Bücher mit dem Tag "aussteiger"
172 Bücher
- Pascal Mercier
Nachtzug nach Lissabon
(1.385)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderRaimund Gregorius macht sich auf eine Reise. Der belesene Lateinlehrer fährt mit dem Nachtzug nach Lissabon. Um sich vorzubereiten hat er ein Werk eines portugiesischen Schriftstellers im Gepäck. So taucht er nicht nur in das Land ein, dass er bald sehen wird, sondern auch in das Leben. Raimund ist begeistert und gefangen von der Geschichte und macht sich auf die Suche. Nach den Spuren des Schriftstellers, er sucht das Leben und Raimund sucht eben auch sich. Pascal Merciers Buch hat Millionen begeistert und dies völlig zurecht. Es ist ein großartiges, ein feines Buch und man kommt selbst zum nachdenken und macht sich auf die Suche.
- Stefan Aust
Der Baader-Meinhof-Komplex
(309)Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemausWährend meine Mutter beim Post-oder Bankschalter anstand (ATM gab es damals noch nicht), guckte ich mir das große Poster mit all den gesuchten RAF-Gesichtern an. In jeder Bank, Geschäft, Bahnhof oder öffentlichem Amt hing dieses Plakat! Wann immer wir mit unseren Eltern aus Hamburg nach Hause nach HH-Lemsahl fuhren, wurden wir von mindestens einer Polizeikontrolle gestoppt. Am Ende wohnte die RAF nur 5 Km von meinem Elternhaus in Poppenbüttel entfernt.
#derbaadermeinhofkomplex war das erste Buch, das mir alle Zusammenhänge der RAF darstellte.
Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber ich weiß noch, das es sich wie ein Krimi las. 878 Seiten Spannung pur. Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich über Baaders seitenlangen, intellektuellen Ergüsse ohne Punkt und Komma im Gerichtssaal hinweggelesen habe.
Danke #stefanaust - Henry David Thoreau
Walden
(137)Aktuelle Rezension von: JMKSonnyIch zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müßte, daß ich nicht gelebt hatte.
Worum geht es?
Henry David Thoreau, ein bekannter von Ralph Waldo Emerson, zieht 1845 für 2 Jahre in eine selbst gebaute Hütte am Waldensee. Walden ist sein aufbereitetes Tagebuch dieser Zeit. Thoreau ist auf der Suche nach dem wahren, wirklichen Leben und laut ihm kann das Leben nur aus dem Standpunkt der freiwilligen Armut unparteiisch beurteilt werden. Dieses Buch ist ein Gedankenfeuerwerk. Einfache Naturbeschreibungen wechseln sich ab mit tiefgreifenden Einsichten und Metaphern über das menschliche Leben.
Thoreau lebt auf einfachste Weise, jedoch bei weitem nicht einsam. Er geht regelmäßig ins unweit gelegene Dort oder Leute besuchen ihn in seiner Hütte. Es geht hier also nicht um einen Aussteiger und die Einsamkeit, sondern um die Einfachheit. Um Minimalismus. Es ist ein Experiment auf Zeit.
Ich möchte um keinen Preis, daß irgend jemand meine Lebensweise befolge; denn abgesehen davon, daß ich, ehe er sie ordentlich gelernt hat, schon wieder eine andere für mich gefunden haben kann, wünsche ich auch, daß es soviel verschiedene Menschen als möglich in der Welt geben möge; ich möchte nur, daß jeder recht sorgfältig trachtete, seinen eigenen Weg zu finden und nicht statt dessen den seines Vaters, seiner Mutter oder seines Nachbarn.
Es ist die Suche nach sich selbst. Und nach dem wahrhaftigen Leben, die ihn dort hintreibt. Er möchte die alten, ausgetretenen Pfade verlassen und stattdessen seinen eigenen Pfad eröffnen.
Meine Eindrücke
Das Buch ist leider an vielen Stellen zu zäh. Man muss sich hin und wieder durchquälen. Doch das ist es wert, denn man wird mit so einigen tiefgreifenden Gedanken belohnt, die die eigene Weltsicht verändern können.
Thoreau ist ein sehr guter Beobachter und liefert beeindruckende Naturbeschreibungen und Metaphern. Mutmaßlich durch die selbst gewählte Einfachheit klart er sein Denken und beschenkt uns mit gewaltigen Gedanken, von solcher Reinheit als wären sie direkt aus dem Waldensee geschöpft worden. Das Buch liefert eine reichhaltige Sammlung an Zitaten.
Manche Gedanken sind dabei vielleicht etwas zu radikal bzw. altmodisch. Manchmal könnte man ihm sicherlich Fortschrittsfeindlichkeit vorwerfen. Man sollte also die Gedanken nicht einfach übernehmen, sondern sie als wertvolle Grundlage ansehen, sein eigenes Denken daran zu schärfen und zu bereichern.
- Kerouac Jack
Unterwegs
(247)Aktuelle Rezension von: mabo63In schnellem Tempo erzählt Jack Kerouac in seinem autobiografischem Text von jener Zeit Ende der 40er in den Staaten. Er gehörte zur Beat Generation, so etwas wie die Vorgänger der Hippies. Sie sind dem Jazz verfallen, Drogen, Nachtclubs, Sex.
Rastlos sind sie, immer on the Road.
Gefühlte 10 mal jagen sie kreuz und quer durch Amerika, mit gestohlenem Wagen, als Anhalter, mit dem Bus. Ein halbes Dutzend Autos gehen zu Bruch. Dean der Anführer, ein möchte-gern Schriftsteller, Träumer, Looser handelt egoistisch nur zu seinem Vergnügen, hat Frauen und Kinder über das ganze Land verstreut und lässt diese immer wieder hinter sich.
Gut haban mir die Momente in den Clubs gefallen, wo der Jazz, der Bebop gespielt wird. Hier hat der Roman seine Stärken, hier flippen sie, die Beatnik's endgültig aus.
- Charlotte Link
Das Echo der Schuld
(529)Aktuelle Rezension von: MagnolialouEs war mein erstes Buch von Charlotte Link, und ich kann verstehen, dass sie zu den erfolgreichsten Autoren gehört. Der Schreibstil ist subtil und spannend zugleich, die Geschichte super durchdacht und der Schluss sehr überraschend. Ich hatte keine spezielle Sympathie für einen der Charaktere, aber alle sind nachvollziehbar und glaubwürdig.
- Jon Krakauer
In die Wildnis
(398)Aktuelle Rezension von: AukjeIm August 1992 wurde die Leiche von Chris McCandless AKA Alexander Supertramp, in einem Bus in der Wildnis von Alaska gefunden. Der Journalist Jon Krakauer rekonstruiert sein Leben, seinen Wunsch und Weg die Zivilisation hinter sich zu lassen und ein Leben in der Natur, vernab der Zivilisation und des Konsums zu leben. Krakauer recherchierte ab Chris‘ Abschluss an der Uni im Sommer 1990, der Beginn seines Ausstiegs seiner ihm bekannten Welt, bis hin zu seinem Tod 1992. Er interviewt dafür unter anderem seine Familie und auch Menschen die ihm während seiner Reise begegnet sind.
Obwohl man von Anfang des Buches eigentlich schon weiss wie es enden wird, rührt die Story einen zu Herzen.
Ein wirklich wunderbares traurig-schönes Buch.
- T. C. Boyle
Grün ist die Hoffnung
(268)Aktuelle Rezension von: theoT.C. Boyles „Grün ist die Hoffnung“ ist eine urkomische, zynische Satire, die den amerikanischen Traum durch die Brille gescheiterter Hippie-Idealisten betrachtet. Boyle demontiert mit bissigem Humor die Illusion vom schnellen Reichtum und entlarvt die menschliche Gier. Ein Lesevergnügen für Liebhaber schwarzen Humors, das jedoch einen gewissen Zynismus voraussetzt.
Jedenfalls ist es einer der wenigen Romane, die sich mit dem Grasanbau beschäftigt - ein Thema, das in Deutschland ja nun eine gewisse Aktualität gewonnen hat (klar,, auch Drop City von Boyle hat Bezüge zu Mariahuana). Ansonsten kenne ich keine Bücher dazu, bin aber neulich über folgende Webseite gestolpert, die einen Text umfasst (in Teilen), der sich ebenfalls diesem Thema widmet: eine Gruppe Abiturienten gründet eine Band und zieht auf's Land um zu proben und Gras anzubauen: casvaine.art. Nett ist, dass die Titel der Band als mp3 verfübar sind.
Der Boyle ist insgesamt auch eher ein Thriller und sehr amerikanisch. Aber das Lesen hat Spass gemacht.
- Tommy Jaud
Resturlaub
(1.069)Aktuelle Rezension von: Perse- Details:
Ausgabe: eBook
Erscheinungsdatum:
Verlag: Fischer Verlag
Genre: Komödie
Seitenanzahl:
- Inhalt:
- Meinung:
Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen. Es kann auf jeden Fall mit der Simon Peters - Reihe mithalten. Sehr witzig geschrieben und Ironie und Sarkasmus kommen auch nicht zu kurz!.....
Fazit:
Tipp:
- Peter Wark
Meeresgrab
(16)Aktuelle Rezension von: Booky-72Martin Ebel lebt seit Jahren auf den Kanaren in La Palma ein gutes Leben. Jahrgangstreffen sind eigentlich nicht so seins. Aber dieses Mal reist er nach Deutschland und nimmt teil. Im Nachhinein ein Fehler.
Justus, einer seiner Schulfreunde von damals hat die spontane Idee, ihn in La Palma zu besuchen. Martin sagt ja, doch das war ein schwerer Fehler. Aus seiner Ruhe wird das blanke Chaos.
Einbruch, Verfolgung, Justus wird niedergeschlagen und so weiter. Als er im Meer ertrinkt, oder vielleicht auch nur angeblich, beginnt Martin zu begreifen und stellt Nachforschungen an. Auch nicht ganz ungefährlich für ihn selbst.
Interessante Charaktere an einem schön beschriebenen Schauplatz, allgemein gute Geschichte.
- Peter Bogardt
Polarisiert
(10)Aktuelle Rezension von: abetterwayInhalt:" Nach einem Burnout entscheidet sich Andreas für ein Sabbatjahr in Sibirien. In den endlosen Weiten der Taiga bekommt der überarbeitete Programmierer schnell die volle Tragweite seines Entschlusses zu spüren.
Während sein Sohn sich auf der Suche nach dem eigenen Weg durch den Großstadtdschungel schlägt, lernt Andreas die wahre Natur der Wildnis kennen.
Als würden die widrigen Lebensbedingungen nicht schon genügen, wird er in eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes verwickelt, die die Welt für immer verändern könnte …"
Meinung:Der Inhalt des Buches besteht aus mehreren Handlungssträngen die sich zum Schluss zu einem zusammenfassen. Durch die verschiedernen Ansichten ist man auch als Leser teilweise hin und hergerissen und es ist eigentlich sehr schwer sich für eine Seite zu entscheiden. Somit wird die Spannung auch beim Leser aufrecht erhalten.
Ein Manko ist das Cover, ich hätte in der Bücherei nie zu diesem Buch gegriffen und das zweite sind mir zu wenige Details enthalten, man könnte das Buch sicher noch mehr ausschmücken.
Fazit:Ein spannendes Buch, allerdings mit Verbesserungspotenzial.
- Melissa C. Feurer
Die Ausreißer – Sehnsucht nach Meer
(20)Aktuelle Rezension von: annisleseweltNele, Lars, Angel und Noah verbindet das sie sich alle in ihrem Umfeld nicht wohl fühlen.
Es hat unterschiedliche Gründe, doch sie alle sind verletzt und tragen Wunden in sich und so nehmen sie sich eine "Auszeit" und "reisen" ans Meer.
Dabei lernen sie sich kennen, aber mehr noch sich selbst.
Ein fesselndes Jugendbuch das mir Freude gemacht hat. Am meisten habe ich mich mit Nele verbunden gefühlt, doch auch Noah und Lars waren wundervoll charakterisiert. Einzig Angel blieb mit etwas fremd, vielleicht weil ich mich nicht so in sie hineinversetzen konnte.
Dieses Buch zeigt das Gott alles in der Hand hält und es auch in schwierigen Zeiten Dinge gibt für die man dankbar sein kann.
"Die Ausreißer - Sehnsucht nach Meer" ist ein sehr spannendes Buch über junge Menschen die verzweifelt sind und Frieden suchen.
Melissa, dir ist ein tolles Werk gelungen - danke für die Möglichkeit dieses Buch zu lesen, es ist nämlich sehr lesenswert, unterhaltsam, mit Freuden und Nöten, Abenteuern und Zusammenhalt.
Ich finde es rundum gelungen.
- Bernd Volkens
Vom Kiez zum Kap
(22)Aktuelle Rezension von: Schildi_88
Haben sie Lust auf ein Abenteuer von zu Hause aus? Dann ist dies genau ihr Buch!
Allein das Cover hat mich schon angesprochen. Auf der einen Seite die Pyramide und links daneben der kleine Bulli der Abenteurer. Dieses Buch schreit schon nach spannende Erlebnissen. Mir hat sehr gut gefallen, dass es ein Weiches- Hardcover besitzt, somit konnte ich es ohne Probleme überall mit hinnehmen und es auch mal beim Lesen knicken. Im Innencover vorne und hinten kann der Leser sich einen Überblick über die Reiseroute machen. Sehr schön finde ich dabei die Gestaltung, hier heißt es weniger ist mehr. Die Karte ist nur mit wenigen Farben gestaltet worden. Beim Lesen habe ich immer wieder auf die Seite zurückgeblättert und geschaut wo die Reisenden genau auf ihrer Route sind. Sehr gelungen finde ich auch das Inhaltsverzeichnis, aufgeteilt in die Länder die durchfahren werden, dies bietet eine sehr gute Übersicht und die Möglichkeit schnell sich zu orientieren. Als sehr angenehm und originell finde ich die Vorstellung der Hauptakteure, den Mitreisenden und natürlich dem Bulli. Bei diesem Buch wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass der Leser ein Teil der Reise ist. Bereits ab dem ersten Kapitel ist man an diesem Buch gefesselt. Hier ist man live dabei. Dann ganze wird Unterstützt durch die Zahlreichen Fotos mit sehr passenden kurzen Bildbeschreibungen. Keine Frage bleibt offen. Dennoch kommt das Bild- Text- Verhältnis nicht zu kurz. Die Schriftgröße ist sehr angenehm beim Lesen. Ab Seite 17 geht die Reise dann so richtig los. " Hamburg- Istanbul"- der Leser weis sofort wo wir uns befinden. Rechts sind die durchfahrenden Länderflaggen abgebildet, darüber die gefahrenen Kilometern. Hier bleibt keiner zu Hause. Das Buch ist toll geschrieben. Immer wieder sind kleine Szenen bei denen der Leser einfach schmunzeln muss. Zum Beispiel auf Seite 18 erste Verständigungsschwierigkeiten. Aber nicht nur zum Schmunzeln ist was dabei, auch mitfiebern heißt es hier. Die ganze Nacht in der Wildnis und der Bulli droht voll zulaufen, Kräfte zerrend oder als der Bulli brannte. Ist das Abenteuer nun vorbei? Aufgeben gibt es hier nicht. Es gibt für alles eine Lösung und das merkt auch der Leser gleich. Fußball! Ich persönlich bin ebenfalls Fußball begeistert und habe auch eine Verbindung zum St. Pauli. Aus diesem Grund habe ich dieses Buch nur so verschlungen. Denn hier kommt auch der Fußballfan auf seine Kosten. Hat nicht jeder Fußballer schon mal davon geträumt, im Busch zu spielen? Unsere Reisenden hatten den Fußball immer dabei und merkten schnell wie die Sportart verbinden kann. Beide Hauptakteure schreiben von ihren persönlichen Hochs und Tief, von spannenden Grenzübergängen und genauso spannenden Reparaturen. Mir hat sehr gut der Epilog gefallen. Was ist mit den Beiden heute? Was hat die Reise für beide gebracht? Hier gibt es die Antwort. Als Abschluss nochmal alle Fotos vom Bulli bei den einzelnen Stopps. Durch dieses Buch habe ich Lust auf die eigene Reise bekommen und das Gefühl Afrika etwas näher zu sein. - Jens Henrik Jensen
Oxen. Das erste Opfer
(302)Aktuelle Rezension von: FelixLibrisIn diesem speziellen Ton erzählt, der skandinavischen Krimis eigen ist. Der Leser erfährt viel über die Protagonisten und erhält nordischen Flair. Die Wendungen und Entwicklungen sind plausibel und die Figuren spannend dargestellt. Es gibt noch einiges über die Protagonisten zu erfahren - darum zügig an den nächsten Teil…
- Christian Kracht
Imperium
(166)Aktuelle Rezension von: Christian_FisImperium handelt vom historisch verbürgten August Engelhardt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Papua Neuguinea auswanderte, um sich nur noch von Kokosnüssen zu ernähren. Kracht verwebt das Scheitern von Engelhardt mit dem Scheitern der grossdeutschen Sehnsucht nach dem «deutschen Platz am Tisch der Mächtigen». Er verwendet dabei Stilmittel des schnellen Vor- und Zurückspringens und des Comics. Der Leser fragt sich unweigerlich, was geschah real und was hat sich der Autor ausgedacht. Das ist alles originell und sehr gut gemacht.
Gestört hat mich die Erzählstimme. Der Erzähler mag seine Figuren nicht, macht sich über sie nur lustig. Es gibt kaum eine Figur, mit der sich der Leser identifizieren könnte. Der Ton ist herablassend und triefend von grossbürgerlicher Ironie, die durchaus zum Beginn des 20. Jahrhunderts passt. Sicherlich spiegelt sich auch hier das Können von Kracht, einen historischen Roman in diesem historisierenden Ton zu schreiben. Den Figuren hat es enorm geschadet, meiner Lesefreude auch.
- Lois Lowry
Hüter der Erinnerung - The Giver
(509)Aktuelle Rezension von: meggies_fussnotenJonas wächst zusammen mit seiner Schwester Lily in einer Gemeinschaft auf, in der eine strenge Ordnung herrscht. Alles ist geregelt und wer sich nicht daran hält, wird freigegeben. Jonas gehört zu den Elfern und wartet sehnsüchtig auf die Zeremonie der Zwölfer, in der ihm mitgeteilt wird, welchen Beruf er zukünftig ausüben darf. Doch dann wird er bei der Auswahl einfach übersprungen. Kurz darauf wird verkündet, dass Jonas auserwählt wurde, der neue Hüter der Erinnerungen zu werden. Für Jonas beginnt eine aufregende Zeit, doch schon bald merkt er, dass etwas geändert werden muss.
Dieses Buch wird mir lange in Erinnerung bleiben, denn ich habe es nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch gelesen. Im Rahmen einer Schulaufgabe meines Sohnes wurde dieses Buch für den Englischunterricht angeschafft. Der Klappentext war sehr interessant und so habe ich selbst nach dem Buch gegriffen, welches in sehr gut verständlichem (für mich als Laien) Englisch verfasst wurde. Aber trotzdem habe ich es danach nochmals auf Deutsch gelesen, auch um es besser zu verstehen
Der Roman stammt im Original aus dem Jahre 1993 und zeigt auf, wie es wohl in einer dystopischen Zukunft aussehen könnte. Eine Gemeinschaft, in der strenge Regeln herrschen, in der ein "Ausreißer" dazu gezwungen wird, freigegeben zu werden und alles bis ins kleinste Detail durchorganisiert ist. Es gibt verschiedenen Berufszweige, in denen die Kinder sog. freiwillige Stunden ableisten können. So kann herausgefunden werden, wo genau die Stärken für den späteren Berufseinstieg liegen. Aber auch sonst ist alles geregelt. Es gibt Frauen, die als Gebärmütter herhalten müssen. Die Kinder werden dann an andere Familien weitergegeben. Jede Familie darf zwei Kinder haben, einen Sohn und eine Tochter. Jeder Haushalt besitzt nur drei vorgeschriebene Bücher, die Möbel sind schmucklos und spartanisch. Es gibt Morgenrituale, in denen die Träume der Nacht besprochen werden. Abends werden dann entsprechend die Gefühle des Tages diskutiert.
Diese strenge Regeln werden nicht hinterfragt. Auch nicht von Jonas. Zumindest bis er seine Ausbildung als Hüter der Erinnerungen antritt. Denn dort erfährt er Dinge, die eigentlich im Verborgenen bleiben sollen.
Die Autorin hat eigentlich eine einfache Geschichte geschrieben, die jedoch - schaut man zwischen die Zeilen - sehr komplex und aufregend ist.
Ich kann mich erinnern, vor Jahren auch schon mal den entsprechenden Film dazu gesehen zu haben.
Ebenso war ich überrascht, herauszufinden, dass es sich um den Auftakt einer Reihe handelt.
Das Ende des ersten Bandes ist undurchsichtig. Jeder kann für sich interpretieren, was geschehen ist oder geschehen wird. Dies hat mir ebenso sehr gut gefallen. Aber nun bin ich gespannt, ob vielleicht in den weiteren Teilen eine Antwort darauf zu finden ist.
Meggies Fussnote:
Eine strenge Gemeinschaft mit ungewissem Ausgang.
- Juli Zeh
Nullzeit
(346)Aktuelle Rezension von: jackdeckSven ist ein Aussteiger, der nach seinem Jusstudium Deutschland verläßt und sich seit zehn Jahren in Lanzarote als Tauchlehrer betätigt. Er wird von einem ungleichen Paar für ein Heidengeld für zwei Wochen exklusive als Tauchlehrer und Fremdenführer engagiert: Jola, einer zweitklassigen Schauspielerin von Vorabendserien, die sich auf die Rolle der Lotte Hass (der Frau des Meeresforschers Hans Hass) vorbereitet und Theo, einem unproduktiven Schriftsteller. Es kommt, wie es kommen muß, eine Dreiecksbeziehung bahnt sich an. Der ruhige Sven, der sich nie in die Angelegenheiten anderer einmischen will, kommt zusehends außer Tritt, wird ungewöhnlich emotionell und träumt von einem gemeinsamen Leben mit Jola. Als ich mich nach zwei Dritteln des Buches bereits zu fragen begann, wo denn das alles hinführen soll, entpuppt sich der Tauchgang Svens zu seinem 40. Geburtstag als professionell arrangierter Mordversuch.
Das Buch ist zum einen eine Ich-Erzählung Svens, aber immer wieder sind Jolas Tagebucheintragungen eingeschoben. Dieses Tagebuch spielt bei dem Mordversuch eine wichtige Rolle. Sven wollte dem typischen deutschen Leben (hasten, rennen, Geld verdienen, mit all seinen Widersprüchlichkeiten) entfliehen, wird von diesem aber wieder eingeholt. Vielleicht hätte er sich mit dem begnügen sollen, was er hat: seine Tauchschule, sein bescheidenes Einkommen, seine Freundin und Gefährtin Antje, an der nichts besonderes ist, die einfach immer da ist und in naiver Liebe an ihm hängt, bis sie von seinem Seitensprung erfährt und ihn verläßt. Der Text ist spannend, hängt in der Mitte etwas durch, steigert sich dann aber immer mehr zum großen Finale, das ich in dieser Weise nicht erwartet habe und das mich doch etwas überrascht hat. - Josh Bazell
Schneller als der Tod
(50)Aktuelle Rezension von: mandalottiAn sich ist die Geschichte schon nicht schlecht. es gibt Spannung, Witz und Dramen, aber man jagt einfach so durch Pietros Leben und alles ist irgenwie verrückt und teilweise auch irgendwie unlogisch und abgedreht.
Wenn man mal was verrücktes zwischendurch will ist es ganz ok.
Aber ich muss sagen: Es ist super gelesen von Christoph Maria Herbst. Die Stimme passte wirklich super zu Pietro.
- Emma Cline
The Girls
(289)Aktuelle Rezension von: BillDoor"Dass ich aufsah, lag an dem Gelächter, dass ich weiter hinsah, an den Mädchen."
Mit „The Girls“ hat Emma Cline einen eindrucksvollen Roman über die aufgeladene Stimmung im Hollywood der späten 60er Jahre rund um die Verbrechen der Manson-Family verfasst (auch wenn Cline in ihrem Roman kleine Details wie Namen oder Umstände des Verbrechens variiert).
Nach Abschluss des Romans bin ich etwas hin- und hergerissen.
Einerseits schreibt Cline unbestritten in einem wunderbaren Stil, die deutsche Übersetzung von Nikolaus Stingl ist ebenfalls sehr gelungen. Die unheilvolle Stimmung, die in der trägen Hitze des Sommers 1969 flirrt, ist beim Lesen geradezu physisch nachzuvollziehen.
Auch die gewählte Perspektive von Evie Boyd, einer Teenagerin und Kult-Sympathisantin, eher Bystander und Mitläuferin als überzeugte Täterin ist interessant gewählt.
Die Beleuchtung der Umstände, die dazu führen, dass Evie in die Dunstkreise des Kults auf „der Ranch“ gelangt, macht „The Girls“ weniger zu einem Thriller (wie es etwa bei der naheliegenden Aufarbeitung der Thematik aus Sicht eines Cops oder Kultmitglieds der Fall wäre) sondern eher zu einem authentisch wirkenden, modern-historischen Coming-Of-Age Roman.
Auf der anderen Seite scheint es teilweise, als hätte Cline die eigentliche Handlung des Romans zugunsten der dichten Atmosphäre und den zahlreichen, geschickt eingewebten Reminiszenzen an das zeitliche Setting vernachlässigt.
Die Beschreibung von Evies Gedanken, Gefühlen und Sehnsüchten, ihres sozialen Umfelds und ihrer Fixierung auf Suzanne – eines der „Ranch Girls“ – nimmt viel Platz ein. Dadurch gewinnen sowohl Evie als Protagonistin sowie auch die zeithistorische Verortung der Geschichte an Tiefe.
Der Kult rund um Anführer Russel und „seine Mädchen“ bleibt dagegen blass. Ihre Idelogie wird lose in abgedrifteten Hippie-Phrasen und Drogenexzessen verankert; die Radikalisierung bis hin zu den grausamen Morden ist eher ein vorausgesetztes Faktum als ein nachvollziehbarer Prozess.
Es scheint, als würde sich Cline hier viel zu stark auf das Vorwissen ihrer Leser*innen um die reale Vorlage zum Roman zu verlassen anstatt diese Aspekte der Geschichte selbst auszuformulieren.
Das führt stellenweise leider dazu, dass die Geschichte nah an einer Romantisierung des Geschehens vorbeischrammt. So zum Beispiel, wenn das Handeln der "Mädchen" als weibliche Wut und Gegenwehr zum Patriachat interpretiert wird.
Trotz der Schönheit der Sprache hätte „The Girls“ zudem ein rigoroseres Lektorat vertragen. Gerade im Mittelteil wirken viele Kapitel aufgebauscht und zu lang für den eigentlichen Inhalt, den sie vermitteln. Leichte Kürzungen hätten hier sicherlich zu einer besseren Dynamik beigetragen.
Alles in allem ist „The Girls“ ein durchaus lesenswertes und wunderschön geschriebenes Buch. Als Leser*in sollte man allerdings Vorwissen zur Geschichte der Manson-Family und (noch viel wichtiger) ein wenig Geduld mitbringen.
- Jocelyne Saucier
Ein Leben mehr
(188)Aktuelle Rezension von: peedeeDrei alte Männer leben fernab der Zivilisation in den nordkanadischen Wäldern. Sie sind von ihrem früheren Leben in die Einsiedelei geflüchtet; sie brauchen nicht viel und sind zufrieden. Doch wenig bleibt so wie es immer war, denn eine Fotografin, die einen gewissen Ted oder Ed Boychuck sucht, der 1916 die „Grossen Brände“, das Matheson Fire, überlebt hat, kommt ins Camp. Als dann noch eine Frau in ihren Achtzigern dazustösst, ist das Leben der verschworenen Gemeinschaft plötzlich ganz anders…
Erster Eindruck: Auf dem Cover des Schutzumschlages ein ausdrucksstarkes Gesicht – das gefällt mir (auch wenn ich grundsätzlich keine Schutzumschläge mag).
Dies war mein zweites Buch der Autorin, nach „Niemals ohne sie“. Jenes erste Buch hat mir leider viel Mühe bereitet, daher habe ich auch lange gewartet, bis ich zum vorliegenden Buch gegriffen habe. Und wie war es nun für mich? Hm… leider erneut schwierig.
Die Geschichte wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt. Die drei alten Männer sind Ted, ein gebrochener Mann; Charlie, ein Naturbursche; Tom, ein Draufgänger. Jeder hat seinen Rückzugsort – sie sind zusammen allein. Als Leser:in fragt man sich gleich, was diese Männer wohl erlebt haben, bevor sie aus ihrem alten Leben ausgestiegen sind. Nach und nach lässt sich aus einzelnen Puzzlesteinen ein Bild erkennen, wenn auch ein löchriges. Ihr Bindeglied zur Zivilisation sind Bruno und Steve; letzterer leitet ein kleines Hotel in der Nähe. Was will die Fotografin mit den Informationen zu Boychuck machen? Und wer ist die zarte achtzigjährige Frau?
Die in diesem Buch behandelten Stichworte sind Alter, Selbstbestimmung, Rückzug, Freiheit, aber für mich auch Rücksichtslosigkeit, wenn einer spurlos verschwindet und sein Umfeld unwissend zurücklässt. Was will mir die Autorin mit diesem Buch sagen? Dass es jedem Menschen vergönnt sein sollte, so zu leben und zu sterben wie er mag?
Das Buch heisst im Original „Il pleuvait des oiseaux“ – einmal mehr wäre für mich die Übersetzung des Originaltitels passender gewesen als der nun vorliegende Titel.
Der Schluss der Geschichte war für mich leider unglaubwürdig. Ich kann hier nicht auf Details eingehen, da ich ansonsten spoilern würde. Von mir gibt es leider wiederum nur 2 Sterne – offensichtlich gehöre ich wohl nicht ganz zur Zielgruppe der Autorin, schade. - T. C. Boyle
Drop City
(224)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchHippies in Alaska, ein paradoxer Gedanke. Es gelang T.C. Boyle stets gut einem diese zwei verschiedenen Lebensstile näher zu bringen und Verständnis für beide alternativen Lebensarten zu erzeugen. Über die Hälfte des Buches wird in 2 Handlungssträngen (immer im Wechsel) erzählt. Auf der einen Seite ist da die Hippie Kommune welche im Drogenrausch in den Tag hinein lebt und auf der andern Seite ein Trapper im tiefen Alaska der versucht eine Frau zu finden und sein Leben zu meistern.
Die einzelnen Charaktere werden einem im ersten drittel des Buches gut näher gebracht. Der ständige Wechsel zwischen den zwei Handlungssträngen (bis die zwei -Welten- aufeinander treffen) erzeugt eine große Spannung.
Als die Kommune im Sommer in Alaska ankommt und sich in der unmittelbaren Nachbarschaft des Einsiedlers niederlässt, hat sie nicht mehr viel Zeit um sich auf den harten Winter vorzubereiten. Hier wird dem Leser das wahre harte leben in Alaska nähere gebracht.
Zwischenmenschliche Konflikte unter den Hippies aber auch unter den Alaskanern bestimmen das letzte drittel des Buches. - Martin Suter
Die dunkle Seite des Mondes
(722)Aktuelle Rezension von: Primrose24Urs Blank ist ein erfolgreiches Wirtschaftsanwalt und als Partner seiner Kanzlei für Fusionen zuständig. Er ist beständig, organisiert und kontrolliert. Doch ein Trip mit halluzinogen Pilzen führt zu einer einschneidenden Veränderung seiner Persönlichkeit. Urs Handlungen werden immer unkontrollierter und impulsgesteuert, was seine Taten unberechenbar macht. Auf der Suche nach einem Ausweg flüchtet er sich in den Wald, doch auch dort kann er seinem neuen Selbst nicht entkommen.
Es hat ein wenig gedauert, bis ich in die Geschichte gefunden habe, wobei dazu auch die schnellen Perspektivwechsel beigetragen haben. Besonders interessant fand ich die Persönlichkeitsveränderung von Urs durch den Trip mit halluzinogenen Pilzen. Seine Gewaltausbrüche und das impulsive Verhalten, welches er völlig gewissenlos an den Tag legt, haben mich wirklich schockiert. Leider war mit ungefähr ab der Hälfte des Buches klar, welches Ende die Geschichte anstrebt. Besonders die Szenen im Wald haben dem Buch dadurch eine gewisse Länge verliehen, trotz der eigentlich wenigen Seiten des Buches. Insgesamt hat mich das Buch vor allem mit seinem ungewöhnlichen Thema fesseln können, auch wenn es mich nicht ganz überzeugen konnte.
- Uta Eisenhardt
Vier Zimmer, Küche, Boot
(20)Aktuelle Rezension von: FlipFlopLady007Eine junge Familie aus Berlin möchte nicht länger in einer Wohnung wohnen, sondern zieht auf ein Hausboot. In dem Buch beschreibt sie davon den gesamten Prozess von der Suche nach einem geeigneten Boot, über die Renovierung des Boots, den Umzug und anschließende Instandhaltungsmaßnahmen. Natürlich wird auch ihr alltägliches Leben auf dem Schiff betrachtet. Am Ende des Buches findet sich dann außerdem eine Aufstellung mit nützlichen Tipps für interessierte zukünftige Hausbootbesitzer.
Inhalt:
Der Inhalt des Buches hat mir gut gefallen. Auch wenn es sich hierbei um ein Sachbuch handelt, habe ich das Buch in einem Zug verschlungen, da ich es sehr spannend fand die Familie bei ihrem Abenteuer Hausboot zu begleiten. Besonders gefallen haben mir die vielen Bilder, die das geschriebene unterstreichen und verdeutlichen. Die Tipps am Ende des Buches sind sicherlich sehr hilfreich, wenn man wirklich vor hat sich selbst in ein solches Abenteuer zu wagen. Aber auch die vielen kleinen Anekdoten über Fehler, die diese Familie gemacht hat, können zukünftige Hausbootbesitzer vor einigen Fehlern bewahren.
Schreibstil und Aufbau:
Das Buch unterteilt sich in viele kleine Kapitel, die jeweils einen bestimmten Aspekt des Abenteuers erläutern, wie beispielsweise die Besichtigung ihres späteren Heims. Es enthält dabei auch Anekdoten, beispielsweise darüber, was andere Familie erlebt. Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen, da ich mir das Geschehen sehr gut bildlich vorstellen konnte. Durch die vielen Bilder habe ich zwischendurch richtig Lust bekommen selbst auf einem Hausboot zu wohnen, die negativen Erfahrungen der Familie, die in diesem Buch nicht verschwiegen werden, haben mir dann immer wieder einen Dämpfer verpasst. Diese Mischung aus positiven und negativen Erfahrungen finde ich sehr gut. Insgesamt werden die Vor- und Nachteile des Lebens auf dem Wasser sehr gut deutlich.
Cover und Klappentext:
Die optische Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut. Obwohl es sich um ein Sachbuch handelt, die ich eher selten lese, hat mich dieses Buch sofort angesprochen und neugierig gemacht. Zum einen behandelt es ein Thema, dass für jeden von uns alltäglich sein könnte, wir aber überhaupt nicht beachten. Ich wäre von alleine niemals auf die Idee gekommen, auf dem Wasser zu wohnen. Zum anderen sind die Bilder so schön geworden, dass man direkt Lust auf einen Urlaub auf dem Wasser bekommt. Der Klappentext hat dann übrige getan. Er hat mich davon überzeugt dieses Buch zu lesen, da er mich einfach angesprochen hat und vor allem neugierig gemacht hat. Der Klappentext deutet viele Abenteuer der Familie bereits an, ohne den Ausgang zu verraten. Dies finde ich sehr gelungen.
Fazit:
Dies war das erste Sachbuch, das ich förmlich verschlungen habe. Ich finde die Geschichte der Familie sehr spannend und auch das Thema hat mich seitdem Lesen dieses Buches nicht ganz losgelassen. Da ich leider nicht in der Nähe von größeren Gewässern wohne, kommt der Umzug auf ein Hausboot für mich nicht in Frage, aber zumindest habe ich inzwischen darüber nachgedacht, wie es wohl wäre. Wer also Lust hat, sich mal mit einer anderen Form des Wohnens zu beschäftigen, oder wer einfach nur interessiert ist, was es noch so gibt, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen. - Jon Krakauer
Into the Wild
(84)Aktuelle Rezension von: TulpenJon Krakauer nimmt sich in seinem Roman dem Aussteiger Chris McCandless an, der in den Weiten Alaskas die Einsamkeit suchte und hier ein tragisches Ende fand.
Die Geschichte gliedert sich in mehrere Teile. Zuerst beschreibt Krakauer Chris McCandless' Persönlichkeit und seine Motivation, sich immer wieder von den Menschen abzuwenden und Zuflucht in der Natur zu suchen. Anschließend vergleicht er McCandless mit anderen Aussteigern und Abenteurern. Der letzte Teil erzählt detailliert von seinem letzten Trip nach Alaska und die Umstände, die letztlich zu seinem Tod führten.
Ich kannte Chris McCandless nicht, deshalb ist meine Rezension ein bisschen spekulativ. Ich habe jedoch den Eindruck, dass es Jon Krakauer sehr gut gelungen ist, den Protagonisten zu beschreiben. Als einen sehr sensiblen, vielseitig begabten und sehr sympathischen Mann, der sich stets anders gefühlt hat als die anderen und deshalb Probleme hatte, sich in eine dauerhafte Gemeinschaft einzufinden. Nichtsdestotrotz suchte er auch immer wieder die Nähe von Menschen und nutzte seine langen Auszeiten in der Wildnis als Ruhepausen, nach denen er sich wieder nach Gemeinschaft sehnte und in die Zivilisation zurückkehrte.
McCandless wurde im Nachhinein vielfach angefeindet und als "dumm", "schlecht vorbereitet" und "selbst schuld" bezeichnet. Es gefällt mir gut, dass Jon Krakauer hier seine Verteidigung übernimmt und genau beleuchtet, dass Chris vielleicht etwas blauäugig an seine Abenteuer herangegangen ist, aber keinesfalls unvorbereitet war, was zum Beispiel Kenntnisse der Natur und Überlebensstrategien anging.
Was mir an dem Buch überhaupt nicht gefällt, ist der Vergleich mit anderen Abenteurern und Aussteigern. Vor allem, da die Motivation der anderen ausgewählten Figuren eine gänzlich andere ist, z:B. Erfahrungen sammeln wie das Leben in der Steinzeit gewesen ist oder einen sehr hohen gefährlichen Berg besteigen und dabei seine eigenen Grenzen zu überwinden, ist es als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Genauso gut (oder besser) würde ein Vergleich mit einem sehr sensiblen Menschen passen, der sich von den Menschen zurückzieht und sein Leben in Einsamkeit mit Malerei oder sonstigem verbringt. Ich habe hier den Eindruck, diese ausschweifenden Nebengeschichten dienen vor allem dazu, den Autoren auch mitspielen zu lassen, denn er vergleicht McCandless auch mit sich selbst. Auch für den Erzählfluss wirkt dieser Teil des Buches für mich wie ein Bruch und ausgesprochen störend.
Der Roman ist auf dem Poster der 99 Bücher, die man gelesen haben muss, aufgeführt. Das finde ich übertrieben und weiß nicht, welche Motivation dahinter gesteckt haben mag. Auch wenn Chris McCandless zweifellos ein sehr besonderer Mensch war und Krakauer ihm wahrscheinlich sehr gerecht wurde und eine wunderbare Erkenntnis mitliefert:
"I think maybe part of what got him into trouble was that he did too much thinking."
- Martin Walser
Ein fliehendes Pferd
(205)Aktuelle Rezension von: Daniela8Ich habe die Verfilmung dieser Novelle vor einigen Jahren gesehen. Jetzt also die Buchvorlage lesen, da ich gerade in Novellen-Stimmung bin. Am Anfang zog es mich schön hinein, die Innenwelten der Protagonisten sind schön geschildert.Ja, und dann, ich kann gar nicht sagen, wann genau, wurde es irgendwie schal.
Die Konzepte wiederholen sich, die vier Hauptfiguren sind, wie sie sind, und das Ende ist ziemlich absehbar, auch wenn man den Film nicht gesehen hat. Trotz der Kürze der Geschichte mußte ich mich im letzten Drittel weiterkämpfen.