Bücher mit dem Tag "bibelkritik"

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6 Bücher

  1. Cover des Buches Das Spinoza-Problem (ISBN: 9783442748778)
    Irvin D. Yalom

    Das Spinoza-Problem

     (58)
    Aktuelle Rezension von: Vera-Seidl

    "Als er schließlich von Franco keine Spur mehr erkennen konnte, trat Bento langsam von der Anlegestelle zurück und begab sich wieder in die Arme der Einsamkeit."

     

    Beiden Hauptfiguren, Bento de Espinosa und Alfred Rosenberg gesellt Irven D. Yalom einen fiktiven Freund hinzu, um die Charaktere der beiden Einzelgänger transparent werden zu lassen. 

     

    Genannter Franco stammt wie Spinozas Vorfahren aus Portugal. Wie viele andere Juden war seine Familie zum Katholizismus konvertiert. In Amsterdam hat er Schwierigkeiten mit dem Judentum und dessen dogmatischen Gesetzen. "Franco schloss die Augen. 'Ich dachte: Was ist der Unterschied zwischen diesem Spektakel und dem Spektakel - nein, ich will es geradeheraus sagen - und dem Unsinn, der während der katholischen Messe stattfand, die wir Neuchristen besuchen mussten.'"

     

    Der junge Spinoza erläutert ihm seine Ansichten. Die Thora, die Bibel sei von Menschen geschrieben, nach Mose gab es laut der Schrift keine Propheten mehr, der Mensch sei nicht nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, es gebe keine Wunder und kein Leben nach dem Tod. 

     

    Gott und die Natur seien identisch, Gott also immanent. Er sei eine ewige Substanz, deren Eigenschaften konstant blieben. "Unter Substanz verstehe ich das, was in sich ist und durch sich begriffen wird, das heißt das, dessen Begriff, um gebildet werden zu können, den Begriff eines anderen Dinges nicht bedarf." (Die Ethik nach geometrischer Methode dargestellt)

     

    Als Religionslehrerin hatte ich mit Spinozas rationalen Ansichten ganz schön zu kämpfen. Aber gerade deshalb hat mir der Roman "Das Spinoza-Problem" so gut gefallen. 

    Natürlich war eine Aufklärung im 17. Jahrhundert und danach dringend notwendig war. Aber wie Franko am Ende feststellt, war Spinoza nicht so leidenschaftslos, wie gern wollte. 

     

    Im 21. Jahrhundert muss ich sagen, dass es mir gleich-gültig ist, ob Gott immanent oder transzendent ist. Wunder gibt es für die, die daran glauben. "Der Glaube versetzt Berge", sagt ein Sprichwort. Medizinisch könnte man auch vom Placebo-Effekt sprechen. Was das Leben nach dem Tod betrifft, gefällt mir immer noch Theodor Fontanes Gedicht "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland" am besten, in welchem auf dem Grab des Herrn ein Birnbaum wächst und den Vorübergehenden Birnen spendet, wie es der Lebende getan hatte. 

     

    Bei Franciskus van den Enden lernt Spinoza nach dem Hebräischen die alten Sprachen und deren Sprecher kennen. Besonders dankbar bin ich Yalom, dass er mich an Epikur erinnerte. "Für Epikur war ataraxia das einzig wahre Glück. Und wie erreichen wir es? Weder durch Platons Harmonie der Seele noch durch Aristoteles' Erlangen von Vernunft, sondern schlicht durch das Ausschalten von Sorge und Furcht." Die größte Angst sei die vor dem Tod. Epikurs Rezept dagegen: "Wo Leben ist, ist kein Tod, und wo Tod ist, ist kein Leben."

     

    "Die Arme der Einsamkeit" wählte sich Spinoza selbst, so Yalom. Er wusste, welche Folge die Verbreitung seiner Ansichten haben würde. Am 27. Juli 1656 wurde er von der Amsterdamer portugiesischen Synagoge mit dem Bann, Cherem ausgeschlossen.

     

    Nur zu Franko hat er in großen Abständen Kontakt, ein Überbleibsel an Heimat und Geborgenheit. Aber auch das verliert er am Ende, als Franco, der jetzt Rabbiner ist, in die Neue Welt aufbricht, um dort das Judentum zu verändern.

     

    Für Spinoza gibt es zwei Arten von Gemeinschaft, die "die sich aneinanderschmiegen, um einander zu wärmen und sich sicher zu fühlen, und den Menschen, denen eine aufgeklärte, freudige Sicht auf die Natur oder Gott gemeinsam ist."

    Um Letzteres zu erreichen, müsse er seine "eigene Identität abwerfen, das heißt meine Bindung an mich selbst - und alles vom absolut Adäquaten und der wahren Perspektive aus betrachten."

     

    "Was geschehen ist, ist, dass ich keinen Bedarf mehr an ihren Diensten habe, Herr Oberleutnant Pfister. Kehren Sie augenblicklich auf Ihren Posten nach Berlin zurück."

     

    Das sind die letzten Worte, die Alfred Rosenberg an seinen Freund, den Psychiater Friedrich Pfister richtet, nachdem er kurz zuvor von Hitler endlich die Anerkennung erhalten hat, nach der er sich sehnte.

     

    Auch Alfred Rosenberg ist ein Einzelgänger. Aber er hat dieses Schicksal nicht selbst gewählt, so Yalom in Übereinstimmung mit seiner Figur Friedrich Pfister. Seine Mutter starb zwei Monate nach seiner Geburt, sein Vater war krank und verschied, als Alfred elf Jahre alt war. Fortan waren es zwei Tanten, die sich um den Jungen kümmerten.

     

    Schuldgefühle am Tod der Mutter werden angesprochen und noch mehr die Suche nach einem Ersatzvater. Die Gefühle der Minderwertigkeit und Schuld werden auf die Juden und Bolschewisten übertragen. Im Autor Housten Stewart Chamberlein findet Rosenberg einen Vater, den er verehren kann.

     

    Nachdem er Russland und dem Baltikum den Rücken gekehrt hat, wird Dietrich Eckart, der Chefredakteur des Völkischen Beobachters zu seinem Mentor. Ihm folgt Adolf Hitler, der ihm einen Schreibtisch schenkt und später, nach dem gescheiterten Putsch am 9. November 1923, die Führung der NSADAP überträgt.

     

    Immer wieder lässt er sich von Hitler ködern, aber in den "inneren Zirkel" gelangt er erst, als er nach dem Krieg mit 21 anderen Größen der Nazi-Zeit auf der Anklagebank sitzt. Aber im Gegensatz zu ihnen widerrief Rosenberg niemals.

     

    Die erste Beschäftigung mit Spinoza wird vom Direktor und dem Deutschlehrer der Petri-Realschule in Reval erzwungen. Aber "Das Spinoza-Problem" lässt Rosenberg nicht mehr los, bis es ihn schließlich ins Spinoza-Museum nach Rijnsburg führt. Der ERR (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg) räumt dann das Museum, ohne die beiden Jüdinnen im Spitzboden des Hauses zu bemerken. 

     

    "Der ERR hatte ein seltsames Interesse an Spinoza. Der Mitarbeiter Rosenbergs, der Nazi, der die Bibliothek auf seinen Befehl hin plünderte, hinterließ in seinem offiziellen Bericht einen vielsagenden Satz: 'Auch diese Bibliotheken ... enthalten ausserordentlich wertvolle frühe Werke, die zur Erforschung des Spinozaproblems (sic!) von besonderer Bedeutung sind'", bekam Yalom beim Besuch des Museums zu hören. Die Inspiration für seinen Roman.

     

    Mir hat das Innenleben Spinozas in den Augen Frankos viel besser gefallen, als die psychoanalytischen Deutungen von Friedrich Pfister. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich nicht glaube, dass die Welt nicht nur aus Ursache und Wirkung besteht. Viele Physiker, angefangen bei Marie Curie, würden das bestätigen. 

     

    Für die Dramaturgie und noch mehr für das Verständnis von Spinozas Philosophie war die Geschichte Alfred Rosenbergs unerlässlich.

     

    Ich verneige mich vor Irven D. Yalom und bedanke mich herzlich.

     

    Vera Seidl

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  2. Cover des Buches Die verbotenen Evangelien - Apokryphe Schriften (ISBN: 9783865391469)
    Katharina Ceming

    Die verbotenen Evangelien - Apokryphe Schriften

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Man muss nicht unbedingt ein gläubiger Christ sein, um an diesem Buch Gefallen zu finden. Durch die Apokryphen wird deutlich, wie unstet das frühe Christentum war, und sie machen Lust darauf, mehr über die Kirchengeschichte zu erfahren. Gute, leicht lesbare Übersetzungen der Evangelien.
  3. Cover des Buches Lexikon der biblischen Irrtümer (ISBN: 9783784481241)
  4. Cover des Buches Die zehn größten Irrtümer des Neuen Testaments (ISBN: 9783828837119)
    Gernot Beger

    Die zehn größten Irrtümer des Neuen Testaments

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Peter_Domnik
    Ich habe das Buch nicht selbst gekauft, es ist mir geschenkt worden. Zum Glück, kann ich nur sagen, denn es ist lesenswert. Eine gelungene Kombination aus fundiert recherchiertem Sachbuch und amüsant geschriebener unterhaltsamer Lektüre.
  5. Cover des Buches Was mit Jesus wirklich geschah (ISBN: 9783871730337)
    Gerd Lüdemann

    Was mit Jesus wirklich geschah

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Munitiös anhand von Bibelstellen und Bibelauslegung gelingt es Gerd Lüdemann nachzuweisen, dass die Vorstellung von einer "Auferstehung" Jesu, also dem Ostererlebnis, das Ergebnis einer Vision war, die lediglich im Bereich des Psychologischen interpretiert werden muss. Sie ist - historisch gesehen - bei den Jüngern, sprich den Überlebenden Jesu, anzusiedeln und wurde erst später "hinzugedichtet". Sie war insoweit eine Form der Verarbeitung eines Traumas, nämlich des Verlustes des religiösen Führers. Und Lüdemann erklärt auch überzeugend, dass es für die christliche Lehre des Auferstehungsereignisses nicht bedarf, dass das Christentum auch ohne diese Erfahrung eine überzeugende Botschaft in sich trägt. -- Das Buch arbeitet sehr eng und zu gut zwei Dritteln mit Bibelzitaten; es ist insoweit für denjenigen hervorragend geeignet, der sich fachlich fundiert mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, nicht jedoch für den fachlichen Laien.
  6. Cover des Buches Moderne Bibel oder modernes Babel? (ISBN: 9783936850444)
    Michael Kotsch

    Moderne Bibel oder modernes Babel?

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Minni
    In "Moderne Bibel oder modernes Babel?" stellt Michael Kotsch einige Bibelübersetzung in Frage. Insbesondere untersucht der Autor die Übertragung "Der Junior Chef", die Volxbibel und die "Bibel in gerechter Sprache". Dem schließt sich ein kurzer Abriss über die Geschichte der Bibelübersetzungen an und ein kleiner Überblick über die deutschen Bibelübersetzungen. Wer Michael Kotsch kennt, der weiß, dass er etwas zu sagen hat, was auch der Grund war, weshalb ich dieses kleine Büchlein lesen wollte. Ich kenne den Autor von anderen Publikationen und Vorträgen als jemanden, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sehr klar Trends dieser Zeit erkennt und einzuordnen weiß.
    Über die Hälfte des Büchleins machen die Analysen von den oben erwähnten drei Bibelübersetzungen aus. Dabei gibt der Autor viele Hintergrundinformationen und praktische Beispiele. Den "Junior Chef" kannte ich bislang gar nicht, aber diesem Buches nach habe ich da anscheinend auch nichts verpasst. Gerade bei den anderen beiden Übersetzungen waren die Kapitel sehr interessant, weil beide doch recht bekannt und verbreitet sind. Diese Informationen helfen sehr, sich seine eigene Meinung zu bilden, obwohl der Autor sehr klar seinen Standpunkt deutlich macht.
    Die Geschichte der Bibelübersetzungen in den verschiedenen Ländern fand ich nur insoweit interessant, wie ich eine Beziehung zu den Ländern habe. Ich muss gestehen, dass ich kein sonderliches Interesse über slawische oder finno-urgische Bibeln aufbringen konnte.

    Insgesamt hat mich auch in diesem Buch Michael Kotsch nicht enttäuscht, doch was mich extrem enttäuscht hat, war das sehr schlechte Lektorat des Verlages - wenn es denn eines gab! Ich kann mich nicht erinnern, bereits andere Bücher dieses Verlages gelesen zu haben, daher weiß ich nicht, ob das ein "Ausrutscher" war. Eine solch schlechte Arbeit hat der Inhalt des Buches nicht verdient. In den Kapiteln häufen sich Fehler über Fehler, Namen werden wiederholt falsch geschrieben, Formatierungen passen nicht, Bibelstellen werden falsch angegeben. Zudem habe ich gerade gesehen, dass es sich bei meiner Ausgabe um eine "überarbeitete 2. Auflage" handelt. Lieber Verlag: Bitte macht so etwas nicht noch einmal!

    Inhaltlich habe ich es nicht bereut, das Buch gelesen zu haben, da es sehr interessant ist. Vermutlich hat es mittlerweile aber eh seine beste Zeit hinter sich, da die behandelten Bibelübersetzungen bereits schon vor längerer Zeit erschienen sind und die Diskussionen großteils nicht mehr aktuell sind. Die schlechte Verlags-Arbeit macht es mir nun sehr schwer, das Buch zu bewerten.

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