Bücher mit dem Tag "assimilation"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "assimilation" gekennzeichnet haben.

16 Bücher

  1. Cover des Buches HERKUNFT (ISBN: 9783442719709)
    Saša Stanišić

    HERKUNFT

     (256)
    Aktuelle Rezension von: EmmaWinter

    Was für ein wunderbares Buch! Der Autor schreibt über seine Heimat, seine Herkunft und seine Familie: Das ist Jugoslawien vor und nach dem Krieg. Das ist Heidelberg und die ARAL-Tankstelle. Das ist das Dorf der Großmutter in den Bergen und das Fantasiespiel mit Freunden.

    In nicht allzu strenger Chronologie begleiten wir Ich-Erzähler Saša aus seiner behüteten Kindheit in Jugoslawien heraus nach Deutschland. Der Zufall will es: nach Heidelberg. Hier ist er an seiner Schule ein Flüchtling unter vielen. Er, der die Sprache erst lernen muss, macht Abitur, studiert und schreibt. Von klein an fabuliert er und liebt es Geschichten zu schreiben. Daher ist auch dieser Roman eine Geschichte, bei der man nicht genau weiß, was erlebt und was erfunden wurde. Immer wieder zieht es ihn in die alte Heimat zur Großmutter, die einen großen Teil des Romans ausmacht. Um sie kreist alles. Als ihre Demenz fortschreitet und ihre Erinnerungen verblassen, beginnt der Enkel Erinnerungen zu sammeln.

    Herausgekommen ist ein ganz ungewöhnlicher Roman, der sich mit dem Zufall der Herkunft auseinandersetzt. Ein liebevoller Roman über eine weit verstreute Familie, voll mit Geschichten, Anekdoten und Fantasien. Es macht so viel Spaß dieses Buch zu lesen. Es ist wunderbar witzig, geistreich und kurzweilig. So viele Sätze, die ich mir markiert habe und so vieles über das man nachdenken muss. Dazu eine Schlusspassage, die nochmal völlig überrascht. Eine ganz große Leseempfehlung. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019.

  2. Cover des Buches Deutschland schafft sich ab (ISBN: 9783421045454)
    Thilo Sarrazin

    Deutschland schafft sich ab

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Boris_Goroff

    Der Autor schreibt hochwissenschaftlich, jede Aussage ist mit einer Quellenangabe belegt. Die Fehler der deutschen Regierungspolitik werden gnadenlos aufgelistet und die Migrationspolitik hinterfragt. Zum Schluss werden mögliche Zukunftsszenarien prognostiziert.

  3. Cover des Buches Der Hase mit den Bernsteinaugen (ISBN: 9783423143653)
    Edmund de Waal

    Der Hase mit den Bernsteinaugen

     (67)
    Aktuelle Rezension von: _liesmich_

    Der Ich-Erzähler (=Autor) vertieft sich in seine jüdische Familiengeschichte. Die Efrussi Geschichte beginnt ihren Lauf in Odessa, sie verteilen sich fast auf der ganzen Welt, als Bankiers Ephrussi kommen sie zu großem Vermögen und Ruhm. De Waal will keine Familiengeschichte schreiben, doch wird es eine. Der Hauptstrang zieht sich um eine Netsuke Sammlung (ja, ich musste erst googeln…), die von Japan über Paris nach Wien, retour nach Japan und schließlich wieder in Wien landet. Der Zeitraum der Geschichte ist von 1871-2009. Nicht nur gesellschaftspolitisches, auch kulturelles, Briefwechsel und schließlich die Frage: wie weit darf man in die Vergangenheit zurück, welche innigsten Gefühle darf man offenbaren?, mit all dem befasst sich der Erzähler auf wunderbar einfühlsame Weise. Er berichtet von den Urgroßeltern, den Großeltern und seiner Familie, deckt behutsam auf und lässt jedem Protagonist aber auch respektvoll seine Privatsphäre. Ein hervorragendes lesenswertes Buch! Nebenbei erfährt der Leser auch die Bedeutung vergessener Beschreibungen (zB Nobelstock). Absolute Leseempfehlung

  4. Cover des Buches Der Zopf meiner Großmutter (ISBN: 9783462004564)
    Alina Bronsky

    Der Zopf meiner Großmutter

     (182)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die Großmutter von Max ist sehr eigenwillig und in Deutschland muss sie ihren Platz finden und bevormundet den Jungen und viele andere eben auch. Ihr Leben war sehr bewegt und sie will immer alles selbst gerne bewegen. Alina Bronsky schreibt immer so bissig und interessant und mit viel Verve und Spannung und ich mag ihre Bücher sehr. Aber hier wurde ich leider enttäuscht zurück gelassen. Immer wieder gibts Längen und sie verliert sich in Nichtigkeiten. Sehr schade, aber beim Nächsten wirds sicher wieder besser.
    Ich mag die Bücher von Alina Bronsky sonst sehr, aber hier finde ich es nicht so gelungen. der Verlag hat mit dem Cover aber einen Wiedererkennungswert zu ihren anderen Büchern geschaffen und so wird man aufmerksam, auf das Buch gelenkt und weiß einfach sofort, hier bekommt man ein Alina Bronsky Buch geliefert. Sehr klug gemacht.

  5. Cover des Buches Tauben fliegen auf (ISBN: 9783715258003)
    Melinda Nadj Abonji

    Tauben fliegen auf

     (95)
    Aktuelle Rezension von: Wolf-Macbeth

    Der Roman “Tauben fliegen auf„ hat mich auf eine intensive emotionale Reise mitgenommen. Dieses Buch hinterlässt definitiv keinen kalt. Die Autorin schafft es meisterhaft, die Gefühle junger Emigrantinnen eindrucksvoll darzustellen. Der Kontrast zwischen dem Leben hier in der Schweiz und der Unsicherheit in der fernen Heimat Serbien wird stark hervorgehoben. Besonders der zweite Teil, der die Protagonistin im Teenager-Alter während des Kriegsausbruchs in Ex-Jugoslawien begleitet, hat mich zutiefst berührt.

    Die Verwendung von längeren Sätzen in diesem Buch mag zunächst einschüchternd wirken, aber sie sind erstaunlich leicht zu lesen, was den Lesefluss nicht beeinträchtigt. Man kann förmlich über die Passagen hinwegfliegen, die einem weniger zusagen, während man bei den anderen langsamer schwebt, um jeden Moment zu erfassen. Insgesamt halte ich dieses Buch für außerordentlich bemerkenswert. Es schafft es, eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen und mich tief in die Geschichte eintauchen zu lassen. Ein wirklich beeindruckendes Werk."

  6. Cover des Buches Vampire küssen besser (ISBN: 9783426507384)
    Savannah Russe

    Vampire küssen besser

     (82)
    Aktuelle Rezension von: gedankenchaotiin
    Daphne Urban hat es nicht leicht. Nicht nur, dass sie ein Vampir ist und schon längerem - in sexueller Hinsicht - auf dem Trockenen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, findet sie sich plötzlich beim FBI wieder, mit der Bedingung, entweder sie hilft denen und steht auf deren Seite oder sie findet auf der Stelle den Tod.




    Daphne stimmt natürlich zu und so lautet ihr erster Auftrag, einen skrupellosen Waffenhändler zu beschatten. Schon bei ihrem ersten Weg zu besagtem Waffehändler, hat sie das Gefühl verfolgt zu werden und trifft recht bald auf Darius.
    Darius ermittelt ebenso gegen den Waffenhändler, hat allerdings so einen umwerfenden Charme, dass Daphne ihm recht schnell erliegt.
    Eigentlich spräche nicht mal etwas dagegen, immerhin darf auch eine Vampirin sich verlieben oder Sex haben, aber als ihr "Chef" J ihr erzählt, wer oder eher was Darius wirklich ist, geraten all die letzten Wochen in ein völlig anderes Licht und nicht nur Daphnes Mission gerät in große Gefahr.

    Der Schreibstil der Autorin hat mich eigentlich recht gut gefallen, auch wenn ich anfangs ein paar Schwierigkeiten hatte, ins Buch zu finden, wobei ich nicht mal genau sagen kann, woran das lag.
    Daphne war und ist ein Charakter, welchen ich nur schwer einschätzen konnte, aber dafür, dass sie sich so schon lange durchs "Leben" geschlagen hat, dafür dass sie schon so viel erlebt hat, ging mir ihr Selbstmitleid manchmal echt auf die Nerven.

    Obwohl sie sich zu ihm hingezogen fühlt, spürt und merkt sie deutlich, dass Darius nicht nur ein Geheimnis mit sich rumzutragen scheint, auch wenn er da wahrlich nicht der einzige ist.

    J... ja, J war ein Charakter, mit dem ich eigentlich so gar nichts anfangen konnte, zumal ich es ein wenig .. sagen wir, verwunderlich fand, dass sich eine so alte und starke Vampirin, von jemandem wie J etwas sagen lässt und ihm quasi aus der Hand frisst, auch wenn sich das im Laufe des Buches gibt und J und sie sich sogar ein bisschen auf mehr oder weniger freundschaftlicher Ebene annähern.
    Das Verhältnis zwischen J und Darius war mir bis zum Ende hin des Buches auch nicht gerade schlüssig und die Ausreden, die J teilweise benutzt hat, um Daphne von Darius fernzuhalten, fand ich an manchen Stellen auch echt unpassend.
    Zum Ende selbst werde ich nichts preisgeben, denn ich muss ehrlich sagen, dass es mich dort doch schon etwas überrascht hat, gerade auch, was das Verhältnis zwishen Darius und Daphne betrifft.

    Es ist zwar ein Buch, was man zwischendurch lesen kann, welches auch das eine oder andere Mal zum Schmunzeln anregt, aber was mich selbst betrifft, werde ich mir die Folgebände - welches inzwischen schon 5 Stück sind - nicht zulegen... glaube ich zumindest.

    2/5 Herbstblätter, für diese kurzweilige Unterhaltung, welche mich jedoch nicht überzeugt hat.
  7. Cover des Buches Tante Semra im Leberkäseland (ISBN: 9783596181230)
    Lale Akgün

    Tante Semra im Leberkäseland

     (50)
    Aktuelle Rezension von: Lesezeichenfee

    Lale Akgün hat die Geschichten ihrer türkisch-deutschen Familie niedergeschrieben. Mit 9 Jahren kam sie nach Deutschland und nachdem sie über 45 Jahre hier wohnte, hat sie ein Buch geschrieben. 


    Tante Semra im Leberkäseland ist ein nettes Buch, mit dem man nichts kaputt machen kann. Sehr sympathisch, unterhaltsam geschrieben. Ich hab es an einem Tag, an dem ich eh krank war gelesen und hab mich köstlich amüsiert. Es ist witzig und gut zu lesen. Der Schreibstil ist aus ihrer Sicht in Ich-Form geschrieben. 


    Allerdings wurden nur die Sachen aufgeschrieben, die krass vom „normalen“ abweichen und amüsant waren. So richtige Probleme gab es gar nicht. Es sind nur die guten Erinnerungen. Und da werden ganz schön verrückte Deutsche porträtiert, allerdings kenn ich keine, die SO sind. Es sah nach Klischees aus.


    Mein – Lesezeichenfees – Fazit:

    Wenn man keine Ansprüche stellt, eh krank ist, macht man mit diesem Buch nix kaputt und hat ein paar unterhaltsame Stunden. Falls man es noch kaufen kann, finde ich aber 14,90 Euro zu viel. Mehr als 10 Euro sollte so ein Softcover mit 255 Seiten nicht kosten, finde ich. 3 bis 4 Sterne für das Buch. 


  8. Cover des Buches Der Fundamentalist, der keiner sein wollte (ISBN: 9783832164416)
    Mohsin Hamid

    Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

     (45)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Alles beginnt in Lahore in einem kleinen Cafe. Ein Pakistani und ein Amerikaner treffen sich und beginnen eine Unterhaltung, besser gesagt der Pakistani beginnt zu erzählen und der Andere hört nur zu. Changez berichtet, wie er als junger Mann nach Princeton kam um zu studieren. Schnell war er einer der besten und mit seiner New Yorker Freundin Erica bekam er Zutritt in die Highsociety. Er bekam einen super Job und alles lief nach Plan, Changez lebte den amerikanischen Traum. Doch dann kam der 11.September und alles veränderte sich. Nicht nur das seine Mitmenschen ihm gegenüber mißtrauisch wurden und auf seinen Bart starrten, nein, er hinterfragte die Aktionen der Amerikaner und bekamm plötzlich ein starkes Heimatgefühl und das Bedürfnis für seine Leute da zu sein. Ab diesem Punkt seiner Erzählungen wird der Amerikaner immer angespannter und auch zwischen den beiden Männern scheint sich alles zu verändern. Ein schmales aber umso wichtigeres Buch. Dieses Buch wird zu kontroversen führen und es bringt einem zum nachdenken und überdenken.

  9. Cover des Buches Mr. Rosenblum's List (ISBN: 9780340995662)
  10. Cover des Buches Pastoral americana / American Pastoral (ISBN: 9788497936101)
    Philip Roth

    Pastoral americana / American Pastoral

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Heldentenor
    Roth' literarisches Alter Ego Nathan Zuckerman trifft nach Jahren auf den großen Star seiner Highschool-Jahre: Seymour "The Swede" Levov. Blond, ehrlich, zurückhaltend und ein unbezwingbarer Sportler. Von allen Mädchen angehimmelt, von den Jungen verehrt und Eltern und Lehrern gleichermaßen respektiert. 

    Bei dem vom Schweden erbeten Treffen hat Zuckerman jedoch das Gefühl, dass er etwas, während er von seinen Kindern und seiner zweiten Ehe erzählt, verschweigt. Ihm gelingt es nicht, den Schweden zum Reden zu bringen und erfährt auf einem Klassentreffen, dass er verstorben ist. 

    Hieran entspinnt sich nun die Erzählung des unglücklichen Ende des ersten Lebens des Schweden. Der hat alles richtig gemacht und doch verübt seine 16-jährige Tochter einen Bombenanschlag auf einen kleinen Tante-Emma-Laden. Ein Mensch stirbt. 

    Und das Buch begibt sich auf die Suche, ob hierfür im Leben und Handeln des Schweden eine Ursache zu finden ist. Sein Leben wird vor der Folie der Veränderungen seiner (und Philip Roth') Heimatstadt, des jüdischen Lebens an der Ostküste der USA und der gesamten gesellschaftlichen Umbrüche der 1960er Jahre verhandelt. Rassenunruhen, Vietnamkrieg, die Flucht in die Vororte, Beginn der Globalisierung, jüdische Assimilation usw.

    Die Klasse von Roth als Autor zeigt sich daran, wie mühelos es ihm gelingt, aufzuzeigen, wie große Veränderungen das Leben der Protagonisten im Kleinen beeinflussen und bestimmen. Seine Figuren leben und sind nicht nur Komparsen um Themen zu erörtern. Flüssig und anschaulich geschrieben und - untypisch für Roth - kaum Sex. Ein großartiger Roman, und Themen, die angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen unverändert relevant sind. 

    Und am Ende fragt man sich wie der zitierte letzte Satz des Romans: Hat der Schwede das verdient?
  11. Cover des Buches Land der Wunder (ISBN: 9783499247965)
    Michael Klonovsky

    Land der Wunder

     (13)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Johannes Schönbach wächst in der DDR auf und ist ein schlaksiger Ex-Student der Philologie. Da seine Ansichten nicht mit der politischen Führung konform gehen, wird er aus dem Studium hinauskomplementiert und muss sich in einer Schnapsfabrik wieder hochdienen. Die ewige Sauferei bringt ihn aber nirgendswo hin und seine schreiberischen und geschichtlich- sowie philologischen Talente sind hier verschwendet. Nach einer besonders schlimmen Sauftour beschließt er, sein Leben zu ändern und fängt als Korrektor in einer Ostberliner SED Zeitung an. Diese Phase verbringt er in einem Mief voller Pseudofreiheit und endender SED-Herrschaft. Nach der Wende wird das Blatt von einem westdeutschen Verlag übernommen.

    Doch diese Westdeutschen sind zwar anders, aber die pseudolinksliberale Freiheit ist eben auch nur eine scheinbare.

    “’Wie gefällt euch die neue Herrschaftselite?’, fragte Kühl höhnisch. ‘Besser als die alte’, erwiderte Helmer ‘Aber auch irgendwie ekliger, oder?’ ‘Wieso?’ ‘Schau dir doch diese Kreaturen an: Die haben alle Bescheidswissenschaft studiert.’”

    Die neuen Statthalter sind natürlich viel smarter als die SED-Arschkriecher und kleinen Diktatoren, die an der Spitze der Zeitschrift standen und so mancher ist zum hinknien:

    “Der Grube-&-Tag-Statthalter hieß Alexander Müller-Giordano, und er war, dachte Schönbach schon beim ersten Anblick, aus jenem Holz, aus dem man den Übermenschen schnitzen würde, wenn er jemals in Serie ginge: ein Mann in den besten Jahren, groß, schlank, energisch, sportlich (er joggte jeden Morgen eine Dreiviertelstunde), jahreszeitunabhängig gebräunt, mit tadelloser Haltung in tadellosen, stets einfarbigen Anzügen, ein Antlitz wie gemeißelt unterm allzeit frisierten, mit erlesenen Grautönen durchwirkten dunklen Haar, distinguiert, eloquent, selbstsicher. Das Beste freilich war sein rollender schwarzer Bariton, metallisch, sonor, bei Bedarf der reine Samt – jede Armee, jedes Theater und jeder Callboy-Ring hätten viel für ein solches Organ gegeben. Lobte diese Stimme, rann es einem wie Honigseim durch die Kehle, brachte sie einen Begehr vor, gehorchte man in willenlosem Glück, erwog sie Dinge, saßen alle wie die Schüler des großen Pythagoras gewissermaßen zu Füßen des Sprechers. Und bei Helga Heinrich hatte man den Eindruck, sie könne jeden Augenblick mit einem seligen Seufzer zu Boden sinken, wenn Müller-Giordano zu reden anhob.”

    Durch die Internetblase kommt Schönbach plötzlich an viel Geld und investiert dieses in ein Dominastudio, welches eine seiner alten Freundinnen betreibt und in die esoterischen Wasser-Geschäfte seiner Eltern. Er hat zwar jetzt plötzlich Geld, aber irgendwas fehlt ihm in seinem Leben. Spät lernt er dann doch noch, Verantwortung zu übernehmen.

    Land der Wunder ist ein grandioses, literarisches Feuerwerk an Sprache und Ideen, die zynisch und ironisch die blühenden Landschaften beschreiben, die versprochen wurden. Klonovsky ist mit Schönbach ein moderner Till Eulenspiegel gelungen, der Ost und West den Spiegel vor die Nase hält und mit dem linksliberalen Getue im Westen, der doch so besser sein soll als der Osten, aufräumt. Klonovsky spielt mit der Sprache und seinen Charakteren:

    “Die Rosentreter-Version hatte auf einmal überhaupt nichts mehr mit der Musik und nicht einmal mit ihren Interpretationen zu tun, bis ins letzte Detail waren des Autors Anspielungen aus Wagners weidliches, wunderliches, weltescheneinäschernd, wüstes wie weltwirksam-weihvolles, wenngleich womöglich wichtigtuerisches Werk weggemerzt.”

    Seine Charaktere sind liebevoll gezeichnete skurrile Miniaturen, die fernab der Platitüden sind. Wie Schönbach sich durch die Ost-, Finanz- und Frauenwelt fräst, ist herrlich nachzulesen. Dieses Buch ist ein moderner Klassiker, eine treffende Satire und würde zu Recht in jeden Deutschunterricht passen! Der beste deutsche Wenderoman, den man leider nur noch antiquarisch erhalten kann.

    Ein Buchhighlight des Jahres 2015 für mich!

  12. Cover des Buches Häuser aus Sand (ISBN: 9783832165116)
    Hala Alyan

    Häuser aus Sand

     (73)
    Aktuelle Rezension von: leselea

    Es ist die Geschichte der Familie Yacoub, die Hala Alyan in ihrem Roman Häuser aus Sand über vier Generationen erzählt. Sie beginnt mit Salma, dem Familienoberhaupt, der die Flucht aus Jaffa während des ersten arabisch-israelischen Krieges noch immer in den Knochen sitzt und die hofft, dass ihre Kinder in Sicherheit und Stabilität aufwachsen können. Sie fährt fort mit ihrem Sohn Mustafa, der im Sechstagekrieg stirbt, und ihrer Tochter Alia, die Mustafas besten Freund Atef heiratet und mit ihm nach Kuwait flieht, wo sie nie heimisch wird. Sie berichtet von Alias Kindern Riham, Karam und Souad, die im Zuge des ersten Golfkriegs in Amman, Boston und Paris landen und dort mehr oder weniger ihr Glück finden. Sie endet mit Abduallah, Linah, Manar und Zain, Alias Enkelkindern, die zwischen der westlichen und der östlichen Welt stehen und versuchen, in diesem Dazwischen ein Zuhause zu finden.

    Häuser aus Sand ist einerseits ein klassischer Familienroman, der die einzelnen Mitglieder über mehrere Jahre begleitet und ihre Beziehungen untereinander verhandelt. Wie in so vielen anderen Büchern der Art wird hier geliebt und gestritten, es werden Geheimnisse verschwiegen und Anschuldigungen herausgebrüllt. Es geht um Eltern-Kind-Beziehungen und das Verhältnis des einzelnen zu sich selber: Welche Rolle spiele ich in dieser Familie? Was fühle ich in dieser Konstruktion aus nahen und fernen Verwandten? Wer bin ich jenseits der Zuschreibungen durch andere Familienmitglieder?

    Und doch ist an Häuser aus Sand etwas anders. Die Familiengeschichte wird konsequent vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten erzählt – und zwar nicht, weil sich das literarisch gut macht, sondern (und das ist die zentrale Botschaft während der Lektüre von Häuser aus Sand) weil jede Familie, jedes Leben in dieser Region aufs engste mit der dortigen Politik verbunden ist – ob es der einzelne will oder nicht. Denn der Großteil der Familie Yacoub ist dezidiert nicht-politisch, ja will sich eigentlich aus den Irrungen und Wirrungen heraushalten. Krieg, Flucht, Verfolgung, Ausgrenzung sind keine Themen, die von den Mitglieder auf intellektuelle Weise am Küchentisch, in Ausschüssen oder sonstigen politische Zusammenkünften diskutiert werden, sondern etwas, was sie im Laufe der Jahrzehnte immer wieder erleben müssen – obwohl ein jeder und eine jede von ihnen hofft, nach der letzten Flucht, nach dem erneuten Schaffen eines Zuhauses nun endlich eine Heimat für die Familie gefunden zu haben. Doch ob Nabulus, Kuwait, Amman oder Beirut: Jede Stadt scheint rückblickend immer nur für einen bestimmten Lebensabschnitt eine Bleibe sein zu dürfen.

    Hala Alyan erzählt diese lebendige, aber auch schmerzhafte Geschichte auf atmosphärische Art und Weise. Immer wieder werden arabische Begriffe eingestreut, die in einem Glossar auf den letzten Seiten erklärt werden, das ebenso hilfreich ist, wie der Stammbaum zu Beginn, da man bei der Fülle der Figuren schon einmal den Überblick verlieren kann. Diese kommen abwechselnd zu Wort, wobei zwischen den einzelnen Kapiteln mehrere Jahre liegen, sodass die Entwicklungen aller Familienmitglieder verfolgt werden kann, diese dabei jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und bewertet werden. Obwohl die Figurenperspektiv ständig wechselt, führt diese Multiperspektivität dazu, dass man den einzelnen Familienmitgliedern trotzdem nahekommt und ihre Einstellungen sowie Handlungsmotivationen gut versteht.

    Häuser aus Sand ist ein Roman über Heimat- und Wurzellosigkeit und stellt den Nahostkonflikt dezidiert in das Zentrum seiner Handlung. Gleichzeitig ist es kein Buch, das speziell für westliche Leser:innen geschrieben wurde, denen es kleinteilig die Konfliktherde der Region erläutert, sondern richtet sich mehr an Mitglieder der Community, die den Schmerz der Protagonist:innen nachvollziehen können, weil sie ihn aus ihren eigenen Familien kennen. Für mich daher ein authentisches, wenn auch immer wieder fremdes Leseerlebnis, das noch lange nachhallt. 5 Sterne und eine absolut Leseempfehlung.

  13. Cover des Buches Katerina (ISBN: 9783499255106)
    Aharon Appelfeld

    Katerina

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Monsignore
    Wuchtige Sprachgewalt, die an die alte untergegangene galizische Schreibkunst erinnert, ich dachte oft an Joseph Roth. Und aus Galizien kommt der heute steinalte Autor, tief im Jüdischen verwurzelt.

    In einem ukrainischen Dorf findet die junge Katerina Arbeit bei Juden. Sie hat eine schwere Kindheit hinter sich und findet erstmals Anerkennung und Zuneigung, sogar Geborgenheit in der Familie. Von außen wird sie angefeindet, weil sie bei Juden lebt und arbeitet. Nach einem Pogrom ist sie wieder auf sich allein gestellt, findet ihre große Liebe, bekommt ein Kind und verliert erneut alles. Rache nimmt jetzt Platz in ihrem Herzen und ihr ohnehin von Katastrophen geprägtes Leben steuert auf ein letztes Desaster zu.

    Es ist mir ein Rätsel, warum Aharon Appelfeld nie im Gespräch für den Literaturnobelpreis ist.
  14. Cover des Buches Fast ein neues Leben (ISBN: 9783751806008)
    Anna Prizkau

    Fast ein neues Leben

     (54)
    Aktuelle Rezension von: Matteo_Di_Giulio

    In ihrem hervorragenden Erzählungsband-Debüt zeigt die junge Auswanderin Anna Prizkau, in Russland geboren und noch sehr jung in Deutschland gelandet, weshalb es kein Klischee ist, über (traurige) Migration und (melancholische) Integration zu schreiben. Lebendige Momente, Schicksalsschläge, Enttäuschungen, Coming-of-Age-Geschichten. Die trübe Realität wird Poesie dank einer inspirierten Prosa, die den Leser ans Buch einfach fesselt. Rühren können diese alltäglichen Storys sofort, in denen es nicht nur um Ungerechtigkeit geht, sondern vor allem um die Schwierigkeiten des Lebens, wenn man sich einsam und fremd fühlt. Man kann ein solches kurzes, intensives Buch nicht aufhören zu lesen, als wären diese Erzählungen Kirschen in einer Kiste: eine leckerer als die vorherigen. "Fast ein neues Leben" ist bei Matthes & Seitz Verlag in Berlin erschienen. Ein unbekanntes Juwel zu entdecken.

  15. Cover des Buches Night Bloom (ISBN: 9780807046586)
  16. Cover des Buches Azarel (ISBN: 9783442734184)
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