Bücher mit dem Tag "augenzeugenberichte"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "augenzeugenberichte" gekennzeichnet haben.

21 Bücher

  1. Cover des Buches Großväterland (ISBN: 9783957989420)
    Christian Hardinghaus

    Großväterland

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Booksareworldstotravel
    Diese Rezension wird sich wahrscheinlich sehr von meinen üblichen unterscheiden,aber dieses Buch ist eben auch anders ,als das was ich sonst lese. Großväterland ist eine Graphic Novel ,die Zeitzeugenberichte in Comic Form mit historischen Hintergründen verbindet. Diese Idee des Autors Christian Hardinghaus finde ich super ,da sich dieses Buch einfach viel leichter liest ,als die trockenen historischen Bücher. In Großväterland werden dem Leser auf 80 Seiten 8 bewegende Geschichten von Zeitzeugen erzählt und zwischendurch gibt es immer noch einen Sachtext. Das Buch ist im Panini Verlag erschienen und kostet 16,95€. Was mir an diesem Zeitzeugenbericht aber am besten gefällt ist ,dass genau das geschrieben wurde wie es Herr Hardinghaus erzählt wurde ohne das Ausschmücken mit Adjektiven um die Spannung zu steigern oder hinzuerfundene Dinge. Gerade das macht die Geschichten so berührend. Für das Buch sollte man sich Zeit nehmen und sich intensiv damit beschäftigen ,weil manche Dinge auf den ersten Blick vielleicht komisch und nicht nachvollziehbar wirken ,je mehr man dann aber darüber nachdenkt ,desto verständlicher und logischer erscheint es einem. Besonders an diesem Buch ist auch,dass Hitler und die Juden nicht das Hauptthema sind sondern ,wie die Menschen den Krieg erlebt und letztlich auch überlebt haben. Die Zeichnung sind gut gezeichnet und alles ist insgesamt eher düster gehalten,was ich aber beim Thema Krieg passend finde. Schade ist jedoch das oftmals die Schrift ein bisschen klein oder der Hintergrund zu dunkel ist. Den einzigen Kritikpunkt den ich habe ist ,dass mir das Buch zu kurz war. Ich hätte gerne mehr Rolf,Otto &Co erfahren. Ob das jetzt eine Kritik ist oder ein Kompliment an das Buch ist sei dahingestellt. Als Fazit kann ich das Buch jedem weiter empfehlen,natürlich ist es keine leichte Kost ,aber im Gegensatz zu Geschichten ist es wirklich geschehen und das sollte nicht vergessen werden.
  2. Cover des Buches Secondhand-Zeit (ISBN: 9783518465721)
    Swetlana Alexijewitsch

    Secondhand-Zeit

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Bibliomania
    Ich muss zugeben, dass ich in dieses Buch nur reingelesen habe, aber es zeigt ein ziemlich verrücktes und auch trauriges Bild, dass die Russen von ihrem eigenen Land haben. Es hilft wirklich das ehemalige Sowjetimperium, wie Swetlana Alexijewitsch es nennt, besser zu verstehen. So viel Leid und Schmerz musste die Bürger dieses Landes erfahren. Ein wirklich lohnendes Buch!
  3. Cover des Buches Die Tage danach (ISBN: 9783442753918)
    Erika Fatland

    Die Tage danach

     (10)
    Aktuelle Rezension von: one-more-chapter
    n dieser Rezension möchte ich euch ein Sachbuch von Erika Fatland aus den Reiehn des Btb-Verlag vorstellen. Die Autorin – übrigens selbst Norwegerin, beschäftigt sich in diesem Buch mit den Anschlägen, die am 22. Juli 2011 Norwegen erschütterten. Anders Breivik ermordete an diesem Tag 77 Menschen und verletzte viele weitere schwer. Auf 512 Seiten beschäftigt sich die Autorin mit der Frage nach dem Warum, aber auch mit den Schicksalen der Opfer.


    Zu Beginn erzählt uns Erika Fatland von ihrem Cousin Lars. Lars war zum Zeitpunkt der Anschläge auf Utoya und ist die ganz persönliche Verbindung der Autorin zu den tragischen Ereignissen am 22. Juli 2011. Im weiteren Verlauf des Buches werden einige der Opfer porträtiert. Vor allem die späteren Abschnitte des Buches beschäftigen sich dann mit dem Täter und der Frage nach dem Warum. Hierbei geht es jedoch nicht ausschließlich um Anders Breivik sondern die Autorin nimmt auch andere Attentäter und ihre Motive unter die Lupe, um sich der Thematik anzunähern. Abschließend tritt aber auch noch einmal die Perspektive der Opfer in den Vordergrund des Buches. Hierbei geht es nicht nur um die Anschläge an sich, sondern auch die Zeit des Prozesses wird in diesem Werk aus verschiedenen Perspektiven dargestellt.

    Die Autorin reiste quer durch Norwegen und einige andere Länder (wie z.B. Georgien oder Malta) um mit Hinterbliebenen, Politikern und Sachverständigen zu sprechen. Entsprechend lebhaft und vielfältig stellt sich die Lektüre dar. Gleichzeitig sollte jedem Leser bewusst sein, dass es sich bei diesem Buch um schwerverdauliche Kost handelt.

    „Es ist auffällig, wie oft auf die einzelnen Opfer geschossen wurde. Sechsmal. Viermal. Dreimal. Fünfmal. Auf viele von ihnen muss noch geschossen worden sein, nachdem sie bereits tot waren“.

    Durch den klaren und recht leicht zu lesenden Schreibstil gelingt es der Autorin den Leser gut bei der Stange zu halten – auch komplexe Zusammenhänge erklärt sie für den Laien verständlich. Ich denke, dass es bei einer derartigen Lektüre keiner Bewertung des Spannungsbogens bedarf, da die Geschichten der betroffenen Menschen für sich und außerhalb einer Wertung stehen sollten.

    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen – besonders gut hat mir gefallen, dass sich die Opfer- und Täterperspektive die Waage halten. Weder die eine, noch die andere Partei wird in den Vordergrund gedrängt. Zudem ist der Ton der Autorin um Sachlichkeit bemüht – „Sensationsgier“ auf Bildzeitungsniveau findet man hier nicht.
    Auch gefällt mir die intensive Auseinandersetzung mit der großen Frage nach dem Warum. Hier belässt es die Autorin nicht bei einer flachen Argumentation à la „schwere Kindheit“, sondern untersucht intensiv die Ursachen der Tat und vergleicht die Taten Breiviks mit denen anderer Attentäter. In meinen Augen schweift sie hierbei teilweise etwas sehr weit aus und teilweise sind die Zusammenhänge nicht mehr klar erkennbar. Die Einbeziehung des ein oder anderen Ereignisses erschien mir persönlich unnötig beziehungsweise unpassend für das Buch. Über einige Kapitel hinweg fühlte ich mich in eine Aneinanderreihung von Anschlägen in der westlichen Welt versetzt. Das fand ich etwas schade, es tut dem Buch an und für sich aber keinen großen Abbruch.
    Fatland setzt sich auch mit den Fehlern bei der Koordination des Polizeieinsatzes auseinander. Diese Debatte war für mich persönlich besonders interessant, da diese Thematik in den deutschen Medien damals kaum berücksichtigt wurde. Der Autorin gelingt es einen sachlichen Ton beizubehalten, obwohl einige Abschnitte dieser Kapitel sicherlich anklagend gemeint sind.

    Das Buch lässt mich als Leser erschüttert und in gewisser Weise auch ratlos zurück, da auch dieses Buch viele Fragen nicht restlos klären kann. Was treibt einen Menschen zu einer solchen Wahnsinnstat? Auch nach der Lektüre dieses Buch findet man als Leser kaum eine klare Antwort.

    Mit einem Neupreis von derzeit 21,99 €uro kommt dieses Buch zwar relativ teuer – in meinen Augen ist es aber eine lohnenswerte Investition. Jeder der sich für die genaueren Hintergründe der damaligen Ereignisse interessiert, ist mit diesem Buch gut beraten.

  4. Cover des Buches Tschernobyl (ISBN: 9783492306256)
    Swetlana Alexijewitsch

    Tschernobyl

     (42)
    Aktuelle Rezension von: TheCoon

    Swetlana Alexijewitsch hat Überlebende interviewt, die die Tragödie in und um Tschernobyl hautnah miterlebt haben. Dabei handelt es sich um Rückkehrer, Geflohene und Helfer im Katastrophengebiet. Ihre Schicksale sind so unterschiedlich wie die Menschen dahinter aber allesamt gleich berührend und verstörend. Die Hintergründe, etwa wie es zu dem Reaktorunglück kam, werden hier nicht beleuchtet, sondern ausschließlich das Schicksal der Menschen.

    Es handelt sich hier definitiv um keine leichte Kost, weder was das Erzählte noch was den Schreibstil betrifft. Es ist unglaublich, was die Menschen dort ertragen musste und wie lange ihr Leid durch die Verstrahlung noch anhält.
    Die Texte stammen aus Interviews mit den betreffenden Personen und werden „Monolog über...“ genannt. Genauso lesen sie sich auch, als Monologe. Einige der Passagen waren dadurch sehr mühsam zu lesen, da die Sätze teilweise lose enden oder unzusammenhängend sind. Ich habe deswegen auch manchmal Abschnitte übersprungen, da ich nicht wusste worum es überhaupt geht.

    Trotzdem ist es ein sehr wichtiges Werk, das Menschen meiner und späterer Generationen (die also erst nach dem Unglück geboren wurden) näherbringt, was für ein Ausmaß die Katastrophe wirklich hatte und wie Menschen immer noch unter den Folgen leiden müssen.

  5. Cover des Buches World War Z (ISBN: 9783442478606)
    Max Brooks

    World War Z

     (122)
    Aktuelle Rezension von: rokat

    Auf der Erde breitet eine Infektion aus: Infizierte beginnen, andere Menschen zu beissen und verbreiten so den Virus weiter. Umgangssprachlich gesagt: Sie mutieren zu Zombies. In der heutigen Welt wo alles so nah erreichbar ist, breitet sich das Virus immer schneller aus, und überall auf der Welt. Die Menschen sind chancenlos: Man weiss anfangs zu wenig über die Krankheit, und mit jedem infizierten Menschen verschiebt sich das Gleichgewicht des Kriegs zu Gunsten der Zombies. Die Führungskräfte der Länder sind zu einem drastischen Schritt gezwungen..

    Einfach nur eine weitere Zombiegeschichte? Zum Glück nicht! Vor ein paar Jahren kam ein gleichnamiger Film mit Brad Pitt in die Kinos, der völlig Klischeebeladen war, und anscheinend auf diesem Buch basierte. Darum machte ich immer einen grossen Bogen darum, bis mich eine Kollegin darauf aufmerksam machte: Das Buch hat mit dem Film nicht gemeinsam, ausser dem Titel und dass es tatsächlich um Zombies geht.

    Das Buch setzt 10 Jahre nach dem Ende des Kriegs ein. Ein Journalist rollt die Geschehnisse auf, die zu der Katastrophe geführt hat, indem er Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen aus aller Welt führt. Wer hat Patient 0 entdeckt, wie reagierten die Regierungen auf die ersten Krankheitsfälle, wie erfuhren Menschen aus aller Welt davon? Dann bei Ausbruch der Epidemie: Wie reagierte das Militär darauf, wie versuchte man der Epidemie Herr zu werden, woran scheiterte man? Die Lösung: Wer kam auf diese drastische Lösung, wie wurde sie umgesetzt, was waren die Konsequenzen davon? Der Rückschlag: Wie wurde der militärische Rückschlag entschieden, wie ging das an verschiedenen Stellen der Welt vonstatten? Und zum Schluss: Wie sieht die Welt jetzt aus, was haben die Menschen gelernt?

    Diese fiktiven Tatsachenberichte ergeben ein interessantes Bild. Dabei stehen nicht mal die Zombies an sich im Vordergrund, eigentlich werden hier viele soziale, politische und gesellschaftliche Normen und Reaktionen, die in unserer jetzigen Zeit allesamt sehr realistisch sind, in den Kontext einer Katastrophe gesetzt, welche aufgrund des Labels „Zombie“ sehr unwahrscheinlich wirkt, aber in Zusammenhang mit „Epidemie“ plötzlich ganz anders betrachtet werden kann.

    Ich fand das Buch sehr gut. Einige Protagonisten fand ich unsympathisch, andere schräg, andere echt toll, aber sie waren alle authentisch. Ich hab das Buch sehr schnell durchgelesen. Ich fand es eine interessante Kombination – Zombies lassen gruseln, die Realität macht sehr nachdenklich. Zwei Kritikpunkte: Erstens sind zwei oder drei Tatsachenberichte gegen Ende zu langatmig, und wären kürzer völlig ausreichend gewesen. Zweitens hätte ich gerne noch mehr (fiktive) Wissenschaftler zu Wort kommen lassen, angesichts der Tatsache dass das Ganze ja ein Virus war.

    Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen. Vor einiger Zeit hat eine Kollegin die (englische) Hörbuchversion angefangen und ich stellenweise mitgehört – das war fast noch authentischer, und kann ich ebenfalls empfehlen!

  6. Cover des Buches 1812 (ISBN: 9783423348119)
    Adam Zamoyski

    1812

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Kopf-Kino
    »Ich wünsche nicht, Krieg gegen Rußland zu führen«, erklärte er dem Fürsten Schuwalow während einer Unterredung im Mai 1811 in St. Cloud. »Es wäre ein Verbrechen meinerseits, denn ich würde grundlos einen Krieg beginnen, und ich habe, Gott sei Dank, noch nicht den Verstand verloren, ich bin nicht verrückt.«

    Geschätzt verloren eine Million Menschen im Zuge von Napoleons Einmarsch mit seiner multinationalen Grande Armée ihr Leben. Der Autor Zamoyski legt anschaulich dar, dass sowohl Napoleon Bonaparte als auch Zar Alexander gleichermaßen am Ausbruch dieser Katastrophe beteiligt waren, indem sie sich in einer Spirale aus Machtpolitik und Misstrauen ineinander verfingen, was verheerende Folgen nach sich trug.

    Bereits im Vorwort stellt der Autor klar, dass das Buch nicht den Anspruch erhebe, alle Fragen endgüldig zu beantworten – um dies zu bewerkstelligen, müsse der Umfang des Buches mehr als doppelt so groß angelegt sein. Und dennoch schaffte es der Autor - meiner Meinung nach -, den meisten gerecht zu werden. Da viele Kriege – und dieser explizit – zu nationalen Geschichtsschreibungen und zweckbestimmten Deutungen genutzt werden, bietet Zamoyski ein Panoramablick und vergleicht Quellen, um diese wiederum zu kommentieren, wenn sich Widersprüche zeigen - mithilfe des gesammelten Wissens der Gegenwart. Daher kommt es immer wieder mal zu Beurteilungen, wer wann welchen Fehler machte, was das Buch wiederum einen analysestarken Ton verleiht. Grundsätzlich ging es dem Autor um Folgendes:

    Mein Hauptziel beim Verfassen dieses Buches bestand darin, eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen, von der jeder gehört hat, aber von der nur wenige genaue Kenntnisse besitzen.Vor allem habe ich mich bemüht aufzuzeigen, was diese Ereignisse auf allen Ebenen für die Betroffenen bedeutet haben – denn es ist eine menschliche Geschichte schlechthin, von Hybris und Nemesis, von Triumph und Katastrophe, von Ruhm und Elend, von Freude und Leid.

    Erstaunlich, wie viele Teilnehmer von beiden Seiten ihre Erlebnisse und Gedanken in Briefen und Tagebucheinträgen festhielten. So kommen in diesem Buch nicht nur die „Großen“, wie beispielsweise gebildete Kommandeure, zu Wort, sondern auch (wenn nicht sogar überwiegend) die einfachen Soldaten, sowie Wundärzte, Marketenderinnen, Bauern und anderen Zeitzeugen. Gerade diese Auszüge und der Perspektivenreichtum, die in allen Kapiteln zu Hauf vorkommen, machen das Buch angenehm lebendig und erschreckend zugleich.

    »Bis dahin war unser Marsch nichts weiter als ein schöner Spaziergang gewesen«, schrieb ein wehmütiger Julien Combe, Leutnant im 8. Regiment der Gardejäger zu Pferde. Von jetzt an würde er eine Qual sein.

    Der Vorgeschichte, sowie den bisherigen Lebenswegen von Napoleon und Alexander werden im Buch genügend Raum gelassen. Auch die einzelnen Züge, Vorstoße, Ruckzüge und Schlachten zeichnet der Autor souverän und überschaubar nach. Die Aufstellungen und Verläufe werden hierbei mithilfe von Skizzen unterstützt. Abgesehen von den üblichen Historiengemälden wurden um die 60 Zeichnungen von Beteiligten abgedruckt, die den bildhaften Schreibstil zusätzlich unterstreichen.

    Interessant zu lesen fand ich u.a. die unterschiedlichen Vorstellungen, die die beteiligten Gruppen, wie beispielsweise die Italiener, in der Grande Armée hatten und welche Beweggründe sie hatten - ebenso die Unwissenheit vieler, wohin es eigentlich gehen sollte.

    Das Soldatenleben wird hier ebenfalls sehr detailliert beschrieben, so u.a. die unterschiedlichen Uniformen. Der Autor erklärt einiges, worüber ich mir bislang nie Gedanken gemacht hatte:

    Der [Anmerkung: französische] Soldat trug Schuhe mit häßlichen viereckigen Spitzen – um vor Diebstahl oder dem Weiterverkauf an Zivilisten abzuschrecken.“

    Grundsätzlich arbeitet das Buch oftmals mit Vergleichen, was mir naheliegend erscheint, da der Gegensatz manchmal nicht hätte größer sein können: Während Napoleon jedem Soldaten großzügige Aufstiegsmöglichkeiten einräumte (was ihm später u.a. zum Verhängnis werden sollte), gab es bei der russischen Armee, für die man sich übrigens fünfundzwanzig Jahre verpflichteten (und viele starben bereits bei der Ausbildung), kaum Beförderungen (außer man hatte entsprechende Beziehungen bei Hofe), zumal es dort anscheinend weitaus brutaler zuging:

    Wer versuchte, einer Kanonenkugel auszuweichen, wenn die Einheit angetreten war, wurde mit Stockschlägen bestraft. Ein Soldat oder Unteroffizier, der Feigheit vor dem Feind zeigte, war sofort zu erschießen.

    Gräueltaten gab es auf beiden Seiten zu Genüge. Harter Tobak stellen ebenfalls die beschriebenen Umstände der Märsche und Gemetzel dar, die derart schlimm waren, dass hunderte sich selbst umbrachten. Allgemein schildert Zamoyski so anschaulich, dass mir stellenweise regelrecht übel wurde. Die Grausamkeiten und Auswirkungen des Krieges werden hier mehr als deutlich. Außerdem zeigt das Buch eindrucksvoll auf, dass der Russland-Feldzug zwar „Helden“ schuf, aber – wie jeder Krieg - vor allem Opfer. Gleichzeitig räumt es mit hartnäckigen Legenden und Mystifizierungen, die aufgrund des rätselhaften Ausgangs des Ganzen entstanden, auf.

    Hier hätte ein Dante Inspiration für seine Schilderung der Hölle finden können.

    Wie ambivalent Napoleon im Charakter, aber auch mit seinen Plänen und Entscheidungen in diesem Fall war, aber auch seine Anhänger zu ihm standen, ergibt sich in diesem Buch mehr als anschaulich. So verlangte Napoleon beispielsweise am 14. Juni von den Kommandeure aller Korps, dass sie ihm ehrliche Angaben bezüglich ihrer Truppen zu geben hätten. Zamoyski schreibt dazu: „Napoleon reagierte grundsätzlich zornig, wenn man ihm schrumpfende Zahlen vorlegte, insbesondere, wenn sie sich nicht auf Verluste in Kampfhandlungen zurückführen ließen; daher gewöhnten sich die Verantwortlichen an, ihm ihre Verluste schlicht zu verheimlichen.“

    Gut finde ich, dass der Autor dort Lücken ließ, wo er keine belegte Quellen fand - da heißt es dann beispielsweise „Man kann lediglich spekulieren, was für eine Reaktion Alexander von Napoleon erwartete.“ - und nimmt dies zum Anlass, um den Stand der Dinge abermals kurz zu skizzieren, und zieht, um bei diesem Beispiel zu bleiben, die Schlussfolgerung eines anderen Historikers hinzu („Er kann Alexanders Botschaft nur als Provokation aufgefaßt haben, als „freche Herausforderung“, wie der britische Historikers William Hazitt es formulierte.“)

    So sehr auch die Entbehrungen, Grausamkeiten und Qualen im Buch überwiegen, da nichts verschwiegen wird – weder das Los der Gefangenen und Verletzten noch der Kannibalismus, der aufgrund der Hungersnot ausbrach -, findet der Leser zwischendurch ebenso kleine Momente des Mitgefühls, der Freundschaft und der Hilfsbereitschaft, die ich manchmal so herzzerreißend fand, dass ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte - vor allem aber auch dann, wenn Einzelschicksale festgehalten wurden, wie beispielsweise eines jungen Soldaten, den seine Kameraden am Morgen wecken wollten, der aber über Nacht mit dem Bild seiner Liebsten in der Hand bereits erfroren war.

    »Die Russen tranken auf der einen Seite, wir auf der anderen; wir verständigten uns mit Worten und Händen, tauschten Getränke und Tabak, womit wir reicher ausgestattet und großzügiger waren«, schrieb Lyautey nach Hause. »Bald darauf beschossen sich diese guten Freunde mit Kanonen.«

    Zusätzlich versucht der Autor dem Phänomen, was die Faszination Napoleons ausmachte, näher zu kommen Auch hierfür stützt er seine Deutungen mit zahlreichen Aussagen. Obgleich dem Krieg nur wenig Erhabenes entsprang, wusste Napoleon, selbst beim qualvoll langsamen Rückzug, wie er sein Bild als Idol zu stilisieren hatte.

    »Niemand, der die Zeit Napoleons nicht miterlebt hat, vermag sich den mitreißenden Einfluß vorstellen, den er auf die Gemüter seiner Zeitgenossen ausübte«, schrieb ein russischer Offizier und fügte hinzu, daß sich bei jedem Soldaten, gleich auf welcher Seite, schon die bloße Erwähnung seines Namens mit der unmittelbaren Vorstellung grenzenloser Macht verband.

    Ab und an lässt sich Zamoyski zu pauschalen Aussagen hinreißen, wenn es da heißt „Alle waren der Meinung, dass ...“, was ich aber verschmerzen konnte. Anmerken möchte ich noch, dass auch die Schriftsteller Puschkin, Tolstoi und Stendhal, der in dieser Höllenfahrt involviert war, kurz erwähnt werden.

    Nun muss ich abschließend einräumen, dass ich bislang kein weiteres Sachbuch zu dieser Thematik las, um Vergleiche ziehen zu können. Da der Anhang - und somit auch die Quellennachweise - um die 100 Seiten umfasst, gehe ich von einer gründlichen Recherchearbeit aus.

    Summa summarum kann ich dem Autor lediglich meine Bewunderung aussprechen, wie er dieses epochale Ereignis aus russischer, französischer, unterer und oberer Sicht erzählt und zu einem Ganzen zusammenfügt. Ich zumindest konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, was u.a. auch an Zamoyskis gekonntem Schreibstil lag.

    Ségur schrieb: »Ein Schauspiel ohne Zuschauer, ein Sieg so gut wie ohne Früchte, ein blutiger Ruhm, für den der Rausch, der uns umgab und unsere einzige Eroberung zu sein schien, das nur allzu wahrhaftige Symbol war.«


  7. Cover des Buches Geissel der Menschheit. (ISBN: B00273S80C)
  8. Cover des Buches Die Mauer (ISBN: 9783570551141)
  9. Cover des Buches Wie ich den Krieg überlebte (ISBN: 9783837504958)
    Rolf Potthoff

    Wie ich den Krieg überlebte

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Das Buch ist eine Zusammenfassung eines Aufrufes der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), die Zeitzeugen ersucht hat, ihre höchst persönlichen Erlebnisse zu schildern. Das Echo war, wie die Projektleiter schildern, enorm.  

    In diesem Buch kommen mehr als 60 Personen zu Wort, die den Zweiten Weltkrieg er- und überlebt haben. Einige haben noch nie über diese Zeit gesprochen. 

    Sie alle haben unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen. Sei es, dass sie als Kind noch zu jung waren, die Ereignisse zu begreifen, oder sei es, dass sie Leidtragende von Übergriffen waren.

    Berührend auch, dass so mancher Zeitzeuge erst am Totenbett mit seinen Kindern bzw. Enkelkinder über das Grauen der Kriegszeit gesprochen hat. 

    Oral History nennt man diese Art, Zeitgeschichte zu erzählen, aufzuschreiben und an die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. Lange kann man die Erfahrungen aus erster Hand nicht mehr hören. 

    Zahlreiche private Fotos bereichern dieses Buch. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Bildmaterial und andere Dokumente aus dem Inferno der brennenden und verlassenen Städte gerettet werden konnte. 

    "Als der Krieg zu Ende ging, war mein Elternhaus durch totalen Bombenschaden zerstört, waren mein ältester Bruder, mein Onkel und vier meiner besten Freunde gefallen; mehr als die Hälfte meiner Klassenkameraden kam an der Front um. Keiner wurde älter als 19." 

    Meine Meinung: 

    Die Herausgeber rund um Rolf Pothoff haben einige Anmerkungen zu Methode und Aufarbeitung gemacht, die sehr aufschlussreich sind. 

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, da es die Erfahrungen und Erlebnisse höchst unterschiedlicher Menschen gesammelt hat. Die bewegenden Geschichten von Flucht und Vertreibung, Todesangst, Hunger und der quälenden Ungewissheit über das Schicksal der Liebsten haben mich berührt.  

    Aus meiner eigenen Familie kenne ich ein paar Sequenzen, die die Kriegszeit in Wien beleuchten. Leider kann ich weder Eltern noch Großeltern danach fragen, weil sie vor einiger Zeit verstorben sind. Diese Zeit hat die Menschen geprägt, und sie so werden lassen, wie wir sie kennen. 

    Fazit: 

    Wer wissen will, warum Eltern oder Großeltern so sind, wie sie sind, sollte sie nach den traumatischen Kriegserlebnissen fragen.

     

  10. Cover des Buches Der Todeskampf der Reichshauptstadt (ISBN: 9783931054007)
  11. Cover des Buches Der Dreissigjährige Krieg (ISBN: 9783572012701)
  12. Cover des Buches Verdammte See (ISBN: 9783924896256)
    Cajus Bekker

    Verdammte See

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Das Buch erzählt in eindrucksvoller und gut leserlicher Art den Verlauf des Seekrieges aus der Sicht der Deutschen. In Augenzeugenberichten und anhand von Kriegstagebüchern werden dabei die entscheidenden Phasen und Ereignisse im 2. Weltkrieg beschrieben. Jedes Kapitel gibt am Ende einen Überblick über Erfahrungen, Lehren und über die Gründe der Niederlage. Ein gutes Buch, das die Geschichte der Kriegsmarine in lebendig erzählter Form beschreibt.
  13. Cover des Buches Der zweite Tod meines Vaters (ISBN: 9783426788615)
    Michael Buback

    Der zweite Tod meines Vaters

     (5)
    Aktuelle Rezension von: HEIDIZ

    In dem Buch "Der zweite Tod meines Vaters" erzählt Michael Buback noch einmal vom Mord an seinem Vater, dem Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Mit dem Geschriebenen stellt er das infrage, was vor Jahrzehnten als offizielle Version an die Öffentlichkeit kam. Bubacks Sohn Michael - der Autor des Buches - geht auf Spurensuche, auf Suche nach der Wahrheit. Er nimmt Einblick in damalige Akten und spricht mit Augenzeugen. Es wird bald klar, dass die wahren Mörder nie verurteilt wurden.

     

    Leseprobe:
    ========

     

    Warum aber hätte der Geheimdienst Verena Becker schützen sollen? Uns wollte kein Grund einfallen. Ja, nach ihrer Aussage vor dem Verfassungsschutz könnte man sich solche Maßnahmen notfalls vorstellen, aber die Merkwürdigkeiten hatten sich ja bereits im Jahr 1977 ereignet, unmittelbar nach der Tat. ...

     

    Schonungslos und offen berichtet Buback noch einmal vom Verbrechen, rollt neu auf und hinterfragt. Hinterlegt mit Fotomaterial und schreibt extrem spannend und lebendig. Die damaligen Ermittlungen werden noch einmal durchgegangen und Buback hinterlegt über das Buch hinweg mit Zitaten aus Protokollen, Dokumenten und Gesagtem zum Fall.

     

    Ich fand das Buch zum einen sehr erhellend und spannend geschrieben und muss positiv erwähnen, dass der Sohn des Ermordeten aufarbeitet, aber nicht anklagt und das finde ich erwähnenswert. Das Buch ist außerdem detailliert geschrieben, man spürt, dass es nicht nur so dahergesagte Floskeln sind, die anklagen sollen, sondern dass es sich hier um Fakten handelt, die recherchiert sind und wahrheitsgetreu wieder gegeben werden.

     

    Absolut lesenswert !!!

  14. Cover des Buches No pasarán! - Ausländische Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg (ISBN: 9783640248940)
    Corinna Heins

    No pasarán! - Ausländische Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Midway
    In der Arbeit von Corinna Heins "No pasarán! Ausländische Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg" sollen anhand von vier Augenzeugenberichten die ausländischen Soldaten auf republikanischer Seite dargestellt werden. Dies ist bei dieser Arbeit im Grunde nur teilweise gelungen. Auch wenn es sich "nur" um eine Studienarbeit aus einem Grundkurs Geschichte handelt, weist sie gravierende Mängel auf. So besteht das Literaturverzeichnis bei dieser Arbeit aus einem einzigen Buch "Spanien war ihre Hoffnung" (1985 erschienen). Standardwerke wie Walther Bernerckers "Krieg in Spanien 1936-1939" oder Manuel Tunòn de Laras "Der Spanischer Bürgerkrieg" oder die Werke von Stanley Payne fehlen komplett. Im zweiten Kapitel der Arbeit wird kurz auf die Milizen und Brigaden eingegangen, leider wird hier nicht erwähnt, wie es genau zum Spanischen Bürgerkrieg kam und warum die Spanische Republik gezwungen war auf die Milizen zurückzugreifen. Auch werden Abkürzungen wie z.B. UGT und POUM verwendet, deren Bedeutung sich für die Laien nicht erschliessen. Im dritten Kapitel geht die Autorin auf die Augenzeugen ein und verwendet hier deren Tagebücher bzw. Berichte als Quellen, was gut ist. Leider lässt uns Frau Heins völlig im Dunkeln, was mit den vier Personen nach dem Spanischen Bürgerkrieg geschah. In der Zusammenfassung wird nur kurz auf Orwell mit seinem Roman "1984" sowie auf Koestler und Langenbein und deren Bruch mit der Kommunistischen Partei eingegangen. Auf Mika Etchebéhère, eine kämpfende Milizionärin, bezieht sich die Autorin gar nicht mehr. Leider muss der Rezensent feststellen, dass das Buch mit 14 Seiten für 10,99 Euro oder 5,99 Euro online, überteuert und auch nicht empfehlenswert ist.
  15. Cover des Buches Die große Flucht (ISBN: 9783430155052)
    Guido Knopp

    Die große Flucht

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Mit "Die große Flucht" legt der bekannte Autor den Begleitband zur momentan laufenden Serie vor. Das Buch gliedert sich ebenfalls in fünf Folgen bzw. Kapitel, z.B. der Untergang der "Wilhelm Gustloff" oder der Kampf um Breslau. Wie in seinen anderen Büchern kommen auch hier viele Zeitzeugen zu Wort, was dem Buch einen sehr emotionalen und menschlichen Aspekt verschafft. Natürlich wird aber auch der geschichtliche Aspekt nie vernachlässigt und dem interessierten Leser so einen Menge Wissen über das Thema Flucht und Vertreibung vermittelt.
  16. Cover des Buches 11. September (ISBN: 9783423342353)
    Stefan Aust

    11. September

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Liebes_Buch

    Das Buch behandelt den Terrorangriff an sich, das Schicksal zahlreicher Opfer und die Islamisten.

    Ich habe viel geweint als ich das Buch las.

  17. Cover des Buches Angriffshöhe 4000 (ISBN: 9783453870987)
  18. Cover des Buches Peter Gosztony: Der Kampf um Berlin 1945 in Augenzeugenberichten (ISBN: B006BJICOU)
  19. Cover des Buches U- Boot (ISBN: 9783453098565)
  20. Cover des Buches Der lautlose Tod (ISBN: 9783499187384)
    Olaf Groehler

    Der lautlose Tod

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  21. Cover des Buches Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch (ISBN: 9783813520996)
  22. Zeige:
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