Bücher mit dem Tag "bertolt brecht"
42 Bücher
- Florian Illies
1913
(294)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraGeschichte fand ich früher meistens furchtbar langweilig. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich einen Lehrer hatte, der ununterbrochen nur zusammenhanglose Monologe geführt und irgendwelche Daten von unterzeichneten Verträgen in seinen Bart genuschelt hat, ohne jemals etwas an die Tafel geschrieben zu haben. Aber der Kunsthistoriker Florian Illies beweist, dass es auch anders geht. 2012 veröffentlichte er ein historisches Sachbuch, das nur in einem einzigen Jahr spielt: „1913“. In über 300 Seiten entführt er den Leser in ein Zeitalter, das selbst unsere Großeltern nicht miterlebt haben und bietet eine neue Perspektive auf längst vergangene Epochen.
Was ist eigentlich 1913 so alles Wichtiges passiert? Ich wusste vor dem Lesen dieses Buches nur, dass ein Jahr zuvor die Titanic unterging und ein Jahr danach der erste Weltkrieg durch die Ermordung Franz Ferdinands ausgelöst wurde. 1913 selber war für mich aber ein unbeschriebenes Blatt Papier. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich fast alles weiß: Wie Louis Armstrong an seine erste Trompete kam oder Sigmund Freud an seine Katze, welche Intentionen der Kubismus hegte, wie Thomas Mann seine Homosexualität vertuschte und noch vieles mehr. Illies beschäftigt sich mit zahlreichen Themen wie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Mode, Musik, Literatur, Architektur, Philosophie und vor allem Kunst. Dabei stellt er die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Zeit vor. Ein besonderes Augenmerk legt er dabei unter anderem auf Franz Kafka, Adolf Hitler, Alma Mahler, Ernst Ludwig Kirchner oder Else Lasker-Schüler und wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser großen Namen.
Das Sachbuch ist in insgesamt zwölf Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel steht für einen Monat und beginnt jeweils mit einem Bild und einer Vorschau. Innerhalb dieser Kapitel wird wieder in Abschnitte gegliedert, die nicht mehr unbedingt chronologisch vorgehen. Ihre Länge kann von einem Satz bis zu maximal fünf Seiten variieren und befasst sich entweder mit einem Ereignis oder einer Anekdote über eine Berühmtheit, bei der häufig auch Zitate aus Büchern, Briefen, Tagebüchern oder anderen Niederschriften eingefügt werden.
Illies schreibt optimistisch, humorvoll und manchmal auch sarkastisch, verwendet außerdem den Präsens und wendet sich gelegentlich direkt an den Leser, um Wissenswertes, das inzwischen 103 Jahre auf dem Buckel hat, wieder lebendig zu machen. Sein schriftstellerisches Talent zeigt sich ebenfalls darin, wie geschickt er Verknüpfungen zwischen an sich voneinander unabhängigen Abschnitten mit Wortspielen, Randinformationen, Vergleichen, Wiederholungen oder rhetorischen Fragen schafft und somit aus der episodischen Erzählung, wie aus tausend kleiner Scherben, ein buntes, vollständiges Mosaik kreiert. Der intellektuelle Anspruch wird neben dem Inhalt, der gewisse künstlerische Vorkenntnisse erfordert, mit hoher Eloquenz und komplexem Vokabular fortgeführt. Nicht Wenige werden von Begriffen wie Galopin, exaltieren, Mäzen, Samowar, Clochard, sakrosankt oder Päderastie zumindest einen nicht aus dem Stegreif definieren können.
Bemerkenswert ist ebenfalls der große Aufwand an Recherchen, den Illies über sich hat ergehen lassen. Die Auswahlbibliographie ist klein gedruckt und ellenlang. Es ist demnach nur ein Ausschnitt aus den zahllosen Werken, die er durchwälzt hat, um das Jahr 1913 perfekt zu rekapitulieren. Allein das hat meiner Meinung nach volle Anerkennung verdient. Leider ist ihm dann doch ein kleiner Fehler unterlaufen, denn er verwechselt Kokoswasser mit Kokosmilch. Kokoswasser ist die Flüssigkeit, die im Hohlraum einer Kokosnuss liegt; Kokosmilch wird dagegen aus dem gepressten Fruchtfleisch gewonnen. Die Anekdoten sich gleichermaßen faszinierend, wie auch verstörend. Neben Homosexualität sind auch Inzest, Polygamie, Prostitution, Drogenkonsum und Psychosen keine Tabuthemen.
Warum gerade das Jahr 1913 gewählt wurde, vermag ich lediglich zu mutmaßen. Es könnte einerseits daran liegen, dass der erste Weltkrieg sich bereits anbahnte, das Jahr also historisch betrachtet wie ein Wetterumschwung war und die Menschheit damit gut repräsentiert: Eine Mischung aus Gut und Böse. Künstlerisch gesehen waren die 1910er ein Zusammenprall vieler verschiedener Stile, die facettenreiche und widersprüchliche Kunstwerke zutage brachten. Genau das Richtige also für einen Kunsthistoriker wie Florian Illies. Andererseits liegt das Jahr auch inzwischen weit genug zurück, um keine Zeitzeugen mehr zu haben, die sich noch daran erinnern könnten. Es bleiben uns also nur noch Archive, um Informationen einzuholen.
Falls es jemals eine Fortsetzung von „1913“ geben sollte, würde ich sie definitiv auch lesen, jedoch bezweifle ich, dass es dazu kommen wird. Es würde mich wirklich brennend interessieren, für welches Jahr sich Illies dann entscheiden würde. Aber vielleicht kann sogar er die Frage nicht richtig beantworten.
Wer weder vor Kunstgeschichte noch vor hochgestochener Sprache zurückschreckt, hat mit „1913“ von Florian Illies das perfekte Lesefutter gefunden. Egal wie viel Vorwissen man besitzen mag, niemand wird nach dem Lesen behaupten können, nichts spannendes Neues in Erfahrung gebracht zu haben. Wer sich allerdings eher als Kulturbanause bezeichnet, sollte um dieses historische Sachbuch einen großen Bogen machen. Ich zolle Illies‘ Recherchearbeit und fantastischem Schreibstil höchsten Respekt. Besser hätte man ein Buch zu diesem Thema gar nicht umsetzen können. Der kleine Fehler mit der Kokosnuss ist zu gering, als dass er hier ins Gewicht fallen könnte, deswegen erhält „1913“ von mir verdiente fünf Federn.
- Petra Müller
Liebesbriefe großer Männer
(75)Aktuelle Rezension von: BiaBia92
Ein traumhaftes Buch. Konnte es nur schwer weglegen, bei so viel wunderbaren Liebeserklärungen und so viel Schmetterlingen, die auf einmal da waren :D
Für alle Frischverliebten, die ihre Gefühle nur schwer ausdrücken können, wirklich zu empfehlen! - Bertolt Brecht
Leben des Galilei
(589)Aktuelle Rezension von: Karla_die_FreieDas Leben des Galilei wurde sehr interessant geschrieben. Das Buch habe ich in der Schule gelesen und es war auf gar keinen Fall langweilig.
- Bertolt Brecht
Der gute Mensch von Sezuan
(510)Aktuelle Rezension von: very_bad_booksMEINUNG:
Obwohl ich das Buch nur aufgrund des Deutschunterrichtes gelesen habe, hat es mir sehr gefallen.🥰 Es wurde immer wieder Spannung aufgebaut und man fragte sich wie es wohl weitergehen soll. Bertolt Brecht veranschaulichte auch sehr gut, dass es fast unmöglich ist, ein guter Mensch zu sein und trotzdem menschenwürdig zu leben.😔 Die Menschen sind einfach zu gierig und wenn man ihnen den kleinen Finger reicht, wollen sie gleich die ganze Hand. Ich mochte, dass er seine Leser zum Nachdenken anregen wollte und zumindest bei mir hat das auch funktioniert.📚💭
- Bertolt Brecht
Geschichten vom Herrn Keuner
(54)Aktuelle Rezension von: LyrikerMan fragt sich: Wie kommt eine derartige Fülle in solch kurze Geschichten?
-Ein besonderes Erlebnis jenen Kunst-Erguss genießen zu dürfen - Charlotte Roth
Die Königin von Berlin
(91)Aktuelle Rezension von: LeseSommerAuf den Namen Carola Neher bin ich das erste Mal gestoßen, als ich in München an einer Straße vorbei ging, die diesen Namen trug. Ich recherchierte im Internet und fand unter anderem diesen Roman. Nun habe ich ihn, nach der Hälfte, zur Seite gelegt, und werde ihn auch nicht zu Ende lesen.
auf den Namen Carola Neher bin ich das erste Mal gestoßen, als ich in München an einer Straße vorbei ging, die diesen Namen trug. Ich recherchierte im Internet und fand unter anderem diesen Roman. Nun habe ich ihn, nach der Hälfte, zur Seite gelegt, und werde ihn auch nicht zu Ende lesen.
Die Lebensgeschichte der Carola Neher wird in mehrere Kapitel unterteilt, und nacheinander lernt man alle wichtigen Personen kennen, denen sie in ihrem Leben begegnet. . Aber weder ihre Dialoge mit Brecht noch mit Klabund können überzeugen, und es sind immer wieder die gleichen Themen, um die sich alles dreht. Carola wirkt ausgesprochen unsympathisch, und ich kann auch für die anderen Personen nicht wirklich etwas empfinden, was mich fesselt und an dem Buch hält.
- Bertolt Brecht
Die Dreigroschenoper
(245)Aktuelle Rezension von: QuibbSchon als Kind mochte ich das Lied über Mackie Messer, aber zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich sonst keinerlei Ahnung von Brechts Dreigroschenoper habe.
Nun endlich habe ich sie gelesen.
Ich musste stellenweise echt grinsen und ich glaube, das Stück macht bestimmt Laune auf der Bühne. Nur so beim Lesen hatte ich zuweilen ein bisschen Probleme. Es kam mir immer mal wieder etwas wirr vor.
Drum bewerte ich es hier eher neutral und werde mir in nächster Zeit mal eine Aufführung zu Gemüte führen, um es besser kennenzulernen.
- Lion Feuchtwanger
Erfolg
(37)Aktuelle Rezension von: Herbstrose
Mit dem Selbstmord von Fräulein Anna Elisabeth Haider fing alles an. Jetzt wird der in Ungnade gefallene Kunsthistoriker und Direktor der Staatlichen Galerien, Dr. Martin Krüger, angeklagt, mit dem besagten Fräulein ein unsittliches Verhältnis gehabt zu haben. Und dies nur, weil er sich erdreistete, im so sittsamen München ein Akt-Selbstportrait der Genannten in den Gemäldesammlungen auszustellen. Er leugnet, wird aber aufgrund falscher Zeugenaussagen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Freundin und Lebensgefährtin Johanna Krain versucht nun, mit Hilfe einiger verbliebener Freunde, Einfluss in Regierungskreisen zu bekommen, um Krügers Unschuld zu beweisen und seine Freiheit wieder zu erlangen. Es wird lange dauern, sehr lange, bis es gelingt - doch leider zu spät …
Der jüdisch-orthodoxe Autor Lion Feuchtwanger (geb. 7. Juli 1884 in München - gest. 21. Dezember 1958 in Los Angeles) erkannte sehr früh die drohenden Gefahren durch Hitler und die NSDAP und verarbeitete dies in seinem 1930 erschienenen Roman „Erfolg“. Dieser spielt zu Beginn der 20er Jahre hauptsächlich in München und näherer Umgebung und zeichnet sehr gut ein Sittenbild der damaligen Zeit. In der Figur des Rupert Kutzner und den „Wahrhaft Deutschen“ ist Adolf Hitler und seine aufstrebende Nazi-Partei gut zu erkennen. Einige weitere zeitgeschichtliche Figuren sind ebenfalls, mehr oder weniger versteckt, eingearbeitet. So ist mit dem Komiker Balthasar Hierl unverkennbar Karl Valentin gemeint, Bertold Brecht tritt unter dem Namen Kaspar Pröckl auf, bei den Schriftstellern Dr. Josef Pfisterer und Dr. Lorenz Matthäi denkt man an Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma, um nur einige zu nennen, und nicht zuletzt trägt die Figur des Jacques Tüverlin autobiografische Züge des Autors Lion Feuchtwanger.
Der Roman ist ein großartiges Panorama seiner Zeit. Feuchtwanger macht auch vor politischen Intrigen und Hinterhältigkeiten nicht Halt und zeichnet amüsant aber dennoch schonungslos das pralle bajuwarische Leben auf. Der Umfang des Buches mag vielleicht abschrecken und einige Längen zwischendurch verleiten gar zum Aufgeben, dennoch sollte man unbedingt durchhalten. Es lohnt sich! - Bertolt Brecht
Kalendergeschichten
(23)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer„Kalendergeschichten“ von Bert Brecht, das sind kurze Geschichten und Gedichte über das menschliche Sein und Brechts Gedanken dazu. Brecht erzählt Geschichten in für ihn fast schon biederer Manier mit Bildern aus der Bibel oder dem Buddismus, über große Personen wie Sokrates oder Francis Bacon, und immer geht es dabei um den Humanismus, um das, was die Menschen ausmacht. Brecht fasste diese Geschichten kurz nach dem Krieg zusammen und veröffentlichte sie 1949 und wie ich finde tat er gut daran, denn es sind keine kämpferischen Schriften, keine Anklagenden, sieht man einmal von dem Gedicht „Kinderkreuzzug 1939“ ab, das einen bitteren Blick auf den Krieg wirft. Es wirkt fast wie ein Mutmach-Bändchen für das geschlagene Deutschland, eine Erinnerung daran, das wir nicht nur Krieg und Endsieg kennen, sondern auch den Humanismus kennen, den jeder Leser für sich selbst sicherlich in einer der kleinen Geschichten wieder entdecken kann, denn Brecht spielt mit den Grundgedanken der Menschlichkeit und Nächstenliebe und gibt ihm viele Fassetten Leider ist in meiner Ausgabe nicht der komplette Inhalt des eigentlichen Buches enthalten, es fehlt hier und da ein Stück, was ich sehr schade finde. Aber eine Komplette Ausgabe wird besorgt. Die Geschichten haben mir fast alle sehr gut gefallen und über den „unglücklichen Sokrates“ musste ich sogar lauthals lachen. Eine kurze Lektüre mit Gehalt, für zwischendurch oder auch für länger. - Bertolt Brecht
Mutter Courage und ihre Kinder
(348)Aktuelle Rezension von: Seralina1989Wir verfolgen hier die titelgebende Mutter Courage, die zusammen mit ihren drei Kindern den Kriegstrossen des 30-jährigen Krieges folgen und mit ihrem fahrbaren Handel versuchen, sich über Wasser zu halten. Doch Kriege fordern immer Opfer und so kommt nach und nach jedes ihrer Kinder um.
Ich hatte mir an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Feilschen gewünscht – dies aber anders als erwartet nicht wirklich bekommen. Weil ich ehr auf einen Raffzahn eingestellt war.
An sich aber auch eine gute Geschichte, auch wenn mir das Ende irgendwie zu kurz angebunden war. Auch hätte ich mir mehr Emotionen über die Tode ihrer Kinder gewünscht (z.B. durch Wehklagen).
Einige Stellen, die den eigentlichen Zustand im Krieg beschreiben, haben es mir aber doch angetan und dementsprechend sind einige Post-Its im Buch gelandet.
- Ute Lemper
Die Zeitreisende
(39)Aktuelle Rezension von: FredBohlen„Die Zeitreisende“ von Ute Lemper ist ein herausragendes Buch. Eine tolle Biographie. Herausragend, aufwühlend und emotionsgeladen. Unterteilt in drei wesentliche Kapitel. Abgerundet durch einen tollen Prolog und einen Epilog als Abschluss.
Im ersten Kapitel werden die Jahre 1963 bis 1992 reflektiert. Ihr erster Besuch in der Tanzakademie in Köln, Sommerlager im Sauerland, die Aufnahmeprüfung in Wien 1982. Ihre Zeit im Theater des Westens 1984 beindruckt dabei sicher am Meisten. Aber auch die Sicht auf das legendäre THE WALL-Konzert 1990 wirft einen ganz anderen Blick auf gewisse Geschichten. Gelegentlich wirkt das Kapitel etwas überfüllt mit Geschichten, Erlebnisse und Eindrücken. Da das Tempo im Buch aber überschaubar wirkt, wird des Leser vielleicht nicht allzu davon erdrückt. Auf alle Fälle fesselt Ute Lemper mit ihrem Blick über viele Dinge in dieser Epoche.
Das zweite Kapitel spiegelt die Jahre 1993 bis 2001 wieder. Aufnahmen und Konzerte in den USA. Ihre Scheidung, der neue Mann Schlagzeuger Todd und die Ereignisse des 11. September in New York. Manchmal überschlagen sich dabei vielleicht die Eindrücke etwas. Aber der Leser bleibt schon noch gefesselt.
Im dritten Kapitel sinniert Ute Lemper schließlich von 2001 bis heute. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Aktivitäten außerhalb kommerzieller Konzepte. Konzerte mit viele unterschiedlichen Bands, Auftritte in verschiedenen Gals, neue CD-Aufnahmen. Darüber hinaus die Hochzeit mit Todd, zwei weitere Kinder und der politische Seitenblick auf die Obama-Ära in den USA.
Das Buchcover passt sehr gut zum Buch. Auch die Bilder im Buch sind sehr schön. Die Biographie lässt sich sehr gut lesen. Die Art und Weise, wie Ute Lemper den Leser involviert überzeugt. Insgesamt ein Buch zum Weiterempfehlen. - Wolfgang Martynkewicz
1920
(7)Aktuelle Rezension von: Buecherwurm19731920 ist die Zeit des Umbruchs. Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Monarchie abgeschafft. Die neugegründete Demokratie ist noch sehr fragil und instabil. Es herrscht Unordnung und Chaos. Das schlägt sich auch auf die Kunst nieder. Der Dadaismus findet den Weg nach Deutschland. In den Büchern verarbeiten die Autoren ihre Erfahrungen aus dem Krieg und somit ist dieser nach wie vor präsent. Die Wissenschaft und Forschung macht nun riesen Fortschritte. Anstatt sich an den neuen Möglichkeiten und wissenschaftlichen Theorien zu erfreuen, werden sie als Humbug verschrien. Im Falle von Einstein sogar mit seiner Religion verbunden.
Der Autor bezieht sich nicht nur auf das Jahr 1920, sondern wagt einen Blick in die Vergangenheit und die Zukunft. Um die ganze Tragweite des Schaffens zu begreifen, muss man ein Blick zurück und vorwärts werfen.
Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Es ist sehr viel Stoff und vielschichtig geschrieben. Ich musste langsam lesen, um alles aufzunehmen und verarbeiten zu können. Ich habe jeden Fall eine neue Sichtweise auf die Weimarer Republik, einmal nicht aus der Sicht Politik.
- Bertolt Brecht
Der kaukasische Kreidekreis
(111)Aktuelle Rezension von: sommerlese"*Bertholt Brecht*" schrieb 1944 sein Theaterstück "*Der kaukasische Kreidekreis*".
Die Handlung führt zu einer Kolchose von Ziegenbauern im Kaukasus, die der benachbarten Obstbauernkolchose ein fruchtbares Stück Land überlässt. Um sich dafür zu bedanken führen die Obstbauern ein Theaterstück auf.
Ein Kind aus reichem Haus wird von seiner leiblichen Mutter inmitten von Kriegswirren verlassen. Die arme Magd Grusche kümmert sich um das Kind, beschützt es, weil sie es wirklich liebt. Als die Mutter nach Kriegsende zurückkehrt, will sie das Kind zurückhaben, um an sein Erbe zu kommen. Der Streit um das Kind wird im Kreidekreis vom Dorfschreiber und damit Armeleuterichter Azdak entschieden.
Brecht ist ein begnadeter Autor, der seine Leser oder das Theaterpublikum durch seine erzählenden Stücke zum Nachdenken bringen wollte. Er hat eine überaus einnehmende Erzählkunst, die menschliche Fehler aufzeigt, den Eigennutz und die Selbstsucht anprangert und dennoch ein großartiges Stück Literaturgeschichte ist, dem man inhaltlich verfällt.
Die fremd klingenden Eigennamen sind anfangs schwer zu fassen, man gewöhnt sich jedoch schnell daran und wird mit ihnen bekannt. Der einzigartigen Erzählung kann man sich nicht entziehen, sie ist das Herzstück dieses gelungenen Theaterstückes, das Emotionen weckt, aufwühlt und die Tragweite der menschlichen Art erkennen lässt.
Die Charaktere stellen sich als Beispiele der menschlichen Gesellschaft dar, den Zuschauern wird regelrecht der Spiegel vorgehalten.
In der Rahmenhandlung versteckt sich ebenfalls die Geschichte des Richters Azdak.
Brecht bringt in diesem Stück seinen Wunsch zum Ausdruck, humanes Verhalten zur gesellschaftlichen Realität werden zu lassen. Wer wirklich liebt, verzichtet auf eigene Vorteile und gibt der geliebten Person Freiraum und auch Schutz.
Ein Theaterstück, welches durch seine epische Form typisch für Brecht ist und mich immer wieder begeistert.
- Klaus Modick
Sunset
(53)Aktuelle Rezension von: Leseratte_09In „Sunset“ beleuchtet Modik die Freundschaft zwischen Lion Feuchtwanger und Bertold Brecht quasi im Rückblick aus den Augen Feuchtwangers. Er lebt weltberühmt und wohlhabend im kalifornischen Exil, als ihn 1056 die Nachricht vom Tode Brechts erreicht. Er ist tief erschüttert und kann sich doch nicht dazu durchringen, den Flieger in die alte Heimat zu besteigen. So lässt er in stummer Zwiesprache mit Brecht die gemeinsamen Jahre Revue passieren. Er hatte Brechts außergewöhnliches Talent entdeckt, ihn gefördert und war ihm – auch wenn sie sich ein Leben lang gesiezt haben – sehr eng verbunden.
Mich hat von Anfang an der Schreibstil von Modik fasziniert. Er nutzt immer wieder wunderbare Wortspiele, um nicht nur die Figuren zu charakterisieren, sondern auch um Landschaft und Handlungsorte zu beschreiben. Fast hat man das Gefühl, mit am Tisch der Feuchtwangers zu sitzen. Mir war zunächst nicht klar, ob die Geschichte größtenteils fiktiv ist oder auf intensiven Recherchen und Zeitzeugnissen beruht. Es ist vieles einfach so detailgetreu beschrieben, wenn aus Verhörprotokollen zitiert wird. Doch wie ich nach einer kurzen Recherche erfahren habe, ist Modik sehr vertraut mit dem Leben und Werk Feuchtwangers hat er doch über diesen Autoren seine Doktorarbeit verfasst.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ist es doch leicht zu lesen und gibt trotzdem viel Wissen an Leserinnen und Leser weiter. Der ungewöhnliche Schreibstil Modiks ist ebenfalls ein Plus.
Gedichte fürs Gedächtnis
(12)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer"Gedichte fürs Gedächtnis zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen" Dichtung ist das älteste Gedächtnis der Menschheit. Ulla Hahn hat einhundert Gedichte für unser Gedächtnis ausgewählt - Höhepunkte deutscher Dichtung vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. (Klappentext) Ein Vorwort von Ulla Hahn leitet ihren Gedichteband ein. Sie schreibt vom Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen: "...die Gedanken, Gefühle und Bilder eines anderen in sich hineinzunehmen, sich anzuverwandeln, sich zu eigen zu machen, in Kopf und Herz." Gedichte möchten verinnerlicht werden und am besten auch gesprochen. Lesen wir, was Ulla Hahn dazu sagt: "Sprechen Sie ein Gedicht wie "Über allen Gipfeln" (S. 223), sprechen Sie "Lebenslauf" (S. 230)....Sie werden spüren, wie die Schriftzeichen sich materialisieren, sich gleichsam verkörpern, aus Ihrem Mund heraus geboren werden, Sie werden spüren, welch unterschiedliche Wesen Sie da in die Welt entlassen, die alle den Familiennamen Gedicht tragen. Sprechen Sie "Die Krähen schreien" (S. 252), und Sie hören das Echo Ihres Krächzens in Ihrer Kehle, sprechen Sie den "Erlkönig" (S. 96), und Sie spüren die böse Lockung des Todes in den Alliterationen bis in die Zungenspitze....." Und auch: "Im Aussprechen machen Sie ein Gedicht zu einem Gegenstand, Sie stellen es in den Raum, Sie vollziehen es nach, schaffen es nach, erzeugen es in einer Einmaligkeit, die aus der Durchdringung Ihrer und der Persönlichkeit des Gedichts kommt; Sie schaffen ein Drittes, nie Dagewesenes: Ihr Gedicht." U. Hahn hat eine persönliche Auswahl getroffen: zu den oben erwähnten Gedichten finden wir auch noch "Die Ringparabel", "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten", "Die Bürgschaft", "Er ists", "Der Zauberlehrling", "Mailied" und viele viele andere mehr. Begleitet werden die Gedichte, Meditationen und Balladen von Texten zu Leben und Werk des jeweiligen Dichters sowie Erläuterungen zur Entstehung der einzelnen Gedichte. Dieses Buch möchte und kann ich guten Gewissens allen ans Herz legen, die einmal wieder Gedichten begegnen möchte und Lust haben, Gedichte aktiv zu erleben, durch Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen.- Bertolt Brecht
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
(21)Aktuelle Rezension von: Robin_NeunerHerauszuheben ist die Sicht auf die heutige Zeit. Vergleicht man die Geschichte mit heute, wird einem gruselig bewusst, dass sich wenig verändert hat.
- Bertolt Brecht
Flüchtlingsgespräche
(13)Aktuelle Rezension von: TrotatDie Gespräche der beiden einzigen Figuren - der Arbeiter Kalle und der Physiker Ziffel, beide aus dem Deutschland der 40er-Jahre nach Helsinki geflohen - haben aufgrund ihrer Kurzweiligkeit und ihres teilweise verborgenen Sprachwitzes einen gewissen Charme. Entstanden ist das Werk, welches Bertolt Brecht selbst nicht veröffentlichte, 1941 während Brechts Exil in Finnland. Besonders gefallen haben mir die politiktheoretischen und philosophischen Einschübe, welche sich hervorragend dazu eignen, als für sich stehende Absätze - nicht jedoch als "schlaue Sätze" - zitiert zu werden. Abgesehen davon, dass eine weitere (vielleicht störende) Figur die beiden ungleichen und sich doch sehr einigen Figuren sicherlich interessant gewesen wäre, störte mich beim Lesen nur, dass das Werk nicht vor Druck noch einmal bearbeitete wurde. Ein Beispiel von Unsauberkeiten, die dadurch im Text zu finden sind, ist der fast ausschließliche Gebrauch von "Wieheißterdochgleich", während nur gegen Ende an einigen Stellen von Hitler gesprochen wird.
Ansonsten werde ich dieses Buch wahrscheinlich dann wieder zur Hand nehmen, wenn ich die beiden unterschiedlichen Gruppen des "Volkes", die Bedeutung des Wortes "ausgebrochen" oder den Nährwert von Humor auf trockenem Brot nachschlagen möchte.
- Heinrich Breloer
Brecht
(2)Aktuelle Rezension von: Giselle74Brecht. Roman seines Lebens. So lautet der knappe Titel dieses 527-Seiten-Wälzers. 527 Seiten, das ist doch nicht viel, wird so mancher denken. Und dann noch unzählige Photos, das liest sich doch recht schnell. Irrtum. Das zieht sich wie die B4. Rechts ein Dorf und links ein Baum und immer geradeaus.
Zunächst muss man wissen, dass das Ganze ein Buch zum Film ist. Es gibt einen Film? Es gibt einen Film. Mit Burghart Klaußner als Brecht und Adele Neuhauser als Helene Weigel. Die beigefügten Bilder sind daher meist aus diesem Film, Originalphotos sind so gut wie nicht vorhanden. Die etwas unbeholfen eingefügten Erklärungen zu Drehbelangen hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, aber vielleicht gehören die zu einem solchen Buch-Film-Konzept zwingend dazu, wer weiß?
Dann "Roman seines Lebens", nicht Biographie. Breloer füllt seine Recherchelücken mit hättekönntewürde, geschrieben wie eine penible Inhaltsangabe des Films: "Augsburg, eine Gasse in der Nacht. Wir blicken auf eine hohe Mauer. Ein Lampion erscheint, wie ein Ton auf einer Notenlinie..." (S.42)
Es geht um den "privaten" Brecht, um den Menschen hinter der Fassade des Genies, weniger um seine Werke. Die werden natürlich genannt, größere Erfolge oder Niederlagen am Theater auch beschrieben, an der Recherche ist nichts auszusetzen, aber in erster Linie sind es die Beziehungen und Liebschaften, die rechts und links unserer Landstraße liegen, die den Autor angezogen haben müssen wie die Motte das Licht.
Und, was soll ich sagen? In der nächsten Zeit wird niemand den Namen Brecht nennen können, ohne dass es mich gewaltig schüttelt. Ein zudringlicher Widerling, egoistisch, narzistisch und gefühlskalt, dabei zum Ausgleich rücksichtslos, Herr der Besetzungscouch und lüstern über jede Jungschauspielerin herfallend. Aber nur so konnte er selbstverständlich das Beste aus den Damen herausholen. Aha.
Brechts Genie waren alle untertan, der hatte immer das hellste und größte Zimmer und ausreichend Platz für seinen Harem. Und so geben sich 527 Seiten lang die Bewunderinnen die Türklinke in die Hand. Dazwischen schreibt der Meister Stücke und huldigt dem Kommunismus. Lebt in seiner Theater- und Schlafzimmerblase und verpasst die tatsächlichen Ereignisse in der DDR. Waren nun aber auch nicht seine Probleme, der Brecht konnte ja ein- und ausreisen und seine Meinung ungestraft kundtun. Puh.
Ich bin mit Brechts Texten groß geworden. Vor allem mit der Dreigroschenoper und Mahagonny, aber natürlich auch mit der Courage oder der Heiligen Johanna. Sein episches Theater, sein Umgang mit der Sprache, seine Forderung, das Publikum selbst denken zu lassen, haben Großes und Großartiges auf den Theaterbühnen entstehen lassen.
Dem Menschen Brecht, wenn er denn Breloers Beschreibungen entsprochen hat und davon gehe ich doch weitestgehend aus, dem Menschen hätte ich nicht begegnen mögen. Der Autor Brecht hat die Theater gefüllt, der Mensch Brecht hat mich in seiner Vorhersehbarkeit geärgert und gelangweilt. Eine Liebelei und noch eine Liebelei, und das in Endlosschleife.
Oder wie er es selbst formuliert hat in der "Ballade von der sexuellen Hörigkeit":Da steht nun einer fast schon unterm Galgen
Der Kalk ist schon gekauft, ihn einzukalken.
Sein Leben hängt an einem brüch’gen Fädchen.
Und was hat er im Kopf, der Bursche? Mädchen!
Schon unterm Galgen, ist er noch bereit.
Das ist die sexuelle Hörigkeit. - Dieter Hildebrandt
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!«
(15)Aktuelle Rezension von: HoldenD.H. und R.W. klären uns über die Geschichte der Lüge auf, stimmungsvoll werfen sich die beiden die Bälle zu zu Themen wie "Politikerlüge", "Werbelüge" oder "Hochstapelei", das Ganze ist inhaltlich so anspruchsvoll, das man eher ein Nachschlagewerk in den Händen hält. Guido Westerwelles Lüge zu Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen war noch präsent, unglaublich womit manche Leute durchkommen! Eine Neuauflage wäre wegen Plagiator zu Guttenberg, alternative facts und Donald Trump generell wäre überaus wichtig, vielleicht steigen die beiden für uns dafür noch mal vom Himmel herab?