Bücher mit dem Tag "belfast"
59 Bücher
- Anna Burns
Milchmann
(184)Aktuelle Rezension von: herbsandhexes„Damals, als ich achtzehn war, lauteten die Grundregeln in der permanent alarmbereiten Gesellschaft, in der ich aufgewachsen war: Wenn keine körperliche Gewalt ausgeübt und man nicht direkt verbal beleidigt worden war und keiner in der Nähe blöd guckte, dann war auch nichts passiert. Wie also konnte man Opfer von etwas sein, das es gar nicht gab?“
Ein deutlich älterer verheirateter Mann stellt einer jungen Frau nach und doch schauen alle nur auf sie.
Bei Milchmann ist nicht nur der Titel, sondern auch die Art der Erzählung ungewöhnlich: Keine der Figuren trägt einen Namen & der Ort wird nicht genannt. Stattdessen begegnen wir Milchmann – nicht zu verwechseln mit Echter Milchmann –, erfahren etwas über Schwager Eins bis Drei, bekommen von Älteste Freundin gutgemeinte Ratschläge und besuchen Vielleicht-Freund.
Ich habe einige Seiten gebraucht, um mich an die Namenslosigkeit zu gewöhnen, empfinde es rückblickend aber sehr passend: Ständig wird be- und verurteilt, es gibt nur „wir“ oder „die“, andere Gedanken haben keinen Platz. Alles bleibt austauschbar. Irritationen werden als Schwachsinn abgetan & die Personen gesellschaftlich ausgeschlossen.
„Er war bei der Arbeit von einer Autobombe in den Tod gerissen worden, weil er die falsche Religion am falschen Ort gehabt hatte, so was kam vor.“
Und dann wäre da noch die Gewalt und die Willkür, die für die Erzählerin zum Alltag gehören, mich in ihrer Selbstverständlichkeit hingegen nicht nur einmal aus der Bahn geworfen haben.
Die Einblicke, wie die Gemeinschaft tickt, wo Grenzen gezogen werden (oder auch nicht), wie sich die Gerüchte weiterverbreiten und ein Eigenleben entwickeln sowie die eindringliche Schilderungen der Protagonistin, wie sie zunehmend in die Isolation getrieben wird, obwohl sie so dringend Solidarität bräuchte, haben mich sehr bewegt.
Insgesamt ein besonderes Buch, das Konzentration fordert und nicht ohne Ausschweifungen auskommt, sich aber sehr lohnt.
Meine Empfehlung: Gemeinsam lesen! Die verschiedenen Interpretationen & der Austausch zum Nordirlandkonflikt (namentlich nicht genannt, aber stets präsent) waren für mich Gold wert.
Die Übersetzung stammt von Anna-Nina Kroll.
- Anthony Horowitz
Das Geheimnis des weißen Bandes
(362)Aktuelle Rezension von: itwt69Der Schriftsteller hat sich geändert, die besserwisserische, manchmal auch arrogante Art von Sherlock Holmes nicht. Der erste Teil der Geschichte plätschert lange Zeit dahin, bis sich das Ganze dann der eigentlichen Verschwörung widmet. Von da an ist es ein packender Kriminalroman, der die ganzen Abgründe der Kriminellen aufdeckt => 3,5 Sterne
- Sam Millar
Die kalte Kralle
(16)Aktuelle Rezension von: burnedeyezSam Millar gilt als Irlands kontroversester Autor - und wer seine Biografie "On The Brinks" (dt. "True Crime") gelesen hat, kann auch verstehen warum. Sam war Mitglied der IRA, inhaftiert in den berüchtigten H-Blocks und an den berühmten Blanket-Protests beteiligt. Er ist illegal in die USA eingewandert und hat wurde mit dem berühmten Überfall auf einen Brinks-Geldtransporter zu einer persona non grata in den Vereinigten Staaten. Und auch heute noch ist Millar jemand, der mit seiner Meinung, insbesondere zur britischen Irland-Politik, nicht hinter dem Berg hält. Daneben ist er aber auch ein toller Autor, wie sowohl seine Biografie als auch seine Krimi-Reihe um den Privatdetektiv Karl Kane zeigen - und ganz nebenbei ist er im persönlichen Gespräch auch noch ein äußerst freundlicher und zuvorkommender sowie dankbarer Interviewpartner."Die kalte Kralle" ist nun der dritte Band der Karl-Kane-Reihe und leider auch der letzte, der bislang in Deutschland erschienen ist. Da der Atrium-Verlag es versäumt hat, die Nummerierung auf Cover zu packen (was bei dem schicken Buchdeckel aber auch fast schon ein Sakrileg gewesen wäre), habe ich nach dem ersten Roman nun also mittendrin weitergemacht. Schadet aber nicht, denn das Buch ließ sich auch mit einer Lücke in der Chronologie ohne Probleme und das Gefühl, etwas verpasst zu haben, lesen. Wer also einen Millar-Roman in die Griffel bekommt, kann ohne Bedenken zuschlagen - denn, soviel sei gleich eingangs erwähnt, es lohnt sich in jedem Fall. Millar gelingt es vom Start weg, eine dreckige und räudige Atmosphäre über seine Geschichte zu legen und dabei die Welt, in der sie spielt (also die Welt, in der er aufgewachsen ist) greifbar und realistisch zu machen. Verbunden mit dem hohen Spannungsbogen und einem hohen, aber nicht zu schnellen Erzähltempo wird "Die Kalte Kralle" schnell zu einem echten Pageturner.Was aber noch viel tragender ist als Story und Feeling ist der Hauptakteur. Meine Damen und Herren, ich präsentiere Karl Kane, eine waschechte belfaster Hard-Boiled-Sau mit einer viel zu großen Klappe, einem sehr schwarzen und mitunter fragwürdigen Humor und der Angewohnheit, für seine Meinung lieber etwas auf besagte Klappe zu bekommen, als sie runterzuschlucken. Ich würde Karl jetzt zwar nicht als einen ausgemachten Sympathieträger bezeichnen, aber eines ist er in jedem Fall: ein Typ. Und zwar einer, den man nicht zwangsläufig mögen, für seine direkte Art aber respektieren muss - und nebenbei ist er auch noch der Aspekt des Romans, der "Die Kalte Kralle" wie auch schon dem Vorgänger noch mal eine ganz besondere Würze gibt.Nun ist es bei Übersetzungen natürlich immer schwer, etwas zur Qualität des Autors selbst zu sagen, hier gibt es aber ein großes Aber. Na ja, eigentlich zwei. Das erste ist der Umstand, dass ich zwei von Millars Romanen im Original gelesen habe und mir darum einbilde, einen ganz guten Eindruck von der Übersetzung bekommen zu haben (sie gefällt mir ausgesprochen gut und ist dicht an der Originalschreibe). Das zweite Aber ist Joachim Körber, der bis heute mein liebster King-Übersetzer ist und dem es bislang in jeder (von mir bewusst wahrgenommenen) Arbeit gelungen ist, dem Autor eine eigene, unverwechselbare Stimme zu verleihen. So liegt der Fall auch hier.Insgesamt kann man sagen, dass Sam Millars' "Die Kalte Kralle" für Freunde des mitunter nicht sehr politisch korrekten Hard-Boiled-Thrillers auf jeden Fall eine Empfehlung ist. Ich hatte großen Spaß an dem Buch und hoffe irgendwie immer noch darauf, dass sich ein neuer deutscher Verlag für die Folgeübersetzungen und andere Werke des Autoren, wie zum Beispiel den tollen Jugendroman "Blacks Creek" finden wird. - Werner Pfeil
Finderlohn
(36)Aktuelle Rezension von: PfeilHövelhof, die kleine Stadt an den Quellen der Ems, wieder einmal Schauplatz schrecklicher Dinge. Rasant mit Lokalkolorit, einem interessanten Ermittlerteam, einem abgekochten Bösewicht, der alle zum Narren hält, Spannung, einem Schuss Humor und erst spät erkennt auch der Leser, warum es überhaupt geht. Dann aber ist es endgültig vorbei mit der Beschaulichkeit einer Senne Gemeinde und selbst Europa muss sich fürchten. Sehnsüchtig habe ich auf den zweiten Senne-Krimi gewartet. Nun ist er da und wurde innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Ich hoffe, es kommen zukünftig noch weitere Sennekrimis.
Daniel.B - Carolyn Jess-Cooke
Die Psychologin
(13)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDie menschliche Psyche ist sehr verletzlich. Und sie nutzt verschiedene Strategien, um mit Verletzungen umzugehen. Als ich den Klappentext las, ging mir das Buch nicht mehr aus dem Kopf. Umso mehr freute ich mich, als ich das Werk über einen Büchertausch bekam.
In der Psychologin Anya und dem 10-jährigen Jungen Alex treffen zwei traumatisierte Menschen aufeinander. Sie spüren sofort eine Verbindung. Bei einer derartigen Konstellation gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie helfen sich gegenseitig bei der Heilung oder sie stürzen sich gegenseitig in einen tödlichen Abgrund. Der Grat ist schmal.
"Als letztes sehe ich, wie Alex die Glasscherbe hoch über sich hebt. Das Licht der Neonröhre im Flur lässt die scharfe Kante glitzern." (S. 347)
Die Geschichte spielt in Nordirland, indem die Menschen noch mit den traumatischen Folgen des Terrors zu kämpfen haben. Die Verhältnisse, in denen Alex leben muss, sind katastrophal. Er sieht Dämonen, wobei unklar bleibt, ob sie seiner Einbildungskraft entspringen oder tatäschlich existieren. Selbst die Psychologin beginnt zu zweifeln, weil Alex Dinge von ihr weiß, die er gar nicht wissen kann. Die Grenzen verschwimmen und Vorstellungen werden erschüttert.
Der Leser wird in einen Strudel von Ereignissen hineingezogen, der in die Tiefe der menschlichen Psyche führt. Die Autorin Carolyn Jess-Cooke erzählt auf faszinierende Weise jeweils aus der Sicht des Jungen Alex und der Psychologin Anya, wodurch dem Leser ein hautnahes Erleben beider Perspektiven möglich wird. Mich hat die Geschichte von Anfang an gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. In drei Tagen hatte ich die 378 Seiten durchgelesen. - Adrian McKinty
Police at the Station and They Don't Look Friendly: A Sean Duffy Thriller (Sean Duffy 6)
(4)Aktuelle Rezension von: Ingrid_Davis
Auch dieser Duffy-Krimi hat mir gut gefallen. Ein interessanter Mordfall im Belfast der 80er-Jahre, und wie so oft bei McKinty geht es um viel mehr als nur die Opfer des Crossbow-Mörders. Duffy deckt Polizei-Korruption, einen alten Mordfall und lebhaften Drogenhandel zwischen Nord-Irland und den damals noch Staaten des Ostblocks auf, wird von Killerkommandos der IRA gejagt und trifft schließlich eine Entscheidung...
Achtung - potentieller SPOILER:
Ob wir Sean Duffy nochmal wiedersehen, lässt McKinty am Ende elegant offen. Mein Tipp wäre ja. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Duffy es wirklich lassen kann...
P.S.: Die Rezension basiert auf der englischen Hörbuchausgabe) - Adrian McKinty
Der sichere Tod
(31)Aktuelle Rezension von: EglfingerDie Bronx. Harlem. 2000 Morde pro Jahr. Und nicht gerade das, was der Ire Michael Forsythe sich von New York erhofft hat. Aber als Neuling in Darkey Whites Street Gang macht Michael sich gut. Bis er sich mit dessen Freundin einlässt – eigentlich sein Todesurteil. Doch Darkey hat Michael unterschätzt. Der Ire Michael Forsythe reist 19-jährig als Illegaler in die USA ein um als Handlanger in Darkey Whites mafiöser Organisation zu arbeiten. Er wird in Harlem in einem ungezieferverseuchtem Drecksloch einquartiert und wartet auf seine Chance. Als er endlich zur Tat schreiten kann, erweist er sich als skrupelloser Gewalttäter und es eröffnen sich große Chancen in Whites Mafia. Doch als er sich in die Geliebte seines Chefs, Bridget, verliebt, begeht er einen Riesenfehler. Auf einer Mexikoreise geht bei einem Drogendeal etwas schief und er landet in einem mexikanischen Gefängnis. Schnell stellt sich heraus, dass die Mexikoreise eine Falle war, von der Michael nicht lebendig zurückkommen soll. Doch Michael ist zäher als gedacht und die Rache, die er geschworen hat, sollen Michaels Gegner schon bald am eigenen Leib spüren. Michael wird vom Autor aber nicht nur als skrupelloser Gewalttäter oder gnadenloser Rächer dargestellt, sondern auch als literarisch kultiviert. Mit seinem literarischen Intellekt, gepaart mit Straßenweißheiten, treibt er seine Gangmitglieder immer wieder zur Weißglut, weil er sie spüren lässt, dass sie ihm intellektuell unterlegen sind. Und oft begibt er sich in Tagträume, die einem als Leser halluzinierend vorkommen, die ihm aber auf seiner Flucht von Mexiko vermutlich das Leben retten. Die Geschichte spielt im Jahr 1992, als in Irland noch der Bürgerkrieg vorhanden war, und bevor in New York der spätere Bürgermeister Giuliani mit seiner Nulltoleranzstrategie die Straßen von NY wieder sicherer machte. Es wird nicht auf damalige politische Ereignisse oder heute historisch wichtige Personen eingegangen, sondern sie handelt einfach nur von einem jungen Mann, der sich den Umständen seines Lebens anpasst und daraus versucht das Beste zu machen. Der Schreibstil des Autors ist ein wenig ungewöhnlich, weil die wörtliche Rede nicht hervorgehoben ist, aber das lässt die Geschichte noch intensiver wirken und man gewöhnt sich schnell daran. Woran man sich nicht so schnell gewöhnt, ist die detailbeschriebene Brutalität, aber auch die ist nötig, damit man als Leser ein authentisch Gefühl für das Milieu bekommt, in dem die Geschichte spielt. Ich gebe nur 4 von 5 Sternen, weil mir manchmal der Fortgang der Handlung ein wenig durchhängt. - Adrian McKinty
In the Morning I'll be Gone
(5)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisNach dem etwas enttäuschenden zweiten Band läuft Duffy bzw. McKinty wieder zu Hochform auf, aus meiner Sicht, weil er die politischen Verwicklungen im Belfast der 1980er Jahre wieder stärker mit der Kriminalgeschichte verknüpft und der Fall dadurch eine wesentlich größere Tiefe und Komplexität bekommt. Und das Ende ist herrlich ironisch. Prädikat: Sehr lesenswert. - Sharon Owens
Das Café der kleinen Träume
(74)Aktuelle Rezension von: FreyheitInhalt:
Penny und David sind seit 17 Jahren verheiratet. Langsam ist die Luft raus. Penny ist genervt von Davids ewigem Geiz, seiner Leidenschaft fürs Kuchenbacken und der Einfallslosigkeit im Bett. Es muss sich dringend etwas ändern!
Meine Meinung:
Gleich zum Anfang wurde ich mit in das immer wiederkehrende Ritual von David und Penny hereingezogen. Kaffee kochen, Heizung anmachen, Brötchen aufbacken...huch, dachte ich... Was ist denn das? Eigentlich wollte ich ja etwas von Romantik und Liebe lesen, aber dieses Buch erinnerte mich so ekelhaft an die Wirklichkeit. Kein Thema, in das ich mich hineinträumen wollte.Trotzdem beschloss ich dem Buch eine Chance zu geben (konnte ja nur besser werden ;-) ).Da der Schreibstil sehr flüssig war, kam ich auch schnell voran und „Ruck Zuck“ waren die ersten 100 Seiten gelesen. Und siehe da, es riss mich mit. :-)
Es geht in dem Buch nämlich nicht nur um Penny und Davids einfältiges Leben, sondern auch um einige Gäste, die regelmäßig das kleine Café besuchten.So wurden mir verschiedene Charaktere näher gebracht und ich bekam einen super Einblick in ihr Leben und in die damit verbundenen Probleme.Ich kam mir so ein bisschen voyeuristisch vor. Wie jemand, der am Fenster durch die Gardinen schaut und die Bewohner belauscht. Wuhuu... interessant. ;-)
Die beiden schrulligen, alten Damen.Die betrogene Ehefrau, die sich an ihrem Mann rächt.Der Schriftsteller, dessen Frau mehr Wert auf ihren neuen Wintergarten als auf ihn legt.Die Blumenladenbesitzerin, die erst vor einigen Monaten ihren Mann verlassen hat.Die Künstlerin, ohne Erfolg mit einer Liebe zu Nicolas Cage...Und ein paar mehr...
Also da war schon einiges dabei. Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Und schließlich wollte ich ja auch wissen, ob Penny und David noch eine Chance haben.
Die Geschichten wurden rührend, emotional und liebevoll erzählt, so hatte ich ein paar schöne Lesestunden hinter mir. Und wie es so ist in Bonbonbüchern, es gab natürlich auch eine Menge Happy-Ends.
Meine Lieblingsfigur ist übrigens Sadie Smith. Die betrogene Ehefrau. ;-)Finde heraus, welche deine ist. Es lohnt sich.
Fazit:
Ein schönes Frauenbuch, welches sich wunderbar für einen lauen Sommerabend bei einem (oder mehreren) Glas Wein eignet. - Elisabeth Büchle
Der Klang des Pianos
(53)Aktuelle Rezension von: Buecherliebe_talkIn diesem Buch von Elisabeth Büchle begleiten wir Richard und Norah, sowie zahlreiche ihrer Freunde. Alles läuft auf die Jungfernfahrt der Titanic hinaus. Darüber hinaus gibt es aber noch weitere spannende und verworrene Ereignisse.
Dieses Buch ist ganz im Bekannten Büchle-Style geschrieben, spannend, mit einer Prise Humor und mit vielen historischen Fakten. Gewohnt flüssig lässt sich „Der Klang des Pianos“ lesen.
Mit Richard Martin hat die Autorin einen Deutschen geschaffen, wie er im Buche steht. Und in dem ein oder anderen Charakterzug habe ich mich auch wieder gefunden. Ebenso wie in seinem anfänglichen Unverständnis gegenüber der Irin, welche immer auf dem Sprung zu sein scheint und nie ruhig ist. Norah Casey ist nämlich genau das Gegenteil von Richard - zumindestens zu Beginn des Buches. Ich habe es sehr genossen im Laufe des Buches Norahs „Schichten“ zu entdecken. Von ihrer Hilfsbereitschaft kann sich wirklich jeder eine Scheibe abschneiden! Und das das Richard tut, erleben wir im Buch mit und es ist eine wunderbare, realistische Verwandlung. Diese Veränderung habe ich geliebt!
Wie zu Beginn erwähnt, gibt es zahlreiche Nebencharaktere. Es fällt aber überhaupt nicht schwer den Überblick zu behalten. Sie sind alle individuell mit ihren eigenen Zielen, Wünschen und Motivationen. Besonders die Menschen des Hafenviertels haben mich bewegt und beeindruckt.
Jeder Leser weiß selbstverständlich welchen Ausgang die Jungerfernfahrt der Titanic ausging. Doch das nimmt dem Buch keineswegs die Spannung, denn es gibt hier mehrere Spannungsbögen.
Zu dem ist dieses Buch, trotz des tragischen Themas, sehr von Hoffnung, (Nächsten)Liebe, Freude und Glaube durchzogen. Letzteres wird vor allem durch die Gebete der Personen und ihr Handeln deutlich.
Die Abschnitte über die selbstspielenden Kalviere und Orgeln, sowie die Abläufe auf den Schiffen fand ich sehr interessant. Durch diesen Roman ist mir die Klassengesellschaft damals deutlich vor Augen getreten.
Zu Beginn hatte ich ein paar Probleme in die Geschichte hinein zu finden. Aber nach dem ersten Drittel war ich dabei.
Ich kann euch das Buch wirklich empfehlen, auch wenn ich andere Romane der Autorin einen Tick besser fand.
- Stuart Neville
Racheengel
(32)Aktuelle Rezension von: Buchwurmchaos"Racheengel" ist mein erster Roman des irischen Autors Stuart Neville. Er hat mich nach wenigen Kapiteln so überzeugt, dass ich mir auch die vorherigen Romane um den Ermittler Jack Lennon besorgt habe.
Dazu muss ich allerdings die Menschen warnen, die ungerne harte, sehr düstere und schonungslose Thriller lesen.
In Jacks Leben läuft so manches nicht gut. Nach dem Tod der Mutter seiner Tochter, für den er sich nach wie vor verantwortlich fühlt, will er ein treusorgender Vater sein. Bei einem Job als Ermittler in Belfast mit Bandenkriegen, Menschenhandel im Rotlichtmilieu, litauischer Mafia und Leichen über Leichen, die vertuscht werden sollen, kommt er kaum zur Ruhe, schon gar nicht zu einem weihnachtlichen Familienleben.
Im Nacken die Verwandtschaft, die ihm die Tochter nehmen will, vor sich die harte Gewalt der Straßen, neben sich die Korruption der eigenen Bosse, das Buch legt ein unvergleichliches Tempo vor.
Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, oft vergaß ich beim Lesen das Atmen, ständig hatte ich einen unangenhemen und kalten Hauch der Angst im Nacken und oft brauchte ich auch einfach eine Pause um Gelesenes zu verarbeiten.
Dabei ist Jack ein sehr sympathischer Protagonist, mit allen Ecken und Kanten, mit vielen Fehlentscheidungen und Bindungsängsten, bei aller Gewalt und Depression sicher kein angenehmer Mitmensch, und trotzdem mit einem Herz am rechten Fleck, mit dem Wunsch beseelt, das Gute zu tun.
Demgegenüber steht die Mafia, die ein litauisches Mädchen mit Träumen und Hoffnungen und mit Todesverzweiflung so richtig mißbraucht.
Ich würde sagen, man braucht gute Nerven, kein sensibles Gemüt, dann kann man sich von der Spannung, von der Atmosphäre und der Dramatik überennen lassen.
Dieser Roman kann in allen Punkten mit den knallharten amerikanischen Thrillern mithalten.
Ein neuer wichtiger Thrillerautor in meinen Regalen! - Adrian McKinty
Der katholische Bulle
(96)Aktuelle Rezension von: ZahirahGekonnt gelingt es dem Autor Zeitgeschichte der 1980er Jahre in Belfast mit einem raffinierten Krimiplot zu verknüpfen. Getragen wird das Ganze durch seinen Hauptprotagonisten Sean Duffy, der katholische Bulle. Dieser kommt nicht ohne Makel daher, besitzt aber Moral, Tatkraft und ist durchaus stur und verbissen, wenn es darum geht seinen polizeilichen Pflichten nachzukommen. In seinem ersten Fall ermittelt Duffy in alle Richtungen (wortwörtlich), was nicht jedem gefällt. Immer wieder werden ihm Steine in den Weg gelegt. Aber er bleibt hartnäckig. Die Darstellung der politisch motivierten Zustände (Straßenschlachten etc.) verbindet McKinty geschickt mit dem Berufsalltag seiner Hauptfigur, und bringt dem Leser so nicht nur die aufgeladene Atmosphäre sondern auch den Charakter des Sean Duffy näher. Kurzum: Dies ist ein gesellschaftskritischer historischer Roman mit Krimiplot und einem sympathischen Hauptprotagonisten. Mir hat der Roman/Krimi sehr gut gefallen und möchte eine absolute Leseempfehlung aussprechen und vergebe für das Buch 5 von 5 Sterne.
- Colum McCann
Transatlantik
(35)Aktuelle Rezension von: CalipsoEin schöner Schreibstil vom Autor der uns auf 3 historische Geschichten mitnimmt wo sich das Band einer Frau aus verschiedenen Generationen durchzieht. Dies verpackt in einem packenden Roman mit wundervollen Eindrücken aus Irland.
- Adrian McKinty
The Cold Cold Ground
(5)Aktuelle Rezension von: Ingrid_DavisIch bin erst kürzlich auf Adrian McKinty gestoßen, allerdings nicht die Einzige, denn schon fast egal, mit wem man über Krimi spricht, sagt momentan: "Kennst du eigentlich schon...", und jetzt weiß ich auch warum.
Die Krimis um Detective Sean Duffy spielen in den 80ger Jahren in während der 'Troubles' in Nordirland. Duffy, einer der wenigen Katholiken in einer weitgehend protestantischen Polizei, der einzige Katholik in einer protestantischen Nachbarschaft, erzählt in trockener, ironischer Weise von seinen Mordfällen, die immer in irgendeiner Weise mit den Verstrickungen des Bürgerkriegs in Nordirland verknüpft sind.
Als Krimi ist dieser erste Band gut und solide - was mich aber nicht losgelassen hat, war die Quasi-Geschichtsstunde. Es ist unglaublich faszinierend, wie McKinty die Geschichte mit der gesellschaftlichen Dynamik verknüpft, die entsteht, wenn alle im Krieg gegeneinander sind, sich der ursprüngliche religiöse Konflikt aber längst an vielen Stellen in kriminelle Machenschaften verwandelt hat. Er beschreibt es trocken, zynisch, und das Lachen bleibt einem so manches Mal im Halse stecken.
Absolut lesenswert. - Sharon Owens
Sieben kleine Geheimnisse
(24)Aktuelle Rezension von: Maus71Ein sehr schönes Buch zum Thema Liebe und Freundschaft. Unbedingt lesen! - Bernard MacLaverty
Schnee in Amsterdam
(67)Aktuelle Rezension von: BuecherfreundinimnordenIch wollte dieses Buch schon lange lesen und bin jetzt ein wenig unschlüssig, denn ich möchte fair bewerten. Es ist ohnehin kein leichtes Thema, das Bernhard MacLaverty sich vorgenommen hat: ein älteres Paar in einer tiefen Krise, sie trägt sich mit Trennungsabsichten, er hat ein heftiges Alkoholproblem. Eine Reise von Glasgow nach Amsterdam soll retten, was noch zu retten ist - nur hat Stella dabei etwas völlig anderes im Sinn als Gerry, der Ehemann. Doch, es gibt eine Überraschung gegen Ende der Story und wir erfahren auch einiges über deny Hintergrund dieser Ehe, die sich in einer Sackgasse befindet: nur dauert das alles leider teilweise furchtbar lange und las sich manchmal eher quälend. Der Strom der Gedanken beider Hauptfiguren entfernt sich manchmal für meinen Geschmack recht weit vom eigentlichen Thema. Auch empfand ich es als ausgesprochen schwierig, mitzuerleben, wie wenig Alkoholiker Gerry sich seiner Situation bewusst ist- aber das ist vielleicht bei Suchtkranken einfach so. Deprimiert hat mich dann noch mal der Schluss: ein eher halbherziges „Wir bleiben zusammen“ , dem bereits die Gefahr innewohnt, dass sie weiter nebeneinanderher leben wie bisher: ohne rechte Freude, ohne Aufbruch. Bis Gerry in die Entzugsklinik muss?Oder Ins Altersheim? Das ist alles sehr wahrhaftig und glaubwürdig, aber auch unglaublich traurig. Ich hoffe nur, MacLaverty schreibt hier nicht aus eigenem Erleben... - Sam Millar
Die satten Toten
(40)Aktuelle Rezension von: AoibheannKarl Kane is back!
Im zweiten Band steht eines Tages die 17jährige Geraldine in Karl Büro. Sie ist auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Martina. Karl ist zunächst skeptisch und will den Auftrag nicht annehmen. Doch dann taucht die erste Leiche in Belfast auf und Karl Instinkt wird geweckt. Das tote Mädchen weist erschreckende Parallelen zu der vermissten Martina auf. Und so taucht Karl in auch für ihn erschreckenden Abgründen der Menschen ein. Bis er sich selbst so tief mit unglaublichen Machenschaften konfroniert sieht, dass es sein Leben verändern wird.
Karl Kane ermittelt wieder. Und wird immer noch von sein Hämhorriden geplagt. Auch sein Sarkasmus und seine spitze Zunge sind wieder mit von der Partie. Aber in diesem Buch wird es um längen privater als in Band 1. Und es ist um einiges böser. Brutal, teilweise ekelig und so spannend, dass ich geradezu wie magnetisch an den Seiten geklebt habe.
Mir hat die Fortsetzung noch besser gefallen, sie ging mehr auf den Menschen Karl und seine Umgebung ein und lernt, dass er doch kein ungehobelter Klotz ist. Und das Ende... ja, da hatte ich tatsächlich einen dicken Kloß im Hals.
Und selten habe ich einen Buchtitel gelesen, der so gut für eine Übersetzung gewählt wurde.
- Brian Moore
Der Eiscremekönig
(4)Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkondGavin stammt aus einer irisch-nationalen Familie, kann sich jedoch nicht so ganz mit deren Werten identifizieren. Sehr zum Ärger seiner Eltern zeigt er auch nicht den gewünschten Enthusiasmus, ein Studium zu beginnen bzw. sich auf die Studiumsberechtigungsprüfung vorzubereiten. Stattdessen schließt er sich mit Begin des Krieges dem örtlichen Luftschutzverein an, erlebt auch dort seine Tiefen. Vor allem aber lernt er den Alkohol und andere "Sünden" kennen. Dennoch verschwindet das Gefühl der Untätigkeit nicht. Und mehr und mehr hofft Gavin, dass endlich der Vernichtungsschlag der deutschen Luftwaffe gegen Belfast erfolgt. Denn ein Held kann ohne Katastrophe nicht entstehen.
Der Schreibstil von Brian Moore hat mich binnen weniger Seiten voll und ganz überzeugen können. Er ist atomsphärisch und literarisch interessant, ohne dabei zu schwer und zu überladen zu werden. Man kommt also sehr rasch und flott durch das Buch durch. Ansonsten hat das Buch die typischen Elemente eines Coming-Of-Age-Romans. So macht Gavin eine enorme charakterliche Entwicklung zwischen Anfang und Ende durch. Der Roman greift aber auch die gängigen Probleme der Irland-Frage auf. So hat beispielsweise Gavins Vater Ansichten, die man rückwirkend betrachtet einerseits als veraltet und krass egoistisch bezeichnet könnte, die allerdings aus seiner Sicht durchaus Sinn machen. So findet Deutschland unter der irischstämmigen Bevölkerung Belfast durchaus auch Anhängerschaft, da sie darin eine Möglichkeit zur Vernichtung des britischen Empire sehen. Auch übermäßiger Katholizismus wird thematisiert und wie Gavin, der mehr und mehr zum Agnostiker wird, sich durch diesen in seinem Leben und in der Liebe eingeschränkt fühlt. Darüber hinaus bedient sich Brian Moore auch immer wieder fantastischer Elemente und es entsteht ein Zauber des Übernatürlichen und ein Hauch von magischem Realismus.
Abschließend lässt sich sagen, dass Brian Moore mit diesem Roman einen absolut lesenswerten und spannenden Roman über Jugend, Rebellion und das geteilte Irland im Zweiten Weltkrieg geschaffen hat.
- Adrian McKinty
Todestag
(15)Aktuelle Rezension von: EglfingerNach zwölf Jahren auf der Flucht kehrt Michael Forsythe nach Belfast zurück. Er hat vierundzwanzig Stunden Zeit, die entführte Tochter seiner großen Liebe Bridget wiederzufinden. Versagt er, hat er zum letzten Mal versagt… Das Buch beginnt ein Jahr nach dem erfolglosen Attentat auf Michael Forsythe in L. A., wo der erste Teil endete. Michael Forsythe arbeitet als Sicherheitschef in einem Hotel in Peru. Zwei Killer stöbern ihn auf, halten ihm eine Knarre an den Kopf und drücken ihm ein Telefon in die Hand. Am anderen Ende der Leitung ist seine große Liebe Bridget, die noch eine Rechnung mit ihm offen hat, weil er vor zwölf Jahren ihren Verlobten umgebracht hat. Sie stellt ihn vor die Wahl. Entweder er kommt nach Belfast und hilft ihr, ihre entführte Tochter innerhalb von 24 Stunden aufzufinden und alle noch offenen Rechnungen sind beglichen, oder die Killer erschießen ihn an Ort und Stelle. Er kehrt nach Irland zurück, und kaum, dass er in Dublin angekommen ist, kann er gerade noch einen Anschlag auf sich verhindern. Ihm kommen Zweifel, ob er nicht vielleicht doch in eine Falle Bridgets gelaufen ist. Doch die Sehnsucht, dass das Versteckspielen nach zwölf Jahren endlich ein Ende haben könnte, treibt ihn weiter an. Er trifft sich mit Bridget in Belfast und verspricht ihr, ihre Tochter zurückzuholen. Doch schnell muss er feststellen, dass Belfast sich seit dem Friedensprozess sehr verändert hat und seine damaligen Kontakte nicht mehr viel wert sind. Er legt sich mit der Belfaster Unterwelt an um an Informationen zu kommen und riskiert dabei mehrfach sein Leben, bis es um Mitternacht zum großen Showdown der Trilogie kommt. Es ist ein actionreicher Schlussteil der Trilogie der dort endet, wo alles begann – in Irland. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, weil Adrian McKinty seinem Helden nur 24 Stunden Zeit gibt, alles zu einem Ende zu führen. Und genauso verhält sich Michael Forsythe auch. Rücksichtslos und brutal gegenüber allen, die ihm nicht sofort weiterhelfen. Temporeich mit einem überraschenden Auftritt am Ende des Buches. - Adrian McKinty
Die Sirenen von Belfast
(46)Aktuelle Rezension von: WolfgangHauptAye, da muss man fast eine Rezension schreiben. Es fängt in Nordirland im Jahre 1983 an, eine Zeit, in der man besser woanders gelebt hätte. Die IRA gegen die RUC, die englische Armee, die gerade Richtung Falkland unterwegs sind. Inspector Duffy ahnt es, die Zeiten werden härter. Das ist der Hintergrund des Buchs. Einer, der mich echt an das Buch gebunden hat. Unverbraucht, toll erzählt, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Polemik. Es reicht, wenn man es zeigt. Niemand gefällt die Situation, es war ja nicht nur die Gewalt dort ein Problem. Die Politik spielt groß mit, die Wirtschaft stagniert, jeder Arbeitsplatz, der verloren geht, ist ein möglicher Attentäter.
Angetan hat es mir der Protagonist, eine coole Socke, einer mit Orden, der ihm aber sichtlich egal ist. Bringt ihm ja sowieso nichts. Wer da ist, muss helfen, gegen die aufbegehrenden Katholiken mitmarschieren. Umso problematischer, wenn man selbst einer ist. Ein Mann zwischen den Fronten, der sein Bestes gibt, wenn er mag. Alkohol ist Thema, wer je in Irland war, weiß es ganz genau, da geht oder ging es den Nordiren sicher nicht besser.
Mittendrin ein Mord, der sich schwierig gestaltet, weil natürlich mehr dahinter steckt, als man anfangs glaubt.
Es transportiert viel Lokalkolorit, den Geist der Zeit, und bleibt es am Ende doch ein Krimi. Es hat mich an Ken Bruen erinnert, ein wenig an Ross Thomas, und doch bleibt es eigenständig.
Es zieht hinein, lässt einen teilhaben am vergangenen Terror, dem Leid, das solche Konflikte mit sich bringen.
Sean Duffy gibt sich die volle Dröhnung, sprich die Nachrichten, die von den täglichen Gewalttaten der IRA berichten.
Polizeireviere, die Bunkern gleichen, vollgepanzerte Fahrzeuge, Beamte, die vor dem Fahrtantritt den Unterboden nach Quecksilberzündern prüfen.
Ein Leben in abgestumpfter Angst, der Gewohnheit an das Unausweichliche, kann es doch jeden erwischen.
Es rührt auf, lässt einen nachdenklich zurück.
Ach ja, der Krimi: Gut angelegt, ein paar Twists und Turns, die einem zwar nicht die flache Hand auf die Stirn treiben, aber doch vom Standard abweichen. So möchte ich ein Buch lesen. Eines, auf das ich mich jedes Mal gefreut habe, wenn ich wieder Zeit zum Lesen hatte.
Deswegen: Kaufempfehlung. Aye! - Eoin McNamee
Blau ist die Nacht
(6)Aktuelle Rezension von: HarIequinEin Wort um „Blau ist die Nacht“ zu beschreiben: Verwirrung. Pure Verwirrung.
Zugegeben ist es wohl zum Teil auch mein Fehler, da der Roman der 3. Teil der „The Blue Trilogy“ ist und ich die beiden Vorgänger noch nicht gelesen habe.
Die Reihe behandelt reale Mordfälle aus Irland, die entweder ungelöst blieben oder bei denen es juristische Fehler gab. Was zur Verwirrung beiträgt ist die Tatsache, dass es reale Fälle sind und sie somit nicht unbedingt logisch erscheinen, wie es beispielsweise bei fiktiven Thrillern der Fall wäre. Das Buch basiert zwar auf wahren Ereignissen, liest sich aber wie ein Roman oder ein Krimi.
Hier geht es konkret um die Familie Curran und ihre Verwicklung in 2 Mordfälle. Der erste Mord geschah an der Katholikin Mary McGowan, die von Robert Taylor erstochen wurde. Obwohl sie ihn vor ihrem Tod noch identifizierte und es eindeutige Beweise gegen ihn gab, wurde er nie verurteilt. Richter bei diesem Prozess ist Lance Curran, der mit seiner Strafforderung an der Jury scheitert. Einige Jahre später wird seine Tochter Patricia Curran tot aufgefunden und ein Unschuldiger dafür verurteilt. Durch das Buch führt Ferguson, der Assistent von Lance Curran.
Der erste Mordfall scheint sehr klar, der zweite ist allerdings sehr verworren:
„Taylor hatte er nie mit dem Mord in Verbindung gebracht. Nie war ihm in den Sinn gekommen, dass Taylor oder ein anderer Mann, den er nicht kannte, irgendein Feind von Curran, sich zwischen den Bäumen versteckt und Patricia aufgelauert haben könnte. Jetzt schien es so wahrscheinlich wie alles andere auch. Taylor. Doris. Cutbush. Curran.“ (S. 264)
Viele Tatverdächtige, viele Motive und doch kein Ergebnis. Sowohl die Familie Curran (v.a. Mutter Doris) wird verdächtigt, zum anderen wird einem auf den letzten Seiten nochmal ein neuer Tatverdächtiger präsentiert. Zwischendurch wird übrigens auch noch „Jack the Ripper“ hineingeworfen, um die Verwirrung komplett zu machen.
Alles in allem sind beide Mordfälle einfach unbefriedigend, da sie zu keiner Auflösung kommen. Da sie real sind, kann ich dies natürlich nicht negativ bewerten, man sollte sich auf ein sehr frustrierendes Lese-Gefühl einstellen. Auch war mir nicht immer klar, was Fiktion des Autors ist und was der Realität entspricht.
Das einzige Manko für mich war der teilweise anstrengende Schreibstil und die ständigen Zeitsprünge (manchmal nicht einmal mit Jahreszahl gekennzeichnet). Zudem gibt es sehr viele Personen auf wenig Seiten, dass ich schnell durcheinanderkam (aber wie angemerkt: ich kenne die Vorgänger nicht). Sprachlich hält der Autor sich eher nüchtern und sachlich.
Alles in allem hat mich „Blau ist die Nacht“ doch schnell in seinen Bann gezogen und ich habe vermutlich noch länger daran zu nagen. Auβerdem schafft McNamee es, eine ganze Bandbreite von Emotionen zu wecken (wenn auch eher negative). Man bleibt mit einem Gefühl von Unzufriedenheit zurück und das ist auch schon der Geniestreich: die Authentizität und Realität der realen Ermittler und aller Beteiligten. Die beiden Vorgänger werde ich mir schnellstmöglich besorgen, denn McNamee hat mich wirklich gepackt.
- Stuart Neville
Die Schatten von Belfast
(37)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderGerry Fegan kommt nach Jahren aus dem Gefängnis. Seine Gefährten bei der IRA sind in ein normales Leben eingekehrt und Gerry tut sich schwer mit dem veränderten Irland. Zwölf Menschen hat er umgebracht und jede Nacht wird er von ihren Schatten heim gesucht. Als er seine neue Freiheit auskosten will bekommt er immer präsenter Besuch von den Toten. Sie kommen mit einer eindeutigen Botschaft. Wenn Gerry die Auftraggeber der Morde umbringt, werden sie ihn für immer in Ruhe lassen. Getrieben von Angst, den Schatten der Vergangenheit und Unsicherheit, macht sich Gerry Fegan daran, die Auftraggeber zu ermorden. Er will die Schatten für immer verschwinden lassen. Stuart Nevilles Thriller ist beklemmend, gruselig, super spannend und mit großartigen Ideen. Lesen!
- Inga Schneider
Bonbons, Whiskey und ein Mord: Earl Grey mit Schuss (Ein Fall für Fiona Fitzgerald-Reihe 3)
(21)Aktuelle Rezension von: LilianFeuerfeeBand 3 hat mich überzeugt. Es war von Anfang bis Ende sehr spannend geschrieben und auch wenn erste Teile der Lösung recht schnell klar waren hat die Autorin es geschafft eine unglaubliche Verstrickung hinzubekommen, dass die ersten Teile der Lösung schon wieder wertlosen waren. Ich freue mich auf Band 4!
- Adrian McKinty
Rain Dogs
(83)Aktuelle Rezension von: WirkommuDie Story, die in dem 2017 veröffentlichten Buch präsentiert wird, trägt sich 1987 zu. Man muss sich schon sehr in diese Zeit zurückversetzen, um die Handlungen nachvollziehen zu können, und sich mit der Geschichte Nordirlands und der IRA auseinandersetzen, um bestimmte Sichtweisen und eine gewisse Fatalität zu verstehen. Die Geschichte ist ruhig, mit gewissem Wortwitz und eben der beschriebenen Fatalität der Denkweise des Protagonisten Sean Duffy präsentiert: der Tod einer Journalistin, die sich mit Kindesmissbrauch in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche befasst und dabei auch Personen in höchsten Kreisen auf die Füße zu treten in Begriff ist. Der Mord wird als Selbstmord inszeniert und Sean Duffy soll dazu instrumentalisiert werden, eben dies zu beweisen. Aber er wäre nicht Sean Duffy, wenn er da nicht nachhaken würde. Auf der Rückseite wird Ian Rankin zitiert: „McKinty haut einen vom Hocker“, das kann man so nicht unterschreiben. Grundsolide Spannung trifft es aber schon.