Bücher mit dem Tag "bettlerin"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "bettlerin" gekennzeichnet haben.

4 Bücher

  1. Cover des Buches Der Schatten (ISBN: 9783442719037)
    Melanie Raabe

    Der Schatten

    (329)
    Aktuelle Rezension von: KarenAydin

    Worum geht es?

    Die Journalistin Norah zieht von Berlin nach Wien. Dort begegnet sie auf der Straße einer seltsamen älteren Obdachlosen, die ihr voraussagt: „Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ An dem Tag, an dem sich ihre Freundin Valerie einst das Leben genommen hat. Norah kennt aber keinen Arthur Grimm. Oder doch? Seit diesem Zeitpunkt findet sie ständig Spuren, die auf ihn hindeuten. Warum sollte sie ihn töten wollen?

     

    Kritik

    So, der nächste Raabe. Unabhängig von der ungewöhnlichen Ausgangssituation, bei der eben noch kein Mord passiert ist, sondern man darauf wartet, welche Umstände dazu führen, dass die Protagonistin einen solchen begehen wird, sind mir zwei Aspekte aufgefallen, die mir sehr gut gefallen haben: zum einen die Atmosphäre, das kalte klamme abweisende Wien und zum anderen Norah. Sie ist eine ehemalige Drogenabhängige, raucht ständig, handelt unüberlegt und erratisch, ist introvertiert, hat Probleme Bindungen einzugehen und ist auch insgesamt kein Sonnenschein. Norah ist absolut stimmig gezeichnet. Das Wien, das im Buch die Kulisse bildet, ist das Wien so wie es Norah erlebt. Eine ungewöhnliche Protagonistin zu schaffen ist eine mutige Entscheidung der Autorin, da viele Leserinnen sich eine integre Identifikationsfigur wünschen.

    "Jeder ist in der Lage, einen anderen Menschen zu töten, wenn er nur einen guten Grund dazu hat. Jeder. Auch du." S. 84

    Die Handlung: Zu einem gewissen Zeitpunkt in der Geschichte hatte ich eine Ahnung, worauf das ganze hinauslaufen würde, nicht exakt, aber doch so grob von der Grundidee. Daher hat mich der Plottwist nicht ganz so kalt erwischt. Das macht aber überhaupt nichts. Ich finde die Idee grandios und ungewöhnlich und sie ist genau an der Grenze zu dem, was gerade noch irgendwie denkbar wäre, aber eigentlich nicht sein kann.

    Raabe widmet sich interessanten Themen, Kunst, Obsession, Suizid, Schuld, Cluster B- Persönlichkeitsstörungen und einigen mehr. Das gibt dem Buch neben der Handlung noch einige Tiefe.

    Der Schreibstil ist makellos. Das war mir ja schon in den vergangenen zwei Büchern von Raabe aufgefallen. Sie schreibt absolut überzeugend, hat einen sehr guten Stil, der einen leichtfüßig durch die Handlung trägt, ohne dass er irgendwie banal oder simpel ist.

    Ist das Buch also perfekt? Für mich nicht ganz. Wieder hat die Autorin etwas gemacht, was mir schon im letzten Thriller aufgefallen ist: nach der sehr guten Auflösung folgt ein süßliches Ende, das ganz hart am Kitsch vorbeischrammt. Merkwürdig, weil dies so gar nicht zum Rest passt. Das ist, als würde man in einer Pizzeria mit Freunden sitzen, das letzte Stück Pizza essen und da sind auf einem Stück plötzlich Maraschino-Kirschen drauf. Man kann sie irgendwie nicht ausspucken und muss sie schlucken, aber der Geschmack bleibt, auch wenn die Pizza eigentlich genial war.

    Also, insgesamt ist es ein Thriller für alle, die gern diese atmosphärischen Psychothriller mögen, die sich gern auf ungewöhnliche Charaktere einlassen und die eine enorme Neugier besitzen, was sich hinter einem Rätsel verbirgt. Für alle diejenigen, die auf Spannung aus sind, bei denen alle paar Seiten „etwas passieren“ muss, die gern konfliktgeladene Dialoge mögen und deren Buchseiten auch mal ein paar Leichen zieren können, ist es eher nichts.

     

     

     

  2. Cover des Buches Einen Herbst und einen Winter lang (ISBN: 9782496714296)
    Margit Steinborn

    Einen Herbst und einen Winter lang

    (47)
    Aktuelle Rezension von: Michael_Gray

    Isa wächst mit ihrem jüngeren Bruder, in Berlin des Jahres 1908 in bitterer Armut auf, Ihr Vater verlor bei einem Arbeitsunfall seinen Arm und kann die Familie nicht mehr ernähren, nach Streitigkeiten mit seiner Frau geht er eines Tages und kommt nicht mehr zurück. Ihre Mutter hat 2 Jobs ist todmüde und ausgelaugt, dennoch langt es nicht zum Leben. Isas kleine Schwester starb wegen den schlimmen Umstände an Hunger und Kälte. Um nicht auch eines Tages zu verhungern geht sie mit ihrem kleinen Brüder betteln und hat deswegen keine Zeit für die Schule. Im Nachbarsjungen Viktor hat sie einen Beschützer der ihr hilft so gut er kann. Im krassen Gegensatz dazu wächst Henning in einer unfassbar reichen Unternehmerfamilie auf. Er hat alles was Isa nicht hat und dennoch ist er todunglücklich. Seine Eltern sind geschieden, seine geliebt Mutter hat er seit Jahren nicht gesehen und mit der neuen Frau seines Vaters kommt er nicht so gut zurecht. Das Verhältnis zu seinem Vater ist sehr schlecht, sogar Schläge bekommt er von ihm. Mit seinem älteren  Bruder Roman ist es zwar nicht ganz so schlimm, dennoch hat er nur mit dem Diener Hans einen Freund der zu ihm hält. Durch einen Unfall begegnen sich Isa und Henning. Doch nur das eine Mal, dann sehen sie sich jahrelang nicht mehr. Doch beide müssen immer wieder an den anderen denken.---------Was für eine grandiose tolle Geschichte die mit diesem Buch nicht zu Ende geht .Eine wunderbar toll geschriebene Geschichte!  Ich bin sehr begeistert und will unbedingt Wissen wie es weiter geht.

  3. Cover des Buches Fürstin der Bettler (ISBN: 9783751710275)
    Peter Dempf

    Fürstin der Bettler

    (46)
    Aktuelle Rezension von: Mani13

    Gern habe ich Fürstin der Bettler gelesen. Zum einen mag ich historische Romane, zum anderen berühren mich seither Geschichten von Heimatlosen und Bettlern. Peter Dempf hat einen sehr angenehmen Erzählstil. Nicht kitschig, aber dennoch emotionsgeladen. Ein gelungener Spannungsbogen, der es einem schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Ich für meinen Teil kann den Roman nur empfehlen.

  4. Cover des Buches Ein fesches Dirndl (ISBN: 9783839223635)
    Zdenka Becker

    Ein fesches Dirndl

    (21)
    Aktuelle Rezension von: awogfli
    Dieses Werk ist ein Zeitgeistroman über Integration. Jetzt habe ich so überhaupt keine Probleme mit Zeitgeist, wenn sich dahinter viel Tiefe verbirgt, wenn aber nur ein bisschen auf modern und moderat an der Oberfläche gekratzt wird, langweile ich mich sehr schnell.

    Wie die Autorin selbst in vielen Interviews anführt, hat die Geschichte autobiografische Züge.

    Die Protagonistin Bea verliebt sich Hals über Kopf noch zu kommunistischen Zeiten in einen Österreicher, heiratet ziemlich schnell und zieht von Bratislava nach Wien. Die Anfangszeit ist hart, denn Zdenka Becker kommt schnell auf den Knackpunkt jeder Integrationsgeschichte: die Sprache. Bea hat einige Schwierigkeiten in der neuen Umgebung, aber sie will sich unbedingt integrieren. Wie eine Verrückte paukt sie manisch diese Sprache, die ihr anfangs so fremd ist. Gleichzeitig hat sie riesengroßes Heimweh, kein Heimweh nach Bratislava, sondern danach, ihre Muttersprache zu sprechen. Der böhmische Markt in Wien ist dabei eine kleine Hilfe, aber Tschechisch ist eben auch nicht ihre Muttersprache und Heimat, es wirkt nur wie ein Placebo.

    Nach Hause kann Bea nicht so einfach. Erstens, weil der eiserne Vorhang diese sehr kurze, nicht mal einstündige Reise (80 Kilometer) von Bratislava nach Wien schwierig macht und weil sich ihre Familie zweitens extrem schäbig verhält. Alle fordern gierig Geschenke, die sich Bea einfach nicht leisten kann, da ihr Mann noch studiert und das Paar mittellos ist. Sogar ihre Eltern und die Schwester wollen nicht verstehen, dass Bea die Konsumgüter, die sie fordern, selbst nicht besitzt und sie ihnen nicht aus Geiz vorenthält. In dieser Situation verliert die Protagonistin ein zweites Mal ihre Heimat.

    Witzig ist auch das Bonmot, dass bei der Einbürgerung in Österreich früher alle Tschechoslowaken zuallererst amtlich von allen Hatscheks im Namen befreit wurden. Wahrscheinlich deshalb, weil es diese einfach nicht auf der österreichischen Schreibmaschinentastatur gab.

    Nach und nach überwindet Bea alle Probleme und lebt sich in Wien ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hat mir die Story sehr gut gefallen, gibt aber vom fehlenden Dramafaktor durch die relativ friktionsfreie Eingliederung in die Gesellschaft, nur genug Stoff für eine Kurzgeschichte her.

    Dann vollzieht die Handlung eine totale Vollbremsung und beginnt in einer Schleife von vorne, da Bea nach Niederösterreich aufs Land zieht und keinen Dialekt spricht. Hier wird erneut der Faktor Sprache bemüht und ich muss leider anmerken, dass hier etwas zu stark klischeehaft konstruiert wird, wie Leuten, die nur Hochdeutsch sprechen, in der Provinz begegnet wird. Abgesehen davon ist die redundante Handlung, auch wenn sie realiter genau so passiert ist, einfach nur langweilig.

    Da das beschauliche Landleben und dessen Dramafaktor für eine weitere Romanhandlung nur bedingt tauglich ist, wird ein neues Element eingeführt. Durch Beas Unterrichtstätigkeit – sie lehrt Deutsch als Fremdsprache – werden der eigenen Integrationsbiografie nun weitere nicht so gelungene fremde Lebensläufe gegenübergestellt. An sich erachte ich das als eine gute Idee, wenn die Ausführung nicht so an der Oberfläche schwimmen würde. Bea konstatiert, beschreibt und beurteilt aus der Ferne die Symptome eines Flüchtlingstraumas, fragt aber auch nie genau nach, was tatsächlich passiert ist. Flucht ist eben nicht Auswanderung, dieser riesengroße Unterschied wird durch den Plot nie herausgearbeitet, sondern beide einfach nur nebeneinandergestellt. Diese mangelnde Tiefe in der Integrationssicht hat mich am meisten geärgert.

    Symptomatisch dafür ist die Geschichte der Tschetschenin Maka, die in ihrer Heimat kein Kopftuch tragen musste, jetzt in Österreich aber schon. Man fragt sich als Leserin sofort: Warum? und natürlich wenn man sich mehr mit der Materie beschäftigt hat auch: Welches Kopftuch? Denn Kopftuch ist nicht Kopftuch. War es das politische, genannt Hijab oder nur eine Schaila? Oder sogar eine Al-Amira …? Tja, Bea fragt nie nach dem Warum, und deshalb bleibt uns auch der Roman all diese Antworten schuldig. Sehr undifferenziert, sehr oberflächlich, sehr ärgerlich.

    Fazit: Schade! Das Setting hatte viel Potenzial zu einem grandiosen Roman, scheitert aber an flacher Mittelmäßigkeit, Undifferenziertheit und Stereotypen. Nicht schlecht, aber auch nicht gut, diese Geschichte. In Niederösterreich würde man sagen: „Ned Fisch, ned Fleisch.“

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks