Bücher mit dem Tag "berlin verlag"

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29 Bücher

  1. Cover des Buches Franziska zu Reventlow (ISBN: 9783827013620)
    Kerstin Decker

    Franziska zu Reventlow

     (18)
    Aktuelle Rezension von: TochterAlice
    ging Franziska zu Reventlow, Tochter verarmter Adliger aus Norddeutschland, schon früh und wollte sich in kein Schema pressen lassen, sich keinen Konventionen unterwerfen. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert - Franziska starb bereits 1918 im Alter von 46 Jahren kam dies nicht vor und wurde von ihrem Umfeld, allen voran von ihren Eltern, als Zumutung empfunden.

    Von der Familie mehr oder weniger verstoßen, heiratete die intelligente Frau, der die Philosophie und die Literatur näher als herkömmliche weibliche Tugenden waren, früh, wurde aber mit ihrem Mann, der ihr zunächst von Herzen zugeneigt war, auch nicht glücklich.

    Denn sie wollte mehr: sie wollte sich alles nehmen, was ihr Herz begehrte, jedes Vergnügen und damit auch jeden Mann. So fand sie sich bald als Geschiedene und ledige Mutter wieder, umgeben von einer Reihe von Galanen, aber auch Gesinnungsfreunden, von derenf finanzieller Großzügigkeit sie bald vollkommen abhängig war. Offen ging sie durchs Leben, schrieb Romane, philosophierte, schauspielerte - und fand sich doch immer wieder am Rande der Gesellschaft.

    Eine Frau, die ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben leben wollte - doch war sie es oft genug selbst, die sich Hindernisse in den Weg legte, es sich schwer und schwerer machte.

    Als schwere Kost empfand ich auch die vorliegende Biographie von Kerstin Decker, die in einem aus meiner Sicht stellenweise sperrigen Stil verfasst wurde. Freunde philosophischer Gedanken kommen möglicherweise auf ihre Kosten, denn zahlreiche Passagen beinhalten diese Thematik.

    Für mich waren die Erläuterungen wenig übersichtlich, mir fehlte ein ausführliches Personenverzeichnis mit Erläuterungen sowie eine Zeittafel zur Einbettung von Franziska von Reventlows Leben in die historischen Entwicklungen jener Zeit. Eine ungewöhnliche Frau - die mir durch diese Lektüre jedoch nicht näher gebracht wurde. Schade!
  2. Cover des Buches Die Kunst zu verlieren (ISBN: 9783827013736)
    Alice Zeniter

    Die Kunst zu verlieren

     (15)
    Aktuelle Rezension von: renee

    "Die Kunst zu verlieren" habe ich in einem Lese-Marathon beendet und ich habe ein wirklich wunderbares Buch gelesen. Ein weiterer Anwärter für renee`s Best 2020. Ein Blick nach Algerien und ein Blick auf seine Kolonialmacht Frankreich, ein Blick auf den algerischen Unabhängigkeitskrieg und ein Blick auf die Harkis (Algerier, die für Frankreich in den beiden Weltkriegen gekämpft haben) und ihr Schicksal und ebenso ein Blick auf das Schicksal ihrer Nachkommen und gleichzeitig auch viele erhellende Worte über daraus resultierendes Geschehen in Frankreich. Genauso ist dieses Buch ein Blick auf die Kabylen und deren Arabisierung. Und ebenso ist dieses Buch eine interessante Familiengeschichte mit einer interessanten Sprache und ich kann nur begeistert rufen: LESEN!!! Denn wer mich und meine Art Rezensionen zu schreiben kennt, wird wissen: dieses Buch habe ich geliebt!


    Es gibt in diesem Roman drei Hauptpersonen einer Familie, die alle ihre Geschichte erzählen. Da haben wir einmal Ali, ein Bauer aus der Kabylei, ein berberisches Gebiet im arabischen Nordalgerien. Die Berber sind eine Urbevölkerung in Nordafrika, die durch eingewanderte arabische Stämme seit dem 11. Jahrhundert langsam und teilweise auch radikal arabisiert wurden. Trotzdem haben sich in Rückzugsgebieten überall in Nordafrika berberische Stämme behaupten können, wie zum Beispiel die Kabylen im algerischen Teil des Tellatlas Gebirges. Als nächstem Aggressor haben sich die Kabylen dann der Kolonialmacht Frankreich stellen müssen. Alis Schilderung des Lebens in der Kabylei handelt von der Stellung der Kabylen im arabischen Algerien und ebenso von der Stellung der algerischen Urbewohner (Araber und Berber) gegenüber den Franzosen. Beides sollte man zum besseren Verständnis des Buches wissen. Und ebenso geht es um die Harkis und ihre Familien. Die Harkis waren Hilfstruppen der französischen Armee, aus algerischen Einwohnern bestehend, wurden einerseits als Unterstützung der Kolonialmacht Frankreich in Algerien eingesetzt und waren andererseits Unterstützung der französischen Truppen in den beiden Weltkriegen, dazu wurde in Algerien die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. So kämpften für Frankreich im ersten Weltkrieg 90000 Algerier und im zweiten Weltkrieg 66000 Algerier, nur um einmal ein paar Zahlen zu hören und damit eine Dimension vermittelt zu bekommen. Und genau diese Algerier und ihre Familien wurden dann im Unabhängigkeitskrieg und auch danach von der FLN (Nationale Befreiungsfront) verfolgt. Auch Ali war so ein Harki und auch er, wie so viele andere Harkis, muss sich eine neue Heimat suchen und feststellen, dass er in der neuen Heimat Frankreich ebenso ungern gesehen ist, wie in seiner eigentlichen Heimat Algerien. Sein Sohn Hamid, noch in Algerien geboren, versucht in der neuen Heimat Fuß zu fassen, anzukommen, sich anzupassen, Franzose zu sein. Es bestehen zwischen Vater und Sohn Differenzen/ungesagte Dinge/Entfremdungen. Alles mündet schließlich in einer Verleugnung der Vergangenheit, die schließlich Naima, die Tochter Hamids herausfinden möchte und deshalb auch in die Kabylei reist. Eine aufgeklärte Einwohnerin Frankreichs reist in die Kabylei und ein weiteres Thema taucht auf, die Frauenrechte, die immer stärker werdenden Einschränkungen, denen Frauen unterworfen werden. Einschränkungen, die von reaktionären Kräften eingesetzt werden. Denn diese Einschränkungen haben nicht mit dem Islam etwas zu tun, sondern mit dessen Auslegung. In der völkerkundlichen Literatur sind immer wieder recht fortschrittliche Frauen in arabischen und berberischen Stämmen zu bewundern. Gerade bei den arabischen Beduinen ist dies öfters der Fall, repräsentieren sie ja auch eine sehr alte arabische Kultur.


    Alles in allem ist "Die Kunst zu verlieren" ein recht informatives und thematisch sehr reiches Buch, welches trotzdem nicht überladen daherkommt und dazu noch sehr interessante Charaktere und eine wunderbare Sprache aufweist, dies alles erklärt auch in meinen Augen die mehrfache Auszeichnung dieses wundervollen Romans. 

  3. Cover des Buches Die Zeuginnen (ISBN: 9783492316651)
    Margaret Atwood

    Die Zeuginnen

     (207)
    Aktuelle Rezension von: Blintschik

    Nachdem mich der erste Teil positiv überrascht hat, wollte ich nach dem Cliffhanger wissen wie es weitergeht. Dabei muss ich sagen, man muss den ersten Teil nicht unbedingt gelesen haben müssen, um diesen verstehen zu können. Obwohl es schon interessant ist mitzuraten wie beide Geschichten zusammenhängen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich zwischendurch Schwierigkeiten hatte am Anfang der Kapitel jedes Mal direkt zu verstehen aus welcher Perspektive es geschrieben wurde. Mit der Zeit wird es einfacher, aber dennoch bin ich immer noch kein Fan von wechselnder Perspektive und mehreren Hauptpersonen. Trotzdem wird die Spannung mit jedem Kapitel mehr und auch wenn die Geschichte an sich etwas ruhiger ist, so sind die Intrigen und Geheimnisse sehr interessant und konnten mich auf jeden Fall fesseln. Daher finde ich den zweiten Teil genauso gut wie den ersten und kann ihn nur weiterempfehlen.

  4. Cover des Buches Unter der Haut (ISBN: 9783492238564)
    Gunnar Kaiser

    Unter der Haut

     (43)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Ein geheimnisvoller Mann, Josef Eisenstein, ist Mäzen und Verführer, nicht im sexuellen, sondern ideologischen Sinne. Eines jungen Mannes. Jonathan Rosen. Zusammen gabeln sie junge Mädels auf. Jonathan beschläft sie. Eisenstein ist Voyeur 

    Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an wie eine Klinge berührt, die leicht über meine Haut fährt mit einem gewissen Druck..... und mir über die mehr als 500 Seiten durchweg Gänsehaut verschafft. Die unterschwellige Spannung ist grandios in drei Erzählsträngen verflochten. 1969, die beiden ungleichen Männer lernen sich kennen und ein spezieller und für Jonathan unvergesslicher Sommer in New York nimmt seinen Lauf. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als Josef Eisenstein geboren wird, und eine Kindheit einen Menschen prägt. Und dann 1990, als sich Jonathan auf den Weg macht, um die wahre Geschichte seines alten Freundes aus dem Sommer 1969 aufzudecken.
    Gunnar Kaiser schafft eine so unglaubliche Atmosphäre, die in den verschiedenen Erzählsträngen durch die spezifische Sprache der Zeit und auch im Buch durch die unterschiedlichen Schriften deutlich gemacht wird. 

    Absolut lesenswert

  5. Cover des Buches Am Ende bleiben die Zedern (ISBN: 9783492311991)
    Pierre Jarawan

    Am Ende bleiben die Zedern

     (130)
    Aktuelle Rezension von: jenvo82

    „Du kannst nach weiteren Straßen suchen, und ich bin sicher, du wirst sie finden. Du kannst diese Straßen sogar entlanggehen. Aber immer, wenn du an ihr Ende kommst, wirst du merken: Du stehst wieder an derselben Kreuzung, von der aus du gestartet bist.“

    Inhalt

    Als Samir gerade einmal 8 Jahre alt ist, verschwindet sein Vater spurlos. Aber was treibt ihn von seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern fort, wo ihm doch erfolgreich die Flucht aus dem Bürgerkrieg im Libanon gelungen ist? Samir ist der festen Überzeugung, dass sein Vater wiederkommt, auch wenn er aus freien Stücken gegangen ist und seither keinerlei Kontakt pflegt. Die Spurensuche nach seinem geliebten Geschichtenerzähler, mit dem ihm so viel verbunden hat, wird für Samir zur Passion, er kann einfach nicht loslassen und verpasst derweil sein Leben in der Gegenwart, wenn es ihm nicht endlich gelingt mit seiner Vergangenheit Frieden zu schließen. Mit fast 30 Jahren begibt er sich erstmals in den Libanon, mit der Hoffnung dort endlich Antworten auf seine drängendsten Fragen zu finden und vielleicht gelingt es ihm ja doch, jenen Entschwundenen aufzuspüren, den er schon so lange und intensiv sucht.

    Meinung

    Dieser Roman hat tatsächlich schon 6 lange Jahre in meinem Regal geschlummert, bevor ich es nun geschafft habe, ihn zu lesen. Damals habe ich ihn mir auf Grund zahlreicher positiver Leserstimmen zugelegt und ihn dann doch immer mehr aus den Augen verloren. Die Kombination aus einer berührenden Familiengeschichte und dem dramatischen Schicksal des Nahen Ostens, wie es der Klappentext verspricht, klangen sehr vielversprechend, weil ich es mag, literarisch den Spuren einer Geschichte zu folgen und mich mit Menschen zu identifizieren oder ihre Hintergründe kennenzulernen. Nur leider, war meine Erwartungshaltung an diese Story eindeutig zu hoch. 

    Sprachlich liest sich der Text angenehm, hegt aber keine besonderen Ansprüche, was auch daran liegen mag, dass im ersten Drittel des Buches ein Achtjähriger der Erzähler ist. Doch auch auf den folgenden Seiten bleibt der Anspruch, welchen ich hatte, auf der Strecke. Generell zwar eine interessante Geschichte, die hier aber mehr und mehr ihren Reiz verliert. 

    Meine Kritikpunkte beziehen sich im Wesentlichen auf den gewählten Fokus, der ganz tief in die Seele eines Betroffenen eindringt, um seine Handlungen deutlich zu machen und alle Beweggründe offenzulegen. Zunächst sind es nur grobe Pinselstriche, die geführt werden, doch dann bekommt der Leser die Scheuklappen aufgesetzt und muss sich fast zwanghaft in die Suche nach dem Vater ergeben, denn mehr Handlungsspielraum bleibt ihm nicht. 

    Ich habe eindeutig eine zweite Perspektive vermisst, gerade weil sich der Erzähler so zum Träumer mausert und fanatisch seinen verpassten Chancen nachtrauert – so wenig Entwicklungspotential für einen jungen Menschen, dass erscheint mir etwas weltfremd, zumal ich selbst in diesem Alter meinen Vater verloren habe, doch da war meine Gedankenwelt mit 30 Jahren eine ganz andere.

     Der Text wird immer pathetischer und hat mich irgendwann verloren, da hilft es dann leider auch nicht, wenn man sehr gute Einblicke in die politische Situation der damaligen Zeit bekommt und gut nachvollziehen kann, welche Alternativen den betroffenen Familien eigentlich blieben.

    Fazit

    Leider werden es hier nur 3 Lesesterne für eine durchaus lesenswerte Geschichte, die aber um die Hälfte des Textes hätte gekürzt werden können, weil sich die Gedanken immer nur um ein und dieselbe Sache drehen.

     Menschlich betrachtet konnte mich die dominante Erzählfigur nicht überzeugen und sie nimmt der Hintergrundgeschichte ihren Reiz, weil die Gegenwart in Anbetracht der traurigen Vergangenheit nur wenig Augenmerk erhält. Samir trauert seinem Vater hinterher, dessen einfühlsamen Geschichten, die wie er später herausfindet, nicht nur der Phantasie des Erzählers entspringen.

     Er setzt sich intensiv mit den Begriffen Heimat und Identität auseinander und verfehlt doch eine konkrete Aussage. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, der Protagonist möchte Mitleid beim Leser erwecken, doch damit kann dieser Roman nicht wirklich bei mir punkten.

  6. Cover des Buches The Bone Season - Die Träumerin (ISBN: 9783833309328)
    Samantha Shannon

    The Bone Season - Die Träumerin

     (276)
    Aktuelle Rezension von: Marcsbuecherecke

    Es ist nun schon einige Jahre her, dass ich in der Brigitte von diesem Buch gelesen habe. Damals wurde es beworben als erwachsenere Fortsetzung für Harry Potter Fans. Damit hatten sie mich ja. Leider sind dann einige Wochen ins Land gezogen und ich habe die Reihe wieder komplett vergessen. Bis ich dann vor einigen Wochen auf dem Flohmarkt über dieses Buch gestolpert bin. 

     

    Durch Zufall war ich gerade mit meinem vorherigen Buch fertig geworden und konnte direkt in diese Welt, die Shannon hier so gekonnt ins Leben gerufen hat, eintauchen. 

    Es ist wirklich Fakt, dass diese Reihe einen wirklich in ihren Bann zieht und so schnell nicht mehr loslässt. Insgesamt habe ich für dieses Buch nur wenige Abende auf der Couch gebraucht. Samantha Shannon hat wirklich außergewöhnlich gute und authentische Charaktere erschaffen und der Welt einen besonderen Touch aufgedrückt. 

     

    Da die Handlung wirklich sehr schnell an Fahrt aufnimmt, ist es sehr schwer noch mehr zu verraten ohne zu viel zu verraten. Auf jeden Fall habe ich sofort nachdem ich das Buch beendet hatte, den zweiten Band bestellen wollen und dann festgestellt, dass es -zumindest- vorerst nicht weitergehen sollte. Nun bereue ich dann doch ein bisschen das Buch gelesen zu haben. 

     

    Fazit:

     

    Das Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen, aber die Tatsache, dass im Deutschen nach Band 2 und im Englischen nach Band 3 (von geplanten 7) zu sein scheint, macht mich gar nicht glücklich und ich werde die Reihe nicht weiter verfolgen. 

  7. Cover des Buches Schule der Lügen (ISBN: 9783833309977)
    Wolfram Fleischhauer

    Schule der Lügen

     (43)
    Aktuelle Rezension von: Dolores999

    Zu behaupten, das Buch hätte mich "von Anfang an" in seinen Bann gezogen, wäre gelogen, denn wenn Fleischhauer eins nicht kann, dann ist es Prologe schreiben. Alle, die ich bislang gelesen haben, sind extrem holprig mit vielen Rückblenden etc.

    Da ich ihn aber schon kenne, habe ich weiter gelesen und war rasch fasziniert. Grund dafür sind zum einen die überzeugenden Charaktere und deren Lebenswelt, die sehr lebendig geschildert werden. Zum anderen ist es natürlich die spannende Geschichte, die einen regelrechten Sog ausübt. Die Thematik fand ich ebenfalls sehr interessant, und die gelegentlichen erzählerischen Längen, die durch Erklärungen und Schilderungen entstanden, haben mich deswegen nicht gestört. Viele Hintergründe des NS-Zeit sind mir durch dieses Buch erst richtig bewusst geworden.

    Was ich nicht glaubhaft fand, und was mich gestört hat, ist der Wahn, mit der Edgar der "Inderin" folgt. Wegen einer einzigen Nacht? Eine derartige Besessenheit erscheint mir ein wenig krankhaft, unreif. nun ja, aber die Geschichte brauchte diesen Motor. Dass er am Ende alles hinwirft und nach Indien geht, war nicht das, was ich mir erhofft hätte, aber okay, aus der Figur heraus ist es schlüssig, wenngleich sehr egoistisch. Denn ja, es gibt eine Verantwortung den Mitmenschen, bes. der Familie gegenüber. Sowohl er als auch seine Mutter (wenn sie es denn ist, das bleibt ja unklar) haben ja bestens vom Geld der Familie gelebt. Hätten sie früh arbeiten müssen, wäre die Geschichte nie passiert. 

    Gut gefallen hat mir, wie wirr und abgehoben Leonie allein durch den Pathos ihrer Tagebucheinträge charakterisiert wurde. Sie ist beziehungsunfähig, will nur den schnellen Kick - wie passt es da, dass sie so an dem Kind hängt, das sie doch erheblich eingeschränkt hätte?

    Allerdings frage ich mich, woher er wissen will, dass Herold nicht sein Vater ist, dass Leonie dafür die Mutter ist. Vielleicht läuft er am Ende ja in die nächste Lüge. 

    Vielleicht ist die Suche, woher wir kommen, überhaupt nicht wichtig im Leben, sondern nur die, was wir daraus machen.

    Obwohl Fleischhauer einen großen Wortschatz einsetzt, liest sich der Roman wie eine schöne Landstraße mit vielen Schlaglöchern, die aus "welche" als Relativpronomen und das häufig fehlerhaft verwendetem Plusquamperfekt bestehen.

    Dennoch, weil fast allle anderen Autoren nicht an ihn und das Buch heranreichen, 5 Sterne (4.5)



  8. Cover des Buches Schicksal (ISBN: 9783827011862)
    Zeruya Shalev

    Schicksal

     (64)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    Atara ist aus ihrer ersten Ehe ausgebrochen, nimmt ihre Tochter und zieht mit Alex zusammen, ihrem gutausehenden Lover. Leidenschaft, die sich bald verflüchtigt und dem Alltag Platz macht. Man hat keine finanziellen Sorgen, Atara und Alex haben beide gute Jobs, Atara verdient sogar mehr als ihr Mann. Man lebt in einem Bungalow mit Aussicht auf unverbaute Natur.
    Doch die Patchworkfamilie funktioniert nicht zu aller Zufriedenheit, obwohl die verlassenen Ehepartner gute Miene zum bösen Spiel machen. Denn auch Alex hat einen Sohn aus erster Ehe. Die Kinder aus erster Ehe vertragen sich jedoch nicht. Ataras Tochter klammert, das belastet die neue Ehe mit Alex. Ein gemeinsamer Sohn, Eden, soll die Ehe kitten.
    Als Atara, immerhin schon im mittleren Alter (50) ihren Vater begraben muss, erfährt sie, dass auch ihr Vater schon einmal in erster Ehe verheiratet gewesen ist. Die Welt verdunkelt sich und sie dreht am Rad. 

    Der Kommentar
    Warum Atara so ausflippt, als sie erfährt, dass ihr Vater eine kurze Ehe mit einer gewissen Rachel geführt hat, ist mir unerklärlich. Das alles ist lange her und hat nicht das Geringste mit ihr zu tun. Sie hat nicht einmal Halbgeschwister. Atara will diese erste Frau, die gerade neunzig Jahre alt geworden ist und wie sich herausstellt – eine Aktivistin der ersten Stunde gewesen ist wie auch ihr Vater übrigens, unbedingt kennenlernen. Aber diese mauert.
    Keine Ahnung, warum die beiden Frauen so ein Getue (darum) machen. Dann lernen sie sich endich kennen und es ist überhaupt nicht spektakulär. Als Ataras (jetziger) Ehemann Alex unerwartet schnell verstirbt, drehen sich ihre Gedanken im Karussell.
    Leider muss die Leserschaft in dieses Karussell mitversinken und sich mitdrehen und kommt nicht mehr heraus aus dieser Spirale. Seitenlange innere Monologe über diese Ehe langweilen unendlich und bringen keinen Mehrgewinn, war sie verkorkst oder nicht, war es ein Fehler die erste Ehe aufzugeben und warum sind die Kinder so undankbar.
    Rachel wiederum, die erste Frau von Ataras Paps, fragt sich, warum sie eine kalte Mutter gewesen ist und ob der Widerstand, den ihre kleine Gruppe gegen die Briten leistete, vergeblich war. Ständig zählt sie die Namen der Gruppenmitglieder ab, die im „Kampf“ gefallen sind,  wie einen Reim. Ja, es ist schlimm, wenn junge Menschen ermordet werden, doch Rachel ist sich keine Minute lang dessen bewusst, dass sie selber eine Terroristin und Mörderin gewesen ist. 

     Fazit: Ziemlich belanglose Geschichte mit viel im Kreis gehenden inneren Monologen und Einseitigkeiten und sprachlichen Überspanntheiten. Gelegentlich erhält man mal ein Zipfelchen israelischen Lebens, aber wirklich nur ein Zipfelchen; immerhin sind es diese Zipfelchen, die den Roman über eine ZweiSterneWertung heben, aber nur knapp, ganz knapp. 

    Kategorie: Erzählung. Israel.
    Berlinverlag 2021 

     

     

  9. Cover des Buches Romeo oder Julia (ISBN: 9783492314121)
    Gerhard Falkner

    Romeo oder Julia

     (22)
    Aktuelle Rezension von: Villa_malLit

    Aus einer ominösen Begebenheit wird eine Reise durch drei verschiedene Kulturen, die von einer Bekanntschaft aus der Vergangenheit des Protagonisten überschattet wird.

    Kurt Prinzhorn, der Protagonist in „Romeo oder Julia“, wird zu einem Schriftstellertreffen nach Innsbruck eingeladen. Nach dem ersten Abend und einem Morgenspaziergang bemerkt er, dass in der Badewanne seines Hotelzimmers lange schwarze Haare mit Badeschaum befestigt worden sind. Ihm wird sofort klar, dass jemand in sein Hotelzimmer eingebrochen sein muss. Die Polizeibeamten und der Hoteldirektor lassen den Schriftsteller spüren, dass sie ihm die Geschichte nicht ganz abkaufen, denn zunächst scheinen keine Gegenstände verschwunden zu sein und Spuren eines Einbruchs können auch nicht gefunden werden. Erst später bemerkt der Protagonist, dass sein Schlüsselbund, an dem sich unglaubliche 30 Schlüssel befanden, fehlt.

    Bei seinem nächsten Reiseziel in Moskau werden alle Klischees, die man mit einem Besuch in der Hauptstadt Russlands in Verbindung bringt, bedient. „Die Zwiebeln der Basilius-Kathedrale rumorten im Fenster.“ Neben den feuchtfröhlichen Abenden, an denen massig Wodka getrunken wird und die Aussicht auf die Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale genossen werden, gibt es auch einen Besuch des historischen roten Platzes. Auch in Moskau verschwinden seine Notizbücher und er findet einen Zettel auf seinem Nachttisch, auf dem bizarre Wörter notiert sind.

    Erst am Ende seines Aufenthalts in Madrid, bei dem Prinzhorn den berühmten Prado, das Kulturzentrum Residencia de Estudiantes und andere Sehenswürdigkeiten besucht hat, offenbart sich die mysteriöse Unbekannte aus seiner Vergangenheit, die für die Kuriositäten verantwortlich ist. Doch wie auch schon der Titel verrät sterben nicht beide wie in Shakespeares „Romeo und Julia“, sondern nur einer. Daher stellt sich am Ende die Frage: Wer überlebt? – Romeo oder Julia?

    Schon wie in seinem ersten Roman nimmt Falkner auch in diesem Werk kein Blatt vor dem Mund und lässt den Ich-Erzähler offen und direkt über seine Gedankenwelt sprechen. Der Autor stellt teilweise überspitzt und ironisch das Leben eines heutigen Schriftstellers da. Bei der Betrachtung seiner Biographie sieht man viele Parallelen zwischen ihm selbst und dem Protagonisten. Auch das beide Lyriker sind, wird spätestens im Teil Moskau deutlich, in dem das Gedicht Bibliothek von Gerhard Falkner, welches dort in einem Katalog abgedruckt wurde, vorkommt.

  10. Cover des Buches The Bone Season - Die Denkerfürsten (ISBN: 9783827012302)
    Samantha Shannon

    The Bone Season - Die Denkerfürsten

     (100)
    Aktuelle Rezension von: FairyOfBooks

    >>Sucht die Schuld nicht bei der Kerze, sondern bei dem, der sie angezündet hat.<< 


    Wie froh und glücklich bin ich, dass ich endlich in dieser Geschichte weitergelesen habe? Und das nach einigen Jahren, wohlgemerkt. 

    Gut, ich habe Band 1 in dieser Zeit mehrmals rereaded, aber das auch immer in der Hoffnung, mit Band 2 weiterzumachen. Ist nie passiert, bis jetzt. Und dieses Buch... Holy, dieses Buch! Um es mit einem Zitat aus diesem zu beschreiben:

    >>Man hatte den Engeln in der Kirche die Flügel abgeschlagen, um Platz zu machen für die neuen Götter.<< 


    Band 2 rollt nochmal die komplette Geschichte neu auf. Bekannte Rollen und Figuren bekommen eine Kehrtwende oder eine ganz andere Funktion in der Geschichte - *hust* vor allem Jaxon, der Anführer der Seven Dials, denen auch Paige, unsere Protagonistin, nach wie vor angehört. Ob diese Gruppierung nach einem gewissen Akt der Auseinandersetzung weiterbestehen bleibt, verrate ich nicht, aber jetzt wo ich das angetheasert habe, habt ihr wahrscheinlich schon so eure Vermutungen. Denn: >>Trotz all seiner Wunder ist das Leben sehr zerbrechlich.<< 

    Und dieses Zitat spiegelt sich in jeder Seite dieses Buches wieder. Und dennoch mochte ich auch gerade auch die kleinen Glücksmomente zwischen altbekannten Charakteren, wie die Beziehung zwischen Nick und Zeke, oder generell die Gemeinschaft der Mitglieder der Seven Dials wie Eliza, Danica, usw.

    Alle diese Charaktere hauchen dieser Geschichte einfach so viel Leben und Tragweite ein und ich weiß, seit ich diesen zweiten Band angefangen und nun beendet habe, warum ich den ersten Band immer noch so sehr liebe; warum mich diese Reihe bisher so für sich begeistern kann. Denn: >>Worte sind alles. Worte verleihen sogar jenen Flügeln, auf denen zuvor herumgetrampelt wurde, jenen die hoffnungslos gebrochen wurden.<<

  11. Cover des Buches Die Schuld der anderen (ISBN: 9783833310430)
    Gila Lustiger

    Die Schuld der anderen

     (68)
    Aktuelle Rezension von: engineerwife

    Was für eine überraschende Entdeckung „Die Schuld der Anderen“ für mich war. Ich bin wirklich begeistert!!!

    Der hartnäckige Journalist Marc Rappaport kann einfach nicht glauben, dass ein braver Familienvater vor fast dreißig Jahren einen Mord begangen haben soll, dessen Grausamkeit einen erschaudern lässt. Eine junge Prostituierte wurde tot aufgefunden und der Mörder soll nun durch einen dummen Zufall entdeckt worden sein? Marcs Jagdinstinkt ist geweckt und er verbeißt sich in diesen Fall als ginge es um sein eigenes Leben. Schnell wird klar, dass hier weitaus mehr dahintersteckt und sich die ganze Ermittlung zu einem Skandal ausweiten könnte. Bald lässt er keine Spur mehr aus und gräbt sich tiefer und tiefer in den Fall. Doch der Weg zur Lösung ist ein steiniger und schließlich begibt sich Marc kurz vor der Aufklärung selbst in die Schusslinie …

    Dieser Kriminalroman der Autorin Gila Lustiger ist so viel mehr als nur ein Thriller in den Bestsellerlisten. Vielmehr gibt er einen tiefen Einblick in die französische Gesellschaft mit ihren Abgründen sogar auf höchster Ebene. Trotz ein paar Längen hat der Roman meiner Ansicht nach die Bestnote verdient, die ich gerne mit einer eindeutigen Leseempfehlung vergebe. Für mich ist das Buch eine tolle Entdeckung, die viel zu lange in den Tiefen meines SuBs schlummerte. Wie gut dass ich es befreit habe … 

  12. Cover des Buches Die Nacht der Unschuld (ISBN: 9783833307225)
  13. Cover des Buches Hausbrand (ISBN: 9783827013613)
    Kamila Shamsie

    Hausbrand

     (13)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76

    ‚Ich erzähle niemandem von dir; du erzählst niemandem von mir. Wir sind des anderen Geheimnis.‘ (Seite 80)

    Nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer Großmutter hat sich Isma um ihre beiden jüngeren Geschwister, die Zwillinge Aneeka und Parvaiz, gekümmert, doch als diese alt genug sind, um auf eigenen Füßen zu stehen, geht Isma in die USA, um an einem Promotionsstudiengang in Soziologie teilzunehmen.

    Dass Isma problemlos in die USA einreisen kann, kommt einem Wunder gleich, denn Ismas Vater, der schon länger tot ist, war ein Dschihadist, und nun hat sich Ismas Bruder Parvaiz dem IS angeschlossen.

    In den USA lernt Isma Eamonn kennen, einen jungen Engländer, der wie Isma pakistanische Wurzeln hat, allerdings aus privilegierten Verhältnissen stammt. Als Eamonn nach England zurückkehrt, trifft er auf Aneeka, die beiden verlieben sich ineinander.

    Ich habe vor vielen Jahren mit großer Begeisterung 'Die Straße der Geschichtenerzähler' von Kamila Shamsie gelesen, die selbst in Pakistan geboren wurde und heute in London bzw. in Karatschi lebt.

    Auch ‚Hausbrand‘ hat mir außerordentlich gut gefallen, was zum einen sicherlich an der gelungenen Konstruktion des Romans liegt, zum anderen an der komplexen Auseinandersetzung mit der Thematik und an der lebensnahen Zeichnung der Figuren.

    Shamsie erzählt auf eindringliche und gefühlvolle Weise, ohne in Kitsch oder Schnulzigkeit abzugleiten. ‚Hausbrand‘ ist psychologisch und emotional stets überzeugend, bietet durch die verschiedenen Perspektiven die Möglichkeit, Zusammenhänge, Entscheidungen, Emotionen und Gedanken der Figuren zu verstehen.

    Durch die fünf Erzählperspektiven (Isma, Eamonn, Parvaiz, Aneeka, Karamat) entblättert sich die Geschichte nach und nach aus der Sicht der verschiedenen involvierten Personen, was die Lektüre ebenso fesselnd wie klug konstruiert macht.

  14. Cover des Buches Die steinerne Matratze (ISBN: 9783492311748)
    Margaret Atwood

    Die steinerne Matratze

     (13)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Gegenstand der neun Erzählungen sind immer ältere Herrschaften, die sich jedoch nicht durch ihre Gebrechen und Widrigkeiten kleinkriegen lassen. Ausgehend von ihren aktuellen Seniorendasein erinnern sie sich an ihre wilde Jugendzeit in den 60er und 70er Jahren. Mit Sarkasmus und innerer Gelassenheit begegnet sie dem Leben. 

    Absurde Ausgangssituationen und noch abstrusere Wendungen. Ich liebte das Gefühl, überhaupt nicht erahnen zu können, was einen in der nächsten Geschichte erwartet. Und deswegen werde ich es auch nicht verraten. 

    Zwischen Mord und Fantasy: Die durchwegs bejahrten Heldinnen, sind zäher, kampfbereiter und poetischer als ihre - jüngere - Umwelt sich träumen lässt. 

    Süffisante Erzählungen.....

  15. Cover des Buches Angezogen wäre das nicht passiert (ISBN: 9783833309762)
    Marie-Theres Stremnitzer

    Angezogen wäre das nicht passiert

     (30)
    Aktuelle Rezension von: AnneMayaJannika
    Cover:
    Schlichtes, mintfarbiges Cover mit einer Frau im Cocktailkleid.

    Zum Buch:
    Der Klapptext ist irreführend, denn es geht nicht vorrangig um die drei österreichischen Schwestern, sondern hauptsächlich um die
    älteste - Luisa - die auf der Suche nach Mr Right ist und sich aus purer Verzweiflung bei einem Online-Dating-Dienst anmeldet.
    Aber eigentlich braucht sie diese Verzweiflungstat gar nicht, denn sie ist dem Richtigen schon begegnet, aber das merkt sie natürlich erst spät, nachdem sie sich tapfer durch diverse Dates und Betten gequält hat.

    Meine Meinung:
    Ich hatte eine Phase vor ein paar Jahren, das war schon ein bisschen Midlife-Crises.
    Da hab ich haufenweise Bücher mit lustigen Titel und / oder peppigen Covern gekauft.
    Dies ist ein Buch aus diesem Haufen. Im Grunde ging es mir mit den Büchern so, wie Luisa mit den Männer.
    Pure Verzweiflung.

    Die Autorin hat ein buntes Sammelsurium an Typen, Charakteren und Situationen zusammen gewürfelt, die teils belustigen, ein bisschen fremdschämen oder man hofft, das es schnell vorbei ist.
    Der Beginn des Buches ist noch ganz amüsant, wenn sich Luisa auf Hochzeiten schleicht um die Singles "abzugreifen" und dann vielleicht als nächste vor den Altar zu treten.
    Luisa und ihre Familie scheinen eigen Vorstellungen zu haben, wie das mit Partnersuche und Partnerschaft abzulaufen hat, sonst würde der zukünftige Schwiegersohn von Tochter Nummer drei nicht als Würstchen bezeichnet werden.
    Die Frage, was denn "Angezogen nicht passiert wäre", habe ich mich in der zweiten Hälfte des Buches fast permanent gefragt, warum? Weil Luisa natürlich überwiegend nackt oder leicht bekleidet von einem Schlamassels ins anderes Rutsch (Fremdschämfaktor). Um sie ein wenig in Schutz zu nehmen, ihr hoher Alkoholkonsum spielt dabei natürlich eine nicht untergeordnete Rolle.
    Sich den Typen schön saufen wird quasi zum Motto.

    Fazit:
    Vielleicht trifft es den Geschmack einer Mitzwanzigerin, ich bin drüber und mein Fall ist es nicht!
  16. Cover des Buches Das Ja-Wort (ISBN: 9783833307850)
    Elizabeth Gilbert

    Das Ja-Wort

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Die Geschichte von Elizabeth und Felipe, bekannt aus EAT, PRAY, LOVE, geht weiter. Da Felipe nicht mehr in die USA einreisen darf, sind die beiden nun gezwungen zu heiraten. Was sich zunächst romantisch anhört ist für die beiden, nach erster Ehe und schmerzhafter Scheidung, eine Entscheidung die wohl überdacht werden muss.

    Nachdem ich EAT, PRAY, LOVE gelesen hatte bin ich zugegebener Massen ein bisschen auf dieses Buch herein gefallen. Ich dachte Gilbert hat hier wieder eine lustige, inspirierende Autobiografie geschrieben, darüber wie es mit ihr und Felipe weiter geht. Doch dieses Buch ist ein Sachbuch über die Ehe. Wer sich dafür interessiert findet hier viele Infos zur Geschichte der Ehe und deren Bedeutung für die westliche und andere Kulturen. Ich persönlich habe nicht vor in nächster Zeit zu heiraten und so langweilte mich das Buch eher ein bisschen, besonders im Kontrast zu EAT, PRAY, LOVE.

    Ich mag Elizabeth und Felipe, das war schon in EAT, PRAY, LOVE so. Allzu präsent sind die beiden in diesem Band allerdings nicht, denn es wird viel über Sachinhalte geredet und weniger über persönliche Erlebnisse. Wenn Elizabeth dann doch mal wieder aus dem Nähkästchen, bzw. Reiseköfferchen, plaudert wird der Leser daran erinnert, was für ein großzügiger und höflicher Mann Felipe ist, wie viel Humor und Abenteuerlust Elizabeth hat und das gibt einem das Gefühl doch das richtige Buch zur Hand genommen zu haben. Zu allem Überfluss macht man an der Seite der beiden auch noch Bekanntschaft mit allerlei faszinierenden Menschen aus den verschiedensten Kulturen.

    Warum man, wenn man nicht in die USA einreisen darf, seine Zeit nun ausgerechnet in Laos verbringen muss – darüber lässt sich streiten. Elizabeth und Felipe hat es Asien zumindest angetan und so gibt es in diesem Buch von ihr auch wieder die exotischsten Schauplätze. Bei mir lösten diese zwar oft den Gedanken “da will ich nicht hinreisen” aus, aber die gute Absicht zählt.

    Elizabeth Gilberts lockerer Stil hat Charme, so viel ist klar. Sie schreibt mit Witz und Ehrlichkeit über sich selbst und schafft es die Sachinhalte nahtlos mit den autobiografischen Anteilen zu verbinden.

    Wer in diesem Buch eine Fortsetzung von EAT, PRAY, LOVE erwartet liegt leider daneben. Dafür bietet COMMITED ein gut recherchiertes und nicht zu trockenes Sachbuch für jeden, der schon immer mal mehr über die Ehe erfahren wollte.

  17. Cover des Buches Der Pavian (ISBN: 9783833310171)
    Anna Karolina Larsson

    Der Pavian

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Thomas_Lawall
    Alles entwickelt sich so, wie es Amanda geplant hatte. Sie weiß, wie Männer funktionieren. Magnus, Kommissar und Unsympath im Raubdezernat, kontrollierte ihr Smartphone. Heimlich, wie er dachte. Doch weit gefehlt, denn das alles gehört zu Amandas Plan. Auch jene SMS, die sie demonstrativ gespeichert hatte und die nun Magnus auf die Palme bringt ...

    Sie hat alle Zeit der Welt. Gut Ding will Weile haben. Vier Jahre liegt der Selbstmord ihrer Schwester Sanna zurück. Damals rief sie an und erzählte, sie wäre vergewaltigt worden. Danach war sie nicht mehr zu erreichen. Als Amanda nach ein paar Tagen nach Stockholm fuhr, fand sie ihre Schwester tot in ihrer Wohnung vor. Sanna hatte gleich mehrere Vorkehrungen getroffen, damit ihr Selbstmord gelingt.

    Ein Krieg beginnt. In Amandas Fall auf leisen Sohlen, denn erst einmal hat sie eine Ausbildung zur Polizistin absolvieren müssen, um an denjenigen heranzukommen, den sie im Visier hat, und der zu den Personen gehört, die den Tod ihrer Schwester zu verantworten haben.

    Der andere Krieg kündigt sich weitaus auffälliger an. Jedenfalls in den Gruppierungen, die an allerlei illegalen Geschäften beteiligt sind. Zu diesem Milieu gehört Adnan, der wegen Drogendelikten eine anderthalbjährige Gefängnisstrafe abgesessen hat. Adnan steht ebenfalls auf Amandas Liste und neben ihrem Kollegen ganz oben.

    Kleinkrieg gibt es auch. In unerwarteten Reihen. Das Privatleben des Kommissars gestaltet sich alles andere als harmonisch. Magnus hat Probleme, die es zu vertuschen gilt. Mit immensem Kraftaufwand konnte er bisher einen Skandal verhindern. Es brennt also an allen Ecken. Gutgehen kann das auf Dauer nicht ...

    "Schnell, witzig und ganz schön hart", verspricht der Klappentext. Weder noch. Schnell ist "Der Pavian" nicht, eher zäh und kantig, ungeschliffen und allzu gewöhnlich. Witzig ist er ebenfalls nicht, denn Komisches fand der Rezensent gar nicht. Im Gegenteil, denn zumindest am Anfang bewegt sich die Autorin am Rande der Langeweile. Personen und Beweggründe müssen vorgestellt werden. Das übliche Prozedere eben. Leider bleiben alle Personen gesichtslos. Es entstehen keinerlei Bilder.

    Amanda geht unkonventionelle Wege, aber die Wege und Beziehungen, die sie aufbaut, sind unglaubwürdig und überzeugen zu keiner Zeit. "Hart" ist auch so eine Ansichtssache und der Rezensent kennt eine Unzahl "härtere" ... und solche, die es tatsächlich sind. Immerhin kann die Autorin mit einer fetzigen Story dienen. Rache kommt immer gut, und wenn eine Frau am Start ist, um so besser. 

    Leider überzeugt auch das Ende, in Bezug auf den Rachegedanken, nur teilweise. Einziger Knalleffekt ist ein unappetitliches Detail, welches den Roman aber auch nicht aus einer gewissen Gewöhnlichkeit erheben kann. Spannende (in die Länge gezogene) Unterhaltung ist immerhin geboten.
  18. Cover des Buches Der Alchemist von London (ISBN: 9783833350795)
    Jeanette Winterson

    Der Alchemist von London

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Gwynny
    „Es gibt alles“, sagte John Dee. „Man muss es nur finden.“
    Zitat aus „Der Alchimist von London“

    FAKTEN
    Das Buch „Der Alchemist von London“ von Jeanette Winterson erschien erstmals 2009 unter dem Titel „The battle oft the Sun“ bei Bloomsbury Publishing und 2010 in Deutsch bei Berlin Verlag. Derzeit ist es zu Deutsch nur als Hardcover und gebraucht zu bekommen. Nur in der englischen gibt es das Buch als Print und eBook.

    KURZMEINUNG
    Eine sprachliche Besonderheit. Niedlich und doch ernst konfrontiert diese Fantasy mit der Gier des Menschen und der Notwendigkeit des Selbstvertrauens.

    KLAPPENTEXT
    Ein arglistiger aber genialer Bösewicht will das London um 1600 n.Chr. in eine goldene Stadt verwandeln. Er hat Jack zur Verwirklichung seines alchemistischen Planes auserwählt, doch Jack tut nicht alles, was man ihm sagt! In seiner Schlacht zur Rettung Londons begegnet er Rittern, Drachen und sogar der Queen Elizabeth I. persönlich ...

    SCHREIBSTIL/ CHARAKTERE
    Bei diesem Buch handelt es sich um ein sprachliches Kleinod. Einen solchen Stil muss man sicher mögen und er ist nicht für jeden Leser geeignet, ich selbst mag aber diese wunderschöne und blühende Erzählung. Die Autorin hat oft kurze und dafür aussagekräftige Sätze. Dann wieder etwas länger und oft hat sie ausführliche Aufzählungen, doch bei dieser Geschichte stört das nicht. Es gehört zu ihr, als Teil der Atmosphäre. Dieses Buch folgt seiner eigenen sprachlichen Melodie – und ich fand sie wunderbar.
    Für mich las es sich flüssig und vor allem sehr zügig. Ich warne jedoch davor, das Buch als seichte Lektüre für zwischendurch hernehmen zu wollen. Dafür eignet es sich nicht. Man muss schon seinen Kopf einschalten und eventuell auch mal zwischen den Zeilen lesen. Der Stil ist anspruchsvoll und die Thematik ernst, auch wenn sie liebevoll in die Fantastik eingewickelt ist. Die Gier des Menschen wird sein Untergang …
    Der Protagonist ist erst 12 Jahre alt und ich frage mich noch immer, ob ich das Buch als Jugendbuch einstufen möchte. Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass Erwachsene oft anders lesen und die Dinge anders nehmen als Kinder. Darum denke ich, dass 12 ein gutes Alter ist, um dieses Buch zu lesen. Auch wenn die Kinder sich heutzutage leider sicher mit der Sprache schwertun, die dann doch gehobener ist, als das Umgangsdeutsch der heutigen Zeit ;)
    Die Charaktere sind hier einzigartig und anders. Jack ist für sein Alter doch sehr reif, jedoch nicht übertrieben. Die Leute um den Magus herum haben alle ihre Eigenheiten und sind eher speziell ;) Am liebsten mochte ich neben Jack den kleinen Crispis und den Drachen – aber lest selbst, weshalb das so war. ;)

    MEIN FAZIT
    Eine wundervolle Geschichte, die den Deckmantel der Fantastik hernimmt, um die Gier des Menschen und die Notwendigkeit des Vertrauens in sich selbst aufgreift. Der bezaubernde Schreibstil der Autorin hat ihr Übriges dazu beigetragen, mich für diese Geschichte zu begeistern.

    MEINE BEWERTUNG
    Hier gibt es 5 von 5 Zahnrädchen.
    ©Teja Ciolczyk, 25.10.2017
  19. Cover des Buches Hier sind Drachen (ISBN: 9783492315500)
    Husch Josten

    Hier sind Drachen

     (21)
    Aktuelle Rezension von: bluesjj
    Kennt ihr das? Ihr habt ein Buch beendet und fragt euch nach den letzten Zeilen: Was will mir dieses Buch sagen? So erging es mir mit „Hier sind Drachen“ von Husch Josten. Ich muss zugeben, erschlossen haben sich mir letztendlich nicht alle Handlungsstränge. Und so blieben große Fragezeichen und etwas Enttäuschung. Dabei sind die Thematik und der Aufbau des nur 160 Seiten dünnen Buches durchaus spannend und bieten Potenzial.
    Husch Josten erzählt von der Journalisten Caren, die einen Tag nach den Pariser Terroranschlägen (Herbst 2015) auf das Bataclan, das Stade de France und mehrere Bars und Cafés auf dem Weg in die Metropole ist, um von den Geschehnissen zu berichten. Bereits ihr bisheriges Leben ist von früheren Anschlägen gezeichnet, so hat sie sowohl den 11. September als auch den Anschlag auf den Bosten Marathon durch glückliche Fügungen überlebt. Am Flughafen Heathrow wird sie von einem Mann, den sie Wittgenstein nennt, in ein philosophisches Gespräch über Zufälle und unerzählte Geschichten verwickelt. Währenddessen wird der Start ihrer Maschine verschoben, Sicherheitskräfte riegeln das Terminal ab und Passagiere werden kontrolliert. Ist das alles nur Zufall?

    Allerdings ist damit nur ein Bruchteil der Geschichte erzählt. Es geht um eine Dreiecksbeziehung, die die Beteiligten bei genauer Betrachtung alles andere als glücklich macht, Carens traumatischen Erlebnissen und deren Folgen, ihre unterdrückte Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe, die Rolle der Medien, die Bedingungen und Grenzen des Geschichtenerzählens, Zufall, Schicksal, Bestimmung, Schuld, die Frage nach dem Warum… Und letztendlich auch um das Unmögliche. Und vielleicht ist es genau das, was die Geschichte unglaubwürdig erscheinen lässt und sie überfrachtet. Hinzu kommt, dass ich die Anfänge des philosophischen Gesprächs mit Wittgenstein einfach viel zu lang und ermüdend fand – vor allem, da in der ersten Hälfte des Buches eh kaum eine Handlung vorhanden ist.














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  20. Cover des Buches Pirasol (ISBN: 9783492314114)
    Susan Kreller

    Pirasol

     (23)
    Aktuelle Rezension von: EmiliAna
    Der Roman um die schweigsame Gwendolin, die sich erst im hohen Alter dazu durchringt, zu sich selbst zu stehen und alle Bevormundung von außen abzuschütteln, berührt wie kaum ein anderer, den ich je gelesen habe!

    Er ist ein wahres Kleinod, geschrieben in einer wunderbaren, geradezu poetischen Sprache, die so leicht und dabei so eindringlich ist, dass man beim Lesen die Zeit vergisst und sich ganz verliert in einem bezaubernden Gespinst von Bildern und einfühlsamen Sätzen.
    Und dies, obwohl Susan Kreller dem Leser eigentlich sehr viel Leid, Schmerz und Traurigkeit zumutet!
    Doch ist es tatsächlich ihre bezaubernd schöne, völlig unsentimentale Sprache, die es möglich macht, auch das Schwere zu ertragen, es zwar in den Fokus zu rücken, aber gleichsam unscharfe Bilder davon zu malen und diese wie durch einen seidenen Vorhang sehen zu lassen.

    Der Leser begegnet Gwendolin, die gegen ihren Willen ihre Villa Pirasol mit der herrischen, einige Jahre jüngeren Thea teilt, die ihr Stück für Stück den Platz streitig macht. Von allerlei Schuldgefühlen geplagt gelingt es Gwendolin nicht, sich ihrer zu entledigen - bis eines Tages angeblich der vor vielen Jahren vom Vater vertriebene Sohn in der Stadt gesehen wird.

    Dies ist der Anlass für Gwendolin, schmerzhafte Lebenserinnerungen aufkommen zu lassen und sich ihnen zu stellen: ihre geliebten Eltern, die letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre in Berlin, ihr Weggang, der Neuanfang weit im Westen Deutschlands, ihre Heirat mit dem herrschsüchtigen Papierfabrikanten Willem, der den gemeinsamen Sohn mit äußerster und völlig unangemessener Strenge und Willkür behandelt, ihn dabei seiner Mutter entfremdet, die niemals in der Lage war, ihn zu schützen...

    Und indem die Autorin Gwendolin mit Trauer im Herzen ihr Leben Revue passieren lässt, gelingt es dieser allmählich, all das, wofür sie vermeintlich Schuld auf sich geladen hat, in neuem Licht zu sehen und sich mit ihrem Leben, soweit es eben möglich ist, zu versöhnen.
    Zur Befriedigung des Lesers, dem die, wie es im Klappentext heißt "scheue Gwendolin" längst ans Herz gewachsen ist, der bereits von Anfang an auf ihrer Seite stand und mit Betroffenheit ihre Geschichte liest, die sich langsam vor ihm entfaltet. Der aber auch Bedauern darüber verspüren mag, dass die so einsame und verzagte Gwendolin erst so spät lernt, sich zu behaupten, dass sie erst so spät in ihrem Leben ihren Frieden gefunden hat.

    Dennoch macht dieser großartige Roman einer großartigen Schriftstellerin von hohem Niveau auch Mut, denn er hat eine Botschaft! Es ist nie zu spät, sein Leben in die Hand zu nehmen und doch noch das Steuer herumzureißen!
    Und selbst wenn der liebenswürdigen, sanften Gwendolin nicht mehr viele Jahre beschert sein mögen, so wird sie diese selbstbestimmt leben und bis zur Neige auskosten. Und das gönnt man ihr von Herzen!
  21. Cover des Buches Drei Tage in der Sonne (ISBN: 9783833310225)
    Tatiana de Rosnay

    Drei Tage in der Sonne

     (9)
    Aktuelle Rezension von: TWDFanST

    Eher gemächlicher Roman, der gegen Ende noch etwas anzieht. Nicholas ist ein eher unsympathischer Charakter. Nach dem großen Erfolg seines Romans hält er sich für ein Idol, dem niemand widerstehen kann. Dabei stößt er jedoch regelmäßig Freunde und Familie vor den Kopf, sodass man ihm am liebsten die Meinung geigen würde. Alles in allem kann ich den Roman nicht gerade empfehlen.

  22. Cover des Buches Stromland (ISBN: 9783827013606)
    Florian Wacker

    Stromland

     (8)
    Aktuelle Rezension von: wandablue

    Florian Wackers erster richtiger Roman, nach zahlreichen Anthologiebeiträgen und einem Jugendroman, konnte bei mir nicht punkten. Dabei liest sich der Roman trotz des Stilmittels kurzer Hauptsätze, die normalerweise zu einem stakkatohaften abgerissenen Rhythmus führen, ganz gut, weil der Autor deren Anfang  variiert und nicht jeden Satz mit einem Namen oder einem Personalpronomen beginnt, er sagt, sie sagt, es macht, etc. Die Dialoge, die er einflicht, entzerren das gefürchtete Stakkato weiterhin; sie sind jedoch weder tiefgründig noch interessant. Doch hätte der Autor sich nicht in das eigentlich unverfängliche Wort „schmal“ verliebt, es ist alles schmal in dem Roman, Gesichter, Wege, Pferde, Lianen, es wird inflationär verwendet und hätte er seine Figuren sich nicht unentwegt über die Gesichter wischen lassen oder die Wangen oder die Kleider oder den Bart, hätte es eventuell zu einem weiteren Sternchen gereicht. Zum Glück war 2018 die Modefloskel „holte tief Luft“ noch nicht so verbreitet wie 2023. Möglicherweise hätte Florian Wacker sie mit ins Boot geholt. Aber, Ironie off, zugegeben „schmal“ und sich übers Gesicht reiben, wischen, sind die einzigen Floskeln des Romans. Es hat mich trotzdem gestört. Zumindest die erste Hälfte des Romans erzählt Wacker sehr kleinteilig und alltagstauglich; man trinkt dies, man trinkt jenes und jede gerauchte Zigarette ist einzeln aufgelistet.

    Es ist aber die Story selbst, die zu dünn geraten ist. Wacker siedelt Stromland im brasilianischen Urwald an und die Atmosphäre des Regenwalds darzustellen, beherrscht er. Allerdings habe ich das Gefühl, er würde jedes Blatt des Regenwalds beschreiben und keines auslassen, jeden Baum und jeden Regentropfen. Zieht man aber den Urwald ab, hat man als Story lediglich eine ins Nichts führende Brudersuche. So what? Diese vielen Suchen nach irgendwem im irgendwo, langweilen mich zutiefst. Es steht von vornherein fest, dass sie unmöglich von Erfolg gekrönt sein können und sie sind fast so schlimm wie eine Schatzsuche. Entsetzlich langweilig, weil ausgelutscht. Dabei immerbei und immerwährend tropfende Urwaldblätter und Faultiere, die an Ästen hängen. 

    Die Story. Endlich. Man vermisst sie lange und findet schließlich: Irina sucht ihren Zwillingsbruder Thomas, der mit Werner Herzog vor Ort den Film "Fitzcarraldo" drehte und danach nicht mehr auffindbar gewesen ist. Sowohl Thomas als auch Florian Wacker müssen von den Filmen Herzogs, z.B. auch von "Aguirre, der Zorn Gottes", jeweils mit dem schwierigen Hauptdarsteller Klaus Kinski, nachhaltig beeindruckt gewesen sein, denn ihr Inhalt ist im Hintergrund schwärendes Thema und führt zu einem weiteren Handlungsstrang, einem knappen, manchmal wirren Abstecher ins 18. Jahrhundert, als die Eroberer ins Land kamen und verheerend unter den Eingeborenen wüteten. 

    Auf ihrer Suche nach Thomas bewegen Irina nicht nur eine Menge esoterischer Gedanken und langweiliger Erinnerungen an zuhause, sie stößt auch auf böse Buben, wie könnte es anders sein, und als Storyhöhepunkt auf die im tiefen Urwald wie Götter herrschende Mehrgenerationen-Auswandererfamilie Wilhelmi, die auf den ersten Blick wie Farmer wirken, auf den zweiten Blick sich aber ganz anderen Geschäften widmen. Als Irina von der Familie, die sie gerne bei sich behalten hätte und dabei einen gar nicht so sanften Druck ausübt, weggeht, ja, stimmt, du hast es erraten, flieht! - versandet die Geschichte vollends wie auch das letzte bisschen Handlung in einem konfusen Zeitsprung untergeht. Ende. 

    Fazit: Ein Roman mit Atmosphäre, ohne Frage. Aber auch ein Roman, der sich zieht wie Kaugummi und mich mit seiner banalen Handlung sträflich langweilte. 

    Kategorie: (Langsames) Abenteuer.
    Verlag: Berlinverlag, 2018

  23. Cover des Buches 14 (ISBN: 9783833310195)
    Jean Echenoz

    14

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Yoyomaus

    Zum Inhalt:

    Frankreich, 1914: Ein idyllischer Sommertag, Anthime radelt durch die sonnenbeschienene Vendée. Er hört die Sturmglocken läuten, das Signal für die allgemeine Mobilmachung. Mit der alle gerechnet haben, nur nicht an einem Samstag, dem 1. August. Echenoz erzählt vier Kriegsjahre im Zeitraffer: Fünf Männer ziehen in den Krieg, eine schwangere Frau wartet auf die Rückkehr von zweien von ihnen. Bleibt zu erfahren, ob sie wiederkommen. Und wann. Und in welchem Zustand. Der Erste Weltkrieg ist heute nicht mehr mit traditionellen Mitteln darstellbar – Echenoz als Meister der Romansubversion zeigt, wie es anders gelingt.

     

    Cover:

    Das Cover hat meiner Meinung nach so rein gar nichts über den Inhalt ausgesagt. Wir sehen hier auf schwarzem Grund eine goldene 14 und unterhalb des Titels zwei Wagons eines Zuges vor dem sich eine Menge Menschen tummeln. Da kann man jetzt viel hineininterpretieren und ich muss ehrlicherweise gestehen, dass ich das Cover so recht langweilig fand. Wäre das Buch jetzt nicht im Sonderangebot gewesen, hätte ich es sicher nicht gekauft.

     

    Eigener Eindruck:

    Anthime ist gerade einmal Anfang 20 als er die Glocken zur Mobilmachung vernimmt und sogleich in die Stadt eilt, um dort Weiteres zu erfahren. Frankreich befindet sich am 1. August 1914 mitten im ersten Weltkrieg und beginnt damit alle gesunden und geeigneten Männer einzuziehen, die dem Krieg eher wie ein Abenteuer entgegen blicken. So wird nicht nur Anthime eingezogen, sondern auch dessen älterer Bruder Charles, welcher immer recht unnahbar ist und Anthime schneidet, wo es nur geht. Beide Burschen scheinen ein Auge auf die junge Fabrikbesitzertochter Blanche geworfen zu haben und als beide bereits an der Front sind, erfährt die junge Frau, dass sie ein Kind erwartet. Während Blanche auf die Rückkehr des Kindsvaters wartet, müssen die beiden Brüder dem Grauen ins Auge blicken.

     

    Dieses Buch war durchaus interessant, da es entgegen vieler anderer Romane mit der Thematik des ersten Weltkriegs konfrontiert. Es zeigt nicht nur, wie leichtsinnig und verblendet viele Männer in den Krieg gezogen sind, es zeigt auch, dass auch auf Seiten der Regierung oft nicht gut mitgedacht worden ist, denkt man jetzt nur an die glänzenden Helme, welche den Soldaten zum Verhängnis wurden. Das Buch an sich ist eine nette Gelegenheit, um einen groben Überblick zu verschiedenen Themen zu bekommen, die die damalige Zeit geprägt haben. Einmal der Krieg mit seinen vielen technischen Veränderungen, seiner detaillierten Brutalität und schließlich dem, was Desarteuren und Kriegsverletzten blühte. Außerdem die Tatsache, dass die damalige Gesellschaft noch recht verbohrt war, was Sex vor der Ehe anging und die damit verbundenen „Machenschaften“, um ohne viel Tratsch aus der Sache heraus zu kommen. Des Weiteren gibt das Buch auch einen Einblick über die wirtschaftliche Lage der Franzosen und wie sich der Krieg schlussendlich auf Wirtschaft und Bevölkerung ausgewirkt hat. Dabei schreibt der Autor sehr detailliert, aber auch recht sprunghaft. Er schönt recht wenig aus und bedient sich seiner Epoche entsprechend einer recht gestelzten Sprache sowie keinen Dialogen im klassischen Sinn, so wie wir sie kennen. Das ist bisweilen ein wenig verwirrend, aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dann kommt man gut damit klar. Die Charaktere die der Autor hier geschaffen hat, konnten mich nicht wirklich überzeugen. Einerseits haben wir viele Nebencharaktere, die nicht weiter erläutert werden, aber öfter auftauchen und dann haben wir da noch das Trio Blanche, Anthime und Charles. Man muss zu Beginn schon ein bisschen rätseln, wie die drei zusammen gehören und vor allem Charles kommt bei dem Charakterdesign sehr schlecht weg. Er wirkt sehr überheblich und man vermisst vor allen eins bei den Brüdern, Bruderliebe. Man könnte meinen, dass die beiden schier gar nicht zusammen gehören, so kalt ist Charles zu dem jüngeren Anthime. Warum das so ist, das bleibt dem Leser verborgen. Auch fehlt mir zwischen diesem gestelzten Schreibstil oft der wirkliche Funken bei den Emotionen. Das Buch macht zwar einen gewissen Grad an Beklemmung aus, aber man vermisst Dinge wie Trauer oder Sehnsucht, wirkliche Angst und dergleichen. Das fand ich wirklich schade.

     

    Fazit:

    Der Schreibstil ist eindeutig Geschmackssache und entscheidet für jeden Leser individuell, ob es sich hierbei um ein gutes oder ein schlechtes Buch handelt.

     

    Idee: 4/5

    Logik: 3/5

    Charaktere: 3/5

    Emotionen: 3/5

    Spannung: 3/5

     

    Gesamt: 3/5

     

    Daten:

    ISBN: 9783833310195

    Sprache: Deutsch

    Ausgabe: Flexibler Einband

    Umfang: 128 Seiten

    Verlag: Berlin Verlag Taschenbuch

    Erscheinungsdatum: 14.09.2015

  24. Cover des Buches Eine Geschichte der Wölfe (ISBN: 9783492238557)
    Emily Fridlund

    Eine Geschichte der Wölfe

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Stella_Stellaris

    Linda wächst in einer ziemlich verlassenen Gegend im nordamerikanischen Minnesota auf. Sie und ihre Eltern sind die Übriggebliebenen einer sog. Hippie-Kommune. Das Verhältnis zwischen ihnen (Bis zum Schluss habe ich mich gefragt, ob es wirklich ihre leiblichen Eltern sind.) ist schwierig. In der Schule ist sie eine Außenseiterin. Erst als auf der anderen Seite des Sees eine Familie ihr Sommerhaus bezieht und Linda Babysitterin des kleinen Pauls wird, verändert sich ihr Leben...

    Dieses Buch handelt von Einsamkeit und Ausgrenzung, dem Wunsch nach Anerkennung und Zuneigung sowie von Schuld und Verantwortung. Zwischendurch fand ich Passagen, deren Worte mich berührt haben. Im großen und ganzen jedoch war mir die Geschichte, deren Idee durchaus verfolgenswert ist, zu langatmig, zu düster und letztendlich auch zu trostlos. 

    Mein Lesefluss wurde durch die Zeit- und Handlungssprünge beeinträchtigt. Die Charaktere blieben für mich weitgehend ohne klare Konturen. Es fiel mir schwer auf meiner inneren Leinwand ein Bild von ihnen entstehen zu lassen.

    Dennoch hat die Autorin für dieses Erstlingswerk, dem man ihr Talent durchaus anmerkt, meinen vollen Respekt

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