Bücher mit dem Tag "bekenntnis"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "bekenntnis" gekennzeichnet haben.

14 Bücher

  1. Cover des Buches Im Westen nichts Neues (ISBN: 9783462046328)
    E.M. Remarque

    Im Westen nichts Neues

     (1.238)
    Aktuelle Rezension von: winniccxx

    Im Westen nichts neues von Erich Maria Remarque ist zweifelsohne inzwischen ein Klassiker der deutschen Literatur. Es handelt von Paul Bäumer, einem 19-jährigen jungen Erwachsenen, der an der Westfront im 1. Weltkrieg kämpft, und seinen Kameraden. In einzelnen Episoden werden die Schrecken des Krieges dargestellt, vom harten Dasein an der Front über das Leben in den Kasernen in der zweiten Reihe bis hin zum Heimaturlaub.

    Das Buch ist aus der Ich-Perspektive vom Protagonisten geschrieben, wodurch man das Erlebte des Protagonisten deutlich besser mitfühlen kann. Der Erzählstil ist dabei sehr gut gelungen, man wird richtig mitgenommen beim Lesen. Teilweise musste ich nach einzelnen Kapiteln erstmal pausieren und das Gelesene sacken lassen. Die einzelnen Reflektionen des Protagonisten können auf die Leserschaft etwas langatmig wirken. Doch meiner Meinung nach geben gerade diese detailreichen Beschreibungen, bei denen man merkt, wie der Protagonist vom Krieg zermürbt wird, wichtige Einblicke in das Innenleben Bäumers, so regt das Buch zum Nachdenken an. Schließlich wirkt das Buch in diesen Zeiten aktueller denn je. Es handelt sich allerdings nicht um einen actiongeladenen Heldenepos, das sollte aber auch nicht der Anspruch an diesen Klassiker sein. Für mich eine definitive Empfehlung mit 5/5 Sternen.

  2. Cover des Buches Das andere Kind (ISBN: 9783734107931)
    Charlotte Link

    Das andere Kind

     (748)
    Aktuelle Rezension von: YvonneMeyns

    Charlotte Link ist eine meiner Lieblingsautorinnen, ich habe fast alle Bücher von ihr gelesen, teilweise wirklich fantastisch. Aber dieses .... zu viele unlogische Verhaltensweisen... ein großes Durcheinander und plötzliche eine ganz andere Wendung. Überzeugt mich leider nicht, werde sie trotzdem weiterhin lesen, in der Hoffnung, dass dieses Buch eine Ausnahme war.

  3. Cover des Buches Blutlinien (ISBN: 9783641066826)
    J.R.Ward

    Blutlinien

     (762)
    Aktuelle Rezension von: Schuby233

    "Black Dagger 11" von J.R. Ward ist ein weiterer solider Beitrag zur fesselnden Black Dagger-Reihe, obwohl einige Leser das Gefühl haben könnten, dass die Serie mit jedem neuen Teil ein wenig an Glanz verliert.

    Die Geschichte konzentriert sich auf Phury, einen Vampirkrieger, der sich einer anspruchsvollen Aufgabe stellt und versucht, der Primal der Vampire zu werden. Dieser innere Konflikt wird noch verstärkt durch seine Leidenschaft für Bella, die Frau seines Zwillingsbruders. Die Spannung zwischen Pflicht und Leidenschaft bildet das Herzstück der Handlung.

    J.R. Ward bleibt ihrer Stärke treu, komplexe Charaktere zu erschaffen und deren inneren Konflikte glaubwürdig darzustellen. Phurys zerrissene Gefühlswelt und seine komplizierte Beziehung zu Bella bieten interessante Einblicke in die Psyche der Charaktere.

    Die düstere und erotische Atmosphäre, die die Black Dagger-Reihe auszeichnet, bleibt auch in diesem Buch bestehen und sorgt für eine Mischung aus Spannung, Leidenschaft und übernatürlichem Drama. Die Leser werden erneut in eine Welt voller Geheimnisse und Intrigen eingeführt.

    Einige Leser könnten jedoch das Gefühl haben, dass die Handlung in diesem Teil etwas überladen ist, mit zu vielen Verstrickungen und Pech für die Charaktere. Dies könnte dazu führen, dass die Geschichte etwas an Glaubwürdigkeit verliert.

    Insgesamt verdient "Black Dagger 11" aufgrund seiner fesselnden Charaktere und der weiterhin spannenden Handlung eine Bewertung von 4 von 5 Sternen. Es ist ein Buch, das die Serie zwar weiterführt, aber möglicherweise nicht ganz das Niveau der früheren Teile erreicht. Dennoch werden die Fans gespannt sein, wie es mit den Charakteren und der Handlung in den kommenden Büchern weitergeht.

  4. Cover des Buches Fucking Berlin (ISBN: 9783548374963)
    Sonia Rossi

    Fucking Berlin

     (584)
    Aktuelle Rezension von: Jenni078

    In diesem Buch lernen wir die Schattenseiten Berlins kennen. Die Geschichte ist offen und ehrlich, hier wird nichts beschönigt.
    Das Buch erzählt die Geschichte von Sonia Rossi, einer Studentin und Teilzeit-Hure. Um ihr Studium und zu finanzieren muss sie sich prostituieren, damit sie genug Geld nach Hause bringt, um sich und ihren Freund durchfüttern zu können.
    Das Buch ist erschreckend ehrlich und regt zum nachdenken an.

  5. Cover des Buches Wir sehen uns am Meer (DAISY Edition) (ISBN: 9783839852804)
    Dorit Rabinyan

    Wir sehen uns am Meer (DAISY Edition)

     (7)
    Aktuelle Rezension von: EmmaZecka
    Gestaltung
    Im Argon Verlag legt man bei der Hörbuchgestaltung sehr viel Wert auf Barrierefreiheit. Woran das liegt?

    Zum einen werden Produktionen im Daisy Format produziert. Keine Sorge, ihr könnt das Hörbuch auch auf normalen MP3 Playern hören, allerdings können dann die speziellen Funktionen nicht genutzt werden. Dank dem Daisy Format kann man nämlich nicht nur von Kapitel zu Kapitel springen, sondern auch von Satz zu Satz oder - wenn man das Hörbuch mit einem Gerät hört, dass das Daisy Format unterstützt - können auch Notizen zum Hörbuch hinzugefügt werden.

    Zum anderen befinden sich die Daisy Hörbücher in Hüllen, die mit Blindenschrift beschriftet sind. Das finde ich unheimlich praktisch, weil man, wenn man blind ist, problemlos das passende Hörbuch aus dem Bücherregal holen kann.

    Allerdings gibt es da nur einen Nachteil: Die Daisy Hörbücher befinden sich nicht in normalen CD Hüllen, sondern haben das Format einer DVD Hülle. Das fand ich persönlich etwas schade, weil ich das Hörbuch so nicht in meinem CD Regal unterbringen konnte, weil es einfach zu groß war. Dabei lassen sich Punktschriftbeschriftungen auch auf kleineren Hüllen anbringen.

    Kommen wir aber nun zur Sprecherin: Wir sehen uns am Meer wird von Luise Helm gelesen. Kaum hatte ich mit dem Hörbuch begonnen, stellte ich irritiert fest, dass ich die Sprecherin kaum wiedererkannt hätte. Erst im März hatte ich Ein ganzes halbes Jahr gehört und dachte eigentlich, sie hätte den Großteil der Geschichte gesprochen. Dort kam mir ihre Stimmfarbe etwas heller vor. In Wir sehen uns am Meer, klingt ihre Stimmfarbe dunkler. Und ich hätte nicht gedacht, dass sich eine Stimmfarbe ja nach Produktion so unterscheiden kann.

    Luise Helm stellt unsere Hauptcharaktere wunderbar dar und greift zudem die schwierige Situation auf, in der sich die beiden befinden. Einerseits erleben wir in Wir sehen uns am Meer eine junge Liebe, die aber auch von einer Schwere geprägt ist. Eine Last, die unsere Protagonisten nicht abschütteln können. Und das konnte Luise Helm glaubhaft darstellen.

    Inhalt / Spannung
    Liat und Chilmi lernen sich durch einen Zufall in New York kennen und verlieben sich beinahe auf den ersten Blick ineinander. Doch da gibt es ein großes Problem: Liat ist Israelin und Chilmi Palästinenser. Obwohl beide in Israel aufgewachsen sind, sind sie unterschiedlich sozialisiert worden und wissen genau, dass ihre Liebe in der Heimat nicht bestehen könnte. Was ihnen bleibt, sind drei gemeinsame Monate, die sie so gut wie eben möglich nutzen möchten.

    Hier begegnet uns eine Art moderne Version von Romeo und Julia. Allerdings wird Wir sehen uns am Meer nicht etwa von einem Familienkonflikt bestimmt. Liat und Chilmi wurden so sozialisiert, dass sie das Volk des jeweils anderen als Feind ansehen müssten. Und genau das sorgt immer wieder für Konflikte in ihrer Beziehung.

    Mir gefiel es sehr gut, dass neben der Liebesgeschichte auch noch ein gesellschaftlicher Konflikt in die Handlung eingebaut wurde. Ein Konflikt, der in unserer westlichen Kultur vor ein paar Jahrhunderten ebenfalls noch sehr präsent war. Katholiken und Protestanten in einer Beziehung wurde auch bei uns lange Zeit nicht gerne gesehen.

    Der Inhalt stimmte mich stellenweise sehr nachdenklich, weil hier sehr eindrücklich geschildert wird, was passiert, wenn Menschen unterschiedlich sozialisiert werden und es Konflikte gibt, die über Generationen weitergegeben werden. Dabei suchen beide Gruppen nach Frieden und dennoch ist es so schwer, eine gemeinsame Lösung für die Konflikte zu finden.
    Doch zwischen Liat und Chilmi steht nicht nur der gesellschaftliche Konflikt. Die beiden Protagonisten sind auch sehr gegensätzlich.

    Liat sucht nach Ordnung und Struktur. Ihr ist es wichtig, was Freunde und Familie über sie denken und so macht es sie unglaublich nervös, als sie ihre Beziehung zu Chilmi verheimlichen muss. Eine Beziehung, die sie nicht kontrollieren kann.
    Chilmi ist verträumt und sehr gefühlvoll. Während Liat ihr Leben organisiert, lässt sich Chilmi überraschen, was das Leben so für ihn bereit hält.

    Schreibstil
    Dorit Rabinyan erzählt die Geschichte aus der Perspektive von Liat. Wir lernen also nicht nur Liats Gedanken kennen, sondern erfahren auch, wie sie Chilmi wahrnimmt. Und das sagt wiederum unbewusst viel über seinen Charakter aus.
    Immer wieder baut die Autorin Bedeutungen für hebräische oder arabische Wörter ein. Das fand ich persönlich sehr spannend, weil mir so fremde Kulturen und Sprachen ein bisschen näher gebracht wurden, ohne, dass es aufdringlich wirkte.

    Gesamteindruck
    Hinter Wir sehen uns am Meer verbirgt sich eine sehr tiefgründige Liebesgeschichte, die von der Frage geprägt ist, ob diese Liebe die gesellschaftlichen Konflikte überstehen kann und es doch noch ein Happy End für Liat und Chilmi gibt. Wer sich also für Liebesgeschichten interessiert, in denen nicht nur die Paarbeziehung im Vordergrund steht, sondern auch noch andere Konflikte thematisiert werden, sollte sich die Geschichte mal genauer anschauen. 
  6. Cover des Buches Der heilige Schein (ISBN: 9783548376813)
    David Berger

    Der heilige Schein

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Interessant mal hinter den Kulissen der Katholischen Kirche zu blicken
  7. Cover des Buches Cassie - Sie sagte Ja (ISBN: 9783765538568)
    Misty Bernall

    Cassie - Sie sagte Ja

     (25)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Als ich den Klappentext damals las, habe ich, ehrlich gesagt, irgendwie was anderes "erwartet".. - was genau, kann ich nicht mehr wirklich sagen..
    Ich will nicht sagen, dass mich das Buch enttäuscht hat, denn es ist ein Erfahrungsbericht, etwas, was nicht der Phantasie entspringt, sondern nackte Tatsachen sind, trotzdem ist es wahrscheinlich kein Buch, was mir lange in Erinnerung bleiben wird..
    Eine Stelle jedoch hat sich mir schon jetzt ins Gehirn gebrannt - wahrscheinlich deshalb, weil auch ich einen sehr geliebten Menschen verloren habe (wenn auch auf andere Weise), mit dessen Tod ich bis heute, 12 Jahre danach, noch immer nicht klar komme:
    "Mein Tod ist nicht mein Eigentum, sondern deines, und seine Bedeutung hängt davon ab, was du daraus machst." (Seite 141)

    Nachdem ich das Buch und auch die ein oder andere Rezension gelesen hatte, habe ich mich dann auch mal bei Wikipedia umgeschaut und musste mit Erstaunen feststellen, dass dieser Dialog zwischen Cassie und ihrem Mörder tatsächlich widerlegt wird. Diese Tatsache macht mich nicht nur wütend, sondern sie ist auch echt beschäment!
  8. Cover des Buches Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern (ISBN: 9783551582744)
    Natalie Standiford

    Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

     (73)
    Aktuelle Rezension von: EmmaZecka
    Das Buch habe ich von Yvonne, die den Blog "Yvonnes Lesewelt", führt, geschenkt bekommen. Sie hat das Buch gelesen, rezensiert und ich habe ihre Rezension kommentiert. Das Buch an sich klang ganz interessant und plötzlich fand ich es in meinem Briefkasten wieder. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle.

    Die Geschichte rund um die Sullivan Schwestern ist eher nett. Allerdings wird die Geschichte gut eingeleitet. Großmutter Almighty möchte die Familie enterben, wenn die Familienmitglieder nicht bis zu einer gewissen Deadline ihre Sünden gebeichtet haben. Den Familienmitgliedern ist schnell klar: Nur die Sullivan-Schwestern können die Großmutter so verärgert haben. Also müssen sie ein Bekenntnis niederschreiben.

    Das Buch ist folglich in drei Teile aufgeteilt. Große Pluspunkte der Geschichte sind die verschnörkelten "S" Ornamente, die sich nicht nur auf dem Einband, sondern auch am Anfang und Ende jeden neuen Kapitels befinden. Sie haben die Geschichte wunderbar untermalt.

    Der Schreibstil der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Dialoge sind toll geschrieben und auch die ein oder andere Stelle ist spannend und lebendig umgesetzt. Die Autorin ist gut in die verschiedenen Charaktere geschlüpft. Norrie, die älteste, die die Familienehre aufrechterhalten und alte Traditionen wahren muss, Jane, die Rebellin, die keine Lust auf ihre Familie und das große Vermögen hat und Sassy, die Gutgläubige. Jede der drei Schwestern hat ein Geheimnis, dass im Laufe des Buches ans Licht kommt.

    Allerdings ist der Spannungsbogen der Geschichte nicht gut aufgebaut. Bei Janes Kapitel kommen schon inhaltliche Fehler auf. Teils war ich mir nicht sicher, wie alt Jane eigentlich war und was es mit dem Zerwürfnis ihrer ehemaligen besten Freundin auf sich hatte. Hier wurde mir zu sehr um den heißen Brei herumgeredet. Erst am Ende des Kapitels, also etwa 100 Seiten später, wird hierauf nochmal genau eingegangen. Da Jane Bibi, der ehemals besten Freundin, ständig über den Weg läuft, habe ich mich gefragt, was diese Begegnungen aussagen sollten. An dieser Stelle hat mir das "geheimnisvolle" der Geschichte gefehlt. Die Szene rund um den Freundinnen Konflikt steht offen im Raum und wurde von mir so auch nicht als Konflikt wahrgenommen.

    Jane ist die einzige der Schwestern, die mir glaubhaft erscheint. Norrie findet sich in einem Konflikt wieder. Einerseits möchte sie gern ihr eigenes Ding durchziehen und so leben, wie sie will, andererseits fühlt sie sich gegenüber ihrer Familie verpflichtet und vor allem von Almighty unter Druck gesetzt. An einigen Stellen hätte sie die Möglichkeit gehabt ihre Meinung mitzuteilen, doch hier hält sie sich zurück.
    Sassy, die Gutgläubige, ist zwar wunderschön naiv dargestellt, dennoch habe ich mich auch bei ihr an manchen Stellen gefragt, wie alt sie wirklich ist. Mir war klar, dass sie ungefähr 16 sein muss, weil sie jüngeren Schülerinnen Nachhilfe gibt. Dennoch reagierte sie auf manche Situationen, wie ein Kind.

    Für meinen Geschmack hat mir ein bisschen Tiefe in der Geschichte gefehlt. Sie ist eher im mittelmäßigen Bereich. Ich fand sie also nicht bombenmäßig gut, noch abgrundtief schlecht. Wer also eine nette Familiengeschichte für zwischendurch sucht, kann sich das Buch gerne besorgen.
  9. Cover des Buches Das geheime Brot (ISBN: 9783426419151)
  10. Cover des Buches Die perfekte Masche (ISBN: 9783548374475)
    Neil Strauss

    Die perfekte Masche

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Neil Strauss erzählt die gleiche Geschichte wie Mystery in seinem Buch, dieses häts nicht gebraucht.
  11. Cover des Buches De Profundis (ISBN: 9783847237358)
    Oscar Wilde

    De Profundis

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Dies ist keine gewöhnliche Rezension. Ich hätte gern auf eine Sternevergabe verzichtet, weil ich glaube, dass „Epistola in Carcere et Vinculis“ oder auch kurz „De Profundis“ von Oscar Wilde es nicht verdient, mit einer plumpen Sternenanzahl beurteilt zu werden. Leider geht das hier auf LovelyBooks nicht. Bei dem Text handelt es sich um einen Brief von etwa 50.000 Worten, den Wilde während seiner Zeit im Zuchthaus von 1895 bis 1897 an seinen ehemaligen Liebhaber Lord Alfred Bruce Douglas schrieb. Wie anmaßend ist es, ein Schriftstück zu bewerten, in dem ein verzweifelter Mann sein Innerstes nach außen kehrte und niederschrieb, was ihn bewegte? Meine 5 vergebenen Sterne sind dementsprechend eine reine Formalität, die ihr am besten ignoriert. 

    Ich habe beschlossen, von der gewohnten Struktur meiner Rezensionen Abstand zu nehmen und diesen berührenden Brief vollkommen eigenständig zu besprechen. Es ist kein Roman. Es ist keine Geschichte, obwohl der Text durchaus eine Geschichte erzählt. Ich kann meine üblichen Maßstäbe hier nicht anlegen. Stattdessen möchte ich euch zuerst die historischen Fakten darlegen, bevor ich erkläre, wie „De Profundis“ auf mich wirkte und welche Schlussfolgerungen ich daraus ziehe. Es ist das tragische Zeugnis eines gebrochenen Mannes, das ihr ohne Kontext nicht verstehen werdet. Ich war entsetzt, was aus dem ehemals erfolgreichen Autor Oscar Wilde geworden war.

    +++SPOILERWARNUNG+++

    Oscar Wilde ging stets recht offen mit seiner Homosexualität um. Obwohl er verheiratet war und mit seiner Frau Kinder gezeugt hatte, machte er nie einen Hehl daraus, dass er sich zu Männern sexuell und emotional hingezogen fühlte. Er arbeitete seine persönlichen Vorlieben in seine Werke ein, die nachweislich homoerotische Unterströmungen beinhalten. Trotz dessen wäre er vielleicht nie im Gefängnis gelandet, hätte er im Juni 1891 nicht die Bekanntschaft von Lord Alfred Bruce Douglas gemacht. Die Details ihres Kennenlernens konnte ich leider nicht herausfinden, in „De Profundis“ deutet Wilde allerdings an, dass Douglas sich als Oxford-Student mit einem Problem an ihn wandte und um Hilfe bat. Die beiden Männer trennte ein Altersunterschied von 16 Jahren; 1891 war Wilde 37, Douglas – genannt Bosie – 21 Jahre alt. Sie waren ein halbes Jahr befreundet, bevor sie eine Liebesbeziehung eingingen. Diese hatte anfangs wohl eine sexuelle Komponente, Wilde und Douglas berichteten jedoch beide, dass diese nur kurz währte und ihre Affäre fortan rein emotionaler Natur war.

    Die Beziehung zwischen Wilde und Douglas war turbulent und dramatisch. Sie stritten oft, hauptsächlich wegen der ungeheuren Summen, die der vergnügungssüchtige Douglas täglich verprasste. Er war es auch, der Wilde in die geheime Welt der männlichen Prostituierten einführte. Er ließ sich wie selbstverständlich von seinem älteren Liebhaber aushalten und pflegte einen extravaganten Lebensstil, den der aus dem Bürgertum stammende, disziplinierte Autor nur schwerlich nachvollziehen konnte. Obwohl Oscar Wilde öffentlich als Bon-Vivant und Dandy bekannt war, nahm er seine Arbeit sehr ernst und zeigte sich hinsichtlich seiner Texte als unverbesserlicher Perfektionist.

    Douglas‘ Leben war allzeit von dem schwierigen, konfliktbelasteten Verhältnis zu seinem Vater, dem 9. Marquis von Queensberry, geprägt. Dieser hatte seinem flatterhaften Sohn stets jegliche Anerkennung verwehrt und war demzufolge höchstwahrscheinlich indirekt dafür verantwortlich, dass Douglas sich auf eine Beziehung zu einem deutlich älteren Mann einließ. Daddy Issues aus dem Lehrbuch. Der Marquis vermutete, dass zwischen Wilde und Douglas mehr als eine Freundschaft existierte und verlieh seinem Verdacht 1895 Ausdruck, indem er seine Visitenkarte im Albemarle Club (ein Etablissement, das Wilde oft besuchte) hinterließ, die er mit der beleidigenden Aufschrift „Für Oscar Wilde / posierenden Sodomiten“ („For Oscar Wilde posing Somdomite [sic!]“) versehen hatte. Von selbst hätte Wilde auf diese Beschimpfung möglicherweise nicht reagiert, er ließ sich jedoch von Douglas zu einer Verleumdungsklage drängen, entgegen des Rats seiner Freunde. Douglas war entzückt von der Vorstellung, seinem Vater eins auswischen zu können und scheute sich nicht, seinen Liebhaber für seine Rache einzuspannen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Als Beklagter fiel es dem Marquis zu seiner Verteidigung zu, den Wahrheitsgehalt seiner Beschuldigung zu beweisen. Das Blatt wendete sich, Wilde wurde vom Kläger zum Angeklagten und musste sich plötzlich selbst verteidigen. Er wurde verhaftet und wegen Unzucht angeklagt. Er verlor den Prozess. Am 25.05.1895 wurde er zu 2 Jahren Zuchthaus und schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Eine Flucht aus England lehnte er ab. Paradoxerweise war es nicht Wildes Verhältnis zu Douglas, das ihm zum Verhängnis wurde, sondern sein Umgang mit männlichen Prostituierten, die als Zeugen gehört worden waren. Douglas hingegen kam straffrei davon, weil eine Prüfung die Geringfügigkeit seiner sittlichen Vergehen feststellte.

    Zu Beginn seiner Strafe war Oscar Wilde im Londoner Zuchthaus Wandsworth untergebracht, wurde allerdings am 20.11.1895 nach Reading überführt, wo er den Großteil seiner Strafe abbüßte. Noch im Gefängnis wurde er enteignet, weil er die Prozesskosten nicht tragen konnte und durch den Marquis von Queensberry als bankrott erklärt.
    Wilde erholte sich von seiner Inhaftierung nie mehr. Seine Gesundheit hatte unter den menschenunwürdigen Bedingungen im Zuchthaus schwer gelitten. Nach seiner Entlassung 1897 traf er sich noch einmal mit Alfred Douglas. Gemeinsam verbrachten sie einige Wochen in Neapel, bis sie ihre verhängnisvolle Beziehung endgültig beendeten. Danach floh er ins Exil nach Paris und lebte dort verarmt und isoliert. Er schrieb außer „Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading“ nichts mehr. Freunde, die ihn besuchten, beschrieben ihn als vereinsamt und niedergeschlagen. Er starb 3 Jahre später am 30.11.1900, wahrscheinlich an Syphilis, obwohl eine Theorie südafrikanischer Wissenschaftler behauptet, sein Tod sei von einer schweren Hirnhautentzündung verursacht worden. Er hatte seine Heimat Britannien nach seiner Flucht nie wieder betreten.

    „De Profundis“ entstand während Wildes Zwangsaufenthalt in Reading. Er durfte ihn nicht abschicken, es wurde ihm jedoch gestattet, den Brief bei seiner Entlassung mitzunehmen. Er übergab ihn seinem Lektor, Freund und ehemaligen Liebhaber Robert Baldwin Ross, der ihn aufbewahren und eine Kopie an Alfred Douglas schicken sollte. Douglas bestritt, den Brief je erhalten zu haben. Ob das der Wahrheit entspricht, ist bis heute nicht geklärt.
    Veröffentlicht wurde das Werk posthum; die erste, gekürzte Ausgabe erschien im Februar 1905 bei S. Fischer in Berlin und etwa zwei Wochen später in England. Die vollständige, korrekte Version erblickte erst 1962 das Licht der Welt, in dem Band „The Letters of Oscar Wilde“. Das Originalmanuskript wird im British Museum verwahrt.

    Ich persönlich vertrete die Meinung, dass Alfred Douglas den an ihn adressierten Brief sehr wohl erhielt. Robert Ross hätte Wildes Wunsch nicht ignoriert, da bin ich sicher. Ich denke, Douglas glaubte, einfach so tun zu können, als hätte ihn „De Profundis“ nie erreicht, um sich nicht öffentlich mit dessen Inhalt auseinandersetzen zu müssen. Die Veröffentlichung des Textes machte ihm dann natürlich einen Strich durch die Rechnung. Statt demütig seine Fehler einzugestehen, teilte Douglas aus und äußerte sich oft abfällig und beleidigend über Oscar Wilde. Er gab später zu, dass seine Wut auf „De Profundis“ zurückging und bedauerte sein Benehmen. Selbstverständlich war sein Verhalten falsch, aber ich verstehe ihn. Ich verstehe, dass Douglas fuchsteufelswild war, weil die intimen Bekenntnisse seines ehemaligen Geliebten nun öffentlich zugänglich waren. Die Dinge, die Wilde schrieb… ganz ehrlich, so etwas würde ich auch nicht über mich und eine vergangene Beziehung veröffentlicht sehen wollen.

    In „De Profundis“ rechnet Oscar Wilde mit seinem Verhältnis zu Alfred Douglas und seinem eigenen Leben ab. Er führt bis ins kleinste Detail auf, wann und inwiefern sich Douglas seiner Meinung nach falsch und verletzend aufführte. Er zeichnet das Bild eines Parasiten, der immer nur nahm, ohne jemals zu geben. Er schildert Szenen ihrer Beziehung, ihres gemeinsamen Lebens in allen Einzelheiten und geht hart mit Douglas ins Gericht. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass Douglas keine einzige positive Eigenschaft besaß. Durch Wildes Aussagen erschien er mir extrem unsympathisch: anstrengend, melodramatisch, undankbar, egoistisch und launisch. Mir ist natürlich bewusst, dass diese Charakterbeschreibung vollkommen subjektiv ist und nur eine Seite der Realität darstellt. So eingängig und nachvollziehbar Wilde seine Gefühle wiedergibt, bleibt doch eine Frage bestehen – wieso trennte er sich nicht von Douglas, wenn ihm dessen Gesellschaft persönlich und professionell schadete?

    Wilde bietet auf diese Frage eine Antwort. Er betont, dass er durchaus wiederholt versuchte, ihre Beziehung zu beenden, es aber einfach nicht schaffte. Douglas stahl sich immer wieder in sein Leben und war sich nicht zu schade, dafür die Hilfe seiner eigenen Mutter oder der Freunde und Familie seines Liebhabers in Anspruch zu nehmen. Ich gestehe, diesbezüglich fehlt mir ein wenig historisch-gesellschaftliches Kontextwissen. Ich weiß nicht, ob die gesellschaftlichen Normen Wilde zwangen, die Freundschaft weiterzuführen. Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt eine andere Wahl hatte, sobald seine Freunde und in einem beispiellosen Fall sogar seine eigene Ehefrau ihn für seine Distanz zu Douglas schalten und ihn in dessen Namen baten, den Kontakt wiederaufzunehmen. Ich habe keine Vorstellung davon, ob er ihnen die Situation hätte erklären können oder ob es sich für damalige Verhältnisse nicht schickte, diese vertraulichen Details zu offenbaren. Ich habe wirklich keine Ahnung. Nichtsdestotrotz erschien mir das Eingeständnis seiner eigenen Willensschwäche eher fadenscheinig und nicht besonders glaubwürdig. Er mag zugegeben haben, dass er sich dem Druck von außen nicht entgegenstellen konnte, meiner Ansicht nach sah er die Schuld dafür jedoch trotzdem bei Douglas, nicht bei sich selbst. Ich glaube nicht, dass er seinen eigenen Anteil am katastrophalen Wesen ihrer Beziehung einsah. Meinem Empfinden nach sind seine harschen Anschuldigungen zu umfangreich, vorwurfsvoll und nachdrücklich; aus seinen Worten sprach zwischen den Zeilen zu viel Schmerz und Enttäuschung. Tatsächlich bin ich sogar überzeugt, dass Wilde Douglas noch immer liebte, als er „De Profundis“ schrieb.

    Wie bereits erwähnt, war das Thema Finanzen zwischen Oscar Wilde und Alfred Douglas ein immerwährender Konfliktherd. Für mich war es befremdlich, Wilde in seinem Brief die Kosten seines Lebens mit seinem Liebhaber genauestens aufrechnen zu sehen. Oh ja, er nennt Zahlen, als hätte er exakt darüber Buch geführt. Ausgerechnet der Mann, der in der Öffentlichkeit den Anschein eines Dandys erwecken wollte und dieses Bild penibel pflegte, warf seinem Geliebten Verschwendung vor. Ich will nicht behaupten, dass diese Kritik ungerechtfertigt war, es war nur seltsam, dass sie jemand äußerte, dem Schönheit und Spaß im Leben stets überaus wichtig waren. Ich denke, diesbezüglich zeigt „De Profundis“ sehr deutlich, wie stark sich Oscar Wildes äußeres Image und seine wahre Persönlichkeit unterschieden. Er wollte als Luftikus erscheinen, dem kaum etwas viel bedeutete außer seinem Vergnügen, nicht einmal seine Werke. Glücklicherweise wissen wir mittlerweile, dass das nicht stimmt. Ich denke, seine bürgerliche Herkunft war in Oscar Wilde stärker verwurzelt, als er zugeben wollte. Natürlich konnte er demzufolge mit dem ausgefallenen Lebensstil des Adels, aus dem Douglas stammte, nichts anfangen und hatte kein Verständnis für dessen verschwenderische Vergnügungssucht. Teure Essen, teure Weine, Club- und Theaterbesuche – offenbar brauchte und wollte Wilde all das gar nicht in dem Maße, nach dem es Douglas verlangte. Scheinbar war er viel bescheidener, als ich bisher annahm.

    Neben all den Verletzungen und Kränkungen, die Wilde durch Douglas erlitt, nahm er ihm dessen Drängen auf eine Verleumdungsklage gegen seinen Vater vermutlich am übelsten. Er sah sich als Opfer des Hasses zwischen Vater und Sohn und glaubte, von beiden Seiten in einer alten, festgefahrenen Fehde benutzt und instrumentalisiert worden zu sein. Obwohl ich ihm hier grundsätzlich zustimmen muss, weil auch ich denke, dass es bei der Provokation des Marquis und dem darauffolgenden Prozess nie um Oscar Wilde persönlich ging, hatte ich doch erneut das Gefühl, dass er seine eigene Verantwortung mehr oder weniger ignorierte. Niemand zwang ihn, den Marquis zu verklagen. Es war seine eigene Entscheidung, nicht auf den Rat seiner Freunde zu hören und sich in den Kleinkrieg zwischen Douglas und dessen Vater hineinziehen zu lassen. Er muss gewusst haben, dass er ein Risiko einging und sich das Blatt wenden könnte. Warum er sich trotzdem auf diesen Wahnsinn einließ, ist mir ein Rätsel. Vielleicht wollte er Douglas beeindrucken. Vielleicht wollte er ein Vorbild sein und seinem jüngeren Partner zeigen, was es bedeutete, für ihre Beziehung einzustehen und für einander da zu sein. Ich weiß es nicht.

    Die kleinliche Abrechnung mit Douglas stellt nur den ersten Teil des Briefes dar. Der zweite Teil von „De Profundis“ ist eine Einschätzung von Wildes eigenem Leben und der verzweifelte Versuch, seiner hoffnungslosen Lage etwas Positives abgewinnen zu können. Wilde wird sehr theologisch; er philosophierte über Jesus, der seiner Meinung nach das Herz und die Seele eines Künstlers besaß. Ich fand, dass sich dieser Part sehr zäh und schleppend las. Er schwor, sein Leben zu ändern und beteuerte, dass sich seine Persönlichkeit durch die Haft bereits verändert hätte. Fest entschlossen, sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist, schmiedete er Pläne für die Zeit nach seiner Entlassung. Es ist tragisch, dass er diese Vorhaben nie verwirklichen konnte. Das Wissen darum, dass sich all seine guten Vorsätze spätestens in dem Moment, in dem ihm ein halbjähriger Aufenthalt als Büßer in einem Jesuitenkolleg verwehrt wurde, in Luft auflösten, gestaltete die Lektüre für mich sehr bitter. Wilde wollte sich ändern. Ich denke, seine Gelöbnisse waren definitiv ernst gemeint und kamen von Herzen, doch offenbar war die Ablehnung des Kollegleiters für ihn dermaßen niederschmetternd, dass ihn jegliche Hoffnung verließ. Meiner Ansicht nach nahm ihm diese letzte Demütigung seinen Lebenswillen. All die Erkenntnisse, die er während seiner Inhaftierung über sich selbst gewonnen hatte, der Entwicklungsprozess, den er durchlebt hatte, waren plötzlich wertlos, weil ihm nicht gestattet wurde, sie in Freiheit auszuleben. Also fiel er in alte Muster zurück, floh nach Paris und lebte dort auf Kosten des Besitzers eines billigen Hotels, bis er schließlich starb. Ich denke, er resignierte einfach, gebrochen und desillusioniert. Wer weiß, was man noch von ihm hätte erwarten können, hätte er diese 6 Monate in dem Jesuitenkolleg verbringen dürfen. Vielleicht hätte er zu seiner alten Form zurückgefunden. Es ist eine Tragödie.

    Im dritten und letzten Part des Briefes kommt Wilde noch einmal auf Alfred Douglas zurück. Er berichtete von seiner Korrespondenz mit Douglas‘ Mutter, die ihn hinter dem Rücken ihres Sohnes oft bat, positiven Einfluss auf ihn zu nehmen, während sie selbst es nicht über sich brachte, seine Fehler offen anzusprechen. Wilde beschwerte sich darüber, dass Douglas‘ Mutter ihre Verantwortung unter dem Mantel der Verschwiegenheit an ihn abzugeben versuchte. Betrachtet man Douglas‘ Eltern, wird schnell klar, warum seine Persönlichkeit so viele negative Züge aufwies. Sein Vater war abwesend, dominant und aggressiv; seine Mutter nicht fähig oder nicht willens, ihrem Sohn Grenzen aufzuweisen. Er hatte zwei ältere Brüder, von denen nur einer eine gewisse Vorbildfunktion hätte erfüllen können. Soweit ich das sehe, hätte die ganze Familie in psychotherapeutische Behandlung gehört. Der junge Alfred Douglas konnte gar nicht lernen, ein guter Mensch zu sein, weil es ihm niemand beibrachte. An Wildes Stelle hätte ich von Anfang an einen großen Bogen um diesen Mann gemacht. Tja, aber wie sagt man so schön? Das Herz will, was das Herz will. Am Ende von „De Profundis“ forderte Wilde seinen Liebsten auf, sein Leben und ihre Beziehung objektiv zu betrachten und sich in ihn hineinzuversetzen. Ich denke nicht, dass Douglas dazu in der Lage war. Später vielleicht, aber nicht im Alter von 27 Jahren. Er hatte es ja noch nicht einmal fertiggebracht, Wilde während seiner Inhaftierung auch nur ein einziges Mal zu schreiben. Die Enttäuschung darüber äußerte Wilde wiederholt, konnte ganz zum Schluss allerdings nicht aus seiner Haut. Mit den letzten Worten seines Briefes öffnete er Douglas doch noch einmal seine Tür. Er schien zu glauben, dass zwischen ihnen noch nicht alles verloren sei. Meinem Empfinden nach vermisste Wilde Douglas weit mehr, als er eingestehen wollte. Vielleicht ist das die größte Tragödie ihrer geteilten Geschichte: trotz des fatalen Verlaufs ihrer Beziehung konnte er nie von Douglas lassen. Möglicherweise konnte er ihn bis zu seinem Lebensende nicht loslassen, obwohl er ihre Verbindung nach seiner Entlassung endgültig trennte.

    Ich weiß nicht, was in ihren letzten gemeinsamen Wochen in Neapel vorgefallen ist, doch ich habe den Eindruck, dass die Trennung eine rein vernunftbasierte Entscheidung seitens Wilde war, weil er wusste, dass Douglas ihm nicht guttat. Ich denke jedoch, dass er nie aufhörte, ihn zu lieben. Die Umstände seiner letzten Lebensjahre, die resignierte Einsamkeit, die ihn gefangen hielt, erscheinen mir die direkten Folgen eines gebrochenen Herzens zu sein. Ach, ist das alles traurig. Vielleicht interpretiere ich zu viel in diese Geschichte hinein, das will ich nicht ausschließen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Alfred Douglas trotz all des Kummers, den er ihm bereitete, Oscar Wildes große Liebe war.

    Zusammenfassend lässt sich wohl getrost behaupten, dass die Beziehung zwischen Oscar Wilde und Lord Alfred Bruce Douglas eine verhängnisvolle Liebschaft war. Der Autor hätte sich niemals auf den viel jüngeren, unsteten Mann einlassen dürfen. Dieses Verhältnis zerstörte buchstäblich sein Leben. Ich schreibe absichtlich „Verhältnis“ und schiebe den schwarzen Peter nicht Douglas zu, weil ich fest davon überzeugt bin, dass zu einer fatalen Beziehung immer zwei gehören. Natürlich ist der negative Einfluss des exzentrischen Adligen nicht zu leugnen, schreibt Wilde doch, dass er in Anwesenheit desselben nicht in der Lage war, seiner Arbeit nachzugehen, aber Wilde war derjenige, der diesen negativen Einfluss zuließ. Er war älter, er war reifer, er hätte erwachsen genug sein müssen, um die unkontrollierbaren Auswüchse ihrer Beziehung zu erkennen und entsprechend zu handeln. Ich weiß nicht, ob er es nicht konnte oder schlicht nicht wollte. Es fällt mir jedenfalls schwer zu glauben, dass Wilde keine Möglichkeit hatte, ihre toxische Verbindung zu lösen. Ich kann ihn von seiner Verantwortung nicht freisprechen. Trotz dessen hätte ich mir natürlich ein anderes Ende für den unvergleichlichen Autor gewünscht. Er hatte ein Happy End verdient.

    „De Profundis“ hat mein Verständnis meines Lieblingsautors deutlich vertieft. Ich habe begriffen, dass sich hinter all den Vergnügungen, dem scharfen, ironischen Witz und der unleugbaren Arroganz ein empfindsamer, verletzlicher und ernsthafter Mann verbarg, der erstaunlich bodenständige Vorstellungen vom Leben hatte. Er wollte als der akzeptiert werden, der er war, trotz all seiner öffentlichen Exzentrik. Das Schreiben war sein Leben. Seine Hingabe zur Kunst war mindestens ebenso stark wie seine Gefühle für Lord Alfred Bruce Douglas. Es ist so schade, dass ihn seine Zeit im Zuchthaus für immer von seiner Muse trennte und er dadurch nicht mehr Werke erschaffen konnte, die die Menschen bis heute bewegen. Er ist definitiv zu früh gestorben. Obwohl er mir da vielleicht widersprechen würde. Schließlich lauteten seine angeblichen letzten Worte „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich“.

  12. Cover des Buches Die Brücken am Fluss (ISBN: 9783800092154)
    Robert James Waller

    Die Brücken am Fluss

     (113)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Robert Kincaid ist ein bekannter und beliebter Fotogarf und reist nach Iowa und soll dort die tollen und verschiedenen Brücken fotografieren. Durch Zufall lernt der zwei und fünfzig jährige die attraktive Francesca kennen. Sie stammt aus Italien und ist mit Mann und zwei Kindern glücklich. Scheinbar, denn plötzlich kommen in ihr Gefühle auf, die sie lange nicht mehr gekannt hat. Robert Kincaid weckt etwas in ihr auf, dass längst vergessen zu sein scheint. Die Brücken am Fluss von Robert James Waller ist eine wunderschöne und echt große Liebesgeschichte

  13. Cover des Buches Der Sand soll blühen (ISBN: 9783767525160)
    Elisabeth Dreisbach

    Der Sand soll blühen

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Arwen10

    Elisabeth Dreisbach ist eine Autorin, wo ich mich sehr freue, sie entdeckt zu haben. Diese Entdeckung verdanke ich einer guten Bekannten, die mir dieses Buch einfach geschickt hat. Es ist nur noch antiquarisch zu bekommen und lohnt sich auf alle Fälle. Ich habe selten, so einen guten, christlichen Roman gelesen ! Auf dem Cover steht, "ein reifes Alterswerk". So nennt ein Rezensent dieses Buch der Autorin. Und ja, das könnte man so sagen, da in diesem Buch wirklich sehr viel Lebenserfahrung steckt.

    Zum einen ist da Jasmina, die sich auf einen älteren Mann einlässt und mit ihm zusammenzieht, um dann kurze Zeit später mit zwei Kindern alleine dazustehen. Ohne Berufsausbildung ist sie auf Jobs angewisen, um ihre Mädchen zu ernähren. Dabei trifft sie auf ihren ehemaligen Lehrer Daniel Jordan, der durch einen Unfall seine Frau verloren hat und seitdem im Rollstuhl sitzt. Aus einer Anstellung wird mehr und Daniel und Jasmina heiraten. Daniels Tante ist schon älter und merkt langsam,, dass ihre ehemaligen Schulkameradinnen nicht mehr so können und sich Gedanken um den Tod machen. Das gefällt ihr natürlich überhaupt nicht und sie möchte wissen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt ? Diese Frage treibt sie herum und lässt sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Zeit ihres Lebens war sie sehr tyranisch und hat ihre Umgebung mit Geld gekauft und jetzt merkt sie, dass da noch mehr sein muss. Die Kinder von Jasmina sind mittlerweile älter und Jasmina stellt fest, dass ihre älteste Tochter ihre Fehler zu wiederholen scheint. Sie gerät in eine gefährliche Situation.

    Das Buch stammt von 1985. Doch ich finde vieles darin ist aktuell. Elisabeth Dreisbach hat den Figuren eine enorme Tiefe gegeben und ich bin sicher, dass man sich in diesem Buch in bestimmten Punkten selber wiederfinden wird. Es geht um zentrale Fragen, aber auch um tiefe Glaubensfragen. Hier ist alles von tiefem, christlichen Glauben geprägt, der durchaus manchem Leser nicht gefallen wird. Allerdings hat man mehr als bei anderen Büchern das Gefühl, etwas Sinnvolles gelesen zu haben und ehrlich gesagt, kann so mancher christlicher Roman hier nicht mithalten, er wirkt leer und belanglos dagegen. Hier würde ich sagen, findet man tiefen Glauben, der den Leser unwillkürlich über sich selbst nachdenken lässt. Der gleichzeitig dem Herzen guttut, berührt und anspornt. Die handelnden Personen sind so authentisch, dass man meinen könnte, es ist eine wahre Geschichte und man würde sie live miterleben. Ein unheimlich gutes Buch ! Ein sehr tiefsinniger Roman, den ich nur empfehlen kann !

  14. Cover des Buches Bruder, was hast du getan? (ISBN: 9783462043402)
    Bastian Obermayer

    Bruder, was hast du getan?

     (3)
    Aktuelle Rezension von: spagetti
    Das Buch berichtet über die schrecklichen Erlebnisse in der bayerischen Benediktinterabtei Ettel. Wie war es möglich, dass diese Verbrechen über Jahrzehnte unentdeckt blieben?
    Die Eltern haben Ettal für ihr Kind ausgesucht, weil  ihr Kind in eine Insitution kommen sollte, wo die Welt in Ordnung war.  ?????

    Diese vielen jungen Menschen, die im zarten Alter von 10, 11 oder 12 Jahren Opfer des Sexualtäters Pater Magnus wurden, ist einfach eine schreckliche Geschichte. Ausgeliefert sind die jungen Menschen diesem Pädagogen.

    Erst viele Jahre später berichten die Opfer über die Gewalt und den Missbrauch, den sie über Jahre in diesem Kloster erleben mussten.

    Es gab Hunderte von Übergriffen nur allein vom Pater Magnus. Es gab auch die Patres Gabriel, Laurentius und noch andere, die die Schüler regelrecht geknechtet haben.

    Auch beim Besuch ihrer Eltern im Kloster, sind diese Kinder nicht imstande, die herrschenden Missstände mitzuteilen. Bei einer heissen Schokolade und Kuchen und der Frage: Wie geht es dir im Kloster? ist das Kind nicht imstande zu seinen Eltern zu sagen: ein Pater fasst mich immer an. Er will sich den Besuchstag mit den Eltern nicht versauen.  

    Mich hat das Buch tief erschüttert.

    FAZIT: Kein Buch für schwache Nerven. Das Buch ist kein Roman, und es gibt auch kein Happy End. Aber   es soll gelesen werden, so etwas sollte nie mehr passieren. Nirgendwo auf der Welt
     

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