Bücher mit dem Tag "aussiedler"
23 Bücher
- Antonia Michaelis
Der Märchenerzähler
(1.530)Aktuelle Rezension von: AboutmandyreadsIch habe das Buch damals mit 15 Jahren gelesen und kann nur sagen, ich finde keine Worte, um dieses Buch zu beschreiben. Gerade jetzt, wo ich älter bin und nochmal ganz anders reflektieren kann, ist das Buch in meinen Augen einfach genial. Es hat so viel Tiefgang, so viele tolle und auch inspirierende Passagen, so tolle Zitate. Es ist unglaublich gut geschrieben und die Charaktere sind bis heute tatsächlich mit die besten, die ich je in Büchern gelesen habe. Die Charaktere haben sich bis heute, mehr als 10 Jahre später, in meinen Kopf gebrannt. Hier wurde echt etwas erschaffen - ich finde keine anderen Worte. Definitiv 5 Sterne und ein Highlight!
- Thilo Sarrazin
Deutschland schafft sich ab
(142)Aktuelle Rezension von: Boris_GoroffDer Autor schreibt hochwissenschaftlich, jede Aussage ist mit einer Quellenangabe belegt. Die Fehler der deutschen Regierungspolitik werden gnadenlos aufgelistet und die Migrationspolitik hinterfragt. Zum Schluss werden mögliche Zukunftsszenarien prognostiziert.
- Robert Seethaler
Ein ganzes Leben
(463)Aktuelle Rezension von: anscha1402Leseeindruck
Ein ganzes Leben von Robert Seethaler
Dies ist mein erstes Buch vom Autor.
Der Schreibstil ist anders als gewohnt.
Mit wenigen Worten und ohne Auschweifung wird hier ein ganzes Leben erzählt. Ein hartes und sehr berührendes Leben in den Bergen. Ich frage mich tatsächlich wie viel Gefühl der Autor hier ins Buch legen muss, um beim Leser in der Kürze und recht nüchtern erzählten Geschichte, solch viele Emotionen loszulösen.
Das Buch hat mich beeindruckt. Ein ganzes Leben in so wenig Worten großartig verpackt.
- Alina Bronsky
Der Zopf meiner Großmutter
(186)Aktuelle Rezension von: Ms_ViolinMax’ russische Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang …
Also dieses Buch hat es mir wirklich nicht leicht gemacht.
Der Schreibstil von Alina Bronsky ist wieder einmal toll und lädt eigentlich dazu ein, wunderbar leicht ins Buch zu finden, wenn da nicht diese Großmutter wäre.
Die Großmutter haut nämlich eine rassistische, antisemitische oder ableistische Aussage nach der anderen raus, weswegen mir auch regelmäßig dann die Lust verging, weiter zu lesen. Ganz besonders ihr Enkelsohn wird mit allerlei „Spitznamen“ versehen wie „formloser Rotz“, „Missgeburt“, „Idiot“, oder „Krüppel“, während sie ihren Mann gerne als „Schlitzauge“ bezeichnet.Zwar wird irgendwann langsam deutlich, warum die Großmutter so ist wie sie ist und dass mehr hinter ihren harten Fassade steckt, aber da kaum ein Satz von ihr ohne Bösartigkeiten auskommt, fand ich das Buch teilweise nur schwer zu ertragen und vor allem konnte ich mich so dieser Frau nie annähern - auch nicht, als ihre Hintergrundgeschichte langsam geklärt wurde.
Teilweise wurde zwar auch versucht ihr ganzes Verhalten humorvoll zu sehen, aber das Lachen blieb mir dank ihrer Wortwahl dann eben immer wieder im Halse stecken.
Ebenso blieb mir unverständlich, wieso Max, als er langsam älter wird und immer mehr von der Welt und seiner Großmutter versteht, die ihn sein Leben lang der Welt über als weichlich, kränklich - ja dem Tode nahe - und eben mit allerlei Schimpfworten bezeichnet hat, diese Frau weiterhin lieben und nicht komplett ablehnen kann.
Hinzu kommt, dass neben dieser extrem starken Figur der Großmutter alle anderen Charaktere einfach komplett blass geblieben sind und sie es so auch nicht schaffen konnten, mir auch nur annähernd sympathisch zu werden. Höchstens habe ich mich über ihre Handlungen gewundert, da ich hier Vieles nicht nachvollziehen konnte oder Dinge zu sehr im Dunkeln geblieben sind.Auch die Auslassungen bzw. Zeitsprünge in der Handlung fand ich nicht sehr hilfreich, da ich oftmals das Gefühl hatte, dass in diesen unerwähnten Momenten besonders viel Wichtiges für die weitere Handlung passiert sei.
Das Ende empfand ich dann zusätzlich als sehr abrupt und unrund. Ich hatte zuvor schon immer an einigen Stellen das Gefühl, das zu viel ungesagt blieb oder nur zu vage angedeutet wurde, aber vom Ende habe ich mich ganz besonders überrumpelt gefühlt.
Fazit: Sympathisch wurde mir keine der Figuren. Vieles blieb ungesagt oder nur angedeutet, aber am Schwierigsten fand ich die ständigen verbalen Bösartigkeiten der Großmutter… Kurz: nicht mein Buch. (2,5 Sterne)
- Alina Bronsky
Scherbenpark
(300)Aktuelle Rezension von: JorokaDiese gesichtslosen Hochhaussiedlungen gibt es fast in jeder größeren deutschen Stadt. Meist wohnt dort nicht gerade die Mittelschicht. Sascha, ein 17jähriges Mädchen ist nicht auf den Mund gefallen. Das ist auch notwendig, um sich in entsprechender Nachbarschaft zu behaupten. Sie wohnt mit ihren jüngeren Geschwistern bei ihrer Tante. Ihre Mutter wurde vom Stiefvater in ihrem Beisein ermordet. Sie hat einen abgrundtiefen Hass gegen diesen Mann, der nun im Gefängnis sitzt, den sie aber am liebsten tot sehen würde. Generell hat sie ein umfassendes Misstrauen dem männlichen Geschlecht gegenüber entwickelt.
Als in der lokalen Zeitung ein wohlwollender Artikel über ihren Stiefvater auftaucht, läuft sie Sturm. Der verantwortliche Zeitungsredakteur Volker hat ein sichtlich schlechtes Gewissen und bietet ihr Hilfe an, die sie schon bald in Anspruch nimmt. Sie schlüpft bei ihm und seinem jugendlichen Sohn Felix unter, der Zuneigung zu ihr entwickelt. So lernt sie eine andere Lebenswelt kennen und auch dort nicht alles Gold ist, was glänzt ..
Ein Film über Resilienz, was pädagogisch etwa soviel heißt wie, dass man auch in ungünstigem Umfeld seinen Weg finden kann und sich trotzdem gut zu entwickeln vermag. Die Figur der Sascha im Zentrum zeigt zwei ganz unterschiedliche Seiten: einerseits das hassdurchflutete Mädchen mit Aggressionspotential, andererseits die sehr belesene feinfühlige Seele, die gerne ein Buch schreiben möchte.
Vor einem Viertel Jahr habe ich mir zunächst den Film angesehen. Nun fiel mir das Buch in die Hände. Die Umsetzung im Film ist sehr gut gelungen, kann ich nun deutlicher behaupten. Immer wieder hatte ich auch Bilder aus dem Film vor Augen beim Lesen. Natürlich ist der Roman ausführlicher und detaillierter. Die Figuren erhalten noch mehr Tiefe. Vor allem Sascha wächst einem als rebellisch-kämpferisches und dennoch sympathisches russisch-stämmiges Mädchen ans Herz. Das Buch habe ich innerhalb von drei Tagen gelesen. Habe mich immer wieder gefragt, wo denn dieses Ghetto-Siedlung in der Nähe zu Frankfurt lokalisiert sei. Tippe auf Offenbach, es könnte aber auch Darmstadt sein (Kranichstein, Eberstadt-Süd).
Fazit: Ein sehr überraschendes Erstlingswerk. Der Sprachfluss ist unglaublich eingängig und die Geschichte nachvollziehbar und fast miterlebbar.
- Wladimir Kaminer
Russendisko
(532)Aktuelle Rezension von: secretworldofbooksWladimir Kaminer erzählt in seinem Buch "Russendisko " kurzweilige Anekdoten über die Einwanderung von Russland nach Deutschland. Schön übersichtlich in kurzen Kapitel gehalten sind sie einmal mehr und einmal weniger unterhaltsam. Interessantes habe ich auch nicht im Buch gefunden. Wer es nicht liest,verpasst nix.
- Wladimir Kaminer
Karaoke
(46)Aktuelle Rezension von: JorokaIch habe mir schon so manches Werke von Wladimir Kaminer bevorzugt als Hörbuchfassung zu Gemüte geführt. Nun ein schon älteres Werk (Erscheinung 2005) von ihm in Buchform.
Wie immer keine fortlaufende Geschichte, sondern 11 Kurzgeschichten, die mehr oder weniger zusammenhängen. Natürlich geht es dabei um seine Vergangenheit in Russland, seine Karriere in Berlin (Russendisko), um sein neues Leben als Schriftsteller und die russische Seele an sich. Musik spielt dabei immer irgendwie eine Rolle.
Es soll witzig sein und man erkennt auch in diesem Werk den innewohnenden Charme von Kaminer. Manchmal hörte ich regelrecht seine Stimme zu mir sprechen.
Man lernt etwas über die Musikszene der alten UdSSR. Man kann nach den genannten Namen und Gruppen googeln, wird aber nicht zu allen etwas finden.
Fazit: Kaminer erzählt in seiner typischen Art locker vom Hocker. Sehr viel zum Schmunzeln gab es dieses Mal jedoch nicht, dafür eher ein wenig Geschichtsstunde.
- Sabrina Janesch
Sibir
(101)Aktuelle Rezension von: schillerbuchAuf dieses Buch wäre ich ohne meine Mutter nie gekommen: Sie kann nicht mehr lesen und hört stattdessen sehr viele Hörbücher. Dieses wurde ihr von der Blindenhörbücherei zugeschickt. Es gefiel ihr besonders gut und sie empfahl es mir zur Lektüre, auch weil sie sich gerne mit mir darüber unterhalten und manches klären wollte. Ich bin ihr sehr dankbar für diesen Lektüretipp!
Zunächst zum Inhalt – der Verlag beschreibt ihn so:
Sibirien. Für den zehnjährigen Josef Ambacher ein furchterregendes Wort, das die Erwachsenen für den fernen, fremden Osten verwenden. Dorthin werden 1945 Hunderttausende deutscher Zivilisten von der Sowjetarmee verschleppt. Als dieses Schicksal auch Josef trifft, findet er sich im fernen Kasachstan in einer harten, aber auch wundersamen, mythenvollen Welt wieder. Und er lernt, sich gegen die Steppe und ihre Vorspiegelungen zu behaupten.
45 Jahre später lebt Josef im niedersächsischen Mühlheide und ist Vater einer Tochter. Doch auch hier wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine Woge von Aussiedlern die niedersächsische Kleinstadt erreicht. Nun steht seine Tochter Leila zwischen den Welten und muss vermitteln – zu einem Zeitpunkt, an dem sie selbst erst beginnt, den Spuk der Geschichte zu begreifen. (© Rowohlt Verlag)Dieser Roman hat mich wirklich gefesselt und ich habe außerdem viel gelernt. Sabrina Janesch erzählt aus der Perspektive der Tocher Leila, die zu Beginn des Romans von der Mutter um Hilfe gebeten wird, denn ihr Vater Josef leidet an einer rasch fortschreitenden Demenz. Leila will aufschreiben, was der Vater erzählt, das, was die Stimmen, die er hört, ihm erzählen, die Wörter, die er aufschreibt, oft in 3 Sprachen: Deutsch, russisch und kasachisch. Und sie erinnert sich zurück an das, was der Vater ihr schon seit ihrer Kindheit in Geschichten verpackt erzählt hat. So entfaltet sich das Schicksal eines Jungen, der mit 10 Jahren die Vertreibung seiner Familie nach Sibirien erlebt, dabei Mutter und Bruder verliert, aber auch Freunde gewinnt. Der Mitte der 50er Jahre mit seiner Familie nach Deutschland ausreisen durfte und eine neue Heimat in einer Kleinstadt in Niedersachsen findet, sich dort jedoch nie wirklich zu Hause fühlt.
Leila wächst auf mit diesem Trauma des Vaters, stets fürchtet sie die schwarze Stunde, den Moment, in dem die vertraute Welt zusammenbrechen wird. Für Josef war das ser Moment, in dem die Soldaten der Roten Armee die Familie nach Sibirien verschleppte, für Leila und ihren Freund Arnold ist es der Moment des Mauerfalls, der die gewohnte Ordnung ins Wanken bringt.
Wie Sabrina Janesch das erzählt, hat mir unglaublich gut gefallen. Sie changiert zwischen den beiden Zeitebenen, was ein genaues Lesen erfordert – trotzdem liest sich das Buch leicht. Dabei nimmt sie fast durchgehend die jeweilige Perspektive der Kinder (und auch deren Logik) ein. Dadurch erzeugt sie eine ganz besondere Stimmung und Spannung, die mich sehr angesprochen hat: Das Trauma des Vaters, die Außenseiterstellung der Russlanddeutschen in der Kleinstadt, der Umbruch, als in den 90er Jahren plötzlich die Spätaussiedler kommen – das alles erleben wir aus dieser kindlich-jugendlichen Sicht. So bekommt die schwere, komplizierte Thematik eine gewisse Leichtigkeit und wird nachvollziehbar. Mit nur 350 Seiten ist dieser Roman übrigens im Verhältnis des vielfältigen historischen Panaoramas, das er aufblättert, ziemlich dünn. Und wenn Sie sich fragen, was es mit der Forelle auf dem Cover auf sich hat – das wird sich Ihnen im Verlauf der Lektüre erschließen!
Fazit: Ein vielschichtiger, spannender Roman, dem es gelang, mir ein Stück deutsche Geschichte, nahe zu bringen das bis in unsere Zeit hineinreicht und über das ich bis auf ein paar Schlagwörter wie Russlanddeutsche, Spätaussiedler, Wolgadeutsche und andere kaum etwas wusste. Absolute Leseempfehlung!
- Christine Schleifer
Sehnsucht die mich trägt
(2)Aktuelle Rezension von: Igelmanu66»Wieso nur waren sie 1.200 km weit entfernt von mir? Ich weinte nur, wenn ich alleine war, um keinen traurig zu machen. Insbesondere nicht meine Großeltern, die mir täglich die Kraft gaben, um mich hier zurechtzufinden. Ich sollte es mal besser haben, so ihre Worte. Ein besseres Leben wollten sie uns ermöglichen, aus tiefster Liebe. Wieso ich denn kein gutes Leben hatte – in Rumänien – verstand ich nicht. Warum konnten nicht alle einfach wieder nach Hause gehen, wir zurück in unser Haus, zu den Tieren, den Menschen, den Freunden und sonntags in die Kirche?«
Christine ist acht Jahre alt, als sie zusammen mit ihrer Familie ihr kleines Dorf in Rumänien verlässt, in dem sie bislang lebte und in dem sie so glücklich war. Weshalb die neue Heimat Deutschland ihre Zukunft besser und schöner machen soll, sieht sie noch nicht, aber ihr Vertrauen zu den Menschen, die sie lieben, ist stark.
In diesem Buch erzählt die Autorin ihre eigene Geschichte. Am Anfang steht ein glückliches und behütetes kleines Mädchen in einem 800-Seelen-Dorf in Rumänien. Die Auswanderung nach Deutschland wirft die ersten Schatten in ihr Leben, gefolgt von einigen späteren Schicksalsschlägen.
All das wird zu einem sehr persönlichen Bericht, der über Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchte erzählt, über Krisen und darüber, wie man sie meistert, über den Glauben an Gott und all die Dinge, auf die es im Leben wirklich ankommt.Die Autorin schreibt einleitend, dass sie diese ihre Geschichte ursprünglich nur für ihre Kinder festhalten wollte, sich dann aber dafür entschieden hat, auch andere Menschen an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass in der Tat Leser*innen in ähnlichen Situationen wie Christine sich verstanden fühlen und dadurch profitieren könnten. Anderen Lesern mag das Buch als Anreiz dienen, mal wieder den eigenen Blick fürs Wesentliche zu schärfen.
Kleiner Kritikpunkt: Mir persönlich war der Erzählstil ein wenig zu gefühlvoll und viel zu oft wurde von der „Sehnsucht“ erzählt. Aber ich bevorzuge auch generell einen eher sachlichen Stil. Zudem ist es, wie gesagt, ein sehr persönlicher Bericht, in dem die Autorin deutlich ihre Gefühle ausspricht – was wiederum sehr berührend ist.
Fazit: Sehr persönlicher und gefühlvoller Bericht, der helfen kann, den Blick aufs Wesentliche zu schärfen.
- Peter Rock
Meine Wildnis
(13)Aktuelle Rezension von: thursdaynextSeltsam Sprachlos "Meine Wildnis" nahm mich gefangen, faszinierte , fesselte , schockierte am Ende und spuckte mich dann einfach aus . Das wirre Ende , in welchem Caroline völlig in die Irrationalität abdriftet lässt offen ob sie überlebt hat, welche Beweggründe ihren (kriegstraumatisierten )Vater , vielleicht auch nur Entführer angetrieben haben , alles ist möglich ...... Existiert sie wie ein Tier gefangen in ihren Wunschträumen ???? Viele Fragen bleiben offen . Womöglich konnte sie der Autor selbst nicht mehr beantworten. Leser werden mit Mitleid und Nichtbegreifen verstossen . 6 von 10 Sternen gibt es dennoch , weil Peter Rock es verstanden hat das obdachlose Leben in Wald und Stadt erbarmungslos packend zu schildern. Ein Buch das mich mit um den Kopf schwebenden ? ?? ???? ??? zurücklässt . - Martina Sahler
Weiter Himmel, wilder Fluss
(8)Aktuelle Rezension von: nastyaIch kann die Reihe nur weiter empfehlen, ein toller Mix aus historischen Ereigeinissen und Fiktion!Die Menschen, die man über mehrere Jahrzehnte hinweg begleitet, wachsen einem so sehr ans Herz. Jeder hat sein eigenes Schicksal ob es sich nun zum positiven oder doch eher zum negativen wendet. Hier im dritten Teil war der Schwerpunkt auf Napoleons Feldzug gegen Russland gelegen und wie das Leben in unsere Waidbacher Kolonie davon betroffen war. Wie die Autorin die Stimmung und auch die Momente auf dem Schlachtfeld beschreibt fand ich sehr gelungen und übrzeugend!
Also falls du mit historischen Romanen anfangen willst, kann ich dir die Bücher von Martina Sahler nur ans Herz legen. - Bernd Schroeder
Fast am Ende der Welt
(20)Aktuelle Rezension von: LuiseLotteDa haben sich zwei gefunden, denkt nicht nur Kellnerin Kathi, wenn man den langen, dünnen Josef Peukert und den kleinen, untersetzten Attila Bauer in ihrem Münchner Stammlokal zusammenhocken sieht und ihren Plänen lauscht! Auf's Land wollen sie, raus aus dem Großstadtgetriebe, die Stille suchen sie, das einfache Leben direkt am Busen der Natur. Ob die, vor allem bei dem Schickeria-Gewächs Attila, überschäumende Begeisterung die nicht vorhandene Erfahrung wettmacht, die es nun einmal braucht, wenn man einen zugemüllten, verfallenen Aussiedlerhof im tiefsten Bayern, jenseits aller Zivilisation, wie Siegfriedsruh, das einst als Sobeckhof bekannt war, instandsetzen und ihn schließlich bewirtschaften möchte? Und werden die beiden grundverschiedenen Münchner, deren bisherige Lebensentwürfe Lichtjahre voneinander entfernt waren, überhaupt auf lange Sicht miteinander klarkommen? Ist der gemeinsame, der große Traum als Bindeglied tragfähig genug? Die beiden nicht mehr jungen Herren scheinen sich darüber viel weniger Gedanken zu machen als all die unkenden Menschen in ihrem Umfeld. Sie schmieden Pläne und gehen die Sache an, nachdem das geeignete Objekt einmal gefunden wurde!
Das könnte denjenigen unter den Lesern, die ebenso heimliche Sehnsüchte nach einem einfachen Leben abseits der Hektik der modernen Zeit verspüren, Auftrieb geben, könnte sie ihren ganzen Mut zusammennehmen lassen, könnte man nun vielleicht denken, denn es sieht ganz danach aus, als würde den beiden ein wenig seltsamen Männern ihr Vorhaben gelingen, nachdem zu vernachlässigende Kleinigkeiten wie ein eingestürztes Dach, eine ob der strengen winterlichen Kälte komplett versagende Heizung und zugeschneite Zufahrtswege nach der Zwangsüberwinterung in den jeweiligen Münchner Wohnungen, die beide klugerweise behalten haben, erfolgreich behoben werden. Nun, alles kein oder doch wenigstens kein unlösbares Problem, wenn man über scheinbar unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt, wie der ehemals erfolgreiche Antiquitätenhändler Attila, der durch nicht ganz astreine Geschäfte bei den Reichen und, dank Botox und Co., einigermaßen Schönen aus der zweifelhaften feinen Gesellschaft Münchens – aber die Stadt könnte dabei durchaus austauschbar sein, denn die Geldleut' sind überall gleich! - in Ungnade gefallen aber, wie das nun einmal seiner Stehaufmännchennatur entspricht, sicher auf allen Vieren gelandet ist. Und wenn man dank seiner quirligen, durchaus menschenfreundlichen Natur auch in Zeiten, in denen Handwerker so gesucht und so schwer zu bekommen sind wie nie, auf einen Haufen nützlicher Kontakte zurückgreifen kann! Denn obwohl Schreiner von Beruf ist Attila niemand, der praktische Tätigkeiten verrichten könnte oder möchte. Er versteht sich als Organisator – und dieses Metier beherrscht er meisterhaft – und als Ideengeber, worin er, das muss man ihm lassen, geradezu unschlagbar ist. Doch leider verfliegt seine Begeisterung oft genauso schnell, wie sie gekommen ist! Das stellt einerseits ein Risiko für diejenigen dar, die sich mit ihm einlassen, ist anderseits jedoch eine Erleichterung für den besonnenen, vorsichtigen Josef, wenn's der Attila einmal gar zu bunt treibt mit seinen exotischen Einfällen!
Ja, nun ist es an der Zeit, dem Mitbewohner des Paradiesvogels, dem Josef Peukert, ein paar Gedanken zu widmen! Ein merkwürdiger Kauz ist er, der auf seine Art nicht weniger eigenartig ist als sein neugefundener Kumpel mit dem großspurigen Namen, für den ein gewisser Hunnenkönig Pate gestanden haben mag – aber vielleicht, wenn man seinem Vater begegnet, der noch immer die Welt mit seinen verrotteten Ansichten unsicher macht, auch nur der Vorstellung von Originalität seitens der Eltern, die offensichtlich nicht die hellsten Lichter am Kronleuchter waren, entsprungen ist. Ein an Reduziertheit nicht zu übertreffendes Leben hat der Josef geführt, 65 Jahre lang – bis er dem kunterbunt gekleideten Attila begegnete. Bis zu ihrem Tod hat er mit der früh verwitweten Mutter in einer recht geräumigen Wohnung in der Münchner Innenstadt gelebt, wie's ausschaut haben sich die Zwei sogar ein Bett geteilt. Freunde hat er nicht gehabt, auch nicht in der Eisenwarenhandlung, in der er zeitlebens gearbeitet hat, immer pünktlich, immer korrekt, jedes Schräubchen beim Namen nennen könnend, ohne es je an seinen ihm bestimmten Platz angebracht zu haben. Die Stille liebt er, der Herr Josef, das ist das, was ihn wohl am besten beschreibt. Und eine tiefe Sehnsucht hegt er – wie man im Laufe der Geschichte langsam begreift, nach Zugehörigkeit, nach Menschen, ganz wenige reichen ihm, mit denen er eine Familie sein kann. Diese Glückes wird er, der Leser wird es bald feststellen, da draußen auf dem Land teilhaftig, für eine unvergessliche, aber leider nur kurze Zeit. Aber auch wenn er auf traurige Weise verliert, was er immer gesucht hatte – ist ein zwar kurzes, aber intensiv gelebtes Glück nicht tausendmal mehr wert als ein Leben, das nur aus unerfüllten Sehnsüchten besteht? Ob Josef das schließlich auch so sehen wird, bleibt dahingestellt, auch, ob er wirklich bereit ist, sich auf ein neues Abenteuer oder, wenn man so will, eine neue Suche nach dem Glück einzulassen, mit dem unverwüstlichen Attila an seiner Seite.
Zwei interessante Charaktere hat Bernd Schroeder mit den beiden Münchnern, die sich einen Lebenstraum erfüllen, geschaffen. Nicht sofort erschließen sie sich dem Leser, es braucht die gesamte Geschichte mit all ihren Ver- und Entwicklungen, um tiefer in sie hineinzuschauen, sie zu begreifen. Tiefgründigkeit kann man bei Josef früher vermuten als bei Attila, dem man, je mehr man von seinem reichlich unsteten Leben erfährt, in dem er ständig auf der Suche nach etwas Neuem war, in dem eine Begeisterung die andere ablöste, vielleicht vorschnell Oberflächlichkeit attestieren würde, ebenso wie Unzuverlässigkeit und Egoismus. Doch weit gefehlt! Menschen, die ihm etwas bedeuten, lässt er nicht fallen; er kümmert sich, kann eine Beharrlichkeit entwickeln, die seine Sprunghaftigkeit Lügen straft. Dem Josef ist er ein treuer Freund, wobei man eher umgekehrte Rollen erwartet hätte! Dass es schließlich der Josef sein würde, der den gemeinsamen Traum ziehen lässt und einen Rückzieher macht, überrascht. Die Entwicklung der Handlung überrascht ebenfalls, das Ende war ganz und gar nicht vorhersehbar – und ich bin mir auch jetzt, nachdem ich Muße hatte, das Gelesene zu reflektieren, nicht sicher, ob es mir gefällt, ob es das einzig logische war oder ob es nicht noch andere Wege gegeben hätte, die Geschichte enden zu lassen. Enden? Das ist nicht der richtige Ausdruck, denn der Schluss ist im Grunde offen, der Leser kann sich ausmalen, wie das nun weitergeht mit Attila und Josef, oder ob überhaupt. Ob die alte von Sehnsucht von einer neuen abgelöst wird? Zu dem Josef, wie er sich mir zum Abschluss zeigt, würde das nicht passen, ich empfände es als nicht stimmig. Ja, in seiner Figur gibt es für mich nicht nachzuvollziehbare Brüche angesichts dieses, vom Autor gewählten Ausgangs.
Dass ich das Buch dennoch gerne gelesen habe, muss hinzugefügt werden, obschon der schöngeschriebene, einfühlsam erzählte Anfang denn doch nicht gehalten hat, was er versprach und ich darüberhinaus ein eingefügtes Krimielement als vollkommen überflüssig und der Geschichte selbst nicht dienlich erachte, was auch für den unerwarteten und wenig gewinnenden Besuch aus Amerika gilt. Beides stört den ruhigen Fluss der sich langsam und ansonsten folgerichtigen entwickelnden Erzählung mit dem rührend altmodischen Touch, der mich zu Beginn meiner Lektüre so unwiderstehlich in seinen Bann gezogen hatte. Schade, dass dieser Eindruck kein bleibender war und die durchaus realistische Geschichte abgeflacht ist, je weiter sie sich entwickelte. Nicht alles, meine ich, muss an das Vorbild der Realität angepasst werden; in Romanen darf man als Autor über das Schicksal ruhig mal selber bestimmen und es in eine verheißungsvolle Richtung lenken!
- Alexandra Tobor
Sitzen vier Polen im Auto
(60)Aktuelle Rezension von: Nini61Alexandra wächst in Polen Anfang der 80er Jahre auf. Durch Zufall findet sie im Keller der Großmutter einen alten QUELLE-Katalog. Total fasziniert sieht sie sich die Bilder an, von Frauen in unglaublichen Kleidern, Männern und Kindern, die Sachen tragen, die sie noch nie gesehen hat und Spielsachen in unvorstellbarem Ausmaß und Farben. Seit diesem Tag will sie auch „rausfahren“. Der Insider-Begriff für das Auswandern in die gelobte BRD, wo angeblich die Straßen mit weißer Schokolade gepflastert sind und es alles gibt, was man sich nur wünscht. Nachdem ihr Onkel schon seit 2 Jahren drüben ist, beschließen die Eltern von Alexandra, ebenfalls mit ihrem Fiat Polska den Schritt zu wagen. Eine Odyssee über Durchgangslager und Behördengänge beginnt. Aus der Sicht von einem 8-10 Jährigen Mädchen erlebt man hier die Schwierigkeiten und die teilweise unfreiwillige Komik des Aussiedlerdaseins. Auch die Ablehnung der BRD Bürger wird angesprochen. Alexandra Tobor beschreibt die Zeit bis zur Kommunion des kleinen polnischen Mädchens, das Buch ist durchweg schön zu lesen und man sieht die Probleme der Aussiedler mit einem lachenden und weinenden Auge… - Krystyna Kuhn
Engelshaar
(14)Aktuelle Rezension von: buecher_liebe21Das Buchcover in der Weltbild-Ausgabe passt zum Inhalt des Buches, verrät aber nicht zu viel. Mir persönlich gefällt dieses Cover sogar besser, als das Original.
Ich kam gut in die Geschichte hinein, da der Schreibstil der Autorin sehr angenehm ist, wodurch sich das ganze Buch einfach und schnell lesen lässt. Mir gefielen die hin und wieder humorvollen Stellen, die im Buch auftauchten, wirklich gut. Sie haben die Geschichte aufgelockert und brachten mich immer wieder zum grinsen.
Die Geschichte ist von der ersten Seite an interessant geschrieben und auch Spannung baute sich auf, sodass ich immer weiter lesen wollte. Zur Mitte des Buches hin flaute die Spannung etwas ab, wobei aber eine unterschwellige immer noch vorhanden war. Zum Ende hin rätselte man immer mehr mit, wer denn nun der wahre Täter war. Man wurde oft auf die falsche Fährte geführt, was die Geschichte aber umso interessanter machte. Die Spuren verloren sich immer wieder, man befürchtete schon, dass sich der Fall nie aufklären würde, doch die Ermittler fanden dann doch immer etwas. Ich hatte zwar eine Vermutung, wer der Täter war, doch wer wirklich dahintersteckte und was die Person alles getan hatte, da wäre ich nicht drauf gekommen.
Was mir bei diesem Kriminalroman besonders gut gefiel, war, dass das Ermittlerteam nicht die typische polizeiliche Ermittlungsarbeit ausführte, sondern Methoden der Kriminalpsychologie anwendete. Die Ermittler versuchten, die Psyche des Täters und des Opfers zu verstehen, um so den Fall aufzuklären. Das machte das Buch für mich viel interessanter, da mich Psychologie sehr interessiert. Die Autorin hat sich sehr gut über Kriminalpsychologie informiert, auch über die Religion, die in diesem Buch stark vertreten ist, hat sie sehr gut recherchiert, wodurch man als Leser wiederum auch alles verstanden hat, was die Autorin schrieb.
Was mir auch sehr gut gefiel, war, dass die Geschichte in und um Frankfurt spielt. Dadurch fühlte man sich mehr an der Geschichte dran.
Die Protagonisten in der Geschichte hatten alle ihre eigene Persönlichkeit, die Anzahl der Protagonisten war noch in Ordnung. Bei einem Kriminalroman ist es üblich, dass es mehr Protagonisten gibt, wegen dem Ermittlerteam und die restlichen Charaktere hielten sich von der Anzahl noch im Rahmen. Hannah Roosen ist die Hauptprotagonistin und war mir wirklich sympathisch. Ich konnte sie gut nachvollziehen und mochte sie als Hauptprotagonistin. Die anderen Charaktere waren mir mehr oder weniger auch sympathisch. Doch einen Protagonisten gab es, den ich nicht so gut leiden konnte. Ron, einer der Ermittler, schien ständig nervös zu sein und war manchmal ganz schön nervig, doch das hatte auch seinen Grund, wie sich im Laufe des Buches herausstellte. Was mir auch sehr gut gefiel, war die Entwicklung der Protagonisten, die im Laufe des Buches stattfand.
Die Kapitel sind unterschiedlich lang, mal kürzer, mal länger, doch sie haben immer eine angemessene Länge, sodass sich die Geschichte angenehm lesen lässt.
Die Erzählperspektive wurde aus der Ich-Perspektive von der Hauptprotagonistin, Hannah Roosen, geschrieben. Dadurch war man mehr am Geschehen dran, wodurch man das Gefühl bekam, man wäre selbst Hannah und würde das alles miterleben. Ich konnte so mit ihr mitfühlen und -fiebern, rätselte mit ihr, was wirklich passiert war und was hinter allem steckte und wurde von der Geschichte geradezu mitgezogen, als wäre ich dabei.
Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen, es war interessant und spannend, sodass ich immer weiter lesen wollte. Trotz der vielen Informationen, die man als Leser bekam, hat man alles verstanden und konnte es nachvollziehen. Kriminalroman-Leser kann ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und jedem, der einfach mal einen etwas anderen Kriminalroman lesen möchte. Das Buch bekommt von mir gute vier Sterne. Die anderen Bücher von der Autorin möchte ich auch unbedingt lesen. - Alexandra Friedmann
Besserland
(40)Aktuelle Rezension von: sursulapitschiAls Ende der 80er Jahre in der UDSSR die Perestroika ausgerufen wird, ist man begeistert im russischen Gomel. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf.
In heiteren Episoden erzählt Alexandra Friedmann von ihrer umfangreichen Familie. Man hat sich arrangiert im sozialistischen Russland, ist das Schlangestehen gewöhnt, hat Beziehungen und wenn nicht, kennt man jemanden, der Beziehungen hat und an entscheidender Stelle ein paar Flaschen Wodka hinterlegen kann. Mit der Perestroika wird die Situation irrwitzig. Niemand weiß mit der neuen Freiheit umzugehen, versucht aber trotzdem sein Glück mit windigen Geschäftsmodellen.
Irgendwann hat die Familie Friedmann genug: Sie wandern aus. Am besten nach Amerika.
Das ist ein wirklich spannendes Thema, das hier sehr unterhaltsam dargeboten wird. Für meinen Geschmack war es fast zu unterhaltsam. Gerade der erste Teil in Russland liest sich wie eine Slapstick-Komödie, in der sich unterschiedlichste Menschen mit skurrilsten Methoden durchs Leben schlagen. Es liest sich höchst spaßig, aber in all dem Irrsinn kann man über den Grund, warum die Familie auswandern will, nur mutmaßen. Man könnte diese Idee fast für eine spontane Laune halten. Und an dieser Stelle hätte ich mir mehr Substanz erhofft. Eine Familie wandert aus ins „Besserland“, das ist kein Scherz. Dahinter sollte man Schicksalhaftes wenigstens erahnen können.
Auch die Figuren bleiben gängigen Komödien-Klischees treu. Vater Edik scheint trotz Hochschulabschluss ein Ausbund an Naivität zu sein. Immer wieder rennt er treuherzig ins Schlamassel. Oma Anna tut, was russische Omas so tun: Kochen, backen und zetern. Man ist amüsiert, aber nicht überrascht.
Von diesem Buch hatte ich mir Einblick in russisches Leben und Denken erhofft, den ich im Ansatz auch bekommen habe. Allerdings überwiegt der Eindruck, Russen sind findige Schlitzohren, die immer Wodka trinken und Auswandern ist ein Abenteuer, das man mit etwas Geduld gerne mal unternehmen kann. Gar so einfach kann es nicht sein.
- Peter Schwindt
Schwarzfall
(42)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderSeit Wochen gibt es keinen Regen mehr. Die Natur leidet, die Menschen schwitzen und in den Kliniken und Pflegeheimen herrscht Notstand, aber die Katastrophe beginnt gerade erst. Durch die Wasserknappheit gibt es Probleme mit der Elektrizität und eines Tages gehen die Lichter aus. Panik bricht in Frankfurt aus und wir lernen die verschiedensten Menschen und Schicksale kennen. Eine junge Familie die schon im schlechten Viertel aufgewachsen ist und nun dort lebt und mit dem kleinen Kind nicht zurecht kommt und Patrick ist auch noch ein Proll. Dann die reiche Familie hinter deren Fassade aber vieles nicht stimmt. Die Krankenschwester die sich aufopfert und ihre alte kranke Mutter daheim nicht pflegen kann. All diese Menschen erleben die Katastrophe auf eine andere Weiße und doch sind ihre Schicksale ähnlich und die Wege kreuzen sich. Bürgerwehr, Krawall, Hoffnung, Liebe, Verrat und das einteilen von Gut und Böse, Arm und Reich.
Ein genialer Thriller mit sozialem Hintergrund und mit sehr wichtigen Schicksalen und Figuren. Peter Schwindt ist nicht nur ein super spannender Thriller gelungen sonder vor allem eine genau beobachtete Sozialstudie unserer Gesellschaft. Großartig!
- Christoph Hein
Landnahme
(45)Aktuelle Rezension von: SchimmerMeine Großeltern sind ebenfalls aus Schlesien nach Ostdeutschland gekommen, sie hatten es sicher nicht leicht, Fuß zu fassen. Es gab Ablehnung, aber auch manche Hilfe von den Dorfbewohnern. Durch Fleiß und Anständigkeit haben sie sich Respekt verdient, obwohl sie letztlich nicht vollständig "dazugehöriten", das ist für Zugezogene aber immer so im ländlichen Raum. Mein Vater hat in der Dorfjugend gute Freunde gefunden, Zimmermann gelernt und war als Handwerker sehr geschätzt.
In Heins Roman sind die Erfahrungen ganz anders, es gibt viel Unsympathisches und Unverständliches beim Verhalten der Figuren, wobei nicht näher auf die Charaktere der Protagonisten eingegangen wird, warum sie sich so verhalten. Die Konflikte bleiben ebenfalls unklar und ungelöst, alles sehr diffus trotz ellenlanger Schilderungen.
- Peter Härtling
Ben liebt Anna
(233)Aktuelle Rezension von: a_different_look_at_the_book"Ben liebt Anna" - ich glaube, es gibt kaum jemanden, der diese Geschichte nicht kennt ... Ich habe sie damals in der Schule gelesen und hatte sie gut in Erinnerung. Als sich mir die Gelegenheit bot, das Buch in unser Regal einziehen zu lassen, weil es in der Schule scheinbar immer noch Pflichtlektüre ist, ergriff ich die Chance.
Vielleicht bin ich mittlerweile zu alt für diese Erzählung. Ich habe jedoch gemerkt, dass sie mich nicht mehr ganz so begeistert wie damals.
Man muss im Hinterkopf behalten, dass die Erstveröffentlichung 1979 war. Das merkt man dem Text an. Es werden Sachen beschrieben, die heutzutage einfach nicht mehr möglich sind und die sich auch geändert haben.
In meinen Augen ist es kein pädagogisch wertvoller Text. Es verliebt sich einer, eine ist eine Aussiedlerin, es wird gestritten, jemand wird verletzt, ... Aber es gibt keinerlei Auseinandersetzungen mit den Themen. Sie sind einfach da.
Ich frage mich, ob es tatsächlich nötig ist, diese alte Kamelle noch immer im Unterricht durchzukauen. Es gibt so viele aktuellere Werke, die das gleiche Thema behandeln. Ich bin gespannt, ob mein Kind damit noch konfrontiert werden wird ...
©2023 a_different_look_at_the_book
- Manfred Hermanns
Bibliographie Jugendsozialarbeit und Jugendberufshilfe 1900-2000
(2)Noch keine Rezension vorhanden - Oliver Bottini
Im Auftrag der Väter
(37)Aktuelle Rezension von: sarahsbuecherweltDer dritte Teil der Reihe „Kommissarin Boni“ beginnt mit einem spannenden Prolog, der den Leser den Atem anhalten lässt. Es beginnt alles mit einem verwahrlosten Mann, der im Garten eines Einfamilienhauses auftaucht. Statt zu reden hat er eine Pistole. Bevor jedoch die Polizei eingreifen kann, ist er spurlos verschwunden. Dafür kehrt er mitten in der Nacht zurück und die Bewohner auffordert innerhalb der nächsten sieben Tage das Haus zu verlassen. Den einzigen Hinweis den er hinterlässt ist sein russischer Akzent und die Anfänge eines Bibel-Psalms. Kommissarin Boni erhält den Auftrag den Mann aufzuspüren und gerät dabei immer mehr in die Verstrickungen von Flüchtlingen. In diesem Teil kommt eigentlich alles vor, was einen guten Krimi ausmacht. Eine interessante Kommissarin, brutaler Mord und einen Täter, den es zu fassen gibt. Dazu gibt es noch Brandstiftung und politisches Wissen, dass zusammen eine gelungene Idee ausmacht. Die Idee alleine reicht in diesem Fall jedoch nicht. Was nützt ein spannendes Thema, wenn dieses durch zahlreiche Ausschweifungen, einfach nicht spannungsgeladen vermittelt werden kann!? Es kommt leider viel zu häufig vor, dass sich die Kommissarin gerade in eine dramatische Situation begibt und dadurch den Leser regelrecht in den Bann zieht. Genau an diesen Punkten, besinnt sich die Protagonistin an frühere Fälle oder andere Situationen ihrer Vergangenheit. Zwar möchte jeder Leser eine bessere Verbindung zu einer Hauptfigur erlangen, und gerade bei einer Reihe ist es für den Quereinsteiger besonders hilfreich, wenn er noch genügend neue Informationen über die Figur sammeln kann, ohne das sich Kenner der vorherigen Teile langweilen. Es ist jedoch nicht gerade förderlich, wenn in einem mitreißenden Moment eine frühere Situation eingebaut wird, die sich über viele Seiten hinweg zieht. Oftmals musste ich überlegen, wie die Ausgangssituation war, bevor die Rückblende integriert wurde. Kurze Einblendungen über die Vergangenheit, ihre Gefühlswelt oder aktuelle Probleme wären nicht schlimm gewesen, aber durch die Masse, geht die eigentliche Geschichte deutlich unter. Die Haupthandlung zieht große Kreise und zeigt verschiedene Seiten der Thematik „Flüchtlinge“. Dabei geht Oliver Bottini auf die Flüchtlinge im zweiten Weltkrieg, aber auch auf aktuellere Ost-Flüchtlinge. Interessant versucht er diese Thematik zu vermitteln, ohne den Leser zu langweilen. Dies würde ihm gelingen, wären zwischendurch nicht wieder diese Rückblenden. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr möchte man wissen, wie es ausgeht. Auf der anderen Seite hatte ich recht häufig den Wunsch gewisse Passagen einfach zu überspringen. Da ich jedoch nichts verpassen wollte, bin ich diesem Bedürfnis nicht nachgekommen. Am Ende der Geschichte war ich allerdings der Ansicht, dass die vielen Rückblenden dem eigentlichen Inhalt und dem Schluss im Grunde nichts beisteuern. Wer mit der Protagonistin vertraut ist, kann getrost die zahlreichen Rückblenden überspringen. Mir persönlich hätte es gefallen, wenn die Rückblenden um rund 100 Seiten gekürzt worden wären. Dadurch wäre die eigentliche Handlung deutlich anregender und aufwühlender gewesen. Der leicht ausschweifende Stil lässt sich nichtsdestotrotz leicht lesen, sodass ich die Geschichte nach zwei Tagen abgeschlossen hatte. Nachdem mir der vierte Teil bis auf Kleinigkeiten sehr gut gefallen hat, fand ich diesen zweifellos extrem langatmig. Wäre dies mein erster Boni gewesen, ich hätte Zweifel daran gehabt, warum die Reihe so erfolgreich ist. Dadurch, dass ich den vierten Teil schon gelesen hatte, kann ich sagen, dass dies eher ein schwacher Bottini ist. Er gehört zur kompletten Reihe und ist alleine durch die Thematik schon empfehlenswert, aber man sollte wissen, dass es durchaus langatmig werden kann. ===Bewertung=== Eine interessante Thematik, die durch zahlreiche Rückblenden seitens der Protagonistin einfach keine Spannung aufkommen lässt. Nachdem mitreißenden Prolog geht es sichtbar bergab, sodass ich am Ende auf drei Sterne komme. Diese bekommt es für die Idee und die ausführliche Psyche der Protagonistin. Für einen Krimi jedoch schwach. - 8
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