Bücher mit dem Tag "arkadi strugatzki"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "arkadi strugatzki" gekennzeichnet haben.

8 Bücher

  1. Cover des Buches Picknick am Wegesrand. Utopische Erzählung (ISBN: B002B4JFT0)
    Arkadi und Boris Strugatzki

    Picknick am Wegesrand. Utopische Erzählung

     (116)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Ich habe den Film Stalker des sowjetischen Regisseurs Andrei Tarkowski das erste mal vor etwa 15 Jahren gesehen. Für mich war es eine cineastische Offenbarung. Ähnlich wirkten nur Koyaanisqatsi, Apocalypse Now Redux oder weniger künstlerisch dafür inhaltlich überraschendere und innovative Science Fiction Filme wie Contact, Brazil, Akira, Alien oder Event Horizon. Stalker ist jedoch ein Film der aufzeigt, warum diese Kunstform zur Literatur gezählt wird. Das Drehbuch zum Film wurde von den Brüdern Arkadi und Boris Strugatzki geschrieben und unter dem Namen Die Wunschmaschine veröffentlicht. Dabei beruht das Drehbuch wiederum lose auf dem Roman der Brüder Picknick am Wegesrand. Und da mich der Film nachhaltig begeistert hat, war es an der Zeit auch die Romanvorlage zu lesen.

    Picknick am Wegesrand ist ein Science Fiction Klassiker, der sich genretypischen Erwartungen, Klischees und Szenarien widersetzt. Zwar gab es vermutlich einen Besuch außerirdischer Intelligenz auf der Erde, aber so richtig geklärt, ist selbst diese Grundannahme nicht. Unzweifelhaft ist lediglich, dass es sechs Zonen auf der Erde gibt. In diesen Zonen funktionieren die physikalischen Grundgesetze nicht mehr ausnahmslos. Und es befinden sich dort unzählige Artefakte, deren Funktionsweise sich niemand erklären kann. Und manchmal wird nicht einmal verstanden wozu die Gegenstände überhaupt gut sind. Nur eines steht fest: Mit den Artefakten lässt sich Geld verdienen. Wissenschaftler, das Militär aber auch Privatleute sind an den außerirdischen Gegenständen interessiert. Entsprechend entsteht eine neue Generation von Schatzjägern: Stalker.

    Die neuen Schatzgräber

    Die Vereinten Nationen errichten um die Zonen einen militärischen Sperrbezirk, so dass niemand herein und heraus kommt. Damit soll einerseits ein Handel mit Artefakten unterbunden werden, andererseits lauern in der Zone aber auch tödliche Gefahren, wovor Leichtsinnige oder Abenteurer geschützt werden sollen. So die Idee. Selbstverständlich finden die Stalker einen Zugang zur Zone. Zumindest zu einigen Zonen. Andere Zonen sollen wohl effektiver abgeschirmt worden sein, als die Zone bei Harmont, dem Ort des Romangeschehens. Der Schwarzmarkt boomt und die Stalker verdienen gut.

    Picknick am Wegesrand ist eingeteilt in mehrere Abschnitte bei denen wir dem Stalker Roderic Schuchart folgen. Beginnend mit dem jungen 23-jährigen Rotschopf und endend mit dem 31-jährigen Schatzgräber (so die wenig gelungene Übersetzung von Stalker ins deutsche). Die Erzählweise folgt dem Erleben von Red, so dass der Leser auch nicht mehr über die Zone weiß, als es eben ein Stalker selber weiß. Die ersten Stalker rekrutierten sich aus der Arbeiterschaft der Anwohner der Zonen. Bevor die Abenteurer aus aller Herren Länder in die Zonen strebten und starben. Entsprechend rau sind Umgangston- und formen. Gute Science Fiction war schon immer Gesellschaftskritik am Gegenwärtigen. Und Boris und Arkadi Strugatzki sind Meister ihres Faches.

    Mysterium Zone

    Die Geschichte von Red wird eingeleitet durch ein „Interview“ mit dem Physiknobelpreisträger Valentin Pillmann. Im Laufe des Buches wird ein Kapitel eingeschoben in dem dieser Pillmann wiederum eine zentrale Rolle spielt. In beiden Fällen dienen die Gespräche mit dem Doktor dazu, den Lesern die Zone näher zu erklären. Dabei geht der Kenntnisstand der Wissenschaft kaum über die Folklore hinaus. Pillmann liefert dann auch eine mögliche Erklärung für die Zonen. Möglicherweise hätten hier Außerirdische lediglich während ihrer langen Reise ein Picknick am Wegesrand eingelegt. Und die Artefakte sind schlichtweg der liegengebliebene Unrat. Weshalb viele Artefakte auch keine Funktion haben.

    Was es mit den Zonen auf sich hat, ist Teil der Spannung des Romans. Die Brüder Strugatzki sprengen die Konventionen des Science Fiction weil sie mehr auf den Alltag der Anwohner der Zonen, der Stalker und Wissenschaftler eingehen als auf die Tatsache des außerirdischen Besuchs selber. Es ist wie es ist und Menschen müssen ihr alltägliches Leben um solche Ausnahmen herum organisieren.

    Der Roman ist außergewöhnlich und er ist außergewöhnlich genial. Vorausgesetzt, dass man an Menschen und deren Geschichten interessiert ist. So wie der Film eine äußerst langsame und melancholisch-philosophische Erzählweise wählt, so ist auch die Romanvorlage fernab actiongeladener Science Fiction. Hier ist Lesen noch ein Erlebnis, eine Selbsterfahrung. Die eigenen Gefühle werden provoziert und nicht im Dauerstress der Handlung abgewürgt. Picknick am Wegesrand ist ein Meisterwerk der Science Fiction.

    Mythos Stalker

    Nicht nur der Film Stalker macht aus einem Buch ein Phänomen. 2012 folgte eine weitere angelehnte Verfilmung von Alexey Balabanov Me too, die leider nirgends erhältlich ist. Der US-Kabelsender WGN America hat ebenfalls angelehnt an Film und Buch die TV Serie „Roadside Picnic“ gedreht. Wobei der Status im Moment ziemlich unklar ist. 2007 veröffentlichte ein ukrainisches Spieleentwicklerstudio das PC Spiel S.T.A.L.K.E.R., das ebenfalls zahlreiche Anleihen an Buch und Film hat.

    Stalker respektive Picknick am Wegesrand ist ein Kult- und Kulturphänomen geworden. Das Endzeitszenario, die unbekannten und gleichzeitig Abenteuer, Ruhm und Reichtum versprechenden Zonen, unbekannte Artefakte, das Setting mit Außerirdischen, Mutationen in den Zonen – ein Mix, der die Phantasien, Wünsche, Hoffnungen und Ängste anregt. Beste Fantastik! Einmal Stalker, immer Stalker. Mich hat es definitiv erwischt.

  2. Cover des Buches Die bewohnte Insel (ISBN: 9783518384466)
    Arkadi und Boris Strugatzki

    Die bewohnte Insel

     (14)
    Noch keine Rezension vorhanden
  3. Cover des Buches Milliarden Jahre vor dem Weltuntergang (ISBN: 9783453307117)
    Arkadi und Boris Strugatzki

    Milliarden Jahre vor dem Weltuntergang

     (4)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Ein typischer,russischer verzwickter Roman mit zahlreichen Allegorien und Verweisen, verpackt in einen SF Roman. An einem heißen russichen Sommer geschehen sehr seltsame Dinge.
  4. Cover des Buches Das Experiment (ISBN: 9783453319189)
    Arkadi und Boris Strugatzki

    Das Experiment

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Schnick
    Manchmal sind mir Wissenslücken echt unangenehm, vor allem dann, wenn es sich um gute Schriftsteller handelt. So geht es mir gerade mit Arkadi und Boris Strugatzki, die ich erst jetzt dank des grandiosen Romans "Das Experiment" kennengelernt habe. Richtig schlimm ist, dass mir die Brüder, bevor ich das Buch im Laden entdeckte, völlig unbekannt waren. 

    Ich habe das Buch ehrlich gesagt auch aus den falschen Motiven gekauft, denn ich bin allein nach dem Rückentext des Verlags gegangen. Das soll nicht implizieren, dass der Verlag Irreleitendes geschrieben hat. Vielmehr habe ich die wichtigsten Hinweise völlig ignoriert. So habe ich ein völlig anderes Buch gelesen als ich erwartet hatte. Und trotzdem bin ich hin und weg und froh, das Buch gelesen zu haben. Um ehrlich zu sein: Vielleicht hätte ich den Roman - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - gar nicht gelesen, wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet. Mir war nach etwas Seichtem und schnell Lesbarem. "Das Experiment" ist aber nun einmal nicht seicht und die Sätze und vor allem Dialoge fand ich zu gut, um sie in aller Eile zu konsumieren. Manchmal ist  es gut, überrascht zu werden.

    Bei allen literarischen Qualitäten ist "Das Experiment" aber vor allem eine beißende Kritik am damaligen Sowjet-Russland. Schon nach dem ersten Kapitel stellte sich mir gar nicht mehr die Frage, weshalb die Strugatzki-Brüder das Buch so lange unter Verschluss hielten. Mir hat der Roman aber auch so gut gefallen, weil es mich an vielen Stellen ungemein an Kafkas Werke erinnerte - den Kafka'schen Humor mit eingeschlossen. 

    Wer ein Buch erwartet, bei dem man das Hirn ausschalten kann, wird enttäuscht werden. Wenigstens ein bisschen sollte man das Hirn einschalten, denn die Fragen, die sich während des Lesens stellen, werden wohlweislich nicht bis zum Erbrechen von den Autoren beantwortet. Da muss der Leser schon mitdenken und sich sein eigenes Bild machen. Es dürfte auch hilfreich sein, ein bisschen über Zaren- und Sowjet-Russland (vor allem unter Stalin und Cruschtschow zu wissen. Ein bisschen allgemeines Geschichtswissen ist durchaus auch hilfreich, um die vielen Andeutungen zu verstehen. Und nein: Das ist nicht arrogant, das ist ein Tipp. 

    Alle Andeutungen habe ich natürlich nicht verstanden - trotz des Vorworts, des kurzen Erläuterungsteils und des Nachworts, aber das bisschen Allgemeinwissen, über das ich verfüge, hat ungemein geholfen, den Ereignissen zu folgen. 

    Was aber ist "Das Experiment" nun? Es ist ganz sicher kein typischer Sci-Fi-Roman. Ja, es gibt sie, die Sci-Fi-Elemente, aber im Kern ist "Das Experiment" eine Kritik an verschiedenen politischen Ideologien und eine Parabel auf die Sehnsucht der Menschen nach Erkenntnis zum Sinn des Lebens. Zumindest habe ich das Buch so verstanden.

    Mir persönlich hat die Mischung gefallen. Die Strugatzki-Brüder verbinden völlig absurde Geschehnisse (ich sage nur Paviane) mit dystopischen, intellektuellen, philosophischen und aberwitzigen Situationen - und das so gekonnt, dass das Buch einfach Spaß macht.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich empfehle "Das Experiment" all denen, die intelligente Literatur mögen und womöglich etwas mit Franz Kafka anfangen können. Die sind hier gut aufgehoben. "Das Experiment" ist ein tolles Buch, das Lust auf den Rest des Werks der Strugatzki-Brüder macht!


  5. Cover des Buches Lichtjahr 5. Ein Phantastik-Almanach. (ISBN: B002KJ98P2)
    Autorenkollektiv.

    Lichtjahr 5. Ein Phantastik-Almanach.

     (1)
    Aktuelle Rezension von: buchwanderer
    „»Alles was wir von der Welt wissen, sind Umschreibungen unserer Unwissenheit.« Wilhelm Raabe“ (S.69)

    Zum Inhalt:

    Der Band 5 der Lichtjahr-Serie steht in der Tradition seiner Vorgänger und bietet neben Geschichten von bekannten Kapazundern aus dem Genre wie z.B. den Strugatzkis, Le Guin oder den Steinmüllers auch wieder Beiträge, die sich mit der Positionierung der SF innerhalb des weiten Feldes der Literatur, sowie mit deren Erzähltheorie(en) beschäftigt. So nimmt Werner Förster mit auf eine spannende Achterbahnfahrt durch die SF-Welten verschiedenster Autoren, stets mit einem verschmitzten, beinahe schelmischen Unterton, den Leser auffordernd auf dem Feld der Phantastik die Spreu vom Weizen zu trennen, stets darauf achtend, die Unruhe nach einer „guten“ Geschichte zu wahren.

    Erik Simon, Herausgeber auch dieses Bandes, versucht in seinem Beitrag eine Abgrenzung von SF und Fantasy und auch Karsten Kruschel, den mancher als Verfasser der Vilm-Romane kennt, ist mit einem kritischen Text „Zur Problematik von Partnerbeziehungen, Liebe, Sexualität und Erotik in der Science-fiction der DDR“ (S.210) vertreten. (Einige seiner Veröffentlichungen finden sich auch hier auf dem BLOG)

    Wie im einführenden Text schon erwähnt wird, setzte sich Erik Simon diesmal das Ziel auch „andere Gebiete der Phantastik vorzustellen, vor allem die in der DDR bisher kaum als eigenständiges Gebiet hervorgetretene Fantasy.“ (S. 1)

    Ein weiteres Highlight ist die Fortsetzung der Bibliographie aus den vorigen Büchern für die Jahre 1980 bis 1983 durch Olaf R. Spittel.

    Enthaltene Erzählungen:

    • Dinge – Ursula K. Le Guin
    • Ein Kasten voll Dunkelheit – Ursula K. Le Guin
    • Die Schwester des Märchens – Erik Simon
    • Aus den Legenden von Cotrahviné – Tais Tseng
    • Noah – Detleff Budde
    • Die Strahlung – Jörg Mosch
    • Der Traum – Klaus D. Krüger
    • Die Legende vom einbeinigen Besucher – Arkadi und Boris Strugatzki
    • Sterntaler – Angela und Karlheinz Steinmüller
    • Baba und die zweiundvierzig Stiere – Alfred Leman
    • Durch Zeiten und Räume – Werner Förster
    • Höher als Wolken, Berge und Himmel – Pawel Amnuel
    • Klick! – Ljubow und Jewgeni Lukin
    • Erwachen – Ljubow und Jewgeni Lukin
    • Die letzte Chance – Miloš Ščepka
    • Vier Aspekte der Science-Fiction-Literatur – Ognjan Saparew
    • Das große Annäherungsmanöver – Karsten Kruschel
    • Am Rande zur Ewigkeit – Jörg Gernreich
    • Lotsendienst, ganz alltägllich – Andreas Melzer
    • Fluchtweg achteraus – Andreas Melzer

    Fazit:

    Neben den textkritischen Artikeln, der Bibliografiefortsetzung und den grafischen Leckerbissen, gelang es Erik Simon in diesem Band erneut einen äußerst interessanten Bogen zu spannen, der den Leser von SciFy zur Fantasy und zurück geleitet. Aus meiner persönlichen Sicht sticht dabei die Erzählung Pawel Amnuels „Höher als Wolken, Berge und Himmel“ besonders hervor, einer Metapher auf die Fähigkeit des menschlichen Entdeckergeistes, auch den dichtesten Nebel der Unwissenheit und des Widerstandes überwinden zu können.

    Unter dem berühmten Strich  ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich im Bereich der Phantastik im weiteren Sinne wiederfinden.


  6. Cover des Buches Lichtjahr 4. Ein Phantastik-Almanach (ISBN: B002KCRAKY)
    Arkadi Strugazki

    Lichtjahr 4. Ein Phantastik-Almanach

     (1)
    Aktuelle Rezension von: buchwanderer
    „Seit Mythen aufgezeichnet werden hat sich der Mensch kaum verändert. Zwar wurden die gesellschaftlichen Verhältnisse seit der Urgesellschaft mehrfach revolutioniert, zwar findet sich in Weltanschauungen und Lebensweisen kaum noch vergleichbares zu früheren Jahrtausenden, aber die Biologie des Menschen, einschließlich seiner biologischen Physiologie ist weitgehend unverändert geblieben. Heute findet die Wissenschaft heraus, was in Mythen – außerwissenschaftlich – schon seit Vorzeiten verankert ist.“ (S.107)

    Zum Inhalt:

    Bereits im Absatz zur Einführung des vierten Bandes der Lichtjahrserie wird ein neuer Schwerpunkt dieses Almanachs herausgestrichen: der SF-Film. Anhand beispielhafter SF-Filmklassiker – „Krieg der Sterne“, „Fahrenheit 451“, „2001- Odyssee im Weltraum“, um nur einige wenige zu nennen –  setzt sich Wl. Gakov mit dem Phänomen des SF-Booms des 70er-Jahre-Kinos auseinander. „Schwerpunkt sind dabei die spezifischen Probleme, die sich bei der Umsetzung von Science-fiction-Stoffen ergeben.“ (S.40)

    Neben SF-Schwergewichten wie den Strugatzkis mit ihrer Erzählung „Die Wunschmaschine“, finden sich Erzählungen von Autoren aus der Sowjetunion (Wl. Gakow, Michail Puchow), Bulgarien (Agop Melkonjan) und Polen (Adam Hollanek) ebenso wie solche aus der DDR (Thomas Fröhlich, Andreas Melzer, Hartmut Mechtel, Rolf Krohn, Wolfgang Kellner, Angela und Karlheinz Steinmüller). Dabei changieren die Inhalte – mehr als in den früheren Ausgaben – stark zwischen SF und märchenhafter Phantastik. Olaf R. Spittel steuert wieder einen Beitrag zur Bibliografie der SF in der DDR 1949–1979 bei.

    Ausnehmend lesenswert ist aus meiner Sicht der Artikel „Die phantastische Methode“ (Hartmut Mechtel), der auf Abgrenzungsmöglichkeiten und Gemeinsamkeiten der Phantastik und der SF ein Auge wirft.

    Zum Inhalt:

    • Die Wunschmaschine – Arkadi und Boris Strugatzki
    • Die Sternstunde des Science-fiction-Films – Wl. Gakow
    • Die Bestie – Thomas Fröhlich
    • Weit voraus die Sonne – Andreas Melzer
    • Das Weinen nach dem Schmerz – Agop Melkojan
    • Die phantastische Methode – Hartmut Mechtel
    • Der Terminator – Michail Puchow
    • Am Ufer der Unendlichkeit – Rolf Krohn
    • Tödlicher Irrtum – Wolfgang Kellner
    • Die Geliebte vom Mond – Adam Hollanek
    • Das Wunderelexier – Angela Steinmüller
    • Der Held im Gläsernen Berg – Angela und Karlheinz Steinmüller

    Fazit:

    Erik Simon ist es ein weiteres Mal gelungen eine Zusammenstellung zu kreieren, die gediegene Science-Fiction mit Phantasik in anregende Verbindung bringt. Profundes Wissen wirkt dabei eingebettet in die Erzählungen noch lange über deren Lektüre hinaus ebenso nach, wie die Eindrücke der künstlerisch ansprechenden Bildinhalte. Einen weitreichenden Fundus an literarischen Hinweisen stellt zudem noch Olaf Spittels akribisch zusammengetragene Bibliografie dar. Rundum lesens-, sehens- und empfehlenswert.

    Zum Buch:

    Wie bereits seine Vorgänger ist auch dieser Band aus der Reihe „Lichtjahr“ mit sehr viel Liebe zum Detail, einer Prise Avantgard und Mut zu künstlerischer Gestaltung entstanden. Das Format allein sticht schon aus der übrigen Buchwelt hervor und die Qualität des Druckes tut das ihre dazu. Entgegen dem farbenfrohen Schutzumschlag, mit Grafiken von Wolfgang Spuler, fällt in diesem vierten Band auf, dass Hochglanzfarbdrucke im Buchblock die Ausnahmen Bilden und mehr auf sparsamen Umgang mit Kontrasten gesetzt wurde. Auch in dieser Zusammenstellung finden sich wieder Texte die typografisch durch den Satz in Großschrift hervortreten, so z.B. Thomas Fröhlichs „Die Bestie“ oder Rolf Krohns „Am Ufer der Unendlichkeit“.

    Der Buchblock überzeugt selbst in zur Gänze aufgeschlagenem Zustand durch eine stabile Fadenheftung, griffigen Bedruckstoff und stabilen flachen Buchrücken, sowie Buchdeckel. Als Gesamtkunstwerk für jeden Buchliebhaber eine Augenweide, für jeden Enthusiasten in Sachen wissenschaftlicher Phantastik eine wunderschöne Bereicherung der Bibliothek.

  7. Cover des Buches Lichtjahr 3. Ein Phantastik-Almanach. (ISBN: B0030303GA)
    unbekannt

    Lichtjahr 3. Ein Phantastik-Almanach.

     (1)
    Aktuelle Rezension von: buchwanderer
    „So ignorant es ist die utopische Literatur auf Zukunftsliteratur zu reduzieren, so reduziert ist utopische Literatur, die das historische Maß der Zukunft ignoriert.“ (S.52)

    Zum Inhalt: Im Vergleich zu den ersten beiden Bänden aus der Lichtjahr-Reihe liegt der Schwerpunkt des dritten Bandes nicht primär in der Präsentation phantastischer Literatur im Sinne von Erzählungen, Kurzgeschichten oder der erzählerischen Entführung des Lesers in die Klassiker der SF. Es ist vielmehr ein Sich-zurücknehmen und sozusagen aus einer Art involviertem Abstand den Überblick zu entwerfen über die Landkarte der Phantastik. Zentrale Fragen dabei sind u.a.: Was ist phantastische Literatur, was macht sie aus? Welchen Beweggrund gibt es derartige Literatur zu entwerfen? Was sind die Beweggründe eines Schriftstellers sich diesem Feld schreibenden Schaffens zu widmen? Die Herangehensweisen sind erfrischend vielfältig, um nicht zu sagen oft scheinbar gegensätzlich, in letzter Konsequenz jedoch meist einander ergänzend. Ob es die durch Arkadi Strugatzki ausgedrückte Grundeinstellung ist (siehe Zitat am Ende des Artikels), welche sehr speziell auf die Phantastik abzielt, oder das Eingebettetsein in das Kaleidoskop der Literaturschaffenden im Allgemeinen und ihre auch ideologische Bedeutung im speziellen („Utopische Literatur, scheinbar ein Musterbeispiel für Unverbindlichkeit, ist (wie jede Unterhaltungsliteratur!) in Wirklichkeit ideologieträchtig.“ (S.100)), stets wird versucht sich dem Phänomen der SF so individuell zu nähern, wie es auch dem Anspruch der unterschiedlichen Autoren entspräche.
    „Daß es so viele miserable SF-Geschichten gibt, spricht nicht dagegen [- dass sich Science Fiction als legitimer Teil der Literatur erweist]; es ist keine Frage des wissenschaftlich-technischen Denkens oder gar des Genres, sondern des literarischen Unvermögens. Schlechte SF-Schreiber wären mit Sicherheit ebenso schlechte Autoren in anderen Genres. Ich vermute, daß mancher sich in der Sicence-Fiction versteckt, weil er anderswo zu schnell als Scharlatan entdeckt würde.“ (S.6) An diesem Zitat von Gert Prokop lässt sich bereits erahnen, dass sehr oft eine amüsant spitze Feder geführt wird, die pointiert Sichtweisen zusammenfasst, die für den Diskurs um den Stellenwert der aufstrebenden Phantastik bezeichnend sind.
    Bei all den Artikeln zum Selbstverständnis der phantastischen Literatur – i.d.R. zusammengefasst unter dem wiederkehrenden Titel „Hundert Zeilen über SF“ – kommen auch SF-Erzählungen selbst nicht zu kurz, sei es Gottfried Meinholds „Liana Halwegia“, Ralf Krohns „Der Arzt“ oder die amüsante und kurzweilige Geschichte von Ágnes Hosszu „Hermann, das Hermelin“, um nur einige wenige zu nennen.
    Hermann Ley liefert in „George Orwells ambivalente Apotheose auf 1984“ einen durchaus kontroversiell zu diskutierenden Ansatz einer Interpretation von Orwells Klassiker. Zuerst befremdlich in einer fast polemischen Art gehalten, erschließen sich bei wiederholter Lektüre einige sehr interessante Ansätze der Auslegung des orwellschen Textes.
    Am Schluss des Bandes angelangt wird das in ‚Lichtjahr 2‘ begonnene Verzeichnis der in der DDR publizierten SF fortgesetzt, was einen wertvollen Fundus für alle diesbezüglich literarisch Interessierten darstellt. Auf diese Art und Weise findet man unzählige Verweise auf Romane, Erzählungen, Folgeliteratur ausgezeichnet aufgearbeitet und immer wieder für eine Aha-Erlebnis gut.

    Fazit: Interessiert man sich für SF im Allgemeinen und SF aus dem Bereich der DDR im Speziellen, kommt man immer mal wieder mit einem der zahlreichen Autoren, welche in diesem Band ihren Beitrag leisten, in Berührung. Dabei hebt ein spezielles Faktum ‚Lichtjahr 3‘ etwas heraus: hier liest man nicht alleine einige Werke jener Autoren, was per se schon reizvoll ist, sondern es kommen eben diese Schriftsteller zu Wort, um einen Einblick in ihr höchst individuelles Verständnis von phantastischer Literatur im weitesten Sinne zu geben.

    Zum Buch: Schon der Schutzumschlag des mit seinen Abmessungen ohnehin etwas extravaganten Buches macht neugierig. Neben den wunderschön gestalteten, größtenteils mehrfarbigen Illustrationen, findet auch die Typografie ein breites Spektrum an Ausprägungsformen. Bild und Text gehen dabei Hand in Hand, einander ergänzend, um dem Leseerlebnis einen Unterbau auf Basis der bildnerischen Kunst zu geben, ohne dass sich diese aufdrängt. Drucktechnisch und buchbinderisch – Stichwort: Fadenheftung – gibt es am gesamten Band nichts zu bemängeln, so dass es sich um einen nicht nur des Inhaltes wegen lesens- und sammelnswerten Band der SF-Geschichte handelt. So meint etwa Arkadi Strugatzki: „Phantastik ist kein Thema, sondern eine Denkweise.“ (S.175) und fasst damit prägnant eine Vielzahl von literarischen Annährungen an die SF in diesem Band und generell in der phantastischen Literatur, welche in der DDR – und nicht nur dort – publiziert wurde, zusammen.

  8. Cover des Buches Lichtjahr 2. Ein Phantastik-Almanach (Lichtjahr, 2) (ISBN: B004ELRZ6S)
    anonym

    Lichtjahr 2. Ein Phantastik-Almanach (Lichtjahr, 2)

     (1)
    Aktuelle Rezension von: buchwanderer
    „… und die Annahme, die Münze unseres Geistes sei im ganzen Universum gültig, klingt verdächtig nach Selbstüberschätzung.“ (S.198)

    Zum Inhalt: Einen kleinen Querschnitt durch die Literatursparte der Phantastik, sowie eine durchaus kritische Auseinandersetzung mit derselben stellen die zahlreichen Kurztexte namhafter Autoren des Sammelbandes dar. Von humorvoll über nachdenklich, bis hin zu ansprechend unterhaltend und historisch-archivarisch relevant findet der Leser schillernde Versatzstücke aus der SF mit dem Schwerpunkt auf DDR-Autoren.

    Auszug aus den einzelnen Beiträgen:

    „In eigenem Auftrag“ (Bernd Ulbrich)
    Der Reiz des Verbotenen, die Frage nach der eigenen Identität – Was mach uns im Innersten aus? Sind wir austauschbar? – in einer Mini-Robinsonade.

    „Die Wahrheit über den Elekter“ (Andrzej Czechowski)
    Würde der Mensch von seiner Anlage her eine Übernahme der Verantwortung für alle Bereiche seines Lebens durch Automaten als störend empfinden oder sich einfach damit arrangieren?

    „Lichtspruch nach Tau“ (Rolf Krohn)
    Thematisierung von Bewußtseinstransfer in eine Maschine und die damit verbundenen Fragen nach Identität und Selbsterkenntnis

    „Die zwölf erbosten Kritiker“ (Georgie Gurawitsch)
    Ssatirischer Text in dem 12 fiktive Kritiker beispielhaft ausgehend von Jule Vernes „20000 Meilen unter dem Meer“ 12 Ansprüche an die Phantastik erarbeiten / postulieren.

    „Ein Besuch bei Jules Verne“ (F.P. Freyberg)
    Interview mit und Einblicke in die Arbeitsweise des sympatischen Autors, der vielen als der Vater der modernen Phantastik gilt.

    „Mein Jules Verne“ (Arkadi Strugatzki)
    Sehr persönliche Hommage an einen der ganz Großen im Bereich der phantastischen Literatur.

    „Das Profil“ (Fritz Reinel)
    Sarkastische Persiflage auf Behörden, Innovationsfeindlichkeit und Wortkosmetik.

    „Sfan“ (Manuel van Loggem)
    Ferrie wird von einem Alien besucht, der nach dem Studium Ferries SF-Büchersammlung seinem Volk von einer Invasion der Erde abrät, da die Menschen in ihrem Wissen schon zu fortgeschritten seien – so der Schluss aus der Lektüre.

    „Was für komische Bäume“ (Viktor Kolupajew)
    Phantastisches Erlebnis eines Soldaten im Schützengraben kurz vor seinem Tod

    „Von Zeit und Raum“ (Marietta Tschudakowa)
    Perspektivenwechsel zwischen einem Menschen dessen Begrenzung in der Zeit (Lebensspanne) und einem Menschen dessen Grenzen im Raum liegen

    „Im Kreis, immer näher“ (Vladimir Colin)
    Liebesgeschichte gefangen in der Tragik einer Zeitschleife auf der Suche nach einem Ausweg, „in der sich das Zeitreisemotiv in einer weiteren ungewöhnlichen Variante präsentiert.“ (S.144)

    „Schöne Bella“ (Heiner Rank)
    Schattenseiten der eigennützig missbrauchten Gentechnik

    „Über das Science-Fiction-Ghetto“ (Stanislaw Lem)
    Eloquente und zeitlose Abhandlung über die Positionierung der SF innerhalb der Literaturgattungen.

    „Über Lem und GOLEM“ (Karlheinz Steinmüller)
    Ernüchternde Analyse des Anspruchs der SF als Visionsträgerin und /oder Unterhaltungsgenre mit zahlreichen Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart dieser Literaturgattung, sowie der Frage nach der Befruchtung der Naturwissenschaft durch die SF.

    „Time Repayment – aus alten Archiven“ (Johanna Braun, Günter Braun)
    Zeit als Zahlungsmittel; die Absurdität der Annahme Zeit verlängern zu können, anstatt sie mit Inhalt / Leben füllen zu wollen und die Entlarvung von übertriebenem Zeitmanagement als Bauernfängerei.

    „Mit letzter Energie“ (Günter Braun, Johanna Braun)
    Wirtschaftliche und v.a. gesellschaftliche Implikationen einer rein auf Windenergie aufgebauten Gesellschaft.

    „Fa und Cre“ (Johanna Braun, Günter Braun)
    Das zweischneidige Schwert von gewerteter Fantasie und Kreativität in seiner Auswirkung auf eine mögliche menschliche Gesellschaft.

    Fazit: Sowohl viele der Autoren, als auch ihre Werke, die im zweiten Lichtjahr-Almanach ihren Auftritt haben sind mittlerweile zu Klassikern im Genre der SF avanciert. In der Tradition des ersten Bandes stehend bieten die Texte ausgewogen Unterhaltung und Wissen auf hohem Niveau und von zeitloser Aktualität. Vor allem die literaturkritischen Texte frappieren immer wieder ob ihrer ungebrochenen Relevanz, auch in den aktuellen Diskussionen rund um den Stellenwert der SF in der Gegenwartsliteratur.

    Zum Buch: Ebenso experimentell – man könnte salopp auch sagen schräg  – wie einige der Texte, präsentiert sich die bildnerische Gestaltung und typografische Zusammenstellung des Bandes. Die mutige Durchgängigkeit in Farbgebung, die künstlerische Variationsfreude und die avantgardistisch anmutende Motivwahl machen zu einem nicht unerheblichen Teil den Reiz des hübschen Buches aus, der in einer ausgesprochen sauberen drucktechnischen und buchbinderisch tadellosen Ausführung seinen würdigen handwerklichen Rahmen findet. Der ein oder andere kleinere Lapsus (siehe z.B. hier) kann diesen Gesamteindruck dabei nicht nachhaltig trüben. Ein ganz besonderes literaturhistorisches Gustostückerl stellt der Beitrag von Olaf R. Spittel „Bibliografie der Science-Fiction in der DDR 1949-1979 DDR-Autoren“ mit über 400 Einträgen dar.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks