Bücher mit dem Tag "beschuss"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "beschuss" gekennzeichnet haben.

9 Bücher

  1. Cover des Buches Die Leopardin (ISBN: 9783404173402)
    Ken Follett

    Die Leopardin

     (353)
    Aktuelle Rezension von: roxfour

    Felicity Claire, eine mit einem in der Resistance aktiven Franzosen verheiratete Britin, führt ein sechsköpfiges Frauenkommando an, das als Ziel die Zerstörung einer Telefonzentrale. 

    Es werden zwar immer wieder mal Folterszenen sehr detailliert geschildert, alles in allem war das Buch aber sehr flüssig und spannend geschrieben. Die Story hat an sich hat mich sehr angesprochen, wenngleich ich auf die künstlich aufgeblähte, detailverliebte Schilderung vieler Szenen gut hätte verzichten können (was bei mir dazu geführt hat, dass ich einige Abschnitte schlichtweg nur überflogen habe, weil es mich irgendwann etwas generbt hat). Alles in allem trotzdem ein gelungenes, spannendes Buch.

  2. Cover des Buches Der Cellist von Sarajevo (ISBN: 9783442738922)
    Steven Galloway

    Der Cellist von Sarajevo

     (37)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76
    ‚Man kann nicht mehr sagen, welche Version der Lüge die Wahrheit ist. Ist das wahre Sarajevo die Stadt, in der Menschen glücklich waren, einander gut behandelt, ohne Hass miteinander gelebt haben? Oder ist das wahre Sarajevo die Stadt, wie er sie heute sieht, in der die Menschen einander töten, wo Kugeln und Granaten von den Bergen herabfliegen und die Häuser einstürzen?‘ (Seite 227)

    Ein Cellist beobachtet eines Nachmittags aus dem Fenster eine Menschenschlange, die nach Brot ansteht. Sekunden später sind 22 dieser Menschen in Folge eines Mörsergranateneinschlags tot: Freunde, Nachbarn, Fremde.

    Vierundzwanzig Stunden nach dem Anschlag setzt sich der Cellist, der in Friedenszeiten der erste Cellist des Philharmonischen Orchesters von Sarajevo war, in den Krater der Granate und spielt Albinonis Adagio - 22 Tage lang, täglich um 16 Uhr, um der Toten zu gedenken.

    Steven Galloway erzählt in ‚Der Cellist von Sarajevo‘ von der Belagerung Sarajevos, wobei es sich um eine Geschichte handelt, die teilweise auf einer wahren Begebenheit beruhrt, jedoch nicht den historisch genauen zeitlichen Ablauf der Belagerung wiedergibt, denn der Autor hat Geschehnisse aus drei Jahren in einem einzigen Monat untergebracht. Nichtsdestotrotz hat es den Cellisten, der in Galloways Roman namenlos bleibt, und den Mörsergranatenanschlag auf die Menschengruppe tatsächlich gegeben: Am 27. Mai 1992 starben dabei 22 Menschen und mindestens 70 wurden verletzt, und der Cellist Vedran Smailović spielte zu Ehren der Toten an den nächsten 22 Tagen Albinonis Adagio in g-Moll.

    Ich muss zugeben, dass ich den Einstieg ins Buch eher wirr und zu bemüht fand. Ich habe mich daraufhin auf eine wenig fesselnde Lektüre eingestellt, wurde jedoch schnell positiv überrascht. Im Verlauf zeigte sich bald, dass lediglich das erste Kapitel (‚Der Cellist‘) wenig gelungen war, dass der Roman spannend und bewegend wurde, sobald weitere Protagonisten vorgestellt wurden: Strijela, eine Heckenschützin, die nur auf Soldaten und nicht auf Zivilisten schießt, Kenan, der sich alle paar Tage auf den gefährlichen Weg durch die belagerte Stadt macht, um Wasser für sich, seine Familie und seine alte, grantige Nachbarin zu holen, Dragan, der in einer Bäckerei arbeitet und sich an ein Sarajevo erinnert, das es nicht mehr gibt, das er aber auch nicht aufgeben kann.

    Durch die Einführung der lebendig gezeichneten Protagonisten Strijela, Kenan und Dragan gibt Galloway dem Krieg ein Gesicht und zeigt zudem, wie schnell ein Leben im Frieden zu einem Leben im Krieg werden kann, wie Normalität und Alltag von einem Tag auf den nächsten enden können. Mir haben diese Beschreibungen des Vorher und des Nachher gut gefallen und mich sehr bewegt. Und letztendlich ist der anfänglich so mühsame Roman zu einer Lektüre geworden, die ich kaum weglegen konnte und wollte.

    Am Ende seines Romans bietet der Autor noch Einblicke in die Realität, spricht von der fast vierjährigen Belagerung Sarajevos, von mindestens 10.000 Toten und weiteren 56.000 Verwundeten, von 329 Granaten, die durchschnittlich jeden Tag in die Stadt einschlugen, und von 10.000 zerstörten bzw. 100.000 beschädigten Wohnungen.

    Zusammen mit der bewegenden Geschichte, die sich ohne Weiteres genauso zugetragen haben könnte, veranschaulichen diese Zahlen, was sich vor gar nicht so langer Zeit ganz in unserer Nähe zugetragen hat. Denn Sarajevo ist viel näher, als man denkt: Von Berlin aus ist man mit dem Auto schneller in Sarajevo als in Barcelona, und eine Autofahrt nach Rom, in die Provence oder die Bretagne würde genauso lang dauern wie eine nach Sarajevo, auch wenn einem all diese Orte wahrscheinlich viel näher vorkommen als die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas.
  3. Cover des Buches Das Kartell (ISBN: 9783426308547)
    Don Winslow

    Das Kartell

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2015 unter dem Titel „The Cartel“. Es ist der zweite Band der berühmten Kartell-Saga des Autors. Erzählt wird der jahrzehntelange Kampf des amerikanischen Drogenfahnders Art Keller gegen die mexikanische Drogenmafia, der für Keller zu einer persönlichen Obsession wird, insbesondere wenn es um das Kartell seines ehemaligen Freundes Adán Barrera geht. Gegenüber dem Vorgängerband sind die Kartelle noch mächtiger geworden. Verbunden damit ist eine Zunahme der Brutalität, qualitativ und quantitativ. Die Bosse halten sich nicht mehr nur ein paar Schläger- und Mördertrupps, sondern regelrechte Armeen, nicht selten zusammengesetzt aus ausgebildeten Ex-Soldaten, die der höheren Bezahlung wegen die Seiten gewechselt haben. Alle bekämpfen irgendwie alle, Bündnisse werden geschmiedet, um sie bald zu brechen und die Polizeibehörden des Landes stehen jeweils auch in Lohn und Brot eines der Konkurrenten. Das alles ist möglich, weil der Drogenhandel so unglaublich hohe Gewinne abwirft, dass er alle anderen Geschäfte, selbst die Prostitution, in den Schatten stellt.

    Zu Beginn enthält der Roman einige Ungereimtheiten. So heißt Adáns im ersten Band verstorbener Bruder plötzlich Ramón statt Raúl. Außerdem wartet Adán zu Beginn dieses Bandes noch auf seinen Prozess, obwohl er doch im letzten Band schon verurteilt wurde: 12 Mal lebenslänglich. In diesem Band ist er kurz nach seinen Aussagen plötzlich auch zu 22 Jahren verurteilt, offenbar ohne Prozess. Zudem taucht plötzlich eine Schwester Elena von Adán Barrera auf, die im ersten Band überhaupt nicht erwähnt wird. Diese Schlampereien ziehen sich leider ein bisschen durch. So heißt ein Konkurrent Barreras, der im ersten Band noch Güero Méndez hießt plötzlich Güero Palma (Droemer Tb, November 2021, S. 275)

    Die Machtverhältnisse zwischen den Akteuren ändern sich öfters mal ein bisschen zu schnell und unmotiviert, um noch logisch zu sein. Das ist schade, weil es Winslow ansonsten sehr gekonnt versteht, raffinierte Intrigen fehlerfrei und spannend zu inszenieren. Zwischendurch geht jedoch auch immer wieder ein Teil der Spannung verloren, wenn sich die Geschichte in der Aufzählung von Morden erschöpft. Das ist zwar schockierend, aber irgendwann nicht mehr spannend. Es kam mir manchmal so vor, als wollte Winslow die Anzahl der Morde und die Brutalität in der Sprache auf einen Höhepunkt treiben. Ein Beispielsatz: „Köpfe und Gliedmaßen vermischen sich in seiner Stadt mit allem dem anderen Unrat, und in den Slums laufen die Straßenköter mit blutigen Lefzen und schuldbewussten Blicken umher.“ (ebd., S. 620)

    Vielleicht tue ich dem Autor aber auch insofern unrecht, als die Brutalität schlicht und einfach der Wirklichkeitsnähe geschuldet ist, denn dass Winslow einen erheblichen Rechercheaufwand betrieben hat, ist dem Werk anzumerken. Das betrifft nicht nur die Namen der Kartelle, die allesamt der Realität entnommen sind, sondern zeigt sich auch in einzelnen Kapiteln, denen öfters kaum veränderte reale Geschehnisse zugrunde liegen.

    Dieser Roman ist bestimmt kein schlechter, die Freunde bluttriefender Seiten werden ihn vielleicht sogar lieben, aber aus meinem Blickwinkel kommt er nicht an die Raffinesse und Spannung des Vorgängers heran. Drei Sterne.

  4. Cover des Buches Breaking Bad (ISBN: 9783862653621)
    Ensley F. Guffey

    Breaking Bad

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Der Episodenguide zur allgemein abgefeierten Serie "Breaking bad". Man erfährt Erklärungen zu Fragen, welche Songs werden in der Serie gespielt und welche Aussage treffen diese, welche Metaphern und Symbole werden verwendet und wie sind diese zu deuten, welche Kameraeinstellungen wurden gewählt usw. Bei der Lektüre ist bei mir das "Breaking-bad-Fieber" wieder ausgebrochen, insgesamt ist das Ganze ein gelungener Nachschlag zu der besten Fernsehserie der Welt.
  5. Cover des Buches Desperados (ISBN: 9783250103127)
    Joseph O'Connor

    Desperados

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Frank und Eleanor Little sind nach Nicaragua gereist, um die Leiche ihres Sohnes zu identifizieren und nach Hause zu überführen.  Sohn Johnny kämpfte im Kampf zwischen Sandinistas und Contras in Nicaragua, um der Revolution zum Erfolg zu verhelfen. Aber Frank und Eleanor stellen nur fest, daß es im sozialistischen Managua stundenlang kein gelbes Wasser gibt und jeder Fahrstuhl 2-3mal steckenbleibt. Nichts funktioniert in dem "Scheißland" (Frank), und als die Leiche nicht ihr Sohn ist, fahren sie ins Kriegsgebiet, um ihren Sohn zu suchen.  Das Buch bietet eine tolle Abrechnung mit dem sozialistischen Nicaragua und ist, auch was die Personen betrifft, sehr treffend formuliert.
  6. Cover des Buches Gefangene der Festung (ISBN: 9788868393922)
    Rolf Hentzschel

    Gefangene der Festung

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Waschbaerin

    Der Autor Rolf Netzschel versetzt uns in dem Roman "Gefangene der Festung" in eine längst untergegangene Zeit vor und während des 1. Weltkrieges. Dies gelingt ihm jedoch so plastisch, dass ich mich als Leserin mitten in dem Geschehen wähnte. 

    Ort der Handlung ist das abgeschieden Dorf Palera in Österreich, nahe der italienischen Grenze. Die Bevölkerung des kleinen Ortes lebt in großer Armut. Die nächstgelegene Stadt besucht man nur zu besonderen Gelegenheiten. Viel zu beschwerlich ist der Weg dorthin. Doch ganz plötzlich soll sich das ändern. 

    Ein Auto quält sich über den unwegsamen Weg hoch in die Berge nach Palera. Schnell geht die Kunde durchs Dorf, dass eine richtige Straße ins Tal gebaut werden soll. Die Menschen habe schon den kommenden Wohlstand vor Augen, glauben sie doch, der Bau der Straße gälte ihrem persönlichen Wohl. Doch der Straßenbau ist erst der Anfang. Weiter oben wird die Festung "Martinella" errichtet. Die Verantwortlichen haben ganz andere Pläne. Der erste Weltkrieg wird vorbereitet und die Menschen träumen noch immer vom Wohlstand und einem guten Leben. 

    Diese Beschreibung erinnerte mich an den Bau der Hunsrückhöhenstraße quer durch den Hunsrück. Auch dort freuten sich die Menschen in den armen und abgelegenen Dörfern darüber, endlich mit Koblenz und anderen Städten verbunden zu sein. Doch der Bau der Hunsrückhöhenstraße diente dem Hitler-Regime nur dazu, in dem geplanten Feldzug gegen Frankreich die notwendigen Gerätschaften schnellstens in westliche Richtung zu verlegen. Auch da täuschte man die Bevölkerung über die wahren Absichten.

    Durch den Bau des Forts "Martinella" kommen die Geschäftstüchtigen des Ortes tatsächlich zu einem bescheidenen Wohlstand. Wir lesen von Betrug und Gier - heimlich wird ohne Gewissensbisse wichtiges Baumaterial unter der Hand verhökert obwohl man weiß, dass dadurch die ganze Statik nicht mehr stimmig ist. In der Dorfwirtschaft sitzen von nun an nicht mehr nur Einheimische, sondern auch Ingenieure, Bauleiter und Bauarbeiter. Letztere, sie sprechen nicht mal die Sprache, hoffen ebenfalls in diesem Gebiet ihr Glück zu machen und genügend Geld für ein bescheidenes Leben zu Hause zu verdienen. Es gab schon immer Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen ihre angestammte Heimat verlassen mussten um das Überleben der Familie zu sicheren. 

    Irgendwann bricht der erste Weltkrieg auch über das kleine Dorf herein. Österreicher und Italiener stehen sich gegenüber, beschießen sich und ihre Festungen gegenseitig. Ein sinnloser und todbringender Weltkrieg bricht über die Bevölkerung herein. 

    Wer sich mit dem ersten Weltkrieg auch nur etwas auskennt weiß, welch harte Kämpfe sich in diesem Gebiet zwischen Österreich und Italien abspielten. All das wird von dem Autor aufgegriffen und dem Leser bildhaft vermittelt. Wie immer waren es die einfachen Soldaten, auf deren Rücken auch hier der Krieg ausgetragen wurde. 

    Es erweist sich bei den Kämpfen, dass das Fort Martinella äußerst stabil gebaut wurde. Und doch, ein Treffer führt zum Einsturz einer Decke und bringt die Lösung von Geheimnissen ans Tageslicht.  

    Erst viel später, der Krieg ist schon lagen vorbei, das ganze Gebiet gehört inzwischen zu Italien, kommen die ehemaligen Ingenieure und Bauherren wieder an den Ort ihres früheren Wirkens zurück, ihr ehemaliges Fort Martinella, das nur noch eine sinnlose Ruine ist, zu besichtigen und sich zu erinnern. 

    Das Buch ist ein fiktiver Roman und das Fort Martinella gab es in der Realität nie. Jedoch, genau so könnte es sich in Südtirol abgespielt haben. Am Ende des Buches gibt es ein Personenregister als auch eine Zeittafel, die beim Lesen sehr hilfreich sind.  Die beigefügte Landkarte erleichterte mir die örtliche Orientierung. Sollte ich jemals an den Gardasee kommen, werde ich ganz sicher dieses Buch bei mir haben und einen Abstecher in die Berge machen.  Wenn auch das Fort "Martinella" der Fantasie des Autors ensprang, so gibt es dort auch heute noch überall Relikte des ersten Weltkrieges, als auch andere Forts, die von den Kämpfen des ersten Weltkrieges Zeugnis ablegen. 

    Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung für dieses Buch, das mehr ist und nicht nur der Unterhaltung dient.



  7. Cover des Buches Damals, die Liebe (ISBN: 9783423207294)
    Jonathan Hull

    Damals, die Liebe

     (11)
    Aktuelle Rezension von: Uyulala
    Mir hat das Buch recht gut gefallen, auch wenn es für mich nichts außergewöhnliches war. Es war einfach eine nette Geschichte, die man gut mal zwischendurch oder im Urlaub lesen kann.
  8. Cover des Buches Die Abenteuer des jungen Indiana Jones: Felder des Todes (ISBN: B00HPGHUSW)
    unbekannt

    Die Abenteuer des jungen Indiana Jones: Felder des Todes

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    September 1916, in Nordostfrankreich im Bereich der Stadt Verdun tobt der Erste Weltkrieg, und so recht weiß keiner, wie es überhaupt zu so einem Fiasko wie dem "Krieg aller Kriege" kommen konnte. Moderne Waffensysteme ermöglichen schnelleres Abschlachten als zuvor, und die abgehobenen französichen Generäle befehlen Sturmangriffe, während sie lecker Froschschenkel futtern. Der junge Indiana ist ein Motorradkurier hinter den französischen Stellungen und sprachlos wegen dem sinnlosen Sterben. Man bräuchte einen deutsch verstehenden Spion, der nachts die feindlichen Unterhaltugen belauscht....Der Kreigsalltag wird gut geschildert ebenso wie die Verzweiflung der Betroffenen (sofern sie nicht Generäle sind).
  9. Cover des Buches Fanny Holzbein (ISBN: 9783550086052)
    Kurt Bartsch

    Fanny Holzbein

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Viv29
    "Fanny Holzbein" lockt schon durch den ungewöhnlichen Titel und es bleibt auch ein ungewöhnliches Buch. Wir begleiten die zu Beginn 13jährige Fanny während der letzten Kriegsmonate im umkämpften Berlin und dann durch die erste Nachkriegszeit. Das Thema gibt es oft, hier aber ist es auf besondere Weise umgesetzt. Eine große Stärke des Buches ist der wundervolle Umgang mit Sprache. Es sind so viele ganz herrliche bildschöne Sätze hier enthalten. Sätze, die einem ans Herz gehen, die in ihrer poetischen Art die ganze Tragik der Zeit und der Charaktere auf unvergleichliche Weise einfangen. Das meiste Geschehen wird dagegen auf lakonische Weise berichtet, so daß die eingesprenkelten poetischen Satzperlen noch mehr auffallen. Sie sind sparsam genug eingesetzt, um stark zu wirken. Alleine für die Sprache lohnt sich das Buch schon. Hier kann ein Autor wirklich mit Worten umgehen!

    Auch die Charaktere haben was ganz Eigenes. Fanny und ihre Freundin Charlotte sind zwar gerade erst 13, wirken aber viel älter und abgeklärter. Das ist nachvollziehbar angesichts des Lebens, das sie führen, ohne elterliche Wärme (aus verschiedenen Gründen), inmitten von Bomben, Granaten und Tod, mit dem Damoklesschwert der Eroberung und den Grausamkeiten russischer Soldaten über sich. (Nur zum Ende hin spricht Fanny viel zu philosophisch-weise für ihr Alter und ihre Persönlichkeit). Die wenigen Nebencharaktere sind ebenfalls originell und haben fast alle ihre sehr eigene Persönlichkeit. Es ist schon beeindruckend, wie viel hier auf weniger als 230 Seiten untergebracht wurde - die Geschichte ist so reichhaltig und persönlich, daß man (im positiven Sinne) das Gefühl eines viel längeren Buches hat.

    Eine Schwachstelle des Buches ist allerdings die ständige Lüsternheit. Wo es zur Geschichte paßt, ist es angebracht, daß auch diese jungen Leute, die ständig mit dem Tod rechnen möchten, alles auskosten wollen und die bis dahin herrschende Moral nichts mehr zählt. Aber hier wird wirklich bei jeder Gelegenheit erwähnt, wenn jemand nackt ist - und es ist überraschend, bei wie vielen Gelegenheiten dies der Fall ist. Es wirkt, als ob der Autor möglichst oft Nacktheit erwähnen wollte, was zu der Geschichte nichts beiträgt und ziemlich schnell langweilt. Auch wird ziemlich viel an anderen oder sich selbst intim herumberührt - wieder meistens ohne Relevanz für die Geschichte. Daß Fannys Freundin Charlotte dann bei jeder Gelegenheit ihr "schönes schlankes Bein" herzeigt, um irgendeinen Vorteil zu erlangen, ist zwar nachvollziehbar, aber bei der dritten Wiederholung einer solchen Szene wirkt es etwas abgedroschen. Da hat es der Autor mit dem ganzen Thema doch etwas übertrieben und dadurch die Geschichte an manchen Stellen etwas geschwächt.

    Trotzdem tut dies dem Gesamteindruck keinen Abbruch, es sind allenfalls kleine ennervierende Lesemomente im großen Lesegenuß. Zum Ende hin wird die Geschichte zunehmend unrealistisch, dies aber eher im Sinne eines Märchens und durchaus absichtlich (der Tod ist in diesem Buch zum Beispiel ein gut gekleideter vornehmer Herr mit ausgesucht guten Manieren). Diese Verflechtung mit den nur allzu realistischen Abschnitten über Bombenangriffe, Nachkriegsnot, Fannys Trauer beim Tode ihrer Mutter (dieser Teil geht besonders zu Herzen!) ist gelungen und wirkt passend, trägt auch dazu bei, daß sich dieses Buch positiv abhebt.

    Eine unbedingte Leseempfehlung!
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