben und macht sich auch viele Gedanken über den Goldmacher.
Einen Familienbaum und einen kurzen Überblick über die Geschichte findet der Leser auf den ersten Seiten. - 8
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